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– Es gilt das gesprochene Wort –




Jahreseröffnung 2013
Gruppe Deutsche Börse
21. Januar 2013



SPERRFRIST: 21. Januar 2013, 19 Uhr CET




Dr. Joachim Faber
Vorsitzender des Aufsichtsrats
Deutsche Börse AG, Frankfurt am Main




                                          1
– Es gilt das gesprochene Wort –


SPERRFRIST: 21. Januar 2013, 19 Uhr CET

Sehr geehrter Herr Bundesbankpräsident, sehr geehrter Herr Staatsminister, sehr geehrter Herr
Staatssekretär, sehr geehrte Abgeordnete, sehr geehrte Damen und Herren,



§   im Namen des Aufsichtsrats heiße ich Sie alle herzlich willkommen zur Jahreseröffnung der Gruppe
    Deutsche Börse!

§   Vermutlich haben Sie als Gäste unserer wiederkehrenden Jahreseröffnungsfeier festgestellt, dass mit
    Ihnen, lieber Herr Weidmann, zum ersten Mal der gleiche Redner erneut auf dieser Veranstaltung
    spricht.

§   Meine Damen und Herrn, warum haben wir Herrn Dr. Weidmann darum gebeten? Bitte verstehen Sie
    dies als Ausdruck unseres Respektes vor der Arbeit der Institution wie auch vor der Leistung der
    Person, die wir damit würdigen wollen.

§   Denn die Bundesbank achtet sehr konsequent auf ihre Unabhängigkeit und tritt auch innerhalb der
    Europäischen Zentralbank dafür ein. Die Bundesbank setzt sich mit guten Gründen für die Trennung
    einer stabilitätsorientierten Währungspolitik von der Fiskalpolitik und konjunkturpolitischen
    Erwägungen ein. Das war schon in früheren Zeiten nicht einfach, hat sich aber während der Finanz-
    und Wirtschaftskrise der letzten fünf Jahre als große Herausforderung dargestellt.

§   Dafür möchten wir der Bundesbank, aber auch Ihnen persönlich, Herr Weidmann, unseren Respekt
    ausdrücken. Als Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken ist die Bundesbank in
    besonderem Maße relevant nicht nur für die deutsche Volkswirtschaft, sondern auch für die
    Europäische Union und die Währungsunion und mittelbar weit über Europa hinaus.

§   Der Finanzplatz Frankfurt hat als Standort der EZB und der Bundesbank dabei eine besondere
    Bedeutung: Meine Damen und Herrn, Frankfurt ist zu einem Hort der Stabilität des Euro geworden!

§   In diesem Zusammenhang ist auch wichtig, dass Frankfurt zusätzlich zur EZB mit der Standortwahl
    der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA und der künftig hier angesiedelten Bankenaufsicht
    eine Entwicklung vom bedeutenden Geschäftsstandort für Banken hin zum international
    schwergewichtigen, politisch und aufsichtsrechtlich einflussreichen Finanzplatz genommen hat.




                                                                                                        2
– Es gilt das gesprochene Wort –

§   Der Finanzplatz gewinnt auch deshalb an Bedeutung, weil er auf dem Fundament einer in Europa
    und der Welt erfolgreichen Wirtschaft steht und selbst wiederum für die deutsche Industrie die
    wichtige Plattform für Wachstum und Prosperität bildet. Ohne diese Stärke unserer Industrie, sowohl
    in ihrer Rolle als Quelle stabiler Steuererträge, als Arbeitsplatzgarant und natürlich als
    Wirtschaftsmotor auch in Europa, wäre Deutschland erheblich leichtgewichtiger. Denn noch nie war
    die Stärke der deutschen Wirtschaft für Europa so wichtig wie heute.

§   Wir sollten daher bei allen regulatorischen Debatten immer die direkten und besonders die indirekten
    Auswirkungen auf die Unternehmen in unserem Land gründlich abwägen. Dies schließt übrigens den
    Bedarf der Wirtschaft nach modernen Finanzinstrumenten ein. Der Handel von Unternehmensbonds
    zur Finanzierung, Derivategeschäfte zur Absicherung von Rohstoff- Zins- und Devisenrisiken sowie
    die betriebliche Altersversorgung seien hier nur beispielhaft genannt.

§   Mit Stabilität verbinden heute viele Bundesbürger voller Sorge wieder das Thema Geldwertstabilität.
    Stabilität bedeutet aber auch weiterhin die Sicherung der systemischen Stabilität der Märkte
    insgesamt. Und dazu, meine Damen und Herren, können nicht nur Zentralbanken und
    Aufsichtsbehörden, sondern auch beaufsichtigte und regulierte Börsenorganisationen sicher sehr viel
    beitragen.

§   Die Deutsche Börse ist ein zentraler Baustein des Finanzplatzes Frankfurt. Und auch die Deutsche
    Börse fühlt sich der Stabilität unseres Finanzsystems sehr verpflichtet.

§   Herr Weidmann: Unsere Unterstützung, da wo wir sie leisten können, sei Ihnen also gewiss!

§   Über das WIE, meine Damen und Herrn, können Sie im Laufe des heutigen Abends mit ihrem
    Gastgeber und seinen Mitarbeitern sicher noch viele interessante Gespräche führen.



Ich möchte heute Abend ein kurzes Plädoyer halten:


    1. Für eine Wertschätzung der Finanz- und Kapitalmärkte in einer Zeit der Aufarbeitung markanter
        Fehlentwicklungen, aber auch eines wiederbelebten Wachstums unserer Wirtschaft,
    2. für regulierte Börsenorganisationen, die sich als Bindeglied zwischen Regulierer und Regulierten
        verstehen sollten. Börsenorganisationen kommt eine Schlüsselrolle zu bei der Umsetzungshilfe
        zur Erfüllung regulatorischer Anforderungen auf der einen Seite wie bei dem berechtigten
        Streben nach endlich wieder sicheren und stabilen Finanzmärkten auf der anderen Seite. Dazu
        erbringen Börsenorganisationen Dienste, die gleichermaßen effizient und zuverlässig sind –
        besonders, wenn es um die Absicherungsfunktion von Clearinghäusern geht. Ein Verschiebung
        der Umsetzung der EMIR Richtlinie auf Sommer 2014, wie von der ESMA angekündigt, halte ich
        in diesem Zusammenhang für wenig stabilitätsfördernd.




                                                                                                          3
– Es gilt das gesprochene Wort –

    3. Für eine Geschäftspolitik der Deutschen Boerse, die sich am Bedarf unserer wichtigsten Kunden
        orientiert und wertvolle Lösungen im Rahmen der sich abzeichnenden neuen regulatorischen
        Rahmenbedingungen in Folge von MIFID/MIFIR, EMIR, der CSD Regulierung oder auch Basel III
        anbietet.


§   Meine Damen und Herrn, die Finanzbranche hat seit Ausbruch der Krise vor 5 Jahren sehr viel
    Vertrauen und Kredit verspielt. Das hat auch das Vertrauen unserer Mitbürger in die
    Funktionsfähigkeit und den Nutzen der Kapitalmärkte deutlich beeinträchtigt und es steht außer
    Frage, dass ein dramatisches Umdenken bei vielen Akteuren notwendig ist und - wenn nicht aus
    eigenem Antrieb gesichert - durch bessere Regulierung unterstützt werden muss.
§   Es ist nicht ertragbar, wenn Einzelne in der Finanzbranche den Eindruck vermittelt haben, dass sie
    aufgrund Ihres Einflusses und Ihrer Finanzkraft über Recht und Gesetz stünden. Der frühere AR-
    Vorsitzenden der Münchener Rück Schinzler hat kürzlich dieses Problem in einem Beitrag in der
    Börsenzeitung auf einen kurzen Nenner gebracht: "Nicht alles, was machbar ist, sollte auch gemacht
    werden."
§   Es ist mir aber wichtig, auch deutlich zu machen, dass wir heute bereits an vielen Stellen ein
    verändertes Bewusstsein beobachten. In Finanzinstituten sind heute Risikomanagement,
    Reputationsmanagement und Compliance Begriffe der alltäglichen Praxis geworden. In vielen
    Organisationen ist eine neue Generation am Ruder und wir sollten diese an ihren Taten messen und
    nicht nur nach dem, was sie beim Aufräumen der Vergangenheit an Tageslicht befördern. Es darf
    besonders in der politischen Debatte nicht der öffentliche Eindruck in Kauf genommen werden, auf
    die Finanzbranche und die von ihr belebten Kapitalmärkte könne getrost verzichtet werden. Das
    Gegenteil ist der Fall: Gut funktionierende Kapitalmärkte sind unverzichtbar für jede gut
    funktionierende Volkswirtschaft.
§   Kapitalmärkte fördern Wirtschaftswachstum, und Wachstum bedeutet Wohlstand. Wir sollten nicht
    vergessen, dass die Kapitalmärkte maßgeblich dazu beigetragen haben, dass sich weltweit die Zahl
    jener Menschen um fast 1 Milliarde seit 1990 reduziert hat, die unter der Armutsgrenze leben, trotz
    einer wachsenden Weltbevölkerung. Das wäre ohne die enormen Summen, die nur durch die
    Transferfunktion der Kapitalmärkte in die Emerging Markets investiert werden konnten, nicht möglich
    gewesen.

§   Wir alle sollten also ein Interesse an einer Regulierung der Kapitalmärkte haben, die diese nicht
    schwächt, sondern stärkt, indem Investorenschutz, ernst gemeintes Risikomanagement, Stabilität
    und Transparenz an vorderster Stelle stehen.




                                                                                                          4
– Es gilt das gesprochene Wort –

§   Nationale Alleingänge, Strafsteuern, die umgangen oder abgewälzt werden können, Regulierungs-
    Arbitrage, die weitere Duldung eines grauen Marktes außerhalb jeder Aufsicht oder auch der Wunsch
    nach Entschleunigung im 21. Jahrhundert sind aus meiner Sicht eher ungeeignete Versuche, uns die
    Sicherheit zurückzugeben, die wir für unser Land, für unseren Kontinent brauchen.

§   Eine Renationalisierung der Kapitalmärkte oder der Finanzmarkt-Infrastruktur sind ganz sicher keine
    Lösung und auch nicht möglich. Unsere Welt funktioniert global. Wir sollten unser Regelwerk
    entsprechend aufsetzen und damit das Risikobewusstsein und besonders das Risikomanagement
    entsprechend stärken.

§   Auch vor diesem Hintergrund wird sich die Deutsche Börse, wie bereits angekündigt, zunehmend auf
    Dienstleistungen im Bereich Risikomanagement und Absicherung von Geschäften im
    außerbörslichen Teil des Marktes konzentrieren. Das Management wird entsprechende
    partnerschaftliche Angebote machen.
§   Die Deutsche Boerse hat die große Chance, für Ihre Kunden, aber auch für das Finanzsystem als
    Ganzes ein Teil der Lösung zu sein und den Banken die Bilanzen durch eine Bündelung der
    Gegenparteirisiken aus OTC-Derivategeschäften in einem zentralen Clearinghaus um erhebliche
    Milliardenpositionen an Risiko-Assets zu entlasten. Gleichzeitig würde dies systemisch viel zum De-
    Risking des Finanzsystems beizutragen.


§   Kein Unternehmen hat bisher nachhaltig Werte geschaffen, das sich nicht eng an den Bedürfnissen
    seiner Kunden orientiert und auch im gesamtgesellschaftlichen Kontext positive Beiträge bietet.
§   Die von der Bundeskanzlerin vertretene Position, dass die nächste Bankenrettung aus eigener Kraft
    erfolgen muss – so wie schon in den 70er Jahren bei Herstatt praktiziert – halte ich für mehr als
    angemessen.

§   Ich bin überzeugt, dass sich begründete, regulatorische Ansprüche an die Marktteilnehmer zur
    Wiederherstellung einer stabilitätsorientierten Ordnung und das Interesse der Handelshäuser,
    Banken und auch der Realwirtschaft nach Erhalt der Kapitalmärkte in nennenswerter Größenordnung
    vereinbaren lassen.

§   Sicher kann der geregelte und traditionell streng beaufsichtigte Börsenbetrieb hier das Bindeglied
    zwischen den beiden Positionen darstellen.

§   Natürlich reduziert eine zentrale Gegenpartei und entsprechend hinterlegte Sicherheiten das
    Ausfallrisiko.

§   Ohne Frage lassen sich erhöhte Eigenkapitalanforderungen auch durch ein effizientes Sicherheiten-
    Management abmildern.




                                                                                                          5
– Es gilt das gesprochene Wort –

§   Es gilt, durch neue Regeln endlich Stabilität und Vertrauen in die Märkte zurückzugewinnen. Dabei
    ist es natürlich notwendig, die damit verbundenen Kosten möglichst gering zu halten. Damit dies
    gelingt, braucht es Partner, die Erfahrung darin haben, unterschiedliche und manchmal
    gegensätzliche Interessen durch marktnahe Lösungen zum Ausgleich zu bringen.

§   Meine Damen und Herren, ich wünsche Ihnen allen ein gutes, erfolgreiches und überraschungsfreies
    Jahr.

§   Unser Gastredner in diesem Jahr braucht nicht mehr weiter vorgestellt zu werden. Er ist Deutscher,
    Europäer und Weltbürger im besten Sinn: Er sammelte u.a. Erfahrung als Generalsekretär des
    Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, an der Banque de
    France ebenso wie beim Internationalen Währungsfonds sowie nicht zuletzt im Bundeskanzleramt.

§   Meine Damen und Herren, freuen wir uns auf die Worte von Dr. Jens Weidmann!




SPERRFRIST: 21. Januar 2013, 19 Uhr CET




                                                                                                         6

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AICGS symposium speech jeffrey tessler
 

Rede Faber JE13

  • 1. – Es gilt das gesprochene Wort – Jahreseröffnung 2013 Gruppe Deutsche Börse 21. Januar 2013 SPERRFRIST: 21. Januar 2013, 19 Uhr CET Dr. Joachim Faber Vorsitzender des Aufsichtsrats Deutsche Börse AG, Frankfurt am Main 1
  • 2. – Es gilt das gesprochene Wort – SPERRFRIST: 21. Januar 2013, 19 Uhr CET Sehr geehrter Herr Bundesbankpräsident, sehr geehrter Herr Staatsminister, sehr geehrter Herr Staatssekretär, sehr geehrte Abgeordnete, sehr geehrte Damen und Herren, § im Namen des Aufsichtsrats heiße ich Sie alle herzlich willkommen zur Jahreseröffnung der Gruppe Deutsche Börse! § Vermutlich haben Sie als Gäste unserer wiederkehrenden Jahreseröffnungsfeier festgestellt, dass mit Ihnen, lieber Herr Weidmann, zum ersten Mal der gleiche Redner erneut auf dieser Veranstaltung spricht. § Meine Damen und Herrn, warum haben wir Herrn Dr. Weidmann darum gebeten? Bitte verstehen Sie dies als Ausdruck unseres Respektes vor der Arbeit der Institution wie auch vor der Leistung der Person, die wir damit würdigen wollen. § Denn die Bundesbank achtet sehr konsequent auf ihre Unabhängigkeit und tritt auch innerhalb der Europäischen Zentralbank dafür ein. Die Bundesbank setzt sich mit guten Gründen für die Trennung einer stabilitätsorientierten Währungspolitik von der Fiskalpolitik und konjunkturpolitischen Erwägungen ein. Das war schon in früheren Zeiten nicht einfach, hat sich aber während der Finanz- und Wirtschaftskrise der letzten fünf Jahre als große Herausforderung dargestellt. § Dafür möchten wir der Bundesbank, aber auch Ihnen persönlich, Herr Weidmann, unseren Respekt ausdrücken. Als Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken ist die Bundesbank in besonderem Maße relevant nicht nur für die deutsche Volkswirtschaft, sondern auch für die Europäische Union und die Währungsunion und mittelbar weit über Europa hinaus. § Der Finanzplatz Frankfurt hat als Standort der EZB und der Bundesbank dabei eine besondere Bedeutung: Meine Damen und Herrn, Frankfurt ist zu einem Hort der Stabilität des Euro geworden! § In diesem Zusammenhang ist auch wichtig, dass Frankfurt zusätzlich zur EZB mit der Standortwahl der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA und der künftig hier angesiedelten Bankenaufsicht eine Entwicklung vom bedeutenden Geschäftsstandort für Banken hin zum international schwergewichtigen, politisch und aufsichtsrechtlich einflussreichen Finanzplatz genommen hat. 2
  • 3. – Es gilt das gesprochene Wort – § Der Finanzplatz gewinnt auch deshalb an Bedeutung, weil er auf dem Fundament einer in Europa und der Welt erfolgreichen Wirtschaft steht und selbst wiederum für die deutsche Industrie die wichtige Plattform für Wachstum und Prosperität bildet. Ohne diese Stärke unserer Industrie, sowohl in ihrer Rolle als Quelle stabiler Steuererträge, als Arbeitsplatzgarant und natürlich als Wirtschaftsmotor auch in Europa, wäre Deutschland erheblich leichtgewichtiger. Denn noch nie war die Stärke der deutschen Wirtschaft für Europa so wichtig wie heute. § Wir sollten daher bei allen regulatorischen Debatten immer die direkten und besonders die indirekten Auswirkungen auf die Unternehmen in unserem Land gründlich abwägen. Dies schließt übrigens den Bedarf der Wirtschaft nach modernen Finanzinstrumenten ein. Der Handel von Unternehmensbonds zur Finanzierung, Derivategeschäfte zur Absicherung von Rohstoff- Zins- und Devisenrisiken sowie die betriebliche Altersversorgung seien hier nur beispielhaft genannt. § Mit Stabilität verbinden heute viele Bundesbürger voller Sorge wieder das Thema Geldwertstabilität. Stabilität bedeutet aber auch weiterhin die Sicherung der systemischen Stabilität der Märkte insgesamt. Und dazu, meine Damen und Herren, können nicht nur Zentralbanken und Aufsichtsbehörden, sondern auch beaufsichtigte und regulierte Börsenorganisationen sicher sehr viel beitragen. § Die Deutsche Börse ist ein zentraler Baustein des Finanzplatzes Frankfurt. Und auch die Deutsche Börse fühlt sich der Stabilität unseres Finanzsystems sehr verpflichtet. § Herr Weidmann: Unsere Unterstützung, da wo wir sie leisten können, sei Ihnen also gewiss! § Über das WIE, meine Damen und Herrn, können Sie im Laufe des heutigen Abends mit ihrem Gastgeber und seinen Mitarbeitern sicher noch viele interessante Gespräche führen. Ich möchte heute Abend ein kurzes Plädoyer halten: 1. Für eine Wertschätzung der Finanz- und Kapitalmärkte in einer Zeit der Aufarbeitung markanter Fehlentwicklungen, aber auch eines wiederbelebten Wachstums unserer Wirtschaft, 2. für regulierte Börsenorganisationen, die sich als Bindeglied zwischen Regulierer und Regulierten verstehen sollten. Börsenorganisationen kommt eine Schlüsselrolle zu bei der Umsetzungshilfe zur Erfüllung regulatorischer Anforderungen auf der einen Seite wie bei dem berechtigten Streben nach endlich wieder sicheren und stabilen Finanzmärkten auf der anderen Seite. Dazu erbringen Börsenorganisationen Dienste, die gleichermaßen effizient und zuverlässig sind – besonders, wenn es um die Absicherungsfunktion von Clearinghäusern geht. Ein Verschiebung der Umsetzung der EMIR Richtlinie auf Sommer 2014, wie von der ESMA angekündigt, halte ich in diesem Zusammenhang für wenig stabilitätsfördernd. 3
  • 4. – Es gilt das gesprochene Wort – 3. Für eine Geschäftspolitik der Deutschen Boerse, die sich am Bedarf unserer wichtigsten Kunden orientiert und wertvolle Lösungen im Rahmen der sich abzeichnenden neuen regulatorischen Rahmenbedingungen in Folge von MIFID/MIFIR, EMIR, der CSD Regulierung oder auch Basel III anbietet. § Meine Damen und Herrn, die Finanzbranche hat seit Ausbruch der Krise vor 5 Jahren sehr viel Vertrauen und Kredit verspielt. Das hat auch das Vertrauen unserer Mitbürger in die Funktionsfähigkeit und den Nutzen der Kapitalmärkte deutlich beeinträchtigt und es steht außer Frage, dass ein dramatisches Umdenken bei vielen Akteuren notwendig ist und - wenn nicht aus eigenem Antrieb gesichert - durch bessere Regulierung unterstützt werden muss. § Es ist nicht ertragbar, wenn Einzelne in der Finanzbranche den Eindruck vermittelt haben, dass sie aufgrund Ihres Einflusses und Ihrer Finanzkraft über Recht und Gesetz stünden. Der frühere AR- Vorsitzenden der Münchener Rück Schinzler hat kürzlich dieses Problem in einem Beitrag in der Börsenzeitung auf einen kurzen Nenner gebracht: "Nicht alles, was machbar ist, sollte auch gemacht werden." § Es ist mir aber wichtig, auch deutlich zu machen, dass wir heute bereits an vielen Stellen ein verändertes Bewusstsein beobachten. In Finanzinstituten sind heute Risikomanagement, Reputationsmanagement und Compliance Begriffe der alltäglichen Praxis geworden. In vielen Organisationen ist eine neue Generation am Ruder und wir sollten diese an ihren Taten messen und nicht nur nach dem, was sie beim Aufräumen der Vergangenheit an Tageslicht befördern. Es darf besonders in der politischen Debatte nicht der öffentliche Eindruck in Kauf genommen werden, auf die Finanzbranche und die von ihr belebten Kapitalmärkte könne getrost verzichtet werden. Das Gegenteil ist der Fall: Gut funktionierende Kapitalmärkte sind unverzichtbar für jede gut funktionierende Volkswirtschaft. § Kapitalmärkte fördern Wirtschaftswachstum, und Wachstum bedeutet Wohlstand. Wir sollten nicht vergessen, dass die Kapitalmärkte maßgeblich dazu beigetragen haben, dass sich weltweit die Zahl jener Menschen um fast 1 Milliarde seit 1990 reduziert hat, die unter der Armutsgrenze leben, trotz einer wachsenden Weltbevölkerung. Das wäre ohne die enormen Summen, die nur durch die Transferfunktion der Kapitalmärkte in die Emerging Markets investiert werden konnten, nicht möglich gewesen. § Wir alle sollten also ein Interesse an einer Regulierung der Kapitalmärkte haben, die diese nicht schwächt, sondern stärkt, indem Investorenschutz, ernst gemeintes Risikomanagement, Stabilität und Transparenz an vorderster Stelle stehen. 4
  • 5. – Es gilt das gesprochene Wort – § Nationale Alleingänge, Strafsteuern, die umgangen oder abgewälzt werden können, Regulierungs- Arbitrage, die weitere Duldung eines grauen Marktes außerhalb jeder Aufsicht oder auch der Wunsch nach Entschleunigung im 21. Jahrhundert sind aus meiner Sicht eher ungeeignete Versuche, uns die Sicherheit zurückzugeben, die wir für unser Land, für unseren Kontinent brauchen. § Eine Renationalisierung der Kapitalmärkte oder der Finanzmarkt-Infrastruktur sind ganz sicher keine Lösung und auch nicht möglich. Unsere Welt funktioniert global. Wir sollten unser Regelwerk entsprechend aufsetzen und damit das Risikobewusstsein und besonders das Risikomanagement entsprechend stärken. § Auch vor diesem Hintergrund wird sich die Deutsche Börse, wie bereits angekündigt, zunehmend auf Dienstleistungen im Bereich Risikomanagement und Absicherung von Geschäften im außerbörslichen Teil des Marktes konzentrieren. Das Management wird entsprechende partnerschaftliche Angebote machen. § Die Deutsche Boerse hat die große Chance, für Ihre Kunden, aber auch für das Finanzsystem als Ganzes ein Teil der Lösung zu sein und den Banken die Bilanzen durch eine Bündelung der Gegenparteirisiken aus OTC-Derivategeschäften in einem zentralen Clearinghaus um erhebliche Milliardenpositionen an Risiko-Assets zu entlasten. Gleichzeitig würde dies systemisch viel zum De- Risking des Finanzsystems beizutragen. § Kein Unternehmen hat bisher nachhaltig Werte geschaffen, das sich nicht eng an den Bedürfnissen seiner Kunden orientiert und auch im gesamtgesellschaftlichen Kontext positive Beiträge bietet. § Die von der Bundeskanzlerin vertretene Position, dass die nächste Bankenrettung aus eigener Kraft erfolgen muss – so wie schon in den 70er Jahren bei Herstatt praktiziert – halte ich für mehr als angemessen. § Ich bin überzeugt, dass sich begründete, regulatorische Ansprüche an die Marktteilnehmer zur Wiederherstellung einer stabilitätsorientierten Ordnung und das Interesse der Handelshäuser, Banken und auch der Realwirtschaft nach Erhalt der Kapitalmärkte in nennenswerter Größenordnung vereinbaren lassen. § Sicher kann der geregelte und traditionell streng beaufsichtigte Börsenbetrieb hier das Bindeglied zwischen den beiden Positionen darstellen. § Natürlich reduziert eine zentrale Gegenpartei und entsprechend hinterlegte Sicherheiten das Ausfallrisiko. § Ohne Frage lassen sich erhöhte Eigenkapitalanforderungen auch durch ein effizientes Sicherheiten- Management abmildern. 5
  • 6. – Es gilt das gesprochene Wort – § Es gilt, durch neue Regeln endlich Stabilität und Vertrauen in die Märkte zurückzugewinnen. Dabei ist es natürlich notwendig, die damit verbundenen Kosten möglichst gering zu halten. Damit dies gelingt, braucht es Partner, die Erfahrung darin haben, unterschiedliche und manchmal gegensätzliche Interessen durch marktnahe Lösungen zum Ausgleich zu bringen. § Meine Damen und Herren, ich wünsche Ihnen allen ein gutes, erfolgreiches und überraschungsfreies Jahr. § Unser Gastredner in diesem Jahr braucht nicht mehr weiter vorgestellt zu werden. Er ist Deutscher, Europäer und Weltbürger im besten Sinn: Er sammelte u.a. Erfahrung als Generalsekretär des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, an der Banque de France ebenso wie beim Internationalen Währungsfonds sowie nicht zuletzt im Bundeskanzleramt. § Meine Damen und Herren, freuen wir uns auf die Worte von Dr. Jens Weidmann! SPERRFRIST: 21. Januar 2013, 19 Uhr CET 6