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leichgültigkeit ist die Rache, die
die Welt an der Mittelmäßig-
keit nimmt.“ Oscar Wilde hat
mal wieder Recht gehabt und
nirgendwo hat sein Aphorismus von der
Mittelmäßigkeit mehr Relevanz als in der
Werbung, insbesondere in der für Mode.
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Kommunikation der Modemar-
ken nicht auseinanderzuhalten.
Dabei betreiben viele Labels großen
Aufwand. Saison für Saison werden
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die schönsten Plätze der Welt geflogen,
um die Kollektionen zu inszenieren. Das
Ergebnis sind zwar mehr oder minder
schöne Fotos von schönen Menschen in
schönen Outfits. Doch die Magazine, das
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voll von schönen Menschen in schönen
Kleidern. Die Bilder verlieren, im Über-
fluss präsentiert, an Kraft und werden –
wenn überhaupt – nur flüchtig wahrge-
nommen.
Es fehlt, was der Psychologe das Mo-
mentum nennt. Eine Idee, die verblüfft,
die ins Herz geht. Und vor allen Dingen:
die die Marke spezifisch auflädt. Und den
Verbraucher motiviert, für diese eine
Marke mehr Geld auszugeben, als er
zwingend muss.
Niedrige Sympathiewerte der meisten
Fashion-Labels zum Beispiel in der Bri-
gitte Kommunikationsanalyse sind die
Konsequenz. Und ein Sinnbild für man-
gelnde Markenloyalität. Eine noch so sty-
lische Kollektionspräsentation schafft
keine Profilierung.
Probieren Sie es aus: Suchen Sie sich
aus einer beliebigen Mode- oder Life-
style-Zeitschrift zehn Fashion-Anzeigen.
ReißenSiedieLogosab,kräftigmischen–
undnunsagenSie,welchesMotivfürwel-
che Marke steht. Wenn Sie mehr als drei
schaffen, haben Sie geschummelt. Oder
Sie sind vom Fach.
Ihre Zielgruppe allerdings ist nicht
vom Fach, sondern aus Fallingbostel oder
Kreuzberg. Fragen Sie die mal nach einer
Modewerbung, die positiv hängen geblie-
ben wäre. Fragen Sie sie, wofür Ihre Mar-
ke steht. Im besten Fall kommen Aus-
sagen wie Qualität, Passform und Design.
Sollte das allerdings das Ergebnis jahre-
langer Markenkommunikation sein,
herzlichen Glückwunsch. Denn diese Pa-
rametergeltenfüracht vonzehn Fashion-
brands.
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auf die ästhetische Abbildung ihrer Kol-
lektion beschränken, betreiben kein stra-
tegisches Marketing. Sondern allenfalls
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verbunden. Das emotionale Ereignis hat
es in Ihrer Erinnerung verankert.
Was bedeutet das für effektive Kom-
munikation? Wie können wir Emotionen
für Ihre Marke erzeugen? Keine Sorge,
man muss dafür keine Flugzeuge in
Hochhäuser krachen lassen. Doch etwas
mehr, als die Kollektion von einem hip-
pen Fotografen in Kapstadt knipsen zu
lassen, muss man schon bieten, ansons-
ten siehe Oscar Wilde.
DiefolgendendreiRegelnkönnenver-
hindern, dass Ihre Zielgruppe vor allem
eines für Ihre Marke übrig hat: Gleichgül-
tigkeit. Bevor Sie darüber nachdenken,
wie die Kollektion inszeniert werden soll,
klären Sie, was die zentrale Botschaft Ih-
rer Marke ist. Nutzen Sie dafür ein mög-
lichst einfaches Markenmodell wie die
Markenpyramide. An dessen Spitze steht
der Markenkern, die zentrale Idee Ihrer
Marke in einem Satz. Wenn dieser Satz
auch auf Wettbewerber passt, haben Sie
das Einzigartige Ihrer Marke noch nicht
präzise herausgearbeitet. Dieser Marken-
kernistmehralsTinteaufPapier,eristdie
manifestierte DNA Ihrer Marke. Er ist
zentraler Bestandteil eines Kommunika-
tions-Briefings. Und er ist die Messlatte
beim Bewerten einer Kommunikations-
Idee: Passt diese Idee zum Kern meiner
Marke? Erlaubt sie mir, Marke und Kol-
lektionen über mehrere Jahre immer wie-
der neu zu inszenieren?
Sie haben eine gelungene Kollektion
mit ordentlichem Preis-Leistungs-Ver-
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immer vergleichbare Teile anbieten wie
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loyal Ihrem Angebot gegenüber sein,
wenn er nicht weiß, wofür Ihre Marke
steht? Wenn er kein Gefühl für sie ent-
wickeln konnte? Wirklich große Marken
sind nicht im selben Maße abhängig vom
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etwas stehen. Für etwas, das begehrens-
wert ist und mit dem die Menschen sich
identifizieren. So wie Marlboro Jahrzehn-
te für den Traum von Männlichkeit, Frei-
heit und Abenteuer stand. Volvo für Si-
cherheit. Apple für Einfachheit. Nike für
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heitsideal. Baldessarini-Chef Burkhard
Stuhlemmer sagt, eine Marke, die keine
klare Position bezieht, die in den Köpfen
der Menschen kein klares Bild hinterlässt,
sei keine Marke, sondern nur ein Label.
Recht hat er. Wofür steht Ihre Marke?
Nehmen Sie Haltung an!
Ist Ihr Auftritt auch online so span-
nend wie die besten Image-Teile Ihrer
Kollektion oder eher Basic? Nutzen Sie
Facebook wirklich effektiv oder weil es
irgendwie dazugehört? Wann haben Sie
Ihre Kunden und Händler zuletzt mit Vi-
ral- und Guerilla-Aktionen überrascht?
Sie meinen, virale Kommunikation passt
nicht zum Nimbus von Modemarken?
Dann sehen Sie sich mal Filme wie „First
Kiss“ für das Casual Label Wren oder das
Online-Spiel „Strip Poker“ für Victoria´s
Secret an. Oder den Film „Playing Foot-
ball with wild Lions“ für die Herren-Kon-
fektionsmarke Van Gils.
Allesamt Ideen, die den Markenkern
emotionaler inszenieren, als es eine
noch so schöne Darstellung der Kollek-
tion jemals könnte. Apropos Ideen:
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auftragt wird oder eine Werbeagentur:
Fordern Sie Ideen! Ideen sind etwas,
das sich auch am Telefon in einem Satz
erklären ließe.
Gastautor Peer Hartog hat
Kommunikation für Marken
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Bench entwickelt. Gemeinsam
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Fremde sollen sich vor
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"Was hat Modewerbung mit 9/11 zu tun?" Peer Hartog im Horizont

  • 1. G leichgültigkeit ist die Rache, die die Welt an der Mittelmäßig- keit nimmt.“ Oscar Wilde hat mal wieder Recht gehabt und nirgendwo hat sein Aphorismus von der Mittelmäßigkeit mehr Relevanz als in der Werbung, insbesondere in der für Mode. Es ist paradox: Mode ist das klassische Marketingprodukt, denn die originäre Produktleis- tung „bekleidet/wärmt mich“ ist austauschbar, sodass das Image umso wichtiger ist. Doch den wenigsten Fashion-Brands ge- lingt es, sich ein differenzieren- des Markenimage aufzubauen. Für die Verbraucher ist die Kommunikation der Modemar- ken nicht auseinanderzuhalten. Dabei betreiben viele Labels großen Aufwand. Saison für Saison werden Marketing Manager, Agenturen, Fotografen, Stylisten und Models an die schönsten Plätze der Welt geflogen, um die Kollektionen zu inszenieren. Das Ergebnis sind zwar mehr oder minder schöne Fotos von schönen Menschen in schönen Outfits. Doch die Magazine, das Web und selbst das Fernsehen sind rand- voll von schönen Menschen in schönen Kleidern. Die Bilder verlieren, im Über- fluss präsentiert, an Kraft und werden – wenn überhaupt – nur flüchtig wahrge- nommen. Es fehlt, was der Psychologe das Mo- mentum nennt. Eine Idee, die verblüfft, die ins Herz geht. Und vor allen Dingen: die die Marke spezifisch auflädt. Und den Verbraucher motiviert, für diese eine Marke mehr Geld auszugeben, als er zwingend muss. Niedrige Sympathiewerte der meisten Fashion-Labels zum Beispiel in der Bri- gitte Kommunikationsanalyse sind die Konsequenz. Und ein Sinnbild für man- gelnde Markenloyalität. Eine noch so sty- lische Kollektionspräsentation schafft keine Profilierung. Probieren Sie es aus: Suchen Sie sich aus einer beliebigen Mode- oder Life- style-Zeitschrift zehn Fashion-Anzeigen. ReißenSiedieLogosab,kräftigmischen– undnunsagenSie,welchesMotivfürwel- che Marke steht. Wenn Sie mehr als drei schaffen, haben Sie geschummelt. 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Alles was Sie an diesem Tag getan haben, ist mit den verheerenden Anschlägen von 9/11 verbunden. Das emotionale Ereignis hat es in Ihrer Erinnerung verankert. Was bedeutet das für effektive Kom- munikation? Wie können wir Emotionen für Ihre Marke erzeugen? Keine Sorge, man muss dafür keine Flugzeuge in Hochhäuser krachen lassen. Doch etwas mehr, als die Kollektion von einem hip- pen Fotografen in Kapstadt knipsen zu lassen, muss man schon bieten, ansons- ten siehe Oscar Wilde. DiefolgendendreiRegelnkönnenver- hindern, dass Ihre Zielgruppe vor allem eines für Ihre Marke übrig hat: Gleichgül- tigkeit. Bevor Sie darüber nachdenken, wie die Kollektion inszeniert werden soll, klären Sie, was die zentrale Botschaft Ih- rer Marke ist. Nutzen Sie dafür ein mög- lichst einfaches Markenmodell wie die Markenpyramide. An dessen Spitze steht der Markenkern, die zentrale Idee Ihrer Marke in einem Satz. Wenn dieser Satz auch auf Wettbewerber passt, haben Sie das Einzigartige Ihrer Marke noch nicht präzise herausgearbeitet. Dieser Marken- kernistmehralsTinteaufPapier,eristdie manifestierte DNA Ihrer Marke. Er ist zentraler Bestandteil eines Kommunika- tions-Briefings. Und er ist die Messlatte beim Bewerten einer Kommunikations- Idee: Passt diese Idee zum Kern meiner Marke? Erlaubt sie mir, Marke und Kol- lektionen über mehrere Jahre immer wie- der neu zu inszenieren? Sie haben eine gelungene Kollektion mit ordentlichem Preis-Leistungs-Ver- hältnis? Das Gemeine: Irgendwer wird immer vergleichbare Teile anbieten wie Sie, nur günstiger. Wie soll Ihr Kunde loyal Ihrem Angebot gegenüber sein, wenn er nicht weiß, wofür Ihre Marke steht? Wenn er kein Gefühl für sie ent- wickeln konnte? Wirklich große Marken sind nicht im selben Maße abhängig vom Erfolg einer Kollektion. Weil sie in den Köpfen und Herzen der Menschen für etwas stehen. 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