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Krise
Ergebnis aus dem IAB
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ebspane – Hess 2009
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Oliver Nüchter M.A.
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Prof. Dr. Alfons Schmid
Juli 2010
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nfügen.
2.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung ................................................................................................................................ 2
Die Situation 2008: ...........................................................................................................
Ertragslage hessischer Betriebe war nur mittelmäßig ........................................................... 3
Langfristig betrachtet war die Ertragslage 2008 überdurchschnittlich ................................. 4
Ertragslage unterscheidet sich sektoral nur wenig ................................................................ 4
Kleinstbetriebe schätzten die Ertragslage eher negativ ein .................................................. 6
Anteil der investierenden Betriebe in Hessen blieb konstant ............................................... 6
Die Situation 2009: ...........................................................................................................
Knapp jeder vierte investierende Betriebe hat Investitionsplanung verändert .................... 8
Investitionen wurden zumeist zurück gestellt ....................................................................... 9
Finanzierungsprobleme nur selten ausschlaggebend ......................................................... 10
.
Geschäftserwartungen rutschten für 2009 ins Negative ..................................................... 11
Besonders schlechte Erwartungen im Verarbeitenden Gewerbe ....................................... 12
Betriebe mit hohen Umsätzen rechnen häufiger mit sinkendem Volumen ........................ 13
Wettbewerbsdruck hat 2009 zugenommen ........................................................................ 14
Hoher Wettbewerbsdruck im Handel und Produzierendem Gewerbe ............................... 15
Je größer ein Betrieb, desto höher der Wettbewerbsdruck ................................................ 16
Wettbewerbsdruck gefährdet viele Betriebe ...................................................................... 17
Insbesondere Kleinbetriebe sehen sich gefährdet .............................................................. 18
Fazit ...................................................................................................................................... 19
Methodische Anmerkungen ................................................................................................. 20
Literatur ................................................................................................................................ 21
3. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 2
Einleitung
Das Jahr 2009 war von einem beispiello‐ nusmäßig einige Angaben zur Geschäfts‐
sen Einbruch der Wirtschaftsleistung ge‐ politik der Betriebe vor; zudem wurden
prägt. Das Bruttoinlandsprodukt ging bun‐ aus aktuellem Anlass einige Fragen zu den
desweit um 5 Prozent zurück, die Summe Auswirkungen der Finanzmarkt‐ und Wirt‐
der Ausfuhrleistungen sank gar um über schaftkrise zusätzlich in den Befragung
21 Prozent (Statistisches Bundesamt aufgenommen.
2010). Im Folgenden wird die wirtschaftliche Si‐
in Hessen lag die Wirtschaftsleistung um tuation der hessischen Betriebe in Zeiten
3,9 Prozent unter dem Vorjahreswert. der Krise anhand unterschiedlicher Indika‐
Damit war Hessen von der Wirtschaftskri‐ toren dargestellt. Zunächst wird mittels
se zwar deutschlandweit unterdurch‐ einiger Daten die Ausgangssituation des
schnittlich, aber doch deutlich betroffen. Jahres 2008 beschrieben, wie sie sich
Für die Betriebe bedeutete dies in vielen rückblickend für die Betriebe darstellte.
Fällen eine Belastung, die bis zu einer exis‐ Anschließend werden die betrieblichen
tenziellen Bedrohung des Fortbestands Einschätzungen zur Situation während des
führen kann. Krisenjahrs 2009 betrachtet.
Diese besondere Situation wirft die Frage Im Einzelnen untersuchen wir
auf, wie die Auswirkungen auf die einzel‐ • die Ertragslage und
nen Betriebe in Hessen sind und wie diese • die vorgenommenen Investitionen
auf die Krise reagieren bzw. bereits rea‐ des Jahres 2008,
giert haben. Um dies zu untersuchen, sowie
kann – neben anderen Quellen – auch auf • die Investitionsplanungen,
die Ergebnisse des IAB‐Betriebspanels • die erwartete Geschäftsentwicklung
zurückgegriffen werden. und
• den wahrgenommenen Wettbe‐
Der thematische Schwerpunkt des Be‐
werbsdruck im Jahr 2009.
triebspanels liegt in der Regel auf der Be‐
schäftigungs‐ und Personalpolitik. Auch
wenn die unmittelbaren Auswirkungen Leitfrage ist, ob bzw. wie stark die Krise
der Krise auf den Arbeitsmarkt aufgrund seitens der hessischen Betriebe wahrge‐
vielfältiger Gründe relativ gering ausfielen, nommen wird und wie die Reaktionen
ist die Finanzmarkt‐ und Wirtschaftkrise hierauf ausfallen. Zudem wird untersucht,
doch direkt verknüpft mit der wirtschaftli‐ ob hierbei strukturelle Differenzen zwi‐
chen Lage der einzelnen Betriebe, welche schen unterschiedlichen Betriebstypen
ebenfalls erfasst wird. Es liegen daher tur‐ bestehen.
4. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 3
Die Situation 2008:
Ertragslage hessischer Betriebe war nur mittelmäßig
Die Betriebe werden im IAB‐Betriebspanel der wirtschaftlichen Lage, weshalb zu er‐
regelmäßig nach ihrer Einschätzung der warten ist, dass die Einschätzung noch
Ertragslage im zuvor abgelaufenen Ge‐ nicht von den Auswirkungen der Krise ge‐
schäftsjahr gefragt. Diese Frage liefert prägt ist.
eine retrospektive betriebliche Darstellung
Abb. 1: Einschätzung der Ertragslage in Hessen und Westdeutschland 2008, Angaben in Prozent*
100%
6 8
22 18
80%
60%
37 37
40%
20% 30 30
5 7
0%
Hessen Westdeutschland
Sehr gut Gut Befriedigend Ausreichend Mangelhaft
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
*ohne Öffentliche Verwaltung/Organisationen ohne Erwerbszweck
Dies ist in der Tendenz auch der Fall: Die gewesen und weitere 6 bzw. 8 Prozent
hessischen Betriebe schätzen ihre Ertrags‐ schätzten die Lage als mangelhaft ein.
lage mehrheitlich als gut oder zumindest
Hingegen waren jeweils 30 Prozent der
befriedigend ein.
Betriebe in Hessen und Westdeutschland
Bei einer vergleichenden Betrachtung fal‐ zum Befragungszeitpunkt der Auffassung,
len in Hessen und Westdeutschland zu‐ die Ertragslage im vergangenen Jahr sei
nächst wenige Unterschiede auf. 22 Pro‐ gut gewesen. 5 bzw. 7 Prozent bezeichne‐
zent der hessischen und 18 Prozent der ten die Ertragslage sogar als sehr gut.
westdeutschen Betriebe waren der An‐
sicht, der Ertrag sei lediglich ausreichend
5. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 4
Langfristig betrachtet war die Ertragslage 2008 überdurchschnittlich
Aufschlussreicher als diese statische Be‐ Auch liegt der Anteil der Betriebe, die ihre
trachtung ist ein Blick in die Vergangen‐ Ertragslage positiv einschätzen, noch im‐
heit. Dieser zeigt, dass der Anteil der Be‐ mer über dem Anteil derer mit einer eher
triebe, der die eigene Ertragslage als gut negativen Beurteilung. Auch dies war in
oder sehr gut ansieht, zum zweiten Mal in den Jahren vor 2006 im Regelfall umge‐
Folge leicht abgenommen hat. Von einem kehrt, was die insgesamt positive Ein‐
Einbruch kann jedoch keine Rede sein, im schätzung des Jahres 2008 seitens der
Gegenteil: Die aktuellen Zahlen liegen Betriebe unterstreicht.
noch immer deutlich über den Werten der
Jahre 2000 bis 2005.
Abb. 2: Einschätzung der Ertragslage in Hessen 2000 bis 2008, Angaben in Prozent*
50
44
42
38 38 38 37
40
35
33 32
31
30 28
24 25
27
26
20 23
20
18
sehr gut / gut
10
ausreichend /
mangelhaft
0
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2001‐2009, eigene Berechnungen
*ohne Öffentliche Verwaltung/Organisationen ohne Erwerbszweck
Einschränkend ist anzumerken, dass im der leicht zugenommen hat. Inwieweit
vergangenen Jahr der Anteil der Betriebe, dies bereits als Vorbote der beginnenden
die ihre Ertragslage rückblickend eher ne‐ Wirtschaftkrise zu interpretieren ist, wer‐
gativ einschätzen, erstmals seit 2004 wie‐ den die folgenden Jahre zeigen.
Ertragslage unterscheidet sich sektoral nur wenig
Differenziert nach Wirtschaftszweigen de bei der Bewertung der Ertragslage des
zeigen sich keine sehr starken Unterschie‐ Jahres 2008. Etwas positiver als im Durch‐
6. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 5
schnitt äußerten sich die Betriebe der zwischen wirtschaftlich erfolgreichen und
Sonstigen Dienstleistungen und überra‐ weniger erfolgreichen Betrieben.
schender Weise auch des Baugewerbes;
Im Verarbeitenden Gewerbe sowie dem
bei letzterem fällt jedoch auch der recht
Handel sind es etwas weniger Betriebe,
hohe Anteil der Betriebe auf, der die eige‐
die ihre letztjährige Ertragslage als gut
ne Ertragslage als mangelhaft einstuft. Mit
oder sehr gut bezeichnen, aber auch dort
anderen Worten: Im Baugewerbe findet
ist deren Anteil noch immer höher als je‐
sich eine besonders hohe Polarisierung
ner mit einer negativen Einschätzung.
Abb. 3: Einschätzung der Ertragslage in Hessen 2008 nach Wirtschaftszweigen, Angaben in Pro‐
zent*
100%
4 5 4 6
10 11
25 22 21 22
80% 19 21
60%
28 39 37
37 37 40
40%
20% 26 37 25 31 30
31
8 4 8 5 5
0% 3
Verarbeitendes Baugewerbe Handel u. wirtsch. + Sonstige alle Betriebe
Gewerbe Reparatur wissenschaftl. Dienstleistungen
Dienstleistungen
Sehr gut Gut Befriedigend Ausreichend Mangelhaft
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
*ohne Öffentliche Verwaltung/Organisationen ohne Erwerbszweck
Sektorübergreifend ist demnach zu Beginn beispielsweise im Verarbeitenden Gewer‐
der Krise eine mehrheitlich positive Be‐ be lediglich 13 Prozent an, dass die Er‐
wertung des zurück liegenden Geschäfts‐ tragslage des Vorjahres gut oder sehr gut
jahrs zu verzeichnen. Ein Blick in die Ver‐ gewesen sei; dieser Anteil lag 2009 bei
gangenheit zeigt, dass dies keineswegs rund 34 Prozent.
selbstverständlich ist: Im Jahr 2005 gaben
7. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 6
Kleinstbetriebe schätzten die Ertragslage eher negativ ein
In der Vergangenheit war im Betriebspa‐ Eine durchgehende Differenzierung ist
nel zu beobachten, dass größere Betriebe jedoch bei den eher negativen Einschät‐
ihre Ertragslage in der Regel positiver ein‐ zungen zu beobachten: Hier ist es tatsäch‐
schätzten. In der rückwirkenden Betrach‐ lich so, dass mit steigender Betriebsgröße
tung des Jahres 2008 findet dies nur be‐ der Anteil der Betriebe abnimmt, der sich
dingt Bestätigung: Bei den Anteilen der selbst eine nur ausreichende oder gar
Betriebe, die eine gute oder sehr gute Er‐ mangelhafte Ertragslage bescheinigt.
tragslage konstatieren, unterscheiden sich Insgesamt sind in allen Größenklassen
die Betriebe mit 10 oder mehr Beschäftig‐ Rückgänge der positiven Einschätzungen
ten untereinander kaum. Allein die gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen.
Kleinstbetriebe zeigen seltener eine posi‐
tive Einschätzung.
Abb. 4: Einschätzung der Ertragslage in Hessen 2008 nach Betriebsgröße, Angaben in Prozent*
100%
6 4 8 6
10
22 24 12 13 22
80%
60% 28 38 35
40 37
40%
35 33
31
20%
28 30
9 9 11
0% 4 5
1 bis 9 Beschäftigte 10 bis 49 Beschäftigte 50 bis 249 Beschäftigte 250 und mehr alle Betriebe
Beschäftigte
Sehr gut Gut Befriedigend Ausreichend Mangelhaft
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
*ohne Öffentliche Verwaltung/Organisationen ohne Erwerbszweck
Anteil der investierenden Betriebe in Hessen blieb konstant
Ein weiterer wichtiger Indikator für die aber ausreichende liquide Mittel voraus.
gegenwärtige und zukünftige wirtschaftli‐ In Krisenzeiten ist aufgrund der schlechte‐
che Situation des Betriebes ist das Investi‐ ren Ertragslage ein Rückgang der Investiti‐
tionsverhalten. Investitionen sichern die onstätigkeiten vorstellbar: Investitionen
zukünftige Wettbewerbsfähigkeit, setzen
8. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 7
werden daher zu einem späteren Zeit‐ Wert praktisch konstant geblieben. Die
punkt oder gar nicht vorgenommen. langfristige Betrachtung zeigt zudem, dass
Zunächst wurde nach den Investitionen dies ein eher hoher Wert ist – bis 2005
des vergangenen Jahres gefragt, in diesem hatte stets nur eine Minderheit der Be‐
Fall also 2008. Der Anteil der hessischen triebe Investitionen getätigt.
Betriebe, die Investitionen vorgenommen Der Anteil der investierenden Betriebe
haben, lag hier bei 52 Prozent. Ein Rück‐ war in Hessen in der Vergangenheit zu‐
gang war hierbei noch nicht zu verzeich‐ meist etwas geringer als in Westdeutsch‐
nen: gegenüber 2007 und 2006 ist dieser land; dies war auch 2008 der Fall.
Abb. 5: Betriebe mit Investitionen in Hessen und Westdeutschland 2002 bis 2008, Angaben in Pro‐
zent
56
54
54 53 53
52 52
52 52
51
50
50
48 48 48
48 47 47
46
46
44
42
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Hessen Westdeutschalnd
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2003‐ 2009, eigene Berechnungen
Im IAB‐Betriebspanel wird nach Investiti‐ recht wenig verändern. Etwa gleich ge‐
onszwecken unterschieden, im Einzelnen blieben sind die anteiligen Investitionen in
nach Investitionen in Grundstücke und Grundstücke und Gebäude sowie in EDV
Gebäude, EDV / Informations‐ und Kom‐ und IKT, während bei Investitionen in die
munikationstechnik (IKT), Produktionsan‐ Betriebsausstattung und in Verkehrsmittel
lagen / Betriebs‐ und Geschäftsausstat‐ und Transport eine Zunahme im Zeitver‐
tung sowie Verkehrsmittel und Transport‐ lauf zu konstatieren ist. Eine Investitions‐
systeme. zurückhaltung ist im Vorfeld der Wirt‐
schaftkrise nicht zu verzeichnen.
Die langfristige Betrachtung zeigt, dass
sich die Investitionszwecke in Hessen nur
9. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 8
Abb. 6: Investitionszwecke in Hessen 2002‐2008, Angaben in Prozent aller Betriebe mit Investitio‐
nen (Mehrfachnennungen)
80
70 EDV, IKT
70 66
65 71
62
61 59 64
60 56 54 60
59 60
Produktionsanlagen,
50 53
Betriebsausstattung
40
31 32 37
31 Verkehrsmittel,
29 28
30 26 Transport
20
20
18
17 18 Grundstücke,
17
14 15 Gebäude
10
0
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2003‐2009, eigene Berechnungen
Die Situation 2009:
Knapp jeder vierte investierende Betriebe hat Investitionsplanung verändert
Wenn auch 2008 keine Veränderungen anderen Gründen die zukünftigen Investi‐
der Investitionstätigkeiten zu verzeichnen tionen nicht wie ursprünglich vorgesehen
waren, so ist trotzdem vorstellbar, dass durchgeführt werden.
aufgrund der Wirtschaftskrise oder aus
Abb. 7: Veränderung der Investitionsvorhaben in Hessen 2009, Angaben in Prozent
Nein, nicht
verändert
47% Keine
Investitionen
vorgesehen
38%
Ja, verändert
15%
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009 eigene Berechnungen
10. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 9
Die Betriebe wurden daher gefragt, ob für Die Betriebe, die angaben, ihre Investiti‐
2009 die Investitionsplanungen verändert onsplanung verändert zu haben, wurden
wurden. Für etwa 15 Prozent trifft dies zudem gefragt, ob dies ursächlich auf die
auch zu. Da knapp 40 Prozent der Betriebe Finanzmarkt‐ und Wirtschaftskrise zurück
ohnehin keine Investitionen vorgesehen zu führen ist. Für eine Mehrheit von rund
hatten, bedeutet dies, dass etwa jeder 57 Prozent trifft dies nach eigenen Anga‐
vierte investierende Betrieb seine Planun‐ ben auch zu. Dies bedeutet, dass hochge‐
gen gegenüber den ursprünglichen Absich‐ rechnet knapp 13.000 hessische Betriebe
ten verändert hat. die eigene Investitionstätigkeit wegen der
Wirtschaftskrise verändern mussten.
Investitionen wurden zumeist zurück gestellt
Die naheliegende Reaktion auf die Krise ist Fast ein Drittel der Betriebe, die ihre In‐
eine Verringerung oder zeitliche Verschie‐ vestitionsvorhaben verändert haben, fol‐
bung der Investitionsaktivitäten. Allerdings gen dieser Maxime. Etwa doppelt so viele
ist auch vorstellbar, dass einige Betriebe Betriebe haben dagegen als unmittelbare
antizyklisch handeln und für später ge‐ Reaktion auf die Wirtschaftskrise ihre In‐
plante Investitionen vorziehen bzw. das vestitionstätigkeit reduziert oder zunächst
Investitionsvolumen erhöhen. ausgesetzt, um die Investitionen in wirt‐
schaftlich besseren Zeiten durchzuführen.
Abb. 8: Art der Veränderung der Investitionsvorhaben in Hessen 2009, Angaben in Prozent
Investitions-
volumen erhöht
Geplante 31%
Investitionen
zurückgestellt /
verringert
65%
Sonstiges
4%
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
11. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 10
Finanzierungsprobleme nur selten ausschlaggebend
Für eine Veränderung der Investitionen von Fremdkapital hierfür verantwortlich,
kann es unterschiedliche Gründe geben. was hochgerechnet etwa 2.500 Betrieben
Falls Investitionen verringert oder zurück entspricht. Für die große Mehrheit der
gestellt wurden, ist die Annahme nahelie‐ hessischen Betriebe spielte dies keine Rol‐
gend, dass finanzielle Engpässe seitens der le, d.h. dass die Investitionsvorhaben aus
Betriebe hierbei eine Rolle spielen. In die‐ anderen Gründen angepasst wurden.
sem Fall ist es von besonderem Interesse, Der Anteil der Betriebe, die Schwierigkei‐
ob die Betriebe in Krisenzeiten größere ten bei der Kapitalbeschaffung hatten,
Schwierigkeiten haben, Investitionsvorha‐ liegt im westdeutschen Durchschnitt um
ben finanziert zu bekommen, und ob diese vier Prozentpunkte höher als in Hessen.
Schwierigkeiten maßgeblich für die Ver‐ Dies kann als Indiz genommen werden,
änderung der Investitionsplanung waren. dass Hessens Betriebe von der Wirt‐
Die Antwort der Betriebe auf diese Frage schaftskrise in etwas geringerem Ausmaß
ist recht eindeutig: Unter den hessischen betroffen waren, möglicherweise auch
Betrieben, die Investitionen verringert aufgrund der besseren regionalen Lage
oder zurückgestellt haben, machen gerade des Finanzsektors.
17 Prozent Probleme bei der Beschaffung
Abb. 9: Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Fremdkapital, Hessen und Westdeutschland 2009,
Basis: Betriebe, die Investitionen verringert/zurückgestellt haben, Angaben in Prozent
Nein Nein
83% 79%
Hessen Ja Ja
West‐
17% 21% deutschland
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Die hochgerechnet rund 2.600 hessischen schließlich noch angeben, wie diese
Betriebe, die Probleme bei der Beschaf‐ Schwierigkeiten konkret aussahen.
fung von Fremdkapital hatten, konnten Ein Drittel der betroffenen hessischen Be‐
triebe beklagt abgelehnte Kreditanträge.
12. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 11
Auch hier liegt der Vergleichswert für verringert wurde, etwas seltener wurden
Westdeutschland deutlich höher, was höhere Kreditkosten genannt.
nochmals die günstigeren Rahmenbedin‐ Bei einer Mehrheit der betroffenen Be‐
gungen in Hessen unterstreicht. Fast triebe – sowohl in Hessen als auch in
ebenso hoch ist der Anteil der hessischen
Westdeutschland – wurde eine Verschär‐
Betriebe, bei denen das Kreditvolumen
fung der Kreditkonditionen im Allgemei‐
nen konstatiert.
Abb.10: Art der Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Fremdkapital, Hessen und Westdeutsch‐
land 2009, Basis: Betriebe mit Schwierigkeiten bei Kapitalbeschaffung,
Angaben in Prozent (Mehrfachnennungen)
59
Sonstige Kreditkonditionen wurden verschärft
56
54
Kreditanträge wurden abgelehnt
33
17
Kreditvolumen wurde verringert
27
21
Kreditkosten wurden erhöht
14
Westdeutschland
Kredite wurden nicht verlängert/Laufzeit Hessen
6
verkürzt 1
0 10 20 30 40 50 60 70
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Geschäftserwartungen rutschten für 2009 ins Negative
Die Betriebe werden im IAB‐Betriebspanel einzelner Länder mit der gesamtdeutschen
routinemäßig nach ihren Geschäftserwar‐ Situation ermöglicht.
tungen für das laufende Jahr gefragt. In Bereits im letzten Jahr konnte sich der
Zeiten wirtschaftlicher Krisen ist diese Fra‐ positive Trend hinsichtlich der Einschät‐
ge von besonderem Interesse, da sie ne‐ zung des Geschäftsvolumens des laufen‐
ben der retrospektiven auch eine prospek‐ den Jahres nicht fortsetzen. In diesem Jahr
tive betriebliche Einschätzung der wirt‐ nun prognostizierten in Hessen erstmals
schaftlichen Lage liefert, die zudem eine seit vier Jahren mehr Betriebe sinkende
Langzeitbetrachtung und einen Vergleich als steigende Umsätze. Nur noch etwa 15
13. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 12
Prozent der Betriebe nehmen an, dass ihr Hierbei ist zudem zu berücksichtigen, dass
Geschäftsvolumen im Jahr 2009 gegen‐ der Anteil der Betriebe, die weder einen
über 2008 eher ansteigen wird, während Anstieg noch ein Absinken des Geschäfts‐
24 Prozent von einem Rückgang ausgehen. volumens erwarteten, sondern von gleich
Dieser Wert bedeutet zwar einen klaren bleibenden Volumen ausgingen, mit rund
Anstieg der negativen Erwartungen, liegt 60 Prozent recht hoch war und über dem
aber noch immer unter den Werten der langjährigen Mittel liegt. Ein genereller
Jahre 2002 bis 2004. Einbruch der Geschäftsentwicklung wurde
auch für 2009 demnach keineswegs er‐
wartet.
Abb. 11: Erwartete Entwicklung des Geschäftsvolumens in Hessen 2001‐2009, Angaben in Prozent
aller hessischen Betriebe mit Umsatz
40
28 29
30 27
26 27
23 24
22 21
Sinken
20 18 20
15 15
14 Steigen
17
15
14 14
10
0
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2001‐ 2009, eigene Berechnungen
Besonders schlechte Erwartungen im Verarbeitenden Gewerbe
Differenziert nach Wirtschaftszweigen triebe mit steigendem Geschäftsvolumen,
zeigen sich Differenzen bei den Geschäfts‐ der Anteil, der sinkende Volumen erwar‐
erwartungen für das Jahr 2009. Der Anteil tet, liegt nur geringfügig höher.
der positiven Erwartungen ist zwar in allen Deutlich negativer fällt das Urteil bei den
Sektoren niedriger als jener der negativen Handelsbetrieben und vor allem im Verar‐
Erwartungen. Tendenziell positiver äußer‐ beitenden Gewerbe aus. Hier ist der Anteil
ten sich jedoch die Betriebe aus den derer, die mit sinkendem Geschäftsvolu‐
Dienstleistungssektoren und überraschen‐ men rechnen, dreimal höher als die Zahl
der Weise erneut des Baugewerbes. Dort der Betriebe, die einen Anstieg erhoffen.
rechnen jeweils etwa 18 Prozent der Be‐ Einer der Gründe hierfür könnte die grö‐
14. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 13
ßere Exportorientierung bzw. größere in‐ der Betriebe, die einen Rückgang erwar‐
ternationale Verflechtung dieser Betriebe ten, bei nur etwa einem Drittel, mit ande‐
sein, die entsprechend stärker auf die glo‐ ren Worten: Die Mehrheit rechnet auch
bale Wirtschaftskrise reagieren. Allerdings hier nicht mit einem Einbruch.
liegt auch in diesen Sektoren der Anteil
Abb. 12: Erwartete Entwicklung des Geschäftsvolumens in Hessen 2009 nach Wirtschaftszweigen,
Angaben in Prozent
100%
17 16 12
18 21 19
25 5
80%
13 10 17
18 15
18
60%
34
37
42 47 78 42
40%
40
20%
36 31
22 20 24
17
0%
6
Verarbeitendes Baugewerbe Handel u. wirtsch. + Sonstige Öffentliche alle Betriebe
Gewerbe Reparatur wissenschaftl. Dienstleistungen Verwaltung/Org.
Dienstleistungen o. Erwerbszw
Sinken Gleich bleiben Steigen Weiß noch nicht
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Betriebe mit hohen Umsätzen rechnen häufiger mit sinkendem Volumen
Die Beschäftigtenzahl des Betriebs spielt Betriebe mit kleinen und mittleren Umsät‐
bei der Erwartung des Umsatzvolumens zen zeigen hierbei noch keine besonderen
2009 nur eine geringe Rolle: die Einschät‐ Abweichungen. Anders die Betriebe, de‐
zungen der Betriebe mit vielen Beschäftig‐ ren letztjähriger Umsatz über 750.000€
ten unterscheiden sich nur marginal von lag: Rund 37 Prozent dieser Betriebe neh‐
jenen der kleineren Betriebe. men an, dass ihr Umsatzvolumen im
Aufschlussreicher ist dagegen die Betrach‐ kommenden Geschäftsjahr sinken wird.
tung der Umsatzgrößen, wenn man die Mit anderen Worten: Gerade bei den um‐
Betriebe nach ihrem Umsatz in drei Grup‐ satzstarken Betrieben wird mit Einbrüchen
gerechnet, was wiederum in der größeren
pen aufteilt.
internationalen Interdependenz dieser
Betriebe begründet sein könnte.
15. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 14
Abb. 13: Erwartete Entwicklung des Geschäftsvolumens in Hessen 2009 nach Umsatzvolumen, An‐
gaben in Prozent*
100%
7
16 18 19
15
80%
11
24 15
60%
41
47 42
40% 39
20% 37
21 24 24
0%
unter 200t€ 200bis 750t€ über 750t€ alle Betriebe
Sinken Gleich bleiben Steigen Weiß noch nicht
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
*ohne Öffentliche Verwaltung/Organisationen ohne Erwerbszweck
Wettbewerbsdruck hat 2009 zugenommen
Im IAB‐Betriebspanel wurde 2008 erstmals zent zumindest mittelgroß. Der Anteil der
gefragt, wie die Betriebe ihre Wettbe‐ Betriebe, die bei ihrer Geschäftstätigkeit
werbssituation einschätzen und ob sie gar keinen Konkurrenzdruck verspüren,
großen oder eher geringen Konkurrenz‐ liegt dagegen bei unter 10 Prozent.
druck spüren. Für etwa ein Drittel der hes‐ Inwiefern die konstatierte Zunahme des
sischen Betriebe bestand kein oder nur ein Wettbewerbsdruck eine unmittelbare Fol‐
geringer Konkurrenzdruck. Fast ebenso ge der Wirtschaftskrise ist oder ob struk‐
groß war jedoch bereits der Anteil derer, turelle Gründe maßgeblich sind, lässt
die hohen Druck verspüren, und weitere durch die erstmalige Wiederholung der
37 Prozent gaben an, unter mittlerem
Frage noch nicht klären. Erst in einer län‐
Wettbewerbsdruck zu stehen.
geren Zeitreihe wäre die Überprüfung des
Dieser Druck hat aus Sicht der Betriebe im Zusammenhangs zwischen der konjunktu‐
Krisenjahr 2009 nochmals zugenommen. rellen Lage und dem empfundenen Wett‐
Über 35 Prozent empfinden den Wettbe‐ bewerbsdruck möglich.
werbsdruck als hoch, weitere rund 41 Pro‐
16. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 15
Abb. 14: Beurteilung des Wettbewerbsdrucks in Hessen 2008 und 2009, Angaben in Prozent
100%
9
16
14
80%
17
60%
42
37
40%
20%
30 35
0%
2008 2009
Hoher Wettbewerbsdruck Mittlerer Wettbewerbsdruck Geringer Wettbewerbsdruck Kein Wettbewerbsdruck
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2008 / 2009 eigene Berechnungen
Hoher Wettbewerbsdruck im Handel und Produzierendem Gewerbe
Diese Beurteilung fällt sektoral sehr unter‐ Öffentlichen Verwaltung und den Organi‐
schiedlich aus, wobei erwartungsgemäß sationen ohne Erwerbscharakter praktisch
die Konkurrenzsituation im Bereich der keine Rolle spielt.
Abb. 15: Beurteilung des Wettbewerbsdrucks in Hessen 2009 nach Wirtschaftszweigen, Angaben in
Prozent
100% 3
6 5 10 7 9
11 15 8
13 18 14
80%
32 42 72
40
60%
42
48 46
40%
50 45
20% 43
22 35
29 28
5
0% 2
Verarbeitendes Baugewerbe Handel u. wirtsch. + Sonstige Öffentliche alle Betriebe
Gewerbe Reparatur wissenschaftl. Dienstleistungen Verwaltung/Org.
Dienstleistungen o. Erwerbszw
Hoher Wettbewerbsdruck Mittlerer Wettbewerbsdruck Geringer Wettbewerbsdruck Kein Wettbewerbsdruck
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
17. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 16
Auch bei den gewinnorientierten Sektoren Handel empfinden nur wenige Betriebe
bestehen Differenzen, wobei sich ein sehr keinen oder geringen Druck. Im Dienstleis‐
ähnliches Bild wie im Vorjahr bietet. So tungsbereich fällt das Urteil dagegen et‐
gibt die Hälfte der Baubetriebe an, unter was positiver aus; die Betriebe empfinden
hohem Wettbewerbsdruck zu stehen, und etwas geringeren Konkurrenzdruck als der
auch im Verarbeitenden Gewerbe und im Durchschnitt aller hessischen Betriebe.
Je größer ein Betrieb, desto höher der Wettbewerbsdruck
Bei den Betriebsgrößen findet die im Vor‐ Betriebe zu, die überhaupt keinen Wett‐
jahr beobachtete Tendenz ihre Fortset‐ bewerbsdruck empfinden. Möglicherweise
zung: Je größer ein Betrieb ist, desto grö‐ ist es für einige Betriebe aufgrund der
ßer wird auch der Wettbewerbsdruck Größe und der (mitunter oligopolen)
empfunden. Exakt die Hälfte aller Großbe‐ Marktposition leichter, sich der Konkur‐
triebe, aber nur ein Drittel aller Kleinstbe‐ renzsituation auch in Krisenzeiten zu ent‐
triebe empfindet diesen Druck als hoch. ziehen.
Interessanter Weise nimmt mit steigender
Betriebsgröße jedoch auch der Anteil der
Abb. 16: Beurteilung des Wettbewerbsdrucks in Hessen 2009 nach Betriebsgrößenklassen, Anga‐
ben in Prozent
100%
8 12 9
15 18
14 14
80% 13 9 6
60% 31 26
34 42
45
40%
45 50
20% 41
33 35
0%
1 bis 9 Beschäftigte 10 bis 49 Beschäftigte 50 bis 249 250 und mehr alle Betriebe
Beschäftigte Beschäftigte
Hoher Wettbewerbsdruck Mittlerer Wettbewerbsdruck Geringer Wettbewerbsdruck Kein Wettbewerbsdruck
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Auch wenn der Wettbewerb von den Be‐ der Krise häufig als hart empfunden wird,
trieben, wie oben gezeigt, gerade in Zeiten muss dies noch kein gravierendes Problem
18. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 17
darstellen. Dies beginnt für den einzelnen dem Markt so stark belastet wird, dass
Betrieb erst, wenn seine Geschäftstätig‐ dies zu einer Existenz bedrohenden Lage
keit durch Verdrängungsmechanismen auf für den einzelnen Betrieb führt.
Wettbewerbsdruck gefährdet viele Betriebe
All jene Betriebe, die den Wettbewerbs‐ Diese Einschätzung ist sektoral unter‐
druck als hoch empfinden, wurden daher schiedlich weit verbreitet. Über die Hälfte
gefragt, ob dies eine Gefahr für den Fort‐ der Betriebe aus den Bereichen des Verar‐
bestand des Betriebes darstellt. Dies trifft beitenden Gewerbes und der wirtschafts‐
für rund 42 Prozent der Betriebe auch tat‐ nahen und wissenschaftlichen Dienstleis‐
sächlich zu. Da hochgerechnet insgesamt tungen halten den hohen Konkurrenz‐
etwa 53.000 einen hohen Wettbewerbs‐ druck für existenzgefährdend, bei den
druck spüren, bedeutet dies, dass rund Sonstigen Dienstleistungen ist es nur jeder
22.400 hessische Betriebe denken, dass dritte Betrieb.
ihr Fortbestand bei anhaltendem Konkur‐
renzdruck in Frage steht.
Abb. 17: Fortbestand des Betriebs durch hohen Wettbewerbsdruck gefährdet, Hessen 2009 nach
Wirtschaftszweigen, Basis: Betriebe mit hohem Wettbewerbsdruck, Angaben in Prozent*
100%
80% 43
50
62 59 57
67
60%
40%
57
50
20% 38 41 43
33
0%
Verarbeitendes Baugewerbe Handel u. wirtsch. + Sonstige alle Betriebe
Gewerbe Reparatur wissenschaftl. Dienstleistungen
Dienstleistungen
Ja Nein
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
* ohne Öffentliche Verwaltung / Org. ohne Erwerbscharakter
19. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 18
Insbesondere Kleinbetriebe sehen sich gefährdet
Bei den Betriebsgrößen findet sich ein Großbetrieb, aber fast die Hälfte aller
umgekehrtes Bild wie bei der allgemeinen Kleinstbetrieben schätzt den bestehenden
Einschätzung der Konkurrenzsituation. hohen Wettbewerbsdruck als Existenz
Weniger als jeder fünfte Mittel‐ und bedrohend ein.
Abb. 18: Fortbestand des Betriebs durch hohen Wettbewerbsdruck gefährdet, Hessen 2009 nach
Betriebsgrößenklassen, Basis: Betriebe mit hohem Wettbewerbsdruck, Angaben in Prozent
100%
80%
54 57
60
60% 81 83
40%
46 43
20% 40
19 17
0%
1 bis 9 Beschäftigte 10 bis 49 Beschäftigte 50 bis 249 250 und mehr alle Betriebe
Beschäftigte Beschäftigte
Ja Nein
Quelle: IAB‐Betriebspanel 2009, eigene Berechnungen
Mit anderen Worten: Für die hessischen fährdet. Bei kleineren Betrieben besteht
Großbetriebe ist große Konkurrenz auch in seltener hoher Wettbewerbsdruck, dieser
Krisenzeiten ein normaler Zustand, der nur führt aber deutlich öfter zu einer existen‐
in Ausnahmefällen den Fortbestand ge‐ ziellen Bedrohung.
20. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 19
Fazit
Als Leitfrage wurde eingangs formuliert, Betrieben, die Investitionsvorhaben ver‐
ob bzw. wie stark in Zeiten der Wirt‐ ringerten oder verschoben, war in den
schaftskrise Veränderungen bei den hessi‐ meisten Fällen nicht die Beschaffung von
schen Betrieben festzustellen sind. Als Fremdkapital hierfür ausschlaggebend.
Ergebnis der Untersuchung lässt sich fest‐
Die Erwartungen waren für 2009 eher ne‐
halten, dass die im Jahr 2009 zu beobach‐
gativ: erstmals seit vier Jahren rechnen
tenden Veränderungen spürbar, aber eher
mehr Betriebe mit einem sinkenden als
moderat sind. Die unmittelbaren und sei‐ mit einem steigenden Geschäftsvolumen
tens der Betriebe wahrgenommenen im nächsten Jahr, besonders häufig im
Auswirkungen der Finanzmarkt‐ und Wirt‐ Verarbeitenden Gewerbe und in umsatz‐
schaftskrise sind in den meisten Fällen starken Betrieben.
gering und weniger dramatisch, als dies
Die hessischen Betriebe sehen sich darü‐
Konjunkturindikatoren nahe legen.
ber hinaus häufig einem hohen Wettbe‐
Hierfür lassen sich mehrere Anhaltspunkte werbsdruck ausgesetzt. Die Ergebnisse
finden. Die betriebliche Einschätzung der zeigen, dass dieser Druck in der aktuellen
Ertragslage des Geschäftsjahres 2008 liegt Krise zugenommen hat, hiermit aber keine
zwar leicht unter den Vorjahreswerten, strukturellen Verschiebungen verbunden
aber noch immer deutlich besser als in
sind – weiterhin wird der Druck in Handel
Jahren 2000 bis 2005.
und Produzierendem Gewerbe sowie in
Auch blieb der Anteil der investierenden Großbetrieben höher empfunden. Für
Betriebe in der langfristigen Betrachtung hochgerechnet knapp 22.000 hessische
konstant. Hauptzwecke der Investitionen Betriebe ist der Konkurrenzdruck derart
waren erneut die Betriebsausstattung so‐ hoch, dass er nach Einschätzung der Be‐
wie die Informations‐ und Kommunikati‐ triebe den Fortbestand gefährdet, hier vor
onstechnik. allem im Verarbeitenden Gewerbe und bei
sehr kleinen Betrieben.
Allerdings gibt es durchaus auch einige
Befunde, die als Krisensymptome klassifi‐ Diese Ergebnisse zeigen, dass eine drama‐
ziert werden können. So hat fast jeder tische Verschlechterung der betrieblichen
vierte Betrieb die Investitionsplanung ver‐ Einschätzungen bislang nicht vorliegt, eine
ändert, unter diesen hat jedoch immerhin generelle Entwarnung für die hessische
jeder Dritte antizyklisch gehandelt und das Wirtschaft jedoch nicht gegeben werden
Investitionsvolumen erhöht. Bei jenen kann.
21. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 20
Methodische Anmerkungen
Die Datengrundlage des vorliegenden Re‐ wicklung hessischer Betriebskennzahlen
ports bildet das Betriebspanel des Instituts seit der Länderaufstockung im Jahr 2001
für Arbeitsmarkt‐ und Berufsforschung zu untersuchen und aktuelle Daten im
(IAB), das seit 1993 in Zusammenarbeit Lichte einer längerfristigen Entwicklung zu
mit der TNS Infratest Sozialforschung bewerten.
GmbH eine repräsentative Betriebsbefra‐ Das IAB‐Betriebspanel gibt u.a. über be‐
gung durchführt. triebliches Geschäftsverhalten, Kenndaten
Durch die Unterstützung des Landes Hes‐ zur wirtschaftlichen Lage und Erwartungen
sen sowie der Regionaldirektion Hessen Auskunft. Der Report zur Geschäftspolitik
der Bundesagentur für Arbeit war eine in Zeiten der Wirtschaftskrise in Hessen ist
Aufstockung der befragten Betriebe mög‐ der zweite aus der Befragungswelle 2009.
lich, so dass seit der Befragungswelle 2001 Die folgenden Ausführungen basieren auf
die hessische Stichprobe groß genug ist, der mündlichen Befragung von 1.034 Be‐
um auch für Hessen belastbare Aussagen trieben in Hessen. Die Ergebnisse wurden
zu ermöglichen. Das Institut für Wirt‐ auf alle hessischen Betriebe hochgerech‐
schaft, Arbeit und Kultur (IWAK) ist mit der net und sind damit repräsentativ im Hin‐
Auswertung dieser Daten betraut. Der blick auf die Wirtschaftszweige und Be‐
Panelcharakter erlaubt es dabei, die Ent‐ triebsgrößenklassen.
22. Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in Zeiten der Krise in Hessen 2009 21
Literatur
Nüchter, Oliver / Schmid, Alfons (2009): IAB‐Betriebspanel Hessen. Abschlussbericht 2008
Statistisches Bundesamt (2010): Konjunkturindikatoren: Außenhandelsbilanz, unter:
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statisti
ken/Zeitreihen/WirtschaftAktuell/Aussenhandel/Content100/ahl210j.psml
Der vorliegende sowie weitere Reporte aus dem
IAB-Betriebspanel Hessen sind zusätzlich zur
Printversion im Internet unter der Adresse
www.iwak-frankfurt.de abrufbar.
Kontakt: ol.nuechter@em.uni-frankfurt.de