Mode ist Kunst und schafft Freiräume. Für das künstlerische Schaffen bleibt leider wenig Raum, wenn die Finanzierung der Ideen und Projekte nicht geklärt ist. Um
Konzepte zu entwickeln, sie auf den Markt zu bringen und weiter zu wachsen, benötigen Modeunternehmen
Kapital und Know-how. Beteiligungsgesellschaften stehen den Unternehmen nicht nur mit einer ausreichenden Eigenkapitalbasis zur Seite, sondern verfügen auch über ein branchenspezifisches Netzwerk, mit dem sie Unternehmen in verschiedenen Entwicklungsstadien unterstützen. Die hier vorgestellten Beispielfälle zeigen sehr deutlich, wie vielfältig der Einsatz von Beteiligungskapital sein kann.
2. Mode ist Kunst und schafft Freiräume. Für das künstleri-sche
Schaffen bleibt leider wenig Raum, wenn die Finan-zierung
der Ideen und Projekte nicht geklärt ist. Um
Konzepte zu entwickeln, sie auf den Markt zu bringen
und weiter zu wachsen, benötigen Modeunternehmen
Kapital und Know-how. Dies ist oftmals eine Heraus-forderung,
nicht nur für Jungunternehmer.
Beteiligungsgesellschaften stehen den Unternehmen
nicht nur mit einer ausreichenden Eigenkapitalbasis zur
Seite, sondern verfügen auch über ein branchenspezifi-sches
Netzwerk, mit dem sie Unternehmen in verschie-denen
Entwicklungsstadien unterstützen. Allein 2013
flossen über 4,5 Mrd. Euro in mehr als 1.200 deutsche
Unternehmen.
Sechs mit Beteiligungskapital finanzierte Unternehmen aus der Modebranche stellen wir Ihnen
auf den nächsten Seiten vor. Vom Berliner Start-up, das sich auf vegane Mode spezialisiert
hat, über ein mehr als 100 Jahre altes bayerisches Traditionsunternehmen bis hin zum Global
Player im High-Fashion-Segment – die Beispielfälle zeigen sehr deutlich, wie vielfältig der
Einsatz von Beteiligungskapital sein kann.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!
Ulrike Hinrichs | Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK
3. Gerade erst scheint vegane Ernährung in urbanen Gefilden
salonfähig geworden, schon kündigt sich die Fortführung der
Idee, frei von Tierversuchen zu leben, in der Modeindustrie
an. Die Designerinnen des Modelabels UMASAN zeigen, dass
sich vegane Bekleidung sehen lassen kann und trotzen dabei
den Klischees sogenannter Ökomode.
UMASANs Philosophie in Bezug und Herstellung ist ganz-heitlich:
Stoffe werden zu 100 Prozent aus europäischer Pro-duktion
bezogen und in Deutschland produziert. Zudem heißt
vegane Produktion eine konsequente Aussparung aller tieri-schen
Erzeugnisse wie Wolle, Kashmir, Seide, Leder oder
Pelz. „Innovation in der Modebranche bedeutet auch, Luxus-irrtümer
zu korrigieren“, erklärt Anja Umann, Gründerin von
UMASAN. Angesichts der schnelllebigen Branche, in der
unter hohem Kostendruck ständig neu und anders produziert
werden muss, scheinen diese Standards hoch gesteckt.
UMASAN möchte dem Druck der rastlosen Modewelt
bewusst entgegenwirken und Nachhaltigkeit etablieren.
Ein Jahr nach der Gründung des Labels UMASAN beteiligte
sich die IBB Beteiligungsgesellschaft 2011 an dem Unterneh-men.
„Die klare strategische Ausrichtung der Gründerinnen
ist im hochattraktiven High-Fashion-Markt einzigartig und
hat uns überzeugt“, erinnert sich Holger Specht, Investment
NACHHALTIG. VEGAN.
HAUTE-COUTURE!
Director bei der IBB Beteiligungsgesellschaft. Mit ihrem VC
Fonds Kreativwirtschaft finanziert die IBB Beteiligungsgesell-schaft
kreative Ideen, die in der Bundeshauptstadt entstehen.
„Die Leistungen der kreativen Entrepreneure sind zum be-deutenden
Wirtschaftsfaktor für die Stadt geworden und brin-gen
Wachstum und Beschäftigung. Unser Ziel ist es, den
Unternehmern zur nötigen Eigenkapitalbasis und damit zu
nachhaltigem Wachstum zu verhelfen“, so Specht weiter.
Für die Gründerinnen von UMASAN, Anja und Sandra
Umann, kam die Beteiligung der IBB Beteiligungsgesellschaft
gemeinsam mit privaten Investoren zum richtigen Zeitpunkt.
Die finanziellen Mittel nutzten sie mitunter für den Marken-und
Vertriebsaufbau, die Eröffnung eines UMASAN Flagship-
Stores in Berlin-Mitte sowie eines UMASAN Online-Shops.
Ziel der Gründerinnen ist nun, UMASAN international
bekannt zu machen – auch, um in der Branche das Bewusst-sein
für ethische Standards und nachhaltigen Ressourcen-verbrauch
zu steigern.
4. Kein anderes deutsches Modehaus ist derzeit so erfolgreich
wie HUGO BOSS: Das börsennotierte Unternehmen ist welt-marktführend
im Premium- und Luxussegment des globalen
Bekleidungsmarkts. Der in Metzingen beheimatete Konzern
erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2013 mit knapp 12.500 Mit-arbeitern
einen Jahresumsatz von mehr als 2,4 Mrd. Euro und
gehört zu den profitabelsten börsennotierten Bekleidungs-herstellern
weltweit.
Mit den Kollektionen BOSS, BOSS
Orange, BOSS Green und HUGO ver-eint
HUGO BOSS eine faszinierende
Markenwelt. Dabei wird ein umfassen-des
HIGH-END-FASHION
MADE IN GERMANY
Produktportfolio abgedeckt, das aus klassisch-moderner
Konfektion, eleganter Abendbekleidung und Sportswear,
Schuhen, Lederaccessoires sowie in Lizenz vertriebenen
Düften, Brillen, Uhren, Kindermode, Textilien für den Home-
Bereich und Mobile Accessoires besteht. Mit über insgesamt
7.100 Verkaufspunkten weltweit ist HUGO BOSS in 127 Ländern
präsent.
2007 hat eine von den Permira Fonds kontrollierte Gesell-schaft
die Mehrheit an der Valentino Fashion Group über-nommen.
Im Zuge dieser Transaktion, die mit einem
Gesamtvolumen von ca. 5,3 Mrd. Euro eine der größten Über-nahmen
in Deutschland war, wurde neben Missoni M,
Marlboro Classic und dem High-End-Fashion-Label Valentino
auch die Mehrheit an der börsennotierten HUGO BOSS AG
übernommen.
Mit dem international erfahrenen Manager Claus-Dietrich
Lahrs wurde 2008 ein neuer CEO nach Metzingen geholt.
Seither verfolgt die HUGO BOSS AG eine stringente Strate-gie,
die im Wesentlichen auf dem internationalen Ausbau des
eigenen Einzelhandels und einer wesentlich stärkeren Posi-tionierung
und Differenzierung der einzelnen Marken be-steht.
Im vergangenen Jahr konnte mit Jason Wu ein
Stardesigner für die BOSS Womens-wear
gewonnen werden. Damit
unterstreicht HUGO BOSS seinen
Anspruch, auch in diesem Marktseg-ment
deutlich wachsen zu wollen.
Permira unterstützt diese Wachs-tumsstrategie
nach Kräften: „Das Management von Hugo
Boss macht einen exzellenten Job. Wir sehen auch künftig
noch viel Wachstumspotenzial für das Unternehmen“, sagt
Dr. Jörg Rockenhäuser, Managing Partner Deutschland bei
Permira.
Wie nachhaltig erfolgreich diese Wachstumsstrategie von
HUGO BOSS ist, zeigen die Zahlen. Im Jahr 2011 erreichte
der Umsatz erstmals mehr als 2 Mrd. Euro. Seitdem erzielt
das Unternehmen in jedem Quartal neue Rekordwerte bei
Umsatz und Ergebnis. Gegenüber dem Transaktionsjahr 2007
konnte der Umsatz über 49 Prozent gesteigert werden, das
EBITDA wurde verdoppelt, auf zuletzt rund 565 Mio. Euro.
5. Frauen, die mit beiden Beinen im Leben stehen, dabei
lebensfroh und modisch interessiert sind – ihrem Lebens-gefühl
verleiht die Passport Fashion GmbH Ausdruck. Als
führender deutscher Anbieter mit dem Schwerpunkt
Strick und Shirt richtet Passport seine modernen Kollek-tionen
an Frauen im mittleren Alter, die hochwertige
Produkte im oberen Mittelklassesegment kaufen.
Die in Böblingen niedergelassene Firma vertreibt ihre
Kollektionen über Boutiquen oder Modehäuser und
erzielt mehr als die Hälfte ihrer Umsätze auf dem inter-nationalen
Modemarkt. Die Kernkompetenzen des Unter-nehmens
liegen dabei im Bereich Strick und Shirt,
mittlerweile vertreibt Passport aber auch immer mehr in
den arrondierenden Segmenten der Konfektion, die mitt-lerweile
20 Prozent ausmachen. Der Umsatz des Unter-nehmens
beträgt heute ca. 30 Mio. Euro.
Nach seiner Gründung 1978 befand sich das Unterneh-men
fast 20 Jahre in Familienhand. Als sich 1994 die da-malige
Geschäftsführung um eine Nachfolge kümmern
musste und unternehmensintern nicht fündig wurde,
holte man zwei Beteiligungsgesellschaften an Bord. Zehn
Jahre entwickelte sich das Unternehmen mit ihnen weiter.
Als sich die Beteiligungsgesellschaften 2004 von Passport
lösen wollte, traf Nick Money-Kyrle, der zu dieser Zeit als
Managing Director in einer der beiden Beteiligungsge-sellschaften
tätig war, die Entscheidung, sich mit einem
eigenen Fonds selbständig zu machen und sich weiterhin
am Unternehmen zu beteiligen. Noch heute hält er mit
der Beteiligungsgesellschaft Steadfast Capital die Mehr-heitsanteile
und ist auch im Beirat des Modeunterneh-mens
vertreten. „Durch die langjährige und konstruktive
Zusammenarbeit hat sich eine enge und auf Vertrauen
DER MINI COOPER UNTER DEN
FASHION LABELS
gestützte Partnerschaft entwickelt. Der internationale
Erfolg des Unternehmens beweist, dass es absolut mög-lich
ist, Fashion Trends im Zeitgeist in perfekter Qualität
und zu kommerziellen Preisen zu bekommen“, resümiert
Nick Money-Kyrle.
Heute bringt Passport sechs Kollektionen pro Jahr raus
und hat sich erfolgreich im Premium-Economy-Markt der
contemporary Damenoberbekleidung etabliert. Nachdem
Passport sehr erfolgreich mit langjährigen Verkaufspart-nern
und exklusiven Shops zusammenarbeitet, wird das
Unternehmen im Herbst auch einen Online-Shop für
seine Kunden einrichten. Frank Gouder, Geschäftsführer
bei Passport, erklärt: „Wir kennen unsere Kundinnen und
schätzen ihre Bedürfnisse im textilen Bereich. Wir setzen
daher auf moderne und unkomplizierte, feminine Mode,
die höchsten Qualitätsansprüchen genügt. Wir sind eben
der Mini Cooper unter den Fashion Labels.“
6. Klassisches Shoppen gehen war gestern, Smartphones und
Tablet-PCs ersetzen heutzutage oftmals den Stadtbummel.
fashionette.de hat den Markt für sich entdeckt und gründete
Europas erstes Onlineportal, bei dem sich jeder originale
Designer-Handtaschen, Schmuck und Sonnenbrillen bequem
in Raten kaufen kann. fashionette.de lässt damit Luxusträume
wahr werden.
Dr. Fabio Labriola und Dr. Sebastian Siebert gründeten Ende
2008 fashionette.de mit dem Ziel, Luxus- und Premiumhand-taschen
auf wöchentlicher Basis zu vermieten. „Wir fanden
die Idee, Luxusartikel für jedermann möglich zu machen, von
Anfang an spannend.
Aus unserem Umfeld
konnten wir dafür
schnell Business
Angels gewinnen“,
so Labriola. Bereits
im Sommer 2009 stiegen Sirius Venture Partners und Astutia
Ventures als erste Venture-Capital-Gesellschaften ein.
Gemeinsam wurde das Geschäftsmodell weiterentwickelt.
Heute kann man bei fashionette.de über 100 Designerlabels
wie Gucci, Prada, Hugo Boss und DKNY finden und sich
schicke Accessoires leisten. Die Ware kostet dabei nicht mehr
als im Laden, vielfach sind die Designerprodukte sogar güns-tiger.
VOM PIONIER ZUM
HANDTASCHEN-CHAMPION IM E-COMMERCE
Die Einkäufer des Onlineshops reisen durch Europa und
knüpfen direkte Einkaufsbeziehungen zu Designern sowie
autorisierten Händlern.
Mit dem ersten B2C-Factorer konnten Sirius Venture Partners
und das fashionette.de-Management Ende 2010 die
NRW.BANK als neuen Investor überzeugen. Die letzte Finan-zierungsrunde
erfolgte Mitte 2012. „Mit den neuen finanziel-len
Mitteln haben wir mit unseren bestehenden und einigen
neuen Investoren nochmal richtig Fahrt aufgenommen und
die Prozesse, Systeme und unsere Infrastruktur verbessert“,
führt Labriola fort. Tatsächlich ist fashionette.de um 150 Pro-zent
zum Vorjahr gewachsen und hat dieses Jahr bereits
einen zweistelligen Millionenumsatz netto nach Retouren
erwirtschaftet.
„Wir haben damals in ein
junges Team mit einer
‚hippen‘ Idee investiert,
als der E-Commerce noch
in den Kinderschuhen
steckte, und sind mit der
Entwicklung von fashionette.de sehr zufrieden“, so David
Jetel, verantwortlicher Managing Partner bei Sirius Venture.
„Weiteres Wachstumspotential im europäischen Ausland
sehen wir ebenfalls“, ergänzt Tanja Rosendahl von der
NRW.BANK. Nach vier Jahren beschäftigt das Unternehmen
heute neben den beiden Gründern zwei weitere Geschäfts-führer
und mehr als 60 Mitarbeiter.
7. Wenn die Spieler des FC Bayern München in Leder-hosen
auf dem Marienplatz feiern oder die großen
TRADITION WIRD TREND: DIE MODEWELT
Volksfeste nahen und die Tracht wieder in aller
Munde ist, dann freuen sich auch die Mitarbeiter von
Spieth & Wensky. Das Traditionsunternehmen aus
Obernzell bei Passau ist einer der größten Vollsortiments-anbieter
von Trachten- und -Schuhmode im deutschsprachi-gen
Raum. Seit der Gründung 1913 ist Spieth & Wensky in
Familienhand. Was als kleine Gerberei und Lederhandschuh-fabrik
begann, ist heute ein großes mittelständisches Unter-nehmen
mit weltweit 400 Mitarbeitern.
Trachten sind eine feststehende Größe in der Mode gewor-den.
Dies haben nicht nur High-Fashion-Brands wie Escada
oder Boss erkannt, die mittlerweile eigene Dirndl designen.
Die Trachtenmode von Spieth & Wensky überzeugt den Markt
durch das gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, ein umfassendes
Angebot von individual- und seriengefertigter Ware sowie ihr
modisches Design. Die hohe Produktqualität wird durch Joint
Ventures mit strategisch wichtigen Produzenten gewährleis-tet.
Stabile und langjährige Beziehungen zu namhaften
Kunden festigen die Marktpositionierung, die durch die
Erweiterung des Produktsortiments, die weitere vertriebliche
Marktdurchdringung sowie durch externes Wachstum weiter
nachhaltig verbessert werden soll.
ÖFFNET SICH FÜR TRACHTEN
Für die Beteiligungsgesellschaft Odewald KMU, die sich seit
2013 bei Spieth & Wensky engagiert, war das Gesamtpaket
des Textilunternehmens entscheidend. „Spieth & Wensky ist
ein erstklassig geführtes Unternehmen und nimmt mit seinen
hervorragend ausgebildeten und motivierten Mitarbeiterin-nen
und Mitarbeitern eine führende Marktposition ein und
verfügt auch zukünftig über attraktive Wachstumsmöglich-keiten“,
so Heiko Arnold, Partner bei Odewald KMU. Durch
die Beteiligung konnte die von den Altgesellschaftern
geplante Nachfolgeregelung erfolgreich umgesetzt werden.
Hartmut Spieth, geschäftsführender Gesellschafter von
Spieth & Wensky ergänzt: „Ich bin sehr froh, mit Odewald
KMU einen erfahrenen Partner gefunden zu haben, der die
langfristigen Ziele und Wertvorstellungen von Spieth & Wensky
teilt. Gemeinsam können wir neue Wachstumspotenziale er-schließen
und unser Geschäftsmodell weiter erfolgreich aus-bauen.
Mit der neuen Gesellschafter- und Management-struktur
sind wir zudem langfristig zukunftsfähig aufgestellt.“