Wie wichtig eine Krebsversicherung sei, wollte die WDR-Sendung „Servicezeit“ ...
Newsletter 1 2010 dt.
1. Informationen für gutes Hören
Newsletter Juni 2010
IV-Revision
Die freie Wahl steht auf dem Spiel
Bekenntnis zum Wettbewerb
Preise und Leistungen vergleichen
Nachhaltige Alternative
Das Integrationsmodell
IV-Revision: Die freie Wahl
steht auf dem Spiel
Der Bundesrat will in Zukunft die Hilfsmittel der IV selber beschaffen. Das bedeutet für
Sie eine massive Einschränkung bei der Geräteauswahl und eine Bevormundung durch die
Bundesverwaltung. Konkret bedeutet das: Wer nicht im Staatssortiment einkauft, verliert
den Beitrag der Versicherung.
Es ist ein Grundsatz der Sozialversi- Staatseinkauf: freie Wahl timentes einkauft, verliert den Beitrag
cherungen in der Schweiz, dass Versi- aufgehoben der Versicherung und muss das gesam-
cherte selber entscheiden, was sie mit Nun soll dieser Grundsatz für staatlich te Gerät selber bezahlen. Dabei spielt
dem Betrag der Versicherung einkau- eingekaufte Hilfsmittel abgeschafft wer- keine Rolle, ob er das Gerät medizi-
fen. Sie haben die freie Wahl. Dieses den. Was vordergründig als durchaus nisch braucht oder einfach für seine Si-
Prinzip nennt man Austauschprinzip: gute Verankerung dieser Austauschbe- tuation als besser erachtet.
Der Versicherte darf das Geld der Ver- fugnis im Gesetz daherkommt, ent-
sicherung für das einsetzen, was seine puppt sich beim letzten Absatz des vor- Behinderung des Wettbewerbs
Bedürfnisse am besten erfüllt. Wenn geschlagenen Artikels (siehe Kasten) als Die Folge ist ein geringerer Wettbe-
das Hörgerät mehr kostet als der Bei- Lizenz, die freie Wahl des Hilfsmittels werb unter den Herstellern. Wer es mit
trag der Versicherung, dann zahlt er abzuschaffen. Die beabsichtigte Folge: seinem Produkt in das Staatssortiment
bloss die Differenz. Wer ein Gerät ausserhalb des Staatssor- geschafft hat, braucht sich um die Wei-
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2. hörenschweiz
Der Antrag im Wortlaut
terentwicklung seiner Produkte nicht
mehr zu kümmern. Er kann damit rech-
nen, dass die Versicherten auch dann Der Bundesrat schlägt einen neuen Art. 21bis
sein Produkt kaufen, wenn es nicht zu im Invalidenversicherungsgesetz (IVG)
einer optimalen Versorgung führt. Wenn vor. der dritte Absatz soll dabei folgen-
man daran denkt, dass die Gesetzes- dermassen lauten: «Werden Hilfsmittel
vorlage keinerlei Zusicherung für ein mittels Vergabeverfahren beschafft, so
grosses Sortiment enthält, erkennt man kann der Bundesrat die Austauschbefug-
die Tragweite dieses Vorschlags. Der nis auf die Hilfsmittel beschränken, die
IV-Revision: Wer zukünftig nicht Staatseinkauf macht das BSV zum Mo- von den Anbietern oder Anbieterinnen
im Staatssortiment einkauft, verliert nopolisten, der dann über die Aufhe- angeboten werden.» Zahlreiche Organi-
den Beitrag der Versicherung.
bung des Austauschprinzips den Versi- sationen setzen sich für eine Streichung
cherten auch noch vorschreiben kann, dieser Bestimmung ein. Zum Beispiel mit
dass sie bei ihm einkaufen müssen. der «Petition gegen Hilfsmittelmonopole»
(siehe S 3).
Unser Bekenntnis zu
Markt und Wettbewerb
n Transparente Leistungen: Wir legen unseren Kundinnen und Kunden beim
ersten Besuch dar, was sie von uns erwarten können: erstklassige Anpassung
durch eine bestens ausgebildete und geprüfte Fachperson, erfahrene Beratung bei
der Auswahl des Geräts und lebenslanger Service für das Hörsystem.
n Transparente Preise: In unseren Verkaufsstellen sind die Preise an den ausge-
Preise und Qualitäten
stellten Hörgeräten gut sichtbar gekennzeichnet. Die Preisliste der Geräte ist im vergleichen
Laden jederzeit leicht einsehbar und aktuell. Wir unterstützen die Empfehlung der
Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK), ein Benchmarking von Preisen einzuführen.
Schon heute ist es ohne grossen Auf-
n Freier Wettbewerb: Die Anbieter von Leistungen der Hörgerätebranche – wand möglich, Preise und Leistungen bei
seien es Hersteller von Hörsystemen oder Akustiker – stehen in freiem Wettbewerb
mehreren Hörgeräteakustik-Fachgeschäf-
miteinander um bestmögliche Qualität zum besten Preis. Wir lehnen Monopole,
ten zu vergleichen. Immer mehr Kunden
Kartelle, Preisbindungen und -absprachen ab und setzen uns aktiv für die Wahl-
lassen sich Offerten ausstellen und wollen
freiheit der Kundinnen und Kunden ein.
genau wissen, welche Leistungen sie er-
n Vergleich von Qualität, Geräten und Preisen: Unsere Patienten sind mündige halten. Die Hörgerätebranche unterstützt
Kunden. Wir helfen ihnen, das richtige Hörsystem für ihre Hörprobleme zu finden. diese Entwicklung. Das zeigt, wie auch
Unsere Kunden sollen Leistungen, Service, Geräte und Preise vergleichen können. bei den Hilfsmitteln der Markt funktionie-
Wir stellen bei konkreten Anfragen rasch und kompetent Kostenvoranschläge aus. ren kann: mit gestärkten und informier-
n Anbieter wechseln: Wir setzen uns für die Wahlfreiheit der Kundinnen und ten Kundinnen und Kunden.
Kunden ein und erleichtern den Wechsel des Leistungserbringers nach Möglichkeit.
Wir setzen uns weiterhin für einen Tarifvertrag ein, der den Wechsel erleichtert.
n Ombudsstelle Hörprobleme: Wir bekennen uns zur Arbeit der Ombudsstelle
für Hörprobleme und unterstützen diese weiterhin fachlich und finanziell. Deren
Arbeit ist wichtig, um bei Fragen, Unklarheiten und Missverständnissen kompetent
und kostenlos zu beraten – und wenn nötig zu vermitteln.
Kontakt: www.ombudsstelle-hoerprobleme.ch
2 Newsletter Juni 2010
3. hörenschweiz
Nachhaltige Alternative:
Das Integrationsmodell
Statt staatlichen Einkauf und begrenztes Sortiment, schlug schon die Eidgenössische
Finanzkontrolle eine einfache Pauschale für alle Versicherten mit einem Hörproblem vor.
Dieses Modell stärkt die Betroffenen, respektiert deren Selbstbestimmung, sichert die
einfache und zweckmässige Versorgung und stellt die schwer Betroffenen besser als heute.
Petition gegen Hilfsmittel-
Das heutige System mit umfangreicher nem besonderen Integrationsbedarf
monopole
Expertise, Tarifen und der Abgeltung besser gestellt werden.
der Leistung an den Akustiker führt zu
hohen Kosten bei der Invalidenversi- Betroffene ins Zentrum rücken Das Zentrum für selbstbestimmtes Leben
cherung. Dies stellte die Eidgenössi- Diese Pauschale soll in Zukunft auf (ZSL Schweiz) hat eine Petition gestartet,
sche Finanzkontrolle in einem über Beleg des Kaufs eines Hörsystems di- die sich für die Selbstbestimmung der
hundert Seiten dicken Bericht im Juni rekt an die Versicherten ausbezahlt Menschen einsetzt und gegen ein staatli-
2007 fest. Der Grund ist die unge- werden. Für welches Gerät und wel- ches Monopol einsteht. Sowohl staatliche
bremste Zunahme der Fälle. Während che Dienstleistung Sie diesen Betrag Monopole wie auch wirtschaftliche Kar-
sich die Menge seit 1995 verdoppelt dann einsetzen, ist neu Ihr eigenstän- telle gehen sofort auf Kosten der Betrof-
hat, sind die Preise pro Betroffener ge- diger Entscheid. Allerdings ist sie fenen. Nur der freie Markt mit informier-
sunken. Im heutigen System der Tarife zweckgebunden für ein Hilfsmittel für ten Kunden setzt die richtigen Anreize
und Einstufungen gebe es zu wenig das Gehör. Die Austauschbefugnis soll und begünstigt Hersteller und Leistungser-
Sparanreize – weder für die Kunden, ohne Einschränkung gelten wie bisher bringer, die produzieren, was Betroffene
noch für die Leistungserbringer. (siehe S. 1). Damit bleibt die freie benötigen. Den freien Entscheid an den
Wahl des Geräts erhalten. So werden Staat zu delegieren wäre ein Rückschritt.
EFK: einfache Pauschale die Betroffenen als Kundinnen und Diesem Newsletter liegt eine Unterschrif-
Die EFK schlug vor, zu einem einfa- Kunden gestärkt, der Wettbewerb tenkarte bei. Unterschreiben Sie auch.
cheren System zu wechseln und diese dreht sich um ihre Bedürfnisse. Ihre Unterschrift zählt. Senden Sie die
konsequent am Grundsatz einer «ein- Karte ein oder unterschreiben Sie im Inter-
fachen und zweckmässigen» Versor- net auf der Webseite www.behinderte-
gung auszurichten. Jede darüber hi- gegen-hilfsmittelmonopole.ch
nausgehende Leistung wäre dann von
den Versicherten selber zu bezahlen.
Gleichzeitig soll eine Härtefallregelung
dafür sorgen, dass Menschen mit ei-
Newsletter Juni 2010 3
4. hörenschweiz
Staatseinkauf wie in Grossbritannien?
Grossbritannien wird immer wieder als erfolgreiches Beispiel für einen staatlichen Einkauf
von Hörgeräten verwendet. Dort seien die Hörgeräte deutlich billiger als in der Schweiz.
Wer jedoch genau hinschaut, erkennt die gravierenden Folgen für die Betroffenen.
Der britische National Health Service räte, die den Versicherten nichts kos- Zwei-Klassen Versorgung
(NHS) kauft von 14 Gerätetypen insge- ten – während der gesamten Lebens- Die Folge einer Versorgung mit staatli-
samt eine Million Stück pro Jahr für dauer des Geräts. chen Geräten ist eine geringe Zufrie-
seine Versicherten ein. Die gesamte denheit der Betroffenen und eine tiefe
Logistik und die Abgabe an die Betrof- Lange Wartezeiten Tragerate. In der Schweiz tragen 90 %
fenen geschehen schliesslich in staatli- Das staatliche Abgabesystem ist von der Betroffenen die Geräte regelmäs-
chen Gesundheitszentren und werden enormen Ineffizienzen geprägt. Es ent- sig. Davon profitiert direkt die IV. In
so zusätzlich staatlich finanziert. Ein standen monate- und jahrelange War- Grossbritannien sind es nur 60 %. Die
Preisvergleich UK –Schweiz ist sachlich telisten. 2005 betrug die Wartefrist bis britischen Hörgeräte werden also deut-
falsch, weil die Kosten für die Versor- zur Versorgung mit Hörgeräten durch- lich weniger genutzt. Wer es sich leis-
gung und das breite Serviceangebot schnittlich mehr als ein Jahr. Das führ- ten kann, weicht in Grossbritannien
der Hersteller nicht berücksichtigt wer- te zu absurden Situationen: Im Som- auf den Privatmarkt aus. Dort gibt es
den. Auch die enormen Verwaltungs- mer 2007 wurde publik, dass der NHS keine Wartelisten und statt 14 Geräten
kosten für den staatlichen Einkauf sind einer 108 jährigen Frau mitgeteilt hatte, die volle Angebotspalette mit mehre-
nicht bekannt. sie müsse 18 Monate auf eine Versor- ren hundert Produkten. An Stelle der
gung warten. Seither sind die Wartelis- staatlichen Abgabe bekommt er die
100mal grössere Menge ten durch staatliche Zusatzfinanzierun- volle Betreuung durch Fachpersonen,
Diese Million Geräte würde in der gen für Personal in Logistik und die auf die individuellen Probleme
Schweiz beim heutigen Verbrauch für Versorgung auf rund sechs Wochen eingehen, bis eine Versorgung funktio-
fast zwanzig Jahre ausreichen. Die in gekürzt worden. Bei den Geräten han- niert. Ein Service, wie wir ihn hierzu-
Grossbritannien von diesen 14 Geräten delt es sich um mehrheitlich veraltete lande kennen – und dementsprechend
abgesetzte Menge ist rund 100mal Systeme, welche in der Schweiz aus zu vergleichbaren Preisen.
grösser als in der Schweiz. Bei uns Qualitätsgründen gar nicht mehr er-
gibt es hingegen 200 verschiedene Ge- hältlich sind.
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sich mit dem Internet und schickt die Informationen direkt auf Ihr Display. Für diesen Vorgang plattform der Hörgerätebranche. Die Verbände
benötigen Sie eine gratis Software, einen sogenannten Beetagg Reader. der Hersteller und Dienstleister haben sich
zusammengetan, um die Öffentlichkeit über
Stempel Akustiker: die Hörgeräteversorgung in der Schweiz,
neuste Entwicklungen auf dem Hörgerätemarkt
und die Prävention von Beeinträchtigungen des
Gehörs zu informieren.