1. Karenz und Kinderbetreuung
These 1: Kinderbetreuung ist immer noch überwiegend
Frauensache.
BezieherInnen des KBG sind überwiegend Frauen:
Berufsgruppen Frauen Männer F+M % Frauen
Angestellte 59.634 1.632 61.266 97,34
ArbeiterInnen 18.520 1.726 20.246 91,47
Vertragsbedienstete 10.628 267 10.895 97,55
Selbständige 2.446 638 3.084 79,31
BäuerInnen 1.416 360 1.776 79,73
Hausfrauen/-
20.739 351 21.090 98,34
männer
StudentInnen 1.652 130 1.782 92,70
SchülerInnen 856 8 864 99,07
BeamtInnen 1.413 167 1.580 89,43
Arbeitslosengeldbez. 11.916 744 12.660 94,12
Notstandhilfebez. 4.187 331 4.518 92,67
Summe 133.407 6.354 139.761
Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend, Stand Feber 2012
Aufteilung nach Bezugsdauer:
Das größte Problem in diesem Bereich ist die unterschiedliche Dauer der Karenz (2 Jahre)
und der längstmöglichen Kinderbetreuungsgeldvariante (30 + 6 Monate).
Frauen Männer
1. Jahr 57.703 985
2. Jahr 53.901 2.768
25.-30. Lebensmonat 18.353 377
31. – 36. Lebensmonat 3.450 2.224
These 2: Frauen verlieren im Laufe ihres Berufslebens sehr viel Geld durch
Berufsunterbrechungen für Kindererziehung.
Untersuchung über die Auswirkungen von Karenz und Teilzeit auf das
Lebenseinkommen
Modellverläufe Lebenseinkommen
Modell A- Annahme einer durchgängigen Erwerbstätigkeit 100 Prozent
Modell B- Erwerbstätigkeit einmal durch 2jährige Karenz 97,13 Prozent
unterbrochen, anschließend wieder Vollzeit bis zur Pension
Modell C- Erwerbstätigkeit einmal durch 2jährige Karenz 86,73 Prozent
unterbrochen, anschließend 10 jährige Teilzeit, danach
Vollzeit bis zur Pension
Modell D-Erwerbstätigkeit einmal durch 2jährige Karenz 44,10 Prozent
unterbrochen, anschließend 10 Jahre erwerbslose Zeit mit
anschließender Teilzeit bis zur Pension (25 Jahre)
Anmerkung: Teilzeit sind 19,5 Stunden pro Woche
Quelle: Erwerbsunterbrechungen, Teilzeitarbeit und ihre Bedeutung für das Frauen-
Lebenseinkommen. Studie von AMS und WIFO, November 2010
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Unterlagen zur GPA-djp SekretärInnen- Tagung 7./8.05.2012 Wagrain
Autorin: Barbara Marx, Stand April 2012
2. Grundlage aller Sozialversicherungssysteme in Österreich ist die eigene Erwerbstätigkeit.
Durch Karenzen, Teilzeitphasen oder Arbeitslosigkeit entstehen Verluste im
Lebenseinkommen, sowie teilweise geringere Ansprüche im Alter.
Bei dieser Untersuchung wurden allerdings nur die Auswirkungen bis zum Pensionsantritt
berücksichtigt. Würde man die Verluste durch eine geringere Pension bis zum
Lebensende auch noch hinzuzählen, würden die Verluste noch viel dramatischer
ausfallen.
Aus diesen Gründen ist die Anrechnung von Karenzzeiten im Ausmaß der gesetzlichen
Karenz dermaßen entscheidend, weil dadurch der Verlust von Modell B auf Null sinkt und
auch bei den beiden anderen Modellen der Verlust geringer wird. Für eine Übersicht der
Anrechnungsbestimmungen in den Kollektivverträgen der GPA-djp siehe extra Tabelle.
Instrumente zur Entschärfung der Falle Karenz:
1. Anrechnungsbestimmungen für Karenzen im Ausmaß der gesetzlichen Karenz (bis
zum 2. Lebensjahr des Kindes) einführen, wenn der KV geringere Anrechnung
vorsieht eine bessere Regelung mittels Betriebsvereinbarung abschließen
2. Wiedereinstieg durch strukturelles Programm erleichtern
a. Kontakt während der Karenz halten
i. regelmäßige Newsletter per Brief/E-Mail „Was gibt es Neues im
Unternehmen“
ii. Einladung zu Stammtischen, Weihnachtsfeiern etc.
iii. auch karenzierte KollegInnen freuen sich über Glückwünsche zum
Geburtstag, Ostern, Weihnachten, etc.
b. Wiedereinstieg rechtzeitig planen, 3-4 Monate vorher ausführliches
Gespräch: Rückkehr auf alten Arbeitsplatz oder neuer Arbeitsplatz?
Schulungs- oder Auffrischungsbedarf? neue KollegInnen kennen lernen?
c. Abklären ob Arbeitszeit gleich bleibt oder Elternteilzeit? Wie viele Stunden
pro Woche und Lage der Arbeitszeit?
d. Kontakt zu anderen KollegInnen herstellen, die in einer ähnlichen Situation
sind – besonders in größeren Unternehmen, Möglichkeit zu Treffen und
Erfahrungsaustausch geben bzw. organisieren
e. Informationen und Beratung zur Pflegefreistellung und nicht erst wenn es
akut ist (Infoblatt GPA-djp Frauen)
3. Männer ermutigen auch in Karen zu gehen!
4. Wenn von der Frau gewünscht (!): flexible Modelle entwickeln, die rasche
Rückkehr aus Karenz bzw. den Wiedereinstieg erleichtern. (Home Office,
geblockte Arbeitszeiten, Gleitzeit, geringfügige Beschäftigung während Karenz,
Weiterbildungsangebote während Karenz anbieten, Teilnahme an wichtigen
Besprechungen, etc.)
5. Betriebskindergarten
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Unterlagen zur GPA-djp SekretärInnen- Tagung 7./8.05.2012 Wagrain
Autorin: Barbara Marx, Stand April 2012