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L1-Erwerb und L2-Erwerb: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
1. Einführung in die Zweitsprachenerwerbsforschung/
Sprachlehr- und -lernforschung
L1-Erwerb
und
L2-Erwerb:
Gemeinsamkeiten
und
Unterschiede
2. L1-Erwerb und L2-Erwerb:
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Was erwartet Euch?
1. Identitätshypothese
2. Noam Chomsky
3. Die Theorie der Universalgrammatik
1. Logisches Problem des L1-Erwerbs
2. “Language Acquisition Device”
3. Parameter und Prinzipien
4. Kern und Peripherie
4. Zugriffsmöglichkeit auf UG
5. Spracherwerb im Vergleich
6. Vertiefende Lektüre
3. L1- und L2-Erwerb
1. Die Identitätshypothese
L1=L2-Hypothese („Identitätshypothese“)
• Starke Version: Erwerbsprozesse sind identisch
• Mittlere Version: Erwerbsprozesse sind ähnlich
• Schwache Version: Lernmechanismus zum Spracherwerb
ist vorhanden
4. Gruppenarbeit (1)
Sammelt bitte
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
zwischen dem Erst- und dem
Zweitsprachenerwerb,
die euch spontan einfallen!
Gruppengröße: 3-4 Personen
Zeit: ca. 10 Min.
5. L1- und L2-Erwerb
1. Die Identitätshypothese
L1=L2-Hypothese („Identitätshypothese“)
• Starke Version: Erwerbsprozesse sind identisch
• Mittlere Version: Erwerbsprozesse sind ähnlich
• Schwache Version: Lernmechanismus zum Spracherwerb
ist vorhanden
…welche Version erscheint euch am sinnvollsten?
6. L1-Erwerb
2. Noam Chomsky
„Eine menschliche Sprache ist ein System von
bemerkenswerter Komplexität.
Eine menschliche Sprache zu erlernen, wäre für
ein Wesen, das nicht eigens für diese Aufgabe
geschaffen ist, eine außerordentliche geistige
Leistung.
Von einem normalen Kind wird diese Aufgabe
bereits bei relativ geringem Sprachkontakt
auch ohne besonderen Unterricht gemeistert.
Mühelos kann es mithilfe einer komplexen Struktur
von spezifischen Regeln und leitenden
Prinzipien seine Gedanken und Gefühle
anderen mitteilen und bei ihnen neue Ideen
und nuancierte Wahrnehmungen und Urteile
hervorrufen.“
Avram Noam Chomsky - Professor für Lingustik am MIT - *07.12.1928 in Philadelphia, USA
7. L1-Erwerb
3. Theorie der Universalgrammatik (UG)
Tatsache: Alle Sprachen sind „lernbar“
Aber: In drei wesentlichen Bereichen des
Erstsprachenerwerbs treten Probleme auf:
Input
Output
Feedback
8. L1-Erwerb
3.1 UG: „Logisches Problem des L1-Erwerbs“
Zusammengefasst:
Mangel an Qualität
Mangel an Quantität
Fehlerhaftigkeit
von Input, Output und Feedback!
→Trotzdem wird Sprache von Kindern erlernt!
Warum ist das so???
Diese „Unlogik“ wird in der Wissenschaft als „Logisches Problem des L1
Erwerbs“ („The logical problem of language acquisition“) bezeichnet.
9. L1-Erwerb
3.2 UG: LAD
Lösung: „language acquisition device“ (LAD)
(angeborener Spracherwerbsmechanismus,
ein sprachspezifisches kognitives Modul)
→ nativistische Lerntheorie
Inhalt des LAD: Universalgrammatik (UG)
→ „universal“: Jede Sprache kann damit erworben werden
Formel:
LAD + Input einer Sprache X → Erwerb der Grammatik von X
10. L1-Erwerb
3.3 System der UG: Prinzipien und Parameter
Prinzipien:
Sind allgemein gültig. Die Grammatik aller Sprachen ist mit ihnen vereinbar.
Parameter:
Sind Variablen. Ihr Wert wird je nach Einzelsprache bestimmt.
Bsp. aus dem Alltag: Straßenverkehr
Prinzip: Alle Nationen erlauben ihren Verkehrsteilnehmern, ihre
Straßen zu benutzen.
Parameter: links fahren vs rechts fahren
→ In Deutschland wird rechts gefahren.
→ In Großbritannien wird links gefahren.
11. L1 Erwerb
3.3 System der UG: Prinzipien und Parameter
Deutsch: Italienisch:
Ich will eine Briefmarke kaufen. Voglio comprare una stampa.
Projektionshypothese:
Prinzipien und Parameter implizieren weitere Prinzipien und Parameter
→ reduziert die Lernaufgabe, löst das „Problem“ der Input-Unterdeterminiertheit
12. L1 Erwerb
3.4 System der UG: Kern und Peripherie
Achtung:
Nicht alle sprachlichen Einheiten einer natürlichen Sprache haben den
gleichen Status!!!
Es gibt zum Beispiel zufällige, historisch begründete Sprachelemente,
die sich oft nicht den Regelmäßigkeiten der Sprache unterwerfen.
→ Sprachen haben einen Kern und eine Peripherie
Kernelemente…
haben immer eine
zentrale Bedeutung für
die Systematik der
Sprache; werden als
unmarkiert bezeichnet
PeripherieelementPeripherieelemente…e…
sind immersind immer
RanderscheinungenRanderscheinungen;;
werden als markiertwerden als markiert
bezeichnetbezeichnet
13. L2-Erwerb
4. Zugriffsmöglichkeit auf UG
Aus: Edmondson, Willis
(1999): Twelve lectures
on second language
acquisition. Tübingen:
Narr, S. 34.
Können Lernende
beim L2-Erwerb auf die
UG zugreifen?
Vier Antworten:
14. Gruppenarbeit (2)
Sortiert bitte die einzelnen Aussagen in die
beiden Tabellen ein!
Gruppengröße: 3-4 Personen
Zeit: ca. 10 Min.
15. L1- und L2 Erwerb
5. Spracherwerb im Vergleich
____________________________________________________________________________________________________________________________________
Alter
Sprache
Wissen
Aufwand
Erfolg
Individuelle
Unterschiede
L1 Zweitsprache FremdspracheInterne Unterschiede
Externe Unterschiede L1 Zweitsprache Fremdsprache
Zeit
Input
Gruppe
Feedback
Kind; kognitive Reife noch
unvollkommen
Älteres Kind, Jugendlicher oder Erwachsener mit
fortgeschrittener oder vollkommener kognitiver Reife
Sprache wird erst erworben „Fertige“ Erstsprache schon vorhanden, auf der die
L2 aufbauen kann
Kulturelles Wissen und
Weltwissen werden miterworben
Kulturelles Wissen und Weltwissen sind schon
vorhanden
Alle Sprachen sind gleich „leicht“
zu lernen
Fremd-/Zweitsprachen sind verschieden schwer, je
nach Ausgangssprache (z.B. Chinesisch vs.
Niederländisch für deutsche Muttersprachler)
Sprache wird vollständig erworben Sprache wird meist nur unvollkommen erworben
Kaum beobachtbar Motivation, Einstellungen, Lernstil spielen eine
wichtige Rolle
Erwerbsmöglichkeiten „rund um die Uhr“ Lernmöglichkeiten zeitlich begrenzt
„Natürlicher“ Input, d.h. abhängig von den
Kommunikationsbedingungen
Input kontrolliert und strukturiert
Soziale Gruppe (Familie, Arbeitsplatz, etc.) Lerngruppe (Klasse, Kurs)
Kommunikationsorientiert Überwiegend formorientiert
16. 6. Vertiefende Lektüre
[…]
Aus: Riemer (2001) …, in:
Helbig et al. (Hrsg.) Deutsch
als Fremdsprache. Ein
internationales Handbuch.
Berlin/New York: de Gruyter,
Bd. 1, 663-670.