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Bindestrich 32 | 2003
EUROPARAT
Beschäftigung und Umwelt
Grüne Arbeitsplätze in den Städten:
Das Beispiel Göteborg, Schweden
Umweltfragen stehen in unserer Stadt
seit Jahrzehnten im Vordergrund. Früher
galt Göteborg als eine der am stärksten
verschmutzten Städte, aber das hat sich
geändert. Dieser Artikel befasst sich mit
den drei Faktoren, die maßgeblich an
der Verbesserung der städtischen Um-
welt und an der Schaffung von “grünen”
Arbeitsplätzen beteiligt waren: Energie-
verbrauch, Verkehr und Recycling.
Energieverbrauch
Im nordischen Klima wie dem unse-
ren spielt die Heizung natürlich eine
wesentliche Rolle.Anfang der 70er Jah-
re wurden die Gebäude in Göteborg
noch weitgehend mit Öl beheizt. Die
Ölkrise und ein zunehmendes Umwelt-
bewusstsein haben bewirkt, dass die
Stadt den Ölverbrauch drastisch ein-
schränkte und das städtische Heizwerk
ausbaute. Das hat mehrere Jahre ge-
dauert, aber die Ergebnisse können sich
sehen lassen. Der Heizölverbrauch wur-
de um mehr als 95 % gesenkt; das
städtische Fernwärmenetz wurde wei-
terentwickelt und erstreckt sich heute
sogar auf Stadtteile mit ausschließlich
Einfamilienhäusern.
Womit wurde das Heizöl ersetzt?
Größtenteils mit bis dahin verlorener
Energie aus den lokalen Erdölraffinerien.
Wir haben mit den Firmen, die diese
Raffinerien betreiben, langfristige Ab-
kommen über die Nutzung des Warm-
wassers, das zur Kühlung dieser Anla-
gen diente, getroffen.
An der Kläranlage entzieht eine elek-
trische Wärmepumpe dem Abwasser
einen Teil der Energie, bevor dieses
geklärt in den Fluss zurückgeführt wird.
Der nicht wieder verwertbare Hausmüll
wird verbrannt, und auch die dabei ge-
wonnene Energie wird dem städtischen
Heizwerk zugeführt. Nicht zuletzt gewin-
nen wir Strom auch aus Windenergie.
Verkehr
Das Verkehrssystem ist selbstver-
ständlich von vorrangiger Bedeutung
für ein Stadtgebiet. Die Stadt versucht,
den privaten Autoverkehr in der Stadt
zu reduzieren, hauptsächlich durch Ver-
besserung des öffentlichen Nahver-
kehrs. Dieses wird heute für ganz West-
schweden koordiniert. Große Inves-
titionen wurden bewilligt, um das Stra-
ßenbahnnetz auszuweiten; neue Tun-
nels und Straßenbahnlinien sollen in
den nächsten Jahren gebaut werden.
Besonders wichtig ist die Verbesse-
rung der vorhandenen Infrastrukturen;
die neuen Informationstechniken sind
dazu sehr hilfreich. Unser Telematiksy-
stem zeigt an den Haltestellen jeweils
die Ankunft der nächsten Straßenbahn
an; diese Informationen sind auch im
Internet abrufbar. Die Zahl der freien
Plätze in den wichtigsten Parkplätzen
wird entlang den großen Zufahrtstraßen
zum Stadtzentrum angezeigt.
Im allgemeinen funktionieren die öf-
fentlichen Verkehrsmittel reibungslos.
Ich habe mich selbst von meinem Pkw
getrennt und benutze den Bus oder die
Recycling ist das entscheidende Element vor allem für die Schaffung von "grünen" Arbeitsplätzen
Jörgen LINDER
Bürgermeister von Göteborg
Stadskansliet, SE – 404 82 Göteborg
15
Bindestrich 32 | 2003
EUROPARAT
Straßenbahn. Das passt mir gut so,
auch wenn sich manche daran stören,
dass der Bürgermeister der "Volvo-
Stadt" nicht Auto fährt.
Recycling
Recycling ist das entscheidende Mo-
ment, vor allem für die Schaffung von
grünen Arbeitsplätzen. Hausmüll wird
heute getrennt in Papier, Glas, Metall,
Plastik und Kompostmaterial. Das wird
aus städtischen Abgaben finanziert und
kommt billiger als eine Abfallbehandlung
ohne vorherige Trennung. In der Autoin-
dustrie wie bei Volvo hat das Recycling
einen hohen Stellenwert. Die meisten
Teile eines modernenAutos können heute
wieder verwertet werden. Auch im Bau-
gewerbe ist Recycling alltägliche Praxis.
Fazit: In Göteborg haben wir die Er-
fahrung gemacht, dass es möglich und
notwendig ist, grüne Arbeitsplätze zu
schaffen, verstärkt zu recyceln und die
Schadstoffbelastung zu reduzieren. Das
braucht Zeit, aber das Ergebnis gibt uns
Recht.
Artikel veröffentlicht in der Zeitschrift
NATUROPA no. 92
Harmonisierung von Umweltschutz und
Beschäftigung: Das Beispiel Ungarn
András R. CSANADY
Umweltberater
Abteilung Strategic Planning, Umweltministerium Budapest
Die Umwelt- und die Beschäftigungs-
politik halten in Ungarn noch nicht so
recht miteinander Schritt. Das ist nicht
verwunderlich. Denn einerseits gibt es
den Bedarf einer Harmonisierung von
Beschäftigung und Umweltschutz noch
nicht lange. Zum anderen haben die
mittel- und osteuropäischen Länder nach
ihrer politischen Wende den Umwelt-
schutz prioritär an die Wirtschaftspolitik
angekoppelt, um so zu einer moderner
Art des Umweltschutzes zu finden.
Ein integrierter Ansatz
Im Lauf der letzten zehn Jahre hat
Ungarn – wie mehrere andere mittel-
und osteuropäische Länder – neben der
traditionellen Umweltpolitik eine Politik
der Vorsorge eingeführt und dazu die
Umwelt in die verschiedenen Wirt-
schaftsbereiche integriert. DieserAnsatz
liegt auch dem neuen Umweltgesetz
von 1995 und dem zur Zeit laufenden
nationalen Umweltprogramm zugrunde,
das vom Parlament 1997 gebilligt wurde.
Die Regierung hat diesen Weg nicht nur
mit Rücksicht auf die tiefgreifenden Ver-
änderungen in unserem Land einge-
schlagen, sondern auch um den Anfor-
derungen eines Beitritts zur OECD, zur
NATO und zur EU gerecht zu werden.
Als Ungarn die OECD-Mitgliedschaft
beantragte, wurden nicht nur wirtschaft-
licheAspekte, sondern auch der Zustand
der Umwelt unter die Lupe genommen,
was für viele überraschend und neu
war.
Das Regionalgefälle abbauen
Es gibt in Ungarn einen indirekten
Zusammenhang zwischen Beschäftigung
und Umwelt. Das lässt sich am Kapitel
3 des nationalen Umweltprogramms
„Wichtigste Anwendungsgebiete“ able-
sen. Das Programm gibt der Gleichschal-
tung von regionaler Entwicklung – die
das gravierende Regionalgefälle vor
allem mit Blick auf die Beschäftigung
abbauen soll – und Umweltschutz den
Vorrang vor anderen Plänen.
Künftig scheint es sinnvoll, denAspekt
Beschäftigung direkter und wirkungsvoller
in das Programm einzubinden; ebenso
sollten Umweltanliegen in der Beschäf-
tigungsstrategie berücksichtigt werden.
Hohe Arbeitslosigkeit
Leider werden komplexe Umweltfra-
gen in der derzeitigenArbeitsmarktpolitik
nicht berücksichtigt, es sei denn, es
handelt sich um Fragen der öffentlichen
Gesundheit und vor allem der Hygiene.
Für den traditionellen Umweltschutz
zum Beispiel in der Familie und in der
Dorfgemeinschaft, in dem Bemühen,
die Landflucht aufzuhalten und für die
relativ komplizierte Landschaftspflege
wäre ein enges Zusammenwirken der
beiden Politiken notwendig. Mit diesen
Fragen werden wir uns noch befassen
müssen, zumal die Zahl der Erwerbstä-
tigen in unserem Land in den letzten
zehn Jahren von 5,3 auf 3,8 Millionen
zurückgegangen ist, also von 50 % auf
38 % der Bevölkerung, was den Schluss
zulässt, dass der „informelle Sektor“
vermutlich weiterhin eine wichtige Rolle
16
Bindestrich 32 | 2003
spielen wird.
In Ungarn beschäftigt die Umweltin-
dustrie, wie sie von der OECD definiert
wird, zwischen 20 000 und 30 000 Per-
sonen.
In die Zukunft investieren
Wir gehen davon aus, dass sich die
von der Europäischen Union geforderte
Harmonisierung der Umweltpolitiken in
Ungarn positiv auf die Beschäftigung
auswirken wird. Angesichts der beson-
deren Gegebenheiten in diesem Land
wird man mehr Personal im Umwelt-
schutz brauchen, denn einerseits müs-
sen Probleme gelöst werden (Abwasser-
und Abfallbeseitigung, Luftverschmut-
zung in den Städten, nicht ausreichen-
des Personal für die Umsetzung der
Gesetze), andererseits sollen die Vorteile
besser genutzt werden (pro Einwohner
verursachte geringe Umweltbelastung,
Natur in gutem Erhaltungszustand und
reiche Biodiversität). Die künftige Be-
schäftigung im Umweltschutz wird weit-
gehend eine Frage der zur Verfügung
stehenden finanziellen Mittel sein.
Artikel veröffentlicht in der Zeitschrift
NATUROPA no. 92/2000
Traditioneller Umweltschutz und Landschaftspflege müssen in der Arbeitsmarktpolitik berücksichtigt werden
Luftverschmutzung in den Städten - ein Problem, das durch die Harmonisierung der Umweltpolitik gelöst werden kann
17
EUROPARAT
Bindestrich 32 | 2003
INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN
Dänemark
Ökologische sanitäre Einrichtungen
in Kleingärten in Dänemark, Teil 2
Sortierung
Das Urinsammelsystem wurde von
zwei Frauen als für sie ungeeignet be-
urteilt. Berichtet wurde aber auch, dass
anfänglich 11 Frauen Schwierigkeiten
hatten, ihren Urin in die Urinschale der
Toilette zu geben, und dass sie erst
nach einer Gewöhnungszeit eine gute
Funktion erreichen konnten. Männer
und Kinder im Alter von sieben Jahren
oder älter hatten keine Schwierigkeiten.
Für Kinder unter sieben Jahren waren
die Ergebnisse mehr differenziert. Fünf
der 24 Kinder hatten Schwierigkeiten.
Es handelte sich um einen Jungen von
15 Monaten, drei Mädchen im Alter von
drei einhalb, vier und fünf Jahren und
ein Kind von sechs Jahren -Geschlecht
nicht spezifiziert. Sieben Kinder im Alter
von fünf Jahren oder weniger hatten
keine Schwierigkeiten.
Ein spezieller Toilettensitz für Kinder
ist für drei der Typen vorrätig.
Reinigung, Geräusch, Geruch und Flie-
gen
Nur drei der 77 Benutzer meinten,
dass die Reinigung etwas schwierig
oder schwierig war. Die anderen fanden
die Reinigung problemlos. Bezüglich
des Geräusches hat nur ein Benutzer
berichtet, dass er gelegentlich ein irritie-
rendes Geräusch von dem 19W Venti-
lator hörte. Kein Benutzer der mit Ven-
tilation ausgerüsteten Toilettensysteme
hatte Probleme mit Geruch im Toiletten-
raum. Einige Benutzer mit Toiletten ohne
Ventilator hatten einige Geruchsproble-
me, jedoch nicht so bedeutend, dass
sie Ventilationssysteme einbauen woll-
ten. Toiletten ohne Ventilation wurden
nur in Nebengebäuden mit natürlicher
Luftströmung installiert. Zwei Anwender
hatten große Schwierigkeiten mit Flie-
gen, aber diese Schwierigkeiten wurden
durch einen kontinuierlichen Betrieb des
Ventilators behoben, gemäss Anwei-
sungen im Manual, und durch Montage
von Netzen am Ende des Ventilations-
systems und Eingang des Urinbehälters.
Hantierung von Urin und Fäkalien
Die Berichte über die Hantierung von
Urin und Fäkalien zeigten keine Proble-
me, was Urin betrifft, und 76 Anwender
fanden die Entleerung der Fäkalienbe-
Ivan LARSEN, Vorsitzender der Dänischen Kleingärtnerverbandes,
Arne BACKLUND, Projektleiter, Direktor von A & B BACKLUND ApS
Großer Erfolg mit sortierenden Trockentoiletten
18
Bindestrich 32 | 2003
INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN
hälter unproblematisch. Ein Anwender
fand den Geruch unangenehm, jedoch
akzeptabel. Über die Entleerungsfre-
quenzen für die Fäkalienbehälter der
verschiedenen Toilettentypen wurde
schon berichtet. Die Frequenz wechselte
zwischen jedem dritten/sechsten Tag
bis zu einmal pro Saison, abhängig von
Toilettenmodell, Haushaltgröße und Be-
nutzung.
Gesamteindruck der Toilettensysteme
Die interviewten Teilnehmer charak-
terisierten den Eindruck als positiv oder
sehr positiv.
Besucherreaktionen
49 Teilnehmer hatten von Gästen ,
Nachbarn oder anderen positive oder
sehr positive Aussagen erhalten, drei
dagegen hatten negative Äußerungen
erhalten.
Verbesserungsvorschläge
DieTeilnehmer waren sehr engagiert,
und auf Ersuchen haben 26 Teilnehmer
Änderungsvorschläge ermittelt. Neun
Teilnehmer mit Toilettensitzhöhen von
50 cm oder mehr haben niedrigere Sitz-
höhen vorgeschlagen.
Weiden-Evapotranspirationsbett ohne
Grauwasserablauf
Als ein Teil des Projektes wurde ein
Evapotranspirationsbett entsprechend
einem bei A & B Backlund ApS entwic-
kelten Konzept konstruiert. Das Grau-
wasser von 10 Kleingärten verdunstet
auf einer gemeinsamen Fläche. Jeder
individuelle Garten hätte aber ein eige-
nes Evapotranspirationsbett benutzen
können. Das System verdunstet fast
ausschließlich. Grauwasser, da Regen-
wasser mit Hilfe einer Plastikfolie von
der Oberfläche abweicht. Das System
ist für Kleingärten sehr gut geeignet.
Nur wenige m2 sind für einen Kleingarten
mit einem begrenzten Wasserbedarf -
und dies nur in der Pflanzenwuchssaison
– erforderlich. Über die Ergebnisse wird
zu einem späteren Zeitpunkt berichtet.
Schlußfolgerung
Sortierende Trockentoiletten wurden in
89 Kleingartenhäusern in Ballerup, Her-
lev und Slagelse installiert. Der Zweck
war, den Teilnehmern des Projektes zu
ermöglichen, die Systeme im Hinblick
auf Montage, Sortierung, Benutzung,
Reinigung, Entleerung und entstehende
Probleme zu bewerten. Eine bezüglich
des Alters und des Geschlechts repre-
sentative Personenauswahl beteiligte
sich in der Untersuchung.
Die Benutzer waren sehr positiv und
haben nur sehr wenig Probleme. Fast
alle diese Probleme konnten im Laufe
des Projektes behoben werden. Monta-
ge, Reinigung und Entleerung wurden
als einfach betrachtet.
Die tägliche Nutzung der Toiletten
war problemlos. Jedoch fanden einige
Frauen es schwierig, ihren Urin in die
Urinschale zu geben. Nach einer Ge-
wöhnungszeit hatten nur zwei dieser
Frauen immer noch Probleme. Unan-
nehmlichkeiten infolge von Fliegen, Ge-
räuschen und Geruch waren minimal
und die Beteiligten konnten diese selbst
beseitigen.
Auf Grund des sehr begrenzten Was-
serverbrauchs für die Reinigung war
der gesammelte Urin sehr konzentriert.
Die Konzentration von Schwermetallen
und umweltfremden Stoffen lagen weit
unter den Grenzwerten der Klär-
schlammverordnung. Der gesammelte
Urin war als Düngemittel gut geeignet.
DieAnwendung von gelagertem Human-
urin als Düngemittel scheint nur ein sehr
geringes Risiko für bakterienindizierte
Darminfektionen bei Mensch und Tier
zu bergen. Dies gilt sowohl für die
Hantierung als auch für das Verzehren
der Ernte.
Die Untersuchung von sortierenden
Trockentoiletten in Kleingärten war sehr
erfolgreich, und die Modelle sind aus-
gezeichnete Alternativen zu den tradi-
tionellen Systemen. Die erreichten Vor-
teile bei Errichtung von sortierenden
Trockentoiletten statt Lösungen mit Ka-
nalanschluss sind u.a. Wassererspar-
nisse und Wiederverwendung der Nähr-
stoffen. Für Kleingärten bedeutet die
Errichtung außerdem wesentliche öko-
nomische Vorteile im Vergleich mit den
viel teureren Installationen mit Kanalan-
schluss. Die Ergebnisse der mikrobiolo-
gischen Analysen deuten darauf, dass
der Urin als Düngemittel im Garten ver-
wendet werden kann. Die sortierenden
Trockentoiletten bilden in Kombination
mit Weiden-Evapotranspirationsanlagen
eine komplette funktionsfähige Lösung
für Schwarzwasser und Grauwasser in
Kleingärten.
Weiterentwicklung
Die Teilnehmer des Projektes haben
durch Beanstandungen und Verbesse-
rungsvorschläge zu Änderungen betreff
Funktion und Design beigetragen. Die
Kommunikation zwischen Anwendern,
Konstrukteuren und Herstellern ist von
großer Bedeutung sowohl für die Pro-
duktentwicklung als auch für die Pro-
duktanwendung. Die neuentwickelte
Toilette "Separett Villa 9000", wird unten
abgebildet.
Verbreitung
Die gesammelten Erfahrungen dürf-
Sichtblende
Kindersitz
Mechanismus der Toilette
19
Bindestrich 32 | 2003
INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN
ten bei Untersuchungen und Investitio-
nen in Toiletten- und Abwasserlösungen
für eine breite Palette von Kleingärten
etc. in mehreren Ländern interessant
sein.
Von großer Bedeutung für Entwick-
lungsländer ist zweifellos, die sanitären
Verhältnisse zu verbessern. Sortierende
Trockentoiletten sind in diesem Zusam-
menhang interessant, nicht nur bei Er-
richtung oder Modernisierung von sani-
tären Einrichtungen in ländlichen
Gebieten. Die geschilderten Lösungen
und gesammelten Erfahrungen wären
auch bei der Etablierung von stadtnahen,
dauerhaften Lebensmittelproduzieren-
den Kleingartenvereinigungen interes-
sant. Die hiesigen Kleingärten könnten
als Inspirationsquelle für die Moderni-
sierung in den Entwicklungsländern die-
nen.
Zusätzliche Auskünfte
Das Projekt wurde bei mehreren in-
ternationalen Tagungen vorgestellt, und
wird auch beim "2nd International Eco-
san-Symposium" am 7. - 11. April 2003
in Lübeck vorgestellt. Viel Erfahrung
wurde in Verbindung mit diesem und
weiteren sieben nationalen und interna-
tionalen Projekten gesammelt. Der Pro-
jektpartner des dänischen Kleingarten-
verbandes, A & B BACKLUND ApS,
kann weitere Auskünfte mitteilen. Der
Projektleiter kann auf Basis der Erfah-
rungen von sanitären Anlagen in meh-
reren Ländern, durch Beratung, Vorträ-
ge, Vorführungen, Referenzbesuche,
Projektanträge, etc. den Kleingarten-
verbänden helfen.
Ivan Larsen, Vorsitzender der Dänischen
Kleingärtnerverbandes, Frederikssunds-
vej 304 A, DK-2700 Broenshoej, Däne-
mark
Tel.: +45 38288750, Fax.: +45 38288350
E-mail: info@koloniahve.dk
Internet: www.kolonihave.dk
Arne Backlund, Projektleiter, Direktor
von A & B BACKLUND ApS,Ordrupvej
101, DK-2920 Charlottenlund, Däne-
mark
Tel.: +45 39633364 Fax.: +45 39636455
E-mail: backlund@backlund.dk
Internet: www.backlund.backlund.dk
Der Denker, Lotte Hilden - Copyright A&B BACKLUND ApS
20
Bindestrich 32 | 2003
INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN
LUXEMBURG
Luxemburgische Charta des Ehrenamtes
Zusammenhang
Das Ehrenamt in seinen vielen For-
men ist seit langem in Luxemburg ein
Faktor, der zur Verbesserung der Le-
bensqualität beiträgt und der Integration
in die Gesellschaft dient. Das Ehrenamt
steht am Anfang der Gründung unzäh-
liger verschiedener Vereinigungen, die
im Interesse der Gemeinschaft tätig
sind.
Und dennoch kam es erst mit dem
Internationalen Jahr des Ehrenamtes
zu einem breiteren Meinungsaustausch
über das Ehrenamt in der luxemburgi-
schen Gesellschaft. Einer der großen
Vorteile des Ehrenamtes ist seine Ver-
schiedenartigkeit. Dennoch kann diese
Verschiedenartigkeit auch komplex er-
scheinen und daher das Verständnis
des Begriffs "Ehrenamt" erschweren.
Deshalb bemühen sich Organisationen,
die ehrenamtliche Aktivitäten durchfüh-
ren, zusammen, ihre gemeinsamen Prin-
zipien hinsichtlich derArt des freiwilligen
Engagements und der Bedingungen
ihrer Anwendung hervorzuheben. Auch
wenn diese Organisationen nicht unbe-
dingt die gleichen Charakteristika auf-
weisen, kann die Charta dennoch als
Leitfaden dienen und ein besseres Ver-
ständnis des Begriffs "Ehrenamt" ermög-
lichen.
Definition
Ehrenämtler ist, wer sich freiwillig
ohne finanzielle Entschädigung im Dien-
ste eines Dritten oder der Gemeinschaft
engagiert. Das Ehrenamt ist das freiwil-
lige und unentgeltliche Engagement von
Personen, die für andere oder im Inter-
esse der Gemeinschaft tätig sind, das
über die einfache gegenseitige Hilfe im
Familien– oder Freundeskreis hinaus-
geht.
Rolle
Das freiwillige Engagement ist ein
Instrument der Entwicklung in unserer
Gesellschaft. Es nimmt einen besonde-
ren Platz in der Zivilgesellschaft ein und
hat in bezug auf die bezahlteArbeit eine
ergänzende und keine konkurrierende
Funktion. Das freiwillige Engagement
dient in bestehenden Organisationen
der Erneuerung, der zusätzlichen Un-
terstützung oder der Innovation.
Traditioneller Empfang der Gäste in der Kleingartenanlage “SZZ Senica Kunov I“
21
Bindestrich 32 | 2003
INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN
Grundprinzipien des Ehrenamtes
Die Übernahme eines Ehrenamtes
ist eine freie Entscheidung, die auf per-
sönlichen Gründen und Optionen beruht.
Die Formen des ehrenamtlichen En-
gagements müssen jedermann unab-
hängig von Geschlecht, Alter, Staatsan-
gehörigkeit, Rasse, philosophischen
oder religiösenAnschauungen, gesund-
heitlicher Verfassung, sozialer Stellung
und finanzieller Situation zugänglich
sein.
Das Ehrenamt wird im Rahmen ethi-
scher und humanitärer Grundsätze unter
Achtung der Menschenwürde ausgeübt.
Das Ehrenamt richtet sich an den
Bedürfnissen der Gesellschaft aus und
fördert die Mitwirkung der Gemeinschaft,
damit diesen Bedürfnissen Rechnung
getragen wird.
Das Ehrenamt fördert die Eigeninitia-
tive, die Kreativität und das Verantwor-
tungsbewusstsein sowie die Integration
und Anteilnahme der Gesellschaft
Praktischer Leitfaden für die Aus-
übung eines Ehrenamtes
Die Vereinigung sorgt dafür und achtet
darauf, dass
der Ehrenämtler als vollwertige(r)
Mitarbeiter (in) aufgenommen und an-
gesehen wird,
der Ehrenämtler klare Informationen
über die Vereinigung, ihre Zielsetzungen
und ihre Funktionsweise erhält,
dem Ehrenämtler eine Tätigkeit zu-
gewiesen wird, bei der seine Fähigkei-
ten, seine Verfügbarkeit und seine Prio-
ritäten berücksichtigt werden,
den genau festgelegten Funktionen
eines jeden Rechnung getragen wird,
dem Ehrenämtler ein angemessener
Tätigkeitsrahmen gewährleistet wird,
der Ehrenämtler eine entsprechende
Betreuung erhält und ihm gegebenen-
falls eine Ausbildung angeboten wird,
der Ehrenämtler durch eine entspre-
chenden Versicherung abgesichert ist,
ggf. erforderliche Ausgaben des Eh-
renämtlers zurückerstattet werden und
somit allen der Zugang zum Ehren-
amt erleichtert wird.
Der Ehrenämtler hat die Aufgabe,
die Grundsätze der Vereinigung zu
anzuerkennen und sich an ihre Zielset-
zungen zu halten,
die Tätigkeit der Vereinigung zu un-
terstützen,
sich auf seine Aufgaben vorzuberei-
ten und ggf. anAusbildungsmaßnahmen
teilzunehmen,
die gemeinsam festgelegten Aufga-
ben zu bewältigen,
mit den anderen Ehrenämtlern und
bezahlten Mitarbeitern in gegenseitigem
Einvernehmen zusammenzuarbeiten,
den Grundsatz der Vertraulichkeit bei
der Ausübung seiner Aufgaben zu be-
rücksichtigen und sich an den Verhal-
tenskodex der Vereinigung zu halten.
Vision
Die Übernahme eines Ehrenamtes
ist ein bewusster Schritt auf andere zu
und ein Akt der Solidarität.
Diese Form von staatsbürgerlichem
Engagement beruht auf einer Politik der
Entwicklung der menschlichen Ressour-
cen und hat in unserer Gesellschaft eine
zukunftsweisende, fördernde und inno-
vative Funktion.
Diese Charta wurde angenommen
vom Vorstand und vom Luxemburger
Organisationskomitee zum Internationa-
len Jahr des Ehrenamtes.
Die Übernahme eines Ehrenamtes ist eine freiwillige Entscheidung Das Präsidium des Office: tätig im Ehrenamt
22
Bindestrich 32 | 2003
INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN
Schweden
"Den Boden und die Stimmung verbessern"
EU-Projekt mit den Kleingärtern in Fittja
Am Ende der Saison 2002 hatten die
64 Kleingärtner in Fittja in Stockholm
begonnen, selbst zu kompostieren. Sie
hatten praktische Informationen und
Ratschläge erhalten, wie sie den Boden
und die Pflanzen ernähren sollten und
wie immer hatten sie viel Gemüse, Obst
und Beeren geerntet. Ein neuer Aspekt
ihres Gärtnerns war, dass sie Informa-
tionen, wie sie kompostieren und den
Boden düngen sollten, erhalten hatten.
Diese Ratschläge waren in ihre eigene
Muttersprache übersetzt worden. Wäh-
rend ungefähr einem ganzen Jahr hatten
die Kleingärtner in Fittja in einem EU-
Projekt: „Verbesserung des Bodens“
teilgenommen. Ziel war, dass alle beim
Gärtnern auf ihrer Parzelle soviel wie
möglich die Umwelt schützen sollten.
In vielen Kleingartenanlagen treffen
sich Menschen vieler Nationalitäten
durch ihr gemeinsames Interesse für
das Gärtnern. Diese Vielfalt ist facetten-
reich und trägt dazu bei, dass Erfahrun-
gen ausgetauscht werden und dass
man von anderen lernt. Aus dieser Viel-
falt ergeben sich aber auch Schwierig-
keiten, die überwunden werden müssen:
Sprachprobleme, die Überzeugung was
eine gute fachliche Praxis ist, aber auch
die Schwierigkeit, eingefleischte Verhal-
tensweisen zu wechseln.
Der Fittja Kleingartenverein ist einer
von mehreren, die das Bedürfnis hatten,
einen Beitrag zum Umweltschutz zu
leisten. Vor einigen Jahren hatten diese
Kleingärtner an einem ersten Projekt
mit dem Ziel, den Boden zu verbessern,
teilgenommen. Dieses Projekt beinhal-
tete Bodenanalysen, das Verteilen von
Informationen und Dokumenten und
verfolgte das Ziel, die Umwelt in Fittja
zu verbessern.
Die Teilnehmer waren der Meinung,
dass die Zeitspanne zu kurz war und
dass die Gefahr bestand, dass die guten
Beispiele keine Früchte tragen würden.
Sie empfanden es als eine dringende
Notwendigkeit, nach einem guten Start
mit den Bodenverbesserungen und den
Anpflanzungen fortzufahren, aber zu-
gleich auch die Beziehungen zwischen
den Kleingärtnern zu verbessern - und
dies nicht nur durch Informationen in
mehreren Sprachen.
Mit Gun-Britt BLOM, einem Vor-
standsmitglied der Kleingartenanlage
Fittja und Projektleiterin hatte der Verein
eine EU-Subvention beantragt, um prak-
tisch mit Garten- und Umweltfragen zu
arbeiten. Schnell kam die Antwort, dass
der Verein ein EU-Subvention von
34.000 SKR (Schwedische Reichskro-
nen) erhalten könnte. Mit der großen
Unterstützung des Gartenfachberaters
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
... und die Stimmung verbessern.
Ingrid NORDBALL
Gun-Britt BLOM
23
Den Boden ...
Bindestrich 32 | 2003
INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN
Solvek Site Blad vom nationalen Ver-
band starteten Gun-Britt und ihre Mitar-
beiter sofort die Vorbereitungen für die
Frühlingssaison und den Start des Pro-
jektes.
Sie bereiteten die Saison vor, indem
sie einen Mustergarten mit fünf Beeten
anlegten, die unterschiedlich gedüngt
wurden: mit Kuhmist, mit Binaden (von
Hühnern), mit doppelter Grabung, mit
Gründüngung und mit Kompost, um so
gute fachliche Beispiele vorzuzeigen.
Auf diesen Parzellen wurden folgende
Gemüsesorten gepflanzt: Zwiebeln,
Möhren, Gurken, Spinat, Meerrettich,
Bohnen und Steckrüben.
Den Teilnehmern am Projekt wurde
angeboten, Gründüngung und Binaden
auf ihrer eigenen Parzelle anzuwenden.
Die Projektleiterin Gun-Britt BLOM
schrieb ein Tagebuch über die ganze
Saison 2002 und unterstreicht, dass das
Bedürfnis nach guter ökologischer Praxis
sehr wichtig für die Kleingärtner in Fittja
war. Deshalb wurde das meiste Material,
welches zur Information und Erziehung
gebraucht wurde, in Spanisch, Arabisch
und Chinesisch übersetzt und den Mit-
gliedern zur Verfügung gestellt: die Ein-
ladung zum Projekt, das Informations-
material zur Untersuchung, „Der gute
Boden“, „Mehr kompostieren“ und das
Dokument über die Einschätzung des
ersten Jahres.
Bald hatten viele der Kleingärtner die
Bedeutung organisch zu kultivieren ver-
standen und dachten mehr und mehr
daran, wie sie düngen und kompostieren
sollten. Während des Projektes konnte
man aber auch einige Bedenken gegen-
über dem Kompostieren spüren, weil
die Menschen dachten, dass dies
schlecht riecht. Dieses Problem ließ
sich einfach lösen durch den Zusatz
von Rindenmulch, der den Geruch weg-
nahm.
Ein anderes Resultat ist, dass seit
Beginn dieses Projektes die Kleingärtner
dieser Anlage viel besseren Kontakt
untereinander haben als vorher. Dies
hat sich nicht nur durch das große In-
teresse am Projekt gezeigt, sondern
auch beim Treffen zum Saisonende, an
dem 70 Leute teilnahmen.
Aber ein Jahr genügt nicht, um eine
gute fachliche Praxis zu vermitteln. So
wurde das Projekt über zwei Jahre ge-
plant. Gun-Britt glaubt, dass der Zugang
zu Informationen, die auf Fakten beru-
hen und einfach in den eigenen Spra-
chen zu verstehen sind, ausschlagge-
bend ist für die Zukunft von Kleingarten-
arealen mit Kleingärtnern aus vielen
Nationen und Gartenkulturen. Alles
braucht Zeit, wie man es aus den fol-
genden Tagebuchnotizen ersehen kann:
Auszug aus dem Tagebuch:
November 1. 2001 - Antrag an den
Europäischen Sozialfonds,
27. Februar 2002 - Positive Entschei-
dung, den Fittja Kleingartenverein zu
subventionieren.
22. März 2002 - Informationstag
durch den Europäischen Sozialfonds
April 2002 - Einladungen an die Mit-
glieder in Spanisch, Chinesisch und
Arabisch. Ausarbeitung des Zeitplans
mit dem Fachberater. Vorzeigen, wie
die Gartenparzelle von Unkraut gesäu-
bert und von dicken Himbeersträuchern
befreit werden kann. Die Hecke wird
geschnitten.
3. Mai - Einkauf von Samen, Vliesen,
Dünger, Rindenmulch. Graben des Mu-
stergartens. Die Beete werden zur In-
formation mit fünf verschiedenen Dün-
gemitteln vorbereitet. Der Holunder wird
mit einer schwarzen Plastikfolie über-
deckt.
25. Mai - Erster Informationstag für
40 Personen (24 Männer, l6 Frauen)
Vorführung der fünf Düngemethoden
und Information, wie man den eigenen
Boden testen kann. Verteilung eines
übersetzten Fragebogens an alle Teil-
nehmer mit Fragen über ihren eigenen
Boden und Anbaumethoden als Basis
zur Verbesserung. Verteilen von
Binaden.
1. Juni - Zweiter Informationstag -
Kompostieren: 25 Mitglieder. Der Bi-
nadendünger wird jetzt von vielen Mit-
gliedern getestet.
5. Juni - plus 30° C. Die Broschüre
zum Kompostieren wird verteilt. Infor-
mationen über den pH-Wert und wie
der pH-Wert in den Parzellen gemessen
werden kann. Dies ist die Gelegenheit,
über Bodenverbesserungen zu diskutie-
ren und zu informieren. Bei Ende Juni
haben 40 % der Mitglieder einen eige-
nen Komposthaufen und 30 Mitglieder
kennen ihren pH-Wert. Sie erhalten
eine Beratung, wie sie den Boden be-
handeln sollen.
Juli - Das Projekt läuft weiter. 62
Mitglieder haben am Projekt teilgenom-
men, 24 Frauen, 38 Männer. Der pH-
Wert liegt zwischen 4,2 und 7. Begut-
achtung von Bodenanalysen aus fünf
Kleingärten.
Kompostierungstag: 15 Teilnehmer.
Füllung der neuen Kompostkisten, Be-
gutachtung der Parzellen, die gedüngt
wurden, Test der geernteten Radies-
chen.
August - Letzter Tag für Information;
Hauptthema: das Kompostieren aber
auch Inspektion und Ernte von Gemüse
auf den gedüngten Musterbeeten. Ein
Mitglied servierte gefüllte Rübenrollen,
Reis und Gemüse. Vier Kompostkisten
wurden gebaut und verteilt. Fast 50 %
aller Mitglieder haben ihren eigenen
Komposthaufen.Alle Mitglieder erhielten
schriftliche Informationsblätter zum The-
ma: „Der gute Boden“ und „Mehr Kom-
post“.
September: Schlussfest mit 70 Teil-
nehmern. Essen, Evaluation der Saison,
Diavorführung und spanische Sänger.
Fortsetzung folgt.
24
Bindestrich 32 | 2003
INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN
Schweiz
UmgangmitBodenbelastungeninstädtischen
Kleingärten
Vorbemerkung
Das Office International wollte durch
seine Bodenanalysenkampagne die
Kleingärtner sensibilisieren gesundes
Gemüse zu züchten und zugleich die
Natur weniger zu belasten und ihr Porte-
monnaie zu entlasten. Hauptziel war
also, das persönliche Verhalten der
Kleingärtner zu korrigieren und z. B.
beim Düngen die Praxis “etwas mehr
umso besser” zu unterbinden.
Diese Kampagne ließ das Problem
der Schwermetalle mit dem die Klein-
gärtner konfrontiert sind absichtlich un-
angetastet. Dieses Problem besteht
aber in allen Verbänden und wird sicher-
lich ein Thema in den nächsten Jahren
sein und diskutiert werden müssen. Hier
ein Beispiel aus Zürich.
Malou WEIRICH
Beispiel aus Zürich
Soeben ist im Sommer/Winterse-
mester 2003/2004 eine Fallstudie der
ETH Zürich mit Studierenden der Um-
weltnatur- und Umweltingenieurwissen-
schaften erschienen, die sich mit folgen-
den Themen befasst: Selbstversorgung,
Erholungs- und Begegnungsraum, Fa-
miliengärten in der Stadt Zürich, Boden-
bewirtschaftung, Bodenfruchtbarkeit und
Gesundheitsrisiko.
Nachdem der Bund 1998 Richtlinien
für den Bodenschutz, d.h. die Höhe von
Prüf- und Sanierungswerten im Boden
festgelegt hat, müssen sich die Kantone
und ihre Gemeinden danach richten.
Sind beispielsweise die Prüfwerte –
im Garten sind das beim Schwermetall
“Blei” 400 ppm - das heißt 400 mg auf
1 kg trockenen Boden – überschritten,
soll die Nutzung so eingeschränkt wer-
den, so dass keine Gefährdung für
Mensch und Tier besteht.
Sind aber die Sanierungswerte über-
schritten – bei Blei sind das im Garten
1000 ppm – ist eine Sanierung der Bö-
den angebracht und jede weitere Nut-
zung zu verbieten.
In der Landwirtschaft liegt die Höhe
beim “Schwermetall Blei” bei 2000 ppm,
weil der Bund davon ausgeht, dass in
Familiengärten Kinder sind und ge-
schützt werden müssen. Die Stadt Zü-
rich verpachtet rund 7000 Gärten, davon
6117 an den Verein für Familiengärten
Zürich. Die Gärten sind Oasen in unserer
Stadt; 6117 Pächter und Pächterinnen
mit ihren Familien und ihren Freunden
(rund 30.000 Menschen) erholen sich
Renate FÄSSLER,
Zentralpräsidentin des Vereins für
Familiengärten Zürich
25
Bindestrich 32 | 2003
INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN
hier und ihre Kinder haben den wichtigen
Kontakt zur Natur.
Nicht zu unterschätzen ist ein sozialer
Aspekt; die Integration, ein wichtiger
Punkt, wird gelebt und ist kein Fremd-
wort. Alle Gärtnerinnen und Gärtner
wünschen sich gesundes Gemüse, ge-
sunde Beeren und Früchte; leider be-
steht seit einiger Zeit eine gewisse Un-
sicherheit, die “Idylle” ist gestört.
Die geplante Fallstudie muss im Zu-
sammenhang mit diversen Bodenunter-
suchungen gesehen werden. 1994 wur-
den beispielsweise in Zürich in 125
Gärten Bodenuntersuchungen vorge-
nommen; drei Gärten wiesen hohe Be-
lastungen mit Schwermetallen (Blei) und
organischen Schadstoffen wie polyaro-
matischen Kohlenwasserstoffe (PAK),
Pestizide wie z.B. DDT auf. Ein Pestizid,
dessen Anwendung schon seit langer
Zeit nicht mehr erlaubt ist, ist für uns
unverständlich, weil in unseren Gärten
das “Naturnahe Gärtnern” im Pachtver-
trag festgehalten ist.
Wegen der Heterogenität unserer
Böden ist es aber offensichtlich schwie-
rig, die tatsächliche Erfassung der Be-
lastungssituation und eine Risikobeur-
teilung aufzuzeigen; eine von der Stadt
und von unserem Verein, am gleichen
Ort, angeordnete erneute Beprobung
im vergangenen Jahr weist weniger
hohe Schadstoffwerte auf.
Die ETH Zürich nimmt sich dem The-
ma “Umgang mit Bodenbelastung in
Kleingärten” an; Studenten und Studen-
tinnen des Instituts für terrestrische
Ökologie (ITÖ) der Umweltnatur- und
Naturingenieurwissenschaften setzen
sich im Sommer/Wintersemester
2003/2004, mit den Professoren Rainer
SCHULIN und Ruben KRETZSCHMAR
sowie in engem Kontakt mit unserem
Verein, mit dem Thema auseinander.
Aufgabe der Fallstudie wäre bei-
spielsweise, Beiträge zum Bodenschutz
und alternative Vorschläge zu erarbeiten,
Varianten zu evaluieren und dazu erfor-
derliche Grundlagen zusammenzustel-
len und auszuwerten. Dabei sollte es
aber nicht nur um naturwissenschaftliche
und technische Aspekte gehen. Neben
praktischen Vorschlägen erwarten wir
auch rechtliche und andere Instrumente
zur Verwirklichung der Maßnahmen und
dabei dürfen die Kultur und die Ge-
schichte unserer Gärten nicht vergessen
gehen.
Wir sind sehr gespannt auf das, was
auf uns zukommt. Im Herbst 2003 liegen
möglicherweise erste “Vorschläge” vor.
Fortsetzung des Berichtes über die Fall-
studien der ETH folgt!
Artikel veröffentlicht in der Zeitschrift
des Schweizer Familiengärtner-
verbandes Nr. 3/2003
Schwermetalle ...
... können die Nutzung eines Kleingartens beeinträchtigen.
26
Bindestrich 32 | 2003
ANSCHRIFTEN DER NATIONALEN VERBÄNDE
Nationaal Verbond van
Volkstuinen vzw/Ligue
Nationale du Coin de Terre et
du Foyer-Jardins Populaires
ASBL
Belgien Vereinssitz:
Vogelmarkt 11
B -9000 GENT
Sekretariat:
c/o L. Van Bellegham
Oudburgweg 6
B-9830 St. Martens-Latem
Tel.: 09/329 85 22
Fax: 09/329 85 22
E-mail: n.ghesquiere@pi.be
Dänemark Kolonihaveforbundet for
Denmark
Frederikssundsvej 304 A
DK - 2700 BRONSHOJ
Tel.: 3828 8750
Fax: 3828 8350
E-mail: info@kolonihave.dk
Deutschland Bundesverband Deutscher
Gartenfreunde e. V.
Platanenallee 37
D - 14050 BERLIN
Tel.: 030/30 20 71-40/-41
Fax: 030/30 20 71 39
E-mail: bdg@kleingarten-bund.de
England The National Society of
Allotment and Leisure
Gardeners Ltd.
O'Dell House/Hunters Road
GB - CORBY,
Northants NN17 5JE
Tel.: 01536 266576
Fax: 01536 264509
E-mail: natsoc@nsalg.org.uk
Finnland Suomen Siirtolapuutarhaliitto ry Pengerkatu 9 B 39
SF - 00530 HELSINKI
Tel.: 9-763 155
Fax: 9-763 125
E-mail: sgarden@siirtolapuutarhaliitto.fi
Frankreich Ligue Francaise du Coin
de Terre et du Foyer/ Fédération
Nationale des Jardins Familiaux
11, rue Desprez
F - 75014 PARIS
Tel.: 1-45 40 40 45
Fax: 1-45 40 78 90
E-mail: c.denis@jardins-familiaux.asso.fr
Niederlande Algemeen Verbond van
Volkstuinders Verenigingen
in Nederland
PO-Box 9094
NL - 3506 GB UTRECHT
Tel.: 0031/346 561612
Fax: 0031-346 56 40 92
E-mail: info@avvn.nl
Luxemburg Ligue Luxembourgeoise
du Coin de Terre et du Foyer
97, rue de Bonnevoie
L - 1260 LUXEMBOURG
Tel.: 48 01 99
Fax: 40 97 98
E-mail: liguectf@pt.lu
Norwegen Norsk Kolonihageforbund Gronlandsleiret 23
N - 0190 OSLO
Tel.: 22-17 23 71
Fax: 22-17 33 71
E-mail: forbundet@Kolonihager.no
Österreich Zentralverband der
Kleingärtner, Siedler
und Kleintierzüchter Österreichs
Getreidemarkt 11/10
A - 1060 WIEN
Tel.: 1-587 07 85
Fax: 1-587 07 85 30
E-mail: zvwien@chello.at
Polen Polski Zwiazek Dzialkowów Krajowa Rada
ul. Grzybowska 4
PL - 00-131 WARSZAWA
Tel.: 22-6546232
Fax: 22-6206112
E-mail: krpzd@dzialkowiec.com.pl
Schweden Svenska Förbundet för
Koloniträdgardar och
Fritidsbyar
Åsögatan 149
S - 116 32 STOCKHOLM
Tel.: 8-74 30 090
Fax: 86 40 38 98
E-mail: leif.thorin@koloni.org
Schweiz Schweizer Familiengärtnerverband Sekretariat:
z. Hd. von Frau Ruth STEINER
St. Georgenstra. 71a
CH - 9000 St. GALLEN
Tel.: 41 71 222 98 26
Fax: 41 61 31 13 10 3
E-mail: ruth.steiner@dtc.ch
Slowakei Slovenský Zväz Záhradkárov
Republikový Výbor
Havlickova 34
SK - 817 02 BRATISLAVA
Tel.: 2-54 77 54 22
Fax: 2-54 77 77 64
Tschechien Ceský Zahrádkárský Svaz ústredí Rokycanova 15
CZ-130 00 PRAHA 3 - Zizkov
Tel.: 2-22782710
Fax: 2-22782711
E-mail: zahradkari@vol.cz
27
Bindestrich 32 | 2003
Herausgeber: Office International du Coin de Terre et des Jardins Familiaux a.s.b.l.
20, rue de Bragance, L - 1255 Luxembourg
Stand: Oktober 2003
Konzept und Realisation: Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V.
Redaktion: Malou Weirich, Office International
Layout/ DTP: Thomas Wagner, BDG
Bildnachweis: Thomas Wagner, BDG; Seite 19, 20 (Bild 1): Larsen/ Backlund; Seite
4 (Bild 1): Weirich; Seite 4 (Bild 2, 3), 5: Müller
Das Office im Internet: www.jardins-familiaux.org
28

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Larsen, I., Backlund, A.: Dänemark - Ökologische sanitäre Einrichtungen in Kleingärten in Dänemark, Teil 2. Artikel in "Bindestrich" 32/2003. Seite 15-28

  • 1. Bindestrich 32 | 2003 EUROPARAT Beschäftigung und Umwelt Grüne Arbeitsplätze in den Städten: Das Beispiel Göteborg, Schweden Umweltfragen stehen in unserer Stadt seit Jahrzehnten im Vordergrund. Früher galt Göteborg als eine der am stärksten verschmutzten Städte, aber das hat sich geändert. Dieser Artikel befasst sich mit den drei Faktoren, die maßgeblich an der Verbesserung der städtischen Um- welt und an der Schaffung von “grünen” Arbeitsplätzen beteiligt waren: Energie- verbrauch, Verkehr und Recycling. Energieverbrauch Im nordischen Klima wie dem unse- ren spielt die Heizung natürlich eine wesentliche Rolle.Anfang der 70er Jah- re wurden die Gebäude in Göteborg noch weitgehend mit Öl beheizt. Die Ölkrise und ein zunehmendes Umwelt- bewusstsein haben bewirkt, dass die Stadt den Ölverbrauch drastisch ein- schränkte und das städtische Heizwerk ausbaute. Das hat mehrere Jahre ge- dauert, aber die Ergebnisse können sich sehen lassen. Der Heizölverbrauch wur- de um mehr als 95 % gesenkt; das städtische Fernwärmenetz wurde wei- terentwickelt und erstreckt sich heute sogar auf Stadtteile mit ausschließlich Einfamilienhäusern. Womit wurde das Heizöl ersetzt? Größtenteils mit bis dahin verlorener Energie aus den lokalen Erdölraffinerien. Wir haben mit den Firmen, die diese Raffinerien betreiben, langfristige Ab- kommen über die Nutzung des Warm- wassers, das zur Kühlung dieser Anla- gen diente, getroffen. An der Kläranlage entzieht eine elek- trische Wärmepumpe dem Abwasser einen Teil der Energie, bevor dieses geklärt in den Fluss zurückgeführt wird. Der nicht wieder verwertbare Hausmüll wird verbrannt, und auch die dabei ge- wonnene Energie wird dem städtischen Heizwerk zugeführt. Nicht zuletzt gewin- nen wir Strom auch aus Windenergie. Verkehr Das Verkehrssystem ist selbstver- ständlich von vorrangiger Bedeutung für ein Stadtgebiet. Die Stadt versucht, den privaten Autoverkehr in der Stadt zu reduzieren, hauptsächlich durch Ver- besserung des öffentlichen Nahver- kehrs. Dieses wird heute für ganz West- schweden koordiniert. Große Inves- titionen wurden bewilligt, um das Stra- ßenbahnnetz auszuweiten; neue Tun- nels und Straßenbahnlinien sollen in den nächsten Jahren gebaut werden. Besonders wichtig ist die Verbesse- rung der vorhandenen Infrastrukturen; die neuen Informationstechniken sind dazu sehr hilfreich. Unser Telematiksy- stem zeigt an den Haltestellen jeweils die Ankunft der nächsten Straßenbahn an; diese Informationen sind auch im Internet abrufbar. Die Zahl der freien Plätze in den wichtigsten Parkplätzen wird entlang den großen Zufahrtstraßen zum Stadtzentrum angezeigt. Im allgemeinen funktionieren die öf- fentlichen Verkehrsmittel reibungslos. Ich habe mich selbst von meinem Pkw getrennt und benutze den Bus oder die Recycling ist das entscheidende Element vor allem für die Schaffung von "grünen" Arbeitsplätzen Jörgen LINDER Bürgermeister von Göteborg Stadskansliet, SE – 404 82 Göteborg 15
  • 2. Bindestrich 32 | 2003 EUROPARAT Straßenbahn. Das passt mir gut so, auch wenn sich manche daran stören, dass der Bürgermeister der "Volvo- Stadt" nicht Auto fährt. Recycling Recycling ist das entscheidende Mo- ment, vor allem für die Schaffung von grünen Arbeitsplätzen. Hausmüll wird heute getrennt in Papier, Glas, Metall, Plastik und Kompostmaterial. Das wird aus städtischen Abgaben finanziert und kommt billiger als eine Abfallbehandlung ohne vorherige Trennung. In der Autoin- dustrie wie bei Volvo hat das Recycling einen hohen Stellenwert. Die meisten Teile eines modernenAutos können heute wieder verwertet werden. Auch im Bau- gewerbe ist Recycling alltägliche Praxis. Fazit: In Göteborg haben wir die Er- fahrung gemacht, dass es möglich und notwendig ist, grüne Arbeitsplätze zu schaffen, verstärkt zu recyceln und die Schadstoffbelastung zu reduzieren. Das braucht Zeit, aber das Ergebnis gibt uns Recht. Artikel veröffentlicht in der Zeitschrift NATUROPA no. 92 Harmonisierung von Umweltschutz und Beschäftigung: Das Beispiel Ungarn András R. CSANADY Umweltberater Abteilung Strategic Planning, Umweltministerium Budapest Die Umwelt- und die Beschäftigungs- politik halten in Ungarn noch nicht so recht miteinander Schritt. Das ist nicht verwunderlich. Denn einerseits gibt es den Bedarf einer Harmonisierung von Beschäftigung und Umweltschutz noch nicht lange. Zum anderen haben die mittel- und osteuropäischen Länder nach ihrer politischen Wende den Umwelt- schutz prioritär an die Wirtschaftspolitik angekoppelt, um so zu einer moderner Art des Umweltschutzes zu finden. Ein integrierter Ansatz Im Lauf der letzten zehn Jahre hat Ungarn – wie mehrere andere mittel- und osteuropäische Länder – neben der traditionellen Umweltpolitik eine Politik der Vorsorge eingeführt und dazu die Umwelt in die verschiedenen Wirt- schaftsbereiche integriert. DieserAnsatz liegt auch dem neuen Umweltgesetz von 1995 und dem zur Zeit laufenden nationalen Umweltprogramm zugrunde, das vom Parlament 1997 gebilligt wurde. Die Regierung hat diesen Weg nicht nur mit Rücksicht auf die tiefgreifenden Ver- änderungen in unserem Land einge- schlagen, sondern auch um den Anfor- derungen eines Beitritts zur OECD, zur NATO und zur EU gerecht zu werden. Als Ungarn die OECD-Mitgliedschaft beantragte, wurden nicht nur wirtschaft- licheAspekte, sondern auch der Zustand der Umwelt unter die Lupe genommen, was für viele überraschend und neu war. Das Regionalgefälle abbauen Es gibt in Ungarn einen indirekten Zusammenhang zwischen Beschäftigung und Umwelt. Das lässt sich am Kapitel 3 des nationalen Umweltprogramms „Wichtigste Anwendungsgebiete“ able- sen. Das Programm gibt der Gleichschal- tung von regionaler Entwicklung – die das gravierende Regionalgefälle vor allem mit Blick auf die Beschäftigung abbauen soll – und Umweltschutz den Vorrang vor anderen Plänen. Künftig scheint es sinnvoll, denAspekt Beschäftigung direkter und wirkungsvoller in das Programm einzubinden; ebenso sollten Umweltanliegen in der Beschäf- tigungsstrategie berücksichtigt werden. Hohe Arbeitslosigkeit Leider werden komplexe Umweltfra- gen in der derzeitigenArbeitsmarktpolitik nicht berücksichtigt, es sei denn, es handelt sich um Fragen der öffentlichen Gesundheit und vor allem der Hygiene. Für den traditionellen Umweltschutz zum Beispiel in der Familie und in der Dorfgemeinschaft, in dem Bemühen, die Landflucht aufzuhalten und für die relativ komplizierte Landschaftspflege wäre ein enges Zusammenwirken der beiden Politiken notwendig. Mit diesen Fragen werden wir uns noch befassen müssen, zumal die Zahl der Erwerbstä- tigen in unserem Land in den letzten zehn Jahren von 5,3 auf 3,8 Millionen zurückgegangen ist, also von 50 % auf 38 % der Bevölkerung, was den Schluss zulässt, dass der „informelle Sektor“ vermutlich weiterhin eine wichtige Rolle 16
  • 3. Bindestrich 32 | 2003 spielen wird. In Ungarn beschäftigt die Umweltin- dustrie, wie sie von der OECD definiert wird, zwischen 20 000 und 30 000 Per- sonen. In die Zukunft investieren Wir gehen davon aus, dass sich die von der Europäischen Union geforderte Harmonisierung der Umweltpolitiken in Ungarn positiv auf die Beschäftigung auswirken wird. Angesichts der beson- deren Gegebenheiten in diesem Land wird man mehr Personal im Umwelt- schutz brauchen, denn einerseits müs- sen Probleme gelöst werden (Abwasser- und Abfallbeseitigung, Luftverschmut- zung in den Städten, nicht ausreichen- des Personal für die Umsetzung der Gesetze), andererseits sollen die Vorteile besser genutzt werden (pro Einwohner verursachte geringe Umweltbelastung, Natur in gutem Erhaltungszustand und reiche Biodiversität). Die künftige Be- schäftigung im Umweltschutz wird weit- gehend eine Frage der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel sein. Artikel veröffentlicht in der Zeitschrift NATUROPA no. 92/2000 Traditioneller Umweltschutz und Landschaftspflege müssen in der Arbeitsmarktpolitik berücksichtigt werden Luftverschmutzung in den Städten - ein Problem, das durch die Harmonisierung der Umweltpolitik gelöst werden kann 17 EUROPARAT
  • 4. Bindestrich 32 | 2003 INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN Dänemark Ökologische sanitäre Einrichtungen in Kleingärten in Dänemark, Teil 2 Sortierung Das Urinsammelsystem wurde von zwei Frauen als für sie ungeeignet be- urteilt. Berichtet wurde aber auch, dass anfänglich 11 Frauen Schwierigkeiten hatten, ihren Urin in die Urinschale der Toilette zu geben, und dass sie erst nach einer Gewöhnungszeit eine gute Funktion erreichen konnten. Männer und Kinder im Alter von sieben Jahren oder älter hatten keine Schwierigkeiten. Für Kinder unter sieben Jahren waren die Ergebnisse mehr differenziert. Fünf der 24 Kinder hatten Schwierigkeiten. Es handelte sich um einen Jungen von 15 Monaten, drei Mädchen im Alter von drei einhalb, vier und fünf Jahren und ein Kind von sechs Jahren -Geschlecht nicht spezifiziert. Sieben Kinder im Alter von fünf Jahren oder weniger hatten keine Schwierigkeiten. Ein spezieller Toilettensitz für Kinder ist für drei der Typen vorrätig. Reinigung, Geräusch, Geruch und Flie- gen Nur drei der 77 Benutzer meinten, dass die Reinigung etwas schwierig oder schwierig war. Die anderen fanden die Reinigung problemlos. Bezüglich des Geräusches hat nur ein Benutzer berichtet, dass er gelegentlich ein irritie- rendes Geräusch von dem 19W Venti- lator hörte. Kein Benutzer der mit Ven- tilation ausgerüsteten Toilettensysteme hatte Probleme mit Geruch im Toiletten- raum. Einige Benutzer mit Toiletten ohne Ventilator hatten einige Geruchsproble- me, jedoch nicht so bedeutend, dass sie Ventilationssysteme einbauen woll- ten. Toiletten ohne Ventilation wurden nur in Nebengebäuden mit natürlicher Luftströmung installiert. Zwei Anwender hatten große Schwierigkeiten mit Flie- gen, aber diese Schwierigkeiten wurden durch einen kontinuierlichen Betrieb des Ventilators behoben, gemäss Anwei- sungen im Manual, und durch Montage von Netzen am Ende des Ventilations- systems und Eingang des Urinbehälters. Hantierung von Urin und Fäkalien Die Berichte über die Hantierung von Urin und Fäkalien zeigten keine Proble- me, was Urin betrifft, und 76 Anwender fanden die Entleerung der Fäkalienbe- Ivan LARSEN, Vorsitzender der Dänischen Kleingärtnerverbandes, Arne BACKLUND, Projektleiter, Direktor von A & B BACKLUND ApS Großer Erfolg mit sortierenden Trockentoiletten 18
  • 5. Bindestrich 32 | 2003 INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN hälter unproblematisch. Ein Anwender fand den Geruch unangenehm, jedoch akzeptabel. Über die Entleerungsfre- quenzen für die Fäkalienbehälter der verschiedenen Toilettentypen wurde schon berichtet. Die Frequenz wechselte zwischen jedem dritten/sechsten Tag bis zu einmal pro Saison, abhängig von Toilettenmodell, Haushaltgröße und Be- nutzung. Gesamteindruck der Toilettensysteme Die interviewten Teilnehmer charak- terisierten den Eindruck als positiv oder sehr positiv. Besucherreaktionen 49 Teilnehmer hatten von Gästen , Nachbarn oder anderen positive oder sehr positive Aussagen erhalten, drei dagegen hatten negative Äußerungen erhalten. Verbesserungsvorschläge DieTeilnehmer waren sehr engagiert, und auf Ersuchen haben 26 Teilnehmer Änderungsvorschläge ermittelt. Neun Teilnehmer mit Toilettensitzhöhen von 50 cm oder mehr haben niedrigere Sitz- höhen vorgeschlagen. Weiden-Evapotranspirationsbett ohne Grauwasserablauf Als ein Teil des Projektes wurde ein Evapotranspirationsbett entsprechend einem bei A & B Backlund ApS entwic- kelten Konzept konstruiert. Das Grau- wasser von 10 Kleingärten verdunstet auf einer gemeinsamen Fläche. Jeder individuelle Garten hätte aber ein eige- nes Evapotranspirationsbett benutzen können. Das System verdunstet fast ausschließlich. Grauwasser, da Regen- wasser mit Hilfe einer Plastikfolie von der Oberfläche abweicht. Das System ist für Kleingärten sehr gut geeignet. Nur wenige m2 sind für einen Kleingarten mit einem begrenzten Wasserbedarf - und dies nur in der Pflanzenwuchssaison – erforderlich. Über die Ergebnisse wird zu einem späteren Zeitpunkt berichtet. Schlußfolgerung Sortierende Trockentoiletten wurden in 89 Kleingartenhäusern in Ballerup, Her- lev und Slagelse installiert. Der Zweck war, den Teilnehmern des Projektes zu ermöglichen, die Systeme im Hinblick auf Montage, Sortierung, Benutzung, Reinigung, Entleerung und entstehende Probleme zu bewerten. Eine bezüglich des Alters und des Geschlechts repre- sentative Personenauswahl beteiligte sich in der Untersuchung. Die Benutzer waren sehr positiv und haben nur sehr wenig Probleme. Fast alle diese Probleme konnten im Laufe des Projektes behoben werden. Monta- ge, Reinigung und Entleerung wurden als einfach betrachtet. Die tägliche Nutzung der Toiletten war problemlos. Jedoch fanden einige Frauen es schwierig, ihren Urin in die Urinschale zu geben. Nach einer Ge- wöhnungszeit hatten nur zwei dieser Frauen immer noch Probleme. Unan- nehmlichkeiten infolge von Fliegen, Ge- räuschen und Geruch waren minimal und die Beteiligten konnten diese selbst beseitigen. Auf Grund des sehr begrenzten Was- serverbrauchs für die Reinigung war der gesammelte Urin sehr konzentriert. Die Konzentration von Schwermetallen und umweltfremden Stoffen lagen weit unter den Grenzwerten der Klär- schlammverordnung. Der gesammelte Urin war als Düngemittel gut geeignet. DieAnwendung von gelagertem Human- urin als Düngemittel scheint nur ein sehr geringes Risiko für bakterienindizierte Darminfektionen bei Mensch und Tier zu bergen. Dies gilt sowohl für die Hantierung als auch für das Verzehren der Ernte. Die Untersuchung von sortierenden Trockentoiletten in Kleingärten war sehr erfolgreich, und die Modelle sind aus- gezeichnete Alternativen zu den tradi- tionellen Systemen. Die erreichten Vor- teile bei Errichtung von sortierenden Trockentoiletten statt Lösungen mit Ka- nalanschluss sind u.a. Wassererspar- nisse und Wiederverwendung der Nähr- stoffen. Für Kleingärten bedeutet die Errichtung außerdem wesentliche öko- nomische Vorteile im Vergleich mit den viel teureren Installationen mit Kanalan- schluss. Die Ergebnisse der mikrobiolo- gischen Analysen deuten darauf, dass der Urin als Düngemittel im Garten ver- wendet werden kann. Die sortierenden Trockentoiletten bilden in Kombination mit Weiden-Evapotranspirationsanlagen eine komplette funktionsfähige Lösung für Schwarzwasser und Grauwasser in Kleingärten. Weiterentwicklung Die Teilnehmer des Projektes haben durch Beanstandungen und Verbesse- rungsvorschläge zu Änderungen betreff Funktion und Design beigetragen. Die Kommunikation zwischen Anwendern, Konstrukteuren und Herstellern ist von großer Bedeutung sowohl für die Pro- duktentwicklung als auch für die Pro- duktanwendung. Die neuentwickelte Toilette "Separett Villa 9000", wird unten abgebildet. Verbreitung Die gesammelten Erfahrungen dürf- Sichtblende Kindersitz Mechanismus der Toilette 19
  • 6. Bindestrich 32 | 2003 INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN ten bei Untersuchungen und Investitio- nen in Toiletten- und Abwasserlösungen für eine breite Palette von Kleingärten etc. in mehreren Ländern interessant sein. Von großer Bedeutung für Entwick- lungsländer ist zweifellos, die sanitären Verhältnisse zu verbessern. Sortierende Trockentoiletten sind in diesem Zusam- menhang interessant, nicht nur bei Er- richtung oder Modernisierung von sani- tären Einrichtungen in ländlichen Gebieten. Die geschilderten Lösungen und gesammelten Erfahrungen wären auch bei der Etablierung von stadtnahen, dauerhaften Lebensmittelproduzieren- den Kleingartenvereinigungen interes- sant. Die hiesigen Kleingärten könnten als Inspirationsquelle für die Moderni- sierung in den Entwicklungsländern die- nen. Zusätzliche Auskünfte Das Projekt wurde bei mehreren in- ternationalen Tagungen vorgestellt, und wird auch beim "2nd International Eco- san-Symposium" am 7. - 11. April 2003 in Lübeck vorgestellt. Viel Erfahrung wurde in Verbindung mit diesem und weiteren sieben nationalen und interna- tionalen Projekten gesammelt. Der Pro- jektpartner des dänischen Kleingarten- verbandes, A & B BACKLUND ApS, kann weitere Auskünfte mitteilen. Der Projektleiter kann auf Basis der Erfah- rungen von sanitären Anlagen in meh- reren Ländern, durch Beratung, Vorträ- ge, Vorführungen, Referenzbesuche, Projektanträge, etc. den Kleingarten- verbänden helfen. Ivan Larsen, Vorsitzender der Dänischen Kleingärtnerverbandes, Frederikssunds- vej 304 A, DK-2700 Broenshoej, Däne- mark Tel.: +45 38288750, Fax.: +45 38288350 E-mail: info@koloniahve.dk Internet: www.kolonihave.dk Arne Backlund, Projektleiter, Direktor von A & B BACKLUND ApS,Ordrupvej 101, DK-2920 Charlottenlund, Däne- mark Tel.: +45 39633364 Fax.: +45 39636455 E-mail: backlund@backlund.dk Internet: www.backlund.backlund.dk Der Denker, Lotte Hilden - Copyright A&B BACKLUND ApS 20
  • 7. Bindestrich 32 | 2003 INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN LUXEMBURG Luxemburgische Charta des Ehrenamtes Zusammenhang Das Ehrenamt in seinen vielen For- men ist seit langem in Luxemburg ein Faktor, der zur Verbesserung der Le- bensqualität beiträgt und der Integration in die Gesellschaft dient. Das Ehrenamt steht am Anfang der Gründung unzäh- liger verschiedener Vereinigungen, die im Interesse der Gemeinschaft tätig sind. Und dennoch kam es erst mit dem Internationalen Jahr des Ehrenamtes zu einem breiteren Meinungsaustausch über das Ehrenamt in der luxemburgi- schen Gesellschaft. Einer der großen Vorteile des Ehrenamtes ist seine Ver- schiedenartigkeit. Dennoch kann diese Verschiedenartigkeit auch komplex er- scheinen und daher das Verständnis des Begriffs "Ehrenamt" erschweren. Deshalb bemühen sich Organisationen, die ehrenamtliche Aktivitäten durchfüh- ren, zusammen, ihre gemeinsamen Prin- zipien hinsichtlich derArt des freiwilligen Engagements und der Bedingungen ihrer Anwendung hervorzuheben. Auch wenn diese Organisationen nicht unbe- dingt die gleichen Charakteristika auf- weisen, kann die Charta dennoch als Leitfaden dienen und ein besseres Ver- ständnis des Begriffs "Ehrenamt" ermög- lichen. Definition Ehrenämtler ist, wer sich freiwillig ohne finanzielle Entschädigung im Dien- ste eines Dritten oder der Gemeinschaft engagiert. Das Ehrenamt ist das freiwil- lige und unentgeltliche Engagement von Personen, die für andere oder im Inter- esse der Gemeinschaft tätig sind, das über die einfache gegenseitige Hilfe im Familien– oder Freundeskreis hinaus- geht. Rolle Das freiwillige Engagement ist ein Instrument der Entwicklung in unserer Gesellschaft. Es nimmt einen besonde- ren Platz in der Zivilgesellschaft ein und hat in bezug auf die bezahlteArbeit eine ergänzende und keine konkurrierende Funktion. Das freiwillige Engagement dient in bestehenden Organisationen der Erneuerung, der zusätzlichen Un- terstützung oder der Innovation. Traditioneller Empfang der Gäste in der Kleingartenanlage “SZZ Senica Kunov I“ 21
  • 8. Bindestrich 32 | 2003 INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN Grundprinzipien des Ehrenamtes Die Übernahme eines Ehrenamtes ist eine freie Entscheidung, die auf per- sönlichen Gründen und Optionen beruht. Die Formen des ehrenamtlichen En- gagements müssen jedermann unab- hängig von Geschlecht, Alter, Staatsan- gehörigkeit, Rasse, philosophischen oder religiösenAnschauungen, gesund- heitlicher Verfassung, sozialer Stellung und finanzieller Situation zugänglich sein. Das Ehrenamt wird im Rahmen ethi- scher und humanitärer Grundsätze unter Achtung der Menschenwürde ausgeübt. Das Ehrenamt richtet sich an den Bedürfnissen der Gesellschaft aus und fördert die Mitwirkung der Gemeinschaft, damit diesen Bedürfnissen Rechnung getragen wird. Das Ehrenamt fördert die Eigeninitia- tive, die Kreativität und das Verantwor- tungsbewusstsein sowie die Integration und Anteilnahme der Gesellschaft Praktischer Leitfaden für die Aus- übung eines Ehrenamtes Die Vereinigung sorgt dafür und achtet darauf, dass der Ehrenämtler als vollwertige(r) Mitarbeiter (in) aufgenommen und an- gesehen wird, der Ehrenämtler klare Informationen über die Vereinigung, ihre Zielsetzungen und ihre Funktionsweise erhält, dem Ehrenämtler eine Tätigkeit zu- gewiesen wird, bei der seine Fähigkei- ten, seine Verfügbarkeit und seine Prio- ritäten berücksichtigt werden, den genau festgelegten Funktionen eines jeden Rechnung getragen wird, dem Ehrenämtler ein angemessener Tätigkeitsrahmen gewährleistet wird, der Ehrenämtler eine entsprechende Betreuung erhält und ihm gegebenen- falls eine Ausbildung angeboten wird, der Ehrenämtler durch eine entspre- chenden Versicherung abgesichert ist, ggf. erforderliche Ausgaben des Eh- renämtlers zurückerstattet werden und somit allen der Zugang zum Ehren- amt erleichtert wird. Der Ehrenämtler hat die Aufgabe, die Grundsätze der Vereinigung zu anzuerkennen und sich an ihre Zielset- zungen zu halten, die Tätigkeit der Vereinigung zu un- terstützen, sich auf seine Aufgaben vorzuberei- ten und ggf. anAusbildungsmaßnahmen teilzunehmen, die gemeinsam festgelegten Aufga- ben zu bewältigen, mit den anderen Ehrenämtlern und bezahlten Mitarbeitern in gegenseitigem Einvernehmen zusammenzuarbeiten, den Grundsatz der Vertraulichkeit bei der Ausübung seiner Aufgaben zu be- rücksichtigen und sich an den Verhal- tenskodex der Vereinigung zu halten. Vision Die Übernahme eines Ehrenamtes ist ein bewusster Schritt auf andere zu und ein Akt der Solidarität. Diese Form von staatsbürgerlichem Engagement beruht auf einer Politik der Entwicklung der menschlichen Ressour- cen und hat in unserer Gesellschaft eine zukunftsweisende, fördernde und inno- vative Funktion. Diese Charta wurde angenommen vom Vorstand und vom Luxemburger Organisationskomitee zum Internationa- len Jahr des Ehrenamtes. Die Übernahme eines Ehrenamtes ist eine freiwillige Entscheidung Das Präsidium des Office: tätig im Ehrenamt 22
  • 9. Bindestrich 32 | 2003 INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN Schweden "Den Boden und die Stimmung verbessern" EU-Projekt mit den Kleingärtern in Fittja Am Ende der Saison 2002 hatten die 64 Kleingärtner in Fittja in Stockholm begonnen, selbst zu kompostieren. Sie hatten praktische Informationen und Ratschläge erhalten, wie sie den Boden und die Pflanzen ernähren sollten und wie immer hatten sie viel Gemüse, Obst und Beeren geerntet. Ein neuer Aspekt ihres Gärtnerns war, dass sie Informa- tionen, wie sie kompostieren und den Boden düngen sollten, erhalten hatten. Diese Ratschläge waren in ihre eigene Muttersprache übersetzt worden. Wäh- rend ungefähr einem ganzen Jahr hatten die Kleingärtner in Fittja in einem EU- Projekt: „Verbesserung des Bodens“ teilgenommen. Ziel war, dass alle beim Gärtnern auf ihrer Parzelle soviel wie möglich die Umwelt schützen sollten. In vielen Kleingartenanlagen treffen sich Menschen vieler Nationalitäten durch ihr gemeinsames Interesse für das Gärtnern. Diese Vielfalt ist facetten- reich und trägt dazu bei, dass Erfahrun- gen ausgetauscht werden und dass man von anderen lernt. Aus dieser Viel- falt ergeben sich aber auch Schwierig- keiten, die überwunden werden müssen: Sprachprobleme, die Überzeugung was eine gute fachliche Praxis ist, aber auch die Schwierigkeit, eingefleischte Verhal- tensweisen zu wechseln. Der Fittja Kleingartenverein ist einer von mehreren, die das Bedürfnis hatten, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Vor einigen Jahren hatten diese Kleingärtner an einem ersten Projekt mit dem Ziel, den Boden zu verbessern, teilgenommen. Dieses Projekt beinhal- tete Bodenanalysen, das Verteilen von Informationen und Dokumenten und verfolgte das Ziel, die Umwelt in Fittja zu verbessern. Die Teilnehmer waren der Meinung, dass die Zeitspanne zu kurz war und dass die Gefahr bestand, dass die guten Beispiele keine Früchte tragen würden. Sie empfanden es als eine dringende Notwendigkeit, nach einem guten Start mit den Bodenverbesserungen und den Anpflanzungen fortzufahren, aber zu- gleich auch die Beziehungen zwischen den Kleingärtnern zu verbessern - und dies nicht nur durch Informationen in mehreren Sprachen. Mit Gun-Britt BLOM, einem Vor- standsmitglied der Kleingartenanlage Fittja und Projektleiterin hatte der Verein eine EU-Subvention beantragt, um prak- tisch mit Garten- und Umweltfragen zu arbeiten. Schnell kam die Antwort, dass der Verein ein EU-Subvention von 34.000 SKR (Schwedische Reichskro- nen) erhalten könnte. Mit der großen Unterstützung des Gartenfachberaters XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX ... und die Stimmung verbessern. Ingrid NORDBALL Gun-Britt BLOM 23 Den Boden ...
  • 10. Bindestrich 32 | 2003 INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN Solvek Site Blad vom nationalen Ver- band starteten Gun-Britt und ihre Mitar- beiter sofort die Vorbereitungen für die Frühlingssaison und den Start des Pro- jektes. Sie bereiteten die Saison vor, indem sie einen Mustergarten mit fünf Beeten anlegten, die unterschiedlich gedüngt wurden: mit Kuhmist, mit Binaden (von Hühnern), mit doppelter Grabung, mit Gründüngung und mit Kompost, um so gute fachliche Beispiele vorzuzeigen. Auf diesen Parzellen wurden folgende Gemüsesorten gepflanzt: Zwiebeln, Möhren, Gurken, Spinat, Meerrettich, Bohnen und Steckrüben. Den Teilnehmern am Projekt wurde angeboten, Gründüngung und Binaden auf ihrer eigenen Parzelle anzuwenden. Die Projektleiterin Gun-Britt BLOM schrieb ein Tagebuch über die ganze Saison 2002 und unterstreicht, dass das Bedürfnis nach guter ökologischer Praxis sehr wichtig für die Kleingärtner in Fittja war. Deshalb wurde das meiste Material, welches zur Information und Erziehung gebraucht wurde, in Spanisch, Arabisch und Chinesisch übersetzt und den Mit- gliedern zur Verfügung gestellt: die Ein- ladung zum Projekt, das Informations- material zur Untersuchung, „Der gute Boden“, „Mehr kompostieren“ und das Dokument über die Einschätzung des ersten Jahres. Bald hatten viele der Kleingärtner die Bedeutung organisch zu kultivieren ver- standen und dachten mehr und mehr daran, wie sie düngen und kompostieren sollten. Während des Projektes konnte man aber auch einige Bedenken gegen- über dem Kompostieren spüren, weil die Menschen dachten, dass dies schlecht riecht. Dieses Problem ließ sich einfach lösen durch den Zusatz von Rindenmulch, der den Geruch weg- nahm. Ein anderes Resultat ist, dass seit Beginn dieses Projektes die Kleingärtner dieser Anlage viel besseren Kontakt untereinander haben als vorher. Dies hat sich nicht nur durch das große In- teresse am Projekt gezeigt, sondern auch beim Treffen zum Saisonende, an dem 70 Leute teilnahmen. Aber ein Jahr genügt nicht, um eine gute fachliche Praxis zu vermitteln. So wurde das Projekt über zwei Jahre ge- plant. Gun-Britt glaubt, dass der Zugang zu Informationen, die auf Fakten beru- hen und einfach in den eigenen Spra- chen zu verstehen sind, ausschlagge- bend ist für die Zukunft von Kleingarten- arealen mit Kleingärtnern aus vielen Nationen und Gartenkulturen. Alles braucht Zeit, wie man es aus den fol- genden Tagebuchnotizen ersehen kann: Auszug aus dem Tagebuch: November 1. 2001 - Antrag an den Europäischen Sozialfonds, 27. Februar 2002 - Positive Entschei- dung, den Fittja Kleingartenverein zu subventionieren. 22. März 2002 - Informationstag durch den Europäischen Sozialfonds April 2002 - Einladungen an die Mit- glieder in Spanisch, Chinesisch und Arabisch. Ausarbeitung des Zeitplans mit dem Fachberater. Vorzeigen, wie die Gartenparzelle von Unkraut gesäu- bert und von dicken Himbeersträuchern befreit werden kann. Die Hecke wird geschnitten. 3. Mai - Einkauf von Samen, Vliesen, Dünger, Rindenmulch. Graben des Mu- stergartens. Die Beete werden zur In- formation mit fünf verschiedenen Dün- gemitteln vorbereitet. Der Holunder wird mit einer schwarzen Plastikfolie über- deckt. 25. Mai - Erster Informationstag für 40 Personen (24 Männer, l6 Frauen) Vorführung der fünf Düngemethoden und Information, wie man den eigenen Boden testen kann. Verteilung eines übersetzten Fragebogens an alle Teil- nehmer mit Fragen über ihren eigenen Boden und Anbaumethoden als Basis zur Verbesserung. Verteilen von Binaden. 1. Juni - Zweiter Informationstag - Kompostieren: 25 Mitglieder. Der Bi- nadendünger wird jetzt von vielen Mit- gliedern getestet. 5. Juni - plus 30° C. Die Broschüre zum Kompostieren wird verteilt. Infor- mationen über den pH-Wert und wie der pH-Wert in den Parzellen gemessen werden kann. Dies ist die Gelegenheit, über Bodenverbesserungen zu diskutie- ren und zu informieren. Bei Ende Juni haben 40 % der Mitglieder einen eige- nen Komposthaufen und 30 Mitglieder kennen ihren pH-Wert. Sie erhalten eine Beratung, wie sie den Boden be- handeln sollen. Juli - Das Projekt läuft weiter. 62 Mitglieder haben am Projekt teilgenom- men, 24 Frauen, 38 Männer. Der pH- Wert liegt zwischen 4,2 und 7. Begut- achtung von Bodenanalysen aus fünf Kleingärten. Kompostierungstag: 15 Teilnehmer. Füllung der neuen Kompostkisten, Be- gutachtung der Parzellen, die gedüngt wurden, Test der geernteten Radies- chen. August - Letzter Tag für Information; Hauptthema: das Kompostieren aber auch Inspektion und Ernte von Gemüse auf den gedüngten Musterbeeten. Ein Mitglied servierte gefüllte Rübenrollen, Reis und Gemüse. Vier Kompostkisten wurden gebaut und verteilt. Fast 50 % aller Mitglieder haben ihren eigenen Komposthaufen.Alle Mitglieder erhielten schriftliche Informationsblätter zum The- ma: „Der gute Boden“ und „Mehr Kom- post“. September: Schlussfest mit 70 Teil- nehmern. Essen, Evaluation der Saison, Diavorführung und spanische Sänger. Fortsetzung folgt. 24
  • 11. Bindestrich 32 | 2003 INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN Schweiz UmgangmitBodenbelastungeninstädtischen Kleingärten Vorbemerkung Das Office International wollte durch seine Bodenanalysenkampagne die Kleingärtner sensibilisieren gesundes Gemüse zu züchten und zugleich die Natur weniger zu belasten und ihr Porte- monnaie zu entlasten. Hauptziel war also, das persönliche Verhalten der Kleingärtner zu korrigieren und z. B. beim Düngen die Praxis “etwas mehr umso besser” zu unterbinden. Diese Kampagne ließ das Problem der Schwermetalle mit dem die Klein- gärtner konfrontiert sind absichtlich un- angetastet. Dieses Problem besteht aber in allen Verbänden und wird sicher- lich ein Thema in den nächsten Jahren sein und diskutiert werden müssen. Hier ein Beispiel aus Zürich. Malou WEIRICH Beispiel aus Zürich Soeben ist im Sommer/Winterse- mester 2003/2004 eine Fallstudie der ETH Zürich mit Studierenden der Um- weltnatur- und Umweltingenieurwissen- schaften erschienen, die sich mit folgen- den Themen befasst: Selbstversorgung, Erholungs- und Begegnungsraum, Fa- miliengärten in der Stadt Zürich, Boden- bewirtschaftung, Bodenfruchtbarkeit und Gesundheitsrisiko. Nachdem der Bund 1998 Richtlinien für den Bodenschutz, d.h. die Höhe von Prüf- und Sanierungswerten im Boden festgelegt hat, müssen sich die Kantone und ihre Gemeinden danach richten. Sind beispielsweise die Prüfwerte – im Garten sind das beim Schwermetall “Blei” 400 ppm - das heißt 400 mg auf 1 kg trockenen Boden – überschritten, soll die Nutzung so eingeschränkt wer- den, so dass keine Gefährdung für Mensch und Tier besteht. Sind aber die Sanierungswerte über- schritten – bei Blei sind das im Garten 1000 ppm – ist eine Sanierung der Bö- den angebracht und jede weitere Nut- zung zu verbieten. In der Landwirtschaft liegt die Höhe beim “Schwermetall Blei” bei 2000 ppm, weil der Bund davon ausgeht, dass in Familiengärten Kinder sind und ge- schützt werden müssen. Die Stadt Zü- rich verpachtet rund 7000 Gärten, davon 6117 an den Verein für Familiengärten Zürich. Die Gärten sind Oasen in unserer Stadt; 6117 Pächter und Pächterinnen mit ihren Familien und ihren Freunden (rund 30.000 Menschen) erholen sich Renate FÄSSLER, Zentralpräsidentin des Vereins für Familiengärten Zürich 25
  • 12. Bindestrich 32 | 2003 INFORMATIONEN AUS DEN VERBÄNDEN hier und ihre Kinder haben den wichtigen Kontakt zur Natur. Nicht zu unterschätzen ist ein sozialer Aspekt; die Integration, ein wichtiger Punkt, wird gelebt und ist kein Fremd- wort. Alle Gärtnerinnen und Gärtner wünschen sich gesundes Gemüse, ge- sunde Beeren und Früchte; leider be- steht seit einiger Zeit eine gewisse Un- sicherheit, die “Idylle” ist gestört. Die geplante Fallstudie muss im Zu- sammenhang mit diversen Bodenunter- suchungen gesehen werden. 1994 wur- den beispielsweise in Zürich in 125 Gärten Bodenuntersuchungen vorge- nommen; drei Gärten wiesen hohe Be- lastungen mit Schwermetallen (Blei) und organischen Schadstoffen wie polyaro- matischen Kohlenwasserstoffe (PAK), Pestizide wie z.B. DDT auf. Ein Pestizid, dessen Anwendung schon seit langer Zeit nicht mehr erlaubt ist, ist für uns unverständlich, weil in unseren Gärten das “Naturnahe Gärtnern” im Pachtver- trag festgehalten ist. Wegen der Heterogenität unserer Böden ist es aber offensichtlich schwie- rig, die tatsächliche Erfassung der Be- lastungssituation und eine Risikobeur- teilung aufzuzeigen; eine von der Stadt und von unserem Verein, am gleichen Ort, angeordnete erneute Beprobung im vergangenen Jahr weist weniger hohe Schadstoffwerte auf. Die ETH Zürich nimmt sich dem The- ma “Umgang mit Bodenbelastung in Kleingärten” an; Studenten und Studen- tinnen des Instituts für terrestrische Ökologie (ITÖ) der Umweltnatur- und Naturingenieurwissenschaften setzen sich im Sommer/Wintersemester 2003/2004, mit den Professoren Rainer SCHULIN und Ruben KRETZSCHMAR sowie in engem Kontakt mit unserem Verein, mit dem Thema auseinander. Aufgabe der Fallstudie wäre bei- spielsweise, Beiträge zum Bodenschutz und alternative Vorschläge zu erarbeiten, Varianten zu evaluieren und dazu erfor- derliche Grundlagen zusammenzustel- len und auszuwerten. Dabei sollte es aber nicht nur um naturwissenschaftliche und technische Aspekte gehen. Neben praktischen Vorschlägen erwarten wir auch rechtliche und andere Instrumente zur Verwirklichung der Maßnahmen und dabei dürfen die Kultur und die Ge- schichte unserer Gärten nicht vergessen gehen. Wir sind sehr gespannt auf das, was auf uns zukommt. Im Herbst 2003 liegen möglicherweise erste “Vorschläge” vor. Fortsetzung des Berichtes über die Fall- studien der ETH folgt! Artikel veröffentlicht in der Zeitschrift des Schweizer Familiengärtner- verbandes Nr. 3/2003 Schwermetalle ... ... können die Nutzung eines Kleingartens beeinträchtigen. 26
  • 13. Bindestrich 32 | 2003 ANSCHRIFTEN DER NATIONALEN VERBÄNDE Nationaal Verbond van Volkstuinen vzw/Ligue Nationale du Coin de Terre et du Foyer-Jardins Populaires ASBL Belgien Vereinssitz: Vogelmarkt 11 B -9000 GENT Sekretariat: c/o L. Van Bellegham Oudburgweg 6 B-9830 St. Martens-Latem Tel.: 09/329 85 22 Fax: 09/329 85 22 E-mail: n.ghesquiere@pi.be Dänemark Kolonihaveforbundet for Denmark Frederikssundsvej 304 A DK - 2700 BRONSHOJ Tel.: 3828 8750 Fax: 3828 8350 E-mail: info@kolonihave.dk Deutschland Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e. V. Platanenallee 37 D - 14050 BERLIN Tel.: 030/30 20 71-40/-41 Fax: 030/30 20 71 39 E-mail: bdg@kleingarten-bund.de England The National Society of Allotment and Leisure Gardeners Ltd. O'Dell House/Hunters Road GB - CORBY, Northants NN17 5JE Tel.: 01536 266576 Fax: 01536 264509 E-mail: natsoc@nsalg.org.uk Finnland Suomen Siirtolapuutarhaliitto ry Pengerkatu 9 B 39 SF - 00530 HELSINKI Tel.: 9-763 155 Fax: 9-763 125 E-mail: sgarden@siirtolapuutarhaliitto.fi Frankreich Ligue Francaise du Coin de Terre et du Foyer/ Fédération Nationale des Jardins Familiaux 11, rue Desprez F - 75014 PARIS Tel.: 1-45 40 40 45 Fax: 1-45 40 78 90 E-mail: c.denis@jardins-familiaux.asso.fr Niederlande Algemeen Verbond van Volkstuinders Verenigingen in Nederland PO-Box 9094 NL - 3506 GB UTRECHT Tel.: 0031/346 561612 Fax: 0031-346 56 40 92 E-mail: info@avvn.nl Luxemburg Ligue Luxembourgeoise du Coin de Terre et du Foyer 97, rue de Bonnevoie L - 1260 LUXEMBOURG Tel.: 48 01 99 Fax: 40 97 98 E-mail: liguectf@pt.lu Norwegen Norsk Kolonihageforbund Gronlandsleiret 23 N - 0190 OSLO Tel.: 22-17 23 71 Fax: 22-17 33 71 E-mail: forbundet@Kolonihager.no Österreich Zentralverband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter Österreichs Getreidemarkt 11/10 A - 1060 WIEN Tel.: 1-587 07 85 Fax: 1-587 07 85 30 E-mail: zvwien@chello.at Polen Polski Zwiazek Dzialkowów Krajowa Rada ul. Grzybowska 4 PL - 00-131 WARSZAWA Tel.: 22-6546232 Fax: 22-6206112 E-mail: krpzd@dzialkowiec.com.pl Schweden Svenska Förbundet för Koloniträdgardar och Fritidsbyar Åsögatan 149 S - 116 32 STOCKHOLM Tel.: 8-74 30 090 Fax: 86 40 38 98 E-mail: leif.thorin@koloni.org Schweiz Schweizer Familiengärtnerverband Sekretariat: z. Hd. von Frau Ruth STEINER St. Georgenstra. 71a CH - 9000 St. GALLEN Tel.: 41 71 222 98 26 Fax: 41 61 31 13 10 3 E-mail: ruth.steiner@dtc.ch Slowakei Slovenský Zväz Záhradkárov Republikový Výbor Havlickova 34 SK - 817 02 BRATISLAVA Tel.: 2-54 77 54 22 Fax: 2-54 77 77 64 Tschechien Ceský Zahrádkárský Svaz ústredí Rokycanova 15 CZ-130 00 PRAHA 3 - Zizkov Tel.: 2-22782710 Fax: 2-22782711 E-mail: zahradkari@vol.cz 27
  • 14. Bindestrich 32 | 2003 Herausgeber: Office International du Coin de Terre et des Jardins Familiaux a.s.b.l. 20, rue de Bragance, L - 1255 Luxembourg Stand: Oktober 2003 Konzept und Realisation: Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. Redaktion: Malou Weirich, Office International Layout/ DTP: Thomas Wagner, BDG Bildnachweis: Thomas Wagner, BDG; Seite 19, 20 (Bild 1): Larsen/ Backlund; Seite 4 (Bild 1): Weirich; Seite 4 (Bild 2, 3), 5: Müller Das Office im Internet: www.jardins-familiaux.org 28