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Mobbing im Web 2.0

                 Social Media als Werkzeug öffentlicher Demütigung am Beispiel „Facebook“

                                        Judith Platzer, Anna Maria Trębacz


1. Unser Fallbeispiel

CyberMobbing treibt junge Menschen in den Selbstmord. Doch nicht nur für die Angehörigen kann sich von
einem Tag auf den anderen alles ändern.

    Mobbing ist kein neues gesellschaftliches Problem. Auch das Web 2.0 bleibt davon nicht verschont, nur
dass man hier den Titel zu „CyberMobbing“ angepasst hat. Man versteht darunter das Quälen von
Mitmenschen durch emotional schikanierende Angriffe und andere seelisch verletzende Handlungen. Ziel ist
es ein Individuum direkt und indirekt öffentlich zu demütigen und sie so aus einem gesellschaftlichen Kreis
auszuschließen.
    Menschen, die dem Druck und den Schikanen nicht mehr standhalten können, wählen nicht zuletzt auch
den Freitod. So auch die junge Kanadierin Amanda Todd, die mit 12 Jahren via Cam-Chat einem Fremden
ihre Brüste zeigte. Später erpresste er sie mit den Bildern und veröffentlichte diese schließlich öffentlich im
Internet. Von ihren vermeintlichen Freunden wurde sie ausgeschlossen und schikaniert. Mehrere Schul- und
Ortswechsel halfen auch nicht, sodass Todd Bleichmittel zu sich nahm, dies jedoch überlebte. Auf einer
Facebook-Seite, die ausschließlich für Beleidigungen und Schikanen gegen sie angelegt wurde, verspottete
man sie für ihren missglückten Selbstmord. Es gingen sogar Vorschläge ein wie sie sich erfolgreicher selbst
töten könne. Einen Monat vor ihrem Tod veröffentlichte sie ein Video auf YouTube, indem sie stumm mit
beschriebenen Zetteln ihre nicht enden wollende Geschichte erzählte [1].
    Nach ihrem Tod wurden Bilder ihrer nackten Leiche auf Facebook veröffentlicht. Die Hackgemeinschaft
Anonymus schwor, den Erpresser ausfindig zu machen und veröffentlichte kurze Zeit später einen Namen
und persönliche Details wie E-Mail-Adresse und Telefonnummer [2]. Obwohl die kanadischen Behörden vor
voreiligen Schlüssen warnten und schließlich die Unschuld des Mannes bestätigte, wurde er mit tausenden
Morddrohungen überschüttet.

   Während unserer Recherche erstellten wir eine Umfrage auf www.surveymonkey.com, die sich
vordergründig mit der Frage der schwindenden Feinfühligkeit bei der Benutzung von Social Media befasste.
An der Umfrage nahmen knapp 100 Internetuser teil [3].
   Besonders hervorstechend eindeutige Ergebnisse lieferten die Fragen, ob man auf Social Media Webseiten
angemeldet sei und wie häufig man diese benutze. Bei knapp 93% angemeldeten Usern nutzen 84% Social
Media Webseiten mindestens einmal täglich. Die Techniker Krankenkasse stellte bei einer eigenen Umfrage
ähnliche Fragen, wobei laut deren Umfrage 88% angemeldet und 65% mindestens einmal täglich aktiv seien
[4].
   Ein weiterer Teil unserer Umfrage war die Bewertung von Aussagen, ob und wie diese auf einen
zutreffen. Dabei fiel auf, dass es zwar eine Bejahung zur Äußerung von auch negativ belasteter Meinung
gibt, aber ein selbstbewussteres Auftreten im Internet klar verneint wird. Weiterhin wurde auch der
Aufenthalt auf Webseiten mit amüsanten Inhalten bestätigt, deren Inhalte nicht zuletzt auf Kosten von
einzelnen Personen und Personengruppen gestützt sein können. Es ist dabei immer zu bedenken, dass
beispielsweise Tierinhalte auch Fabeln darstellen können. Natürlich interessierte auch die Häufigkeit des
Teilens von belustigenden Inhalten und, ob man selbst einmal selbst Inhalt eines solchen Posts war. Teilt ein
User einen amüsanten Inhalt, so tut er dies häufiger und war er selbst einmal betroffen, geschah dies nicht
häufig bis einmalig.
2. Diversität und Spaltung

    Der Fall Amanda Todd zeigt zwar einen außergewöhnlich extremen Verlauf von Cyber-Mobbing,
trotzdem ist er von enormer Bedeutung für unsere Gesellschaft. Schließlich stellt man sich die Frage, wie es
soweit kommen konnte und ob so etwas auch in unseren Kreisen möglich ist.
    Das Stichwort Diversity sprich Vielfalt ist durchaus der Ursprung für derart demütigendes Verhalten von
Gruppen gegenüber Individuen. Menschen streben nach Anerkennung; Sie empfinden Neid gegenüber
Mitmenschen, die anders sind, und wollen ihren Missmut mit anderen Teilen – und das nicht erst seit heute!
Doch dass soziale Netzwerke nun zu so ausschlaggebenden Mitteln geworden sind um jemandem gezielt
psychisches Leid zuzufügen, ist eine erschütternde Entwicklung.
    Wir müssen uns bewusst machen, dass wir selbst Verursacher solchen Leids sein können, indem wir
unüberlegt andere zu Objekten öffentlicher Belustigung machen – sowohl aktiv als auch passiv.
Beispielsweise veröffentlichen wir aktiv in einem sozialen Netzwerk wie Facebook einen für uns amüsanten
Beitrag über eine Person. Andere Benutzer reagieren darauf und können passiv durch ihr Feedback auf die
vom Beitrag betroffene Person einwirken – so wie es die die User in Amanda Todd’s Fall taten. Letzten
Endes hängt es natürlich vom emotionalen Zustand der Person ab, wie sie mit Beiträgen über sich selbst
umgeht und in welchem Verhältnis sie grundsätzlich zu ihrem sozialen Umfeld steht. Außerdem treten oft
Missverständnisse auf, wenn Äußerungen anders interpretiert werden als sie gemeint sind – sowohl vom
Betroffenen als auch vom Umfeld.
    Fakt ist, dass die Hemmschwelle am PC oder am Mobiltelefon geringer ist, da man dem Gegenüber nicht
direkt in die Augen sieht. Wir denken weniger darüber nach ob die Veröffentlichung eines Beitrages wirklich
nötig und richtig ist, sondern tun es einfach, um wenig später festzustellen, dass wir einen Fehler gemacht
haben. Und eben das ist das Gefährliche am Cyber-Mobbing, denn: Das Internet vergisst nie! Einmal
veröffentlicht ist es oft schwierig etwas wieder zurückzunehmen und ungeschehen zu machen. Und damit
sind auch unüberlegte Beiträge über die eigene Person gemeint. Man muss sich stets bewusst sein, was man
über sich selbst veröffentlicht – ebenso wie über andere.
    Die Gesellschaft spaltet sich in Opfer und Täter und trotzdem können wir nicht sagen zu welcher Gruppe
wir gehören. Menschen, die sich gestern noch über andere böswillig lustig gemacht haben, können heute
selbst Opfer psychischer Gewalt werden und umgekehrt! Gerade ehemalige Opfer neigen dazu gerne in die
Täterrolle zu schlüpfen und andere ihr erlebtes Leid spüren zu lassen [5]. Und da die heutige Gesellschaft
mithilfe der modernen Kommunikationsmedien bis in die Privatsphäre vernetzt ist, haben Opfer nur
eingeschränkte Möglichkeiten ihren Peinigern zu entkommen.
    Im Grunde müssen wir uns die Frage stellen, wie wir (Cyber-)Mobbing verhindern können. Zum einen
indem wir uns nicht an demütigenden Aktionen beteiligen und zum anderen indem wir andere konsequent
auf ihr Fehlverhalten hinweisen oder dies sogar verhindern. Denn allein das Nicht-Beteiligen, also das bloße
Ignorieren von Mobbing-Taten ist schon passive Beteiligung und Förderung der öffentlichen Demütigung.
    Denn so wie Cyber-Mobbing die Gesellschaft spaltet, so muss jeder einzelne dem entgegenwirken und
die Spaltung zu Verhindern und die Unterdrückung der Vielfalt zu stoppen.


Quellen

1.   Über Amanda Todd: http://tinyurl.com/9aalzls, Stand 31.12.2012
2.   Anonymous‘ Reaktion http://tinyurl.com/awhzoqk , Stand 31.12.2012
3.   Unsere Umfrage auf http://de.surveymonkey.com/s/LJNGQNP, Stand 20.11.2012
4.   TK-Umfrage http://tinyurl.com/ahncuk3, Stand 31.12.2012
5.   Joachim Walter, Leiter der Kinder- Jugendpsychiatrie im Wilhelmstift, Hamburg (2010) Interview von: Manuela Lundgren:
     Virtuelle Belästigung mit realen Folgen - Immer mehr Jugendliche klagen über Mobbing im Internet. In: dradio.de,
     Deutschlandfunk. Gesehen auf http://de.wikipedia.org/wiki/Cyber-Mobbing Stand 28.12.2012.
6.   Wikipedia-Artikel zum Thema Mobbing (2012) zum groben Verständnis: http://tinyurl.com/9dktg, Stand: 28.12.2012.
7.   Wikipedia-Artikel zum Thema Cyber-Mobbing (2012) zum groben Verständnis: http://tinyurl.com/3fej3rt, Stand 28.12.2012.

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Cyber mobbing

  • 1. Mobbing im Web 2.0 Social Media als Werkzeug öffentlicher Demütigung am Beispiel „Facebook“ Judith Platzer, Anna Maria Trębacz 1. Unser Fallbeispiel CyberMobbing treibt junge Menschen in den Selbstmord. Doch nicht nur für die Angehörigen kann sich von einem Tag auf den anderen alles ändern. Mobbing ist kein neues gesellschaftliches Problem. Auch das Web 2.0 bleibt davon nicht verschont, nur dass man hier den Titel zu „CyberMobbing“ angepasst hat. Man versteht darunter das Quälen von Mitmenschen durch emotional schikanierende Angriffe und andere seelisch verletzende Handlungen. Ziel ist es ein Individuum direkt und indirekt öffentlich zu demütigen und sie so aus einem gesellschaftlichen Kreis auszuschließen. Menschen, die dem Druck und den Schikanen nicht mehr standhalten können, wählen nicht zuletzt auch den Freitod. So auch die junge Kanadierin Amanda Todd, die mit 12 Jahren via Cam-Chat einem Fremden ihre Brüste zeigte. Später erpresste er sie mit den Bildern und veröffentlichte diese schließlich öffentlich im Internet. Von ihren vermeintlichen Freunden wurde sie ausgeschlossen und schikaniert. Mehrere Schul- und Ortswechsel halfen auch nicht, sodass Todd Bleichmittel zu sich nahm, dies jedoch überlebte. Auf einer Facebook-Seite, die ausschließlich für Beleidigungen und Schikanen gegen sie angelegt wurde, verspottete man sie für ihren missglückten Selbstmord. Es gingen sogar Vorschläge ein wie sie sich erfolgreicher selbst töten könne. Einen Monat vor ihrem Tod veröffentlichte sie ein Video auf YouTube, indem sie stumm mit beschriebenen Zetteln ihre nicht enden wollende Geschichte erzählte [1]. Nach ihrem Tod wurden Bilder ihrer nackten Leiche auf Facebook veröffentlicht. Die Hackgemeinschaft Anonymus schwor, den Erpresser ausfindig zu machen und veröffentlichte kurze Zeit später einen Namen und persönliche Details wie E-Mail-Adresse und Telefonnummer [2]. Obwohl die kanadischen Behörden vor voreiligen Schlüssen warnten und schließlich die Unschuld des Mannes bestätigte, wurde er mit tausenden Morddrohungen überschüttet. Während unserer Recherche erstellten wir eine Umfrage auf www.surveymonkey.com, die sich vordergründig mit der Frage der schwindenden Feinfühligkeit bei der Benutzung von Social Media befasste. An der Umfrage nahmen knapp 100 Internetuser teil [3]. Besonders hervorstechend eindeutige Ergebnisse lieferten die Fragen, ob man auf Social Media Webseiten angemeldet sei und wie häufig man diese benutze. Bei knapp 93% angemeldeten Usern nutzen 84% Social Media Webseiten mindestens einmal täglich. Die Techniker Krankenkasse stellte bei einer eigenen Umfrage ähnliche Fragen, wobei laut deren Umfrage 88% angemeldet und 65% mindestens einmal täglich aktiv seien [4]. Ein weiterer Teil unserer Umfrage war die Bewertung von Aussagen, ob und wie diese auf einen zutreffen. Dabei fiel auf, dass es zwar eine Bejahung zur Äußerung von auch negativ belasteter Meinung gibt, aber ein selbstbewussteres Auftreten im Internet klar verneint wird. Weiterhin wurde auch der Aufenthalt auf Webseiten mit amüsanten Inhalten bestätigt, deren Inhalte nicht zuletzt auf Kosten von einzelnen Personen und Personengruppen gestützt sein können. Es ist dabei immer zu bedenken, dass beispielsweise Tierinhalte auch Fabeln darstellen können. Natürlich interessierte auch die Häufigkeit des Teilens von belustigenden Inhalten und, ob man selbst einmal selbst Inhalt eines solchen Posts war. Teilt ein User einen amüsanten Inhalt, so tut er dies häufiger und war er selbst einmal betroffen, geschah dies nicht häufig bis einmalig.
  • 2. 2. Diversität und Spaltung Der Fall Amanda Todd zeigt zwar einen außergewöhnlich extremen Verlauf von Cyber-Mobbing, trotzdem ist er von enormer Bedeutung für unsere Gesellschaft. Schließlich stellt man sich die Frage, wie es soweit kommen konnte und ob so etwas auch in unseren Kreisen möglich ist. Das Stichwort Diversity sprich Vielfalt ist durchaus der Ursprung für derart demütigendes Verhalten von Gruppen gegenüber Individuen. Menschen streben nach Anerkennung; Sie empfinden Neid gegenüber Mitmenschen, die anders sind, und wollen ihren Missmut mit anderen Teilen – und das nicht erst seit heute! Doch dass soziale Netzwerke nun zu so ausschlaggebenden Mitteln geworden sind um jemandem gezielt psychisches Leid zuzufügen, ist eine erschütternde Entwicklung. Wir müssen uns bewusst machen, dass wir selbst Verursacher solchen Leids sein können, indem wir unüberlegt andere zu Objekten öffentlicher Belustigung machen – sowohl aktiv als auch passiv. Beispielsweise veröffentlichen wir aktiv in einem sozialen Netzwerk wie Facebook einen für uns amüsanten Beitrag über eine Person. Andere Benutzer reagieren darauf und können passiv durch ihr Feedback auf die vom Beitrag betroffene Person einwirken – so wie es die die User in Amanda Todd’s Fall taten. Letzten Endes hängt es natürlich vom emotionalen Zustand der Person ab, wie sie mit Beiträgen über sich selbst umgeht und in welchem Verhältnis sie grundsätzlich zu ihrem sozialen Umfeld steht. Außerdem treten oft Missverständnisse auf, wenn Äußerungen anders interpretiert werden als sie gemeint sind – sowohl vom Betroffenen als auch vom Umfeld. Fakt ist, dass die Hemmschwelle am PC oder am Mobiltelefon geringer ist, da man dem Gegenüber nicht direkt in die Augen sieht. Wir denken weniger darüber nach ob die Veröffentlichung eines Beitrages wirklich nötig und richtig ist, sondern tun es einfach, um wenig später festzustellen, dass wir einen Fehler gemacht haben. Und eben das ist das Gefährliche am Cyber-Mobbing, denn: Das Internet vergisst nie! Einmal veröffentlicht ist es oft schwierig etwas wieder zurückzunehmen und ungeschehen zu machen. Und damit sind auch unüberlegte Beiträge über die eigene Person gemeint. Man muss sich stets bewusst sein, was man über sich selbst veröffentlicht – ebenso wie über andere. Die Gesellschaft spaltet sich in Opfer und Täter und trotzdem können wir nicht sagen zu welcher Gruppe wir gehören. Menschen, die sich gestern noch über andere böswillig lustig gemacht haben, können heute selbst Opfer psychischer Gewalt werden und umgekehrt! Gerade ehemalige Opfer neigen dazu gerne in die Täterrolle zu schlüpfen und andere ihr erlebtes Leid spüren zu lassen [5]. Und da die heutige Gesellschaft mithilfe der modernen Kommunikationsmedien bis in die Privatsphäre vernetzt ist, haben Opfer nur eingeschränkte Möglichkeiten ihren Peinigern zu entkommen. Im Grunde müssen wir uns die Frage stellen, wie wir (Cyber-)Mobbing verhindern können. Zum einen indem wir uns nicht an demütigenden Aktionen beteiligen und zum anderen indem wir andere konsequent auf ihr Fehlverhalten hinweisen oder dies sogar verhindern. Denn allein das Nicht-Beteiligen, also das bloße Ignorieren von Mobbing-Taten ist schon passive Beteiligung und Förderung der öffentlichen Demütigung. Denn so wie Cyber-Mobbing die Gesellschaft spaltet, so muss jeder einzelne dem entgegenwirken und die Spaltung zu Verhindern und die Unterdrückung der Vielfalt zu stoppen. Quellen 1. Über Amanda Todd: http://tinyurl.com/9aalzls, Stand 31.12.2012 2. Anonymous‘ Reaktion http://tinyurl.com/awhzoqk , Stand 31.12.2012 3. Unsere Umfrage auf http://de.surveymonkey.com/s/LJNGQNP, Stand 20.11.2012 4. TK-Umfrage http://tinyurl.com/ahncuk3, Stand 31.12.2012 5. Joachim Walter, Leiter der Kinder- Jugendpsychiatrie im Wilhelmstift, Hamburg (2010) Interview von: Manuela Lundgren: Virtuelle Belästigung mit realen Folgen - Immer mehr Jugendliche klagen über Mobbing im Internet. In: dradio.de, Deutschlandfunk. Gesehen auf http://de.wikipedia.org/wiki/Cyber-Mobbing Stand 28.12.2012. 6. Wikipedia-Artikel zum Thema Mobbing (2012) zum groben Verständnis: http://tinyurl.com/9dktg, Stand: 28.12.2012. 7. Wikipedia-Artikel zum Thema Cyber-Mobbing (2012) zum groben Verständnis: http://tinyurl.com/3fej3rt, Stand 28.12.2012.