1. Adolf-Reichwein-Schule
Limburg
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Klassenstufe 12
4.3 GewaltimAlltag
4.3 GEWALT IM ALLTAG
Aufgabenstellung:
Insbesondere Mädchen und Frauen
erfahren zu Hause, am Arbeitsplatz, in
der Öffentlichkeit und im Internet
Gewalt. Körperliche, sexuelle und
psychische Gewalt sind gravierende
Menschenrechtsverletzungen. Es ist
Zeit, dagegen Maßnahmen zu
ergreifen! Machen Sie auf diese
Problematik aufmerksam.
Leitfrage: Was bedeutet Gewalt im
Alltag und wo kann sie jedem von uns
begegnen?
Produkt: Lied
„Mach die Augen auf“
(Eigenkomposition)
Erstellt von:
Noelle Baier
Julia Burkhardt
Katharina Groß
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1. Einleitung
Wir leben im 21. Jahrhundert in der sogenannten zivilisierten westlichen Welt. In der heutigen
Zeit wird man immer mit Fragen bezüglich der Werte einer Gesellschaft konfrontiert. Eine
Gesellschaft, in der verschiedene Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlic her
Lebensverhältnisse zusammen leben. Zwar herrscht zwischen den Mitgliedsstaaten der
Europäischen Union (EU) seit Jahrzehnten Frieden und die registrierte Kriminalität ist seit
Jahren rückläufig, doch die derzeit herrschende Gewalt hat eine andere Qualität bekommen.
Ein friedliches Miteinander zwischen den Menschen, wir wollen mit unserer Arbeit
insbesondere auf die Gewalt zwischen Männern und Frauen eingehen, ist keine
Selbstverständlichkeit. Frauen erfahren laut einer EU- weiten Erhebung der Agentur der
Europäischen Union für Grundrechte (FRA), März 2014, zu Hause, am Arbeitsplatz, in der
Öffentlichkeit und im Internet Gewalt. Der Bericht belegt nicht nur die weit verbreitete Gewalt
gegen erwachsene Frauen, sondern schildert auch die körperliche und sexuelle Gewalt, die
Frauen in der Kindheit erfahren haben. Viele Gewalttaten geschehen im Verborgenen, in
zwischenmenschlichen Beziehungen aber auch in der Öffentlichkeit1. Deshalb interessiert es
uns sehr, was bedeutet Gewalt im Alltag überhaupt und wo kann sie jedem von uns begegnen?
Dies ist auch unsere Leitfrage, denn wir wollen versuchen mit der Ausarbeitung unserer
Hausarbeit darauf aufmerksam zu machen und zu ermutigen nicht wegzuschauen!
In der EU leben Menschen verschiedenster Glaubens- und Bildungsstände. Nicht jeder fühlt
sich an unser Grundgesetz, so zum Beispiel Art. 1. Absatz 2 Satz 1 GG „Männer und Frauen
sind gleichberechtigt“, gebunden. Die körperliche Gewalt zwischen Männern und Frauen ist
ein leider immer währendes Thema, derzeit aktueller denn je, was die Übergriffe an Frauen in
der Silvesternacht 2015/ 16 leider dramatisch belegen2. In unserer heutigen Zeit spielen die
Medien eine große Rolle. Physische Gewalt kann unglaublich schnell und ohne körperlichen
sowie großen zeitlichen Einsatz verbreitet werden. Auch das wiederholte und beabsichtigte
Verfolgen eines Menschen (Stalking) wird immer öfter ausgeübt. All diese Formen von Gewalt
verletzen Menschen, bedrohen deren Sicherheit und schränken die eigene Lebensgestaltung
stark ein. Wir möchten mit unserer Arbeit darauf aufmerksam machen, dass unsere Gesellschaft
die Augen nicht vor den Problemen verschließen darf! Jeder von uns kann mit der
Gewaltthematik konfrontiert werden und helfen. Dies stellt eine moralische und humanitäre
Aufgabe dar, die den Rahmen für ein ausgeglichenes und geregeltes Miteinander bildet.
1
www.fra.europa.eu 04.01.2016(16:30 Uhr)
2
www.hilfetelefon.de 04.01.2016 (17:45Uhr
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2. Definitionen
Als körperliche oder physische Gewalt gelten alle Angriffe auf die körperliche Unversehrtheit
einer Person. Sie umfasst alle Formen von Misshandlungen, die in der Öffentlichkeit am
deutlichsten wahrgenommen werden können, weil das nach außen gerichtete aggressive
Verhalten, wie zum Beispiel Schubsen, Stoßen, Treten, Schlagen sowie Angriffe mit Waffen,
Verletzungen und Schädigung Anderer zur Folge hat. Körperliche Gewalt tritt häufig mit
Beschimpfungen oder Drohungen auf3. Sexuelle Gewalt ist das Nötigen einer Person zu
sexuellen Handlungen. Doch nicht nur der Zwang zu dem Geschlechtsverkehr zählt zur
sexuellen Gewalt, auch sexuelle Anspielungen oder das Berühren einer Person an bestimmten
Körperstellen ohne deren Einverständnis stellen einen sexuellen Missbrauch dar4. Häusliche
Gewalt ist ein bewusst gewolltes Handeln, welches sich in seelische und körperliche Gewalt
unterteilt, die in häuslicher Umgebung stattfindet. Sie wird meistens gegen einzelne
Familienmitglieder, insbesondere Frauen, eingesetzt5. Bei psychischer Gewalt handelt es sich
um das seelische und emotionale Erniedrigen einer Person. Es wird beispielsweise durch
verbales Drohen, Ängstigen und Terrorisieren einer Person ausgeübt6. Cybermobbing oder
auch Cyberbully ist das Ausüben von psychischer Gewalt an einer Person über das Internet oder
Mobiltelefon. Es wird meistens Anonym vollzogen und geschieht über einen längeren
Zeitraum7. Stalking ist das Verunsichern einer Person durch die Drohung der Allgegenwart mit
Auflauern und Verfolgen. Beim Stalking werden Menschen weit über ihre Belastungsgrenzen
gepeinigt8.
3. Darstellung der Gewaltarten
3.1 Körperliche Gewalt
Eine besondere Form körperlicher Gewalt sind sexuelle Übergriffe. Gewalt wird häufig
eingesetzt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Eine Studie des Bundesministeriums für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMfSFJ) aus dem Jahr 2015 ergab, dass sexuelle Gewalt
gegen Frauen zu 95% - 99% von Männern ausgeübt wird. Bei einer statistischen Erfassung des
BMfSFJ wurde festgestellt, dass 71% der körperlichen Gewalt an Frauen ab dem 16. Lebensjahr
und 69% der sexuellen Übergriffe zuhause in der eigenen Wohnung stattfinden.9
3
https://www.frauen-gegen-gewalt.de 04.01.2016(17:20Uhr)
4
https://www.bjr.de 04.01.2016(17:45 Uhr)
5
https://www.gewalt-ist-nie-okay.de 04.01.2016(17:45 Uhr)
6 https://www.frauen-gegen-gewalt.de 04.01.2016(17:20 Uhr)
7
www.klicksafe.de 08.12.2015(18:40 Uhr)
8 www.stalking-justiz.de 08.12.2015 (19:30Uhr)
9
http://www.bmfsfj.de/doku/publikationen/genderreport/ 05.12.2015(20:30 Uhr)
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10
Abb.1: Körperliche und sexuelle Gewalt gegen Frauen seit dem 16. Lebensjahr nach genannten
Tatorten in Deutschland (in%; Mehrfachnennungen)
Häusliche Gewalt ist die weltweit am stärksten verbreitete Menschenrechtsverletzung, sie
geschieht nie aus Versehen. Diese Straftat wird nicht ausgeübt, weil jemand unter Druck steht,
zu viel getrunken oder Drogen konsumiert hat. Gewalt wird bewusst eingesetzt, um jemanden
„klein zu machen“ oder zu halten. Meistens sind Männer diejenigen, die Gewalt ausüben. Es
gibt keine typischen Gewalttäter. In der Öffentlichkeit scheinen diese Menschen freundlich und
im Umgang mit Frauen und Kindern fürsorglich zu sein, doch oft sind sie erst hinter
verschlossenen Türen verletzend und kontrollierend. Häusliche Gewalt beginnt niemals mit
Schlägen, sondern meist mit der großen Liebe, aus welcher sich dann sukzessive der
Gewaltkreislauf entwickelt. Leider sind Kinder jeden Alters indirekt oder direkt ebenso von
häuslicher Gewalt betroffen, wenn sie diese beobachten, hören oder am eigenen Leib erfahren.
Die meisten Täter übernehmen keine Verantwortung für ihr Handeln, sondern haben immer
eine Entschuldigung oder eine Ausrede parat. Der oder die Betroffene versucht alles, um den
Peiniger zu beruhigen, schämt sich und redet sich ein, dass es ein einmaliger Ausrutscher war.
Damit beginnt die Gewaltspirale. Die Spirale beginnt mit der Entschuldigung des Täters für die
Misshandlung. Er verspricht, dass es nie wieder vorkommen wird und gibt dem Opfer die
Schuld. Darauf folgt die Verleugnung der Gewalttat und der Täter verharmlost diese. Der
Gewalttätige tut so, als sei nie was gewesen und das Opfer hofft, dass so etwas nie wieder
passieren wird. Der Teufelskreis kann sich unzählige Male wiederholen und oft verschwinden
im Laufe der Zeit die Entschuldigungs- und Ruhephasen.
10 http://www.bmfsfj.de/10/10-3-Daten-aus-studien-zur-erhellung-des-dunkelfeldes/10-3-2-gewalt-gegen-frauen-und-maenner.html Abb.
10.10, 17.01.2016(11.15 Uhr)
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Wenn das Opfer es nicht schafft die Gewaltspirale zu durchbrechen, ist das was bleibt ein Leben
in Angst. Die Gewalt gegen Frauen ist erschreckend hoch. Die Abbildung verdeutlicht wie
unterschiedlich hoch die Gewalttatenrate gegen Frauen in den verschiedenen europäischen
Ländern ist. Im Vergleich zu den stark betroffenen nordöstlichen Ländern, fällt die
Gewaltquote Richtung Süden ab11.
12 Abb.2:
Die Gewalt am Arbeitsplatz definiert sich laut der International Labour Organisation (ILO)
als „Jede Handlung, Begebenheit oder von angemessenem Benehmen abweichendes Verhalten,
wodurch eine Person im Verlauf oder in direkter Folge ihrer Arbeit schwer beleidigt, bedroht,
verletzt, verwundet wird.“ Meist zeigt sich die Gewalt am Arbeitsplatz durch sexuelle
Belästigung, die sich vor allem gegen Frauen richtet und bei der es in erster Linie um die
Demonstration von Macht geht. Die Täter sind hauptsächlich Vorgesetzte oder Kollegen, die
durch die Belästigung oder Bedrohung ihrer Mitarbeiterinnen oder Kolleginnen versuchen, ihre
übergeordnete Stellung deutlich zu machen. Männer, die Frauen sexuell belästigen werden
selten als gewalttätige Charaktere wahrgenommen, sondern treten nach außen hin meist
11
www.gewalt-ist-nie-ok.de 04.01.2016(20:45Uhr)
12
http://img.welt.de/img/ausland/crop125434292/7939595476-ci3x2l-w540-aoriginal-h360-l0/DWO-Gewalt-Frauen2-140304-ha-
1500x1000-2-.jpg, 17.01.2016(11.30Uhr)
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unauffällig auf. Sie begehen ihre Taten vorsätzlich, zielgerichtet und häufig während des
regulären Arbeitsalltags. Frauen, die sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erleiden, sind
zunächst geschockt und fühlen sich der Situation ausgeliefert. Sie können das Geschehen oft
nicht richtig einordnen, sind verunsichert und wütend. Nicht selten suchen sie den Fehler
zunächst bei sich und schweigen über Vorkommnisse, auch aus Angst ihren Arbeitsplatz zu
verlieren. Bis Anfang der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts war Gewalt gegen Frauen in
der Öffentlichkeit kein Thema. Es ist der Verdienst der autonomen Frauenbewegung, dieses
Tabu gebrochen zu haben. 1976 organisierten Vertreterinnen der autonomen Frauenbewegung
in Brüssel das erste internationale Tribunal „Gewalt gegen Frauen“. In einer von Männern
dominierenden Gesellschaft befinden sich Frauen in der schwächeren Position. Sie sind daher
geradezu prädestiniert dafür Opfer von Gewalt zu werden. Denn Machtungleichheiten,
rechtliche Benachteiligung und ökonomische Abhängigkeit sind der Boden auf dem Gewalt
gedeiht – körperliche, sexuelle und psychische Gewalt. Sich anzupassen, unterzuordnen,
verfügbar zu sein oder zu „parieren“ haben immer nur die Schwächeren. Tun sie das nicht, so
haben sie dies – gemäß der Logik hierarchischer Systeme – zu büßen. Betroffen von Gewalt
sind Frauen jeden Alters und jeder sozialer Schicht. Fachleuten zufolge wird jede fünfte in einer
Beziehung lebende Frau Opfer von Gewalt. Tatsächlich zeigen Interviews mit Männern, die
wegen Gewaltdelikten gerichtlich verurteilt wurden, sehr deutlich, dass Gewalttätigkeit von
Männern immer eine Machtdemonstration ist. Der beste Schutz vor Gewalt ist die Beseitigung
von Benachteiligungen und persönlichen Abhängigkeiten. Gleiche Bildungschancen für
Frauen, gleiche Berufschancen, die Möglichkeit der selbstständigen Existenzsicherung, die
Förderung von Frauen, die Beendigung der Diskriminierung von Frauen in der Sprache, gleiche
Chancen der Teilhabe am öffentlichen Leben und die Klarstellung, dass die Gesellschaft Gewalt
nicht toleriert13.
3.2 Psychische Gewalt
Stalking gehört zu einer der Formen der psychischen Gewalt. Doch wie genau läuft es ab?
Diese Gewalt ist gekennzeichnet durch ständige Telefonanrufe oder auch SMS, die vor allem
drohende Nachrichten enthalten. Zudem lauert der Täter dem Opfer ständig auf. Er verfolgt es
„auf Schritt und Tritt“ oder wartet vor der Wohnung des Opfers. Häufig bekommen Opfer
Blumen und Geschenke anonym zugesendet oder aber der Täter begeht einen
Wohnungseinbruch und hinterlässt dort dem Betroffenen ein Geschenk. Dem Betroffenen
werden unmäßig viele E-Mails zugesendet, auch solche, die Drohungen oder Beleidigungen
enthalten. Das Opfer hat ständig das Gefühl verfolgt zu werden und hat dadurch Angst,
überhaupt noch nach draußen zu gehen. Aber wieso tut ein Stalker diese Dinge? Es gibt drei
13
www.ilo.org.de 28.12.15(12:45 Uhr)
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Hauptziele, welche die Täter verfolgen. Das erste Ziel ist es einen Abbruch einer vorhandenen
Beziehung zu verhindern und seinen Partner nicht zu verlieren. Ein weiteres Motiv ist es den
Beginn einer Beziehung erzwingen zu wollen. Weil der Andere (sprich das Opfer) nicht an
einer Beziehung interessiert ist, versucht der Täter das Opfer dazu zu bringen mit ihm eine
Beziehung einzugehen, indem er die Betroffene stalkt. Meist erreicht der Stalker nur das
Gegenteil. Viele Täter wollen aber auch einfach nur eine laufende Beziehung kontrollieren. Sie
wollen über ihren Partner bestimmen und verfolgen ihn deshalb ständig, damit sie wissen was
der Partner gerade macht oder mit wem er sich trifft. Man unterscheidet außerdem zwischen 5
verschiedenen Täter-Typen. An erster Stelle steht der verstoßene Partner. Er kann die
Entscheidung des Partners, sich zu trennen, nicht akzeptieren und versucht mit Stalking die
Liebe des Gegenübers zu erzwingen. Der zweite Täter- Typ ist der unermüdliche Bewerber, der
nicht glauben will, dass seine große Liebe kein Interesse an ihm hat und sich deshalb immer
wieder aufdrängt, um sie vom Gegenteil zu überzeugen. Der Rächer möchte seinen Expartner
nach einer Trennung bestrafen und der Kriminelle (zum Beispiel ein Triebtäter) spioniert sein
Opfer aus, um es später angreifen zu können. Der, der dem Liebeswahn verfallen ist glaubt,
dass sein Opfer ihn in Wirklichkeit liebt, sich aber nur gegen diese Liebe wehrt und sie nur
nicht wahrhaben möchte. Dies ist eine Form des manifesten Wahns und deshalb krankhaft. Die
meisten Täter, die Stalking begehen, sind männlich, während die meisten Opfer weiblich sind.
Jedoch sind nicht nur Personen des öffentlichen Lebens (zum Beispiel Musiker, Schauspieler
oder Politiker) betroffen.
Es handelt sich bei Stalking mittlerweile um ein Massenphänomen, dass nicht einzugrenzen ist.
Stalking kann jeden treffen – auch Privatpersonen. Wie diese Statistik über Frauen, die Stalking
seit dem 15. Lebensjahr erlebt haben zeigt, geschieht diese psychische Gewalt nicht nur in
Deutschland. Am meisten betroffen sind die Frauen in Schweden. Weiter im Süden, in Ländern
wie Italien, Spanien oder auch Portugal, ist die Prozentzahl der betroffenen Frauen eher niedrig.
14Abb.3:
14 http://www.welt.de/politik/ausland/article125436246/Gewalt-gegen-Frauen-wird-zum-europaeischen-Problem.html 17.01.2016 (15.15
Uhr)
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Den Stalker loszuwerden ist jedoch nicht einfach. Oft sind die Täter hartnäckig und lassen sich
nur schwer durch Gesetze zurückhalten. Jedoch gibt es einige Möglichkeiten, die Betroffene in
Anspruch nehmen können. Um überhaupt gegen Stalker vorgehen zu können benötigt die
Polizei genaue Angaben zum Täter und dessen Handlungen. Betroffene sollten deshalb genau
dokumentieren wann der Täter zugeschlagen hat und an welchem Ort. E-Mails, SMS und Briefe
sollte man aufheben, um bei einem Strafverfahren Beweise in der Hand zu haben. Auf jeden
Fall sollte man eine Vertrauensperson hinzuziehen und sie nach Rat fragen. Außerdem können
sie einem beistehen, wenn der Täter Handlungen begangen hat, die Angst machen. Heutzutage
gibt es viele Sicherheitsvorkehrungen, mit denen man sein Zuhause etwas sicherer machen
kann. Darüber weiß am besten die Polizei Bescheid. Bei ihr und bei einem Anwalt sollte man
sich außerdem beraten lassen und dann gegebenenfalls juristische Schritte einleiten. Ebenfalls
kann man seine Telefonnummer ändern, damit keine ständigen Anrufe und SMS beim Opfer
mehr ankommen. Im schlimmsten Fall sollte man den Wohnort wechseln. So kann verhindert
werden, dass der Täter einem weiterhin vor der Wohnung oder auf dem Weg zur Arbeit
auflauert15.
Cybermobbing/ Cyberbulling wird in den sozialen Netzwerken, sowie in Videoportalen des
Internets über Smartphones und andere technische Hilfsmittel ausgeübt. Hierbei sucht sich der
Täter, also der Bully, ein Opfer, welches ihm unterlegen ist und sich somit nicht wehren kann.
Diese Situation wird als Machtungleichheit zwischen Täter und Opfer bezeichnet. Die
Anonymität, die dem Mobber im World Wide Web gewährleistet wird gibt ihm Sicherheit,
Selbstbewusstsein und genügend Distanz zu seinem Opfer um die Schäden, die er dem
Betroffen zufügt, gar nicht zu realisieren und einschätzen zu können. In den meisten Fällen
kennt der Täter sein Opfer auch im privaten Leben, wie zum Beispiel aus der Schule, von der
Arbeit oder sie wohnen im gleichen Ort. Cybermobbing fängt in der virtuellen Welt an und
arbeitet sich ins reale Leben. Der Täter schikaniert und stellt den Betroffenen vor Millionen
Internetnutzern hauptsächlich (wie im Schaubild erläutert) durch Beschimpfungen, Verbreitung
von Lügen und Gerüchten bloß. Die Opfer werden gehänselt, unter Druck gesetzt und bedroht.
Sie werden ausgegrenzt und private oder peinliche (intime) Fotos veröffentlicht. Laut einer
JIM-Studie von 2014 werden 17% der befragten, internetaktiven Teenager in sozialen
Netzwerken runter gemacht und gehänselt. 38 % der Befragten haben Bekannte die Psychische
Gewalt im Internet erfahren haben.
15
www.stalking-justiz.de (08.12.15, 18:00 Uhr)
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16Abb.4: Cybermobbingfälle und Art und Weise des Cybermobbings
Das tückische an Cybermobbing ist, dass die Opfer oftmals erst mit bekommen das sie betroffen
sind, wenn Anschuldigungen und Intrigen schon weit verbreitet wurden. Diese Art der
psychischen Gewalt kennt keine Grenzen. Der Bully kann rund um die Uhr in das Privatleben
eingreifen. Im Gegensatz zu dem verbalen und körperlichen Mobbing hört das Cyberbulling
nach der Schule oder der Arbeit nicht auf. Der Mobber kann jeder Zeit über mobile Daten
angreifen und selbst die eigenen vier Wände bieten keinen Schutz und Rückzugsort mehr. Es
gibt unendlich viele Nutzer von Chatrooms oder sonstigen Internetportalen, wo sich
Nachrichten wie ein Lauffeuer verbreiten. Dabei ist irrelevant was man postet, das Internet
vergisst nichts. Bloßstellungen oder Beleidigungen die einmal veröffentlicht wurden sind
immer präsent. Ist eine Nachricht, ein Bild, eine Beleidigung, eine aufgestellte Behauptung
(und sei sie so noch so haarsträubend) einmal gepostet, ist sie fast unkontrollierbar und kann
gewaltige Ausmaße annehmen. Posts die schon längst vergessen sind können jeder Zeit zurück
in die Öffentlichkeit geholt werden. Der Täter schikaniert das Opfer durch vermehrtes und
wiederholtes senden von Textnachrichten, die einen diskriminierenden und verletzenden Inhalt
enthalten. Ebenso werden Gerüchte über den Betroffen in das Internet gesetzt mit der Hoffnung
denjenigen zu blamieren und zu kränken. Wenn der Anonymus die Person privat kennt, was
häufig der Fall ist, hat er die Möglichkeit das Opfer durch das veröffentlichen von privat
anvertrauten und intimen Informationen vor einer breiten Menge von Menschen bloßzustellen.
16 https://www.divsi.de/wp-content/uploads/2013/12/statistik-cyber-mobbing-erfahrungen.png, 17.01.2016(13.20Uhr)
11. Adolf-Reichwein-Schule
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Die Folgen des Cybermobbings tragen gravierende Folgen mit sich, die von Angstzuständen
über Depressionen bis hin zum Selbstmord führen können1718.
4. Fazit und rechtliche Würdigung
Es gibt viele verschiedene Arten von Gewalt, die wir in unserer Hausarbeit ausführlich
bearbeitet haben. Damit die Menschen, die von einer (oder auch mehreren) dieser Gewaltarten
betroffen sind, sich wehren und geschützt werden können, wurden verschiedene Gesetze
erlassen. Bei Cybermobbing ist es möglich, entweder zivilrechtlich oder strafrechtlich
vorzugehen. Das Opfer kann den Täter wegen übler Nachrede, Beleidigung oder Verleumd ung
anzeigen. Je nachdem wie viele Beweise der Betroffene erbringen kann, bekommt der Täter
eine Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren oder eine Geldstrafe. Seit 2006 gibt es ein vom Bundestag
erlassenes Gesetz, das hilft gegen Stalker juristisch vorzugehen. Stalking ist seitdem ein
Offizialdelikt und somit ohne Antrag strafbar. Endet die Belästigung mit dem Tod des Opfers,
bekommt der Täter bis zu 10 Jahren Freiheitsstrafe. Auch bei häuslicher Gewalt sind rechtliche
Schritte möglich. Das Opfer muss zunächst Strafanzeige bei der Polizei erstatten und diese
möglichst bei aktiver Handlung rufen. Die Polizei kann dann den Täter der Wohnung verweisen
und einen Platzverweis anordnen. Um einen langfristigen Schutz vor den Übergriffen zu haben,
kann die/der Betroffene ein Verfahren nach dem Gewaltschutzgesetz anstreben, indem zum
Beispiel eine Gewaltschutzverfügung beantragt, also ein Kontaktaufnahmeverbot angestrebt
wird. Des Weiteren darf sich der Gewalttätige dem Betroffenen nicht mehr als 100 m nähern.
Bei Verstoß dieser Gewaltschutzanordnung wird der Beschuldigten strafrechtlich verurteilt. All
diese Gesetze und Rechte für Betroffene sind wichtig. Gerade die sexuellen Übergriffe auf
Frauen in der diesjährigen Silvesternacht machen deutlich, dass das Thema Gewalt an Mädchen
und Frauen sehr aktuell ist. Es ist wichtig, dass betroffene Frauen wissen wie sie sich wehren
können und welche Rechte sie haben. Außerdem machen die Handlungen der offensichtlich
ausländischen Täter darauf aufmerksam, dass das Frauenbild und die Akzeptanz der Frau in der
Öffentlichkeit in anderen Kulturen weniger Wertigkeit erfährt, als diese hier in Deutschland
und in der EU üblich ist. Es ist wichtig sich gegen Gewalt zur Wehr zu setzen und sich nicht
von scheinbar stärkeren Menschen verletzen, belästigen oder verfolgen zu lassen. Wir alle sind
aufgefordert achtsam zu sein und betroffenen Frauen zu helfen und zu ermutigen, die oben
näher bezeichneten rechtlichen Schritte in Anspruch zu nehmen19.
5. Produkt: Lied „Mach die Augen auf“ und Begründung:
Wir haben uns dazu entschieden, auf die Gewaltproblematik mit einem selbst komponierten
und eigens getextetem Lied aufmerksam zu machen. Unser Lied heißt „Mach die Augen auf
17. www.schau-hin.info 08.12.15(18:25 Ur)
18
www.klicksafe.de 08.12.15, (17:30 Uhr)
19
www.polizei-beratung.de 05.01.2016(21:00Uhr)
12. Adolf-Reichwein-Schule
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und schweig nicht mehr!“. Wie in unserer Hausarbeit umfassend erläutert, kann uns körperliche
und psychische Gewalt immer und überall begegnen. Da es die Intimsphäre von uns berührt,
was hinter verschlossenen Türen passiert, sind wir geneigt weg zu schauen und die
Gewaltanzeichen (absichtlich?) nicht zu erkennen. Aus diesem Grund schweigen wir, anstatt
die Betroffenen anzusprechen und darauf aufmerksam zu machen.
Doch das ist falsch!
Deshalb ermuntern wir in unserem Lied weiter „Nehmt die Opfer bei der Hand und lasst sie
nicht allein!“, denn oftmals fehlt ihnen die Kraft und vor allen Dingen der Mut sich dem
Geschehenen zu stellen und ihre Not offen anzusprechen. Wir wollen mit unserer Musik die
Menschen erreichen. Der Refrain geht leicht ins Ohr und trägt die klare Botschaft:
Achtet auf einander und lasst Gewalt nicht zu!
6. Schluss
All die geschlechtsspezifische Diskriminierung EU- weit und auf der ganzen Welt kann und
muss verhindert werden! Wo immer verletzende und unterdrückende Gewalt jeder Art sowie
sexuelle Belästigung toleriert wird, ist es an der Zeit sich zusammenzuschließen und
entschlossen einzugreifen. Eine Welt der Würde und der Gerechtigkeit muss auch die
Gleichberechtigung von Frauen und Männern, Mädchen und Jungen umfassen. Den Frauen und
Mädchen muss vermittelt werden, dass geschlechtsspezifische Gewalt unter keinen Umständen
toleriert wird, weder zuhause noch in der Schule, am Arbeitsplatz oder in der Öffentlichkeit.
Deshalb sind wir alle aufgerufen hinzuschauen und nicht wegzusehen! Dazu äußert sich der
FRA- Direktor Morten Kjaerum wie folgt: „Körperliche, sexuelle und psychische Gewalt gegen
Frauen ist eine gravierende Menschenrechtsverletzung, die in allen EU- Mitgliedstaaten
anzutreffen ist. Das enorme Ausmaß des Problems verdeutlicht, dass Gewalt gegen Frauen nicht
nur einige wenige Frauen betrifft, sondern sich täglich auf die gesamte Gesellschaft auswirkt.
Politiker und Politikerinnen, Interessenvertreter und Interessenvertreterinnen der
Zivilgesellschaft sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Hilfseinrichtungen müssen
deshalb gemeinsam bisherigen Maßnahmen einer kritischen Prüfung unterziehen, um das
Problem der Gewalt gegen Frauen in jedem Bereich der Gesellschaft anzugehen. Die Zeit ist
reif, eine breit angelegte Strategie zur wirksamen Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen auf
der ganzen Welt zu bringen20.“ Uns allen kann Gewalt im Alltag begegnen, überall. Wir stehen
alle in der Pflicht aufeinander zu achten und unseren Anteil dazu beizutragen, dass Gewalt im
Alltag keinen Platz in unser aller Leben hat!
20
www.fra.europa.de 04.01.2016(21:30 Uhr)