2. 1.Aufstieg und
Niedergang
eines
virulenten
Rassismus:
Um 1900 dachte man im globalen ``Westen``, dass die
Menschheit in Rassen unterteilt sei:
Rassen hätten, biologisch bestimmt, unterschiedliche Fähigkeiten und
somit auch unterschiedliches Recht, ihre Existenz zu gestalten
3. 1.1 Osterhammels
Übersicht über
den Stellenwert
des Rassismus im
19.Jahrhundert:
(weltgeschichtlich
gesehen)
Um 1800 war die
Idee der biologischen
Rassenunterscheidung
nicht aktuell
(Unterscheidungen wurden
gemacht)
Um 1880
war die Idee ein
Grundelement
der Gesellschaft.
(Dominates
Konzept der
Wissenschaft)
Um 1930 war
Rassismus
weltweit weniger
akzeptabel: das
wissenschaftliche
Konzept wurde
eher kritisiert.
Um 2000 war
Rassismus weltweit
diffamiert und seine
Propagierung in vielen
Ländern unter Strafe
gestellt. Und In der
Wissenschaft belächelt
1.Versuch Japans (1919) auf der
Pariser Friedenskonferenz eine
Klausel gegen rassische
Diskriminierung durchzusetzen.
2.Die Praxis und Rhetorik der
Nationalsozialisten wurde als
``deutsche Marotte`` betrachtet.
Aufstieg und Fall füllen den geschichtsprägenden kurzen Zeitraum zwischen etwa
1860 1945
4. 1.2Osterhammels
Beschreibung der
Merkmale des
Rassismus um
1900:
Um 1900:
``Rasse`` war ein zentralesThema
Die herrschenden Minderheiten in den Kolonien machten sich Sorgen um die
Ansprüche ihrerVormachtstellung durch die ``niederen Rassen``
«Rasse» wurde als wissenschaftlicher Begriff ernstgenommen
Vor allem von Biologen und Ethnologen gebraucht
Der Begriff ``Volk`` wurde neu als ethnos (biologische Abstammungsgemeinschaft)
und nicht als demos (politischeWillensgemeinschaft) betrachtet.
Eher politisch rechts lokalisiert
Wiederspruch zu aufklärerischen Ideen wie der natürlichen Gleichheit des
Menschen, der natürlich angeborenen Rechten, usw…
Aber es gab auch eine sozialistische Eugenik: «Erbgesundheit»: (einer idealen
Gesellschaft der Gleichheit dienen)
Eher kollektivistisch
Begriffe wie ``Volk`` und ``Völkisch`` wurde zu wichtigen semantischen Trägern
Das ``Völkische`` verkörperte den Kampf der Rassen untereinander und dem damit
einhergehenden Unterliegen der ``Schwächeren``
5. 1.2Osterhammels
Beschreibung der
Merkmale des
Rassismus um
1900:
Rassismus braucht Abneigungen und Hassobjekte
Allgemeingültiger Konsens in rassistischenVorurteilen durch alle
sozialen Schichten (Gelehrte, Staatsoberhäupter, Pöbel, usw.…)
hindurch
Das Rassendenken war auf Körper und Körperlichkeit fixiert
Volkskörper musste von Schädlingen und Feinden geschützt werden
Die alte Physiognomik hielt wieder Einzug in die Wissenschaft
KriminelleVeranlagung und rassische Minderwertigkeit seien anhand von
Merkmalen des Körpers zu deuten und daher vererbbar
Die Fabrikation von «Reinheit» in Rasse und Nation stand im
Vordergrund
Verbund zwischen mörderischen Massen und Gelehrten
Der virulente Rassismus bereitete so den Mord an den deutschen Juden vor.
7. 2.1
Osterhammels
angedeutete
Spielarten
Rassismus zu
unterscheiden
Einen repressivenUnterklassen erzeugenden
Einen segregierenden, „Ghettos“ bildenden
Einen exkludierenden , Nationalstaaten an ihren Grenzen
abschottenden
Einen exterminatorischen, den rassischen Feind auslöschenden
• DieArten undWeisen mit «Rasse» argumentativ und narrativ
umzugehen, war sehr unterschiedlich.
• TransnationaleVerbindungen sollten das Bild ergänzen:
• nationale und partikulare Rassismen reagierten aufeinander und
derenVertreter formierten sich in Gruppen
8. 2.2 Entstehung des
Rassismus als eine
Form des
Ethnozentrismus
Rassismus als Ethnozentrismus:
Biologisch vererbte Körpereigenschaften und nicht kulturelle
Verhaltensweisen markieren die wichtigsten Unterschiede zwischen
menschlichenGruppen
Entstand in der frühen Neuzeit
Da sich die Kontakte zwischen Gesellschaften weltweit
intensivierten.
(War aber nicht die dominanteWeltsicht der Europäer)
(Kommentare und Berichte von Eroberern und Seefahrern waren
mit Respekt und Bewunderung über die jeweilige Kultur
geschrieben). Das Interesse galt auch mehr den Gebräuchen und
Sitten.
Rassistische Haltungen entstanden vor allem im Milieu des
atlantischen Sklavenhandels und der amerikanischen Plantagen.
9. 2.2 Entstehung des
Rassismus als eine
Form des
Ethnozentrismus
``The History of Jamaica`` von dem Plantagenbesitzer Edward
Long war die erste rassistischeApologie.
Rassismus war nicht die Ursache der Sklaverei, diente aber der
Rechtfertigung.
• Vielfach wurden während der europäischen Expansion Unterschiede zwischen
Siedlern und Europäern dennoch eher kulturell als biologisch interpretiert.
10. 2.3
Unterschiedliche
Sklavensysteme
Die Beziehung zwischen Sklaverei und Zuschreibung von
Rassenmerkmalen sind grundsätzlich flexibel
Zahlreiche Sklavensysteme beruhen in letzter Instanz nicht auf
körperlicher Unterscheidung:
Militärsklaverei im osmanischen Reich:
Menschen aus dem Balkan und dem
schwarzen Meer…
Die Sklaverei in der griechisch-römischen
Antike.
11. 2.4 DasVergleichen
und Klassifizieren
als
wissenschaftliche
Methode
Im letztenViertel des 18. Jahrhunderts wurdenVorschläge
gemacht, Menschen inTypen einzuteilen
DieVergleichende Anatomie und die Phrenologie:
DieVermessung des Schädels zwecks Rückschlüssen auf die
Intelligenzleistung
14. 2.4 DasVergleichen
und Klassifizieren
als
wissenschaftliche
Methode
Kolonialadministratoren brachten somit Ordnung in die verwirrende
Vielfalt ihrer Untertanenschaft.
Die Polygenesis und die Phrenologie waren populäreThemen das
ganze 19. Jahrhundert hindurch. (Weltausstellungen und
Völkerschauen)
Es blieb bis zur Mitte des 20.Jahrhunderts eine
Lieblingsbeschäftigung mancher Anthropologen und Anatomen
15. 2.4 DasVergleichen
und Klassifizieren
als
wissenschaftliche
Methode
EinigeTypenbegriffe die 1880 auf den Naturforscher Johann
Friedrich Blumenbach zurückgehen, finden teilweise heute noch
Verwendung als euphemistisches Synonym für ``Weisser``:
Die gelbe Rasse, der Neger, der Kaukasier, usw…
Die Klassifikation von Rassen führte zu einer Konfusion, da das
anglo-amerikanischeWort ``race`` auch zur Bezeichnung von
Nationen benutzt wurde
Spanish race
In der amerikanischen Literatur variierte die Zahl der
unterschiedlichen races zwischen 2 und 63
16. 2.5 Die
Rassentheorien des
19.Jahrunderts
Die Rassenlehrern des 19.Jahrhunderts waren post-revolutionär
Sie setzten eine Lockerung derVerbindlichkeit des Christentums
voraus.
Vor allem aber eine Welt ohne gottgegebene natürliche Ordnung
der Hierarchie
Die Rassenlehren hielten in Ländern wie den USA (Declaration of
Independence) oder Frankreich (Declaration des droits de
l´homme et du citoyen) stärker Einzug als inGrossbritannien.
In GB war das politische Denken niemals so egalitär gewesen
Die Spannung zwischen theoretischem Gleichheitsversprechen und
tatsächlicher Ungleichheit wurde nicht so stark empfunden wie in
den genannten Ländern.
17. 2.5 Die
Rassentheorien
des
19.Jahrunderts
Nach 1815 wurden neue Rassentheorien möglich, sie setzten voraus, dass:
1. Umwelteinflüsse die menschliche Natur nicht beeinflussen könnten.
(=Environmentalismus)
Die Idee möglicherVerbesserung verschwand, bevor sie im letzten Drittel des
Jahrhunderts als Biotechnologie der Eugenik eine Renaissance erfuhr
Zivilisierungsmissionen der niederen Rassen wurde somit Aussichtslos
2. Rassentheoretiker erhoben einen ehrgeizigeren Geltungsanspruch
«Rasse» wurde zu einer geschichtsphilosophischen Kategorie
Zu einem Universalschlüssel für das Verständnis von Geschichte und Gegenwart
wie die Leitwörter «Klasse», «Religion», «Staat» usw…
Das Rassendenken hatte einen besonderen Hang zum Determinismus und
damit zur Marginalisierung von Politik und Geschichte
Nach den Revolutionen von 1848/49 entstanden rassegestützte
Universaltheorien
18. 2.5 Die
Rassentheorien
des
19.Jahrunderts
Robert Knox wollte mit seinerVortragssammlung ``The Races of Men`` seine
Zeitgenossen auf den rassischen Hintergrund der politischen Konflikte hinweisen
“IN SIZE OF BRAINTHEY SEEM ALSO CONSIDERABLY INFERIORTOTHE ABOVE RACES, AND
NO DOUBT ALSOTOTHE SARMATIAN ANDTHE SLAVONIC.”
„LOOK ALL OVERTHE GLOBE; IT IS ALWAYSTHE SAME,THE DARK RACES STAND STILL,THE
FAIR PROGRESS.“
In seinenArbeiten versuchte er hauptsächlich aufzuzeigen, welcheVölker
am ehesten den europäischenVölker gewachsen seien und für welche eine
Vertreibung,Versklavung, oder gar Ausrottung nicht verhinderbar oder
sogar ratsam sei.
19. 2.5 Die
Rassentheorien
des
19.Jahrunderts
Auch der Grafe Arthur de Gobineau hatte mit seinem Essai `` Essai sur
l’inégalité des races humaines`` einen enormen Einfluss auf den
Rassendiskurs
Der Rassendiskurs wurde ab der Jahrhundertmitte immer wichtiger
und permanent geführt
Charles Darwin veränderte später durch seine Erkenntnisse in Biologie
und Anthropologie die Parameter der Diskussion
«DieVorstellung von einer angeborenen,
ursprünglichen, stark ausgeprägten und
bleibenden Ungleichheit zwischen den
Rassen ist eine der ältestverbreitetsten»
20. 2.5 Die Entwicklung
der Rassentheorien
des 19.Jahrunderts
in Deutschland
Es gab wenig deutsche Schriftsteller und Gelehrte die über Rassentheorien
schrieben
Deutschland hatte keine Dynamik von Revolutionen und Gegenrevolutionen
sondern versuchte sich in Europa national selbst zu behaupten
Sie suchten nach einer ``völkischen`` Einheit deutscher Nationen
Die Rassentheorien fanden ihren Ursprung auch durch die neue
Geschichtsschreibung, die sich vor allem für die Anfänge interessierte
Man begann die vorchristlichenAnfänge des eigenenVolkes zu erforschen und
zu imaginieren.
Das Gedankengut des ``Germanischen`` hielt somit Einzug
Sie diente als Nachweis einer Überlegenheit des eigenenVolkes über die
Nachbarn aber auch anderen antiken Leitkulturen
Auch in England suchte man dieWurzen bei den heimischen heidnischen
Angelsachsen
So entstanden neue ``Nationalepen``
21. 2.6 DerAriermythos
Fast ganz Europa liess sich von derTheorie der eigenen
``indogermanischen`` oder ``arischen`` Ursprüngen faszinieren
Gemeinsamkeit durch Sprache
Erfolg durch die einfache Gegenüberstellung arisch vs. semitisch
22.
23. 3. Dominanter
Rassismus,Staat
und
Fremdenpolitik
Ab 1850 einflussreiches Weltbildmuster Rassismus als
Selbstverständlichkeit
Nicht mehr nur vonAussenseiter und Minderheiten sondern auch
Massenwählerschaft
Internationale Politik als Rassenkampf
Germanentum / Slawentum
Gelbe Gefahr
Verstaatlichung des Rassismus Nationalstaaten
Eroberung der Staatsmacht (Süden USA, DE, Südafrika)
Passkontrolle / Einbürgerungen
Feindseligkeiten und Misstrauen, dennoch Zuwanderung von
Gastarbeitern (FR, DE)
24. 4.
Abwehrrassismus
Politische Massnahmen zurVerhinderung von Einwanderung
Verhinderung von Lohndumping und Parallelgesellschaften
Schutz der eigenen, weissen Überlegenheit vor dem Fremden
Nicht in Europa sondern in demokratischen
Einwanderungsgesellschaften
USA: 1882 Immigrationsverbot für Chinesen bis 1943
Australien: 1860-1960 White Australia-Politik
Kanada: 1910 White Canada-Politik
Paraguay: 1897Verschärftes Einreisegesetz
Südafrika Kolonie Natal: 1897 Einwanderungsverbot für Inder
25. 5. Nicht-
westlicher
Rassismus:China
Es fehlte eine ethnische Minderheit
Traditionell schwach entwickelt
Barbaren-Stereotypen (Fremdvölker an der Grenze)
Ursprünglich wurde eine wohlwollende Zivilisierung attestiert
Dies änderte sich mit dem Kontakt mit dem Westen
Ende des 19. Jahrhunderts starke Zunahme:
Suche nach einem Platz in derWelt für China (militärische Niederlage gegen
Japan 1895)
Rangtabellen von Rassen
Gelbe undWeisse Rasse kämpfen um dieVorherrschaft
Afrikanische Rasse ganz unten
Durch Sterilisation, Rassenmischung etc. zu wandeln
Für die Reformer sollten politische Liberalisierung und Modernisierung dem
Kampf der Rassen dienen
Kulturheroen wurden zuVorfahren der ``chinesischen Rasse`` wie der gelbe
Kaiser.
26. 6.Thesen bzw.
Fragen
Welche Rolle spielte dieWissenschaft in der
Rassendiskriminierung?
Was für dominante Ballungszentren gab es für den Rassismus und
wie sahen diese aus?
Welche Dimensionen von Rassismus sind heute noch anzutreffen
und welche möglichen Erklärungsansätze gibt es?
Welche auf dem Rassismus basierenden Faktoren verhelfen
DonaldTrump zum Erfolg?Warum auch der politische
Rechtsrutsch in Europa?
27. 7.Fazit
Vor allem die Unantastbarkeit der wissenschaftlichen Betrachtung
führte zu einer starken Mobilität der Rassendiskriminierung
Selbst schwarze amerikanische Bürgerrechtler handelten politisch
wie selbstverständlich im Rassendenken negro race
Die Rassentheorien wurden den jeweiligen Umständen des Landes
angepasst, um sie für die eigenen Zwecke gebrauchen zu können.
Die Rassentheorien und deren Ausleben unterstehen einem
dynamischen Prozess und man kann sie je nach geschichtlicher
Betrachtung unterschiedlich auslegen.