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Ergebnis aus dem IAB
E sse B-Betrie
ebspane – Hess 2009
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Oliver Nüchter M.A.
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Prof. Dr. Alfons Schmid
August 2010
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nfügen.
2.
Inhaltsverzeichnis
Ausweitung der Weiterbildungsaktivitäten auch in Krisenzeiten? ........................................ 2
Erneut Anstieg der weiterbildenden Betriebe in Hessen ...................................................... 3
.
Baugewerbe hat geringsten Anteil an weiterbildenden Betrieben ....................................... 4
Fast alle Großbetriebe fördern Weiterbildungsmaßnahmen ................................................ 5
Anteil geförderter Beschäftigter in der Weiterbildung erneut gestiegen ............................. 5
Höchster Anteil der geförderten Beschäftigten im Dienstleistungssektor ............................ 6
Niedrige Weiterbildungsquote in Großbetrieben .................................................................. 7
Vor allem qualifizierte Beschäftigte werden weitergebildet ................................................. 8
Externe Kurse sind mit Abstand die häufigste Art der Weiterbildung ................................... 9
Weiterbildung am Arbeitsplatz gewinnt an Bedeutung ...................................................... 10
Öffentliche Verwaltung zeigt größte Vielfalt an Weiterbildungsarten ................................ 11
Großbetriebe nutzen alle Weiterbildungsarten parallel ...................................................... 12
Weiterbildung in der Regel während der Arbeitszeit .......................................................... 13
Sektorale Differenzen bei Weiterbildungszeiten sind recht groß ........................................ 13
In Großbetrieben ist Weiterbildung während der Arbeitszeit die Regel ............................. 14
Weniger Betriebe beteiligen sich an den Kosten der Weiterbildung .................................. 15
Beschäftigte im Bausektor müssen ihre Weiterbildung häufig alleine finanzieren ............. 16
In Kleinstbetrieben müssen Beschäftigte Kosten häufiger tragen....................................... 17
Fazit ...................................................................................................................................... 19
Methodische Anmerkungen ................................................................................................. 21
Literatur ................................................................................................................................ 22
3. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 2
Ausweitung der Weiterbildungsaktivitäten auch in Krisenzeiten?
Betriebe und Beschäftigte unterliegen ‐ Die Betriebe nutzen die frei geworde‐
durch die Globalisierung und dem techni‐ nen Kapazitäten ihrer Beschäftigten
schen Wandel erheblichen Herausforde‐ und weiten ihre Weiterbildungsaktivitä‐
rungen. Ein zentrales Instrument zur Be‐ ten aus.
wältigung dieser Herausforderungen bil‐
‐ Der Weiterbildungsbedarf ergibt sich
det die betriebliche Weiterbildung. Die
aus strukturellen Faktoren und die
bedarfsgerechte Qualifizierung der Be‐
Weiterbildungsaktivitäten werden kon‐
schäftigten hat daher in der Vergangen‐
junkturunabhängig geplant und durch‐
heit eine zunehmende Bedeutung erlangt
geführt.
(vgl. Leber 2002).
Wie sich das Weiterbildungsverhalten der
Auch in den Betriebspanel‐Reports der
Betriebe in Hessen im Jahr 2009 darstellte
vergangenen Jahre wurde eine tendenziel‐
und ob sich daraus Anhaltspunkte für die
le Zunahme sowohl von betrieblicher genannten Effekte ableiten lassen, wird in
Weiterbildungsbeteiligung (wie viele Be‐ diesem Report untersucht.
triebe fördern Weiterbildungsmaßnah‐
Für eine effektive Weiterbildungspolitik
men?) als auch der Weiterbildungsintensi‐
von Betrieben sind daneben auch Informa‐
tät (wie viele Beschäftigte werden geför‐
tionen darüber von Bedeutung, welche
dert?) in Hessen konstatiert (vgl. Beck‐
Fort‐ und Weiterbildungsmaßnahmen die
mann/Baden/Schmid 2006, Bieräu‐
Betriebe fördern und inwieweit die Be‐
gel/Schmid 2008).
triebe die Beschäftigten an den direkten
Leitfrage dieses Reports ist, inwieweit die‐ und indirekten Weiterbildungskosten be‐
sem erhöhten Weiterbildungsbedarf auch teiligen. Diese Fragen werden daher ge‐
in den Zeiten der Wirtschaftskrise (Refe‐ sondert beantwortet.
renzzeitraum der Befragung war das erste
Neben Stand und Entwicklung der betrieb‐
Halbjahr 2009) Rechnung getragen wird.
lichen Weiterbildungsaktivitäten im All‐
Grundsätzlich sind unter ökonomisch
gemeinen erfolgt zudem für alle Fragen
schwierigen Umständen drei Tendenzen
eine Differenzierung des betrieblichen
betrieblichen Weiterbildungsverhaltens
Weiterbildungsverhaltens nach Wirt‐
vorstellbar:
schaftszweigen und Betriebsgrößen.
‐ Die Betriebe können sich die mit der
Weiterbildung verbundenen direkten
und indirekten Aufwendungen weniger
leisten und fahren ihre Weiterbildungs‐
aktivitäten zurück.
4. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 3
Erneut Anstieg der weiterbildenden Betriebe in Hessen
Unter beruflicher Weiterbildung werden Weiterbildung freistellten und/oder diese
im Rahmen des IAB‐Betriebspanels sowohl Maßnahme finanzierten.
formale als auch informelle Weiterbil‐ Das entspricht hochgerechnet knapp
dungsangebote verstanden. Formale 71.000 weiterbildenden Betrieben in Hes‐
Weiterbildungsmaßnahmen sind im All‐ sen. Im Vergleich mit den Vorjahren liegt
gemeinen in Form von Kursen, Seminaren der Wert des Jahres 2009 nochmals höher,
oder Lehrgängen organisiert. Als informel‐ eine nachlassende Weiterbildungsaktivität
le Weiterbildung werden hingegen all die‐ unter den Vorzeichen der Wirtschaftskrise
jenigen Lernformen zusammengefasst, die ist nicht zu beobachten.
nicht in dieser Art aufgebaut sind. Als Bei‐
Die „betriebliche Weiterbildungsquote“
spiel hierfür lässt sich selbstgesteuertes
liegt in Hessen etwas höher als in West‐
Lernen am Arbeitsplatz anführen.
deutschland (45 Prozent), während vor 2
Laut dem IAB‐Betriebspanel förderten im Jahren die Werte noch gleich waren. Legt
1. Halbjahr 2009 etwa 47 Prozent aller
man die Entwicklung seit Beginn des Jahr‐
hessischen Betriebe Weiterbildungsmaß‐
zehnts zugrunde, nimmt die Bedeutung
nahmen, indem sie Beschäftigte zur Teil‐
der Weiterbildung für die Betriebe in Hes‐
nahme an inner‐ oder außerbetrieblicher
sen kontinuierlich und konjunkturunab‐
hängig zu.
Abb. 1: Anteil von Betrieben, die Weiterbildungsmaßnahmen fördern, an allen Betrieben in Hessen
und Westdeutschland 2001‐2009, Angaben in Prozent
50
47
46
45
45 44
45
42 42
41
40
39
Hessen
36
Westdeutschland
35
2001 2003 2005 2007 2009
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2001 ‐2009, eigene Berechnungen
5. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 4
Baugewerbe hat geringsten Anteil an weiterbildenden Betrieben
Differenziert nach Wirtschaftszweigen Mit Abstand die wenigsten weiterbilden‐
finden sich anteilig im Bereich der öffentli‐ den Betriebe finden sich jedoch im Bau‐
chen Verwaltung und der Organisationen gewerbe. Hier bildete nur rund jeder vier‐
ohne Erwerbscharakter ‐ wie auch schon te hessische Betrieb seine Mitarbei‐
in der Vergangenheit ‐ die meisten wei‐ ter/innen weiter bzw. finanzierte Weiter‐
terbildenden Betriebe. Ebenfalls über‐ bildungsmaßnahmen. Verglichen mit
durchschnittlich ist die Weiterbildungsbe‐ Westdeutschland zeigen sich nur geringe
teiligung im Dienstleistungsbereich; im sektorale Differenzen, auch dort bildet das
Verarbeitenden Gewerbe liegt der Anteil Baugewerbe mit 28 Prozent Weiterbil‐
bei nur 42 Prozent. dungsbeteiligung das Schlusslicht.
Abb. 2: Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen nach Wirtschaftszweigen in Hessen 2009, An‐
gaben in Prozent
100%
80% 38,3
52,3 50,2 47,6 53,0
58,2
72,6
60%
40%
61,7
47,7 49,8 52,4 47,0
20% 41,8
27,4
0%
Verarbeitendes Baugewerbe Handel u. wirtsch. + Sonstige Öffentliche alle Betriebe
Gewerbe Reparatur wissenschaftl. Dienstleistungen Verwaltung/Org.
Dienstleistungen o. Erwerbszw
Ja Nein
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Ein Blick zurück zeigt, dass dies weniger spielsweise bei nur 31 Prozent. Abwei‐
krisenbedingt als strukturell begründet ist: chend von anderen Sektoren fand hier
Auch in der Vergangenheit war der Anteil jedoch keine Zunahme statt, so dass der
der Weiterbildungsbetriebe im Baugewer‐ Bausektor mittlerweile deutlich hinter die
be häufig niedrig, lag im Jahr 2003 bei‐ anderen Sektoren zurückfällt.
6. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 5
Fast alle Großbetriebe fördern Weiterbildungsmaßnahmen
Mit steigender Betriebsgröße nimmt ‐ wie Großbetrieben hingegen fast alle mit
stets auch in den Vorjahren ‐ der Anteil knapp 97 Prozent.
der weiterbildenden Betriebe zu. Im ers‐ In Westdeutschland war die Weiterbil‐
ten Halbjahr 2009 förderten nur etwa 39 dungssituation ähnlich, nur auf etwas
Prozent der hessischen Kleinstbetriebe niedrigerem Niveau: 36 Prozent der
Weiterbildungsmaßnahmen, bei den Kleinst‐ und 93 Prozent der Großbetriebe
beteiligten sich an der Weiterbildung.
Abb. 3: Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen nach Betriebsgrößen in Hessen 2009, Angaben
in Prozent
100% 3,3
16,1
80% 37,5
53,0
61,0
60%
96,7
40% 83,9
62,5
47,0
20% 39,0
0%
1 bis 9 Beschäftigte 10 bis 49 50 bis 249 250 und mehr alle Betriebe
Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte
Ja Nein
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Anteil geförderter Beschäftigter in der Weiterbildung erneut gestiegen
Die Anzahl der fördernden Betriebe gibt gere Maßstäbe anlegen. Um die Bedeu‐
noch keine Auskunft über die Zahl der ge‐ tung der betrieblichen Weiterbildung zu
förderten Beschäftigten. So kann eine Zu‐ analysieren, ist es daher wichtig, die Be‐
nahme des Anteils an fördernden Betrie‐ schäftigten in die Betrachtung mit einzu‐
ben trotzdem mit einem Rückgang an Ar‐ beziehen.
beitskräften, die an Fort‐ und Weiterbil‐ Im 1. Halbjahr 2009 wurden insgesamt 24
dungsmaßnahmen teilnehmen, einherge‐ Prozent aller Beschäftigten durch betrieb‐
hen, wenn z.B. aufgrund wirtschaftlicher liche Weiterbildungsmaßnahmen geför‐
Schwierigkeiten die Betriebe bei der Aus‐ dert, dies entspricht hochgerechnet ca.
wahl der Weiterbildungsbeteiligten stren‐ 665.000 Personen. Die Entwicklung der
7. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 6
letzten Jahre ist in Hessen positiv: Der An‐ bedingter Rückgang an geförderten Be‐
teil der Weiterbildungsteilnehmenden an schäftigten ist demnach nicht zu verzeich‐
allen Beschäftigten ist von 2005 bis 2009 nen.
um 3 Prozentpunkte gestiegen; ein krisen‐
Abb. 4: Anteil geförderter Beschäftigter an allen Beschäftigten in Hessen 2001‐2009, Angaben in
Prozent
30
25
23
24
21 22
20
19
15
2001 2003 2005 2007 2009
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2001‐ 2009, eigene Berechnungen
Höchster Anteil der geförderten Beschäftigten im Dienstleistungssektor
Die Anteile der geförderten Beschäftigten wenn die Betriebe grundsätzlich weiterhin
variieren zwischen den Wirtschaftszwei‐ Weiterbildungen fördern.
gen. Zunächst fällt auf, dass das Produzie‐ Der höchste Anteil an geförderten Be‐
rende Gewerbe den geringsten Anteil an schäftigten findet sich im Dienstleistungs‐
geförderten Beschäftigten aufweist. Wäh‐ sektor, insbesondere bei den wirtschafts‐
rend dies im Bausektor aufgrund der ge‐ nahen und wissenschaftlichen Dienstleis‐
ringen generellen Weiterbildungsbeteili‐ tungen. Dort wurden 3 von 10 Beschäftig‐
gung der Betriebe so erwartet werden ten im ersten Halbjahr 2009 gefördert,
konnte, legt der fast ebenso geringe Anteil was die höchste sektorale Weiterbil‐
an geförderten Beschäftigten im Verarbei‐ dungsquote seit Beginn der Auswertung
tenden Gewerbe eine andere Interpretati‐ im Jahr 2001 darstellt. Beschäftigte im
on nahe: Hier könnte tatsächlich aufgrund Handel und der Öffentlichen Verwaltung
der konjunkturellen Lage der Kreis der haben durchschnittlich hohe Chancen,
Geförderten kleiner geworden sein, auch Weiterbildungsmaßnahmen gefördert zu
bekommen.
8. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 7
Abb. 5: Anteil geförderter Beschäftigter an allen Beschäftigten nach Wirtschaftszweigen in Hessen
2009, Angaben in Prozent
35
31,0
26,1
24,3 24,1
22,6
17,8 17,2
0
Verarbeitendes Baugewerbe Handel u. wirtsch. + Sonstige Öffentliche alle Betriebe
Gewerbe Reparatur wissenschaftl. Dienstleistungen Verwaltung/Org.
Dienstleistungen o. Erwerbszw
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Niedrige Weiterbildungsquote in Großbetrieben
Zwar fördern fast alle Großbetriebe schäftigten“ in den Großbetrieben mit
Weiterbildungsmaßnahmen, die Wahr‐ knapp 21 Prozent am geringsten ist.
scheinlichkeit eines Beschäftigten, eine Etwas höher liegt die Quote bei den mit‐
Förderung für Fort‐ und Weiterbildungs‐ telgroßen sowie den Kleinstbetrieben. Den
maßnahmen zu erhalten, steigt jedoch höchsten Anteil an geförderten Beschäf‐
keineswegs mit der Anzahl der Beschäftig‐ tigten findet man dagegen in Kleinbetrie‐
ten in einem Betrieb. Bezogen auf die ben mit 10 bis 49 Beschäftigten – hier gibt
Weiterbildungsteilnehmenden zeigt sich, es für über 28 Prozent der Beschäftigten
dass die „Weiterbildungsquote für die Be‐ ein Weiterbildungsangebot.
9. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 8
Abb. 6: Anteil geförderter Beschäftigter an allen Beschäftigten nach Betriebsgrößenklassen in Hes‐
sen 2009, Angaben in Prozent
35
28,5
25,9
23,4 24,1
20,6
0
1 bis 9 Beschäftigte 10 bis 49 50 bis 249 250 und mehr alle Betriebe
Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Der Blick auf die Entwicklung der letzten konnten. Der Zuwachs an Weitergebilde‐
Jahre zeigt zudem, dass Kleinstbetriebe ten geht demnach primär auf das Konto
noch im Jahr 2001 den geringsten Anteil der kleineren Betriebe, während bei den
an geförderten Beschäftigten aufwiesen, Großbetrieben eine gewisse Stagnation zu
während Großbetriebe mit damals 23 Pro‐ beobachten ist.
zent den höchsten Anteil verzeichnen
Vor allem qualifizierte Beschäftigte werden weitergebildet
Die Konzentration betrieblicher Weiterbil‐ ren Beleg für die bestehende Diskrepanz:
dung auf bereits höher qualifizierte Be‐ Betrachtet man die Teilnehmerinnen und
schäftigte wird seit geraumer Zeit beo‐ Teilnehmer an betrieblicher Weiterbildung
bachtet. Als Gründe hierfür werden zum nach ihrer formalen Qualifikation, so zeigt
einem die höheren und sich rascher wan‐ sich, dass bereits höher Qualifizierte eine
delnden Qualifikationsanforderungen in deutlich größere Chance besitzen, weiter‐
qualifizierten Tätigkeiten genannt und gebildet zu werden. So liegt die Weiterbil‐
zum anderen die geringere Bildungsaffini‐ dungsquote der Beschäftigten mit (Fach‐)
tät von geringer qualifizierten Beschäftig‐ Hochschulabschluss bei über 30 Prozent,
ten. die der Beschäftigten mit Lehre noch bei
Das IAB‐Betriebspanel kann zwar keine knapp 27 Prozent. Die Weiterbildungsquo‐
te der Geringqualifizierten ist dagegen mit
Aufschlüsse über die zugrunde liegenden
etwa 13 Prozent deutlich niedriger. Mit
Ursachen bieten, liefert aber einen weite‐
10. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 9
anderen Worten: ein Beschäftigter mit Differenz in der Vergangenheit noch grö‐
einer einfachen Tätigkeit wird im Schnitt ßer war, ist hier jedoch nicht von einem
nur halb so häufig weiterqualifiziert wie Kriseneffekt auszugehen.
sein bereits qualifizierter Kollege. Da die
Abb. 7: Anteil geförderter Beschäftigter an allen Beschäftigten nach Beschäftigungsgruppen in Hes‐
sen 2009, Angaben in Prozent
Beschäftigte mit (Fach‐)Hochschulabsachluss 30,5
Beschäftigte mit qualifizierten Tätigkeiten 26,8
Beschäftigte mit einfachen Tätigkeiten 13,2
Beschäftigte Frauen 24,6
Alle Beschäftigten 24,1
0 20 40
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Die Weiterbildungsquote der Frauen be‐ hohe Frauenquote an den Weiterbil‐
trägt 24,6 Prozent. Damit werden Frauen dungsbeteiligten ist daher nicht unbedingt
in Hessen etwas überdurchschnittlich be‐ auf gezielte Weiterbildung von Frauen
trieblich weitergebildet. Allerdings ist da‐ zurückzuführen, sondern eher auf die
rauf hinzuweisen, dass Frauen auch vor‐ branchenspezifisch höhere Weiterbil‐
wiegend in Branchen beschäftigt sind, die dungsbeteiligung der Betriebe, in denen
häufig Weiterbildungsmaßnahmen durch‐ die Mehrzahl der Frauen beschäftigt ist.
führen bzw. fördern. Die vergleichsweise
Externe Kurse sind mit Abstand die häufigste Art der Weiterbildung
Neben der Struktur der weiterbildenden terbildung in der gewünschten Art anbie‐
Betriebe und Beschäftigten wird auch die ten zu können, zudem ermöglicht dies
Art der Weiterbildungsmaßnahmen erho‐ Aufschlüsse über die betrieblichen Präfe‐
ben. Für die Weiterbildungsakteure ist renzen und deren Entwicklung.
dies von Interesse, um ausreichend Wei‐
11. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 10
Im ersten Halbjahr 2009 stellten 79 Pro‐ spielt mit rund 41 Prozent ebenfalls noch
zent der weiterbildenden Betriebe ihre eine recht große Rolle.
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für ex‐ Alle anderen Weiterbildungsformen sind
terne Kurse, Lehrgänge und Seminare frei quantitativ dagegen von geringerer Be‐
bzw. finanzierten sie ganz oder teilweise. deutung. Arbeitsplatzwechsel oder Quali‐
An zweiter und dritter Stelle folgen die täts‐ und Werkstattzirkel kommen nur
Weiterbildung am Arbeitsplatz sowie in‐ sehr selten zum Einsatz, und auch die häu‐
terne Kurse, Lehrgänge und Seminare, die fig propagierte elektronische Weiterbil‐
von über der Hälfte der Betriebe gefördert dung, die vom Beschäftigten selbst organi‐
wurden. Die Teilnahme an Vorträgen, siert wird, ist nur in jedem siebten Betrieb
Fachtagungen, Messeveranstaltungen u. ä. anzutreffen.
Abb. 8: Art der geförderten Maßnahmen in Hessen 2009, Basis: alle Betriebe, die Weiterbildungs‐
maßnahmen fördern, Angaben in Prozent (Mehrfachnennungen)
Externe Kurse, Lehrgänge, Seminare 79,0
Weiterbildung am Arbeitsplatz 54,1
Interne Kurse, Lehrgänge, Seminare 51,6
Teilnahme an Vorträgen, Tagungen etc. 41,4
Selbstgesteuertes Lernen mit Hilfe von Medien 16,2
Sonstige Weiterbildungsmaßnahmen 12,8
Qualitätszirkel, Werkstattzirkel u.ä. 5,6
Arbeitsplatzwechsel 2,4
0 30 60 90
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Weiterbildung am Arbeitsplatz gewinnt an Bedeutung
Die Frage nach den Weiterbildungsarten 2003, liegen die aktuellen Zahlen für die
wird bereits seit 2003 erhoben, so dass vier wichtigsten Weiterbildungsformen
sich mögliche Präferenzverschiebungen zumeist nicht weit von diesen Wert ent‐
seitens der Betriebe in einer Zeitreihe ab‐ fernt, mit einer Ausnahme: Der Anteil der
bilden lassen. Allerdings fallen die Verän‐ Betriebe, die Weiterbildung am Arbeits‐
derungen in diesem Zeitraum eher mode‐ platz einsetzen, ist in diesen sechs Jahren
rat aus. Nimmt man als Referenz das Jahr um 12 Prozentpunkte gestiegen.
12. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 11
Zählt man noch die gewachsene Bedeu‐ Zahl der Betriebe, die die Teilnahme an
tung der internen Seminare und Kurse externen Kursen bzw. an Vorträgen und
hinzu, ließe sich als allgemeiner Trend Tagungen fördern, ist binnen zwei Jahren
konstatieren, dass flexiblere und kosten‐ um sechs bzw. vier Prozentpunkte zurück‐
günstigere Weiterbildungsarten an Rele‐ gegangen. Inwieweit dies eine kurzfristige
vanz gewinnen. Reaktion auf die Wirtschaftskrise oder
Ausdruck eines generellen Trends war,
Diese Interpretation wird zusätzlich ge‐
kann anhand der Daten nicht abschließend
stützt durch den Bedeutungsrückgang von
geklärt werden.
zeitaufwändigeren und im Regelfall kost‐
spieligeren Weiterbildungsformen: Die
Abb. 9: Die wichtigsten geförderten Maßnahmen in Hessen 2003‐2009, Basis: alle Betriebe, die
Weiterbildungsmaßnahmen fördern, Angaben in Prozent (Mehrfachnennungen)
85
Externe Kurse,
80 80
Lehrgänge,
Seminare
79
75
Weiterbildung am
Arbeitsplatz
54
55 Interne Kurse,
50 Lehrgänge,
Seminare
46 47 52
46
45 45
42 43 Teilnahme an
42
41 Vorträgen,
Tagungen etc.
35
2003 2005 2007 2009
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2003‐2009, eigene Berechnungen
Öffentliche Verwaltung zeigt größte Vielfalt an Weiterbildungsarten
Die Betrachtung der wichtigsten Maß‐ sen, während eine hohe Präferenz für ex‐
nahmen nach Wirtschaftszweigen zeigt terne Kurse besteht.
deutliche Unterschiede in der Nutzung. So Weiterbildung am Arbeitsplatz findet vor
fällt insbesondere der niedrige Anteil der allem im Verarbeitenden Gewerbe sowie
Betriebe im Baugewerbe auf, die interne in Handelsbetrieben statt. Im Dienstleis‐
Kurse, Lehrgänge, Seminare oder Weiter‐ tungsbereich sind alle Arten von Weiter‐
bildung am Arbeitsplatz durchführen las‐ bildung recht weit verbreitet, insbesonde‐
re ein überdurchschnittlich häufiger Be‐
13. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 12
such von Tagungen und Vorträgen. Die fizierung mit Ausnahme der Weiterbildung
breiteste Nutzung der Weiterbildungsar‐ am Arbeitsplatz weit überdurchschnittlich
ten findet sich jedoch in der Öffentlichen zum Einsatz kommen.
Verwaltung, in der alle Formen der Quali‐
Abb. 10: Die wichtigsten geförderten Maßnahmen nach Wirtschaftszweigen in Hessen 2009, Basis:
alle Betriebe, die Weiterbildungsmaßnahmen fördern, Angaben in Prozent (Mehrfachnennungen)
300
46,9 55,9
49,8 50,3 41,4
23,4 43,2
59,1
150 58,6 42,2 48,8 54,1
61,3
66,4
26,7
60,5
47,3 44,7 51,6
23,1
54,0
86,7 83,5 84,6 97,4
76,1 79,0
63,8
0
Verarbeitendes Baugewerbe Handel u. wirtsch. + Sonstige Öffentliche alle Betriebe
Gewerbe Reparatur wissenschaftl. Dienstleistungen Verwaltung/Org.
Dienstleistungen o. Erwerbszw
Teilnahme an Vorträgen, Tagungen etc. Weiterbildung am Arbeitsplatz
Interne Kurse, Lehrgänge, Seminare Externe Kurse, Lehrgänge, Seminare
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Großbetriebe nutzen alle Weiterbildungsarten parallel
Nach Betriebsgrößenklassen differenziert und Mitarbeiter für die einzelnen Weiter‐
zeigen sich kaum Auffälligkeiten. Tenden‐ bildungsmaßnahmen freistellen, kontinu‐
ziell steigt bei allen Weiterbildungsarten ierlich an. In Großbetrieben kommen da‐
mit steigender Betriebsgröße der Anteil her in der Regel alle Formen von Weiter‐
der Betriebe, die ihre Mitarbeiterinnen bildung gleichermaßen zum Einsatz.
14. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 13
Abb. 11: Die wichtigsten geförderten Maßnahmen nach Betriebsgrößenklassen in Hessen 2009,
Basis: alle Betriebe, die Weiterbildungsmaßnahmen fördern, Angaben in Prozent (Mehrfachnen‐
nungen)
300 88,1
65,0
47,5
75,9
71,6 41,4
33,6 67,0
150 54,1
44,4 97,3
73,7
65,2
51,6
40,2
74,6 82,8 93,0 91,7 79,0
0
1 bis 9 Beschäftigte 10 bis 49 50 bis 249 250 und mehr alle Betriebe
Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte
Teilnahme an Vorträgen, Tagungen etc. Weiterbildung am Arbeitsplatz
Interne Kurse, Lehrgänge, Seminare Externe Kurse, Lehrgänge, Seminare
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Weiterbildung in der Regel während der Arbeitszeit
Auch wenn 47 Prozent der hessischen Be‐ So gaben 2009 immerhin 5 Prozent der
triebe die Weiterbildung ihrer Mitarbeite‐ der Betriebe an, die Weiterbildungsaktivi‐
rinnen und Mitarbeiter grundsätzlich för‐ täten komplett in der Freizeit stattfinden
dern, so bedeutet dies nicht in jedem Fall zu lassen, bei weiteren 24 Prozent trifft
eine vollständige Übernahme der entste‐ dies zumindest teilweise zu. Etwa 62 Pro‐
henden zeitlichen und finanziellen Auf‐ zent aller Betriebe in Hessen unterstützen
wendungen. Vielmehr müssen noch der die Weiterbildung, indem sie sie komplett
Zeitpunkt der Weiterbildung (während in der Arbeitszeit stattfinden lassen. Die‐
oder außerhalb der Arbeitszeit) sowie die ser Anteil ist im Vergleich zu Westdeutsch‐
eigentliche Kostenübernahme der Weiter‐ land jedoch unterdurchschnittlich, dort
bildung berücksichtigt werden. sind es zwei Drittel.
Sektorale Differenzen bei Weiterbildungszeiten sind recht groß
Eine Differenzierung der Weiterbildungs‐ die Beschäftigten Weiterbildungsmaß‐
zeiten nach Wirtschaftszweigen ergibt ein nahmen ganz in der Freizeit besuchen
recht heterogenes Bild. Der Sektor der müssen. Ebenfalls hoch ist dieser Anteil im
Sonstigen Dienstleistungen weist den Baugewerbe – dort finden sich jedoch re‐
größten Anteil der Betriebe auf, in denen lativ wenige Betriebe, die auf eine Teilung
15. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 14
des zeitlichen Aufwands setzen. Dies ist Vor allem der Sektor Öffentliche Verwal‐
dagegen im Verarbeitenden Gewerbe tung/Organisationen ohne Erwerbszweck
recht häufig der Fall, in dieser Branche ist erweist sich hinsichtlich der für Fort‐ und
auch der geringste Anteil der Betriebe zu Weiterbildungsmaßnahmen genehmigten
finden, der angibt, dass Weiterbildungs‐ Arbeitszeit eher großzügig: kein einziger
maßnahmen normalerweise während der Betrieb dieses Wirtschaftszweigs gab an,
Arbeitszeit stattfinden. die Aktivitäten fänden ausschließlich in
der Freizeit statt.
Abb. 12: Zeitpunkt der geförderten Maßnahme nach Wirtschaftszweigen in Hessen 2009, Basis: alle
Betriebe, die Weiterbildungsmaßnahmen fördern, Angaben in Prozent
100%
9,7 9,5 10,2 10,1 8,2 7,2 9,3
0,9 0,0 5,1
0,9 9,5 3,6 10,8
80%
17,6 25,2 31,7
34,3 19,2 23,7
24,4
60%
40%
68,6 63,8
61,9 61,1 61,9
55,0 56,6
20%
0%
Verarbeitendes Baugewerbe Handel u. wirtsch. + Sonstige Öffentliche alle Betriebe
Gewerbe Reparatur wissenschaftl. Dienstleistungen Verwaltung/Org.
Dienstleistungen o. Erwerbszw
Während Arbeitszeit Teilweise Arbeitszeit/Freizeit Ganz in d. Freizeit Unterschiedlich
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
In Großbetrieben ist Weiterbildung während der Arbeitszeit die Regel
Differenziert nach Betriebsgrößenklassen müssen, am höchsten. In Kleinst‐ und
gibt es einen klaren Trend: Je größer ein Kleinbetrieben müssen Beschäftigte am
Betrieb, desto häufiger findet die Weiter‐ häufigsten damit rechnen, dass ihre Wei‐
bildung während der Arbeitszeit statt. In terbildung komplett in ihrer freien Zeit
über drei Viertel aller Großbetriebe ist stattfindet. In Großbetrieben kommt dies
dies die Regel. überhaupt nicht vor. Offenkundig lassen
sich in größeren Betrieben die Arbeitspro‐
Dagegen lag bei den Kleinbetrieben der
zesse leichter so steuern, dass Arbeitszeit
Anteil der Betriebe, der angab, dass bei
zur Qualifizierung genutzt werden kann,
ihnen die Beschäftigten teilweise während
ihrer Freizeit an Maßnahmen teilnehmen
16. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 15
während in kleinen Betrieben die Kom‐ pensation schwerer fällt.
Abb. 13: Zeitpunkt der geförderten Maßnahme nach Betriebsgrößenklassen in Hessen 2009, Basis:
alle Betriebe, die Weiterbildungsmaßnahmen fördern, Angaben in Prozent
100%
9,6 10,9 5,9 8,6 9,3
1,6 0,0
6,2 4,2 5,1
14,3
80% 23,6
23,2 24,4 23,7
60%
40% 77,1
68,9
61,1 60,5 61,9
20%
0%
1 bis 9 Beschäftigte 10 bis 49 50 bis 249 250 und mehr alle Betriebe
Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte
Während Arbeitszeit Teilweise Arbeitszeit/Freizeit Ganz in d. Freizeit Unterschiedlich
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Weniger Betriebe beteiligen sich an den Kosten der Weiterbildung
Neben den indirekten Kosten, die durch be beteiligen ihre Beschäftigten teilweise
den Ausfall von Arbeits‐ oder Freizeit ent‐ an den Kosten der Weiterbildung, weitere
stehen, gibt es bei Weiterbildungsmaß‐ 23 Prozent geben die Kosten der Maß‐
nahmen in der Regel auch unmittelbare nahmen komplett an die Beschäftigten
Kosten, beispielsweise für Schulungsmate‐ weiter. Gegenüber den Jahren 2005 und
rial oder Reisen. Auch wenn die Mehrheit 2007 bedeuten diese 23 Prozent einen
der Betriebe Weiterbildung während der Anstieg um 5 bzw. 6 Prozentpunkte.
Arbeitszeit fördert, ist doch vorstellbar, Somit beteiligen sich die hessischen Be‐
dass von den Beschäftigten ein Beitrag zu triebe derzeit deutlich seltener an der Fi‐
diesen Kosten verlangt wird. Daher wurde nanzierung der Weiterbildungsaktivitäten
abschließend nach der Kostenbeteiligung ihrer Beschäftigten als zuvor. Dies kann als
der Beschäftigten an den finanziellen Auf‐ Indikator für eine größere Kostensensibili‐
wendungen für Fort‐ und Weiterbil‐ tät gesehen werden; ob hier ein unmittel‐
dungsmaßnahmen gefragt. barer Zusammenhang zur Wirtschaftskrise
Rund 65 Prozent der Betriebe in Hessen besteht, lässt sich jedoch nicht endgültig
geben an, ihre Beschäftigten in keiner klären.
Weise an den entstehenden Aufwendun‐
gen zu beteiligen. Acht Prozent der Betrie‐
17. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 16
Abb. 14: Beteiligung der Beschäftigten an Weiterbildungskosten in Hessen 2005‐2009, Basis: alle
Betriebe, die Weiterbildungsmaßnahmen fördern, Angaben in Prozent
100% 3 7 5
80%
70 65
60% 67
40%
8
20%
9 8
18 23
17
0%
2005 2007 2009
Vollständig Teilweise Gar nicht Unterschiedlich
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2005‐2009, eigene Berechnungen
Interessanter Weise zeigen sich hessische ihre Beschäftigten die Weiterbildungskos‐
Betriebe in diesem Punkt auch weiter we‐ ten vollständig tragen zu lassen; 73 Pro‐
niger großzügig als der westdeutsche zent erwarten gar keine Beteiligung sei‐
Durchschnitt. Unter allen Betrieben West‐ tens der geförderten Beschäftigten.
deutschlands geben nur 13 Prozent an,
Beschäftigte im Bausektor müssen ihre Weiterbildung häufig alleine finanzie‐
ren
Die Betriebe des Wirtschaftszweigs Öffent‐ Den höchsten Anteil an Betrieben, in de‐
liche Verwaltung/Organisationen ohne nen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Erwerbszweck lassen nicht nur im Regelfall die entsprechenden Kosten vollständig
die Weiterbildung während der Arbeitszeit selbst übernehmen müssen, weist mit fast
stattfinden, dort übernehmen auch die 40 Prozent das Baugewerbe auf. Dies legt
meisten Betriebe die Kosten der Maß‐ die Vermutung nahe, dass der Kosten‐
nahmen: nur knapp 14 Prozent der Betrie‐ druck hier höher ist als in anderen Sekto‐
be beteiligen ihre Beschäftigten ganz oder ren, insbesondere in der Öffentlichen
teilweise an den Kosten der Weiterbil‐ Verwaltung.
dung.
18. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 17
Abb. 15: Beteiligung der Beschäftigten an Weiterbildungskosten nach Wirtschaftszweigen in Hes‐
sen 2009, Basis: alle Betriebe, die Weiterbildungsmaßnahmen fördern, Angaben in Prozent
100%
4,2 0,2 3,0 3,8 5,6 4,6
16,6
80%
57,0
62,6 62,2 65,0
60% 71,8 68,7
69,9
40% 3,7
7,8 4,9
8,0
20% 9,7 39,1 11,5
26,5 29,1
4,8 22,5
14,3 14,2 8,7
0%
Verarbeitendes Baugewerbe Handel u. wirtsch. + Sonstige Öffentliche alle Betriebe
Gewerbe Reparatur wissenschaftl. Dienstleistungen Verwaltung/Org.
Dienstleistungen o. Erwerbszw
Vollständig Teilweise Gar nicht Unterschiedlich
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
In Kleinstbetrieben müssen Beschäftigte Kosten häufiger tragen
Bei der Betrachtung der Betriebsgrößen‐ betrieben bei 26 Prozent und sinkt mit
klasse ergeben sich keine gravierenden steigender Betriebsgröße kontinuierlich
Unterschiede. Der Anteil der Betriebe, die bis auf rund 14 Prozent in den Großbetrie‐
die Beschäftigen gar nicht an den Kosten ben. Mit anderen Worten: kleinere Betrie‐
beteiligen, ist durchweg ähnlich. be sind bei der Gestaltung der Weiterbil‐
dung nicht nur zeitlich weniger flexibel,
Differenzen ergeben sich jedoch bei Be‐
sondern können es sich auch häufiger
trachtung der Betriebe, die die Kosten
nicht leisten, die notwendigen Maßnah‐
vollständig von den geförderten Mitarbei‐
men aus eigener Kraft zu finanzieren.
terinnen und Mitarbeitern tragen lassen.
Der entsprechende Anteil liegt in Kleinst‐
19. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 18
Abb. 16: Beteiligung der Beschäftigten an Weiterbildungskosten nach Betriebsgrößenklassen in
Hessen 2009, Basis: alle Betriebe, die Weiterbildungsmaßnahmen fördern, Angaben in Prozent
100%
4,3 4,1 6,4 4,6
12,7
80%
63,2 66,8 65,0
60%
71,0
64,3
40%
6,4
8,0
11,4
20% 5,9 9,2
26,1 22,5
17,7 16,7 13,7
0%
1 bis 9 Beschäftigte 10 bis 49 50 bis 249 250 und mehr alle Betriebe
Beschäftigte Beschäftigte Beschäftigte
Vollständig Teilweise Gar nicht Unterschiedlich
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
20. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 19
Fazit
Ein Ausgangspunkt dieses Reports war die wenn diese Diskrepanz geringer geworden
Frage, inwieweit die hessischen Betriebe ist.
dem erhöhten Weiterbildungsbedarf
Es wurde weiterhin deutlich, dass ein er‐
durch verstärkte Fort‐ und Weiterbildung
höhter Anteil an fördernden Betrieben
auch in wirtschaftlich schwierigeren Pha‐
eines Wirtschaftszweigs oder einer Be‐
sen tatsächlich Rechnung tragen.
triebsgrößenklasse nicht zwangsläufig mit
Grundsätzlich kann festgestellt werden, einem erhöhten Anteil an geförderten
dass dies in Hessen 2009 der Fall war. So‐ Beschäftigten einhergeht. So weisen Be‐
wohl der Anteil der Betriebe, die Weiter‐ schäftigte von Kleinbetrieben die höchste
bildungsmaßnahmen durchführten oder Wahrscheinlichkeit auf, durch ihren Be‐
förderten als auch die Zahl der Beschäftig‐ trieb für Fort‐ und Weiterbildungsmaß‐
ten, die hiervon profitierten, ist gegenüber nahmen gefördert zu werden, obwohl
den Vorjahren erneut angestiegen. Ein kleinere Betriebe einen eher geringen An‐
krisenbedingter Rückgang der generellen teil an fördernden Betrieben aufweisen.
Weiterbildungsaktivitäten ist nicht zu be‐ Hinsichtlich des Orts der Weiterbildung
obachten. ergab sich aus der Befragung, dass ein
Hessen liegt damit in punkto Weiterbil‐ Großteil der Fort‐ und Weiterbildungs‐
dungsbeteiligung und Weiterbildungsin‐ maßnahmen außerhalb des Betriebs statt‐
tensität über dem westdeutschen Durch‐ findet, wobei aber auch interne Kurse und
schnitt. Ein Grund hierfür könnte die Bran‐ die Weiterbildung am Arbeitsplatz einen
chenstruktur Hessens mit einem hohen recht hohen Stellenwert einnehmen. Die
Dienstleistungsanteil und einem geringe‐ Zahl der durchschnittlich durch einen Be‐
ren Anteil an Betrieben des Produzieren‐ trieb geförderten Maßnahmen steigt mit
den Gewerbes sein, denn letztere haben der Betriebsgröße.
eher niedrige Weiterbildungsquoten, wäh‐ Neben diesen relativ konstanten Faktoren
rend in den Dienstleistungsbetrieben gibt es jedoch auch Indikatoren, die auf
überdurchschnittlich viele Beschäftigte konjunkturelle Effekte hindeuten. Zu be‐
qualifiziert werden. obachten ist, dass Weiterbildungsformen,
Dies dürfte auch den etwas höheren Anteil die weniger zeit‐ und kostenintensiv sind
an geförderten Frauen erklären, die in den (interne Schulungen, Weiterbildung am
Dienstleistungsbereichen überproportio‐ Arbeitsplatz) an Bedeutung gewinnen,
nal beschäftigt sind. Eine Betrachtung der während aufwändigere Weiterbildungs‐
geförderten Beschäftigten nach ihrem formen (externe Schulungen, Teilnahme
Qualifikationsniveau ergab zudem, dass an Konferenzen etc.) etwas seltener ge‐
Geringqualifizierte deutlich seltener an nutzt wurden. Allerdings sind die Ver‐
Weiterbildungsmaßnahmen beteiligt wer‐ schiebungen zu gering, um bereits jetzt
den als qualifizierte Beschäftigte, auch einen generellen Trend zu konstatieren.
21. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 20
Auch ist die Bereitschaft der Betriebe, die Insgesamt, so zeigen die Ergebnisse, hat
Kosten der Weiterbildung zu tragen, in die betriebliche Fort‐ und Weiterbildung in
den letzten zwei Jahren zurück gegangen – Hessen eine relativ große und zunehmen‐
selbst wenn noch immer eine Mehrheit de Bedeutung, und konjunkturelle Einflüs‐
der Betriebe den entstehenden Aufwand se sind eher marginal.
allein bewältigt. Eine Kostenübernahme
wird von den Mitarbeitern am häufigsten
in Kleinstbetrieben und im Baugewerbe
verlangt, was durch die geringere Flexibili‐
tät und den bestehenden Kostendruck
erklärt werden könnte.
22. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 21
Methodische Anmerkungen
Die Datengrundlage des vorliegenden Re‐ zu untersuchen und aktuelle Daten im
ports bildet das Betriebspanel des Instituts Lichte einer längerfristigen Entwicklung zu
für Arbeitsmarkt‐ und Berufsforschung bewerten.
(IAB), das seit 1993 in Zusammenarbeit
Das IAB‐Betriebspanel gibt u.a. über be‐
mit der TNS Infratest Sozialforschung
triebliches Geschäftsverhalten, Kenndaten
GmbH eine repräsentative Betriebsbefra‐
zur wirtschaftlichen Lage und Erwartungen
gung durchführt.
sowie zur Personalpolitik und dem Aus‐
Durch die Unterstützung des Landes Hes‐ und Weiterbildungsverhalten der Betriebe
sen sowie der Regionaldirektion Hessen Auskunft. Der Report zum Weiterbil‐
der Bundesagentur für Arbeit war eine dungsverhalten der hessischen Betriebe
Aufstockung der befragten Betriebe mög‐ ist der dritte aus der Befragungswelle
lich, so dass seit der Befragungswelle 2001 2009.
die hessische Stichprobe groß genug ist, Die folgenden Ausführungen basieren auf
um auch für Hessen belastbare Aussagen der mündlichen Befragung von 1.034 Be‐
zu ermöglichen. Das Institut für Wirt‐ trieben in Hessen. Die Ergebnisse wurden
schaft, Arbeit und Kultur (IWAK) ist mit der auf alle hessischen Betriebe hochgerech‐
Auswertung dieser Daten betraut. Der net und sind damit repräsentativ im Hin‐
Panelcharakter erlaubt es dabei, die Ent‐ blick auf die Wirtschaftszweige und Be‐
wicklung hessischer Betriebskennzahlen triebsgrößenklassen.
seit der Länderaufstockung im Jahr 2001
23. Das Weiterbildungsverhalten hessischer Betriebe 2009 22
Literatur
Beckmann, Nils/Baden, Christian/Schmid, Alfons (2006): Betriebliche Weiterbildung in Hessen 2005.
Ergebnisse aus dem IAB‐Betriebspanel Hessen 2005.
Bieräugel, Roland/Schmid, Alfons (2008): Betriebliche Weiterbildung in Hessen 2007. Ergebnisse aus
dem IAB‐Betriebspanel Hessen 2007.
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (Hrsg.) (2006): Berichtssystem Weiterbildung
IX − Integrierter Gesamtbericht zur Weiterbildungssituation in Deutschland, Bonn/Berlin.
Egner, Ute (2002): Berufliche Weiterbildung in Unternehmen (CVTS2). Erhebungen nach §7 BStatG,
Projektbericht, Wiesbaden.
Institut für Arbeitsmarkt‐ und Berufsforschung (IAB) (2008): Langfristig handeln, Mangel vermeiden:
Betriebliche Strategien zur Deckung des Fachkräftebedarfs. Ergebnisse des IAB‐Betriebspanels
2007, IAB‐Forschungsbericht 03/2008, Nürnberg.
Leber, Ute (2002): Betriebliche Weiterbildung. Die Großen tun viel, die Kleinen nur wenig. In: IAB‐
Materialien, Heft 2, S. 14–15.
Der vorliegende sowie weitere Reporte aus dem IAB‐
Betriebspanel Hessen sind zusätzlich zur Printversion
im Internet unter der Adresse www.iwak‐frankfurt.de
abrufbar.
Kontakt: ol.nuechter@em.uni‐frankfurt.de