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Blutdruckgeräte zum Selbstmessen werden immer bequemer
Bei diesem hier abgebildeten Gerät der Firma Roland Arznei-
mittel, Hamburg, ist der Gebläseball überflüssig geworden Das
Aufpumpen der Manschette wird ebenso wie das Ablassen der
Luft elektronisch gesteuert Foto: Roland Arzneimittel
Das Enzym Serrapeptase ist effektiv
in der Entzündungstherapie
Betablocker und Ca-Antagonisten
bei multimorbiden Hypertonikern
Das im Darm der Seiden-
raupe lebende Enterobakte-
rium Serratia produziert eine
Protease, die in die Entzün-
dungstherapie Eingang ge-
funden hat. Die Serrapeptase
(Aniflazym®) wird in der
Bundesrepublik gemeinsam
von den Firmen Madaus,
Köln, und Takeda, Stolberg,
angeboten, die bei der Medi-
ca 1986 in Düsseldorf über
erste Erfahrungen mit dem
Enzym in der Breitenanwen-
dung berichteten. Isoliert
und kürzlich per Gentechnik
entschlüsselt wurde die Ser-
rapeptase in den Forschungs-
laboratorien von Takeda in
Osaka, Japan.
Die Wirkweise beim ent-
zündlichen Ödem: Die Prote-
ase zersetzt Bradikinin, einen
hochaktiven Mediator der
Entzündungsreaktion. Sie
wirkt außerdem antifibrinoly-
tisch, ohne aber Thrombin
und Plasmin zu beeinflussen.
Die Serrapeptase beseitige
den Trümmerschutt, erklärte
Dr. med. Helmut Pabst,
München, der bei Sportver-
letzungen das Enzym und ein
Ödemprotektivum mit Effekt
auf die Gefäßpermeabilität
kombiniert.
Alfred Schmidt, Ham-
burg, referierte die Ergebnis-
se einer multizentrischen Stu-
die an 2639 Patienten mit
akuter Sinusitis. 45,9 Prozent
der Patienten erhielten zu-
sätzlich zur Serrapeptase ein
Antibiotikum, 17 Prozent
nahmen zusätzlich ein Anal-
getikum ein. Der Therapieer-
folg wurde mittels Rhinosko-
pie und Sonographie verifi-
ziert.
Nach sieben Tagen hatten
sich die Symptome bereits
deutlich gebessert: Die Na-
senmuscheln waren noch bei
61 gegenüber anfangs 95 Pro-
zent der Patienten geschwol-
len, eitriges Sekret im mittle-
ren Nasengang wurde nur
noch in 29 Prozent der Fälle
(ursprünglich 74 Prozent)
festgestellt, und die Schleim-
häute waren noch bei 55 Pro-
zent der Patienten (ursprüng-
lich 96 Prozent) entzündet.
Nach vierzehn Tagen war der
überwiegende Teil der Pa-
tienten ohne pathologischen
Befund. Der Keimbefall ging
unter Serrapeptase innerhalb
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20 Prozent zurück, der additi-
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kums hatte in dieser Hinsicht
laut Schmidt keinen Effekt.
Für die Serrapeptase
spricht vor allem ihre gute
Verträglichkeit. Dr. med. In-
Vier von fünf Hypertoni-
kern haben eine, drei von
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gleiterkrankungen: 35 Pro-
zent eine KHK, 32 Prozent
eine Herzinsuffizienz, 25 Pro-
zent zerebrale und periphe-
re Durchblutungsstörungen,
zwanzig Prozent Diabetes
und zehn Prozent eine zusätz-
liche Niereninsuffizienz. Wie
also adäquat therapieren?
Unter der Moderation
von Dr. Alfred Schrey, Wup-
pertal, kam eine Experten-
gruppe in Grainau zusam-
men, um auf Einladung der
Firma Bayropharm Ratschlä-
ge für eine medikamentöse
Behandlung bei Multimorbi-
dität zu erarbeiten.
Nach Aussage von Dr.
Wilhelm Schmitz, Hamburg,
kann eine Hypertonie mit
gleichzeitiger koronarer
Herzkrankheit, Angina pec-
toris oder supraventrikulären
Arrhythmien sowohl mit Kal-
ziumantagonisten als auch
mit Betablockern therapiert
werden. Anders sieht die Sa-
che nach Meinung des Phar-
makologen vom Universitäts-
krankenhaus Eppendorf aber
bei ventrikulären Arrhyth-
mien aus. Hier sollte ein Be-
ta-Rezeptorenblocker einge-
setzt werden. Genau umge-
kehrt ist es bei der Prinzme-
tal-Angina: keine Betablok-
ker,, aber Kalziumantagoni-
sten. Eine Kalzium-Blockade
mit direktem Angriff auf die
glatte Muskulatur beseitigt
den Vasospasmus. Kalzi-
umantagonisten sind auch bei
go-Hartmut Grygiel, Kre-
feld, setzte die Substanz bei
postpartalen Brustschwellun-
gen ein, die eine Mastitis zur
Folge haben können. Zwei
Drittel der Patientinnen wa-
ren innerhalb von vier Tagen
beschwerdefrei, in den übri-
gen Fällen mußte maximal
vierzehn Tage lang behandelt
werden. Unverträglichkeiten
wurden nicht gesehen, weder
bei den Müttern noch bei den
gestillten Kindern.
Asthma bronchiale und peri-
pheren Durchblutungsstö-
rungen die Therapie der
Wahl, Erkrankungen, bei de-
nen Betablocker kontraindi-
ziert sind. Bei Diabetes melli-
tus können sie darüber hin-
aus die Hypoglykämie-Ge-
fahr verstärken, während
Kalziumantagonisten keine
Wirkung auf den Stoffwech-
sel haben.
Es kommt auch auf die
Wahl des einzelnen Kalzium-
Blockers an: Nifedipin und
Nitrendipin sind nicht kardio-
depressiv und beugen so bra-
dykarden Arrhythmien oder
myokardialer Dekompensa-
tion vor. Wenn hingegen
gleichzeitig supraventrikuläre
Arrhythmien behandelt wer-
den sollen, sind Verapamil
oder Diltiazem vorzuziehen.
Bei diesen Substanzen muß
laut Schmitz allerdings auf
Nebenwirkungen wie AV-
Überleitungsstörungen, Bra-
dykardie und negativ inotro-
pe Wirkungen geachtet wer-
den. Dekompensierte Myo-
kardinsuffizienz, Sinuskno-
tensyndrom und AV-Block 2.
und 3. Grades müßten daher
als Kontraindikation für die-
se Kalziumblocker-Typen an-
gesehen werden. Bei Kombi-
nation mit Betablockern wür-
den die unerwünschten kar-
dialen Wirkungen sogar noch
verstärkt, weil die adrenerg-
bedingte reflektorische Kar-
diostimulation der Kalzi-
umantagonisten durch die
Beta-Rezeptoren-Blockade
aufgehoben wird. ms
Ein interessanter Aspekt
der Serrapeptase-Wirkung ist
schließlich die Tatsache, daß
das Enzym die Penetration
von Antibiotika ins Gewebe
erhöht. Der Antrag auf eine
entsprechende Zulassung
wurde bereits gestellt. Dar-
über hinaus laufen Studien,
die den sich abzeichnenden
gleichsinnigen Effekt der
Protease auf die Permeation
von Zytostatika überprüfen
sollen. vi
A-230 (84) Dt. Ärztebl. 84, Heft 5, 28. Januar 1987

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  • 1. 1111s1111111111 az_ Blutdruckgeräte zum Selbstmessen werden immer bequemer Bei diesem hier abgebildeten Gerät der Firma Roland Arznei- mittel, Hamburg, ist der Gebläseball überflüssig geworden Das Aufpumpen der Manschette wird ebenso wie das Ablassen der Luft elektronisch gesteuert Foto: Roland Arzneimittel Das Enzym Serrapeptase ist effektiv in der Entzündungstherapie Betablocker und Ca-Antagonisten bei multimorbiden Hypertonikern Das im Darm der Seiden- raupe lebende Enterobakte- rium Serratia produziert eine Protease, die in die Entzün- dungstherapie Eingang ge- funden hat. Die Serrapeptase (Aniflazym®) wird in der Bundesrepublik gemeinsam von den Firmen Madaus, Köln, und Takeda, Stolberg, angeboten, die bei der Medi- ca 1986 in Düsseldorf über erste Erfahrungen mit dem Enzym in der Breitenanwen- dung berichteten. Isoliert und kürzlich per Gentechnik entschlüsselt wurde die Ser- rapeptase in den Forschungs- laboratorien von Takeda in Osaka, Japan. Die Wirkweise beim ent- zündlichen Ödem: Die Prote- ase zersetzt Bradikinin, einen hochaktiven Mediator der Entzündungsreaktion. Sie wirkt außerdem antifibrinoly- tisch, ohne aber Thrombin und Plasmin zu beeinflussen. Die Serrapeptase beseitige den Trümmerschutt, erklärte Dr. med. Helmut Pabst, München, der bei Sportver- letzungen das Enzym und ein Ödemprotektivum mit Effekt auf die Gefäßpermeabilität kombiniert. Alfred Schmidt, Ham- burg, referierte die Ergebnis- se einer multizentrischen Stu- die an 2639 Patienten mit akuter Sinusitis. 45,9 Prozent der Patienten erhielten zu- sätzlich zur Serrapeptase ein Antibiotikum, 17 Prozent nahmen zusätzlich ein Anal- getikum ein. Der Therapieer- folg wurde mittels Rhinosko- pie und Sonographie verifi- ziert. Nach sieben Tagen hatten sich die Symptome bereits deutlich gebessert: Die Na- senmuscheln waren noch bei 61 gegenüber anfangs 95 Pro- zent der Patienten geschwol- len, eitriges Sekret im mittle- ren Nasengang wurde nur noch in 29 Prozent der Fälle (ursprünglich 74 Prozent) festgestellt, und die Schleim- häute waren noch bei 55 Pro- zent der Patienten (ursprüng- lich 96 Prozent) entzündet. Nach vierzehn Tagen war der überwiegende Teil der Pa- tienten ohne pathologischen Befund. Der Keimbefall ging unter Serrapeptase innerhalb von sieben Tagen von 100 auf 20 Prozent zurück, der additi- ve Einsatz eines Antibioti- kums hatte in dieser Hinsicht laut Schmidt keinen Effekt. Für die Serrapeptase spricht vor allem ihre gute Verträglichkeit. Dr. med. In- Vier von fünf Hypertoni- kern haben eine, drei von fünf aber zwei oder drei Be- gleiterkrankungen: 35 Pro- zent eine KHK, 32 Prozent eine Herzinsuffizienz, 25 Pro- zent zerebrale und periphe- re Durchblutungsstörungen, zwanzig Prozent Diabetes und zehn Prozent eine zusätz- liche Niereninsuffizienz. Wie also adäquat therapieren? Unter der Moderation von Dr. Alfred Schrey, Wup- pertal, kam eine Experten- gruppe in Grainau zusam- men, um auf Einladung der Firma Bayropharm Ratschlä- ge für eine medikamentöse Behandlung bei Multimorbi- dität zu erarbeiten. Nach Aussage von Dr. Wilhelm Schmitz, Hamburg, kann eine Hypertonie mit gleichzeitiger koronarer Herzkrankheit, Angina pec- toris oder supraventrikulären Arrhythmien sowohl mit Kal- ziumantagonisten als auch mit Betablockern therapiert werden. Anders sieht die Sa- che nach Meinung des Phar- makologen vom Universitäts- krankenhaus Eppendorf aber bei ventrikulären Arrhyth- mien aus. Hier sollte ein Be- ta-Rezeptorenblocker einge- setzt werden. Genau umge- kehrt ist es bei der Prinzme- tal-Angina: keine Betablok- ker,, aber Kalziumantagoni- sten. Eine Kalzium-Blockade mit direktem Angriff auf die glatte Muskulatur beseitigt den Vasospasmus. Kalzi- umantagonisten sind auch bei go-Hartmut Grygiel, Kre- feld, setzte die Substanz bei postpartalen Brustschwellun- gen ein, die eine Mastitis zur Folge haben können. Zwei Drittel der Patientinnen wa- ren innerhalb von vier Tagen beschwerdefrei, in den übri- gen Fällen mußte maximal vierzehn Tage lang behandelt werden. Unverträglichkeiten wurden nicht gesehen, weder bei den Müttern noch bei den gestillten Kindern. Asthma bronchiale und peri- pheren Durchblutungsstö- rungen die Therapie der Wahl, Erkrankungen, bei de- nen Betablocker kontraindi- ziert sind. Bei Diabetes melli- tus können sie darüber hin- aus die Hypoglykämie-Ge- fahr verstärken, während Kalziumantagonisten keine Wirkung auf den Stoffwech- sel haben. Es kommt auch auf die Wahl des einzelnen Kalzium- Blockers an: Nifedipin und Nitrendipin sind nicht kardio- depressiv und beugen so bra- dykarden Arrhythmien oder myokardialer Dekompensa- tion vor. Wenn hingegen gleichzeitig supraventrikuläre Arrhythmien behandelt wer- den sollen, sind Verapamil oder Diltiazem vorzuziehen. Bei diesen Substanzen muß laut Schmitz allerdings auf Nebenwirkungen wie AV- Überleitungsstörungen, Bra- dykardie und negativ inotro- pe Wirkungen geachtet wer- den. Dekompensierte Myo- kardinsuffizienz, Sinuskno- tensyndrom und AV-Block 2. und 3. Grades müßten daher als Kontraindikation für die- se Kalziumblocker-Typen an- gesehen werden. Bei Kombi- nation mit Betablockern wür- den die unerwünschten kar- dialen Wirkungen sogar noch verstärkt, weil die adrenerg- bedingte reflektorische Kar- diostimulation der Kalzi- umantagonisten durch die Beta-Rezeptoren-Blockade aufgehoben wird. ms Ein interessanter Aspekt der Serrapeptase-Wirkung ist schließlich die Tatsache, daß das Enzym die Penetration von Antibiotika ins Gewebe erhöht. Der Antrag auf eine entsprechende Zulassung wurde bereits gestellt. Dar- über hinaus laufen Studien, die den sich abzeichnenden gleichsinnigen Effekt der Protease auf die Permeation von Zytostatika überprüfen sollen. vi A-230 (84) Dt. Ärztebl. 84, Heft 5, 28. Januar 1987