1. Friends of the Earth / Antarctic and Southern Ocean Coalition / Transport & Environment
WDCS - Pressemitteilung
Polar-Schutz auf Eis gelegt
London, 27. Februar 2012 - Die polaren Gewässer der Arktis und Antarktis sind in
Gefahr. Doch die Maßnahmen für ihren Schutz schreiten viel zu langsam voran.
Vergangene Woche hat die Internationale Maritime Organisation IMO1 die geplante
Entwicklung von Umweltschutzbestimmungen zur Regulierung der Schifffahrt in der
Polarregion bis 2013 aufgeschoben und setzt damit die sensiblen Ökosysteme der
Arktis und Antarktis weiterhin großen Gefahren aus.
Dieser schwere Rückschlag für den Schutz der Polarmeere ist Folge der verfahrensrechtlichen
Einwände der Flaggenstaaten2. Diesen konnten auch die meisten Arktis-Anrainerstaaten und
Antarktisvertragstaaten, die den Umweltschutz unterstützen, nichts entgegensetzen. „Als Ergebnis
dieser Entscheidung gerät die Verabschiedung eines verbindlichen Polar-Schifffahrt-Gesetzes in
Verzug. Außerdem besteht eine reelle Chance, dass alle bisherigen Umweltschutzbemühungen
zunichte gemacht werden“, sagte James Barnes, Geschäftsführer der Antarctic and Southern
Ocean Coalition ASOC.
Beide Pole sind äußerst empfindlich gegenüber Umweltzerstörungen und spielen eine wichtige
Rolle bei der Regulierung des globalen Klimas. Durch den Klimawandel erleben die Pole die stärkste
Erwärmung weltweit. Das Eis schmilzt und die polaren Regionen sind besser zugänglich für die
Schifffahrt als je zuvor in der Geschichte der Menschheit. Die Anzahl der Schiffe, die die
Nordwestpassage sowie die nördlichen Seewege Kanadas und der USA, Norwegens und Russlands
nutzen, nimmt stetig zu. Insbesondere in der Arktis wird eine deutliche Steigerung der Ausbeutung
der Ressourcen und des Ausmaßes der Schifffahrt erwartet, welche die klimabedingten Probleme
verschärfen würden.
Umweltauflagen für die Schifffahrt sind notwendig, um Schadstoffe wie Öle, Chemikalien und
Abwässer zu reglementieren und zu minimieren. Darüber hinaus werden Gesetze benötigt, um die
Störungen für lokale Küstengemeinden und die polare Fauna zu verringern und um das Auslaufen
von Ölen und Chemikalien zu verhindern.
„Die Entscheidung der letzten Woche war ein großer Fehler!“, sagte James Barnes. „Maßnahmen
werden eher früher als später benötigt, um einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten, da
immer mehr Schiffe diese abgelegenen, riskanten und gefährdeten Gewässer nutzen.
Betriebsbedingte Verschmutzungen durch die Schifffahrt und Unfälle könnten irreversible Schäden
für diese weltweit wichtigen und sensiblen Ökosysteme bewirken. Wildtiere der Polregionen stehen
durch den Klimawandel und der zunehmenden Umweltverschmutzung bereits jetzt unter großem
Druck.“
John Kaltenstein, Marine Program Manger von Friends of the Earth US sagt dazu: „Die IMO-
Mietgliedstaaten sind dazu verpflichtet, aktiven Umweltschutz für unsere Pole zu entwickeln und
1 Die IMO ist das UN-Gremium, das verantwortlich ist für die Entwicklung und Verabschiedung globaler
Schifffahrtsvorschriften in Bezug auf Sicherheit und Umweltschutz.
2 Flaggenstaaten sind die Länder, die Schiffe durch ihre Flaggen kennzeichnen und in Folge verantwortlich
dafür sind, die globalen Schifffahrtsregulierungen für jene Schiffe, die ihre Flagge tragen, umzusetzen.
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wir hoffen, dass es in den Polarmeeren keiner Katastrophen wie der Exxon Valdez oder Costa
Concordia bedarf, bevor reale rechtliche Maßnahmen in den gefährdeten Regionen eingeleitet
werden.“
„Es ist zwingend notwendig, dass die IMO ihre Mitglieder erneut zusammenbringt, um die
Entwicklung verbindlicher Polar-Gesetze für strenge Umweltschutzmaßnahmen zu einem Abschluss
zu bringen“, erklärte Shawna Larson, Chickaloon Village Tribal Mitglied und Leiterin des Alaska-
Programms im Pazifik.
„Indigene Völker, die seit undenklichen Zeiten in diesen arktischen Küstenregionen gelebt haben,
sind stark abhängig von einer intakten arktischen Umwelt, um ihre traditionelle Lebensweise
fortsetzen zu können. Ohne strenge Umweltschutzmaßnahmen in den Polargebieten ist neben dem
sensiblen und artenreichen Ökosystem auch die traditionelle Lebensweise indigener Völker in
Gefahr.“
Weitere Informationen:
www.wdcs-de.org
Kontakt:
Erich Hoyt, Whale and Dolphin Conservation Society:
Mobile: +44 7929 879 256; E-Mail: erich.hoyt@mac.com (E-Mail bevorzugt)
Jim Barnes, ASOC Executive Director:
Mobil: +1 33-6-7418-1994
Bill Hemmings, Programme Manager Aviation and Shipping, Transport and Environment:
Mobile: +32 (0)487 58 27 06 ; E-Mail: bill.hemmings@transportenvironment.org
John Kaltenstein, Friends of the Earth U.S. Marine Program Manager:
Mobile: +1 831-334-2470; E-Mail: jkaltenstein@foe.org
Shawna Larson, Chickaloon Village Tribal Member and Alaska Program Director for Pacific
Environment:
Mobile: +1-907-841-5163; E-Mail: slarson@pacificenvironment.org
Doug Norlen, Director Pacific Environment:
Mobile: +1 202 465 1650; E-Mail: dnorlen@pacificenvironment.org
Richard Page, Oceans Campaigner Greenpeace:
Mobile: +44-1432- 880911; E-Mail: richard.page@greenpeace.org
Sian Prior, ASOC Advisor/IMO Coordinator:
Mobile: +44-7785-747945; E-Mail: sianprior9@hotmail.com