2. Leitfaden
1. Was kann man mit Metadaten machen?
Welche Smartphone-Daten sind verwertbar, was wird getrackt
und was umfasst die Datenspeicherung?
2. Intelligente Methoden zur Darstellung und Enthüllung von Individuen
3. Privatsphäre vs. globale "Sicherheit" und rechtliche Bestimmungen?
4. Zusammenfassung und Ausblick
3. Smartphone Metadaten
„Jede Datei auf einem Computer, Smartphone oder Tablet besteht nicht nur aus ihrem Inhalt
– etwa dem Text oder dem Bild an sich –, sondern trägt Informationen mit sich, die etwas
über ihre Entstehung erzählen. Das sind zum Beispiel der Dateiname, das Entstehungsdatum
der Datei und das Datum der letzten Bearbeitung. Diese Informationen sind auf dem
Speichermedium des Mobilgerätes im Dateiverzeichnis abgelegt.“
Metadaten, welche über das Smartphone gewonnen werden sind grundsätzlich vom
Dateiformat abhängig !
Des weiteren sind folgende Kategorien wertvolle Informationsquellen für Metadaten:
Bilder und Videos (Kamera-App Obscuracam – ohne Metadaten)
Audio-Dateien – mp3 und Co.
Office-Dokumente – Word und Powerpoint
4. Metadaten in Fotos
Digitale Fotos enthalten mehr Daten, als man erwarten würde
Angaben über Fotografen und Lizenzen werden transportiert
Somit werden „unabsichtlich“ Informationen verraten
Die Weiterentwicklung der Digitalfotografie ermöglicht zusätzliche Informationen in der Bilddatei selbst zu
speichern
3 verschiedene Formate haben sich etabliert, mit denen Kamerahersteller, Softwareentwickler und Web-
Anwendungen arbeiten:
EXIF
Datum und Uhrzeit, Blende, Belichtungszeit, Brennweite, ISO-Wert, Blitzinformationen, Informationen zum
Fotografen und zum Urheberrecht, Vorschaubild (Thumbnail), Geo-Informationen und Kamera-Winkel
IPTC-IIM
Bildbeschreibung, Quelle, Ersteller, Kontaktdaten, Urheberrechtsvermerk, Dringlichkeit, Uhrzeit von Erstellung
und Digitalisierung, Ortsangaben
XMP
In der Praxis nutzen die meisten Kamera- und Smartphone-Hersteller eine Mischung aus Exif-, IPTC- und XMP-
Informationen.
5. Experiment - Universität Stanford
Über eine Android-App wurden die entsprechenden Daten bei freiwilligen Teilnehmern
eingesammelt und dann ausgewertet. Wobei hier noch nicht mal alle Daten gesammelt
wurden, da die Standortdaten bei diesem Experiment fehlen.
Trotzdem konnten folgende Metadaten ausgearbeitet werden:
Kommunikationsdaten:
Wer wann mit wem kommuniziert?
Beziehungsnetzwerke – wer kennt wen über wie viele Ecken?
Identifikation der Kommunikationspartner
Wer hat medizinische Beratungsdienste angerufen?
Kommunikation mit Ärzten, Apotheken, Psychiatern, Waffengeschäfte, etc.
Standortdaten dienen nicht nur als Ergänzung, sondern auch als Bestätigung !
6. Intelligente Methoden zur Darstellung
und Enthüllung von Individuen
„Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt“ – Das Magazin
Autor Michal Kosinski ist ein führender Experte für Psychometrik, einen datengetriebenen
Nebenzweig der Psychologie.
Psychometrie ist der wissenschaftliche Versuch, die Persönlichkeit eines Menschen zu
vermessen.
In der modernen Psychologie ist dafür die sogenannte Ocean-Methode zum Standard geworden.
Jeder Charakterzug eines Menschen kann anhand der fünf Kategorien eingeordnet werden:
Big Five - Persönlichkeitsdimensionen
1. Offenheit (Wie aufgeschlossen sind Sie gegenüber Neuem?)
2. Gewissenhaftigkeit (Wie perfektionistisch sind Sie?)
3. Extraversion (Wie gesellig sind Sie?)
4. Verträglichkeit (Wie rücksichtsvoll und kooperativ sind Sie?)
5. Neurotizismus (Sind Sie leicht verletzlich?)
Anhand dieser Dimensionen kann man relativ genau sagen, welche Bedürfnisse und Ängste ein
Individuum hat bzw. wie er sich tendenziell verhalten wird !
7. Intelligente Methoden zur Darstellung
und Enthüllung von Individuen
„Kosinski und sein Team verfeinern die Modelle unablässig. 2012 erbringt Kosinski den Nachweis,
dass man aus durchschnittlich 68 Facebook-Likes eines Users vorhersagen kann …
welche Hautfarbe er hat (95% Treffsicherheit),
ob er homosexuell ist (88% Wahrscheinlichkeit),
ob Demokrat oder Republikaner (85%).
Berechnungen von Intelligenz, Religionszugehörigkeit, Alkohol-, Zigaretten- und Drogenkonsum
Bald kann sein Modell anhand von zehn Facebooks-Likes eine Person besser einschätzen als ein
durchschnittlicher Arbeitskollege.
70 Likes reichen, um die Menschenkenntnis eines Freundes zu überbieten,
150 um die der Eltern,
mit 300 Likes kann die Maschine das Verhalten einer Person eindeutiger vorhersagen als deren
Partner.
Und mit noch mehr Likes lässt sich sogar übertreffen, was Menschen von sich selber zu wissen
glauben.
Am Tage der Publizierung erhält Kosinski zwei Anrufe.
Eine Klageandrohung und ein Stellenangebot - Beide von Facebook.
8. Intelligente Methoden zur Darstellung
und Enthüllung von Individuen
Was Kosinski ursprünglich erfunden hat, wurde zur Menschensuchmaschine umfunktioniert.
Man kann nicht nur aus Daten psychologische Profile erstellen,
man kann auch umgekehrt nach bestimmten Profilen suchen !
Hinter Trumps Onlinewahlkampf und auch hinter der Brexit-Kampagne steckt ein und
dieselbe Big-Data-Firma: Cambridge Analytica mit ihrem CEO Alexander Nix.
Kernkompetenz der Firma: neuartiges Politmarketing, sogenanntes Mikrotargeting
Der Erfolg des Marketings von Cambridge Analytica beruhe auf der Kombination dreier
Elemente:
psychologische Verhaltensanalyse nach dem psychologischen Ocean-Modell
Big-Data-Auswertung
Ad-Targeting
9. Privatspähre vs. globale "Sicherheit" und
rechtliche Bestimmungen?
Stichwort: Telefonüberwachung (NSA)
Stichwort: Geodaten (INSPIRE- Richtlinie)
Stichwort: Massenüberwachung – BND
speichert täglich 220 Mio. Telefondaten
Smartphones sind für Geheimdienste wertvolle Metadaten
10. Zusammenfassung und Ausblick
Das Fazit dieses Artikels lautet: Datensparsamkeit von Anfang an!
User = Loser
Das Smartphone, stellt Kosinski fest, ist ein gewaltiger psychologischer Fragebogen, den wir konstant
bewusst und unbewusst ausfüllen.
Für private Informationen in Metadaten gilt ganz grundsätzlich: Gespeichert werden kann nur, was das Gerät
bereits weiß. Wer seinem Smartphone den Zugang zu vielen Daten erlaubt, muss damit rechnen, dass einige
dieser Daten ungeplant hinterlegt werden.
Allerdings gibt es bereits mehrere intelligente Methoden zur Darstellung und Enthüllung von Individuen, die
wir jedoch weder bemerken, noch bewusst feeden.
Zum Schluss bleibt nur noch der Ausblick in die Zukunft und somit die Frage:
Welche Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten ergeben sich aus dem riesigen kategorisiertem Datenpool?
Wird die Gefahr vom Datenmissbrauch weiterhin steigen?
Gibt es jemals eine globale Instanz, die rechtliche Bestimmungen im Sinne des Volkes und der Privatsphäre
aussprechen und durchsetzen kann ?