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DAS KONZEPT DER SOZIALEN
    NACHHALTIGKEIT IN POLITIK UND
    WIRTSCHAFT IM EUROPÄISCHEN
                  VERGLEICH




Bachelor`s Thesis im Fachbereich Sozialwissenschaften
              der Universität Osnabrück




                  Vorgelegt am: 15.03.2005
                           Von: Björn Instinsky
                           Aus: Georgsmarienhütte
Inhaltsverzeichnis


1. Einleitung                                                                    3


2. Vom Begriff der Nachhaltigkeit zum Konzept der sozialen
    Nachhaltigkeit                                                               6




2.1 Historische Entwicklung und Definition der Nachhaltigkeit                    7
2.1.1 Der Begriff der Nachhaltigkeit in der mittelalterlichen Forstwirtschaft    7
2.1.2 Von der ökologischen zur ökonomischen Nachhaltigkeit und dem
        Ansatz der Sozialen Kosten                                               8
2.1.3   Die Grenzen des Wachstums“ – Bericht des Club of Rome zur
        Lage der Menschheit (1972)                                              10
2.1.4   „Unsere Gemeinsame Zukunft“ – Der Brundtland Bericht der
        Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (1987)                        11
2.1.5   Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung
        – Rio de Janeiro (1992)                                                 12
2.1.6   Die aktuelle Nachhaltigkeitsdebatte                                     13
2.2 Das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung                                  14
2.2.3   Die Ökologische Ebene                                                   15
2.2.4   Die Ökonomische Ebene                                                   16
2.2.5   Die Soziale Ebene                                                       17
2.2.6   Zusammenfassung                                                         19


3. Soziale Nachhaltigkeit in Unternehmen                                        20


3.1 Die Verantwortung der Unternehmen                                           20
3.2 Die Soziale Nachhaltigkeit als Unternehmensstrategie                        22
3.3 Konzepte zur unternehmerischen Umsetzung                                    24
3.4 Vorteile der Sozialen Nachhaltigkeit im Unternehmen                         31
3.5 Operationalisierungsschwierigkeiten bei der Umsetzung                       33




                                                                                     1
4. Nachhaltigkeitsstrategien nationaler Regierungen und der EU                 35


4.1 Die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie                                      45
4.2 Die britische Nachhaltigkeitsstrategie                                     48
4.3 Die französische Nachhaltigkeitsstrategie                                  40
4.4 Die Nachhaltigkeitsstrategie der EU unter dem Aspekt der
   sozialen Dimension                                                          42


5. Nachhaltigkeitsberichterstattung                                            47


5.1 Grundlagen der Nachhaltigkeitsberichterstattung                            47
5.2 Nachhaltigkeitsberichterstattung – Kontrolle durch die Zivilgesellschaft   50
5.3 Grundprinzipien einer glaubwürdigen Nachhaltigkeitsberichterstattung       51
5.4 Gesellschaftliche und soziale Leistungsindikatoren                         54


6. Vergleichende Analyse von Nachhaltigkeitsberichten                          56


6.1 Der Nachhaltigkeitsbericht der Deutschen Telekom                           57
6.2 Der Nachhaltigkeitsbericht der British Telecom                             59
6.3 Der Nachhaltigkeitsbericht der France Telecom                              61
6.4 Zusammenfassung                                                            63


7. Schlussbetrachtung                                                          64




Abkürzungsverzeichnis                                                          68
Literaturverzeichnis                                                           69
Anhang                                                                         75
Erklärung nach der Prüfungsordnung                                             87




                                                                                    2
1. Einleitung


„Visionen brauchen Fahrpläne.“ (Ernst Bloch)


Der Begriff der Nachhaltigkeit ist seit Anfang der 1990er Jahre immer mehr zu einem
Modewort mit inflationärer Verwendung geworden. In fast allen gesellschaftlichen
Bereichen wird er angewandt, wenn es darum geht einen bestimmten Typ von Zu-
kunftsbewusstsein zu erzeugen. So findet er seine Verwendung neben seinem klas-
sisch ökologischen Zusammenhang (Umweltbewusstsein) auch in Bereichen wie der
Politik, ein Beispiel hierfür ist der Nachhaltigkeitsfaktor in der Rentenformel1, und in
der Tourismusbranche, in die die Thematik Nachhaltigkeit unter dem Stichwort sanf-
ter Tourismus Eingang gefunden hat.2
Bis heute gibt es jedoch noch keine verbindlichen Richtlinien für eine nationale oder
eine einheitliche europäische Nachhaltigkeitspolitik. Zumeist sind mit dem Thema
Nachhaltigkeit Leitlinien, Empfehlungen oder auch freiwillige Selbstverpflichtungen
von Seiten der Politik und der Wirtschaft verbunden. An verbindlichen, gesetzlich
verankerten Vorgaben und Richtlinien fehlt es zumeist. Mein Ansatz stellt nun die
Frage, wie die Richtlinien der Nachhaltigkeitspolitik innerhalb der Politik aufgebaut
sind und ob die Wirtschaft eigene Leitlinien erarbeitet oder die der Politik unreflektiert
übernimmt?
Um es im Sinne von Ernst Bloch zu sagen, und damit das einleitende Zitat aufzugrei-
fen, kann man ohne normierte und formalisierte Fahrpläne keine Visionen in die Re-
alität umsetzen.
Ich möchte dazu in der nachfolgenden Arbeit den Begriff der Nachhaltigkeit nicht, wie
so oft üblich, in seinem ökologischen Kontext (Umweltbewusstsein) betrachten, son-
dern ihn in einen sozialen Kontext stellen.
Bei den Betrachtungen zur sozialen Nachhaltigkeit bleibt allerdings zu beachten,
dass die Debatte um Nachhaltigkeit, besonders in den letzten Jahren, von der ökolo-
gisch motivierten Politik und der Diskussion um umweltverträgliches Handeln beein-
flusst wird. Somit überschneiden sich viele Aspekte der ökologischen Nachhaltigkeit
mit der sozialen Nachhaltigkeit, so dass die Übergänge oftmals fließend sind.
Um den Kontext der sozialen Nachhaltigkeit näher beleuchten zu können, werde ich
seine Bedeutung in Wirtschaft und Politik untersuchen. Die wirtschaftliche Ebene

1
  Vgl. dazu: Lienemann, Insa: Was ist eigentlich der Nachhaltigkeitsfaktor? In: Brand eins.
Wirtschaftsmagazin. 6.Jahrgang, Heft 08, August 2004, Hamburg 2004, S. 144 f.
2
  Vgl. dazu: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit: Nachhaltigkeit im österreichischen
Tourismus. Grundlagen und Bestandsaufnahme – Kurzfassung. Wien, 2000
                                                                                           3
möchte ich vorwiegend im Bereich des unternehmerischen Handelns ansiedeln und
die politische Ebene in der nationalen und europäischen Nachhaltigkeitspolitik und
ihren Richtlinien fassen.
Warum ich die gesellschaftlichen Bereiche Politik und Wirtschaft als die entscheiden-
den Akteure bei der Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes heranziehe, lässt sich
anhand des folgenden Sachverhaltes verdeutlichen:
Die politischen und wirtschaftlichen Akteure sind in Zeiten der Globalisierung und den
damit verbundenen, immer stärker ausgeprägten Marktmechanismen (Waren-, Da-
ten- und Finanzverkehr) entscheidende Gestalter von Gesellschaft. Sie haben die
Möglichkeiten und die Verantwortung, die Idee des nachhaltigen Handelns in ein ver-
bindliches, normatives Leitbild zu wandeln.
Besonders die Rolle der Unternehmen hat in dieser Hinsicht seit Mitte der 1990er
Jahre an Bedeutung gewonnen. Gegenwärtig wird das wirtschaftliche Handeln der
Unternehmen von einer Vielzahl sich ständig ändernder Komponenten bestimmt. Die
Auswirkungen des eigenen Handelns auf Mensch und Natur zeigen sich den Unter-
nehmen immer deutlicher; entscheidend sind hierbei Aspekte der Multinationalität
von Unternehmen und der Zuwachs an politischem Einfluss (Teilhabe an politischen
Gremien). Vor diesem Hintergrund haben Unternehmen sowohl die Möglichkeit,
Handeln zu diktieren und Meinungen zu lenken, als auch die Verantwortung, dies in
einer dem Gemeinwohl dienlichen Weise zu tun.
Die Bekenntnisse der Unternehmen, sich dieser Verantwortung zu stellen und die
unternehmenseigenen Leitlinien daran auszurichten, sind einleuchtend. Offen bleibt
jedoch die Frage, ob das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit unter Beachtung der
einzigartigen Struktur eines jeden Unternehmens und seines Umfeldes ausreichend
reflektiert und in die Unternehmensstrategie internalisiert wird.
Meine Arbeit gliedert sich dahingehend in zwei Teilbereiche: Im ersten Teil werde ich
mich dem Thema der Sozialen Nachhaltigkeit zunächst auf der geschichtlichen
Grundlage des Begriffes der Nachhaltigkeit nähern, indem ich die historische Ent-
wicklung anhand diverser Einflussfaktoren (Publikationen, Debatten und wissen-
schaftliche Forschung) betrachte und daran anschließend die Inhalte der aktuellen
Nachhaltigkeitsdebatte darlege. Die wesentliche theoretische Grundlage stellt hierbei
der im Jahre 1987 von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (Brundtland-
Kommission) veröffentlichte Bericht „Our Common Future“ dar. Im nächsten Schritt
werde ich auf der Grundlage des Nachhaltigkeitsbegriffes den sozialen Aspekt der
Nachhaltigkeit herausarbeiten. Dazu ziehe ich das Drei-Säulen-Modell der nachhalti-
gen Entwicklung als das grundlegende Modell zur konzeptionellen Ausgestaltung der
Nachhaltigkeit heran.


                                                                                   4
Anschließend werde ich den definierten Bereich der Sozialen Nachhaltigkeit auf die
gesellschaftliche Sphäre der Wirtschaft beziehen, wobei mein Hauptaugenmerk auf
dem wirtschaftlichen Handeln der Unternehmen liegt (Kapitel 3). Mein Interesse gilt
dabei einerseits dem Triple-Bottom-Line-Ansatz des englischen Wirtschaftswissen-
schaftlers John Elkington, der das Modell der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte auf
die Unternehmensebene übertragen hat. Andererseits verschiedenen Strategiekon-
zepten und Programmen, die mithilfe von Leitlinien und Handlungsindikatoren die
Integration der nachhaltigen Entwicklung in das Unternehmensmanagement fördern
sollen. Dazu gehören der Corporate Social Responsibility-Ansatz, der Global Com-
pact und die Global Reporting Initiative.
Der zweite Teil meiner Arbeit besteht aus einem Vergleich, den ich in zwei Schritten
durchführen möchte. Grundlage für den Vergleich sollen die beiden im Folgenden
formulierten Fragestellungen bilden:
   •   Inwiefern gehen die nationale und die europäische Nachhaltigkeitspoli-
       tik auf den Aspekt der Sozialen Nachhaltigkeit ein? Wo wird das Thema
       in veröffentlichten Leitlinien behandelt?


   •   Wie lassen sich die Unternehmensleitlinien in Hinblick auf Soziale
       Nachhaltigkeit verstehen? Werden die Richtlinien der Politik (sowohl der
       nationalen als auch der internationalen) unreflektiert übernommen? O-
       der findet im Unternehmen eine aktive Auseinandersetzung mit dem
       Thema der Sozialen Nachhaltigkeit statt und werden die Leitlinien den
       jeweiligen, speziellen Anforderungen der Unternehmen gerecht?




Die Beantwortung dieser beiden Fragestellungen werde ich, wie oben schon er-
wähnt, in zwei Vergleichsschritten angehen: Zum einen werde ich die Nachhaltig-
keitsstrategien der deutschen, britischen und französischen Regierungen sowie die
Nachhaltigkeitsstrategie der Europäischen Union auf Basis der Fragestellungen mit-
einander vergleichen (Kapitel 4). Zum anderen erfolgt eine Gegenüberstellung der
Nachhaltigkeitsberichte der drei Unternehmen Deutsche Telekom, British Telecom
und France Telecom vor dem Hintergrund der formulierten Fragen (Kapitel 5 und 6).
Die Untersuchung der Nachhaltigkeitsberichte wird von zwei Indikatorenkatalogen
der Global Reporting Initiative zur Erhebung von sozial-gesellschaftlichen Faktoren
eines Nachhaltigkeitsberichtes gestützt. Die Untersuchungsergebnisse in vollständi-
ger Form sind im Anhang dieser Arbeit einzusehen.




                                                                                 5
2. Vom Begriff der Nachhaltigkeit zum Konzept der sozialen Nachhaltigkeit
Dieses Kapitel soll die Grundlage für das Verständnis des Konzeptes der sozialen
Nachhaltigkeit liefern, um ausgehend von dieser Basis die zugehörigen Leitlinien die-
ses Konzeptes in Politik und Wirtschaft näher betrachten zu können. Die aus dem
englischen stammende Wendung „sustainable development – in der Kurzform sustai-
nability “ - Ursprung des deutschen Nachhaltigkeitsbegriffes -          ist im deutschen
Sprachraum nicht eindeutig mit „Nachhaltiger Entwicklung“ zu übersetzen.
In der einschlägigen Literatur gibt es eine Vielzahl von Übersetzungsvarianten des
genannten Begriffs. Diese Übersetzungen liefern hierbei unterschiedliche Assoziatio-
nen. So liefert der Begriff „dauerhaft umweltgerecht“ einen begrenzten Blickwinkel auf
eine   ökologische Dimension, wohingegen die Übersetzung „zukunftsfähig“ einen
sehr breiten Blickwinkel anlegt und darüber hinaus den Aspekt der Gerechtigkeit zwi-
schen den Generationen betont3.
Es zeigt sich jedoch, dass sich trotz der unterschiedlichen Bedeutungsinhalte für die
Übersetzungen von sustainability in der deutschen Fachliteratur der Begriff Nachhal-
tige Entwicklung durchgesetzt hat und auch in meiner Arbeit mit dem Begriff sustai-
nable development gleichgesetzt wird.
Ein weiteres Problem bei der Annäherung an den Begriff der Nachhaltigen Entwick-
lung besteht in der oftmals kritisierten Kombination von Gegensätzlichem. Der Begriff
der Nachhaltigkeit betont sowohl Aspekte des Fortschritts als auch Aspekte der Be-
grenzung: „Es wird eine Spannung aufgebaut zwischen Erhalt und Dynamisie-
rung, zwischen Natur und Gesellschaft, zwischen Wachstum und Entwick-
lung“.4
Dieser Sachverhalt zeigt, wie schwierig und wie umfassend der Begriff der Nachhal-
tigkeit zu fassen ist und wie wichtig es ist, ihn in seinem Umfang und seinem Blick-
winkel genau einzugrenzen und zu beschränken. Eine genaue Eingrenzung des
Blickwinkels des Begriffes Nachhaltigkeit, der grundlegend für meine Arbeit ist, möch-
te ich im nachfolgenden Kapitel vornehmen.




3
  Vgl.: Diefenbacher, Hans: Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Zum Verhältnis von Ethik und
Ökonomie. Darmstadt, 2001, S. 27
4
  Abgedruckt bei: Heins, Bernd: Soziale Nachhaltigkeit. Berlin 1998, S. 12
                                                                                        6
2.1 Historische Entwicklung und Definition der Nachhaltigkeit
2.1.1 Der Begriff der Nachhaltigkeit in der mittelalterlichen Forstwirtschaft
Zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde der Begriff der Nachhaltigkeit in der mittel-
                               5
alterlichen Forstwirtschaft.       Nachhaltigkeit war in diesem Zusammenhang ein Kon-
zept der Forstwirtschaft, das auf eine langfristige Nutzung des Waldes in Bezug auf
physische und monetäre Holzerträge abzielte.
Das Konzept forstwirtschaftlicher Nachhaltigkeit beinhaltete zwei Dimensionen.
Zum einen die Dimension der dynamischen Nachhaltigkeit: Hier lag das Hauptau-
genmerk auf dem Erhalt bestimmter Merkmale, die die wirtschaftlichen Leistungen
des Waldes darstellen. Dies bezog sich hauptsächlich auf den Erhalt von Qualität und
Quantität der Holzerträge. Zum anderen lässt sich die statische Nachhaltigkeit nen-
nen. Diese beinhaltete das Aufrechterhalten des gleichgewichtigen Zustandes des
Waldes, also den Erhalt von Waldflächen und Holzvorräten.
Auf der Basis dieser beiden Dimensionen bildet der Begriff der Nachhaltigkeit eine
der Grundlagen für die Herausbildung einer eigenständigen Forstwissenschaft und
der Realisierung großer Wiederaufforstungsprogramme nach den teilweise großflä-
chigen Waldzerstörungen durch Rodungen im Mittelalter und im Dreißigjährigen
Krieg.
Dieses Konzept entwickelte sich bereits im 16. Jahrhundert in den Waldgebieten vie-
ler deutscher Reichsstädte und wurde systematisch seit Mitte des 18. Jahrhunderts in
einigen deutschen Territorialstaaten, wie beispielsweise in Preußen, betrieben. Das
Konzept wurde aufgrund seiner damaligen Fortschrittlichkeit im Verlauf des 19. Jahr-
hunderts in vielen weiteren Staaten, so auch in Großbritannien und in den USA an-
gewandt und an die dortigen Verhältnisse angepasst. Die Begrifflichkeit des Nachhal-
tigen Ertrages wurde als Folge dieser Entwicklung in den englischen Sprachgebrauch
mit der Übersetzung sustained yield übernommen.6
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde schließlich in Deutschland das eigentlich im
betriebswirtschaftlichen Bereich angesiedelte Konzept der Nachhaltigkeit sukzessiv
um weitere Aspekte, wie beispielsweise die ökologischen und ästhetischen Faktoren
des Waldgebietes, erweitert, so dass dieses Konzept bald alle positiven Dispositio-
nen eines Waldes unter wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten einbezog. Ins-




5
  Vgl.: Nutzinger, Hans G./ Radke, Volker: Das Konzept der nachhaltigen Wirtschaftsweise.
Historische, theoretische und politische Aspekte, S. 14. In: Nutzinger, Hans G. Nachhaltige
Wirtschaftsweise. Konzepte, Bedingungen, Ansatzpunkte. Marburg, 1995
6
  Vgl.: Ebd., S. 15
                                                                                         7
gesamt lässt sich demnach im 19. Jahrhundert eine Erweiterung des Nachhaltigkeits-
konzeptes um ökologische Aspekte erkennen. 7


2.1.2 Von der ökologischen zur ökonomischen Nachhaltigkeit und dem Ansatz
der Sozialen Kosten
Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts hielten Ansätze des Nachhaltigkeitskonzep-
tes Einzug in die Theorien bekannter Ökonomen und somit in die wirtschaftswissen-
schaftliche Diskussion. Als beispielhaft hierfür gelten Ansätze von Karl Marx und
John Stuart Mill. Beide fassten das Konzept der Nachhaltigkeit mit dem Problem der
Wachstumsbegrenzung. John Stuart Mill schrieb zu diesem Sachverhalt in seinen
„Principles“ (1848): „… so hoffe ich von ganzem Herzen, dass man schon viel
früher, als die Notwendigkeit dazu treibt mit einem stationären Zustand sich
zufrieden gibt.“ 8
Karl Marx formulierte in seinem Werk „Das Kapital“ (1894) in ähnlicher Weise:
„Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaf-
ten zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre
Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als boni patres familias den nachfol-
genden Generationen verbessert zu hinterlassen.“ 9
Die nicht nur von Marx und Mill thematisierte Notwendigkeit des Naturerhalts taucht
in der Folgezeit in vielen wirtschaftswissenschaftlichen Betrachtungen auf und erhält
somit einen beachtlichen Stellenwert in der fachwissenschaftlichen Literatur.
Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wird die wirtschaftswissenschaftliche Diskussion
um den Aspekt der „Sozialen Kosten“ erweitert. Im Jahr 1950 bringt der Ökonom Karl
William Kapp in seinem Werk „Soziale Kosten der Marktwirtschaft“ den erwähnten
Ansatz in die Wirtschaftswissenschaften ein. Dabei sind Soziale Kosten „…alle di-
rekten und indirekten Verluste, die Drittpersonen oder die Allgemeinheit als
Folge einer uneingeschränkten wirtschaftlichen Tätigkeit zu tragen haben. Die
Sozialkosten können in einer Schädigung der menschlichen Gesundheit, in der
Vernichtung oder Verminderung von Eigentumswerten und in der vorzeitigen
Erschöpfung von Naturschätzen zum Ausdruck kommen.“´10
Diesen Ansatz bezieht Kapp auch auf die ökologische Sphäre von unternehmeri-
schem Handeln. Hierbei übersteigen im Falle negativer externer Effekte – zum Bei-
spiel Schadstoffemissionen bei der Produktion von Gütern - die gesamten Kosten

7
  Vgl.: Ebd., S. 16
8
  Abgedruckt bei: Soetbeer, A.: John Stuart Mill´ s gesammelte Werke. Autorisierte Überset-
zung unter Redaktion von Th. Gomperz. Band 1. Leipzig, 1869, S. 62 f.
9
  Abgedruckt bei: Marx, Karl: Das Kapital Band 3.In: MEW, Band 25. Hamburg, 1894 S.784
10
   Abgedruckt bei: Kapp, Karl William: Soziale Kosten der Marktwirtschaft: Das klassische
Werk der Umwelt-Ökonomie. Frankfurt a. M. , 1979, S.10
                                                                                         8
(soziale und volkswirtschaftliche Kosten) die vom verursachenden Unternehmen kal-
kulierten Kosten (betriebliche und private Kosten). Die Ursache für diesen Sachver-
halt liegt meist darin begründet, dass die Unternehmen den Faktor der Umweltnut-
zung in ihre Unternehmensrechnung nicht oder nur unzureichend mit einbeziehen.11
In den 1970er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts dringen Umweltproblematiken
und Umweltkatastrophen12 vermehrt in das Bewusstsein der Bevölkerung (Chemieun-
fall in Seveso, Atomunfälle in Harrisburgh und Sellafield).Der Treibhauseffekt und die
damit verbundene Zerstörung der Ozonschicht und weitere Umweltprobleme werden
erstmals ernsthaft diskutiert. Die Überlegungen zu Wachstumsgrenzen und der öko-
logischen Nachhaltigkeit erlangen zunehmend Einfluss in allen Bereichen des gesell-
schaftlichen Diskurses.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Nachhaltigkeitsdiskussion in den 1970er Jah-
ren ist die Aufnahme des Gedankens des Naturerhalts in wirtschaftliche Messgrößen:
Als Beispiel kann die Sozialproduktrechnung genannt werden. Die klassische Be-
rechnung des Bruttosozialproduktes wertete bis dato die Verschlechterung des Na-
turzustandes durch wirtschaftliche Produktionsprozesse als fiktiven Wertzuwachs und
nicht als Wertverlust. Mit den Ansätzen von amerikanischen und japanischen Wirt-
schaftswissenschaftlern, das klassische Konzept des Bruttosozialproduktes um
Messgrößen zu erweitern, die den Wertverlust durch die sozialen Kosten der ökologi-
schen Zerstörung mit einberechnen (als Beispiele hierfür gelten der Net Economic
Welfare und Net National Welfare), wurde in den 1970er Jahren der Versuch unter-
nommen, nicht nur wirtschaftspolitische Belange in den Messgrößen zu beachten,
sondern auch dem Anspruch der Berücksichtigung von ökologischen und sozialen
Belangen Rechnung zu tragen.13




11
   Vgl.: Ebd., S.51
12
   Vgl.: Hauff, Volker (Hrsg.): Unsere Gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der
Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Greven, 1987, S. XII
13
   Vgl.: Nutzinger/Radke: Das Konzept der Nachhaltigen Wirtschaftsweise. S. 19 f.
                                                                                   9
2.1.3 „Die Grenzen des Wachstums“- Bericht des Club of Rome zur Lage der
Menschheit (1972)
Im Jahr 1972 erreichte das Konzept der Nachhaltigkeit, wenn auch unter der Formu-
lierung „Grenzen des Wachstums“, erstmals eine breitere Öffentlichkeit. Mit dem
                                                                          14
gleichnamigen Bericht veröffentlichte der Think Tank Club of Rome              eine Publikati-
on zur krisenhaften Entwicklung des weltweiten Wachstums und den damit verbun-
denen schwerwiegenden Schädigungen des ökologischen Systems Erde. Dazu wer-
den die aus der Sicht der Autoren auslösenden Faktoren eingehend untersucht, wie
zum Beispiel der Verbrauch nicht erneuerbarer natürlicher Ressourcen15, die Bevöl-
kerungsexplosion in den so genannten Entwicklungsländern16 sowie der technische
Fortschritt in der Produktionsweise der Industriestaaten.17
Die These der Autoren lautet, dass es kein unbegrenztes Wachstum auf dem Plane-
ten Erde geben kann, da dieser natürliche Grenzen besitzt, die vom Menschen ein-
gehalten werden müssen, wenn die Erde nicht dauerhaft geschädigt werden soll. Der
Schutz des Planeten ist nach Ansicht der Autoren somit nur durch ein Nachhaltiges
Wachstum, das die natürlichen Grenzen wahrt, zu erreichen.18
Im Verlauf des Berichtes werden auch erstmals Handlungsleitlinien zum Konzept der
Nachhaltigkeit in schriftlicher Form festgehalten. Die Handlungsempfehlungen sind
eingebettet in den Ansatz der „freiwilligen Wachstumsbeschränkungen “ und beinhal-
ten die Stabilisierung der Bevölkerung durch Gleichsetzung der Sterbe- und Gebur-
tenziffer und die Stabilisierung des (Industrie-) Kapitals durch die Gleichsetzung von
Kapitalabnutzung und Investitionen.19




14
   Der Club of Rome wurde 1968 in Rom gegründet und vereint 100 Personen aus allen 5
Kontinenten. Sie kommen aus unterschiedlichen Kulturen, wissenschaftlichen Disziplinen
und Berufen. Ihnen gemeinsam ist die Sorge um die Zukunft der Menschheit, die sich vielfäl-
tigen existenziellen Herausforderungen gegenübersieht. Gleichzeitig sind sie aber auch der
Überzeugung, dass die Zukunft nicht ein für allemal vorausbestimmt ist und dass jeder
Mensch zu deren Verbesserung beitragen kann. Der Club of Rome versteht sich als ein un-
abhängiger,       weltweit  agierender   Katalysator   für    Veränderungen.       (Quelle:
www.clubofrome.de)
15
   Vgl.: Meadows, Dennis/ Meadows Donella/ Zahn, Erich/ Milling, Peter.: Die Grenzen des
Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. 1. Auflage. Reinbeck bei
Hamburg, 1973, S. 45 ff.
16
   Vgl.: Ebd., S. 26 ff.
17
   Vgl.: Ebd., S. 116 ff.
18
   Vgl.: Ebd., S. 17
19
   Vgl.: Ebd., S. 143 ff.
                                                                                         10
2.1.4 „Unsere Gemeinsame Zukunft“- Der Brundtland Bericht der Weltkommis-
sion für Umwelt und Entwicklung (1987)
Eine der wichtigsten Veröffentlichungen und in ihr inbegriffen eine der meistgenutzten
Definitionen des Nachhaltigkeitsbegriffes lieferte der Abschlussbericht der Weltkom-
mission für Umwelt und Entwicklung mit dem Titel „Unsere Gemeinsame Zukunft“
aus dem Jahr 1987. Unter dem Vorsitz der damaligen norwegischen Ministerpräsi-
dentin Gro Harlem Brundtland wurde im Jahre 1983 durch die Generalversammlung
der Vereinten Nationen die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung eingerichtet,
die sich mit langfristigen Umweltstrategien beschäftigen und der Frage nachgehen
sollte, wie eine dauerhafte Entwicklung zu erreichen sei.20
Das Gremium bestand aus unabhängigen Politikern verschiedenster Fachrichtungen
(zum Beispiel Umwelt, Wirtschaft und Soziales), Kabinettsministern der jeweiligen
Länder sowie aus Wirtschaftsfachleuten. Es wurde bei der Zusammensetzung des
Gremiums genauestens darauf geachtet, dass eine möglichst große Anzahl von Ver-
tretern der Entwicklungsländer miteinbezogen wurden, da der Schwerpunkt der Arbeit
der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung auf der Fortentwicklung der so ge-
nannten Entwicklungsländer liegen sollte.
Die Arbeitsgruppe verfasste im Jahr 1987 seinen ersten und meist beachteten Bericht
mit dem Titel „Unsere Gemeinsame Zukunft“. Diesem Bericht wird die These
zugrunde gelegt, dass die Unfähigkeit des Menschen, sein Handeln und Wirken den
ökologischen Gegebenheiten unterzuordnen, grundlegende Auswirkungen auf die
globalen Wirkungszusammenhänge hat.21
Von dieser These ausgehend werden Handlungsempfehlungen erarbeitet, bei denen
das kulturelle und geistige Erbe der Menschheit mit den wirtschaftlichen Interessen
und der Einhaltung überlebenssichernder Sachzwänge verbunden werden sollen.
Die Handlungsempfehlungen beziehen sich auf die Bereiche Bevölkerung und
menschliche Ressourcen, Sicherung der Nahrungsmittelversorgung, Artenvielfalt und
Ökosysteme, Energie und Industrie.
Aus den Handlungsempfehlungen baut sich ein klares Bild der Nachhaltigen Entwick-
lung auf, die in diesem Bericht als Dauerhafte Entwicklung bezeichnet wird. Ihre Defi-
nition ist eine der gängigsten in der öffentlichen Diskussion und soll daher auch die
Grundlage für die Definition von Nachhaltigkeit in meiner Arbeit darstellen.
Im Brundtlandt-Bericht (nach der Vorsitzenden Gro Harlem Brundtland oftmals so
bezeichnet) heißt es zu Dauerhafter Entwicklung wie folgt: „…Dauerhafte Entwick-
20
     Vgl.: Hauff, Volker, 1987, S. XIX
21
     Vgl.: Ebd., S. 1
                                                                                  11
lung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu
riskieren, daß künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen
können. “ 22
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung, das in diesem Bericht erarbeitet wird,
soll in Kapitel 2.2 noch näher erläutert werden und zusammen mit der soeben vorge-
stellten Definition von Nachhaltigkeit die theoretische Grundlage für die weiterführen-
den Betrachtungen zum Konzept der Sozialen Nachhaltigkeit in Wirtschaftsunter-
nehmen bilden.


2.1.5 Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung – Rio de
Janeiro (1992)
Ein weiterer Meilenstein bezüglich des Konzeptes einer Nachhaltigen Entwicklung,
stellt die im Jahr 1992 von den Vereinten Nationen in Rio de Janeiro einberufene
Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED) dar. Auf der Basis des dargestellten
Nachhaltigkeitsleitbildes der 1970er und 1980er Jahre wurden auf der Konferenz
mehrere Dokumente für maßgebliche Handlungsfelder von Umwelt und Entwicklung
verfasst und auch von den meisten Ländern ratifiziert. Von besonderer Wichtigkeit für
die Entwicklung der Nachhaltigkeitsdebatte sind die beiden auf der Rio-Konferenz
verabschiedeten Grundlagendokumente Rio-Deklaration und Agenda 21. Die Rio
Deklaration befasst sich mit ökologischen und entwicklungspolitischen Grundsätzen,
wie beispielsweise der Armutsbekämpfung, der Bevölkerungspolitik und der Aner-
kennung der Industrieländer als Hauptverursacher der Umweltschäden.23
Im Mittelpunkt der Konferenz jedoch steht eines der wichtigsten Grundsatzdokumente
der Nachhaltigkeitsdebatte bis zu diesem Zeitpunkt: „Die Agenda 21- das Aktions-
programm für das 21. Jahrhundert“. In dieser Schrift „…werden umwelt- und
entwicklungspolitische Handlungsanweisungen für Regierungen, Verwaltun-
gen, Städte und Gemeinden gegeben“.24
Das Aktionsprogramm wurde von allen 170 Teilnehmerstaaten der Rio-Konferenz
unterzeichnet und ratifiziert. Innerhalb der Länder wurden die Leitlinien der Agenda
21 an Regional- und Lokalverwaltungen übertragen, mit der Aufgabe, das Konzept
der Nachhaltigen Entwicklung in die lokalen Handlungsfelder aufzunehmen und um-
zusetzen.
Der Erfolg der Rio-Konferenz lässt sich zusätzlich in vielerlei Hinsicht benennen.
Einerseits konnte zum ersten Mal ein gemeinsames Konzept von Nachhaltiger Ent-

22
   Abgedruckt bei: Ebd., S. 46
23
   Vgl.: Kreibich, Rolf: Nachhaltige Entwicklung. Leitbild für die Zukunft von Wirtschaft und
Gesellschaft. Weinheim/ Basel, S. 35 f.
24
   Abgedruckt bei: Wollny, Volrad: Nachhaltige Entwicklung. Sustainable Development. Eine
kleine Einführung in ein komplexes Thema. Darmstadt, 1999, S. 13
                                                                                        12
wicklung institutionalisiert werden. Andererseits hat sich in Rio de Janeiro erstmals
gezeigt, dass sich eine Vielzahl von Non Governmental Organisations (NGO´s) für
die Idee einer nachhaltigen Handlungsweise einsetzen. Des Weiteren beteiligte sich
erstmals eine Vielzahl von großen und wichtigen Unternehmen an der Diskussion um
Nachhaltigkeit.
Erwähnenswert, auch im Hinblick auf spätere Kapitel dieser Arbeit, ist der Aspekt,
dass bei den Vorbereitungen zu der Konferenz ein unternehmerisches Nachhaltig-
                                                                                         25
keitskonzept mit dem Titel „Business Charter for Sustainable Development“                     im
Rahmen einer Management-Konferenz erarbeitet und von mehr als einhundert Un-
ternehmen weltweit unterzeichnet wurde. Zusätzlich wurde der Business Council for
Sustainable Development26 gegründet.27


2.1.6 Die aktuelle Nachhaltigkeitsdebatte
Im Rahmen des Rio-Folgeprozesses kam es zur Durchführung einer Reihe von
Konferenzen und zur       Gründung von Gremien, die in den Jahren nach der Rio-
Konferenz zur Gewährleistung der Umsetzung der Handlungsanweisungen in den
beiden Dokumenten Rio-Deklaration und Agenda21 dienen sollten.
So wurde beispielsweise im Jahr 1994 die Kommission für Nachhaltige Entwicklung
(Commission on Sustainable Development-CSD) gegründet.28 Ihre Hauptaufgaben
lagen in der Überprüfung und Abstimmung des Umsetzungsprozesses der Ergebnis-
se und den damit verbundenen Zielformulierungen der Rio-Konferenz und der Erar-
beitung weiterer Konzepte zur Realisierung einer nachhaltigen Entwicklung. Der erste
Vorsitzende war der damalige deutsche Bundesumweltminister Klaus Töpfer. Die
Sitzungen fanden in jährlichem Abstand statt.
In den Jahren 1997 und 2002 fand jeweils eine Sondersitzung der UN-
Generalversammlung und ein Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung (Johannesburg)

25
   Um die Wirtschaft in ihrem Bemühen um umweltgerechtes Verhalten weltweit zu unter-
stützen, hat die Internationale Handelskammer (ICC) bei der 2.Weltindustriekonferenz für
Umweltmanagement (WICEM II) im Jahre 1991 in Rotterdam die Business Charter for
Sustainable Develoment eingeführt. Sie enthält 16 Grundsätze des Umweltmanagements,
das für die Wirtschaft wichtiger Bestandteil jeder langfristig tragfähigen Entwicklung ist. In
mehr als 20 Sprachen übersetzt wird sie derzeit von 2150 Unternehmen und Verbänden in
55 Ländern unterstützt. (Quelle: www.icc-deutschland.de/icc/frame/publik/t5.html)
26
   Der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) ist ein Zusam-
menschluss von 175 international tätigen Unternehmen mit dem Ziel, Wirtschaftswachstum
und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen. Dabei initiiert das WBCSD eigene Projekte, die
diesem Ziel zum Durchbruch verhelfen sollen, beispielsweise Hilfestellungen zur Ermittlung
der Ökoeffizienz in den Unternehmen. (Quelle: http://www.wbcsd.ch)
27
   Vgl.: Matten, Dirk/ Wagner, Gerd Rainer: Konzeptionelle Fundierung und Perspektiven des
Sustainable Development-Leitbildes. In: Steinmann, Horst/ Wagner Gerd Rainer (Hrsg.): Um-
welt und Wirtschaftsethik. Stuttgart, 1998, S.56 ff.
28
   Vgl.: Mathieu, Petra: Unternehmen auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise.
Theoretische Grundlagen- Praxisbeispiele aus Deutschland- Orientierungshilfen. Wiesbaden,
2002, S. 19
                                                                                          13
unter den Bezeichnungen Rio+5 und Rio+10 statt. Themen waren der Stand der Um-
setzungserfolge beziehungsweise Misserfolge, die Erneuerung der Versprechen der
Länder zu einer Verfolgung der Nachhaltigkeitsziele und auch die Formulierung neuer
Ziele. Diese neuen Nachhaltigkeitsziele, die auf der Rio+5 Konferenz verabschiedet
wurden, beinhalteten das Erzielen deutlich messbarer Fortschritte bei der Umsetzung
der Rio-Richtlinien und in der Erarbeitung jeweils nationaler Nachhaltigkeitsstrate-
gien.29


2.2 Das Konzept einer Nachhaltigen Entwicklung
An dieser Stelle möchte ich noch einmal genauer auf die konzeptionelle Ausgestal-
tung der Nachhaltigen Entwicklung eingehen.
In dem Maße, wie es Unklarheiten über die begriffliche Definition der Nachhaltigkeit
gibt, existieren auch bei der inhaltlichen Ausfüllung des Konzeptes der Nachhaltigkeit
viele verschiedene Ansätze, die diverse Sichtweisen und Auffassungen zur Grundla-
ge haben. Da eine Aufzählung der verschiedenen inhaltlichen Varianten den Rahmen
dieser Arbeit sprengen würde, beschränke ich mich ausschließlich auf den Ansatz,
der in meiner Arbeit die Grundlage für das Konzept der Nachhaltigkeit darstellen soll.
Das Modell lässt sich wie folgt bezeichnen: „Nachhaltigkeit als Integration von Öko-
nomie, Ökologie und Sozialem“.30
Dieses Modell geht von der Annahme aus, dass Nachhaltigkeit als Leitbild die Ver-
knüpfung der ursprünglich als getrennt geltenden gesellschaftlichen Sphären der Ö-
kologie, Ökonomie und dem Sozialen anstrebt. Klassisch wird es auch als das Drei-
                                    31
Säulen-Modell der Nachhaltigkeit         bezeichnet, bei dem die drei Säulen Ökologie,
Ökonomie und Soziales nebeneinander ohne jegliche Wertung in Bedeutung und
Akzeptanz für die Nachhaltigkeitsdebatte existieren und sich in Teilbereichen inhaltli-
che Überschneidungen und Interdependenzen zwischen den Säulen ergeben.
Aufgrund unterschiedlicher Bewertungen der Bedeutung der Säulen durch unter-
schiedliche    Interessensgruppen         (Parteien,   Verbände,      Nicht-Regierungs-
Organisationen) ergeben sich Zielkonflikte innerhalb der Umsetzung des Nachhaltig-
keitskonzeptes. Da die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit jedoch in einem hohen
Maße voneinander abhängig sind und sich zum Teil überlagern, kann eine einseitige
Lösung der Nachhaltigkeitsproblematik ausschließlich über eine der drei Dimensio-
nen nicht erfolgreich sein. Ökonomie, Ökologie und Soziales müssen im Nachhaltig-
keitskonzept gleichberechtigt nebeneinander stehen und von den politischen und

29
   Vgl.: Ebd., S. 19-20
30
   Meister, Hans-Peter/ Feindt, Peter Henning/ Tscheulin, Jochen/ Lehmann, Sonja: : Bau-
steine für ein zukunftsfähiges Deutschland: Diskursprojekt von VCI und IG Chemie-Papier-
Keramik/IFOK, Institut für Organisationskommunikation. Wiesbaden, 1997, S. 35 f.
31
   Vgl.: Mathieu: Unternehmen auf dem Weg zu einer Nachhaltigen Wirtschaftsweise, S. 25
                                                                                     14
wirtschaftlichen Akteuren auf diese Weise in ihre Handlungskonzepte integriert wer-
den.32


2.2.1 Die Ökologische Ebene
Die ökologische Dimension ist sicherlich die meist beachtete in der Diskussion um
Nachhaltige Entwicklung und oftmals wird ihr auch die Vorreiterrolle in dem Konzept
zugeschrieben.
                                                   33
Der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen           definiert die ökologische Nachhal-
tigkeit wie folgt: „… die Einhaltung von ökologischen Mindeststandards für den
langfristigen Schutz der abiotischen und biotischen Ressourcen sowie die Si-
                                                                34
cherung der Funktionstüchtigkeit der Umweltsysteme.“
Man kann die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit in zwei Bereiche einteilen,
die ich hier kurz umreißen möchte. Zum einen haben sich im Prozess der Nachhaltig-
keitsdiskussion Managementregeln herausgebildet, mit denen notwendige Verhal-
tensweisen zu den wichtigsten Elementen der ökologischen Nachhaltigkeit, der Res-
sourcenschonung und Ressourcenstreckung präzisiert werden.
Kernpunkte dieser Managementregeln sind beispielsweise:
- Die Verbrauchsrate regenerativer Ressourcen soll deren Regenerationsrate nicht
übersteigen.
- Nicht-regenerative natürliche Ressourcen sollen nur in dem Maße genutzt werden,
indem sie physisch oder funktionell gleichwertig entweder durch regenerative Res-
sourcen oder durch höhere Produktivität regenerativer oder nicht-regenerativer Res-
sourcen ersetzt werden können.
- Stoffeinträge in die Umwelt dürfen ihre Kompensationskraft und Angleichungsfähig-
keit nicht übersteigen. 35


Zu den genannten Handlungsempfehlungen kommen noch eine ganze Reihe weite-
rer Empfehlungen hinzu, die in ihrer Gesamtheit ein Zielkorsett vorgeben, das eine
allgemeine Akzeptanz in allen gesellschaftlichen Bereichen erfährt. Kritik wird jedoch
häufig geübt aufgrund der Umsetzungsschwierigkeiten.

32
   Vgl.: Ebd., S. 35 f.
33
   Der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen (SRU) ist ein wissenschaftliches Bera-
tungsgremium der Bundesregierung. Der Rat hat die Aufgabe, die Umweltsituation und die
Umweltpolitik in Deutschland bewertend zu analysieren und Fehlentwicklungen aufzuzeigen.
Alle zwei Jahre wird der Bundesregierung ein Gutachten zu den Untersuchungen des SRU
vorgelegt. (Quelle: http://www.umweltrat.de)
34
   Mathieu: Unternehmen auf dem Weg zu einer Nachhaltigen Wirtschaftsweise, S.26
35
   Vgl.: Hillenbrand, Bernhard/ Löbbe, Klaus/ Clausen Hartmut/ Dehio Jochen/ Halstrick-
Schwenk, Marianne/ von Loeffelholz, Hans Dietrich/ Moos, Waike/ Storchmann, Karl-Heinz:
Nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Ausgewählte Problemfelder und Lösungsansätze.
Essen, 2000, S. 33 f.
                                                                                      15
Zum anderen hat sich auf wissenschaftlicher Ebene, genauer in den Wirtschaftswis-
senschaften, eine Fachrichtung herausgebildet, die sich unter dem Titel Ökologische
Ökonomie mit der Erarbeitung von Operationalisierungskonzepten für Nachhaltigkeit
beschäftigt. Sie versucht die Interdependenzen zwischen dem ökologischen und dem
ökonomischen System zu analysieren, wobei der Begriff der Interdependenz den An-
spruch dieser Fachrichtung widerspiegeln soll, beide Systeme als voneinander ab-
hängig und nicht als voneinander getrennt zu betrachten.36


2.2.2 Die Ökonomische Ebene
Die Grundlage der ökonomischen Dimension der Nachhaltigkeit geht von der Über-
zeugung aus, dass unter der Beachtung der ökologischen Gegebenheiten gewirt-
schaftet und damit die menschlichen Bedürfnisse befriedigt werden. Dabei stehen
nicht die ökologischen Grenzen im Vordergrund, sondern die Fragestellung, wie und
mit welchen Mitteln die gesellschaftlichen Bedürfnisse unter Annahme der Rohstoff-
knappheit zu befriedigen sind. Es geht also nicht um das Ende des Wirtschaftswachs-
tums, sondern um die Reflexion von Konsumenten und Produzenten einer Wirtschaft
über die Wege der Bedürfnisbefriedigung.
Auf Unternehmerseite wird also die Auseinandersetzung sowohl mit wirtschaftlichen
als auch mit weiteren gesellschaftlichen und sozialen Faktoren vorausgesetzt. Diese
Auseinandersetzung mit sozialen Faktoren zeigt sich beispielsweise in dem unter
Punkt 2.1.2 bereits erwähnten Ansatz der Erweiterung der eigentlich wirtschaftlichen
Messgröße des Bruttosozialproduktes um soziale und ökologische Faktoren.
Somit lässt sich eine Entwicklung erkennen, bei der neben den quantitativen Kriterien
(Wirtschaftswachstum) auch qualitative Kriterien (Lebensstandard) Eingang in wirt-
schaftliche Kalkulationen finden.
Als weitere Überlegungen gelten unter anderem faire weltwirtschaftliche Rahmenbe-
dingungen, Ausgleich extremer Einkommens- und Vermögensunterschiede und die
Nachhaltige Entwicklung von Sach-, Human- und Wissenskapital.37




36
 Vgl.: Ebd., S. 35ff.
37
  Vgl.: Ebd., S. 31 ff. sowie Mathieu: Unternehmen auf dem Weg zu einer Nachhaltigen
Wirtschaftsweise, S.29 ff.
                                                                                 16
2.2.3 Die Soziale Ebene
Die soziale Ebene des Nachhaltigkeitskonzeptes wurde in der Vergangenheit in der
wissenschaftlichen und auch in der öffentlichen Diskussion kaum oder nur unzurei-
chend beachtet. Dies kann auf der einen Seite der Vorreiterrolle der ökonomischen
und vor allem der ökologischen Ebene zugeschrieben werden, auf der anderen Seite
erwähnen die Kritiker auch oftmals die problematische empirische Überprüfbarkeit
von sozialen Faktoren der Nachhaltigkeit. Diese Überprüfbarkeit ist bei den Faktoren
der beiden anderen Ebenen eher gegeben (zum Beispiel das Bruttosozialprodukt
oder die CO2-Werte in der Luft).38
Die soziale Dimension der Nachhaltigkeit ist ein Ansatz, der sich mit der Verbesse-
rung der Lebensbedingungen und Lebensstandards innerhalb und zwischen unter-
schiedlich entwickelten Ländern auseinandersetzt.
Der Hauptaspekt sozialer Nachhaltigkeit bezieht sich auf die Auflösung sozialer Prob-
lemfelder innerhalb von Volkswirtschaften.
Ich werde diese Problemfelder im Folgenden nur kurz umreißen, da die entscheiden-
den Ansätze in den Folgekapiteln herausgearbeitet werden.
                39
Nach Heins           bezieht sich soziale Nachhaltigkeit auf die Schlagwörter Soziale Ak-
zeptanz, Soziale Schutz- und Gestaltungsziele sowie Gerechtigkeit und Sozialver-
träglichkeit.
Unter dem Problemfeld der sozialen Akzeptanz versteht Heins den Rückhalt in der
Bevölkerung für Maßnahmen, die im Rahmen Nachhaltiger Entwicklung von Politik
und Wirtschaft ergriffen werden müssen.40 Ohne diesen Rückhalt in der Bevölkerung
ist die Umsetzung einer nachhaltigen Wirtschaftsweise nicht realisierbar, da die
nachhaltige          Wirtschaftsweise   durchaus    mit   Faktoren   wie   beispielsweise
Wohlstandsminderung verbunden ist. Es muss in der Bevölkerung eine Reflexion
über die Notwendigkeit und Akzeptanz von Handlungen und Verhaltensweisen be-
züglich einer nachhaltigen Wirtschaftsweise stattfinden.
Die sozialen Schutz- und Gestaltungsziele sind Bewertungskriterien und Indikatoren
dafür, inwieweit in einer Gesellschaft soziale Sicherungssysteme und Entwicklungs-
potentiale ausgestaltet sind. Sie beinhalten die Sicherung der Gesundheit (Grundbe-
dürfnisbefriedigung, materielle Grundsicherung, gesellschaftliche Anerkennung und
Qualität der Arbeit), die Sicherung sozialer Stabilität (Verteilungsgerechtigkeit, Chan-
cengleichheit, Versorgungssicherheit, Friedenssicherung und Partizipationsmöglich-

38
   Vgl.: Ebd., S. 36
39
   Vgl.: Heins: Soziale Nachhaltigkeit, S. 25 ff.
40
   Vgl.: Ebd., S. 25
                                                                                     17
keiten) und die Entwicklungs- und Funktionsfähigkeit der Gesellschaft (Bildungs- und
Informationsangebote, Vielfalt sozialer Strukturen, sozialer Zusammenhalt und kultu-
relle Vielfalt).41 Die Ausgestaltung sozialer Sicherheitssysteme innerhalb einer Ge-
sellschaft ist eine der wichtigsten Faktoren der sozialen Dimension von Nachhaltig-
keit.
Die Begriffe Gerechtigkeit und Sozialverträglichkeit sind nach Heins die entscheiden-
den Elemente einer Sustainable Society (nachhaltige Gesellschaft). Unter Gerech-
tigkeit wird in diesem Zusammenhang die Verteilungsgerechtigkeit von Wohlstand in
der Welt verstanden, die aber herausgelöst von seiner materiellen Basis zusätzlich
über immaterielle Komponenten wie beispielsweise Lebensqualität (in kultureller, so-
zialer und psychischer Dimension) definiert wird. Das Problemfeld erschließt sich
hierbei über die Frage nach der Verteilungsgerechtigkeit sowie unter der inter- als
auch der intragenerativen Handlungsebene.42
Der Begriff der Sozialverträglichkeit, der in vielen gesellschaftlichen Bereichen ange-
wendet wird (beispielsweise in der Raumordnungsplanung oder in der Unterneh-
menspolitik), stellt im eigentlichen Sinne ein Verfahren dar, bei dem sich das Handeln
gesellschaftlicher Akteure sich so ausgestaltet, dass anderen Akteuren dabei kein
Nachteil entsteht.
Das Problemfeld der Sozialverträglichkeit bezieht sich nach Heins dahingehend auf
die bestehenden normativen Werte einer Gesellschaft in Bezug auf die Bewertung
einer Handlung oder Entwicklung als sozialverträglich oder eben sozial- unverträg-
lich.43
Man kann somit feststellen, dass sich die soziale Dimension der Nachhaltigkeit auf
die auslösenden Faktoren sozialer Problemfelder wie Lebensbedingungen, Arbeits-
bedingungen und Soziale Sicherung beziehen und sich damit beschäftigt, mit wel-
chen Handlungsformen die sozialen Problemfelder so ausgeglichen werden können,
dass alle Gesellschaftsmitglieder über die gleichen Chancen zu ihrer Existenzsiche-
rung verfügen.




41
   Vgl.: Ebd., S. 26
42
   Vgl.: Ebd., S. 28
43
   Vgl.: Ebd., S. 30
                                                                                   18
2.2.4 Zusammenfassung
Im Rückblick auf dieses Kapitel können wir festhalten, dass der Begriff der Nachhal-
tigkeit äußerst schwierig zu fassen ist. Seine inflationäre Verwendung in Literatur und
öffentlichem Diskurs hat zu unterschiedlichen Definitionen und Assoziationen von
Nachhaltigkeit geführt.
Der Begriff der Nachhaltigkeit hat sich von seinem ersten Auftreten in der Forstwirt-
schaft des 19. Jahrhunderts bis in das 21. Jahrhundert zu einem Konzept entwickelt,
das sich von einem rein betriebswirtschaftlichem Konzept zu einem Leitbild für die
Sicherung von Bedürfnissen gegenwärtiger Generationen, unter Berücksichtigung
natürlicher Wachstumsgrenzen und zukünftiger Generationen, stufenweise heraus-
gebildet hat.
Bei diesem Konzept wird sowohl der explosionsartigen demographischen Entwick-
lung als auch der technischen Entwicklung der Weltgesellschaft in den vergangenen
100 Jahren, die das Fortbestehen des ökologischen Systems Erde bedrohen, Rech-
nung getragen. Als Meilensteine auf dem Weg der Nachhaltigkeit zu einem gesell-
schaftlich akzeptierten Leitbild menschlichen Handelns können zum einen der Bericht
Grenzen des Wachstums des Club of Rome von 1972 sowie der „Brundtland-
Bericht“: Unsere gemeinsame Zukunft von 1987 und zum anderen die Weltkonfe-
renz für Umwelt und Entwicklung von 1992 in Rio de Janeiro bezeichnet werden.
Diese haben dazu beigetragen, die konzeptionelle Idee der Nachhaltigkeit mit Inhalt
zu füllen und gesellschaftsfähig zu machen.
Als eine der bekanntesten inhaltlichen Grundlagen der Konzeption der Nachhaltigen
Entwicklung kann das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit bezeichnet werden. Bei
diesem Modell werden die Handlungsfelder aus den gesellschaftlichen Teilbereichen
Ökologie, Ökonomie und Soziales auf gleichberechtigter Ebene als maßgebende
Kriterien für die Umsetzung Nachhaltiger Entwicklung akzeptiert und in die konzepti-
onellen Leitlinien von Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit übernommen.




                                                                                   19
3. Soziale Nachhaltigkeit in Unternehmen
3.1 Die Verantwortung der Unternehmen
Im vorherigen Kapitel habe ich mich mit der historischen Entwicklung des Begriffes
der Nachhaltigkeit beschäftigt und versucht, die konzeptionelle Ausgestaltung des
Prinzips der Nachhaltigen Entwicklung zu veranschaulichen. In diesem Zusammen-
hang habe ich das Modell der drei Säulen der Nachhaltigkeit mit den Dimensionen
Ökonomie, Ökologie und Soziales als grundlegend für das Konzept der Nachhaltigen
Entwicklung vorausgesetzt. Im Folgenden möchte ich mich nun auf die Darstellung
der sozialen Dimension     konzentrieren, ohne dabei zu vergessen, dass eine Gleich-
gewichtung aller drei Säulen existiert. Sicherlich werde ich in meinen Ausführungen
des Öfteren auf die beiden Dimensionen Ökonomie und Ökologie zurückgreifen,
dennoch steht die soziale Nachhaltigkeit im Vordergrund meiner Betrachtungen.
Ich habe in der Einleitung bereits erwähnt, dass der Fokus meiner Arbeit auf der Be-
trachtung der unternehmerischen Ebene von sozialer Nachhaltigkeit liegen soll und
die politische Ebene als Voraussetzung für eine wirtschaftliche Umsetzung des Kon-
zepts gilt. Dabei stellt sich natürlich die Frage, warum der Unternehmensebene eine
Stellung bei der Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes zugeschrieben wird, die
über der politischen Ebene zu liegen scheint.
Es ist somit von Wichtigkeit, diesen Sachverhalt im Vorfeld zu klären, um davon aus-
gehend näher in die Thematik eindringen zu können.
Warum der Operationalisierung von Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene eine
Bedeutung zukommt, die in einigen Dimensionen größer ist als die der politischen
Ebene, lässt sich anhand einiger Aspekte verdeutlichen, die ich nur kurz anschneiden
werde.
Zum einen wird in der Öffentlichkeit zunehmend das Bild von Unternehmen gezeich-
net, dass sie zu den Hauptverursachern der Problemfelder macht, die mit dem Theo-
rem der Nachhaltigen Entwicklung gelöst beziehungsweise angegangen werden sol-
len. Unternehmen gelten mit ihren Produktionsweisen beispielsweise als die ent-
scheidenden Faktoren der       Umweltverschmutzung und -übernutzung (Schadstoff-
emissionen, Ressourcenverbrauch), fördernde Instanzen sozialer Problemfelder (Ar-
beitsbedingungen, Lebens- und Sozialstandards) und als Mitverursacher ökonomi-
scher Krisen (allein am kurzfristigen Unternehmensgewinn ausgerichtetes Handeln).44



44
  Vgl.: Dyllick, Thomas: Konzeptionelle Grundlagen unternehmerischer Nachhaltigkeit. In:
Gudrun/ Schwarz, Michael: Handbuch Nachhaltige Entwicklung. Wie ist nachhaltiges Wirt-
schaften machbar? Opladen, 2003, S. 236
                                                                                     20
Somit ergibt sich aus Sicht der Öffentlichkeit und der Gesellschaft mit dem Bild auto-
matisch auch eine Verantwortung von Unternehmen bei der Lösung dieser Problem-
felder.
Zusätzlich kommt den Unternehmen gegenwärtig ein Aufgabenfeld zu, das die Un-
ternehmen aufgrund ihrer sich ständig verändernden Organisationsstruktur bestens
ausfüllen können. Unternehmen müssen in Zeiten der Globalisierung in der Lage
sein, sich den fast täglich ändernden Gegebenheiten ihrer Umwelt anzupassen. Wo-
bei Umwelt in diesem Kontext als das gesellschaftliche Umfeld der Unternehmen, das
Aktionäre, Politik, Konkurrenten, Kunden und weitere Akteure beinhaltet, zu verste-
hen ist.45 Diese Beziehungen zwischen Unternehmen und übrigen gesellschaftlichen
Akteuren ist ein Spannungsfeld unterschiedlichster Interessen. In diesem müssen
sich die Unternehmen immer wieder neu positionieren und versuchen, die Interessen-
lagen aller gesellschaftlichen Akteure mit den eigenen zu verbinden, wenn sie auf
Dauer am Markt aussichtsreich positioniert sein wollen.46
Aufgrund dieser Fähigkeit sind Unternehmen, und vor allem multinational agierende
Unternehmen, in der Lage, über Ländergrenzen hinweg Bedingungen politischer als
auch wirtschaftlicher und sozialer Natur entweder selbst zu schaffen oder zu steuern,
die ihnen ein perfektes Wirtschaften ermöglichen. Sie haben somit auf der einen Sei-
te gesellschaftliche Ordnungsmöglichkeiten, diese ergeben aber auf der anderen Sei-
te auch eine gesellschaftliche Ordnungsverantwortung der Unternehmen.47 Genau in
diesem Aspekt ergeben sich für Unternehmen deutlich mehr Einfluss- und Gestal-
tungsmöglichkeiten in gesellschaftlichen Sphären, als die Politiken einzelner nationa-
ler Staaten besitzen. Gerade im Hinblick auf die abnehmenden Steuerungsmöglich-
keiten des politischen Systems im Zuge der Globalisierung erstarken gleichzeitig die
anderen gesellschaftlichen Akteure wie Nicht-Regierungs-Organisationen oder große
Unternehmen, denen eine zunehmend politische Rolle zuwächst. Vor diesem Hinter-
grund kommt den Unternehmen damit auch eine Verantwortung zu, diese Möglichkei-
ten nicht ausschließlich für die Eigeninteressen zu nutzen sondern darüber hinaus im
Sinne des Allgemeinwohls zu handeln.48
Die beiden genannten Aspekte des Verursachens gesellschaftlicher Problemlagen
durch Unternehmen und die wachsende Steuerungskapazität des wirtschaftlichen
und politischen Systems ergeben somit eine Verantwortung, die die Unternehmen
gegenüber den übrigen gesellschaftlichen Akteuren innehaben und nicht einfach ab-
45
   Vgl.: Hunziker, Rolf: Die soziale Verantwortung der Unternehmung. Auseinandersetzung
mit einem Schlagwort. Bern/ Stuttgart, 1980, S. 11 ff.
46
   Vgl.: Ebd., S. 13
47
   Vgl.: Homann, Karl: Gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen. Philosophie, ge-
sellschaftstheoretische und ökonomische Überlegungen.Wittenberg-Zentrum für Globale
Ethik. Diskussionspapier Nr. 04-6. Wittenberg, 2004, S. 2 ff.
48
   Vgl.: Ebd., S.3
                                                                                     21
wenden können. Auf dieser Basis kommt den Unternehmen auch eine Hauptaufgabe
bei der Umsetzung des Konzepts der Nachhaltigkeit zu, die ich nachfolgend am Bei-
spiel der sozialen Nachhaltigkeit beleuchten möchte.


3.2 Die Soziale Nachhaltigkeit als Unternehmensstrategie
Es stellt sich an dieser Stelle nun die Frage, wie soziale Nachhaltigkeit auf der Unter-
nehmensebene definiert wird, was sie beinhaltet und welche Anforderungen dabei an
die Unternehmen gestellt werden.
Wenn man sich dem Konzept der Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene nähern
möchte, kann man dies auf unterschiedliche Herangehensweisen tun. Es gibt in der
Fachliteratur diverse Theorien, die versuchen, Nachhaltigkeit in das Unternehmens-
management zu internalisieren.
                                                                 49
Ich möchte in meiner Arbeit das Triple-Bottom-Line-Konzept            als Grundlage heran-
ziehen. Es handelt sich hierbei um ein Modell des englischen Wirtschaftswissen-
schaftler John Elkington. Die Basis zu dieser Art der Operationalisierung des Nach-
haltigkeitsleitbildes in Unternehmen liegt in der Annahme, dass Unternehmen multi-
funktionale Wertschöpfungsketten darstellen. Wenn das Konzept der Nachhaltigkeit
auf diese Annahme bezogen wird, so bedeutet dies die Anforderung an die Unter-
nehmen, Wertschöpfung bei gleichzeitigem Kapitalerhalt zu betreiben. Bei dem Beg-
riff des Kapitals auf Unternehmensebene wird nicht nur das ökonomische, sondern
auch das ökologische und soziale Kapital unterschieden.50 Der Ansatz der drei Säu-
len der Nachhaltigkeit wird demnach auf die Unternehmensebene, mit der Annahme
von drei zu unterscheidenden Kapitalformen, übertragen.
Das ökologische und ökonomische Kapital werde ich nicht weiter betrachten, den-
noch setze ich die Auseinandersetzung mit ihnen als grundlegend für die Umsetzung
des Nachhaltigkeitskonzeptes voraus.
Ich wende mich nun dem Sozialen Kapital auf Unternehmensebene zu. Die soziale
Dimension des Nachhaltigkeitskonzeptes bezieht sich im Unternehmen also auf das
Soziale Kapital. Zugrunde liegt die Überlegung, die sozialen Leistungen innerhalb des
Unternehmens und auch außerhalb (in der Beziehung zwischen Unternehmen und
seiner Umwelt) zu verbessern. Dies macht eine Übernahme der sozialen Aspekte in
die Managementsysteme der Unternehmen unumgänglich.
Bezüglich der Übernahme sozialer Aspekte in Managementsysteme möchte ich einen
Ansatz aufgreifen, bei dem die soziale Dimension in zwei Kernbereiche aufgeteilt

49
   Vgl.: Elkington, John: The chrysalis economy. How citizen CEO´s and corporations can
fuse values and value creation. Oxford, 2001, S. VIII f.
50
   Vgl.: Thomas Loew/ Ankele, Kathrin/ Braun, Sabine/ Clausen, Jens: Bedeutung der inter-
nationalen CSR-Diskussion für Nachhaltigkeit und die sich daraus ergebenden Anforderun-
gen an Unternehmen mit Fokus Berichterstattung. Berlin/ Münster, 2004, S. 66
                                                                                      22
wird: In innerbetriebliches Humankapital und überbetriebliches gesellschaftliches Ka-
pital. 51
Diese beiden Kernbereiche spiegeln ein Handlungsfeld für Unternehmen, innerhalb
des Betriebs und zu ihrer Umwelt, wider. Die Ausrichtung dieses Modells reicht also
über die Grenzen des Unternehmens hinweg. Die Entscheidungsträger in den Unter-
nehmen sollen versuchen, bei ihren Entscheidungen nicht nur eine Verbesserung des
innerbetrieblichen Humankapitals anzustreben, sondern auch unmittelbar auf Men-
schen und Institutionen in ihrer regionalen, nationalen und globalen Umwelt positiv
einzuwirken. Das innerbetriebliche Humankapital beinhaltet dabei beispielsweise die
Mitarbeitermotivation und -fähigkeiten sowie die Loyalität von Geschäftspartnern. Das
überbetriebliche soziale Kapital setzt sich demgegenüber aus Aspekten der Qualität
und Leistungsfähigkeit kultureller Institutionen, dem Gesundheitssystem und dem
Bildungs- und Ausbildungssystem auf regionaler und internationaler Ebene zusam-
men.52
Um genauer aufzeigen zu können, wie sich das Handlungsfeld der Unternehmen in
der sozialen Dimension nachhaltiger Entwicklung darstellt, möchte ich die beiden
beschriebenen Kernpunkte weiter konkretisieren.
Das interne Handlungsfeld bezieht sich auf das interne soziale Kapital eines Unter-
nehmens, das sich in der Qualität der internen Mitarbeiterbeziehungen widerspiegelt.
Gemeint sind damit sowohl die Beziehungen der Mitarbeiter untereinander als auch
die Beziehungen zwischen Mitarbeiter und Unternehmen. Als Beispiele hierfür gelten
Fragen der Beschäftigung, Entlohnung, Arbeitsplatzsicherheit, Ausbildung, Diversität
und Chancengleichheit. In diesem Bereich wirken aber auch die schon genannten
Aspekte der Mitarbeitermotivation und Unternehmensloyalität.
Das externe Handlungsfeld bezieht sich demnach auf das externe soziale Kapital und
beinhaltet drei zu unterscheidende Dimensionen:
Die Beziehungen zum lokalen Umfeld: Sie betreffen die Auswirkungen der Unter-
nehmenstätigkeit auf die dem Unternehmen unmittelbar nahe stehende Akteure, wie
Nachbarn, Behörden und das Gemeinwesen.
Die Beziehungen zum nationalen Umfeld: Damit sind die gesellschaftlichen und poli-
tischen Akteursgruppen, die von Aspekten wie Wettbewerbsbeschränkungen oder
politischer Einflussnahme betroffen sind, gemeint.




51
   Bieker, Thomas/ Dyllick, Thomas/ Gminder, Carl Ulrich/ Hockerts, Kai: Management un-
ternehmerischer Nachhaltigkeit mit einer Sustainability Balanced Scorecard – Forschungs-
methodische Grundlagen und erste Konzepte. Institut für Wirtschaft und Ökologie - Universi-
tät St. Gallen. Diskussionsbeitrag Nr. 94. St. Gallen, 2001, S. 16 ff.
52
   Vgl.: Ebd., S. 16
                                                                                        23
Die letzte Dimension stellen die Beziehungen zum globalen Umfeld dar: Die Bezie-
hungen beinhalten globale Problemfelder wie beispielsweise Hunger, Armut und der
Schutz der Menschrechte. 53
Wenn wir die Umsetzung der sozialen Dimension der Nachhaltigkeit als Manage-
mentstrategie definieren, dann können wir zusammenfassend sagen, sie beinhaltet
die Zielsetzung der Förderung des innerbetrieblichen Humankapitals in Form von
Mitarbeitermotivation und Loyalität dem Unternehmen gegenüber sowie die Förde-
rung des überbetrieblichen Kapitals, das die Optimierung des Sozialkapitals und der
Standortqualität der Unternehmen thematisiert.


3.3 Konzepte zur unternehmerischen Umsetzung
Im vorangegangenen Kapitel habe ich berichtet, wie sich das Konzept der sozialen
Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene ausgestaltet und welche Handlungsfelder
sich für die Unternehmen im Rahmen des Konzeptes ergeben. In diesem Kapitel
möchte ich nun in kurzer Form die gängigsten Modelle vorstellen, die in den letzten
Jahren    sowohl auf Unternehmensebene als auch in der wissenschaftlichen For-
schung bezüglich der Diskussion um die Umsetzung sozialer Nachhaltigkeitsleitlinien
entwickelt wurden.
Es handelt sich um Managementregeln, die Leitprinzipen für ein sozial nachhaltiges
Wirtschaften aufstellen und den Unternehmen somit als Anknüpfungspunkte und Leit-
fäden dienen sollen, wie sie das Konzept sozialer Nachhaltigkeit auf das eigene Un-
ternehmen sinnvoll anwenden können.
Die Modelle, die ich im Folgenden beschreiben werde, beziehen sich zu einem
Grossteil auf die Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes im Allgemeinen; sie bein-
halten also alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Ich werde mich bei den einzel-
nen Modellen aber auf die Aspekte beziehen, die die soziale Dimension betrachten.
Vorab kann festgehalten werden, dass praktisch keine Projekte existieren, die die
soziale Nachhaltigkeit gesondert betrachten, sie steht immer im Zusammenhang mit
der ökologischen und der ökonomischen Dimension der Nachhaltigkeit.
Oftmals wird die Umsetzung Sozialer Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene mit der
Debatte um die Soziale Verantwortung von Unternehmen gleichgesetzt.
Das mit dem englischen Begriff „Corporate Social Responsibility“ (CSR) bezeichnete
Konzept definiert die EU-Kommission als „ ein Konzept, das den Unternehmen als
Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre


53
  Vgl.: Bieker, Thomas/ Bilharz Michael/ Gminder, Carl Ulrich (Hrsg.): Die Soziale Dimension
unternehmerischer Nachhaltigkeit. Institut für Wirtschaft und Ökologie-Universität St. Gallen.
Diskussionsbeitrag Nr. 102. St. Gallen, 2002, S. 10


                                                                                          24
Tätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern (Akteure aus dem
gesellschaftlichen Umfeld der Unternehmen) zu integrieren.“54 Es geht also darum,
durch freiwillige Leistungen im Umwelt- und Sozialbereich Beiträge zur Verbesserung
der Lebensqualität zu leisten und damit zu einer nachhaltigen Entwicklung der Ge-
sellschaft beizutragen.
Den Ursprung der CSR-Debatte bildeten in den sechziger Jahren des vergangenen
Jahrhunderts mehrere Gerichtsverfahren um Preisabsprachen bei Elektrokonzernen
in den USA.55 Es traten erstmals Diskussionen darüber auf, ob und wie Unternehmen
ihrer Verantwortung gegenüber ihrer gesellschaftlichen Umwelt nachkommen. In der
Folgezeit kam die Diskussion auch in Europa auf und wurde dort seit Mitte der neun-
ziger Jahre zu einem entscheidenden Thema in der Wirtschaftswelt. Angeheizt wurde
                                                                                           56
die Diskussion sicherlich durch den Zusammenbruch des New-Economy-Booms
Ende der neunziger Jahre und den damit verbundenen Unternehmenspleiten und
Entlassungen in diversen Wirtschaftsbranchen, aber auch durch Verhaltensweisen
von Unternehmen, die in der Öffentlichkeit starke Kritik an der Unternehmensführung
zur Folge hatte. Als Beispiel hierfür kann die Shell AG genannt werden. „Die Shell
AG wollte die ausrangierte Ölplattform Brent Spar in der Nordsee versenken.
Insbesondere der massive Protest von Greenpeace und daraufhin der öffentli-
chen Meinung hinderte Shell an dem Vorhaben. Mittlerweile ist der Fall abge-
schlossen und eine breit besetzte Kommission hat die Verwendung der Brent
Spar als Hafenanlage beschlossen.“57 Somit gerieten immer öfter Entscheidungen
und Maßnahmen der Unternehmensführung               großer Konzerne in die Diskussion.
Wiederholt wurde die Frage nach der Verantwortung des unternehmerischen Han-
delns gegenüber des gesellschaftlichen und natürlichen Umfeldes gestellt. Unter-
nehmen müssen sich aktuell folglich der Situation stellen, dass sie ihr Handeln da-
hingehend kontrollieren müssen um nicht im Nachhinein mit massiven Protesten und
Gewinneinbußen durch Protest- und Boykotaktionen unzufriedener Kundengruppen
konfrontiert zu werden (zum Beispiel der Boykott von Shell-Tankstellen durch die
Verbraucher im Fall Brent Spar).58



54
   Vgl.: Europäische Kommisssion: Mitteilung der Kommission betreffend die soziale Verant-
wortung der Unternehmen: Ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung, KOM(2002) 347, Lu-
xemburg 2002, S.3
55
   Vgl.: Hodges, Luther: Geschäft und Moral. Die soziale Verantwortung des Unternehmers.
Wiesbaden, 1966, S. 18 ff.
56
   Vgl.: Bieker, Thomas/ Bilharz Michael/ Gminder, Carl Ulrich (Hrsg.): Die Soziale Dimensi-
on unternehmerischer Nachhaltigkeit, S. 4 f.
57
   Abgedruckt bei: König, Mathias: Unternehmerische Verantwortung und der Fall Brent Spar
– eine diskursethische Perspektive. In: Jonas, Hans: Zukunftsverantwortung in der Markt-
wirtschaft. Münster [u.a.], 2000, S. 390
58
   Vgl.: Ebd., S. 391
                                                                                         25
Im Rahmen der gerade beschriebenen Debatte hat es von vielen verschiedenen Sei-
ten Überlegungen dazu gegeben, wie Unternehmen ihr Handeln so ausrichten kön-
nen, dass sie sich nicht in Spannungsverhältnisse zu ihren Stakeholdergruppen be-
geben und ihrer Verpflichtung zu sozialer Verantwortung diesen Gruppen gegenüber
nachkommen und auch wie dieses zu überprüfen ist.
Es hat sich eine Vielzahl von Möglichkeiten herausgebildet. Die populärste liegt si-
cherlich in der Erstellung allgemeiner Verhaltenskodizes (Codes of Conduct), die von
Unternehmerseite als Selbstverpflichtung oder als Leitlinien der Politik erarbeitet wer-
den.
                                                                                    59
In Europa ist das von der EU 1996 ins Leben gerufene Projekt CSR-Europe                  zu
nennen. CSR Europe ist ein Unternehmensnetzwerk, das die Aufgabe hat, die CSR-
Idee den Unternehmen in Europa näher zu bringen und in ihrem strategischen Han-
deln zu verankern. Im Jahr 2002 veröffentlichte CSR Europe eine Checkliste mit Leis-
tungsindikatoren, anhand derer Unternehmen ihr Handeln in allen drei Nachhaltig-
keitsdimensionen überprüfen und messen können. Allerdings muss einschränkend
gesagt werden, dass diese Indikatoren ohne weitere Angaben zu ihrer Auswahl und
ihrer Umsetzung formuliert sind.60
Zudem hat sich die Europäische Union das Thema CSR auf die Fahne geschrieben,
da sozial verantwortliches Handeln der Unternehmen, einer der entscheidenden Fak-
toren werden kann, der zur Realisierung eines der Hauptanliegen der Europäischen
Union, den europäischen Wirtschaftsraum zum „wettbewerbsfähigsten und dyna-
mischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen“61 beitragen könn-
te. In Folge dieses Prozesses hat die Europäische Kommission im Jahr 2001 ein
                               62
Grünbuch zum Thema CSR              veröffentlicht. In dieser Publikation wird das Konzept
Corporate Social Responsibility für Unternehmen vorgestellt und die Frage nach dem
Umgang mit dieser Thematik auf EU-Ebene aufgeworfen. Mit diesem Buch verband
die Europäische Kommission einen Konsultationsprozess, bei dem relevante Akteure,
dazu zählen Behörden auf allen Ebenen, Klein-, Mittel- und Multinationale Unterneh-
men sowie Sozialpartner, dazu aufgefordert wurden, Vorschläge zu unterbreiten, wie
die Förderung der sozialen Verantwortung der Unternehmen aufgebaut werden könn-
te. 63



59
   Vgl.: Hierzu und für weitere Informationen: www.cseurope.org.
60
   Vgl.: CSR-Europe: Corporate Social Responsibility (CSR) kommunizieren: Transparenz,
Berichterstattung, Rechenschaft, 2002, S. 6 f.
61
   Vgl.: Europäische Kommission: Europäische Rahmenbedingungen für die soziale Verant-
wortung der Unternehmen-Grünbuch. KOM (2001) 366, Luxemburg (2001b), S. 4
62
   Ebd.
63
   Vgl.: Europäische Kommission: Europäische Rahmenbedingungen für die soziale Verant-
wortung der Unternehmen-Grünbuch S. 25
                                                                                      26
Auf der Basis der Ergebnisse dieses Konsultationsprozesses veröffentlichte die Eu-
ropäische Kommission im Sommer 2002 eine offizielle Mitteilung „über die soziale
                                    64
Verantwortung der Unternehmen,           die im Dezember desselben Jahres durch eine
Resolution weiter gestärkt wurde. Die Mitteilung lässt sich in zwei entscheidende
Kernbereiche aufteilen. Zum einen in die Ergebnisse der Konsultation aus dem Vor-
jahr und zum anderen in die auf den Ergebnissen basierende Erklärung zur Strategie
einer europäischen CSR-Förderung.
Als Ergebnis des Konsultationsprozesses versteht die Kommission eine breite Akzep-
tanz der Notwendigkeit einer gesamtgesellschaftlichen CSR-Debatte und die allge-
meine Zustimmung der befragten Akteure, sich an Gemeinschaftsmaßnahmen zur
CSR-Förderung zu beteiligen. Dennoch wird gerade von Seiten der Unternehmen der
Aspekt der Freiwilligkeit des CSR-Modells betont.65
Auf Basis dieser Ergebnisse formulierte die Kommission in der Mitteilung eine Strate-
gie zur CSR-Förderung, deren Kernpunkte sich wie folgt darstellen: Die Berichtsver-
fahren und die Instrumente des CSR-Verfahren sind zu vereinheitlichen, um einen
Grad der Vergleichbarkeit zu schaffen.66 Um Akzeptanz und Glaubwürdigkeit in der
Gesellschaft zu schaffen, müssen die Kriterien des CSR-Verfahren auf breiter Ebene
anerkannt werden; dazu schlägt die Kommission vor, ein European Multi-Stakeholder
Forum (EMS-Forum CSR) ins Leben zu rufen.67
Das European Multistakeholder Forum CSR (EMS-Forum CSR) wurde dann im Ok-
tober 2002 gegründet und führte Unternehmer und andere Akteure wie Gewerkschaf-
ten, NGOs, Investoren und Verbraucher zusammen. Die Aufgabe des Forums be-
stand darin, sich in Gesprächen am Runden Tisch auszutauschen. Die vier großen
Themenbereiche, die dort behandelt wurden, sind folgende:
     •   Vertiefung des Wissens über die soziale Verantwortung der Unterneh-
         men (CSR) und Erleichterung des Austausches von Erfahrungen und
         vorbildlichen Verfahren.
     •   Aspekte, die kleine und mittlere Unternehmen (KMU) betreffen, ein-
         schließlich der Möglichkeiten, das Konzept der sozialen Verantwortung
         den KMU vertraut zu machen.
     •   Vielfalt, Konvergenz und Transparenz von CSR-Praktiken und –
         Instrumenten.




64
   Europäische Kommisssion: Mitteilung der Kommission betreffend die soziale Verantwor-
tung der Unternehmen.
65
   Vgl.: Ebd., S. 4
66
   Vgl.: Ebd., S. 9
67
   Vgl.: Ebd., S. 19
                                                                                    27
•   CSR und Entwicklung. 68
Im Juni 2004 wurde der Abschlussbericht des Forums bei der Europäischen Kom-
mission vorgelegt.
In diesem Bericht werden Fallstudien von Unternehmen analysiert, die CSR anwen-
den und in den Fallstudien über die Erfahrungen bei der Umsetzung von CSR berich-
ten. In den einzelnen Treffen am Runden Tisch wurden solche Fallstudien diskutiert
und über ihre Ergebnisse beraten.
Eine der Kernaussagen des Berichtes von Unternehmensseite zeigt, dass sie sich
deutlich besseren Zugang zu Informationen und bessere Unterstützung von Seiten
der Politik bezüglich der Managementkonzepte und Kriterien zur Anwendung von
CSR wünschen.69
Das EMS-Forum bekräftigt in dem Bericht die Absicht, dass sie in Zusammenarbeit
mit der Europäischen Kommission, basierend auf den Ergebnissen der Arbeitstätig-
keit des Forums, in naher Zukunft eine neue Mitteilung zu CSR veröffentlichen wol-
len. Das Forum strebt einen Dialogprozess mit der Europäischen Kommission, Un-
ternehmen und Stakeholdern an, um Informationen zu Entwicklungen, Trends und
Innovationen im Bereich CSR zusammenzutragen.70
Auch auf internationaler Ebene wurden Initiativen ins Leben gerufen, die die Umset-
zung von Nachhaltigkeitskonzepten auf Unternehmensebene fördern sollten. Aus
Sicht des Konzeptes der Sozialen Nachhaltigkeit sind zwei Projekte von besonderer
Bedeutung, die ich an dieser Stelle ebenfalls kurz vorstellen möchte.
Zum einen der Global Compact, der im Jahr 1999 vom damaligen UN-
Generalsekretär Kofi Annan ins Leben gerufen wurde und ein globalen Pakt zwischen
den Vereinten Nationen und der Privatwirtschaft darstellt,71 bei dem die gegenseitige
Unterstützung festgeschriebener Leitlinien in Bezug auf Menschenrechte, Arbeits-
rechte und Umweltstandards beschlossen wurde. Grundlage hierfür bildeten Kernleit-
linien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), der Rio-Konferenz von 1992 und
dem Kopenhagener Weltsozialgipfel von 1995.72
Für das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene ist das Global
Compact-Projekt von nicht unerheblicher Bedeutung, da teilnehmende Unternehmen,



68
   Abgedruckt bei: European Multistakeholder Forum on CSR: Final results & recommenda-
tions. Final Report. 2004, S. 3
69
   Vgl.: European Multistakeholder Forum on CSR: Final results & recommendations, S. 14
70
   Vgl.: Ebd. S. 18
71
   Vgl.: United Nations: Corporate Citizenship in the world economy. The Global Compact.
human Rights, labour, environment, anti-corruption. Global Compact Office, United Nations,
2004, S. 2
72
   Vgl.: Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen: UN Basis Informationen. Globaler
Pakt, Wirtschaftswelt und die Vereinten Nationen, 2002
                                                                                        28
innerhalb des eigenen Betriebes und speziell beim Umgang mit externen Zulieferern
menschen- und arbeitsrechtliche Standards überprüfen können.
Der Pakt beinhaltet 10 Prinzipien aus den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsbedin-
gungen, Umwelt und Korruptionsbekämpfung:
Menschenrechte
     1. Die Wirtschaft soll den Schutz der international verkündeten Menschen-
        rechte unterstützen und achten und
     2. Sicherstellen, dass sie sich nicht an Menschenrechtsverletzungen betei-
        ligt.
Arbeitsbedingungen
     3. Die Wirtschaft sollte die Vereinigungs- und Tariffreiheit wahren sowie
        ferner für
     4. die Beseitigung aller Formen der Zuwanderungs- und Pflichtarbeit,
     5. die tatsächliche Abschaffung der Kinderarbeit und
     6. die Beseitigung der Diskriminierung und Beschäftigung und Beruf ein-
        treten.
Umwelt
     7. Die Wirtschaft sollte umsichtig mit ökologischen Herausforderungen
        umgehen,
     8. Initiativen zur Förderung eines verantwortlichen Umgangs mit der Um-
        welt durchführen und
     9. sich für die Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher Technolo-
        gie einsetzen.
Korruptionsbekämpfung
     10. Selbstverpflichtung, Korruption in allen Formen, einschließlich Erpres-
        sung und Bestechlichkeit zu begegnen. 73
Derzeit beteiligen sich 31 Deutsche Unternehmen am Globalen Pakt (Stand: 9/2004),
so beispielsweise Bayer, Daimler-Chrysler und die Deutsche Telekom, um die be-
kanntesten von ihnen zu nennen.74
Das Prinzip des Globalen Paktes besteht einerseits in einer freiwilligen Selbstver-
pflichtung der Unternehmen, die genannten Kriterien bei ihrem unternehmerischen
Handeln zu beachten: Der Global Compact besitzt somit keinerlei rechtliche Grundla-
ge und kann die Unternehmen zu keiner Einhaltung verpflichten.




73
   Abgedruckt bei: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:
Global Compact. Ein weltumspannender Pakt. VN-Initiative zu verantwortungsvoller Unter-
nehmensführung, 2004
74
   Vgl.: Ebd.
                                                                                     29
Andererseits verpflichten sich die Unternehmen jedoch gegenüber den Vereinten
Nationen, in Abständen von ein bis zwei Jahren, in ihren unternehmenseigenen CSR-
oder Nachhaltigkeitsberichten über die von Ihnen ergriffenen, konkreten Maßnahmen
zur Umsetzung und Einhaltung der zehn Prinzipien zu berichten.
Das zweite weltweit agierende Projekt zur Umsetzung und zum Umgang mit sozialen
Nachhaltigkeitsleitlinien, das ich näher beleuchten möchte, ist die Global Reporting
Initiative (GRI). Diese Initiative existiert bereits seit dem Jahr 1997 und wurde unter
der Federführung der U.S. Nicht-Regierungsorganisation Coalition for Environmental-
ly Responsible Economics (CERES) und dem Umweltprogramm der Vereinten Natio-
nen (UNEP) gegründet. Die Aufgabe der GRI besteht darin, die Qualität und An-
wendbarkeit von Nachhaltigkeitsberichterstattungen zu modifizieren und zu stei-
gern.75
Auch bei diesem Projekt sind Akteure aus allen gesellschaftlichen Gruppen vertreten
und arbeiten an einer weltweiten Akzeptanz von Berichterstattungsprinzipien. Bisher
mündete die Arbeit der Initiative in zwei Leitfäden zur GRI Nachhaltigkeitsberichter-
stattung (2000 und 2002), in denen Ansätze zur Anwendung und inhaltlichen Ausges-
taltung eines einheitlichen GRI Nachhaltigkeitsberichtverfahren aufgeführt sind. In
den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Unternehmen der Initiative ange-
schlossen und verfassen ihre Nachhaltigkeitsberichte nach dem GRI-Standard.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass von Seiten aller gesellschaftlicher
Akteure Konzepte, Modelle und Projekte initiiert worden sind, um den Ansatz der
Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene zu realisieren. Einige dieser Modelle bezie-
hen sich direkt auf die Soziale Nachhaltigkeit (hier sei noch einmal das Beispiel CSR
angeführt) und einige beinhalten sie neben den beiden weiteren Dimensionen der
Nachhaltigkeit (Global Compact und GRI). Die Bedeutung dieser Projekte und auch
der Regierungsinitiativen (Europäische Union) gewinnen in dem Maße an Bedeutung,
indem die Diskussion um die soziale Verantwortung der Unternehmen ein wichtigeres
Thema in der Gesellschaft wird. Auffallend ist dennoch, dass alle genannten Modelle
keinen gesetzlichen oder institutionell verankerten Anspruch genießen, sondern auf
der Freiwilligkeit der Unternehmen basieren. Dies birgt das Risiko, dass Unterneh-
men ihr freiwilliges Engagement bezüglich ihrer sozialen Verantwortung nur ausbau-
en, wenn auch die wirtschaftlichen Vorraussetzungen stimmen und im Gegenzug das
Engagement zurückfahren, sobald wirtschaftliche Krisenzeiten eintreten. Zudem kön-
nen Unternehmen nicht zur Umsetzung der Leitlinien gezwungen oder bei ihrer Nicht-
Einhaltung sanktioniert werden. Die Wirtschaft sieht sich also in diesem Punkt mit


75
  Vgl.: Global Reporting Initative. Sustainability Reporting Guidelines 2002. Deutsche Über-
setzung. Lüneburg: Centre for Sustainability Management, 2002, S. 1
                                                                                         30
keinem wirklichen Macht- oder Druckmittel den übrigen gesellschaftlichen Akteuren
gegenüber ausgestattet.
Bevor ich mich nun mit den nationalen Strategien zur sozialen Nachhaltigkeit einge-
hend beschäftige, möchte ich die Vorteile und Probleme auf Unternehmensseite bei
der Umsetzung der oben angesprochenen Leitlinien und Handlungsanforderungen
skizzieren.


3.4 Vorteile der Sozialen Nachhaltigkeit im Unternehmen
Unternehmen, die den Ansatz der sozialen Nachhaltigkeit in ihrer Managementstra-
tegie aufgreifen, tun dies sicherlich nicht allein vor dem Hintergrund des öffentlichen
Drucks und der daraus resultierenden Erwartungshaltung bezüglich der gesellschaft-
lichen Verantwortung der Unternehmen.
Da Unternehmen meist allein auf die Gewinnmaximierung ihrer Produktionsleistung
fixiert sind, verbindet sich ihre Motivation zu einem Großteil auch damit, einen geld-
werten Nutzen zu erzielen.
Dennoch muss beachtet werden, dass Unternehmen, die neben rein ökonomischen
auch ökologische und soziale Aspekte beachten und operationalisieren, kurzfristig
erhöhte Kosten einkalkulieren müssen. So entstehen neue Kostenfaktoren, die bei-
spielsweise für die Kontrolle von Zuliefererbetrieben in Bezug auf die Einhaltung so-
zialer Standards aufgewendet werden müssen.
In welchen Kategorien sich diese Vorteile bei der Umsetzung der sozialen Dimension
der Nachhaltigkeit zeigen können, haben diverse Institutionen mittels Befragungen in
Unternehmen zum Thema CSR zu erheben versucht. Ich möchte im Folgenden kurz
die Ergebnisse einer von CSR-Europe initiierten Befragung darlegen, die bei Unter-
nehmen durchgeführt wurden, die das CSR-Modell erfolgreich anwenden.
Die Kernaussage aller Unternehmen lautet, dass es zu einem „profitablen, nachhalti-
gen Wachstum und menschlichem Fortschritt bei der Einführung von Corporate Soci-
al Responsibility im täglichen wirtschaftlichen Handeln komme“.76
Unterstützt wird diese Aussage von einer Aufzählung von positiven Resultaten inner-
halb der Unternehmen bei der Einführung von CSR als Managementstrategie, so
beispielsweise:
- Verstärkte positive Kundenakzeptanz des Unternehmens
- Bessere Beziehungen mit der direkten Unternehmensumwelt (Nachbarn, Kom-
munen, regionale Behörden)
- Gesteigerte Identifizierung mit dem Unternehmen durch die Mitarbeiter
- Gesteigerte Mitarbeitermotivation

76
     Vgl.: CSR Europe: Your reasons to choose social responsibility, 2003
                                                                                   31
- Kostenersparnisse durch den effizienteren Einsatz von Ressourcen
- Kommerzielle Vorteile ( bevorzugter Status bei Lieferanten etc.)
- Imagegewinn für das Unternehmen und positive Beziehungen zu den Me-
dien.77
Im Jahr 2002 führten das Forschungsinstitut Mardsen und Mohan im Auftrag von
CSR Europe eine Studie bei 500 europaweit angesiedelten Unternehmen durch, die
sich innerhalb und außerhalb des eigenen Unternehmens sehr stark sozial engagie-
ren.78 Das interessante Fazit dieser Studie ist, dass die überwältigende Mehrheit der
befragten Unternehmen (94%) aussagte, dass die gesellschaftliche Verantwortungs-
übernahme mit einem nachweislich positiven Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg
des Unternehmens einherging.79
Schon anhand dieser beiden Beispiele zeigt sich, dass sich für die Unternehmen
nicht nur aus der Sicht der gesellschaftlichen Verpflichtung heraus sozial verantwort-
liches Handeln positiv auszahlt, sondern dass es auch aus der Sicht der Gewinnma-
ximierung und des wirtschaftlichen Handelns heraus als äußerst effektiv angesehen
werden kann.
Vor diesem Hintergrund stellt man sich natürlich die Frage, warum es bei dem aufge-
zählten Nutzen nicht zu einer breiten Umsetzung des Modells auf Unternehmensebe-
ne kommt.
Die Begründung liegt in einer Vielzahl von Operationalisierungsschwierigkeiten, die
es bei der Umsetzung des Konzepts auf Unternehmensebene gibt. Auf diesen Aspekt
möchte ich im folgenden Kapitel genauer eingehen.


3.5 Operationalisierungsschwierigkeiten bei der Umsetzung
Ich werde im Folgenden die von Unternehmensseite meist genannten Kriterien darle-
gen, um aufzuzeigen, welche Überlegungen die Unternehmensleitung oftmals dazu
bewegen, das Konzept der Nachhaltigkeit nicht mit der gebotenen Ernsthaftigkeit
anzugehen. Die Problempunkte lassen sich in zwei Bereichen verorten: Zum einen
treten sie extern der Unternehmen auf, anhand der Leitlinien und Kriterien, die die
Regierungen und die Europäische Kommission zur Umsetzung von Nachhaltigkeit
aufgestellt haben, und zum anderen in den internen Strukturen von Unternehmen.
Zuerst möchte ich die externen Problemfelder anführen.
Wenn Unternehmensleitungen zu der Umsetzung von Nachhaltigkeitskonzepten be-
fragt werden, ist einer der am häufigsten genannten Punkte, dass die Modelle und


77
   Abgedruckt bei: Ebd.
78
   Vgl.: CSR Europe : I whistle all the way to work and all the way home, research on 500
business best practices (Part 1-3), 1999, Part 1
79
   Vgl.: Ebd., Part 3
                                                                                      32
Konzepte zur Operationalisierung von Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene häufig
zu unkonkret formuliert sind und somit nicht als Handlungsempfehlung geeignet sind
oder aber, dass sie zu sehr auf die ökologische Dimension von Nachhaltigkeit be-
schränkt sind und der soziale Aspekt oftmals nicht erwähnt oder nur umrissen wird.
Die Umsetzung des Leitbildes der Nachhaltigkeit auf der Managementebene scheitert
oft am Fehlen geeigneter Mittel sowie Indikatoren zur Entscheidungsfindung und
Realisierung der erarbeiteten Zielsetzungen, insbesondere die soziale Dimension
betreffend.
Ich möchte aber nicht unerwähnt lassen, dass sich die Problematik der Umsetzung
von Nachhaltigkeit nur auf unternehmensexterne Kritikpunkte zurückführen lässt. Stu-
dien zeigen Problempunkte auf Unternehmensseite, die zu den Operationalisie-
rungsschwierigkeiten des Konzeptes der Nachhaltigkeit beitragen. Innerhalb der Un-
ternehmen treten oftmals folgende Problemfelder bei der Umsetzung auf:
Ein ausschlaggebender Aspekt sind die Kosten, die die Umsetzung des Nachhaltig-
keitskonzeptes verursacht und somit eine kurzfristige Verminderung der Rendite be-
deutet. Unternehmen sehen hierin oftmals ein Spannungsverhältnis zwischen den
Interessen der eigenen Shareholder (Eigentümer, Anteilseigner) und dem weiteren
gesellschaftlichen Umfeld der Unternehmung.
Zusätzlich haben diverse Erhebungen dargelegt, dass nur in wenigen Unternehmen
mit dem Begriff der Nachhaltigkeit gearbeitet wird und der Begriff bei einer Vielzahl
von Unternehmen gänzlich unbekannt ist. Wenn sich Unternehmen mit dieser The-
matik intensiv beschäftigen, sind dies zumeist multinationale oder nationale Groß-
konzerne, die einer großen Zahl von gesellschaftlichen Akteuren verpflichtet sind.
Die Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen verwenden den Begriff
der Nachhaltigkeit oftmals ohne ihn genau zu beleuchten oder zu reflektieren. Es fehlt
zumeist eine intensive Auseinandersetzung mit dem Konzept der Nachhaltigkeit.80
Genau an diesem Punkt stellt sich für mich folgende Frage, die ich im zweiten Teil
meiner Arbeit bearbeiten und klären möchte:
Inwiefern lassen sich unternehmensexterne Problempunkte, die zumeist in den politi-
schen Richtlinien begründet liegen, in Kombination mit unternehmensinternen Prob-
lempunkten für eine unzulänglich stattfindende Umsetzung des Konzeptes der sozia-
len Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene rechtfertigen?
An dieser Stelle möchte ich noch einmal meine Ausgangsfragestellung in Erinnerung
rufen (siehe Einleitung), um im Weiteren der Beantwortung dieser nachzugehen. Zu
diesem Zweck werde ich in den folgenden Kapiteln zunächst die Nachhaltigkeitsleitli-
nien der internationalen Politik und ausgewählter nationaler Politiken auf ihren inhalt-

80
     Vgl.: Mathieu: Unternehmen auf dem Weg zu einer Nachhaltigen Wirtschaftsweise S. 44 f.
                                                                                        33
lichen Bezug zu sozialer Nachhaltigkeit untersuchen, um sie anschließend mit aus-
gewählten Unternehmensleitlinien zu vergleichen.




                                                                             34
4. Nachhaltigkeitsstrategien nationaler Regierungen und der EU
In diesem Kapitel widme ich mich den Nachhaltigkeitsstrategien nationaler Regierun-
gen und der Strategie der Europäischen Kommission in Bezug auf die soziale Di-
mension der Nachhaltigkeit und ihrer Umsetzung auf Unternehmensebene. Die Fra-
gestellung lautet, wie konkret die Strategien auf die soziale Dimension der Nachhal-
tigkeit eingehen und ob sie Handlungsleitlinien und Indikatoren für Unternehmen be-
nennen, auf welche Art und Weise sie den Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit in ihr
unternehmerisches Handeln integrieren und wie von Seiten der übrigen gesellschaft-
lichen Akteure eine Kontrolle dieser Integration gewährleistet werden kann.
Zur näheren Betrachtung habe ich mich mit den Nachhaltigkeitsstrategien der deut-
schen, britischen und französischen Regierung beschäftigt, da die später zu verglei-
chenden Unternehmen (Kapitel 6) in diesen drei Ländern angesiedelt sind. Somit ist
eine Vergleichbarkeit hinsichtlich unterschiedlicher, national bedingter Rahmenbe-
dingungen für die Operationalisierung der Nachhaltigkeit gegeben.


4.1 Die deutsche Nachhaltigkeitspolitik
Die deutsche Bundesregierung veröffentlichte im April 2002 mit den „Perspektiven
                                                                              81
für Deutschland. Unsere Strategie für eine nachhaltige Entwicklung“                ein Stra-
tegiepapier für die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklung in der Bundesrepublik
Deutschland.
In dem Bericht benennt die Bundesregierung vier Koordinaten, die für die Umsetzung
des Nachhaltigkeitsleitbildes ausschlaggebend sind. Die Koordinaten sind folgende:
Generationengerechtigkeit, sozialer Zusammenhalt, Lebensqualität und internationa-
le Verantwortung.
In den genannten vier Bereichen werden in dem Strategiepapier 21 Indikatoren und
Ziele formuliert, die auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung umzusetzen
beziehungsweise zu erreichen sind. Im Folgenden werde ich anhand der vier Koordi-
naten die wichtigsten Indikatoren der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie benennen.
Der Bereich der Generationengerechtigkeit ist laut Bundesregierung zum Großteil in
der ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit verortet, wobei auch ökonomische
                                                                    82
Faktoren, wie beispielsweise der Abbau von Staatsverschuldung            und die Verbes-
                                     83
serung von Investitionsbedingungen        dazu gezählt werden.


81
   Bundesregierung: Perspektiven für Deutschland. Unsere Strategie für eine nachhaltige
Entwicklung, Berlin April 2002.
82
   Vgl.: Ebd., S. 103
83
   Vgl.: Ebd., S. 92
                                                                                        35
In den Bereich der Lebensqualität reichen die Problemfelder Gesundheit84, Kriminali-
tätsbekämpfung85 und Wirtschaftswachstum86 hinein.
Unter der Koordinate des sozialen Zusammenhaltes definiert die Bundesregierung in
dem vorgelegten Bericht Ziele wie beispielsweise die Steigerung der Beschäftigungs-
         87                           88
zahlen     , die Familienförderung         und die Gleichberechtigung von Männern und
         89
Frauen        sowie die Integration ausländischer Mitbürger.90
Abschließend beinhaltet der Aspekt der internationalen Verantwortung die Zielset-
zung der internationalen Marktöffnung91 sowie die Erhöhung der öffentlichen Entwick-
lungshilfen.92
Die beschriebenen 21 Zielindikatoren der Bundesregierung ergeben in Kombination
                                                                    93
mit den zehn formulierten Managementregeln der Nachhaltigkeit            einen umfassen-
den Rahmen dafür vor, wie eine nachhaltige Entwicklung in Deutschland zu errei-
chen ist und in welcher Form sich die einzelnen gesellschaftlichen Akteure (Bürger,
Wirtschaft, Wissenschaft, Verbände, Kirchen und andere) daran beteiligen sollen und
können.
Insgesamt kann dennoch kritisch festgehalten werden, dass das Strategiepapier eher
Ideen und Ansätze beinhaltet, die sehr allgemein beschrieben werden, jedoch kaum
quantitative Ziele oder konkrete Maßnahmen formuliert.
An dieser Stelle möchte ich darauf eingehen, in welcher Form die Bundesregierung
in ihrem Bericht die soziale Dimension der Nachhaltigkeit einbringt und ob diese mit
Handlungsleitlinien für Unternehmen verbunden ist oder ob im negativen Fall keine
Verbindung zwischen der sozialen Dimension der Nachhaltigkeit und unternehmeri-
schem Handeln besteht.
Die soziale Dimension der Nachhaltigkeit findet in dem Nachhaltigkeitskonzept der
Bundesregierung unter der schon genannten Koordinate Sozialer Zusammenhalt
Beachtung. Demnach setzt die Bundesregierung das Konzept der sozialen Nachhal-
tigkeit mit der Realisierung folgender Ziele gleich: Angestrebt wird die Sanierung und
die Reform der sozialen Sicherungssysteme, die Steigerung des Beschäftigungsni-
veaus, die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Förderung von
Gleichberechtigung in der Gesellschaft sowie die Integration ausländischer Mitbürger.


84
   Vgl.: Ebd., S. 22
85
   Vgl.: Ebd., S. 26
86
   Vgl.: Ebd., S. 110
87
   Vgl.: Ebd., S. 121
88
   Vgl.: Ebd., S. 123
89
   Vgl.: Ebd., S. 125
90
   Vgl.: Ebd., S. 127
91
   Vgl.: Ebd., S. 129
92
   Vgl.: Ebd., S. 130
93
   Vgl.: Ebd., S. 50 ff.
                                                                                    36
Das unternehmerische Handeln bezüglich der sozialen Dimension wird in der Strate-
gie der Bundesregierung lediglich in drei Aspekten deutlich angesprochen - bezüglich
der Steigerung des Beschäftigungsniveaus, bei der Vereinbarkeit von Familie und
Beruf und dem Aspekt der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Aber auch hier
gilt: Es gibt keine klaren Handlungsrichtlinien für Unternehmen, wie sie die soziale
Dimension bei der Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes in ihrem Unternehmen
operationalisieren können.
Etwas konkreter wird die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung erst mit dem
im Jahr 2004 veröffentlichen Fortschrittsbericht zu den „Perspektiven für
Deutschland“.94 In diesem Bericht wird einerseits eine Bilanz bezüglich der ersten
beiden Jahre des Nachhaltigkeitskonzeptes gezogen, andererseits wird die Strategie
anhand dieser Ergebnisse in diversen Punkten überarbeitet und ergänzt.
Unter anderem widmet sich die Bundesregierung in einem Kapitel auch der aktuellen
Debatte um die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen.95
In diesem Kapitel hebt die Bundesregierung die Wichtigkeit der Aufnahme von ökolo-
gischen und sozialen Belangen in privatwirtschaftliche Managementkonzepte hervor
und betont überdies die Anregung an die Industrie, die Codes of Conduct besser zu
implementieren. Dennoch mangelt es auch an dieser Stelle an einer konkreten For-
mulierung der Codes of Conduct von Seiten der Bundesregierung.96 Man beruft sich
im Folgenden vielmehr auf die „OECD-Leitsätze für multinationale Unterneh-
men“97, auf den Global Compact mit seinen Leitlinien und die „...Aktivitäten im
Rahmen der europäischen Strategie für die gesellschaftliche Verantwortung
                      98
von Unternehmen“           (Grünbuch der Europäischen Kommission, Multistakeholder-
Forum).
Es lässt sich also feststellen, dass es der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregie-
rung an konkreten Formulierungen von Handlungsleitlinien mangelt, die die Unter-
nehmen bei der Umsetzung der sozialen Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb integrie-
ren können. Die deutschen Unternehmen, so lässt sich vermuten, sind daher ge-
zwungen, sich an den internationalen Strategien und Instrumenten der Europäischen
Union und den Vereinten Nationen zu orientieren.


94
   Bundesregierung: Fortschrittsbericht 2004. Perspektiven für Deutschland. Unsere Strate-
gie für eine nachhaltige Entwicklung, Berlin, Juni 2004
95
   Vgl.: Ebd., S. 139 ff.
96
   Vgl.: Ebd., S. 141
97
    Die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen stellen gemeinsame Empfehlungen
der Regierungen der OECD-Länder wie auch einiger Nicht-Mitgliedsländer für ein verantwor-
tungsvolles und dem geltenden Recht entsprechendes unternehmerisches Verhalten bei
Auslandsinvestitionen, besonders in Entwicklungsländern, dar. (Quelle: Merkblatt, OECD-
Leitsätze für multinationale Unternehmen)
98
   Abgedruckt bei: Ebd., S. 141
                                                                                       37
4.2 Die britische Nachhaltigkeitsstrategie
Bereits im Jahre 1999 wurde die britische Nachhaltigkeitsstrategie mit dem Titel „A
better quality for life“ veröffentlicht. Die Strategie wurde insbesondere vom Um-
weltministerium, jedoch mit der Unterstützung weiterer Ministerien erarbeitet.
Aufgrund der Ergebnisse aus der ersten Umsetzungsphase wird die Strategie derzeit
überarbeitet und soll im Verlauf diesen Jahres in der neuen Version in Kraft treten.
Die vier Kernpunkte der aktuellen Nachhaltigkeitsstrategie der britischen Regierung
sind: Eine soziale Fortentwicklung, die die Bedürfnisse aller beachtet, ein effektiver
Schutz der Umwelt, eine vernünftige Nutzung natürlicher Ressourcen sowie die Er-
haltung eines hohen und stabilen Levels von wirtschaftlichem Wachstum und Be-
schäftigung.99
Um diese vier Kernpunkte in einen gesellschaftlichen Gestaltungsprozess integrieren
zu können, werden in der Nachhaltigkeitsstrategie eine Vielzahl von Indikatoren ge-
nannt, die diesen Prozess unterstützen sollen. Hauptbestandteil sind 13 Schlüssel-
indikatoren, die in der Gesellschaft die Handlungsleitlinien verankern sollen, um das
Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung zu erreichen.
In den jährlich verfassten Fortschrittsberichten zur Nachhaltigkeitsstrategie der briti-
schen Regierung wurden diese Schlüsselindikatoren schrittweise erweitert.
Der Fortschrittsbericht des Jahres 2003 beinhaltete 15 Indikatoren, die sich in die drei
Dimensionen der Nachhaltigkeit aufspalten: In die ökologische, die ökonomische und
die soziale Dimension. Die soziale Dimension beinhaltet dabei folgende Indikatoren:
Armut und sozialer Ausschluss, Bildung, Gesundheit, Wohnungswesen und Kriminali-
tät.100
Im Bereich der Nachhaltigkeitsindikatoren ist die britische Nachhaltigkeitsstrategie mit
der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie zu vergleichen. Auch die britischen Nachhal-
tigkeitsindikatoren geben einerseits einen Handlungsrahmen für die Umsetzung der
Nachhaltigkeitsstrategie vor, die inhaltliche Ausgestaltung bleibt aber oftmals unfor-
muliert und vage. Die gesellschaftlichen Akteure, die die Operationalisierung einer
nachhaltigen Entwicklung bewerkstelligen sollen, verfügen dahingehend nur unzurei-
chend über Handlungsrichtlinien, an denen sie sich orientieren können.




99
   Vgl.: British Government: A better quality of life. A strategy for sustainable development for
the United Kingdom. 1999, Unterkapitel 1.8
100
    Vgl.: British Government: Achieving a better quality of life. Review of progress towards
sustainable development. Government Annual Report 2003. Department for Environment,
Food & Rural Affairs, March 2004
                                                                                              38
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Das Konzept der Sozialen Nachhaltigkeit in Politik und Wirtschaft im europäischen Vergleich

  • 1. DAS KONZEPT DER SOZIALEN NACHHALTIGKEIT IN POLITIK UND WIRTSCHAFT IM EUROPÄISCHEN VERGLEICH Bachelor`s Thesis im Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück Vorgelegt am: 15.03.2005 Von: Björn Instinsky Aus: Georgsmarienhütte
  • 2. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 3 2. Vom Begriff der Nachhaltigkeit zum Konzept der sozialen Nachhaltigkeit 6 2.1 Historische Entwicklung und Definition der Nachhaltigkeit 7 2.1.1 Der Begriff der Nachhaltigkeit in der mittelalterlichen Forstwirtschaft 7 2.1.2 Von der ökologischen zur ökonomischen Nachhaltigkeit und dem Ansatz der Sozialen Kosten 8 2.1.3 Die Grenzen des Wachstums“ – Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit (1972) 10 2.1.4 „Unsere Gemeinsame Zukunft“ – Der Brundtland Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (1987) 11 2.1.5 Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung – Rio de Janeiro (1992) 12 2.1.6 Die aktuelle Nachhaltigkeitsdebatte 13 2.2 Das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung 14 2.2.3 Die Ökologische Ebene 15 2.2.4 Die Ökonomische Ebene 16 2.2.5 Die Soziale Ebene 17 2.2.6 Zusammenfassung 19 3. Soziale Nachhaltigkeit in Unternehmen 20 3.1 Die Verantwortung der Unternehmen 20 3.2 Die Soziale Nachhaltigkeit als Unternehmensstrategie 22 3.3 Konzepte zur unternehmerischen Umsetzung 24 3.4 Vorteile der Sozialen Nachhaltigkeit im Unternehmen 31 3.5 Operationalisierungsschwierigkeiten bei der Umsetzung 33 1
  • 3. 4. Nachhaltigkeitsstrategien nationaler Regierungen und der EU 35 4.1 Die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie 45 4.2 Die britische Nachhaltigkeitsstrategie 48 4.3 Die französische Nachhaltigkeitsstrategie 40 4.4 Die Nachhaltigkeitsstrategie der EU unter dem Aspekt der sozialen Dimension 42 5. Nachhaltigkeitsberichterstattung 47 5.1 Grundlagen der Nachhaltigkeitsberichterstattung 47 5.2 Nachhaltigkeitsberichterstattung – Kontrolle durch die Zivilgesellschaft 50 5.3 Grundprinzipien einer glaubwürdigen Nachhaltigkeitsberichterstattung 51 5.4 Gesellschaftliche und soziale Leistungsindikatoren 54 6. Vergleichende Analyse von Nachhaltigkeitsberichten 56 6.1 Der Nachhaltigkeitsbericht der Deutschen Telekom 57 6.2 Der Nachhaltigkeitsbericht der British Telecom 59 6.3 Der Nachhaltigkeitsbericht der France Telecom 61 6.4 Zusammenfassung 63 7. Schlussbetrachtung 64 Abkürzungsverzeichnis 68 Literaturverzeichnis 69 Anhang 75 Erklärung nach der Prüfungsordnung 87 2
  • 4. 1. Einleitung „Visionen brauchen Fahrpläne.“ (Ernst Bloch) Der Begriff der Nachhaltigkeit ist seit Anfang der 1990er Jahre immer mehr zu einem Modewort mit inflationärer Verwendung geworden. In fast allen gesellschaftlichen Bereichen wird er angewandt, wenn es darum geht einen bestimmten Typ von Zu- kunftsbewusstsein zu erzeugen. So findet er seine Verwendung neben seinem klas- sisch ökologischen Zusammenhang (Umweltbewusstsein) auch in Bereichen wie der Politik, ein Beispiel hierfür ist der Nachhaltigkeitsfaktor in der Rentenformel1, und in der Tourismusbranche, in die die Thematik Nachhaltigkeit unter dem Stichwort sanf- ter Tourismus Eingang gefunden hat.2 Bis heute gibt es jedoch noch keine verbindlichen Richtlinien für eine nationale oder eine einheitliche europäische Nachhaltigkeitspolitik. Zumeist sind mit dem Thema Nachhaltigkeit Leitlinien, Empfehlungen oder auch freiwillige Selbstverpflichtungen von Seiten der Politik und der Wirtschaft verbunden. An verbindlichen, gesetzlich verankerten Vorgaben und Richtlinien fehlt es zumeist. Mein Ansatz stellt nun die Frage, wie die Richtlinien der Nachhaltigkeitspolitik innerhalb der Politik aufgebaut sind und ob die Wirtschaft eigene Leitlinien erarbeitet oder die der Politik unreflektiert übernimmt? Um es im Sinne von Ernst Bloch zu sagen, und damit das einleitende Zitat aufzugrei- fen, kann man ohne normierte und formalisierte Fahrpläne keine Visionen in die Re- alität umsetzen. Ich möchte dazu in der nachfolgenden Arbeit den Begriff der Nachhaltigkeit nicht, wie so oft üblich, in seinem ökologischen Kontext (Umweltbewusstsein) betrachten, son- dern ihn in einen sozialen Kontext stellen. Bei den Betrachtungen zur sozialen Nachhaltigkeit bleibt allerdings zu beachten, dass die Debatte um Nachhaltigkeit, besonders in den letzten Jahren, von der ökolo- gisch motivierten Politik und der Diskussion um umweltverträgliches Handeln beein- flusst wird. Somit überschneiden sich viele Aspekte der ökologischen Nachhaltigkeit mit der sozialen Nachhaltigkeit, so dass die Übergänge oftmals fließend sind. Um den Kontext der sozialen Nachhaltigkeit näher beleuchten zu können, werde ich seine Bedeutung in Wirtschaft und Politik untersuchen. Die wirtschaftliche Ebene 1 Vgl. dazu: Lienemann, Insa: Was ist eigentlich der Nachhaltigkeitsfaktor? In: Brand eins. Wirtschaftsmagazin. 6.Jahrgang, Heft 08, August 2004, Hamburg 2004, S. 144 f. 2 Vgl. dazu: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit: Nachhaltigkeit im österreichischen Tourismus. Grundlagen und Bestandsaufnahme – Kurzfassung. Wien, 2000 3
  • 5. möchte ich vorwiegend im Bereich des unternehmerischen Handelns ansiedeln und die politische Ebene in der nationalen und europäischen Nachhaltigkeitspolitik und ihren Richtlinien fassen. Warum ich die gesellschaftlichen Bereiche Politik und Wirtschaft als die entscheiden- den Akteure bei der Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes heranziehe, lässt sich anhand des folgenden Sachverhaltes verdeutlichen: Die politischen und wirtschaftlichen Akteure sind in Zeiten der Globalisierung und den damit verbundenen, immer stärker ausgeprägten Marktmechanismen (Waren-, Da- ten- und Finanzverkehr) entscheidende Gestalter von Gesellschaft. Sie haben die Möglichkeiten und die Verantwortung, die Idee des nachhaltigen Handelns in ein ver- bindliches, normatives Leitbild zu wandeln. Besonders die Rolle der Unternehmen hat in dieser Hinsicht seit Mitte der 1990er Jahre an Bedeutung gewonnen. Gegenwärtig wird das wirtschaftliche Handeln der Unternehmen von einer Vielzahl sich ständig ändernder Komponenten bestimmt. Die Auswirkungen des eigenen Handelns auf Mensch und Natur zeigen sich den Unter- nehmen immer deutlicher; entscheidend sind hierbei Aspekte der Multinationalität von Unternehmen und der Zuwachs an politischem Einfluss (Teilhabe an politischen Gremien). Vor diesem Hintergrund haben Unternehmen sowohl die Möglichkeit, Handeln zu diktieren und Meinungen zu lenken, als auch die Verantwortung, dies in einer dem Gemeinwohl dienlichen Weise zu tun. Die Bekenntnisse der Unternehmen, sich dieser Verantwortung zu stellen und die unternehmenseigenen Leitlinien daran auszurichten, sind einleuchtend. Offen bleibt jedoch die Frage, ob das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit unter Beachtung der einzigartigen Struktur eines jeden Unternehmens und seines Umfeldes ausreichend reflektiert und in die Unternehmensstrategie internalisiert wird. Meine Arbeit gliedert sich dahingehend in zwei Teilbereiche: Im ersten Teil werde ich mich dem Thema der Sozialen Nachhaltigkeit zunächst auf der geschichtlichen Grundlage des Begriffes der Nachhaltigkeit nähern, indem ich die historische Ent- wicklung anhand diverser Einflussfaktoren (Publikationen, Debatten und wissen- schaftliche Forschung) betrachte und daran anschließend die Inhalte der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte darlege. Die wesentliche theoretische Grundlage stellt hierbei der im Jahre 1987 von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (Brundtland- Kommission) veröffentlichte Bericht „Our Common Future“ dar. Im nächsten Schritt werde ich auf der Grundlage des Nachhaltigkeitsbegriffes den sozialen Aspekt der Nachhaltigkeit herausarbeiten. Dazu ziehe ich das Drei-Säulen-Modell der nachhalti- gen Entwicklung als das grundlegende Modell zur konzeptionellen Ausgestaltung der Nachhaltigkeit heran. 4
  • 6. Anschließend werde ich den definierten Bereich der Sozialen Nachhaltigkeit auf die gesellschaftliche Sphäre der Wirtschaft beziehen, wobei mein Hauptaugenmerk auf dem wirtschaftlichen Handeln der Unternehmen liegt (Kapitel 3). Mein Interesse gilt dabei einerseits dem Triple-Bottom-Line-Ansatz des englischen Wirtschaftswissen- schaftlers John Elkington, der das Modell der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte auf die Unternehmensebene übertragen hat. Andererseits verschiedenen Strategiekon- zepten und Programmen, die mithilfe von Leitlinien und Handlungsindikatoren die Integration der nachhaltigen Entwicklung in das Unternehmensmanagement fördern sollen. Dazu gehören der Corporate Social Responsibility-Ansatz, der Global Com- pact und die Global Reporting Initiative. Der zweite Teil meiner Arbeit besteht aus einem Vergleich, den ich in zwei Schritten durchführen möchte. Grundlage für den Vergleich sollen die beiden im Folgenden formulierten Fragestellungen bilden: • Inwiefern gehen die nationale und die europäische Nachhaltigkeitspoli- tik auf den Aspekt der Sozialen Nachhaltigkeit ein? Wo wird das Thema in veröffentlichten Leitlinien behandelt? • Wie lassen sich die Unternehmensleitlinien in Hinblick auf Soziale Nachhaltigkeit verstehen? Werden die Richtlinien der Politik (sowohl der nationalen als auch der internationalen) unreflektiert übernommen? O- der findet im Unternehmen eine aktive Auseinandersetzung mit dem Thema der Sozialen Nachhaltigkeit statt und werden die Leitlinien den jeweiligen, speziellen Anforderungen der Unternehmen gerecht? Die Beantwortung dieser beiden Fragestellungen werde ich, wie oben schon er- wähnt, in zwei Vergleichsschritten angehen: Zum einen werde ich die Nachhaltig- keitsstrategien der deutschen, britischen und französischen Regierungen sowie die Nachhaltigkeitsstrategie der Europäischen Union auf Basis der Fragestellungen mit- einander vergleichen (Kapitel 4). Zum anderen erfolgt eine Gegenüberstellung der Nachhaltigkeitsberichte der drei Unternehmen Deutsche Telekom, British Telecom und France Telecom vor dem Hintergrund der formulierten Fragen (Kapitel 5 und 6). Die Untersuchung der Nachhaltigkeitsberichte wird von zwei Indikatorenkatalogen der Global Reporting Initiative zur Erhebung von sozial-gesellschaftlichen Faktoren eines Nachhaltigkeitsberichtes gestützt. Die Untersuchungsergebnisse in vollständi- ger Form sind im Anhang dieser Arbeit einzusehen. 5
  • 7. 2. Vom Begriff der Nachhaltigkeit zum Konzept der sozialen Nachhaltigkeit Dieses Kapitel soll die Grundlage für das Verständnis des Konzeptes der sozialen Nachhaltigkeit liefern, um ausgehend von dieser Basis die zugehörigen Leitlinien die- ses Konzeptes in Politik und Wirtschaft näher betrachten zu können. Die aus dem englischen stammende Wendung „sustainable development – in der Kurzform sustai- nability “ - Ursprung des deutschen Nachhaltigkeitsbegriffes - ist im deutschen Sprachraum nicht eindeutig mit „Nachhaltiger Entwicklung“ zu übersetzen. In der einschlägigen Literatur gibt es eine Vielzahl von Übersetzungsvarianten des genannten Begriffs. Diese Übersetzungen liefern hierbei unterschiedliche Assoziatio- nen. So liefert der Begriff „dauerhaft umweltgerecht“ einen begrenzten Blickwinkel auf eine ökologische Dimension, wohingegen die Übersetzung „zukunftsfähig“ einen sehr breiten Blickwinkel anlegt und darüber hinaus den Aspekt der Gerechtigkeit zwi- schen den Generationen betont3. Es zeigt sich jedoch, dass sich trotz der unterschiedlichen Bedeutungsinhalte für die Übersetzungen von sustainability in der deutschen Fachliteratur der Begriff Nachhal- tige Entwicklung durchgesetzt hat und auch in meiner Arbeit mit dem Begriff sustai- nable development gleichgesetzt wird. Ein weiteres Problem bei der Annäherung an den Begriff der Nachhaltigen Entwick- lung besteht in der oftmals kritisierten Kombination von Gegensätzlichem. Der Begriff der Nachhaltigkeit betont sowohl Aspekte des Fortschritts als auch Aspekte der Be- grenzung: „Es wird eine Spannung aufgebaut zwischen Erhalt und Dynamisie- rung, zwischen Natur und Gesellschaft, zwischen Wachstum und Entwick- lung“.4 Dieser Sachverhalt zeigt, wie schwierig und wie umfassend der Begriff der Nachhal- tigkeit zu fassen ist und wie wichtig es ist, ihn in seinem Umfang und seinem Blick- winkel genau einzugrenzen und zu beschränken. Eine genaue Eingrenzung des Blickwinkels des Begriffes Nachhaltigkeit, der grundlegend für meine Arbeit ist, möch- te ich im nachfolgenden Kapitel vornehmen. 3 Vgl.: Diefenbacher, Hans: Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Zum Verhältnis von Ethik und Ökonomie. Darmstadt, 2001, S. 27 4 Abgedruckt bei: Heins, Bernd: Soziale Nachhaltigkeit. Berlin 1998, S. 12 6
  • 8. 2.1 Historische Entwicklung und Definition der Nachhaltigkeit 2.1.1 Der Begriff der Nachhaltigkeit in der mittelalterlichen Forstwirtschaft Zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde der Begriff der Nachhaltigkeit in der mittel- 5 alterlichen Forstwirtschaft. Nachhaltigkeit war in diesem Zusammenhang ein Kon- zept der Forstwirtschaft, das auf eine langfristige Nutzung des Waldes in Bezug auf physische und monetäre Holzerträge abzielte. Das Konzept forstwirtschaftlicher Nachhaltigkeit beinhaltete zwei Dimensionen. Zum einen die Dimension der dynamischen Nachhaltigkeit: Hier lag das Hauptau- genmerk auf dem Erhalt bestimmter Merkmale, die die wirtschaftlichen Leistungen des Waldes darstellen. Dies bezog sich hauptsächlich auf den Erhalt von Qualität und Quantität der Holzerträge. Zum anderen lässt sich die statische Nachhaltigkeit nen- nen. Diese beinhaltete das Aufrechterhalten des gleichgewichtigen Zustandes des Waldes, also den Erhalt von Waldflächen und Holzvorräten. Auf der Basis dieser beiden Dimensionen bildet der Begriff der Nachhaltigkeit eine der Grundlagen für die Herausbildung einer eigenständigen Forstwissenschaft und der Realisierung großer Wiederaufforstungsprogramme nach den teilweise großflä- chigen Waldzerstörungen durch Rodungen im Mittelalter und im Dreißigjährigen Krieg. Dieses Konzept entwickelte sich bereits im 16. Jahrhundert in den Waldgebieten vie- ler deutscher Reichsstädte und wurde systematisch seit Mitte des 18. Jahrhunderts in einigen deutschen Territorialstaaten, wie beispielsweise in Preußen, betrieben. Das Konzept wurde aufgrund seiner damaligen Fortschrittlichkeit im Verlauf des 19. Jahr- hunderts in vielen weiteren Staaten, so auch in Großbritannien und in den USA an- gewandt und an die dortigen Verhältnisse angepasst. Die Begrifflichkeit des Nachhal- tigen Ertrages wurde als Folge dieser Entwicklung in den englischen Sprachgebrauch mit der Übersetzung sustained yield übernommen.6 Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde schließlich in Deutschland das eigentlich im betriebswirtschaftlichen Bereich angesiedelte Konzept der Nachhaltigkeit sukzessiv um weitere Aspekte, wie beispielsweise die ökologischen und ästhetischen Faktoren des Waldgebietes, erweitert, so dass dieses Konzept bald alle positiven Dispositio- nen eines Waldes unter wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten einbezog. Ins- 5 Vgl.: Nutzinger, Hans G./ Radke, Volker: Das Konzept der nachhaltigen Wirtschaftsweise. Historische, theoretische und politische Aspekte, S. 14. In: Nutzinger, Hans G. Nachhaltige Wirtschaftsweise. Konzepte, Bedingungen, Ansatzpunkte. Marburg, 1995 6 Vgl.: Ebd., S. 15 7
  • 9. gesamt lässt sich demnach im 19. Jahrhundert eine Erweiterung des Nachhaltigkeits- konzeptes um ökologische Aspekte erkennen. 7 2.1.2 Von der ökologischen zur ökonomischen Nachhaltigkeit und dem Ansatz der Sozialen Kosten Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts hielten Ansätze des Nachhaltigkeitskonzep- tes Einzug in die Theorien bekannter Ökonomen und somit in die wirtschaftswissen- schaftliche Diskussion. Als beispielhaft hierfür gelten Ansätze von Karl Marx und John Stuart Mill. Beide fassten das Konzept der Nachhaltigkeit mit dem Problem der Wachstumsbegrenzung. John Stuart Mill schrieb zu diesem Sachverhalt in seinen „Principles“ (1848): „… so hoffe ich von ganzem Herzen, dass man schon viel früher, als die Notwendigkeit dazu treibt mit einem stationären Zustand sich zufrieden gibt.“ 8 Karl Marx formulierte in seinem Werk „Das Kapital“ (1894) in ähnlicher Weise: „Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaf- ten zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als boni patres familias den nachfol- genden Generationen verbessert zu hinterlassen.“ 9 Die nicht nur von Marx und Mill thematisierte Notwendigkeit des Naturerhalts taucht in der Folgezeit in vielen wirtschaftswissenschaftlichen Betrachtungen auf und erhält somit einen beachtlichen Stellenwert in der fachwissenschaftlichen Literatur. Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wird die wirtschaftswissenschaftliche Diskussion um den Aspekt der „Sozialen Kosten“ erweitert. Im Jahr 1950 bringt der Ökonom Karl William Kapp in seinem Werk „Soziale Kosten der Marktwirtschaft“ den erwähnten Ansatz in die Wirtschaftswissenschaften ein. Dabei sind Soziale Kosten „…alle di- rekten und indirekten Verluste, die Drittpersonen oder die Allgemeinheit als Folge einer uneingeschränkten wirtschaftlichen Tätigkeit zu tragen haben. Die Sozialkosten können in einer Schädigung der menschlichen Gesundheit, in der Vernichtung oder Verminderung von Eigentumswerten und in der vorzeitigen Erschöpfung von Naturschätzen zum Ausdruck kommen.“´10 Diesen Ansatz bezieht Kapp auch auf die ökologische Sphäre von unternehmeri- schem Handeln. Hierbei übersteigen im Falle negativer externer Effekte – zum Bei- spiel Schadstoffemissionen bei der Produktion von Gütern - die gesamten Kosten 7 Vgl.: Ebd., S. 16 8 Abgedruckt bei: Soetbeer, A.: John Stuart Mill´ s gesammelte Werke. Autorisierte Überset- zung unter Redaktion von Th. Gomperz. Band 1. Leipzig, 1869, S. 62 f. 9 Abgedruckt bei: Marx, Karl: Das Kapital Band 3.In: MEW, Band 25. Hamburg, 1894 S.784 10 Abgedruckt bei: Kapp, Karl William: Soziale Kosten der Marktwirtschaft: Das klassische Werk der Umwelt-Ökonomie. Frankfurt a. M. , 1979, S.10 8
  • 10. (soziale und volkswirtschaftliche Kosten) die vom verursachenden Unternehmen kal- kulierten Kosten (betriebliche und private Kosten). Die Ursache für diesen Sachver- halt liegt meist darin begründet, dass die Unternehmen den Faktor der Umweltnut- zung in ihre Unternehmensrechnung nicht oder nur unzureichend mit einbeziehen.11 In den 1970er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts dringen Umweltproblematiken und Umweltkatastrophen12 vermehrt in das Bewusstsein der Bevölkerung (Chemieun- fall in Seveso, Atomunfälle in Harrisburgh und Sellafield).Der Treibhauseffekt und die damit verbundene Zerstörung der Ozonschicht und weitere Umweltprobleme werden erstmals ernsthaft diskutiert. Die Überlegungen zu Wachstumsgrenzen und der öko- logischen Nachhaltigkeit erlangen zunehmend Einfluss in allen Bereichen des gesell- schaftlichen Diskurses. Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Nachhaltigkeitsdiskussion in den 1970er Jah- ren ist die Aufnahme des Gedankens des Naturerhalts in wirtschaftliche Messgrößen: Als Beispiel kann die Sozialproduktrechnung genannt werden. Die klassische Be- rechnung des Bruttosozialproduktes wertete bis dato die Verschlechterung des Na- turzustandes durch wirtschaftliche Produktionsprozesse als fiktiven Wertzuwachs und nicht als Wertverlust. Mit den Ansätzen von amerikanischen und japanischen Wirt- schaftswissenschaftlern, das klassische Konzept des Bruttosozialproduktes um Messgrößen zu erweitern, die den Wertverlust durch die sozialen Kosten der ökologi- schen Zerstörung mit einberechnen (als Beispiele hierfür gelten der Net Economic Welfare und Net National Welfare), wurde in den 1970er Jahren der Versuch unter- nommen, nicht nur wirtschaftspolitische Belange in den Messgrößen zu beachten, sondern auch dem Anspruch der Berücksichtigung von ökologischen und sozialen Belangen Rechnung zu tragen.13 11 Vgl.: Ebd., S.51 12 Vgl.: Hauff, Volker (Hrsg.): Unsere Gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Greven, 1987, S. XII 13 Vgl.: Nutzinger/Radke: Das Konzept der Nachhaltigen Wirtschaftsweise. S. 19 f. 9
  • 11. 2.1.3 „Die Grenzen des Wachstums“- Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit (1972) Im Jahr 1972 erreichte das Konzept der Nachhaltigkeit, wenn auch unter der Formu- lierung „Grenzen des Wachstums“, erstmals eine breitere Öffentlichkeit. Mit dem 14 gleichnamigen Bericht veröffentlichte der Think Tank Club of Rome eine Publikati- on zur krisenhaften Entwicklung des weltweiten Wachstums und den damit verbun- denen schwerwiegenden Schädigungen des ökologischen Systems Erde. Dazu wer- den die aus der Sicht der Autoren auslösenden Faktoren eingehend untersucht, wie zum Beispiel der Verbrauch nicht erneuerbarer natürlicher Ressourcen15, die Bevöl- kerungsexplosion in den so genannten Entwicklungsländern16 sowie der technische Fortschritt in der Produktionsweise der Industriestaaten.17 Die These der Autoren lautet, dass es kein unbegrenztes Wachstum auf dem Plane- ten Erde geben kann, da dieser natürliche Grenzen besitzt, die vom Menschen ein- gehalten werden müssen, wenn die Erde nicht dauerhaft geschädigt werden soll. Der Schutz des Planeten ist nach Ansicht der Autoren somit nur durch ein Nachhaltiges Wachstum, das die natürlichen Grenzen wahrt, zu erreichen.18 Im Verlauf des Berichtes werden auch erstmals Handlungsleitlinien zum Konzept der Nachhaltigkeit in schriftlicher Form festgehalten. Die Handlungsempfehlungen sind eingebettet in den Ansatz der „freiwilligen Wachstumsbeschränkungen “ und beinhal- ten die Stabilisierung der Bevölkerung durch Gleichsetzung der Sterbe- und Gebur- tenziffer und die Stabilisierung des (Industrie-) Kapitals durch die Gleichsetzung von Kapitalabnutzung und Investitionen.19 14 Der Club of Rome wurde 1968 in Rom gegründet und vereint 100 Personen aus allen 5 Kontinenten. Sie kommen aus unterschiedlichen Kulturen, wissenschaftlichen Disziplinen und Berufen. Ihnen gemeinsam ist die Sorge um die Zukunft der Menschheit, die sich vielfäl- tigen existenziellen Herausforderungen gegenübersieht. Gleichzeitig sind sie aber auch der Überzeugung, dass die Zukunft nicht ein für allemal vorausbestimmt ist und dass jeder Mensch zu deren Verbesserung beitragen kann. Der Club of Rome versteht sich als ein un- abhängiger, weltweit agierender Katalysator für Veränderungen. (Quelle: www.clubofrome.de) 15 Vgl.: Meadows, Dennis/ Meadows Donella/ Zahn, Erich/ Milling, Peter.: Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. 1. Auflage. Reinbeck bei Hamburg, 1973, S. 45 ff. 16 Vgl.: Ebd., S. 26 ff. 17 Vgl.: Ebd., S. 116 ff. 18 Vgl.: Ebd., S. 17 19 Vgl.: Ebd., S. 143 ff. 10
  • 12. 2.1.4 „Unsere Gemeinsame Zukunft“- Der Brundtland Bericht der Weltkommis- sion für Umwelt und Entwicklung (1987) Eine der wichtigsten Veröffentlichungen und in ihr inbegriffen eine der meistgenutzten Definitionen des Nachhaltigkeitsbegriffes lieferte der Abschlussbericht der Weltkom- mission für Umwelt und Entwicklung mit dem Titel „Unsere Gemeinsame Zukunft“ aus dem Jahr 1987. Unter dem Vorsitz der damaligen norwegischen Ministerpräsi- dentin Gro Harlem Brundtland wurde im Jahre 1983 durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung eingerichtet, die sich mit langfristigen Umweltstrategien beschäftigen und der Frage nachgehen sollte, wie eine dauerhafte Entwicklung zu erreichen sei.20 Das Gremium bestand aus unabhängigen Politikern verschiedenster Fachrichtungen (zum Beispiel Umwelt, Wirtschaft und Soziales), Kabinettsministern der jeweiligen Länder sowie aus Wirtschaftsfachleuten. Es wurde bei der Zusammensetzung des Gremiums genauestens darauf geachtet, dass eine möglichst große Anzahl von Ver- tretern der Entwicklungsländer miteinbezogen wurden, da der Schwerpunkt der Arbeit der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung auf der Fortentwicklung der so ge- nannten Entwicklungsländer liegen sollte. Die Arbeitsgruppe verfasste im Jahr 1987 seinen ersten und meist beachteten Bericht mit dem Titel „Unsere Gemeinsame Zukunft“. Diesem Bericht wird die These zugrunde gelegt, dass die Unfähigkeit des Menschen, sein Handeln und Wirken den ökologischen Gegebenheiten unterzuordnen, grundlegende Auswirkungen auf die globalen Wirkungszusammenhänge hat.21 Von dieser These ausgehend werden Handlungsempfehlungen erarbeitet, bei denen das kulturelle und geistige Erbe der Menschheit mit den wirtschaftlichen Interessen und der Einhaltung überlebenssichernder Sachzwänge verbunden werden sollen. Die Handlungsempfehlungen beziehen sich auf die Bereiche Bevölkerung und menschliche Ressourcen, Sicherung der Nahrungsmittelversorgung, Artenvielfalt und Ökosysteme, Energie und Industrie. Aus den Handlungsempfehlungen baut sich ein klares Bild der Nachhaltigen Entwick- lung auf, die in diesem Bericht als Dauerhafte Entwicklung bezeichnet wird. Ihre Defi- nition ist eine der gängigsten in der öffentlichen Diskussion und soll daher auch die Grundlage für die Definition von Nachhaltigkeit in meiner Arbeit darstellen. Im Brundtlandt-Bericht (nach der Vorsitzenden Gro Harlem Brundtland oftmals so bezeichnet) heißt es zu Dauerhafter Entwicklung wie folgt: „…Dauerhafte Entwick- 20 Vgl.: Hauff, Volker, 1987, S. XIX 21 Vgl.: Ebd., S. 1 11
  • 13. lung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, daß künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können. “ 22 Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung, das in diesem Bericht erarbeitet wird, soll in Kapitel 2.2 noch näher erläutert werden und zusammen mit der soeben vorge- stellten Definition von Nachhaltigkeit die theoretische Grundlage für die weiterführen- den Betrachtungen zum Konzept der Sozialen Nachhaltigkeit in Wirtschaftsunter- nehmen bilden. 2.1.5 Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung – Rio de Janeiro (1992) Ein weiterer Meilenstein bezüglich des Konzeptes einer Nachhaltigen Entwicklung, stellt die im Jahr 1992 von den Vereinten Nationen in Rio de Janeiro einberufene Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED) dar. Auf der Basis des dargestellten Nachhaltigkeitsleitbildes der 1970er und 1980er Jahre wurden auf der Konferenz mehrere Dokumente für maßgebliche Handlungsfelder von Umwelt und Entwicklung verfasst und auch von den meisten Ländern ratifiziert. Von besonderer Wichtigkeit für die Entwicklung der Nachhaltigkeitsdebatte sind die beiden auf der Rio-Konferenz verabschiedeten Grundlagendokumente Rio-Deklaration und Agenda 21. Die Rio Deklaration befasst sich mit ökologischen und entwicklungspolitischen Grundsätzen, wie beispielsweise der Armutsbekämpfung, der Bevölkerungspolitik und der Aner- kennung der Industrieländer als Hauptverursacher der Umweltschäden.23 Im Mittelpunkt der Konferenz jedoch steht eines der wichtigsten Grundsatzdokumente der Nachhaltigkeitsdebatte bis zu diesem Zeitpunkt: „Die Agenda 21- das Aktions- programm für das 21. Jahrhundert“. In dieser Schrift „…werden umwelt- und entwicklungspolitische Handlungsanweisungen für Regierungen, Verwaltun- gen, Städte und Gemeinden gegeben“.24 Das Aktionsprogramm wurde von allen 170 Teilnehmerstaaten der Rio-Konferenz unterzeichnet und ratifiziert. Innerhalb der Länder wurden die Leitlinien der Agenda 21 an Regional- und Lokalverwaltungen übertragen, mit der Aufgabe, das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung in die lokalen Handlungsfelder aufzunehmen und um- zusetzen. Der Erfolg der Rio-Konferenz lässt sich zusätzlich in vielerlei Hinsicht benennen. Einerseits konnte zum ersten Mal ein gemeinsames Konzept von Nachhaltiger Ent- 22 Abgedruckt bei: Ebd., S. 46 23 Vgl.: Kreibich, Rolf: Nachhaltige Entwicklung. Leitbild für die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft. Weinheim/ Basel, S. 35 f. 24 Abgedruckt bei: Wollny, Volrad: Nachhaltige Entwicklung. Sustainable Development. Eine kleine Einführung in ein komplexes Thema. Darmstadt, 1999, S. 13 12
  • 14. wicklung institutionalisiert werden. Andererseits hat sich in Rio de Janeiro erstmals gezeigt, dass sich eine Vielzahl von Non Governmental Organisations (NGO´s) für die Idee einer nachhaltigen Handlungsweise einsetzen. Des Weiteren beteiligte sich erstmals eine Vielzahl von großen und wichtigen Unternehmen an der Diskussion um Nachhaltigkeit. Erwähnenswert, auch im Hinblick auf spätere Kapitel dieser Arbeit, ist der Aspekt, dass bei den Vorbereitungen zu der Konferenz ein unternehmerisches Nachhaltig- 25 keitskonzept mit dem Titel „Business Charter for Sustainable Development“ im Rahmen einer Management-Konferenz erarbeitet und von mehr als einhundert Un- ternehmen weltweit unterzeichnet wurde. Zusätzlich wurde der Business Council for Sustainable Development26 gegründet.27 2.1.6 Die aktuelle Nachhaltigkeitsdebatte Im Rahmen des Rio-Folgeprozesses kam es zur Durchführung einer Reihe von Konferenzen und zur Gründung von Gremien, die in den Jahren nach der Rio- Konferenz zur Gewährleistung der Umsetzung der Handlungsanweisungen in den beiden Dokumenten Rio-Deklaration und Agenda21 dienen sollten. So wurde beispielsweise im Jahr 1994 die Kommission für Nachhaltige Entwicklung (Commission on Sustainable Development-CSD) gegründet.28 Ihre Hauptaufgaben lagen in der Überprüfung und Abstimmung des Umsetzungsprozesses der Ergebnis- se und den damit verbundenen Zielformulierungen der Rio-Konferenz und der Erar- beitung weiterer Konzepte zur Realisierung einer nachhaltigen Entwicklung. Der erste Vorsitzende war der damalige deutsche Bundesumweltminister Klaus Töpfer. Die Sitzungen fanden in jährlichem Abstand statt. In den Jahren 1997 und 2002 fand jeweils eine Sondersitzung der UN- Generalversammlung und ein Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung (Johannesburg) 25 Um die Wirtschaft in ihrem Bemühen um umweltgerechtes Verhalten weltweit zu unter- stützen, hat die Internationale Handelskammer (ICC) bei der 2.Weltindustriekonferenz für Umweltmanagement (WICEM II) im Jahre 1991 in Rotterdam die Business Charter for Sustainable Develoment eingeführt. Sie enthält 16 Grundsätze des Umweltmanagements, das für die Wirtschaft wichtiger Bestandteil jeder langfristig tragfähigen Entwicklung ist. In mehr als 20 Sprachen übersetzt wird sie derzeit von 2150 Unternehmen und Verbänden in 55 Ländern unterstützt. (Quelle: www.icc-deutschland.de/icc/frame/publik/t5.html) 26 Der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) ist ein Zusam- menschluss von 175 international tätigen Unternehmen mit dem Ziel, Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen. Dabei initiiert das WBCSD eigene Projekte, die diesem Ziel zum Durchbruch verhelfen sollen, beispielsweise Hilfestellungen zur Ermittlung der Ökoeffizienz in den Unternehmen. (Quelle: http://www.wbcsd.ch) 27 Vgl.: Matten, Dirk/ Wagner, Gerd Rainer: Konzeptionelle Fundierung und Perspektiven des Sustainable Development-Leitbildes. In: Steinmann, Horst/ Wagner Gerd Rainer (Hrsg.): Um- welt und Wirtschaftsethik. Stuttgart, 1998, S.56 ff. 28 Vgl.: Mathieu, Petra: Unternehmen auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Theoretische Grundlagen- Praxisbeispiele aus Deutschland- Orientierungshilfen. Wiesbaden, 2002, S. 19 13
  • 15. unter den Bezeichnungen Rio+5 und Rio+10 statt. Themen waren der Stand der Um- setzungserfolge beziehungsweise Misserfolge, die Erneuerung der Versprechen der Länder zu einer Verfolgung der Nachhaltigkeitsziele und auch die Formulierung neuer Ziele. Diese neuen Nachhaltigkeitsziele, die auf der Rio+5 Konferenz verabschiedet wurden, beinhalteten das Erzielen deutlich messbarer Fortschritte bei der Umsetzung der Rio-Richtlinien und in der Erarbeitung jeweils nationaler Nachhaltigkeitsstrate- gien.29 2.2 Das Konzept einer Nachhaltigen Entwicklung An dieser Stelle möchte ich noch einmal genauer auf die konzeptionelle Ausgestal- tung der Nachhaltigen Entwicklung eingehen. In dem Maße, wie es Unklarheiten über die begriffliche Definition der Nachhaltigkeit gibt, existieren auch bei der inhaltlichen Ausfüllung des Konzeptes der Nachhaltigkeit viele verschiedene Ansätze, die diverse Sichtweisen und Auffassungen zur Grundla- ge haben. Da eine Aufzählung der verschiedenen inhaltlichen Varianten den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, beschränke ich mich ausschließlich auf den Ansatz, der in meiner Arbeit die Grundlage für das Konzept der Nachhaltigkeit darstellen soll. Das Modell lässt sich wie folgt bezeichnen: „Nachhaltigkeit als Integration von Öko- nomie, Ökologie und Sozialem“.30 Dieses Modell geht von der Annahme aus, dass Nachhaltigkeit als Leitbild die Ver- knüpfung der ursprünglich als getrennt geltenden gesellschaftlichen Sphären der Ö- kologie, Ökonomie und dem Sozialen anstrebt. Klassisch wird es auch als das Drei- 31 Säulen-Modell der Nachhaltigkeit bezeichnet, bei dem die drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales nebeneinander ohne jegliche Wertung in Bedeutung und Akzeptanz für die Nachhaltigkeitsdebatte existieren und sich in Teilbereichen inhaltli- che Überschneidungen und Interdependenzen zwischen den Säulen ergeben. Aufgrund unterschiedlicher Bewertungen der Bedeutung der Säulen durch unter- schiedliche Interessensgruppen (Parteien, Verbände, Nicht-Regierungs- Organisationen) ergeben sich Zielkonflikte innerhalb der Umsetzung des Nachhaltig- keitskonzeptes. Da die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit jedoch in einem hohen Maße voneinander abhängig sind und sich zum Teil überlagern, kann eine einseitige Lösung der Nachhaltigkeitsproblematik ausschließlich über eine der drei Dimensio- nen nicht erfolgreich sein. Ökonomie, Ökologie und Soziales müssen im Nachhaltig- keitskonzept gleichberechtigt nebeneinander stehen und von den politischen und 29 Vgl.: Ebd., S. 19-20 30 Meister, Hans-Peter/ Feindt, Peter Henning/ Tscheulin, Jochen/ Lehmann, Sonja: : Bau- steine für ein zukunftsfähiges Deutschland: Diskursprojekt von VCI und IG Chemie-Papier- Keramik/IFOK, Institut für Organisationskommunikation. Wiesbaden, 1997, S. 35 f. 31 Vgl.: Mathieu: Unternehmen auf dem Weg zu einer Nachhaltigen Wirtschaftsweise, S. 25 14
  • 16. wirtschaftlichen Akteuren auf diese Weise in ihre Handlungskonzepte integriert wer- den.32 2.2.1 Die Ökologische Ebene Die ökologische Dimension ist sicherlich die meist beachtete in der Diskussion um Nachhaltige Entwicklung und oftmals wird ihr auch die Vorreiterrolle in dem Konzept zugeschrieben. 33 Der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen definiert die ökologische Nachhal- tigkeit wie folgt: „… die Einhaltung von ökologischen Mindeststandards für den langfristigen Schutz der abiotischen und biotischen Ressourcen sowie die Si- 34 cherung der Funktionstüchtigkeit der Umweltsysteme.“ Man kann die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit in zwei Bereiche einteilen, die ich hier kurz umreißen möchte. Zum einen haben sich im Prozess der Nachhaltig- keitsdiskussion Managementregeln herausgebildet, mit denen notwendige Verhal- tensweisen zu den wichtigsten Elementen der ökologischen Nachhaltigkeit, der Res- sourcenschonung und Ressourcenstreckung präzisiert werden. Kernpunkte dieser Managementregeln sind beispielsweise: - Die Verbrauchsrate regenerativer Ressourcen soll deren Regenerationsrate nicht übersteigen. - Nicht-regenerative natürliche Ressourcen sollen nur in dem Maße genutzt werden, indem sie physisch oder funktionell gleichwertig entweder durch regenerative Res- sourcen oder durch höhere Produktivität regenerativer oder nicht-regenerativer Res- sourcen ersetzt werden können. - Stoffeinträge in die Umwelt dürfen ihre Kompensationskraft und Angleichungsfähig- keit nicht übersteigen. 35 Zu den genannten Handlungsempfehlungen kommen noch eine ganze Reihe weite- rer Empfehlungen hinzu, die in ihrer Gesamtheit ein Zielkorsett vorgeben, das eine allgemeine Akzeptanz in allen gesellschaftlichen Bereichen erfährt. Kritik wird jedoch häufig geübt aufgrund der Umsetzungsschwierigkeiten. 32 Vgl.: Ebd., S. 35 f. 33 Der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen (SRU) ist ein wissenschaftliches Bera- tungsgremium der Bundesregierung. Der Rat hat die Aufgabe, die Umweltsituation und die Umweltpolitik in Deutschland bewertend zu analysieren und Fehlentwicklungen aufzuzeigen. Alle zwei Jahre wird der Bundesregierung ein Gutachten zu den Untersuchungen des SRU vorgelegt. (Quelle: http://www.umweltrat.de) 34 Mathieu: Unternehmen auf dem Weg zu einer Nachhaltigen Wirtschaftsweise, S.26 35 Vgl.: Hillenbrand, Bernhard/ Löbbe, Klaus/ Clausen Hartmut/ Dehio Jochen/ Halstrick- Schwenk, Marianne/ von Loeffelholz, Hans Dietrich/ Moos, Waike/ Storchmann, Karl-Heinz: Nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Ausgewählte Problemfelder und Lösungsansätze. Essen, 2000, S. 33 f. 15
  • 17. Zum anderen hat sich auf wissenschaftlicher Ebene, genauer in den Wirtschaftswis- senschaften, eine Fachrichtung herausgebildet, die sich unter dem Titel Ökologische Ökonomie mit der Erarbeitung von Operationalisierungskonzepten für Nachhaltigkeit beschäftigt. Sie versucht die Interdependenzen zwischen dem ökologischen und dem ökonomischen System zu analysieren, wobei der Begriff der Interdependenz den An- spruch dieser Fachrichtung widerspiegeln soll, beide Systeme als voneinander ab- hängig und nicht als voneinander getrennt zu betrachten.36 2.2.2 Die Ökonomische Ebene Die Grundlage der ökonomischen Dimension der Nachhaltigkeit geht von der Über- zeugung aus, dass unter der Beachtung der ökologischen Gegebenheiten gewirt- schaftet und damit die menschlichen Bedürfnisse befriedigt werden. Dabei stehen nicht die ökologischen Grenzen im Vordergrund, sondern die Fragestellung, wie und mit welchen Mitteln die gesellschaftlichen Bedürfnisse unter Annahme der Rohstoff- knappheit zu befriedigen sind. Es geht also nicht um das Ende des Wirtschaftswachs- tums, sondern um die Reflexion von Konsumenten und Produzenten einer Wirtschaft über die Wege der Bedürfnisbefriedigung. Auf Unternehmerseite wird also die Auseinandersetzung sowohl mit wirtschaftlichen als auch mit weiteren gesellschaftlichen und sozialen Faktoren vorausgesetzt. Diese Auseinandersetzung mit sozialen Faktoren zeigt sich beispielsweise in dem unter Punkt 2.1.2 bereits erwähnten Ansatz der Erweiterung der eigentlich wirtschaftlichen Messgröße des Bruttosozialproduktes um soziale und ökologische Faktoren. Somit lässt sich eine Entwicklung erkennen, bei der neben den quantitativen Kriterien (Wirtschaftswachstum) auch qualitative Kriterien (Lebensstandard) Eingang in wirt- schaftliche Kalkulationen finden. Als weitere Überlegungen gelten unter anderem faire weltwirtschaftliche Rahmenbe- dingungen, Ausgleich extremer Einkommens- und Vermögensunterschiede und die Nachhaltige Entwicklung von Sach-, Human- und Wissenskapital.37 36 Vgl.: Ebd., S. 35ff. 37 Vgl.: Ebd., S. 31 ff. sowie Mathieu: Unternehmen auf dem Weg zu einer Nachhaltigen Wirtschaftsweise, S.29 ff. 16
  • 18. 2.2.3 Die Soziale Ebene Die soziale Ebene des Nachhaltigkeitskonzeptes wurde in der Vergangenheit in der wissenschaftlichen und auch in der öffentlichen Diskussion kaum oder nur unzurei- chend beachtet. Dies kann auf der einen Seite der Vorreiterrolle der ökonomischen und vor allem der ökologischen Ebene zugeschrieben werden, auf der anderen Seite erwähnen die Kritiker auch oftmals die problematische empirische Überprüfbarkeit von sozialen Faktoren der Nachhaltigkeit. Diese Überprüfbarkeit ist bei den Faktoren der beiden anderen Ebenen eher gegeben (zum Beispiel das Bruttosozialprodukt oder die CO2-Werte in der Luft).38 Die soziale Dimension der Nachhaltigkeit ist ein Ansatz, der sich mit der Verbesse- rung der Lebensbedingungen und Lebensstandards innerhalb und zwischen unter- schiedlich entwickelten Ländern auseinandersetzt. Der Hauptaspekt sozialer Nachhaltigkeit bezieht sich auf die Auflösung sozialer Prob- lemfelder innerhalb von Volkswirtschaften. Ich werde diese Problemfelder im Folgenden nur kurz umreißen, da die entscheiden- den Ansätze in den Folgekapiteln herausgearbeitet werden. 39 Nach Heins bezieht sich soziale Nachhaltigkeit auf die Schlagwörter Soziale Ak- zeptanz, Soziale Schutz- und Gestaltungsziele sowie Gerechtigkeit und Sozialver- träglichkeit. Unter dem Problemfeld der sozialen Akzeptanz versteht Heins den Rückhalt in der Bevölkerung für Maßnahmen, die im Rahmen Nachhaltiger Entwicklung von Politik und Wirtschaft ergriffen werden müssen.40 Ohne diesen Rückhalt in der Bevölkerung ist die Umsetzung einer nachhaltigen Wirtschaftsweise nicht realisierbar, da die nachhaltige Wirtschaftsweise durchaus mit Faktoren wie beispielsweise Wohlstandsminderung verbunden ist. Es muss in der Bevölkerung eine Reflexion über die Notwendigkeit und Akzeptanz von Handlungen und Verhaltensweisen be- züglich einer nachhaltigen Wirtschaftsweise stattfinden. Die sozialen Schutz- und Gestaltungsziele sind Bewertungskriterien und Indikatoren dafür, inwieweit in einer Gesellschaft soziale Sicherungssysteme und Entwicklungs- potentiale ausgestaltet sind. Sie beinhalten die Sicherung der Gesundheit (Grundbe- dürfnisbefriedigung, materielle Grundsicherung, gesellschaftliche Anerkennung und Qualität der Arbeit), die Sicherung sozialer Stabilität (Verteilungsgerechtigkeit, Chan- cengleichheit, Versorgungssicherheit, Friedenssicherung und Partizipationsmöglich- 38 Vgl.: Ebd., S. 36 39 Vgl.: Heins: Soziale Nachhaltigkeit, S. 25 ff. 40 Vgl.: Ebd., S. 25 17
  • 19. keiten) und die Entwicklungs- und Funktionsfähigkeit der Gesellschaft (Bildungs- und Informationsangebote, Vielfalt sozialer Strukturen, sozialer Zusammenhalt und kultu- relle Vielfalt).41 Die Ausgestaltung sozialer Sicherheitssysteme innerhalb einer Ge- sellschaft ist eine der wichtigsten Faktoren der sozialen Dimension von Nachhaltig- keit. Die Begriffe Gerechtigkeit und Sozialverträglichkeit sind nach Heins die entscheiden- den Elemente einer Sustainable Society (nachhaltige Gesellschaft). Unter Gerech- tigkeit wird in diesem Zusammenhang die Verteilungsgerechtigkeit von Wohlstand in der Welt verstanden, die aber herausgelöst von seiner materiellen Basis zusätzlich über immaterielle Komponenten wie beispielsweise Lebensqualität (in kultureller, so- zialer und psychischer Dimension) definiert wird. Das Problemfeld erschließt sich hierbei über die Frage nach der Verteilungsgerechtigkeit sowie unter der inter- als auch der intragenerativen Handlungsebene.42 Der Begriff der Sozialverträglichkeit, der in vielen gesellschaftlichen Bereichen ange- wendet wird (beispielsweise in der Raumordnungsplanung oder in der Unterneh- menspolitik), stellt im eigentlichen Sinne ein Verfahren dar, bei dem sich das Handeln gesellschaftlicher Akteure sich so ausgestaltet, dass anderen Akteuren dabei kein Nachteil entsteht. Das Problemfeld der Sozialverträglichkeit bezieht sich nach Heins dahingehend auf die bestehenden normativen Werte einer Gesellschaft in Bezug auf die Bewertung einer Handlung oder Entwicklung als sozialverträglich oder eben sozial- unverträg- lich.43 Man kann somit feststellen, dass sich die soziale Dimension der Nachhaltigkeit auf die auslösenden Faktoren sozialer Problemfelder wie Lebensbedingungen, Arbeits- bedingungen und Soziale Sicherung beziehen und sich damit beschäftigt, mit wel- chen Handlungsformen die sozialen Problemfelder so ausgeglichen werden können, dass alle Gesellschaftsmitglieder über die gleichen Chancen zu ihrer Existenzsiche- rung verfügen. 41 Vgl.: Ebd., S. 26 42 Vgl.: Ebd., S. 28 43 Vgl.: Ebd., S. 30 18
  • 20. 2.2.4 Zusammenfassung Im Rückblick auf dieses Kapitel können wir festhalten, dass der Begriff der Nachhal- tigkeit äußerst schwierig zu fassen ist. Seine inflationäre Verwendung in Literatur und öffentlichem Diskurs hat zu unterschiedlichen Definitionen und Assoziationen von Nachhaltigkeit geführt. Der Begriff der Nachhaltigkeit hat sich von seinem ersten Auftreten in der Forstwirt- schaft des 19. Jahrhunderts bis in das 21. Jahrhundert zu einem Konzept entwickelt, das sich von einem rein betriebswirtschaftlichem Konzept zu einem Leitbild für die Sicherung von Bedürfnissen gegenwärtiger Generationen, unter Berücksichtigung natürlicher Wachstumsgrenzen und zukünftiger Generationen, stufenweise heraus- gebildet hat. Bei diesem Konzept wird sowohl der explosionsartigen demographischen Entwick- lung als auch der technischen Entwicklung der Weltgesellschaft in den vergangenen 100 Jahren, die das Fortbestehen des ökologischen Systems Erde bedrohen, Rech- nung getragen. Als Meilensteine auf dem Weg der Nachhaltigkeit zu einem gesell- schaftlich akzeptierten Leitbild menschlichen Handelns können zum einen der Bericht Grenzen des Wachstums des Club of Rome von 1972 sowie der „Brundtland- Bericht“: Unsere gemeinsame Zukunft von 1987 und zum anderen die Weltkonfe- renz für Umwelt und Entwicklung von 1992 in Rio de Janeiro bezeichnet werden. Diese haben dazu beigetragen, die konzeptionelle Idee der Nachhaltigkeit mit Inhalt zu füllen und gesellschaftsfähig zu machen. Als eine der bekanntesten inhaltlichen Grundlagen der Konzeption der Nachhaltigen Entwicklung kann das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit bezeichnet werden. Bei diesem Modell werden die Handlungsfelder aus den gesellschaftlichen Teilbereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales auf gleichberechtigter Ebene als maßgebende Kriterien für die Umsetzung Nachhaltiger Entwicklung akzeptiert und in die konzepti- onellen Leitlinien von Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit übernommen. 19
  • 21. 3. Soziale Nachhaltigkeit in Unternehmen 3.1 Die Verantwortung der Unternehmen Im vorherigen Kapitel habe ich mich mit der historischen Entwicklung des Begriffes der Nachhaltigkeit beschäftigt und versucht, die konzeptionelle Ausgestaltung des Prinzips der Nachhaltigen Entwicklung zu veranschaulichen. In diesem Zusammen- hang habe ich das Modell der drei Säulen der Nachhaltigkeit mit den Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales als grundlegend für das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung vorausgesetzt. Im Folgenden möchte ich mich nun auf die Darstellung der sozialen Dimension konzentrieren, ohne dabei zu vergessen, dass eine Gleich- gewichtung aller drei Säulen existiert. Sicherlich werde ich in meinen Ausführungen des Öfteren auf die beiden Dimensionen Ökonomie und Ökologie zurückgreifen, dennoch steht die soziale Nachhaltigkeit im Vordergrund meiner Betrachtungen. Ich habe in der Einleitung bereits erwähnt, dass der Fokus meiner Arbeit auf der Be- trachtung der unternehmerischen Ebene von sozialer Nachhaltigkeit liegen soll und die politische Ebene als Voraussetzung für eine wirtschaftliche Umsetzung des Kon- zepts gilt. Dabei stellt sich natürlich die Frage, warum der Unternehmensebene eine Stellung bei der Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes zugeschrieben wird, die über der politischen Ebene zu liegen scheint. Es ist somit von Wichtigkeit, diesen Sachverhalt im Vorfeld zu klären, um davon aus- gehend näher in die Thematik eindringen zu können. Warum der Operationalisierung von Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene eine Bedeutung zukommt, die in einigen Dimensionen größer ist als die der politischen Ebene, lässt sich anhand einiger Aspekte verdeutlichen, die ich nur kurz anschneiden werde. Zum einen wird in der Öffentlichkeit zunehmend das Bild von Unternehmen gezeich- net, dass sie zu den Hauptverursachern der Problemfelder macht, die mit dem Theo- rem der Nachhaltigen Entwicklung gelöst beziehungsweise angegangen werden sol- len. Unternehmen gelten mit ihren Produktionsweisen beispielsweise als die ent- scheidenden Faktoren der Umweltverschmutzung und -übernutzung (Schadstoff- emissionen, Ressourcenverbrauch), fördernde Instanzen sozialer Problemfelder (Ar- beitsbedingungen, Lebens- und Sozialstandards) und als Mitverursacher ökonomi- scher Krisen (allein am kurzfristigen Unternehmensgewinn ausgerichtetes Handeln).44 44 Vgl.: Dyllick, Thomas: Konzeptionelle Grundlagen unternehmerischer Nachhaltigkeit. In: Gudrun/ Schwarz, Michael: Handbuch Nachhaltige Entwicklung. Wie ist nachhaltiges Wirt- schaften machbar? Opladen, 2003, S. 236 20
  • 22. Somit ergibt sich aus Sicht der Öffentlichkeit und der Gesellschaft mit dem Bild auto- matisch auch eine Verantwortung von Unternehmen bei der Lösung dieser Problem- felder. Zusätzlich kommt den Unternehmen gegenwärtig ein Aufgabenfeld zu, das die Un- ternehmen aufgrund ihrer sich ständig verändernden Organisationsstruktur bestens ausfüllen können. Unternehmen müssen in Zeiten der Globalisierung in der Lage sein, sich den fast täglich ändernden Gegebenheiten ihrer Umwelt anzupassen. Wo- bei Umwelt in diesem Kontext als das gesellschaftliche Umfeld der Unternehmen, das Aktionäre, Politik, Konkurrenten, Kunden und weitere Akteure beinhaltet, zu verste- hen ist.45 Diese Beziehungen zwischen Unternehmen und übrigen gesellschaftlichen Akteuren ist ein Spannungsfeld unterschiedlichster Interessen. In diesem müssen sich die Unternehmen immer wieder neu positionieren und versuchen, die Interessen- lagen aller gesellschaftlichen Akteure mit den eigenen zu verbinden, wenn sie auf Dauer am Markt aussichtsreich positioniert sein wollen.46 Aufgrund dieser Fähigkeit sind Unternehmen, und vor allem multinational agierende Unternehmen, in der Lage, über Ländergrenzen hinweg Bedingungen politischer als auch wirtschaftlicher und sozialer Natur entweder selbst zu schaffen oder zu steuern, die ihnen ein perfektes Wirtschaften ermöglichen. Sie haben somit auf der einen Sei- te gesellschaftliche Ordnungsmöglichkeiten, diese ergeben aber auf der anderen Sei- te auch eine gesellschaftliche Ordnungsverantwortung der Unternehmen.47 Genau in diesem Aspekt ergeben sich für Unternehmen deutlich mehr Einfluss- und Gestal- tungsmöglichkeiten in gesellschaftlichen Sphären, als die Politiken einzelner nationa- ler Staaten besitzen. Gerade im Hinblick auf die abnehmenden Steuerungsmöglich- keiten des politischen Systems im Zuge der Globalisierung erstarken gleichzeitig die anderen gesellschaftlichen Akteure wie Nicht-Regierungs-Organisationen oder große Unternehmen, denen eine zunehmend politische Rolle zuwächst. Vor diesem Hinter- grund kommt den Unternehmen damit auch eine Verantwortung zu, diese Möglichkei- ten nicht ausschließlich für die Eigeninteressen zu nutzen sondern darüber hinaus im Sinne des Allgemeinwohls zu handeln.48 Die beiden genannten Aspekte des Verursachens gesellschaftlicher Problemlagen durch Unternehmen und die wachsende Steuerungskapazität des wirtschaftlichen und politischen Systems ergeben somit eine Verantwortung, die die Unternehmen gegenüber den übrigen gesellschaftlichen Akteuren innehaben und nicht einfach ab- 45 Vgl.: Hunziker, Rolf: Die soziale Verantwortung der Unternehmung. Auseinandersetzung mit einem Schlagwort. Bern/ Stuttgart, 1980, S. 11 ff. 46 Vgl.: Ebd., S. 13 47 Vgl.: Homann, Karl: Gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen. Philosophie, ge- sellschaftstheoretische und ökonomische Überlegungen.Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik. Diskussionspapier Nr. 04-6. Wittenberg, 2004, S. 2 ff. 48 Vgl.: Ebd., S.3 21
  • 23. wenden können. Auf dieser Basis kommt den Unternehmen auch eine Hauptaufgabe bei der Umsetzung des Konzepts der Nachhaltigkeit zu, die ich nachfolgend am Bei- spiel der sozialen Nachhaltigkeit beleuchten möchte. 3.2 Die Soziale Nachhaltigkeit als Unternehmensstrategie Es stellt sich an dieser Stelle nun die Frage, wie soziale Nachhaltigkeit auf der Unter- nehmensebene definiert wird, was sie beinhaltet und welche Anforderungen dabei an die Unternehmen gestellt werden. Wenn man sich dem Konzept der Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene nähern möchte, kann man dies auf unterschiedliche Herangehensweisen tun. Es gibt in der Fachliteratur diverse Theorien, die versuchen, Nachhaltigkeit in das Unternehmens- management zu internalisieren. 49 Ich möchte in meiner Arbeit das Triple-Bottom-Line-Konzept als Grundlage heran- ziehen. Es handelt sich hierbei um ein Modell des englischen Wirtschaftswissen- schaftler John Elkington. Die Basis zu dieser Art der Operationalisierung des Nach- haltigkeitsleitbildes in Unternehmen liegt in der Annahme, dass Unternehmen multi- funktionale Wertschöpfungsketten darstellen. Wenn das Konzept der Nachhaltigkeit auf diese Annahme bezogen wird, so bedeutet dies die Anforderung an die Unter- nehmen, Wertschöpfung bei gleichzeitigem Kapitalerhalt zu betreiben. Bei dem Beg- riff des Kapitals auf Unternehmensebene wird nicht nur das ökonomische, sondern auch das ökologische und soziale Kapital unterschieden.50 Der Ansatz der drei Säu- len der Nachhaltigkeit wird demnach auf die Unternehmensebene, mit der Annahme von drei zu unterscheidenden Kapitalformen, übertragen. Das ökologische und ökonomische Kapital werde ich nicht weiter betrachten, den- noch setze ich die Auseinandersetzung mit ihnen als grundlegend für die Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes voraus. Ich wende mich nun dem Sozialen Kapital auf Unternehmensebene zu. Die soziale Dimension des Nachhaltigkeitskonzeptes bezieht sich im Unternehmen also auf das Soziale Kapital. Zugrunde liegt die Überlegung, die sozialen Leistungen innerhalb des Unternehmens und auch außerhalb (in der Beziehung zwischen Unternehmen und seiner Umwelt) zu verbessern. Dies macht eine Übernahme der sozialen Aspekte in die Managementsysteme der Unternehmen unumgänglich. Bezüglich der Übernahme sozialer Aspekte in Managementsysteme möchte ich einen Ansatz aufgreifen, bei dem die soziale Dimension in zwei Kernbereiche aufgeteilt 49 Vgl.: Elkington, John: The chrysalis economy. How citizen CEO´s and corporations can fuse values and value creation. Oxford, 2001, S. VIII f. 50 Vgl.: Thomas Loew/ Ankele, Kathrin/ Braun, Sabine/ Clausen, Jens: Bedeutung der inter- nationalen CSR-Diskussion für Nachhaltigkeit und die sich daraus ergebenden Anforderun- gen an Unternehmen mit Fokus Berichterstattung. Berlin/ Münster, 2004, S. 66 22
  • 24. wird: In innerbetriebliches Humankapital und überbetriebliches gesellschaftliches Ka- pital. 51 Diese beiden Kernbereiche spiegeln ein Handlungsfeld für Unternehmen, innerhalb des Betriebs und zu ihrer Umwelt, wider. Die Ausrichtung dieses Modells reicht also über die Grenzen des Unternehmens hinweg. Die Entscheidungsträger in den Unter- nehmen sollen versuchen, bei ihren Entscheidungen nicht nur eine Verbesserung des innerbetrieblichen Humankapitals anzustreben, sondern auch unmittelbar auf Men- schen und Institutionen in ihrer regionalen, nationalen und globalen Umwelt positiv einzuwirken. Das innerbetriebliche Humankapital beinhaltet dabei beispielsweise die Mitarbeitermotivation und -fähigkeiten sowie die Loyalität von Geschäftspartnern. Das überbetriebliche soziale Kapital setzt sich demgegenüber aus Aspekten der Qualität und Leistungsfähigkeit kultureller Institutionen, dem Gesundheitssystem und dem Bildungs- und Ausbildungssystem auf regionaler und internationaler Ebene zusam- men.52 Um genauer aufzeigen zu können, wie sich das Handlungsfeld der Unternehmen in der sozialen Dimension nachhaltiger Entwicklung darstellt, möchte ich die beiden beschriebenen Kernpunkte weiter konkretisieren. Das interne Handlungsfeld bezieht sich auf das interne soziale Kapital eines Unter- nehmens, das sich in der Qualität der internen Mitarbeiterbeziehungen widerspiegelt. Gemeint sind damit sowohl die Beziehungen der Mitarbeiter untereinander als auch die Beziehungen zwischen Mitarbeiter und Unternehmen. Als Beispiele hierfür gelten Fragen der Beschäftigung, Entlohnung, Arbeitsplatzsicherheit, Ausbildung, Diversität und Chancengleichheit. In diesem Bereich wirken aber auch die schon genannten Aspekte der Mitarbeitermotivation und Unternehmensloyalität. Das externe Handlungsfeld bezieht sich demnach auf das externe soziale Kapital und beinhaltet drei zu unterscheidende Dimensionen: Die Beziehungen zum lokalen Umfeld: Sie betreffen die Auswirkungen der Unter- nehmenstätigkeit auf die dem Unternehmen unmittelbar nahe stehende Akteure, wie Nachbarn, Behörden und das Gemeinwesen. Die Beziehungen zum nationalen Umfeld: Damit sind die gesellschaftlichen und poli- tischen Akteursgruppen, die von Aspekten wie Wettbewerbsbeschränkungen oder politischer Einflussnahme betroffen sind, gemeint. 51 Bieker, Thomas/ Dyllick, Thomas/ Gminder, Carl Ulrich/ Hockerts, Kai: Management un- ternehmerischer Nachhaltigkeit mit einer Sustainability Balanced Scorecard – Forschungs- methodische Grundlagen und erste Konzepte. Institut für Wirtschaft und Ökologie - Universi- tät St. Gallen. Diskussionsbeitrag Nr. 94. St. Gallen, 2001, S. 16 ff. 52 Vgl.: Ebd., S. 16 23
  • 25. Die letzte Dimension stellen die Beziehungen zum globalen Umfeld dar: Die Bezie- hungen beinhalten globale Problemfelder wie beispielsweise Hunger, Armut und der Schutz der Menschrechte. 53 Wenn wir die Umsetzung der sozialen Dimension der Nachhaltigkeit als Manage- mentstrategie definieren, dann können wir zusammenfassend sagen, sie beinhaltet die Zielsetzung der Förderung des innerbetrieblichen Humankapitals in Form von Mitarbeitermotivation und Loyalität dem Unternehmen gegenüber sowie die Förde- rung des überbetrieblichen Kapitals, das die Optimierung des Sozialkapitals und der Standortqualität der Unternehmen thematisiert. 3.3 Konzepte zur unternehmerischen Umsetzung Im vorangegangenen Kapitel habe ich berichtet, wie sich das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene ausgestaltet und welche Handlungsfelder sich für die Unternehmen im Rahmen des Konzeptes ergeben. In diesem Kapitel möchte ich nun in kurzer Form die gängigsten Modelle vorstellen, die in den letzten Jahren sowohl auf Unternehmensebene als auch in der wissenschaftlichen For- schung bezüglich der Diskussion um die Umsetzung sozialer Nachhaltigkeitsleitlinien entwickelt wurden. Es handelt sich um Managementregeln, die Leitprinzipen für ein sozial nachhaltiges Wirtschaften aufstellen und den Unternehmen somit als Anknüpfungspunkte und Leit- fäden dienen sollen, wie sie das Konzept sozialer Nachhaltigkeit auf das eigene Un- ternehmen sinnvoll anwenden können. Die Modelle, die ich im Folgenden beschreiben werde, beziehen sich zu einem Grossteil auf die Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes im Allgemeinen; sie bein- halten also alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Ich werde mich bei den einzel- nen Modellen aber auf die Aspekte beziehen, die die soziale Dimension betrachten. Vorab kann festgehalten werden, dass praktisch keine Projekte existieren, die die soziale Nachhaltigkeit gesondert betrachten, sie steht immer im Zusammenhang mit der ökologischen und der ökonomischen Dimension der Nachhaltigkeit. Oftmals wird die Umsetzung Sozialer Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene mit der Debatte um die Soziale Verantwortung von Unternehmen gleichgesetzt. Das mit dem englischen Begriff „Corporate Social Responsibility“ (CSR) bezeichnete Konzept definiert die EU-Kommission als „ ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre 53 Vgl.: Bieker, Thomas/ Bilharz Michael/ Gminder, Carl Ulrich (Hrsg.): Die Soziale Dimension unternehmerischer Nachhaltigkeit. Institut für Wirtschaft und Ökologie-Universität St. Gallen. Diskussionsbeitrag Nr. 102. St. Gallen, 2002, S. 10 24
  • 26. Tätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern (Akteure aus dem gesellschaftlichen Umfeld der Unternehmen) zu integrieren.“54 Es geht also darum, durch freiwillige Leistungen im Umwelt- und Sozialbereich Beiträge zur Verbesserung der Lebensqualität zu leisten und damit zu einer nachhaltigen Entwicklung der Ge- sellschaft beizutragen. Den Ursprung der CSR-Debatte bildeten in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mehrere Gerichtsverfahren um Preisabsprachen bei Elektrokonzernen in den USA.55 Es traten erstmals Diskussionen darüber auf, ob und wie Unternehmen ihrer Verantwortung gegenüber ihrer gesellschaftlichen Umwelt nachkommen. In der Folgezeit kam die Diskussion auch in Europa auf und wurde dort seit Mitte der neun- ziger Jahre zu einem entscheidenden Thema in der Wirtschaftswelt. Angeheizt wurde 56 die Diskussion sicherlich durch den Zusammenbruch des New-Economy-Booms Ende der neunziger Jahre und den damit verbundenen Unternehmenspleiten und Entlassungen in diversen Wirtschaftsbranchen, aber auch durch Verhaltensweisen von Unternehmen, die in der Öffentlichkeit starke Kritik an der Unternehmensführung zur Folge hatte. Als Beispiel hierfür kann die Shell AG genannt werden. „Die Shell AG wollte die ausrangierte Ölplattform Brent Spar in der Nordsee versenken. Insbesondere der massive Protest von Greenpeace und daraufhin der öffentli- chen Meinung hinderte Shell an dem Vorhaben. Mittlerweile ist der Fall abge- schlossen und eine breit besetzte Kommission hat die Verwendung der Brent Spar als Hafenanlage beschlossen.“57 Somit gerieten immer öfter Entscheidungen und Maßnahmen der Unternehmensführung großer Konzerne in die Diskussion. Wiederholt wurde die Frage nach der Verantwortung des unternehmerischen Han- delns gegenüber des gesellschaftlichen und natürlichen Umfeldes gestellt. Unter- nehmen müssen sich aktuell folglich der Situation stellen, dass sie ihr Handeln da- hingehend kontrollieren müssen um nicht im Nachhinein mit massiven Protesten und Gewinneinbußen durch Protest- und Boykotaktionen unzufriedener Kundengruppen konfrontiert zu werden (zum Beispiel der Boykott von Shell-Tankstellen durch die Verbraucher im Fall Brent Spar).58 54 Vgl.: Europäische Kommisssion: Mitteilung der Kommission betreffend die soziale Verant- wortung der Unternehmen: Ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung, KOM(2002) 347, Lu- xemburg 2002, S.3 55 Vgl.: Hodges, Luther: Geschäft und Moral. Die soziale Verantwortung des Unternehmers. Wiesbaden, 1966, S. 18 ff. 56 Vgl.: Bieker, Thomas/ Bilharz Michael/ Gminder, Carl Ulrich (Hrsg.): Die Soziale Dimensi- on unternehmerischer Nachhaltigkeit, S. 4 f. 57 Abgedruckt bei: König, Mathias: Unternehmerische Verantwortung und der Fall Brent Spar – eine diskursethische Perspektive. In: Jonas, Hans: Zukunftsverantwortung in der Markt- wirtschaft. Münster [u.a.], 2000, S. 390 58 Vgl.: Ebd., S. 391 25
  • 27. Im Rahmen der gerade beschriebenen Debatte hat es von vielen verschiedenen Sei- ten Überlegungen dazu gegeben, wie Unternehmen ihr Handeln so ausrichten kön- nen, dass sie sich nicht in Spannungsverhältnisse zu ihren Stakeholdergruppen be- geben und ihrer Verpflichtung zu sozialer Verantwortung diesen Gruppen gegenüber nachkommen und auch wie dieses zu überprüfen ist. Es hat sich eine Vielzahl von Möglichkeiten herausgebildet. Die populärste liegt si- cherlich in der Erstellung allgemeiner Verhaltenskodizes (Codes of Conduct), die von Unternehmerseite als Selbstverpflichtung oder als Leitlinien der Politik erarbeitet wer- den. 59 In Europa ist das von der EU 1996 ins Leben gerufene Projekt CSR-Europe zu nennen. CSR Europe ist ein Unternehmensnetzwerk, das die Aufgabe hat, die CSR- Idee den Unternehmen in Europa näher zu bringen und in ihrem strategischen Han- deln zu verankern. Im Jahr 2002 veröffentlichte CSR Europe eine Checkliste mit Leis- tungsindikatoren, anhand derer Unternehmen ihr Handeln in allen drei Nachhaltig- keitsdimensionen überprüfen und messen können. Allerdings muss einschränkend gesagt werden, dass diese Indikatoren ohne weitere Angaben zu ihrer Auswahl und ihrer Umsetzung formuliert sind.60 Zudem hat sich die Europäische Union das Thema CSR auf die Fahne geschrieben, da sozial verantwortliches Handeln der Unternehmen, einer der entscheidenden Fak- toren werden kann, der zur Realisierung eines der Hauptanliegen der Europäischen Union, den europäischen Wirtschaftsraum zum „wettbewerbsfähigsten und dyna- mischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen“61 beitragen könn- te. In Folge dieses Prozesses hat die Europäische Kommission im Jahr 2001 ein 62 Grünbuch zum Thema CSR veröffentlicht. In dieser Publikation wird das Konzept Corporate Social Responsibility für Unternehmen vorgestellt und die Frage nach dem Umgang mit dieser Thematik auf EU-Ebene aufgeworfen. Mit diesem Buch verband die Europäische Kommission einen Konsultationsprozess, bei dem relevante Akteure, dazu zählen Behörden auf allen Ebenen, Klein-, Mittel- und Multinationale Unterneh- men sowie Sozialpartner, dazu aufgefordert wurden, Vorschläge zu unterbreiten, wie die Förderung der sozialen Verantwortung der Unternehmen aufgebaut werden könn- te. 63 59 Vgl.: Hierzu und für weitere Informationen: www.cseurope.org. 60 Vgl.: CSR-Europe: Corporate Social Responsibility (CSR) kommunizieren: Transparenz, Berichterstattung, Rechenschaft, 2002, S. 6 f. 61 Vgl.: Europäische Kommission: Europäische Rahmenbedingungen für die soziale Verant- wortung der Unternehmen-Grünbuch. KOM (2001) 366, Luxemburg (2001b), S. 4 62 Ebd. 63 Vgl.: Europäische Kommission: Europäische Rahmenbedingungen für die soziale Verant- wortung der Unternehmen-Grünbuch S. 25 26
  • 28. Auf der Basis der Ergebnisse dieses Konsultationsprozesses veröffentlichte die Eu- ropäische Kommission im Sommer 2002 eine offizielle Mitteilung „über die soziale 64 Verantwortung der Unternehmen, die im Dezember desselben Jahres durch eine Resolution weiter gestärkt wurde. Die Mitteilung lässt sich in zwei entscheidende Kernbereiche aufteilen. Zum einen in die Ergebnisse der Konsultation aus dem Vor- jahr und zum anderen in die auf den Ergebnissen basierende Erklärung zur Strategie einer europäischen CSR-Förderung. Als Ergebnis des Konsultationsprozesses versteht die Kommission eine breite Akzep- tanz der Notwendigkeit einer gesamtgesellschaftlichen CSR-Debatte und die allge- meine Zustimmung der befragten Akteure, sich an Gemeinschaftsmaßnahmen zur CSR-Förderung zu beteiligen. Dennoch wird gerade von Seiten der Unternehmen der Aspekt der Freiwilligkeit des CSR-Modells betont.65 Auf Basis dieser Ergebnisse formulierte die Kommission in der Mitteilung eine Strate- gie zur CSR-Förderung, deren Kernpunkte sich wie folgt darstellen: Die Berichtsver- fahren und die Instrumente des CSR-Verfahren sind zu vereinheitlichen, um einen Grad der Vergleichbarkeit zu schaffen.66 Um Akzeptanz und Glaubwürdigkeit in der Gesellschaft zu schaffen, müssen die Kriterien des CSR-Verfahren auf breiter Ebene anerkannt werden; dazu schlägt die Kommission vor, ein European Multi-Stakeholder Forum (EMS-Forum CSR) ins Leben zu rufen.67 Das European Multistakeholder Forum CSR (EMS-Forum CSR) wurde dann im Ok- tober 2002 gegründet und führte Unternehmer und andere Akteure wie Gewerkschaf- ten, NGOs, Investoren und Verbraucher zusammen. Die Aufgabe des Forums be- stand darin, sich in Gesprächen am Runden Tisch auszutauschen. Die vier großen Themenbereiche, die dort behandelt wurden, sind folgende: • Vertiefung des Wissens über die soziale Verantwortung der Unterneh- men (CSR) und Erleichterung des Austausches von Erfahrungen und vorbildlichen Verfahren. • Aspekte, die kleine und mittlere Unternehmen (KMU) betreffen, ein- schließlich der Möglichkeiten, das Konzept der sozialen Verantwortung den KMU vertraut zu machen. • Vielfalt, Konvergenz und Transparenz von CSR-Praktiken und – Instrumenten. 64 Europäische Kommisssion: Mitteilung der Kommission betreffend die soziale Verantwor- tung der Unternehmen. 65 Vgl.: Ebd., S. 4 66 Vgl.: Ebd., S. 9 67 Vgl.: Ebd., S. 19 27
  • 29. CSR und Entwicklung. 68 Im Juni 2004 wurde der Abschlussbericht des Forums bei der Europäischen Kom- mission vorgelegt. In diesem Bericht werden Fallstudien von Unternehmen analysiert, die CSR anwen- den und in den Fallstudien über die Erfahrungen bei der Umsetzung von CSR berich- ten. In den einzelnen Treffen am Runden Tisch wurden solche Fallstudien diskutiert und über ihre Ergebnisse beraten. Eine der Kernaussagen des Berichtes von Unternehmensseite zeigt, dass sie sich deutlich besseren Zugang zu Informationen und bessere Unterstützung von Seiten der Politik bezüglich der Managementkonzepte und Kriterien zur Anwendung von CSR wünschen.69 Das EMS-Forum bekräftigt in dem Bericht die Absicht, dass sie in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission, basierend auf den Ergebnissen der Arbeitstätig- keit des Forums, in naher Zukunft eine neue Mitteilung zu CSR veröffentlichen wol- len. Das Forum strebt einen Dialogprozess mit der Europäischen Kommission, Un- ternehmen und Stakeholdern an, um Informationen zu Entwicklungen, Trends und Innovationen im Bereich CSR zusammenzutragen.70 Auch auf internationaler Ebene wurden Initiativen ins Leben gerufen, die die Umset- zung von Nachhaltigkeitskonzepten auf Unternehmensebene fördern sollten. Aus Sicht des Konzeptes der Sozialen Nachhaltigkeit sind zwei Projekte von besonderer Bedeutung, die ich an dieser Stelle ebenfalls kurz vorstellen möchte. Zum einen der Global Compact, der im Jahr 1999 vom damaligen UN- Generalsekretär Kofi Annan ins Leben gerufen wurde und ein globalen Pakt zwischen den Vereinten Nationen und der Privatwirtschaft darstellt,71 bei dem die gegenseitige Unterstützung festgeschriebener Leitlinien in Bezug auf Menschenrechte, Arbeits- rechte und Umweltstandards beschlossen wurde. Grundlage hierfür bildeten Kernleit- linien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), der Rio-Konferenz von 1992 und dem Kopenhagener Weltsozialgipfel von 1995.72 Für das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene ist das Global Compact-Projekt von nicht unerheblicher Bedeutung, da teilnehmende Unternehmen, 68 Abgedruckt bei: European Multistakeholder Forum on CSR: Final results & recommenda- tions. Final Report. 2004, S. 3 69 Vgl.: European Multistakeholder Forum on CSR: Final results & recommendations, S. 14 70 Vgl.: Ebd. S. 18 71 Vgl.: United Nations: Corporate Citizenship in the world economy. The Global Compact. human Rights, labour, environment, anti-corruption. Global Compact Office, United Nations, 2004, S. 2 72 Vgl.: Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen: UN Basis Informationen. Globaler Pakt, Wirtschaftswelt und die Vereinten Nationen, 2002 28
  • 30. innerhalb des eigenen Betriebes und speziell beim Umgang mit externen Zulieferern menschen- und arbeitsrechtliche Standards überprüfen können. Der Pakt beinhaltet 10 Prinzipien aus den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsbedin- gungen, Umwelt und Korruptionsbekämpfung: Menschenrechte 1. Die Wirtschaft soll den Schutz der international verkündeten Menschen- rechte unterstützen und achten und 2. Sicherstellen, dass sie sich nicht an Menschenrechtsverletzungen betei- ligt. Arbeitsbedingungen 3. Die Wirtschaft sollte die Vereinigungs- und Tariffreiheit wahren sowie ferner für 4. die Beseitigung aller Formen der Zuwanderungs- und Pflichtarbeit, 5. die tatsächliche Abschaffung der Kinderarbeit und 6. die Beseitigung der Diskriminierung und Beschäftigung und Beruf ein- treten. Umwelt 7. Die Wirtschaft sollte umsichtig mit ökologischen Herausforderungen umgehen, 8. Initiativen zur Förderung eines verantwortlichen Umgangs mit der Um- welt durchführen und 9. sich für die Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher Technolo- gie einsetzen. Korruptionsbekämpfung 10. Selbstverpflichtung, Korruption in allen Formen, einschließlich Erpres- sung und Bestechlichkeit zu begegnen. 73 Derzeit beteiligen sich 31 Deutsche Unternehmen am Globalen Pakt (Stand: 9/2004), so beispielsweise Bayer, Daimler-Chrysler und die Deutsche Telekom, um die be- kanntesten von ihnen zu nennen.74 Das Prinzip des Globalen Paktes besteht einerseits in einer freiwilligen Selbstver- pflichtung der Unternehmen, die genannten Kriterien bei ihrem unternehmerischen Handeln zu beachten: Der Global Compact besitzt somit keinerlei rechtliche Grundla- ge und kann die Unternehmen zu keiner Einhaltung verpflichten. 73 Abgedruckt bei: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Global Compact. Ein weltumspannender Pakt. VN-Initiative zu verantwortungsvoller Unter- nehmensführung, 2004 74 Vgl.: Ebd. 29
  • 31. Andererseits verpflichten sich die Unternehmen jedoch gegenüber den Vereinten Nationen, in Abständen von ein bis zwei Jahren, in ihren unternehmenseigenen CSR- oder Nachhaltigkeitsberichten über die von Ihnen ergriffenen, konkreten Maßnahmen zur Umsetzung und Einhaltung der zehn Prinzipien zu berichten. Das zweite weltweit agierende Projekt zur Umsetzung und zum Umgang mit sozialen Nachhaltigkeitsleitlinien, das ich näher beleuchten möchte, ist die Global Reporting Initiative (GRI). Diese Initiative existiert bereits seit dem Jahr 1997 und wurde unter der Federführung der U.S. Nicht-Regierungsorganisation Coalition for Environmental- ly Responsible Economics (CERES) und dem Umweltprogramm der Vereinten Natio- nen (UNEP) gegründet. Die Aufgabe der GRI besteht darin, die Qualität und An- wendbarkeit von Nachhaltigkeitsberichterstattungen zu modifizieren und zu stei- gern.75 Auch bei diesem Projekt sind Akteure aus allen gesellschaftlichen Gruppen vertreten und arbeiten an einer weltweiten Akzeptanz von Berichterstattungsprinzipien. Bisher mündete die Arbeit der Initiative in zwei Leitfäden zur GRI Nachhaltigkeitsberichter- stattung (2000 und 2002), in denen Ansätze zur Anwendung und inhaltlichen Ausges- taltung eines einheitlichen GRI Nachhaltigkeitsberichtverfahren aufgeführt sind. In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Unternehmen der Initiative ange- schlossen und verfassen ihre Nachhaltigkeitsberichte nach dem GRI-Standard. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass von Seiten aller gesellschaftlicher Akteure Konzepte, Modelle und Projekte initiiert worden sind, um den Ansatz der Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene zu realisieren. Einige dieser Modelle bezie- hen sich direkt auf die Soziale Nachhaltigkeit (hier sei noch einmal das Beispiel CSR angeführt) und einige beinhalten sie neben den beiden weiteren Dimensionen der Nachhaltigkeit (Global Compact und GRI). Die Bedeutung dieser Projekte und auch der Regierungsinitiativen (Europäische Union) gewinnen in dem Maße an Bedeutung, indem die Diskussion um die soziale Verantwortung der Unternehmen ein wichtigeres Thema in der Gesellschaft wird. Auffallend ist dennoch, dass alle genannten Modelle keinen gesetzlichen oder institutionell verankerten Anspruch genießen, sondern auf der Freiwilligkeit der Unternehmen basieren. Dies birgt das Risiko, dass Unterneh- men ihr freiwilliges Engagement bezüglich ihrer sozialen Verantwortung nur ausbau- en, wenn auch die wirtschaftlichen Vorraussetzungen stimmen und im Gegenzug das Engagement zurückfahren, sobald wirtschaftliche Krisenzeiten eintreten. Zudem kön- nen Unternehmen nicht zur Umsetzung der Leitlinien gezwungen oder bei ihrer Nicht- Einhaltung sanktioniert werden. Die Wirtschaft sieht sich also in diesem Punkt mit 75 Vgl.: Global Reporting Initative. Sustainability Reporting Guidelines 2002. Deutsche Über- setzung. Lüneburg: Centre for Sustainability Management, 2002, S. 1 30
  • 32. keinem wirklichen Macht- oder Druckmittel den übrigen gesellschaftlichen Akteuren gegenüber ausgestattet. Bevor ich mich nun mit den nationalen Strategien zur sozialen Nachhaltigkeit einge- hend beschäftige, möchte ich die Vorteile und Probleme auf Unternehmensseite bei der Umsetzung der oben angesprochenen Leitlinien und Handlungsanforderungen skizzieren. 3.4 Vorteile der Sozialen Nachhaltigkeit im Unternehmen Unternehmen, die den Ansatz der sozialen Nachhaltigkeit in ihrer Managementstra- tegie aufgreifen, tun dies sicherlich nicht allein vor dem Hintergrund des öffentlichen Drucks und der daraus resultierenden Erwartungshaltung bezüglich der gesellschaft- lichen Verantwortung der Unternehmen. Da Unternehmen meist allein auf die Gewinnmaximierung ihrer Produktionsleistung fixiert sind, verbindet sich ihre Motivation zu einem Großteil auch damit, einen geld- werten Nutzen zu erzielen. Dennoch muss beachtet werden, dass Unternehmen, die neben rein ökonomischen auch ökologische und soziale Aspekte beachten und operationalisieren, kurzfristig erhöhte Kosten einkalkulieren müssen. So entstehen neue Kostenfaktoren, die bei- spielsweise für die Kontrolle von Zuliefererbetrieben in Bezug auf die Einhaltung so- zialer Standards aufgewendet werden müssen. In welchen Kategorien sich diese Vorteile bei der Umsetzung der sozialen Dimension der Nachhaltigkeit zeigen können, haben diverse Institutionen mittels Befragungen in Unternehmen zum Thema CSR zu erheben versucht. Ich möchte im Folgenden kurz die Ergebnisse einer von CSR-Europe initiierten Befragung darlegen, die bei Unter- nehmen durchgeführt wurden, die das CSR-Modell erfolgreich anwenden. Die Kernaussage aller Unternehmen lautet, dass es zu einem „profitablen, nachhalti- gen Wachstum und menschlichem Fortschritt bei der Einführung von Corporate Soci- al Responsibility im täglichen wirtschaftlichen Handeln komme“.76 Unterstützt wird diese Aussage von einer Aufzählung von positiven Resultaten inner- halb der Unternehmen bei der Einführung von CSR als Managementstrategie, so beispielsweise: - Verstärkte positive Kundenakzeptanz des Unternehmens - Bessere Beziehungen mit der direkten Unternehmensumwelt (Nachbarn, Kom- munen, regionale Behörden) - Gesteigerte Identifizierung mit dem Unternehmen durch die Mitarbeiter - Gesteigerte Mitarbeitermotivation 76 Vgl.: CSR Europe: Your reasons to choose social responsibility, 2003 31
  • 33. - Kostenersparnisse durch den effizienteren Einsatz von Ressourcen - Kommerzielle Vorteile ( bevorzugter Status bei Lieferanten etc.) - Imagegewinn für das Unternehmen und positive Beziehungen zu den Me- dien.77 Im Jahr 2002 führten das Forschungsinstitut Mardsen und Mohan im Auftrag von CSR Europe eine Studie bei 500 europaweit angesiedelten Unternehmen durch, die sich innerhalb und außerhalb des eigenen Unternehmens sehr stark sozial engagie- ren.78 Das interessante Fazit dieser Studie ist, dass die überwältigende Mehrheit der befragten Unternehmen (94%) aussagte, dass die gesellschaftliche Verantwortungs- übernahme mit einem nachweislich positiven Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens einherging.79 Schon anhand dieser beiden Beispiele zeigt sich, dass sich für die Unternehmen nicht nur aus der Sicht der gesellschaftlichen Verpflichtung heraus sozial verantwort- liches Handeln positiv auszahlt, sondern dass es auch aus der Sicht der Gewinnma- ximierung und des wirtschaftlichen Handelns heraus als äußerst effektiv angesehen werden kann. Vor diesem Hintergrund stellt man sich natürlich die Frage, warum es bei dem aufge- zählten Nutzen nicht zu einer breiten Umsetzung des Modells auf Unternehmensebe- ne kommt. Die Begründung liegt in einer Vielzahl von Operationalisierungsschwierigkeiten, die es bei der Umsetzung des Konzepts auf Unternehmensebene gibt. Auf diesen Aspekt möchte ich im folgenden Kapitel genauer eingehen. 3.5 Operationalisierungsschwierigkeiten bei der Umsetzung Ich werde im Folgenden die von Unternehmensseite meist genannten Kriterien darle- gen, um aufzuzeigen, welche Überlegungen die Unternehmensleitung oftmals dazu bewegen, das Konzept der Nachhaltigkeit nicht mit der gebotenen Ernsthaftigkeit anzugehen. Die Problempunkte lassen sich in zwei Bereichen verorten: Zum einen treten sie extern der Unternehmen auf, anhand der Leitlinien und Kriterien, die die Regierungen und die Europäische Kommission zur Umsetzung von Nachhaltigkeit aufgestellt haben, und zum anderen in den internen Strukturen von Unternehmen. Zuerst möchte ich die externen Problemfelder anführen. Wenn Unternehmensleitungen zu der Umsetzung von Nachhaltigkeitskonzepten be- fragt werden, ist einer der am häufigsten genannten Punkte, dass die Modelle und 77 Abgedruckt bei: Ebd. 78 Vgl.: CSR Europe : I whistle all the way to work and all the way home, research on 500 business best practices (Part 1-3), 1999, Part 1 79 Vgl.: Ebd., Part 3 32
  • 34. Konzepte zur Operationalisierung von Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene häufig zu unkonkret formuliert sind und somit nicht als Handlungsempfehlung geeignet sind oder aber, dass sie zu sehr auf die ökologische Dimension von Nachhaltigkeit be- schränkt sind und der soziale Aspekt oftmals nicht erwähnt oder nur umrissen wird. Die Umsetzung des Leitbildes der Nachhaltigkeit auf der Managementebene scheitert oft am Fehlen geeigneter Mittel sowie Indikatoren zur Entscheidungsfindung und Realisierung der erarbeiteten Zielsetzungen, insbesondere die soziale Dimension betreffend. Ich möchte aber nicht unerwähnt lassen, dass sich die Problematik der Umsetzung von Nachhaltigkeit nur auf unternehmensexterne Kritikpunkte zurückführen lässt. Stu- dien zeigen Problempunkte auf Unternehmensseite, die zu den Operationalisie- rungsschwierigkeiten des Konzeptes der Nachhaltigkeit beitragen. Innerhalb der Un- ternehmen treten oftmals folgende Problemfelder bei der Umsetzung auf: Ein ausschlaggebender Aspekt sind die Kosten, die die Umsetzung des Nachhaltig- keitskonzeptes verursacht und somit eine kurzfristige Verminderung der Rendite be- deutet. Unternehmen sehen hierin oftmals ein Spannungsverhältnis zwischen den Interessen der eigenen Shareholder (Eigentümer, Anteilseigner) und dem weiteren gesellschaftlichen Umfeld der Unternehmung. Zusätzlich haben diverse Erhebungen dargelegt, dass nur in wenigen Unternehmen mit dem Begriff der Nachhaltigkeit gearbeitet wird und der Begriff bei einer Vielzahl von Unternehmen gänzlich unbekannt ist. Wenn sich Unternehmen mit dieser The- matik intensiv beschäftigen, sind dies zumeist multinationale oder nationale Groß- konzerne, die einer großen Zahl von gesellschaftlichen Akteuren verpflichtet sind. Die Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen verwenden den Begriff der Nachhaltigkeit oftmals ohne ihn genau zu beleuchten oder zu reflektieren. Es fehlt zumeist eine intensive Auseinandersetzung mit dem Konzept der Nachhaltigkeit.80 Genau an diesem Punkt stellt sich für mich folgende Frage, die ich im zweiten Teil meiner Arbeit bearbeiten und klären möchte: Inwiefern lassen sich unternehmensexterne Problempunkte, die zumeist in den politi- schen Richtlinien begründet liegen, in Kombination mit unternehmensinternen Prob- lempunkten für eine unzulänglich stattfindende Umsetzung des Konzeptes der sozia- len Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene rechtfertigen? An dieser Stelle möchte ich noch einmal meine Ausgangsfragestellung in Erinnerung rufen (siehe Einleitung), um im Weiteren der Beantwortung dieser nachzugehen. Zu diesem Zweck werde ich in den folgenden Kapiteln zunächst die Nachhaltigkeitsleitli- nien der internationalen Politik und ausgewählter nationaler Politiken auf ihren inhalt- 80 Vgl.: Mathieu: Unternehmen auf dem Weg zu einer Nachhaltigen Wirtschaftsweise S. 44 f. 33
  • 35. lichen Bezug zu sozialer Nachhaltigkeit untersuchen, um sie anschließend mit aus- gewählten Unternehmensleitlinien zu vergleichen. 34
  • 36. 4. Nachhaltigkeitsstrategien nationaler Regierungen und der EU In diesem Kapitel widme ich mich den Nachhaltigkeitsstrategien nationaler Regierun- gen und der Strategie der Europäischen Kommission in Bezug auf die soziale Di- mension der Nachhaltigkeit und ihrer Umsetzung auf Unternehmensebene. Die Fra- gestellung lautet, wie konkret die Strategien auf die soziale Dimension der Nachhal- tigkeit eingehen und ob sie Handlungsleitlinien und Indikatoren für Unternehmen be- nennen, auf welche Art und Weise sie den Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit in ihr unternehmerisches Handeln integrieren und wie von Seiten der übrigen gesellschaft- lichen Akteure eine Kontrolle dieser Integration gewährleistet werden kann. Zur näheren Betrachtung habe ich mich mit den Nachhaltigkeitsstrategien der deut- schen, britischen und französischen Regierung beschäftigt, da die später zu verglei- chenden Unternehmen (Kapitel 6) in diesen drei Ländern angesiedelt sind. Somit ist eine Vergleichbarkeit hinsichtlich unterschiedlicher, national bedingter Rahmenbe- dingungen für die Operationalisierung der Nachhaltigkeit gegeben. 4.1 Die deutsche Nachhaltigkeitspolitik Die deutsche Bundesregierung veröffentlichte im April 2002 mit den „Perspektiven 81 für Deutschland. Unsere Strategie für eine nachhaltige Entwicklung“ ein Stra- tegiepapier für die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland. In dem Bericht benennt die Bundesregierung vier Koordinaten, die für die Umsetzung des Nachhaltigkeitsleitbildes ausschlaggebend sind. Die Koordinaten sind folgende: Generationengerechtigkeit, sozialer Zusammenhalt, Lebensqualität und internationa- le Verantwortung. In den genannten vier Bereichen werden in dem Strategiepapier 21 Indikatoren und Ziele formuliert, die auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung umzusetzen beziehungsweise zu erreichen sind. Im Folgenden werde ich anhand der vier Koordi- naten die wichtigsten Indikatoren der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie benennen. Der Bereich der Generationengerechtigkeit ist laut Bundesregierung zum Großteil in der ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit verortet, wobei auch ökonomische 82 Faktoren, wie beispielsweise der Abbau von Staatsverschuldung und die Verbes- 83 serung von Investitionsbedingungen dazu gezählt werden. 81 Bundesregierung: Perspektiven für Deutschland. Unsere Strategie für eine nachhaltige Entwicklung, Berlin April 2002. 82 Vgl.: Ebd., S. 103 83 Vgl.: Ebd., S. 92 35
  • 37. In den Bereich der Lebensqualität reichen die Problemfelder Gesundheit84, Kriminali- tätsbekämpfung85 und Wirtschaftswachstum86 hinein. Unter der Koordinate des sozialen Zusammenhaltes definiert die Bundesregierung in dem vorgelegten Bericht Ziele wie beispielsweise die Steigerung der Beschäftigungs- 87 88 zahlen , die Familienförderung und die Gleichberechtigung von Männern und 89 Frauen sowie die Integration ausländischer Mitbürger.90 Abschließend beinhaltet der Aspekt der internationalen Verantwortung die Zielset- zung der internationalen Marktöffnung91 sowie die Erhöhung der öffentlichen Entwick- lungshilfen.92 Die beschriebenen 21 Zielindikatoren der Bundesregierung ergeben in Kombination 93 mit den zehn formulierten Managementregeln der Nachhaltigkeit einen umfassen- den Rahmen dafür vor, wie eine nachhaltige Entwicklung in Deutschland zu errei- chen ist und in welcher Form sich die einzelnen gesellschaftlichen Akteure (Bürger, Wirtschaft, Wissenschaft, Verbände, Kirchen und andere) daran beteiligen sollen und können. Insgesamt kann dennoch kritisch festgehalten werden, dass das Strategiepapier eher Ideen und Ansätze beinhaltet, die sehr allgemein beschrieben werden, jedoch kaum quantitative Ziele oder konkrete Maßnahmen formuliert. An dieser Stelle möchte ich darauf eingehen, in welcher Form die Bundesregierung in ihrem Bericht die soziale Dimension der Nachhaltigkeit einbringt und ob diese mit Handlungsleitlinien für Unternehmen verbunden ist oder ob im negativen Fall keine Verbindung zwischen der sozialen Dimension der Nachhaltigkeit und unternehmeri- schem Handeln besteht. Die soziale Dimension der Nachhaltigkeit findet in dem Nachhaltigkeitskonzept der Bundesregierung unter der schon genannten Koordinate Sozialer Zusammenhalt Beachtung. Demnach setzt die Bundesregierung das Konzept der sozialen Nachhal- tigkeit mit der Realisierung folgender Ziele gleich: Angestrebt wird die Sanierung und die Reform der sozialen Sicherungssysteme, die Steigerung des Beschäftigungsni- veaus, die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Förderung von Gleichberechtigung in der Gesellschaft sowie die Integration ausländischer Mitbürger. 84 Vgl.: Ebd., S. 22 85 Vgl.: Ebd., S. 26 86 Vgl.: Ebd., S. 110 87 Vgl.: Ebd., S. 121 88 Vgl.: Ebd., S. 123 89 Vgl.: Ebd., S. 125 90 Vgl.: Ebd., S. 127 91 Vgl.: Ebd., S. 129 92 Vgl.: Ebd., S. 130 93 Vgl.: Ebd., S. 50 ff. 36
  • 38. Das unternehmerische Handeln bezüglich der sozialen Dimension wird in der Strate- gie der Bundesregierung lediglich in drei Aspekten deutlich angesprochen - bezüglich der Steigerung des Beschäftigungsniveaus, bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und dem Aspekt der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Aber auch hier gilt: Es gibt keine klaren Handlungsrichtlinien für Unternehmen, wie sie die soziale Dimension bei der Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes in ihrem Unternehmen operationalisieren können. Etwas konkreter wird die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung erst mit dem im Jahr 2004 veröffentlichen Fortschrittsbericht zu den „Perspektiven für Deutschland“.94 In diesem Bericht wird einerseits eine Bilanz bezüglich der ersten beiden Jahre des Nachhaltigkeitskonzeptes gezogen, andererseits wird die Strategie anhand dieser Ergebnisse in diversen Punkten überarbeitet und ergänzt. Unter anderem widmet sich die Bundesregierung in einem Kapitel auch der aktuellen Debatte um die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen.95 In diesem Kapitel hebt die Bundesregierung die Wichtigkeit der Aufnahme von ökolo- gischen und sozialen Belangen in privatwirtschaftliche Managementkonzepte hervor und betont überdies die Anregung an die Industrie, die Codes of Conduct besser zu implementieren. Dennoch mangelt es auch an dieser Stelle an einer konkreten For- mulierung der Codes of Conduct von Seiten der Bundesregierung.96 Man beruft sich im Folgenden vielmehr auf die „OECD-Leitsätze für multinationale Unterneh- men“97, auf den Global Compact mit seinen Leitlinien und die „...Aktivitäten im Rahmen der europäischen Strategie für die gesellschaftliche Verantwortung 98 von Unternehmen“ (Grünbuch der Europäischen Kommission, Multistakeholder- Forum). Es lässt sich also feststellen, dass es der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregie- rung an konkreten Formulierungen von Handlungsleitlinien mangelt, die die Unter- nehmen bei der Umsetzung der sozialen Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb integrie- ren können. Die deutschen Unternehmen, so lässt sich vermuten, sind daher ge- zwungen, sich an den internationalen Strategien und Instrumenten der Europäischen Union und den Vereinten Nationen zu orientieren. 94 Bundesregierung: Fortschrittsbericht 2004. Perspektiven für Deutschland. Unsere Strate- gie für eine nachhaltige Entwicklung, Berlin, Juni 2004 95 Vgl.: Ebd., S. 139 ff. 96 Vgl.: Ebd., S. 141 97 Die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen stellen gemeinsame Empfehlungen der Regierungen der OECD-Länder wie auch einiger Nicht-Mitgliedsländer für ein verantwor- tungsvolles und dem geltenden Recht entsprechendes unternehmerisches Verhalten bei Auslandsinvestitionen, besonders in Entwicklungsländern, dar. (Quelle: Merkblatt, OECD- Leitsätze für multinationale Unternehmen) 98 Abgedruckt bei: Ebd., S. 141 37
  • 39. 4.2 Die britische Nachhaltigkeitsstrategie Bereits im Jahre 1999 wurde die britische Nachhaltigkeitsstrategie mit dem Titel „A better quality for life“ veröffentlicht. Die Strategie wurde insbesondere vom Um- weltministerium, jedoch mit der Unterstützung weiterer Ministerien erarbeitet. Aufgrund der Ergebnisse aus der ersten Umsetzungsphase wird die Strategie derzeit überarbeitet und soll im Verlauf diesen Jahres in der neuen Version in Kraft treten. Die vier Kernpunkte der aktuellen Nachhaltigkeitsstrategie der britischen Regierung sind: Eine soziale Fortentwicklung, die die Bedürfnisse aller beachtet, ein effektiver Schutz der Umwelt, eine vernünftige Nutzung natürlicher Ressourcen sowie die Er- haltung eines hohen und stabilen Levels von wirtschaftlichem Wachstum und Be- schäftigung.99 Um diese vier Kernpunkte in einen gesellschaftlichen Gestaltungsprozess integrieren zu können, werden in der Nachhaltigkeitsstrategie eine Vielzahl von Indikatoren ge- nannt, die diesen Prozess unterstützen sollen. Hauptbestandteil sind 13 Schlüssel- indikatoren, die in der Gesellschaft die Handlungsleitlinien verankern sollen, um das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung zu erreichen. In den jährlich verfassten Fortschrittsberichten zur Nachhaltigkeitsstrategie der briti- schen Regierung wurden diese Schlüsselindikatoren schrittweise erweitert. Der Fortschrittsbericht des Jahres 2003 beinhaltete 15 Indikatoren, die sich in die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit aufspalten: In die ökologische, die ökonomische und die soziale Dimension. Die soziale Dimension beinhaltet dabei folgende Indikatoren: Armut und sozialer Ausschluss, Bildung, Gesundheit, Wohnungswesen und Kriminali- tät.100 Im Bereich der Nachhaltigkeitsindikatoren ist die britische Nachhaltigkeitsstrategie mit der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie zu vergleichen. Auch die britischen Nachhal- tigkeitsindikatoren geben einerseits einen Handlungsrahmen für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie vor, die inhaltliche Ausgestaltung bleibt aber oftmals unfor- muliert und vage. Die gesellschaftlichen Akteure, die die Operationalisierung einer nachhaltigen Entwicklung bewerkstelligen sollen, verfügen dahingehend nur unzurei- chend über Handlungsrichtlinien, an denen sie sich orientieren können. 99 Vgl.: British Government: A better quality of life. A strategy for sustainable development for the United Kingdom. 1999, Unterkapitel 1.8 100 Vgl.: British Government: Achieving a better quality of life. Review of progress towards sustainable development. Government Annual Report 2003. Department for Environment, Food & Rural Affairs, March 2004 38