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FEMINISMUS UNTER DRUCK:
Zwischen Rückschritt, neoliberaler
Anpassung und neuen Perspektiven
12014
Österreichische Post AG
Info.Mail Entgelt bezahlt
ÜBER MOMENTUM POLICY PAPERS:
Momentum Policy Papers richten sich an politisch Engagierte. In unterschiedlichen Politikfeldern werden Probleme analysiert und
praxistaugliche Alternativen vorgestellt. Die Momentum Policy Papers liefern eine wissenschaftlich fundierte Argumentations-
grundlage, die praktische Erfahrungen miteinbezieht und sich konsequent am Prinzip der sozialen Gerechtigkeit orientiert.
1.	 Neoliberale Politik und die Interpretation von Ungleichheit	 3
	 1.1.	 „Männlichkeitskrisen“ und Antifeminismus	 3
	 1.2.	 Elitefeminismus oder „Feminismus light“	 3
	 1.3.	 1.3 Opfermänner und „extremistische Megären“	 4
2.	 Rhetorische Modernisierung – Verschleierung der Ungleichheit	 5
	 2.1.	 Arbeitsmarkt und Frauenbeschäftigung 	 5
	 2.2.	 Ungleichheit und vermeintliche Sehnsucht	 5
3.	 Gegen-Öffentlichkeiten und Strategien der Verschränkung 	 6
	 3.1	 Digitale Bündnisse	 7
	 3.2	 Zusammenspiel und Zusammen-Handeln	 7
Inhalt
FEMINISMUS UNTER DRUCK:
Zwischen Rückschritt, neoliberaler
Anpassung und neuen Perspektiven
ANGABEN ZU DEN AUTORINNEN:
Sonja Ablinger ist Lehrerin an einer Neuen Mittelschule in Linz. Sie ist seit 2005 Landesfrauenvorsitzenden der SPÖ Oberösterreich
und seit 1998 zudem Vorsitzende des Gewaltschutzzentrums OÖ. Sie war bis Oktober 2013 Abgeordnete zum Nationalrat und Kul-
tursprecherin des sozialdemokratischen Parlamentsklubs.
Judith Schwentner, Studium der Slawistik und Germanistik in Graz und Moskau, Auslandslektorin an der Universität Lemberg/
Ukraine, bis 2008 Chefredakteurin und Leiterin der Straßenzeitung und sozialen Initiative Megaphon (Caritas), seitdem Abgeordnete
zum Nationalrat, 2008-2013 Sprecherin für Frauen und Entwicklungspolitik, seit 2013 Sozialsprecherin für Soziales, Die Grünen.
Alexandra Weiss, Mag. phil., Dr. phil.; geb. 1971, Politikwissenschafterin; Hochschullektorin und freie Wissenschafterin, 2003-
2006 Forschungsassistentin am Institut für Soziologie, 2007/08 Universitätsassistentin am Institut für Politikwissenschaft, jeweils
an der Universität Innsbruck, seit 2006 Koordinatorin im Büro für Gleichstellung und Gender Studies der Universität Innsbruck.
Forschungsschwerpunkte: Arbeits- und Geschlechterverhältnisse, Sozialpolitik und Armut, Staatstheorie, Kapitalismusanalyse und
soziale Bewegungen.
IMPRESSUM:
Momentum Policy Paper Ausgabe #1 2014
Herausgeber: Verein Momentum, Steyr
Text: Alexandra Weiss, Sonja Ablinger, Judith Schwentner
Redaktionelle Betreuung & Lektorat: Barbara Blaha, Ludwig Dvorak
www.momentum-kongress.org. mail: office@momentum-kongress.org.
Abstract
1 Neoliberale Politik und die Interpretation
von Ungleichheit
Der vorliegende Beitrag setzt
sich mit den Hintergründen
antifeministischer Diskurse
sowie deren Niederschlag in
der öffentlich-medialen und
politischen Debatte auseinan-
der. Grundtenor ist eine Indi-
vidualisierung gesellschaftli-
cher Problemlagen, die nicht
nur die geschlechterpolitische
Debatte kennzeichnet. Neben
der Tendenz der Marginali-
sierung feministischer Politik
werden aber auch neue Ini-
tiativen auf ihr Potential hin
ausgelotet, den feministischen
Diskurs in einer breiteren Öf-
fentlichkeit zu re-etablieren.
SEITE 3
Antifeminismus ist kein neues Phänomen, be-
sondere Popularität und Verbreitung erfährt er
aber im Kontext tiefgreifender Veränderungen
der Produktionsweise, der Arbeitsverhältnisse,
der Lebensweisen und der Geschlechterverhält-
nisse, die dann als „Krise“ der (essentialistisch
verstandenen) Männlichkeit verarbeitet wer-
den.1
Der Übergang von einem sozialstaatlichen
regulierten hin zu einem neoliberalen Kapita-
lismus stellt einen solch tiefgreifenden Wandel
dar, der Frauen und Männer aufgrund ihrer
unterschiedlichen Einbindung in Erwerbs- und
Reproduktionsarbeit in unterschiedlicher Wei-
se trifft. Die mediale Diskussion fokussiert aber
v.a. auf männliche Identitätskrisen in Folge von
Arbeitslosigkeit und prekärer Beschäftigung, im
Zentrum steht die Familienerhalter-Funktion,
die nicht mehr erfüllt werden kann. Um diese
Problematik herum wird eine Reihe von Prob-
lemlagen – von Gesundheitsproblemen, höhe-
ren Suizidraten, einer vermeintlichen Benach-
teiligung von Buben im Schulsystem bis hin zu
einer ‚allgemeinen Diskreditierung‘ des männli-
chen Geschlechts (vgl. z.B. Bönt 2012; Hollstein
1	 Siehe auch die Debatten in der österreichi-
schen Zwischenkriegszeit (z.B. Malleier 2003; Wrussnig
2009).
2011; Bauer-Jelinek 2012) gruppiert, während
Frauen als Gewinnerinnen der Entwicklung ge-
zeichnet werden.
In Österreich wurde die Thematisierung der
Männlichkeitskrise v.a. ab 2001 durch die Ein-
richtung einer „Männerpolitischen Grund-
satzabteilung“ im Sozialministerium unter der
rechts-konservativen ÖVP-FPÖ-Regierung be-
fördert (Geden 2006, Mayrhofer 2006), journa-
listisch wird das Thema verstärkt seit etwa 2008
verhandelt (Weiss 2013). Die Veränderungen
struktureller Bedingungen, kommen hier kaum
zur Sprache. An die Stelle von Gesellschafts-
oder Kapitalismuskritik tritt eine Anklage von
Feministinnen und ihren ‚Unterwerfungsstrate-
gien‘ gegenüber Männern (allen voran Gender
Mainstreaming). Dies kennzeichnet auch die
Publikationen der „Männerpolitischen Grund-
satzabteilung“ in der Zeit von 2001 bis 2006, in
denen kaum Daten über politökonomische Pro-
zesse oder gesellschaftstheoretische Analysen zu
finden sind, sondern in erster Linie individuelle
Befindlichkeiten und eine individualpsychologi-
sche Sicht auf das Thema (BMSG 2003; BMSGK
2006). Dieser Fokus kennzeichnet die politische
als auch die mediale Debatte bis heute.
1.2 Elitefeminismus oder „Feminismus light“
Gesellschaftliche Transformationen ignoriert
auch der medial breit rezipierte elite-femi-
nistische Diskurs. Von den Medien und auch
den Vertreterinnen selbst als Neuer Feminis-
mus bezeichnet, wird aber nicht nur gegen
eine beinahe schon skurril wirkende Familien-
ideologie einer Eva Hermann argumentiert,
auch die Abgrenzung vom ‚alten’ Feminismus
ist wesentlich: „Der neue Feminismus, den ich
meine, kämpft nicht gegen die Herrschaft des
Mannes, sondern für die Freiheit der Frau […]
selbst entscheiden zu können“ meint etwa Sil-
vana Koch-Mehrin (2007: 10). Gesellschaftli-
che Strukturen und Herrschaftsmechanismen
bleiben dabei unbegriffen. Feminismus ist nicht
mehr sozialer Kampf und politische Befreiungs-
bewegung, sondern wird zu einer individuellen
Einstellung. Wichtig ist den Autorinnen auch
zu vermitteln, dass sie die Dinge entspannter zu
sehen vermögen als ‚verbitterte Feministinnen’.
Daran schließt eine Abgrenzung vom oftmals
zitierten ‚Opferfeminismus’ an – eine Ausein-
andersetzung, in der die Autorinnen nicht nur
keinerlei analytischen Tiefgang beweisen, son-
1.1 „Männlichkeitskrisen“ und Antifeminismus
dern auch der feministischen Auseinanderset-
zung um drei Jahrzehnte hinterherhinken (vgl.
z.B. Haug 1980 und Thürmer-Rohr 1983). Das
verdeutlicht einerseits die individualistische
Ausrichtung, die gesellschaftstheoretische Fra-
gen nicht kennt und andererseits eine Ignoranz
gegenüber frauenpolitischer und feministisch-
theoretischer Entwicklung. Jenseits der De-
batte, wie sinnvoll der Opferbegriff war oder
ist (vgl. Thürmer-Rohr 1990), muss er histo-
risch situiert und in seinem Wert – als Mittel,
Gewalt gegen Frauen, ökonomische und kul-
tureller Diskriminierung zum Thema zu ma-
chen – für die politische Bewegung analysiert
werden. Eine Distanzierung von Opferbegriff,
der inzwischen einer generellen Delegitimie-
rung feministischer Politik dient, wirkt heute
– Jahrzehnte nach der Mittäterschaftsdebatte
– merkwürdig anachronistisch.
Zentrale Elemente des Elitefeminismus sind
die Vereinbarkeitsfrage, Karrierechancen und
die Abwehr einer konservativen Familien-
ideologie. Forderungen oder vielmehr Appelle
richten sich dabei aber kaum an den Staat, als
Gestalter von Rahmenbedingungen, sondern
an die Frauen selbst (z.B. Dorn 2007a: 37). Da-
mit geht eine Abkehr vom Sozialstaat, mit sei-
ner Orientierung auf soziale Inklusion und kol-
lektive Interessen einher (Dölling 2008: 31-33).
Der ‚neue Feminismus‘ bietet also nicht allen
Frauen eine Perspektive, sondern in erster Li-
nie gut- bzw. hochqualifizierter Frauen (Dorn
2007a: 37). Bedingt werden dabei Versatzstü-
cke feministischer Politik integriert: Was einst
‚mit Selbstbewusstsein und Stärke auftreten’
in der Frauenbewegung hieß, kann dann ohne
allzu große Brüche in eine neoliberale Eigen-
verantwortungslogik übersetzt werden. Aus
diesem Fundus bedienen sich auch moderni-
siert-konservative Geschlechterpolitiken. Ein
Wahlslogan wie dieser: „Ich bin so Frau, weil
Chancengleichheit das ist, was ich selbst dar-
aus mache“2
beinhaltet vielerlei: ‚starke‘ Frau-
en übernehmen selbst die Verantwortung und
richten keine Forderungen an Staat oder Ge-
sellschaft. Der Begriff der Verantwortung wird
hier ad absurdum geführt, weil sie auch dort
zu tragen ist, wo die Einzelne kaum oder gar
keinen Einfluss besitzt: auf Normen und Zu-
schreibungen, Einkommensdiskriminierung
oder die Gewalttätigkeit nicht nur der Struktu-
ren, sondern auch ganz konkreter Männer. Und
schließlich ist die Sequenz „ich bin so Frau“ als
Betonung traditioneller Weiblichkeit und als
Gegensatz zu Feministinnen zu interpretieren.
Der kulturelle Inhalt von Weiblichkeit wird
nicht als Herrschaftsmechanismus in einer ge-
schlechtshierarchischen Kultur analysiert (vgl.
Klaus 2008).
2	 Verwendet von der ehemaligen Landesrätin
Elisabeth Zanon (ÖVP) für Frauenangelegenheiten im
Tiroler Landtagswahlkampf 2008.
SEITE 4
Es gibt aber nicht nur ein Bedürfnis nach Distan-
zierung vom ‚alten’ Feminismus, sondern auch
nach Abwertung. So meint Thea Dorn, dass der
Feminismus „vom Ruf der Männer hassenden,
mehr oder weniger lesbischen, in jedem Fall
‚extremistischen’ Megären zu befreien“ (Dorn
2007b) sei. Bleibt zu fragen: Was ist die Motiva-
tion, sich von lesbischen Frauen zu distanzieren?
Muss frau die herrschende heterosexistische
Normen bedienen, damit die eigene ‚Weiblich-
keit’ nicht angezweifelt wird? Selbst das alte Kli-
schee vom Männerhass wird reproduziert. Und:
Was ist ‚extremistisch’? Wird hier Radikalität
und Extremismus gleichgesetzt? Reagiert wird
hier offenbar auf das von Antifeminist/innen oft
vorgebrachte Argument, dass der Feminismus
eine „aggressiv-feindselige und herabsetzende
Haltung gegenüber Männern aufgrund ihres
Geschlechts“ (Hollstein 2011: 41) transportiere.
Zur Untermauerung dieses Arguments werden
v.a. Valerie Solanas’ Manifest der Gesellschaft
zur Vernichtung der Männer von 1971, oder
Andrea Dworkin mit ihrem Buch Pornographie
– Männer beherrschen Frauen von 1981 zitiert.
Welche Bedeutung diese Werke haben oder ein-
mal hatten, wird nicht gefragt – sie stehen für
den Feminismus.
Greifen kann die Setzung von Männern als Op-
fer eines ‚überzogenen‘ Feminismus vor dem
Hintergrund dessen, was Angelika Wetterer
(2003) als widersprüchliche Entwicklungen
von Modernisierung und Persistenz der Ge-
schlechterverhältnisse bzw. als „rhetorische
Modernisierung“ beschreibt: Kultur- und Struk-
turzusammenhang haben sich gegeneinander
verschoben – wir haben es also mit einer Rhe-
torik der Gleichheit zu tun, während die Struk-
tur des Geschlechterverhältnisses und die so-
ziale Praxis der Menschen nahezu unverändert
bleiben. Kehrseite dessen ist eine Ent-Thema-
tisierung und gleichzeitig eine Reproduktion
der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern
1.3 Opfermänner und „extremistische Megären“
SEITE 5
2.1 Arbeitsmarkt und Frauenbeschäftigung
Eine Ent-Thematisierung und Reproduktion
der Ungleichheit zwischen den Geschlech-
tern zeigt sich in den geschlechtsspezifisch
unterschiedlichen Auswirkungen der Wirt-
schafts- und Finanzkrise seit 2008. Bestehen-
de Ungleichheiten wurden in der öffentlichen
Debatte weitgehend ausgeklammert und z.T.
von antifeministischen Diskursen überlagert.
Das manifestiert sich nicht zuletzt darin, dass
frauenpolitische Themen in der öffentlichen
Diskussion kaum vorkommen oder immer öfter
als unwahr und fragwürdig bezeichnet werden.
Eindringliches Beispiel dafür war die Cover-
Geschichte der Zeitschrift profil, in der unter
dem Titel „Die Wahrheit über die Ungleich-
heit“ Lohnungleichheit zwischen Männern und
Frauen als ‚Mythos‘ entlarvt werden sollte (Bau-
er/Treichler 2012) – auch wenn Frauen laut
Einkommensbericht des Rechnungshofes im
Schnitt nur 60% der durchschnittlichen Män-
nereinkommen erreichen. Schon beim Brutto-
stundenlohn liegt der Einkommensunterschied
zwischen Frauen und Männern bei fast 25%
(Rechnungshof 2012).
Die Krise von 2008 wurde medial oftmals als
für Männer dramatischer beschrieben, denn
zunächst waren die exportorientierten Indus-
triebranchen, in denen überwiegend Männer
beschäftigt sind, stärker betroffen. Durch Kurz-
arbeit, die zu über 80% von Männern in An-
spruch genommen wurde, wurde der Anstieg
der Arbeitslosigkeit bei den Männern etwas
abgebremst. Die weibliche Kurzarbeit heißt
Teilzeit. Bei der Frauen-Teilzeitquote lag Öster-
reich mit 41,2% im Jahr 2007 – also bereits vor
der Krise – deutlich über dem EU-27 Schnitt
von 31,2%. Durch die Krise verschärfte sich die-
se Tendenz noch weiter und führte dazu, dass
2009 die Teilzeitquote der Frauen auf 43,5% und
2012 auf 44,9% anstieg. (Statistik Austria 2013).
Die meisten Teilzeitbeschäftigten arbeiten im
Dienstleistungssektor, während im männlich
dominierten Industrie- und Gewerbebereich
über 90% der Beschäftigten Vollzeit arbeiten.
Insgesamt sind rund 90% der Teilzeitbeschäf-
tigten in Österreich Frauen. Stark gestiegen ist
auch die Zahl der geringfügigen Beschäftigun-
gen, die zu 70% von Frauen ausgeübt werden.
Der steigende Frauenanteil an der Gesamtbe-
schäftigung (von 1994 bis 2012 um 24 Prozent-
punkte) ist so erster Linie auf den Anstieg von
Teilzeitarbeit zurückzuführen ist, denn das Er-
werbsvolumen von Frauen hat sich nicht erhöht
(Wiedenhofer-Galik 2008: 1146-1153).
Als Gründe für Teilzeitbeschäftigung waren bei
38% (320. 600) der Frauen, aber nur 3,1% (6.100)
der Männer Betreuungspflichten gegenüber
Kindern oder pflegebedürftigen Erwachsenen
ausschlaggebend. Bei den Männern (24,4% bzw.
48.600) standen dagegen die schulische oder
berufliche Aus- oder Fortbildung im Vorder-
grund (Frauen 7,6% bzw. 64.500) (ebd.: 1160).
Viele Teilzeitbeschäftigte möchten aber mehr
arbeiten. Laut einer SORA-Umfrage aus dem
Jahr 2006 sieht ein Drittel (34%) aller Teilzeit-
beschäftigten ihr Beschäftigungsverhältnis als
Not- oder Übergangslösung. 28% wünschen
sich sofort ein höheres Stundenausmaß, nur
22% der Befragten möchten prinzipiell in Teil-
zeit bleiben und auch keine Stundenerhöhung.
Vor allem jene mit einem geringen Einkommen
möchten aber mehr arbeiten (SORA 2007).
und der Hierarchie der Geschlechterordnung
(ebd.: 290). In einer Verbindung von Individu-
alisierungs-, Selbstverwirklichungs- und ge-
schlechterpolitischen Gleichheitsdiskurs kann
Ungleichheit heute kaum noch als Ergebnis
der Geschlechterordnung thematisiert werden,
sondern wird als Folge einer individuell und
bewusst getroffenen, freien Wahl verstanden
(ebd.: 297-298). Nun ist dieser Verdeckungszu-
sammenhang nicht neu, er steht aber in neuem
Kontext – dem, der neoliberalen „Abwicklung
des Feminismus“ (McRobbie 2010). Der Femi-
nismus wurde von seinen (sozial-) kritischen
Bestandteilen ‚befreit’ und konnte so – als ‚neu-
er’ oder ‚Elitefeminismus’ – in neoliberale Poli-
tikkonzepte integriert werden.
2 Rhetorische Modernisierung –
Verschleierung der Ungleichheit
2.2 Ungleichheit und vermeintliche Sehnsucht
Es dürfte daher kein Zufall sein, dass sich frau-
enpolitische Debatten in den letzten Jahren
vorrangig um Fragen der Vereinbarkeit und die
Einkommensschere drehten. Eva Kreisky und
Marion Löffler stellen fest, dass Frauenpolitik
zunehmend (wieder) mit Familienpolitik gleich-
SEITE 6
gesetzt wird: „Frauenpolitik braucht [aber] ein
klares Profil, um sich wieder aus der einschrän-
kenden Gleichsetzung mit Familienpolitik zu
befreien. […] Fragen der Repräsentation oder
selbstbestimmter Lebensführung sind […] aus
der politischen Wahrnehmung weitgehend ver-
schwunden“ (Kreisky/Löffler 2010, 416).
Wenig überrascht daher die Interpretation der
vom damaligen Familienminister Reinhold Mit-
terlehner präsentierten Umfrage „Jugendmo-
nitor 2011“, die dem Thema Familie gewidmet
war. Die Aussage von 55% der befragten Mäd-
chen, Hausfrau sein zu wollen, wenn der/die
Partner/in so viel verdient, dass der Lebensun-
terhalt gesichert ist, wurde unhinterfragt über-
nommen. Dass 79% der Buben und 87% der
Mädchen bejahten, dass „die Männer genauso
für die Kindererziehung verantwortlich sind,
wie die Frauen“ und immerhin 75% der Frauen
und 53% der Buben es gut finden, „wenn beide
Elternteile abwechselnd einen Teil der Zeit in
Karenz gehen und zu Hause bleiben“ (Freuden-
schuss 2011), wurde in der medialen Diskussion
ignoriert.
Was in der politischen Debatte unter dem Stich-
wort ‚Wahlfreiheit‘ subsumiert wird, spiegelt die
Realität der erwerbstätigen Frauen also in keiner
Weise wider. Der Begriff wird vielmehr so ein-
gesetzt, dass bestehende Ungleichheit bewusst
verschleiert wird. Das verstärkte mediale Inte-
resse am Beruf „Hausfrau“ ist Ausdruck davon.
Sie „sind jung, gut ausgebildet und pfeifen so
lange auf den Job, solange sie daheim bei ihren
Kindern bleiben wollen“, untertitelt Die Presse
(November 2012) einen Artikel zum Thema. In
eine ähnliche Kerbe schlagen profil („Traumbe-
ruf Hausfrau. Jede zweite junge Österreicherin
denkt an den Rückzug zu Kindern und Kü-
che“, November 2011) und Die Zeit („Darf man
Hausfrau sein?“, Oktober 2012). Eine Diskussi-
on darüber, woher diese (vermeintliche) Sehn-
sucht stammen könnte, entstand nicht.
Ungleichheiten am Arbeitsmarkt basieren auf
einer Politik, die zulässt, dass Väter die Fra-
ge der Vereinbarkeit von Beruf und Familie
bis heute kaum berührt bzw. berühren muss.
Während sich der Erwerbsverlauf und die zeit-
liche Belastung von Müttern mit der Geburt
eines Kindes dramatisch ändern, bleiben jene
der Väter davon weitgehend unbeeindruckt.
Die Arbeitsteilung vollzieht sich nicht partner-
schaftlich zwischen Männern und Frauen, son-
dern vielmehr zwischen Frauen. Ökonomisch
schlechter gestellte Frauen aus benachteiligten
Regionen wandern als Putzfrauen, Pflegerinnen
oder Kindermädchen in die reichen Haushalte
der Industrieländer (Völkerer/Pirklbauer 2010).
Die Folgen kennen wir: Eklatante Einkommens-
unterschiede, Berufsunterbrechungen und Ar-
mut, die dann in Altersarmut resultiert.
Antifeministischen Positionen gewinnen an
Einfluss und der Feminismus „als politische
Bewegung scheint im öffentlichen Diskursfeld
wieder marginalisiert“ (Kreisky 2013: 275).
Dennoch gibt es Anknüpfungspunkte für ge-
meinsames feministisches Handeln und für
frauenpolitische Bündnisse. Es zählt zu den Er-
rungenschaften der Frauenbewegung, dass ihre
Forderungen bei den meisten Frauen heute un-
strittig sind und große Zustimmung finden. Das
Recht auf gleiche und gleichwertige Bezahlung,
gleichberechtigte Mitbestimmung, gewaltfreies
Leben stehen für die Mehrheit der Frauen ganz
oben im Ranking politischer Themen (Frauen-
barometer 2012). Es sind auch jene Themen, die
Frauen über Milieus hinaus verbinden, weil sie
ähnliche Erfahrungen teilen: Demütigung, Dis-
kriminierung und Gewalt als Alltagserfahrung
kennen viele Frauen. Öffentliche Kampagnen
oder politische Protestaktionen, die das zum
Thema machen, lösen fast immer heftige Dis-
kussionen und Gegenreaktionen aus.
Ein Beispiel dafür aus jüngster Zeit ist #auf-
schrei, eine Protestdebatte gegen Alltagssexis-
mus. Im Jänner 2013 veröffentlichte das deut-
sche Wochenmagazin Stern einen Beitrag der
Journalistin Laura Himmelreich über Rainer
Brüderle, den Spitzenkandidaten der FDP für
die Bundestagswahl 2013, dem sie darin sexis-
tische Äußerungen und Verhalten ihr gegen-
über vorwarf. Auf dem Kurznachrichtendienst
Twitter nahmen unmittelbar sehr viele Frauen
(und Männer) das Thema auf und berichteten
ihrerseits von frauenabwertenden Erlebnissen.
Unter dem Hashtag #aufschrei wurde innerhalb
weniger Tage eine großflächige gesellschaftli-
che Diskussion über Sexismus ausgelöst, die
sich auch schnell in Österreich ausbreitete. Die
Kampagne wurde mit dem Grimme Online
Award 2013 ausgezeichnet: Nie zuvor hätte
ein Hashtag eine derartige Wirkung erzeugt,
begründete die Jury ihre Entscheidung. Inner-
3 Gegen-Öffentlichkeiten und
Strategien der Verschränkung
SEITE 7
halb von nur einer Woche rauschten 49.000
Tweets und mindestens 30.000 Retweets durch
den Twitterkanal (Wikipedia). Die #aufschrei-
Aktion hatte ihren Ursprung und ihre Stär-
ke in der digitalen Vernetzung, das ist für die
Art und Weise, der öffentlichen Debatte nicht
unwesentlich. Die Definitionsmacht, also wer
bestimmt, was Gegenstand der Politik und der
öffentlichen Diskurse ist und was nicht, hat sich
verschoben.
Feministinnen im Netz haben über „digita-
le Bündnisse selbst Bühnen geschaffen“, ana-
lysiert Teresa Bücker (2013) in ihrem Blog-
beitrag die #aufschrei-Debatte. Die digitalen
Kommunikationstechnologien ermöglichen
mehr Menschen, sich an politischen Aushand-
lungsprozessen zu beteiligen. #aufschrei ist ein
Beispiel, wie feministische Bewegungen sicht-
barer, größer und lautstärker werden können.
Und es ist beispielhaft dafür, wie öffentliche
Diskussionen digital und analog parallel funk-
tionieren bzw. sich wechselseitig intensivieren.
„Feministische Netzwerke im Internet speisen
sich also von zwei Seiten: Menschen, die über
Social Media mit Feministinnen in Berührung
kommen, und Feministinnen, die online nach
Verbündeten suchen“, so Bücker (ebd.) über das
Potential des Netzfeminismus für die Frauen-
bewegung. Der Netzfeminismus hat neue Orte
und Kommunikationsmöglichkeiten, politische
Aktionsformen wachsen lassen, die über die
Schwelle der knappen Wahrnehmung hinaus-
gewachsen sind. Das beweisen die vielfältigen
Vernetzungsinitiativen, feministischen Blogs,
Online-Magazine, Youtube-Plattformen, Frau-
enbarcamps oder andere neue Formen des fe-
ministischen Online-Aktivismus. Der Netzfe-
minismus hat sozusagen festen Grund in der
virtuellen Welt erlangt.
Auch wenn das Netz bei weitem noch nicht für
alle zum täglichen Kommunikationsmittel ge-
worden und der Zugang nicht barrierefrei ist,
das Internet ist die neue digitale Agora – in der
auch der Feminismus ‚Platz genommen’ hat. Die
ungleiche Verteilung von Ressourcen und digi-
talen Rahmenbedingungen bestimmen natür-
lich auch darüber, wer wie viel Platz einnimmt,
wem der Zugang verwehrt bleibt, worüber ge-
sprochen wird – und worüber nicht.
Genau deswegen können große Schlüsse über
neue Frauenbewegungen in und mit dem Netz
nicht gezogen werden, weil sich eben nicht alle
frauenpolitische Aktivistinnen beteiligen oder
alle entsprechend repräsentiert sind. Ulla Wi-
schermann spricht in einer Analyse zu #auf-
schrei davon, dass eine feministische Interventi-
on „politische Gelegenheitsstrukturen“ genützt
und aktiv mitgestaltet hat. Sie formuliert aber
auch Kritik am „Medienfeminismus“, der „weit-
gehend ohne Bezug zur Frauen- und Geschlech-
terforschung“ auskomme und die Abgrenzung
zum so genannten „alten Feminismus“ suche
(Böcker 2013). Das überrascht nicht, denn das
Internet widerspiegelt auch die analogen Wen-
dungen in der Feminismus-Debatte. Die Bedin-
gungen für feministische Politik sind schwie-
riger geworden. Darum ist die Einbettung in
Diskurse über Geschlechterverhältnisse im
Netz ebenso mehr oder weniger deutlich, wi-
dersprüchlich oder verzerrt, wie außerhalb.
3.1 Digitale Bündnisse
3.2 Zusammenspiel und Zusammen-Handeln
Vor diesem Hintergrund ist das Zusammenspiel
und Zusammen-Handeln der Aktivistinnen, die
Einbettung der Strategien und Forderungen in
die herrschaftskritische Analyse der patriarcha-
len Geschlechter- und Machtverhältnisse so be-
deutsam. Sie sind und waren das Rückgrat der
Frauenbewegung, die damit Gesellschaft verän-
dert, im übertragenen Sinn Türen aufgestoßen,
Fenster geöffnet und Mauern durchbrochen
hat. Die Stärke der Frauenbewegung in Öster-
reich lag ganz zentral in diesem Bindeglied zwi-
schen staatlicher Frauenpolitik und autonomen
Frauennetzwerken und in einer aktiven und ak-
tivierenden öffentlichen Debatte. Johanna Doh-
nal, die ehemalige SPÖ-Frauenministerin und
Doyenne der österreichischen Frauenpolitik,
setzte darum auf breite frauenpolitische Bünd-
nisse, etwa bei der Durchsetzung der Fristenre-
gelung 1975 oder beim ersten Gleichbehand-
lungspaket 1992.
Das Recht auf Schwangerschaftsabbruch in
Österreich wurde zum großen Erfolg der ös-
terreichischen Frauenbewegung. Der Geset-
zesbeschluss gelang, weil Sozialdemokratinnen
gemeinsam mit Vertreterinnen der autonomen
Frauenbewegung massenhaft zu Demonstrati-
onen und öffentlichen Protestveranstaltungen
mobilisierten. Die SPÖ-Frauenorganisation or-
ganisierte mit dem Druck von der Straße den
notwendigen Meinungsumschwung innerhalb
der männlichen Parteiführung (Mesner 1993:
448ff).
Neben dieser breiten und öffentlichen Bünd-
nisarbeit, war auch die Einbettung frauenpoli-
tischer Themen in größere strukturelle Zusam-
menhänge wesentlich, wofür der Beschluss des
Gleichbehandlungspaketes 1992 exemplarisch
steht. Damals wurde unter diesem Namen ein
umfassender arbeits- und sozialrechtlicher
Maßnahmenkatalog im Parlament verabschie-
det (Mairhuber 1999: 35-47). Die strukturelle
Diskriminierung (wie der Zusammenhang von
Mutterschaft, Teilzeitarbeit und Altersarmut)
wurde erstmals ins Zentrum der öffentlichen
Debatte gerückt und zum Thema gemacht.
Hintergrund war ein Urteil des Verfassungs-
gerichtshofes zur Aufhebung des unterschied-
lichen Pensionsantrittsalters. Der Protest der
Frauen war groß, vor allem, weil das Urteil die
unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten von
Frauen und Männern außer Acht ließ. Johanna
Dohnal und die damalige ÖGB-Vizepräsidentin
Irmgard Schmidleithner schnürten deswegen
gemeinsam mit den Frauen aller parlamen-
tarischen Parteien (außer jener der FPÖ) ein
weitreichendes Forderungspaket. Die zentrale
Botschaft war: Erst wenn Frauen wirklich glei-
che Lebensbedingungen vorfinden und entspre-
chende Reformen umgesetzt sind, kann es ein
gleiches Pensionsalter geben. Am Ende mussten
Abstriche gemacht werden, aber der Beschluss
des Gleichbehandlungspaketes war ein Erfolg
und verdeutlichte die Notwendigkeit der eigen-
ständigen Existenzsicherung für Frauen einer
breiten Öffentlichkeit. Das gelang, weil sich
Frauen über die Parteigrenzen hinweg für eine
ungewöhnliche, aber sehr wirksame Bündnisar-
beit entschieden. Ein Urteil gegen Frauen wurde
so zu einem Reformschritt für Frauen gewendet.
Diese Bündnisstrategie kann auch heute Scha-
blone für gemeinsames feministisches Enga-
gement sein. Eine Themenliste feministischer
Bündnisprojekte wäre schnell erstellt:
•	 Das Gleichbehandlungspaket ist umgesetzt.
Verbindliche Normen für Entgeltgleichheit,
ein Gesetz, das verpflichtend die Durch-
forstung von Betriebsvereinbarungen und
Kollektivverträgen auf Diskriminierung
vorsieht, gibt es nicht.
•	 Der Schwangerschaftsabbruch ist möglich,
aber nicht in jedem Bundesland, die ur-
sprünglich geforderte Kostenfreiheit gibt
es nicht.
•	 Das Gewaltschutzgesetz wurde erkämpft –
aber von einer ausreichenden Versorgung
mit Frauenhäusern ist Österreich weit ent-
fernt.
•	 Die geschlechtsspezifischen Unterschiede
der Pensionen sind enorm und durch die
Reformen von 2003 droht eine Verschär-
fung der weiblichen Altersarmut.
Im Zusammenspiel zwischen Netzfeminismus
und ‚analoger‘ Frauenbewegung kann eine Be-
wegung gegen die Marginalisierung der Ge-
schlechterfrage wachsen. Im Web 2.0 können
feministische Diskurse, Aktionen, Netzwerke
und Forschungen verknüpft und verstärkt wer-
den. Herrschaftskritisches Wissen online teilen
und tausendfach verbreiten, im Austausch neue
Erkenntnisse entwickeln und vervielfachen ist
gleichsam eine digitale Sauerstoffzufuhr für
die Belebung frauenpolitischer Gegen-Öffent-
lichkeit. Denn die „Hegemonie des patriarcha-
len Denkens [...] ist nicht begründet in dessen
Überlegenheit nach Inhalt, Form oder Wirkung
gegenüber allem andren Denken; diese Hege-
monie beruht darauf, dass alle anderen Stimmen
zum Schweigen gebracht worden sind – das
Abweichende (Frauen, ethnische Minderheiten,
Andersgläubige) musste entmutigt, lächerlich
gemacht und zum Schweigen gebracht werden“
(Lerner 1993: 333).
So gesehen kann ein Bündnis aus Netzfeminis-
mus, ‚altbewährter‘ Frauenbewegung und of-
fizieller Frauenpolitik weit hörbar die Stimme
erheben, ermutigen, Themen setzen und neue
Debatten entfachen.
SEITE 8
Bauer-Jelinek, Christine (2012). Der Falsche Feind. Schuld sind nicht die Männer, Salzburg.
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Zwischen Rückschritt, neoliberaler Anpassung und neuen Perspektiven

  • 1. FEMINISMUS UNTER DRUCK: Zwischen Rückschritt, neoliberaler Anpassung und neuen Perspektiven 12014 Österreichische Post AG Info.Mail Entgelt bezahlt
  • 2. ÜBER MOMENTUM POLICY PAPERS: Momentum Policy Papers richten sich an politisch Engagierte. In unterschiedlichen Politikfeldern werden Probleme analysiert und praxistaugliche Alternativen vorgestellt. Die Momentum Policy Papers liefern eine wissenschaftlich fundierte Argumentations- grundlage, die praktische Erfahrungen miteinbezieht und sich konsequent am Prinzip der sozialen Gerechtigkeit orientiert. 1. Neoliberale Politik und die Interpretation von Ungleichheit 3 1.1. „Männlichkeitskrisen“ und Antifeminismus 3 1.2. Elitefeminismus oder „Feminismus light“ 3 1.3. 1.3 Opfermänner und „extremistische Megären“ 4 2. Rhetorische Modernisierung – Verschleierung der Ungleichheit 5 2.1. Arbeitsmarkt und Frauenbeschäftigung 5 2.2. Ungleichheit und vermeintliche Sehnsucht 5 3. Gegen-Öffentlichkeiten und Strategien der Verschränkung 6 3.1 Digitale Bündnisse 7 3.2 Zusammenspiel und Zusammen-Handeln 7 Inhalt FEMINISMUS UNTER DRUCK: Zwischen Rückschritt, neoliberaler Anpassung und neuen Perspektiven ANGABEN ZU DEN AUTORINNEN: Sonja Ablinger ist Lehrerin an einer Neuen Mittelschule in Linz. Sie ist seit 2005 Landesfrauenvorsitzenden der SPÖ Oberösterreich und seit 1998 zudem Vorsitzende des Gewaltschutzzentrums OÖ. Sie war bis Oktober 2013 Abgeordnete zum Nationalrat und Kul- tursprecherin des sozialdemokratischen Parlamentsklubs. Judith Schwentner, Studium der Slawistik und Germanistik in Graz und Moskau, Auslandslektorin an der Universität Lemberg/ Ukraine, bis 2008 Chefredakteurin und Leiterin der Straßenzeitung und sozialen Initiative Megaphon (Caritas), seitdem Abgeordnete zum Nationalrat, 2008-2013 Sprecherin für Frauen und Entwicklungspolitik, seit 2013 Sozialsprecherin für Soziales, Die Grünen. Alexandra Weiss, Mag. phil., Dr. phil.; geb. 1971, Politikwissenschafterin; Hochschullektorin und freie Wissenschafterin, 2003- 2006 Forschungsassistentin am Institut für Soziologie, 2007/08 Universitätsassistentin am Institut für Politikwissenschaft, jeweils an der Universität Innsbruck, seit 2006 Koordinatorin im Büro für Gleichstellung und Gender Studies der Universität Innsbruck. Forschungsschwerpunkte: Arbeits- und Geschlechterverhältnisse, Sozialpolitik und Armut, Staatstheorie, Kapitalismusanalyse und soziale Bewegungen. IMPRESSUM: Momentum Policy Paper Ausgabe #1 2014 Herausgeber: Verein Momentum, Steyr Text: Alexandra Weiss, Sonja Ablinger, Judith Schwentner Redaktionelle Betreuung & Lektorat: Barbara Blaha, Ludwig Dvorak www.momentum-kongress.org. mail: office@momentum-kongress.org.
  • 3. Abstract 1 Neoliberale Politik und die Interpretation von Ungleichheit Der vorliegende Beitrag setzt sich mit den Hintergründen antifeministischer Diskurse sowie deren Niederschlag in der öffentlich-medialen und politischen Debatte auseinan- der. Grundtenor ist eine Indi- vidualisierung gesellschaftli- cher Problemlagen, die nicht nur die geschlechterpolitische Debatte kennzeichnet. Neben der Tendenz der Marginali- sierung feministischer Politik werden aber auch neue Ini- tiativen auf ihr Potential hin ausgelotet, den feministischen Diskurs in einer breiteren Öf- fentlichkeit zu re-etablieren. SEITE 3 Antifeminismus ist kein neues Phänomen, be- sondere Popularität und Verbreitung erfährt er aber im Kontext tiefgreifender Veränderungen der Produktionsweise, der Arbeitsverhältnisse, der Lebensweisen und der Geschlechterverhält- nisse, die dann als „Krise“ der (essentialistisch verstandenen) Männlichkeit verarbeitet wer- den.1 Der Übergang von einem sozialstaatlichen regulierten hin zu einem neoliberalen Kapita- lismus stellt einen solch tiefgreifenden Wandel dar, der Frauen und Männer aufgrund ihrer unterschiedlichen Einbindung in Erwerbs- und Reproduktionsarbeit in unterschiedlicher Wei- se trifft. Die mediale Diskussion fokussiert aber v.a. auf männliche Identitätskrisen in Folge von Arbeitslosigkeit und prekärer Beschäftigung, im Zentrum steht die Familienerhalter-Funktion, die nicht mehr erfüllt werden kann. Um diese Problematik herum wird eine Reihe von Prob- lemlagen – von Gesundheitsproblemen, höhe- ren Suizidraten, einer vermeintlichen Benach- teiligung von Buben im Schulsystem bis hin zu einer ‚allgemeinen Diskreditierung‘ des männli- chen Geschlechts (vgl. z.B. Bönt 2012; Hollstein 1 Siehe auch die Debatten in der österreichi- schen Zwischenkriegszeit (z.B. Malleier 2003; Wrussnig 2009). 2011; Bauer-Jelinek 2012) gruppiert, während Frauen als Gewinnerinnen der Entwicklung ge- zeichnet werden. In Österreich wurde die Thematisierung der Männlichkeitskrise v.a. ab 2001 durch die Ein- richtung einer „Männerpolitischen Grund- satzabteilung“ im Sozialministerium unter der rechts-konservativen ÖVP-FPÖ-Regierung be- fördert (Geden 2006, Mayrhofer 2006), journa- listisch wird das Thema verstärkt seit etwa 2008 verhandelt (Weiss 2013). Die Veränderungen struktureller Bedingungen, kommen hier kaum zur Sprache. An die Stelle von Gesellschafts- oder Kapitalismuskritik tritt eine Anklage von Feministinnen und ihren ‚Unterwerfungsstrate- gien‘ gegenüber Männern (allen voran Gender Mainstreaming). Dies kennzeichnet auch die Publikationen der „Männerpolitischen Grund- satzabteilung“ in der Zeit von 2001 bis 2006, in denen kaum Daten über politökonomische Pro- zesse oder gesellschaftstheoretische Analysen zu finden sind, sondern in erster Linie individuelle Befindlichkeiten und eine individualpsychologi- sche Sicht auf das Thema (BMSG 2003; BMSGK 2006). Dieser Fokus kennzeichnet die politische als auch die mediale Debatte bis heute. 1.2 Elitefeminismus oder „Feminismus light“ Gesellschaftliche Transformationen ignoriert auch der medial breit rezipierte elite-femi- nistische Diskurs. Von den Medien und auch den Vertreterinnen selbst als Neuer Feminis- mus bezeichnet, wird aber nicht nur gegen eine beinahe schon skurril wirkende Familien- ideologie einer Eva Hermann argumentiert, auch die Abgrenzung vom ‚alten’ Feminismus ist wesentlich: „Der neue Feminismus, den ich meine, kämpft nicht gegen die Herrschaft des Mannes, sondern für die Freiheit der Frau […] selbst entscheiden zu können“ meint etwa Sil- vana Koch-Mehrin (2007: 10). Gesellschaftli- che Strukturen und Herrschaftsmechanismen bleiben dabei unbegriffen. Feminismus ist nicht mehr sozialer Kampf und politische Befreiungs- bewegung, sondern wird zu einer individuellen Einstellung. Wichtig ist den Autorinnen auch zu vermitteln, dass sie die Dinge entspannter zu sehen vermögen als ‚verbitterte Feministinnen’. Daran schließt eine Abgrenzung vom oftmals zitierten ‚Opferfeminismus’ an – eine Ausein- andersetzung, in der die Autorinnen nicht nur keinerlei analytischen Tiefgang beweisen, son- 1.1 „Männlichkeitskrisen“ und Antifeminismus
  • 4. dern auch der feministischen Auseinanderset- zung um drei Jahrzehnte hinterherhinken (vgl. z.B. Haug 1980 und Thürmer-Rohr 1983). Das verdeutlicht einerseits die individualistische Ausrichtung, die gesellschaftstheoretische Fra- gen nicht kennt und andererseits eine Ignoranz gegenüber frauenpolitischer und feministisch- theoretischer Entwicklung. Jenseits der De- batte, wie sinnvoll der Opferbegriff war oder ist (vgl. Thürmer-Rohr 1990), muss er histo- risch situiert und in seinem Wert – als Mittel, Gewalt gegen Frauen, ökonomische und kul- tureller Diskriminierung zum Thema zu ma- chen – für die politische Bewegung analysiert werden. Eine Distanzierung von Opferbegriff, der inzwischen einer generellen Delegitimie- rung feministischer Politik dient, wirkt heute – Jahrzehnte nach der Mittäterschaftsdebatte – merkwürdig anachronistisch. Zentrale Elemente des Elitefeminismus sind die Vereinbarkeitsfrage, Karrierechancen und die Abwehr einer konservativen Familien- ideologie. Forderungen oder vielmehr Appelle richten sich dabei aber kaum an den Staat, als Gestalter von Rahmenbedingungen, sondern an die Frauen selbst (z.B. Dorn 2007a: 37). Da- mit geht eine Abkehr vom Sozialstaat, mit sei- ner Orientierung auf soziale Inklusion und kol- lektive Interessen einher (Dölling 2008: 31-33). Der ‚neue Feminismus‘ bietet also nicht allen Frauen eine Perspektive, sondern in erster Li- nie gut- bzw. hochqualifizierter Frauen (Dorn 2007a: 37). Bedingt werden dabei Versatzstü- cke feministischer Politik integriert: Was einst ‚mit Selbstbewusstsein und Stärke auftreten’ in der Frauenbewegung hieß, kann dann ohne allzu große Brüche in eine neoliberale Eigen- verantwortungslogik übersetzt werden. Aus diesem Fundus bedienen sich auch moderni- siert-konservative Geschlechterpolitiken. Ein Wahlslogan wie dieser: „Ich bin so Frau, weil Chancengleichheit das ist, was ich selbst dar- aus mache“2 beinhaltet vielerlei: ‚starke‘ Frau- en übernehmen selbst die Verantwortung und richten keine Forderungen an Staat oder Ge- sellschaft. Der Begriff der Verantwortung wird hier ad absurdum geführt, weil sie auch dort zu tragen ist, wo die Einzelne kaum oder gar keinen Einfluss besitzt: auf Normen und Zu- schreibungen, Einkommensdiskriminierung oder die Gewalttätigkeit nicht nur der Struktu- ren, sondern auch ganz konkreter Männer. Und schließlich ist die Sequenz „ich bin so Frau“ als Betonung traditioneller Weiblichkeit und als Gegensatz zu Feministinnen zu interpretieren. Der kulturelle Inhalt von Weiblichkeit wird nicht als Herrschaftsmechanismus in einer ge- schlechtshierarchischen Kultur analysiert (vgl. Klaus 2008). 2 Verwendet von der ehemaligen Landesrätin Elisabeth Zanon (ÖVP) für Frauenangelegenheiten im Tiroler Landtagswahlkampf 2008. SEITE 4 Es gibt aber nicht nur ein Bedürfnis nach Distan- zierung vom ‚alten’ Feminismus, sondern auch nach Abwertung. So meint Thea Dorn, dass der Feminismus „vom Ruf der Männer hassenden, mehr oder weniger lesbischen, in jedem Fall ‚extremistischen’ Megären zu befreien“ (Dorn 2007b) sei. Bleibt zu fragen: Was ist die Motiva- tion, sich von lesbischen Frauen zu distanzieren? Muss frau die herrschende heterosexistische Normen bedienen, damit die eigene ‚Weiblich- keit’ nicht angezweifelt wird? Selbst das alte Kli- schee vom Männerhass wird reproduziert. Und: Was ist ‚extremistisch’? Wird hier Radikalität und Extremismus gleichgesetzt? Reagiert wird hier offenbar auf das von Antifeminist/innen oft vorgebrachte Argument, dass der Feminismus eine „aggressiv-feindselige und herabsetzende Haltung gegenüber Männern aufgrund ihres Geschlechts“ (Hollstein 2011: 41) transportiere. Zur Untermauerung dieses Arguments werden v.a. Valerie Solanas’ Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer von 1971, oder Andrea Dworkin mit ihrem Buch Pornographie – Männer beherrschen Frauen von 1981 zitiert. Welche Bedeutung diese Werke haben oder ein- mal hatten, wird nicht gefragt – sie stehen für den Feminismus. Greifen kann die Setzung von Männern als Op- fer eines ‚überzogenen‘ Feminismus vor dem Hintergrund dessen, was Angelika Wetterer (2003) als widersprüchliche Entwicklungen von Modernisierung und Persistenz der Ge- schlechterverhältnisse bzw. als „rhetorische Modernisierung“ beschreibt: Kultur- und Struk- turzusammenhang haben sich gegeneinander verschoben – wir haben es also mit einer Rhe- torik der Gleichheit zu tun, während die Struk- tur des Geschlechterverhältnisses und die so- ziale Praxis der Menschen nahezu unverändert bleiben. Kehrseite dessen ist eine Ent-Thema- tisierung und gleichzeitig eine Reproduktion der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern 1.3 Opfermänner und „extremistische Megären“
  • 5. SEITE 5 2.1 Arbeitsmarkt und Frauenbeschäftigung Eine Ent-Thematisierung und Reproduktion der Ungleichheit zwischen den Geschlech- tern zeigt sich in den geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Auswirkungen der Wirt- schafts- und Finanzkrise seit 2008. Bestehen- de Ungleichheiten wurden in der öffentlichen Debatte weitgehend ausgeklammert und z.T. von antifeministischen Diskursen überlagert. Das manifestiert sich nicht zuletzt darin, dass frauenpolitische Themen in der öffentlichen Diskussion kaum vorkommen oder immer öfter als unwahr und fragwürdig bezeichnet werden. Eindringliches Beispiel dafür war die Cover- Geschichte der Zeitschrift profil, in der unter dem Titel „Die Wahrheit über die Ungleich- heit“ Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen als ‚Mythos‘ entlarvt werden sollte (Bau- er/Treichler 2012) – auch wenn Frauen laut Einkommensbericht des Rechnungshofes im Schnitt nur 60% der durchschnittlichen Män- nereinkommen erreichen. Schon beim Brutto- stundenlohn liegt der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern bei fast 25% (Rechnungshof 2012). Die Krise von 2008 wurde medial oftmals als für Männer dramatischer beschrieben, denn zunächst waren die exportorientierten Indus- triebranchen, in denen überwiegend Männer beschäftigt sind, stärker betroffen. Durch Kurz- arbeit, die zu über 80% von Männern in An- spruch genommen wurde, wurde der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei den Männern etwas abgebremst. Die weibliche Kurzarbeit heißt Teilzeit. Bei der Frauen-Teilzeitquote lag Öster- reich mit 41,2% im Jahr 2007 – also bereits vor der Krise – deutlich über dem EU-27 Schnitt von 31,2%. Durch die Krise verschärfte sich die- se Tendenz noch weiter und führte dazu, dass 2009 die Teilzeitquote der Frauen auf 43,5% und 2012 auf 44,9% anstieg. (Statistik Austria 2013). Die meisten Teilzeitbeschäftigten arbeiten im Dienstleistungssektor, während im männlich dominierten Industrie- und Gewerbebereich über 90% der Beschäftigten Vollzeit arbeiten. Insgesamt sind rund 90% der Teilzeitbeschäf- tigten in Österreich Frauen. Stark gestiegen ist auch die Zahl der geringfügigen Beschäftigun- gen, die zu 70% von Frauen ausgeübt werden. Der steigende Frauenanteil an der Gesamtbe- schäftigung (von 1994 bis 2012 um 24 Prozent- punkte) ist so erster Linie auf den Anstieg von Teilzeitarbeit zurückzuführen ist, denn das Er- werbsvolumen von Frauen hat sich nicht erhöht (Wiedenhofer-Galik 2008: 1146-1153). Als Gründe für Teilzeitbeschäftigung waren bei 38% (320. 600) der Frauen, aber nur 3,1% (6.100) der Männer Betreuungspflichten gegenüber Kindern oder pflegebedürftigen Erwachsenen ausschlaggebend. Bei den Männern (24,4% bzw. 48.600) standen dagegen die schulische oder berufliche Aus- oder Fortbildung im Vorder- grund (Frauen 7,6% bzw. 64.500) (ebd.: 1160). Viele Teilzeitbeschäftigte möchten aber mehr arbeiten. Laut einer SORA-Umfrage aus dem Jahr 2006 sieht ein Drittel (34%) aller Teilzeit- beschäftigten ihr Beschäftigungsverhältnis als Not- oder Übergangslösung. 28% wünschen sich sofort ein höheres Stundenausmaß, nur 22% der Befragten möchten prinzipiell in Teil- zeit bleiben und auch keine Stundenerhöhung. Vor allem jene mit einem geringen Einkommen möchten aber mehr arbeiten (SORA 2007). und der Hierarchie der Geschlechterordnung (ebd.: 290). In einer Verbindung von Individu- alisierungs-, Selbstverwirklichungs- und ge- schlechterpolitischen Gleichheitsdiskurs kann Ungleichheit heute kaum noch als Ergebnis der Geschlechterordnung thematisiert werden, sondern wird als Folge einer individuell und bewusst getroffenen, freien Wahl verstanden (ebd.: 297-298). Nun ist dieser Verdeckungszu- sammenhang nicht neu, er steht aber in neuem Kontext – dem, der neoliberalen „Abwicklung des Feminismus“ (McRobbie 2010). Der Femi- nismus wurde von seinen (sozial-) kritischen Bestandteilen ‚befreit’ und konnte so – als ‚neu- er’ oder ‚Elitefeminismus’ – in neoliberale Poli- tikkonzepte integriert werden. 2 Rhetorische Modernisierung – Verschleierung der Ungleichheit 2.2 Ungleichheit und vermeintliche Sehnsucht Es dürfte daher kein Zufall sein, dass sich frau- enpolitische Debatten in den letzten Jahren vorrangig um Fragen der Vereinbarkeit und die Einkommensschere drehten. Eva Kreisky und Marion Löffler stellen fest, dass Frauenpolitik zunehmend (wieder) mit Familienpolitik gleich-
  • 6. SEITE 6 gesetzt wird: „Frauenpolitik braucht [aber] ein klares Profil, um sich wieder aus der einschrän- kenden Gleichsetzung mit Familienpolitik zu befreien. […] Fragen der Repräsentation oder selbstbestimmter Lebensführung sind […] aus der politischen Wahrnehmung weitgehend ver- schwunden“ (Kreisky/Löffler 2010, 416). Wenig überrascht daher die Interpretation der vom damaligen Familienminister Reinhold Mit- terlehner präsentierten Umfrage „Jugendmo- nitor 2011“, die dem Thema Familie gewidmet war. Die Aussage von 55% der befragten Mäd- chen, Hausfrau sein zu wollen, wenn der/die Partner/in so viel verdient, dass der Lebensun- terhalt gesichert ist, wurde unhinterfragt über- nommen. Dass 79% der Buben und 87% der Mädchen bejahten, dass „die Männer genauso für die Kindererziehung verantwortlich sind, wie die Frauen“ und immerhin 75% der Frauen und 53% der Buben es gut finden, „wenn beide Elternteile abwechselnd einen Teil der Zeit in Karenz gehen und zu Hause bleiben“ (Freuden- schuss 2011), wurde in der medialen Diskussion ignoriert. Was in der politischen Debatte unter dem Stich- wort ‚Wahlfreiheit‘ subsumiert wird, spiegelt die Realität der erwerbstätigen Frauen also in keiner Weise wider. Der Begriff wird vielmehr so ein- gesetzt, dass bestehende Ungleichheit bewusst verschleiert wird. Das verstärkte mediale Inte- resse am Beruf „Hausfrau“ ist Ausdruck davon. Sie „sind jung, gut ausgebildet und pfeifen so lange auf den Job, solange sie daheim bei ihren Kindern bleiben wollen“, untertitelt Die Presse (November 2012) einen Artikel zum Thema. In eine ähnliche Kerbe schlagen profil („Traumbe- ruf Hausfrau. Jede zweite junge Österreicherin denkt an den Rückzug zu Kindern und Kü- che“, November 2011) und Die Zeit („Darf man Hausfrau sein?“, Oktober 2012). Eine Diskussi- on darüber, woher diese (vermeintliche) Sehn- sucht stammen könnte, entstand nicht. Ungleichheiten am Arbeitsmarkt basieren auf einer Politik, die zulässt, dass Väter die Fra- ge der Vereinbarkeit von Beruf und Familie bis heute kaum berührt bzw. berühren muss. Während sich der Erwerbsverlauf und die zeit- liche Belastung von Müttern mit der Geburt eines Kindes dramatisch ändern, bleiben jene der Väter davon weitgehend unbeeindruckt. Die Arbeitsteilung vollzieht sich nicht partner- schaftlich zwischen Männern und Frauen, son- dern vielmehr zwischen Frauen. Ökonomisch schlechter gestellte Frauen aus benachteiligten Regionen wandern als Putzfrauen, Pflegerinnen oder Kindermädchen in die reichen Haushalte der Industrieländer (Völkerer/Pirklbauer 2010). Die Folgen kennen wir: Eklatante Einkommens- unterschiede, Berufsunterbrechungen und Ar- mut, die dann in Altersarmut resultiert. Antifeministischen Positionen gewinnen an Einfluss und der Feminismus „als politische Bewegung scheint im öffentlichen Diskursfeld wieder marginalisiert“ (Kreisky 2013: 275). Dennoch gibt es Anknüpfungspunkte für ge- meinsames feministisches Handeln und für frauenpolitische Bündnisse. Es zählt zu den Er- rungenschaften der Frauenbewegung, dass ihre Forderungen bei den meisten Frauen heute un- strittig sind und große Zustimmung finden. Das Recht auf gleiche und gleichwertige Bezahlung, gleichberechtigte Mitbestimmung, gewaltfreies Leben stehen für die Mehrheit der Frauen ganz oben im Ranking politischer Themen (Frauen- barometer 2012). Es sind auch jene Themen, die Frauen über Milieus hinaus verbinden, weil sie ähnliche Erfahrungen teilen: Demütigung, Dis- kriminierung und Gewalt als Alltagserfahrung kennen viele Frauen. Öffentliche Kampagnen oder politische Protestaktionen, die das zum Thema machen, lösen fast immer heftige Dis- kussionen und Gegenreaktionen aus. Ein Beispiel dafür aus jüngster Zeit ist #auf- schrei, eine Protestdebatte gegen Alltagssexis- mus. Im Jänner 2013 veröffentlichte das deut- sche Wochenmagazin Stern einen Beitrag der Journalistin Laura Himmelreich über Rainer Brüderle, den Spitzenkandidaten der FDP für die Bundestagswahl 2013, dem sie darin sexis- tische Äußerungen und Verhalten ihr gegen- über vorwarf. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter nahmen unmittelbar sehr viele Frauen (und Männer) das Thema auf und berichteten ihrerseits von frauenabwertenden Erlebnissen. Unter dem Hashtag #aufschrei wurde innerhalb weniger Tage eine großflächige gesellschaftli- che Diskussion über Sexismus ausgelöst, die sich auch schnell in Österreich ausbreitete. Die Kampagne wurde mit dem Grimme Online Award 2013 ausgezeichnet: Nie zuvor hätte ein Hashtag eine derartige Wirkung erzeugt, begründete die Jury ihre Entscheidung. Inner- 3 Gegen-Öffentlichkeiten und Strategien der Verschränkung
  • 7. SEITE 7 halb von nur einer Woche rauschten 49.000 Tweets und mindestens 30.000 Retweets durch den Twitterkanal (Wikipedia). Die #aufschrei- Aktion hatte ihren Ursprung und ihre Stär- ke in der digitalen Vernetzung, das ist für die Art und Weise, der öffentlichen Debatte nicht unwesentlich. Die Definitionsmacht, also wer bestimmt, was Gegenstand der Politik und der öffentlichen Diskurse ist und was nicht, hat sich verschoben. Feministinnen im Netz haben über „digita- le Bündnisse selbst Bühnen geschaffen“, ana- lysiert Teresa Bücker (2013) in ihrem Blog- beitrag die #aufschrei-Debatte. Die digitalen Kommunikationstechnologien ermöglichen mehr Menschen, sich an politischen Aushand- lungsprozessen zu beteiligen. #aufschrei ist ein Beispiel, wie feministische Bewegungen sicht- barer, größer und lautstärker werden können. Und es ist beispielhaft dafür, wie öffentliche Diskussionen digital und analog parallel funk- tionieren bzw. sich wechselseitig intensivieren. „Feministische Netzwerke im Internet speisen sich also von zwei Seiten: Menschen, die über Social Media mit Feministinnen in Berührung kommen, und Feministinnen, die online nach Verbündeten suchen“, so Bücker (ebd.) über das Potential des Netzfeminismus für die Frauen- bewegung. Der Netzfeminismus hat neue Orte und Kommunikationsmöglichkeiten, politische Aktionsformen wachsen lassen, die über die Schwelle der knappen Wahrnehmung hinaus- gewachsen sind. Das beweisen die vielfältigen Vernetzungsinitiativen, feministischen Blogs, Online-Magazine, Youtube-Plattformen, Frau- enbarcamps oder andere neue Formen des fe- ministischen Online-Aktivismus. Der Netzfe- minismus hat sozusagen festen Grund in der virtuellen Welt erlangt. Auch wenn das Netz bei weitem noch nicht für alle zum täglichen Kommunikationsmittel ge- worden und der Zugang nicht barrierefrei ist, das Internet ist die neue digitale Agora – in der auch der Feminismus ‚Platz genommen’ hat. Die ungleiche Verteilung von Ressourcen und digi- talen Rahmenbedingungen bestimmen natür- lich auch darüber, wer wie viel Platz einnimmt, wem der Zugang verwehrt bleibt, worüber ge- sprochen wird – und worüber nicht. Genau deswegen können große Schlüsse über neue Frauenbewegungen in und mit dem Netz nicht gezogen werden, weil sich eben nicht alle frauenpolitische Aktivistinnen beteiligen oder alle entsprechend repräsentiert sind. Ulla Wi- schermann spricht in einer Analyse zu #auf- schrei davon, dass eine feministische Interventi- on „politische Gelegenheitsstrukturen“ genützt und aktiv mitgestaltet hat. Sie formuliert aber auch Kritik am „Medienfeminismus“, der „weit- gehend ohne Bezug zur Frauen- und Geschlech- terforschung“ auskomme und die Abgrenzung zum so genannten „alten Feminismus“ suche (Böcker 2013). Das überrascht nicht, denn das Internet widerspiegelt auch die analogen Wen- dungen in der Feminismus-Debatte. Die Bedin- gungen für feministische Politik sind schwie- riger geworden. Darum ist die Einbettung in Diskurse über Geschlechterverhältnisse im Netz ebenso mehr oder weniger deutlich, wi- dersprüchlich oder verzerrt, wie außerhalb. 3.1 Digitale Bündnisse 3.2 Zusammenspiel und Zusammen-Handeln Vor diesem Hintergrund ist das Zusammenspiel und Zusammen-Handeln der Aktivistinnen, die Einbettung der Strategien und Forderungen in die herrschaftskritische Analyse der patriarcha- len Geschlechter- und Machtverhältnisse so be- deutsam. Sie sind und waren das Rückgrat der Frauenbewegung, die damit Gesellschaft verän- dert, im übertragenen Sinn Türen aufgestoßen, Fenster geöffnet und Mauern durchbrochen hat. Die Stärke der Frauenbewegung in Öster- reich lag ganz zentral in diesem Bindeglied zwi- schen staatlicher Frauenpolitik und autonomen Frauennetzwerken und in einer aktiven und ak- tivierenden öffentlichen Debatte. Johanna Doh- nal, die ehemalige SPÖ-Frauenministerin und Doyenne der österreichischen Frauenpolitik, setzte darum auf breite frauenpolitische Bünd- nisse, etwa bei der Durchsetzung der Fristenre- gelung 1975 oder beim ersten Gleichbehand- lungspaket 1992. Das Recht auf Schwangerschaftsabbruch in Österreich wurde zum großen Erfolg der ös- terreichischen Frauenbewegung. Der Geset- zesbeschluss gelang, weil Sozialdemokratinnen gemeinsam mit Vertreterinnen der autonomen Frauenbewegung massenhaft zu Demonstrati- onen und öffentlichen Protestveranstaltungen mobilisierten. Die SPÖ-Frauenorganisation or- ganisierte mit dem Druck von der Straße den notwendigen Meinungsumschwung innerhalb der männlichen Parteiführung (Mesner 1993: 448ff).
  • 8. Neben dieser breiten und öffentlichen Bünd- nisarbeit, war auch die Einbettung frauenpoli- tischer Themen in größere strukturelle Zusam- menhänge wesentlich, wofür der Beschluss des Gleichbehandlungspaketes 1992 exemplarisch steht. Damals wurde unter diesem Namen ein umfassender arbeits- und sozialrechtlicher Maßnahmenkatalog im Parlament verabschie- det (Mairhuber 1999: 35-47). Die strukturelle Diskriminierung (wie der Zusammenhang von Mutterschaft, Teilzeitarbeit und Altersarmut) wurde erstmals ins Zentrum der öffentlichen Debatte gerückt und zum Thema gemacht. Hintergrund war ein Urteil des Verfassungs- gerichtshofes zur Aufhebung des unterschied- lichen Pensionsantrittsalters. Der Protest der Frauen war groß, vor allem, weil das Urteil die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten von Frauen und Männern außer Acht ließ. Johanna Dohnal und die damalige ÖGB-Vizepräsidentin Irmgard Schmidleithner schnürten deswegen gemeinsam mit den Frauen aller parlamen- tarischen Parteien (außer jener der FPÖ) ein weitreichendes Forderungspaket. Die zentrale Botschaft war: Erst wenn Frauen wirklich glei- che Lebensbedingungen vorfinden und entspre- chende Reformen umgesetzt sind, kann es ein gleiches Pensionsalter geben. Am Ende mussten Abstriche gemacht werden, aber der Beschluss des Gleichbehandlungspaketes war ein Erfolg und verdeutlichte die Notwendigkeit der eigen- ständigen Existenzsicherung für Frauen einer breiten Öffentlichkeit. Das gelang, weil sich Frauen über die Parteigrenzen hinweg für eine ungewöhnliche, aber sehr wirksame Bündnisar- beit entschieden. Ein Urteil gegen Frauen wurde so zu einem Reformschritt für Frauen gewendet. Diese Bündnisstrategie kann auch heute Scha- blone für gemeinsames feministisches Enga- gement sein. Eine Themenliste feministischer Bündnisprojekte wäre schnell erstellt: • Das Gleichbehandlungspaket ist umgesetzt. Verbindliche Normen für Entgeltgleichheit, ein Gesetz, das verpflichtend die Durch- forstung von Betriebsvereinbarungen und Kollektivverträgen auf Diskriminierung vorsieht, gibt es nicht. • Der Schwangerschaftsabbruch ist möglich, aber nicht in jedem Bundesland, die ur- sprünglich geforderte Kostenfreiheit gibt es nicht. • Das Gewaltschutzgesetz wurde erkämpft – aber von einer ausreichenden Versorgung mit Frauenhäusern ist Österreich weit ent- fernt. • Die geschlechtsspezifischen Unterschiede der Pensionen sind enorm und durch die Reformen von 2003 droht eine Verschär- fung der weiblichen Altersarmut. Im Zusammenspiel zwischen Netzfeminismus und ‚analoger‘ Frauenbewegung kann eine Be- wegung gegen die Marginalisierung der Ge- schlechterfrage wachsen. Im Web 2.0 können feministische Diskurse, Aktionen, Netzwerke und Forschungen verknüpft und verstärkt wer- den. Herrschaftskritisches Wissen online teilen und tausendfach verbreiten, im Austausch neue Erkenntnisse entwickeln und vervielfachen ist gleichsam eine digitale Sauerstoffzufuhr für die Belebung frauenpolitischer Gegen-Öffent- lichkeit. Denn die „Hegemonie des patriarcha- len Denkens [...] ist nicht begründet in dessen Überlegenheit nach Inhalt, Form oder Wirkung gegenüber allem andren Denken; diese Hege- monie beruht darauf, dass alle anderen Stimmen zum Schweigen gebracht worden sind – das Abweichende (Frauen, ethnische Minderheiten, Andersgläubige) musste entmutigt, lächerlich gemacht und zum Schweigen gebracht werden“ (Lerner 1993: 333). So gesehen kann ein Bündnis aus Netzfeminis- mus, ‚altbewährter‘ Frauenbewegung und of- fizieller Frauenpolitik weit hörbar die Stimme erheben, ermutigen, Themen setzen und neue Debatten entfachen. SEITE 8
  • 9. Bauer-Jelinek, Christine (2012). Der Falsche Feind. Schuld sind nicht die Männer, Salzburg. BMSG (2003). Geschlechtertheorie, Wien. BMSGK (2006). 1. Österreichischer Männerbericht, Wien. Bönt, Ralf (2012). Das entehrte Geschlecht. Ein notwendiges Manifest für den Mann. München. Bücker, Teresa (2013). Aufbruch ins Netz, Blogbeitrag über #aufschrei. http://flannelapparel.blogspot.de/2013/07/aufbruch-ins-netz.html (01.10.2013). Dölling, Irene (2008). ‚Eva-Prinzip‘? ‚Neuer Feminismus‘? Aktuelle Verschiebungen in Geschlechterbildern im Kontext gesellschaftlicher Umbruchsprozesse. In: Marburger Gender-Kolleg (Hg.): Geschlecht Macht Arbeit. Interdisziplinäre Perspektiven und politische Interventionen, Münster, 24 – 41. Dorn, Thea (2007a). Die neue F-Klasse. Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird, München. Dorn, Thea (2007b). Die bewegte Frau. Feminismus. Emanzipation ist keine Frage des Geschlechts. Sie ist eine Frage der Einstellung. 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