Ein wichtiges Protokoll für die AV Übertragung über IP ist das Multicast Protokoll, das ich hier kurz ansprechen möchte.
Multicast ist ein nicht ganz so bekanntes Protokoll, da der meiste Datenverkehr in IP Netzten über Punkt zu Punkt Verbindungen stattfindet.
Das heißt dann Unicast.
Verglichen mit einer AV Verkabelung, würde Unicast in etwa so, aussehen.
Will man 3 Quellen, auf 3 Monitoren darstellen, mit Möglichkeit die Quelle auszuwählen benötigt man 3 AV Verteiler und 3 Umschalter.
Selbst bei einem so kleinem Aufbau ist der Aufwand an Verkabelung und Geräten sehr hoch.
Will man von einer Kamera gleichzeitig auf 3 Monitore, benötigt man 3 Verbindungen.
So ähnlich ist das auch bei Unicast mit AV over IP.
Will man von einer Quelle auf 3 Empfänger streamen, muss die Quelle das Signal auch 3x erzeugen.
Man benötigt zwar keinen Verteiler Verstärker, und das Ganze geht auch nur über ein Kabel, aber die Quelle sendet das Signal 3x auf einer Leitung.
Damit ist auch die Belastung 3x so hoch.
Für eine traditionelle AV Verkabelung hat man deshalb den AV Matrix Switch erfunden.
Damit wird nur noch ein Kabel von jeder Quelle benötigt.
Die Verteilung erledigt dann der Matrix Switch oder auch Kreuzschiene genannt.
So ähnlich funktioniert das auch mit einem IP Switch und dem Multicast Protokoll.
Die Quelle schickt das IP Signal nur einmal zum dem IP Switch und dieser dupliziert dann die Pakete auf Anforderung des Empfängers.
Die Belastung für die Quelle ist immer gleich.
Egal ob ein Empfänger oder tausend Empfänger.
Das funktioniert auch sehr gut in einem kontrolliertem Netzwerk wie zum Beispiel in einem Firmen LAN.
Leider unterstützt das Internet kein Multicast. Hier benötigt man zusätzliche Dienstleister zur Verteilung. (CDN, Content Delivery Network, Akamai)
Übrigens, Multicast bzw. IGMP wie es in IP Netzwerken heißt, wurde bereits 1989 spezifiziert.
Bis vor ein paar Jahren war es noch völlig undenkbar unkomprimierte Videosignale über IP Netzwerke zu verteilen.
Mit der Einführung von 10 Gb und Non Blocking Backplanes ist die Leistungsfähigkeit von IP Switches inzwischen höher als die von AV Routern.
Und mit der Einführung von Light Compression Codecs wird die Signaldichte nochmal um den Faktor 3-5 gesteigert.
Allerdings ist 10 Gb/s noch nicht beim Desktop angekommen.
Die unkomprimierte Verteilung von AV Signalen wird sich erst mal in Inselanwendungen, in einem kontrollierten Netzwerk, wie z.B bei der Remote Produktion durchsetzen.
Deshalb werden höherkomprimierende Codecs wie H.264 und jetzt dann noch H.265, weiterhin ihre Berechtigung haben.
Der große Vorteil dieser Codecs ist, dass man bestehende IP Infrastrukturen, wie sie bei Firmen vorhanden ist,und sogar das Internet, für AV over IP verwenden kann.
Und das wird noch einige Jahre so bleiben.
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Im Zusammenhang mit der IP Übertragung haben sich verschiedene Begriffe gebildet die nicht unbedingt standardisiert sind.
Es versteht auch nicht jeder dasselbe unter demselben Begriff.
Die Übergänge zwischen den Begriffen sind eher fliesend.
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Wie Sie sehen, das Spektrum, wie man AV Signale mit Hilfe des IP Protokolls von A nach B überträgt, ist sehr groß.
Nicht jede Methode eignet sich für jede Anwendung.