7. INTERN UND EXTERN
Was können wir intern am besten selber machen?
Was geben wir Experten ab?
Was wollen wir gemeinsam erarbeiten?
In welcher Phase brauchen wir Unterstützung?
Analyse - Konzept - Produktion - Umsetzung - Evaluation
4 Erfahrungen aus unserem Alltag
Quick-Wins für die Kampagne und die Zusammenarbeit
14. 1. SENSIBILSIERUNGSKAMPAGNE
Ein Anliegen in der
Öffentlichkeit
thematisieren
Die Diskussion in
der Gesellschaft
prägen.
Den Boden
bereiten
Beispiel: Glücksspielsucht-Kampagne Sucht Schweiz
15. 2. MITMACHKAMPAGNE
Animieren zum
Engagement
Schritt für Schritt zu mehr
Aufmerksamkeit und
nachhaltiger Bindung
Eine gute
Mitmachkampagne
begeistert, aktiviert und
involviert
Interaktive und spannende
Elementen für die
Zielgruppe
Beispiel: Wunschkerze Caritas Zürich
16. 3. FUNDRAISING-KAMPAGNE
Die nötigen Mittel
beschaffen
Vom Direct Mailing bis zur
Crowdfunding-Kampagne
Commitment der
Stakeholder ausbauen
Langfristig die finanzielle
Basis der Organisation
sichern.
Knowhow ausgebaut!
Beispiel: Crowdfunding MV Zürich
18. 5. ABSTIMMUNGSKAMPAGNE
Stimmen für Personen und
Vorlagen gewinnen
Von der Wahl ins
Gemeindeparlament bis zur
eidgenössischen Abstimmung
Wirkungsvolle Strategien für
den Erfolg eines politischen
Anliegens entwickeln
…auf der Basis fundierter
Analysen
Knowhow ausgebaut!
Beispiel: Nationale Abstimmung Lungenliga
23. DIE INITIATIVE
Lanciert von EVP, SP und
Grünen mit dem SGB
Nationale Erbschafts- und
Schenkungssteuer
Abstimmung am 14. Juni:
29% Ja-Stimmen. Aber der
Reihe nach..
25. ANALYSE
Repräsentative Telefonbefragung
beim Forschungsinstitut Demoscope
Fragebogen/Auswertung bei FEINHEIT
Die Sonntagsfrage
Test von Pro/Contra-Argumenten
21.38 25.11 22.42 26.46 4.63
21.38 32.88 18.83 18.68 8.22
25.11 31.69 20.33 16.29 6.58
62.18 18.83 7.62 8.97 2.39
0 20 40 60 80 100
Prozent
Voll einverst. Eher einverst. Eher nicht einverst. Überhaupt nicht einverst. w.n./k.A.
Erbschaftssteuern sollten
überall gleich sein
Wichtiger Beitrag zur
Sicherung der AHV
Initiative bringt mehr
Chancengleichheit
Erbschaftssteuer ist
gerechte Steuer
26. FAZIT: ANALYSE
Initiative hat schweren Stand
Nur die politische Linke sagt überzeugt JA
Bei der CVP am ehesten zu punkten mit dem Argument der
Chancengleichheit, bei der FDP mit dem Argument einer gerechten Steuer
Kurzfristiger Erfolg nicht möglich, was tun?
28. ZIELE DER KAMPAGNE
Primäres Ziel
Den Diskurs über die Ungleichverteilung von Vermögen und dem Instrument der
Erbschaftssteuer anstossen. Längerfristig Feld für neue politische Vorstösse öffnen.
Sekundäres Ziel
Das Abstimmungsergebnis zur Erbschaftssteuer-Initiative positiv beeinflussen.
29. ZIELGRUPPEN
In welchen Zielgruppen soll ein Diskurs angestossen werden?
Das linke Lager ist bereits vom Anliegen überzeugt, zudem abgedeckt durch Komitee
CVP- und das FDP-Umfeld werden als zwei unabhängige Zielgruppen definiert, die für
zukünftige politische Mehrheiten entscheidend sind
In welchen Zielgruppen soll für die Initiative mobilisiert werden?
Klassisch im linken Lager
Über die aufgebauten Diskurs-Kanäle
30. MEDIALE STORY
Die Medienstory nutzen: Die Meilis und ihre Geschichte als Erben wird zum
Dach der Kampagne
Überraschung zu Beginn der heissen Phase muss gewährleistet sein
Tages-Anzeiger – Donnerstag, 4. Juni 2015
13
Zürich & Region
«Kurt»
EinneuesMagazin
beschäftigtsichmit
demScheitern.
22
Wiesenplage
DerKlappertopf
entziehtGräsern
dasWasser.
18
Beat Metzler
Zürich – Die Gebrüder Meili, Erben eines
Millionenvermögens, tun, was sich für
Menschen ihrer Herkunft nicht gehört:
Sie reden über Geld, ihr Geld.
Die drei Brüder, geboren zwischen
1952 und 1956, sind in Küsnacht aufge-
sich die Brüder einiges anhören. Verlo-
gen seien sie, Heuchler, Nestbeschmut-
zer. Als ob sich Reiche nicht für die Erb-
schaftssteuer einsetzen dürften.
Die Schweiz ist ein Erbenparadies.
Bis zu 76 Milliarden Franken pro Jahr
fliessen von einer Generation zur nächs-
ten. Doch ausser den Meilis setzen sich
Schweiz die meisten Kantonsregierun-
gen und der Bundesrat stets bürgerlich,
also liberal dominiert gewesen.
Für Martin Meili gibt es zwei Arten
von Liberalismus: jenen, bei dem der Ei-
gennutz immer auch dem Gemeinwohl
dienen müsse. Und den «hedonisti-
schen» Liberalismus, in dem jeder nur
e
die Ansprüche ihrer Familie – Häuser,
Ferien, Privatschulen, Autos – möglichst
früh zu erfüllen. «Oft bleibt da nicht viel
übrig zum Spenden. Es reicht gerade für
Charity-Anlässe, wo auch das Spenden
ein Statussymbol ist», sagt Ringier.
Auch Stolz trieb sie an
Im Gegensatz zu anderen Millionen-
Die Nestbeschmutzer
Das Grossbürgertum habe sich vom Staat abgewandt und schaue vor allem für sich, finden die Gebrüder Meili.
Mit ihren geerbten Millionen wollen sie dagegenhalten.
Wegen ihres Einsatzes für die Erbschaftssteuer mussten sie sich einiges anhören: Die Brüder Martin, Daniel und Marcel Meili. Foto: Pascal Gertschen
Thaibox-Meister
trainierte
Jihad-Reisende
Drei Jihad-Reisende aus
Winterthur sollen in einem
islamischen Sportcenter
bei einem Weltmeister im
Thaiboxen trainiert haben.
Marisa Eggli
Winterthur – In den letzten sechs Mona-
ten sind aus Winterthur drei junge Män-
ner und eine Teenagerin in Richtung
Syrien verschwunden. Sie sollen sich
dort der Terrormiliz Islamischer Staat
(IS) angeschlossen haben. Es wird ver-
mutet, dass einer inzwischen tot ist.
Nun macht die «Rundschau» publik,
dass die drei Männer in einem speziellen
Kampfsportcenter in Winterthur trai-
niert haben. Dessen Leiter ist ein 28-jäh-
riger Familienvater aus Süddeutschland.
Inzwischen ist er ebenfalls nach Syrien
in den Heiligen Krieg gereist.
Beim Mann handelt es sich um den
zweifachen Thaibox-Weltmeister Valdet
Gashi. Er geriet Anfang März 2015 in die
Schlagzeilen, weil er auf Facebook ein
Bild postete, auf dem er vor der Flagge
des Islamischen Staates posiert.
Gashi hatte in Winterthur das Kampf-
sportcenter MMA Sunna gegründet, in
dem Muslime trainieren konnten, ohne
die Regeln des Islam zu verletzen.
Sprich: Es durften dort nur Männer ein
und aus gehen. Sie fluchten nicht, trai-
nierten ohne Musik. Dass der Süddeut-
sche ausgerechnet in Winterthur dieses
Zentrum eröffnen wollte, erklärte der
«Landbote» im Frühling mit einem Ein-
trag auf Gashis Facebook-Profil: «Als
Standort hatten wir Winterthur ausge-
macht, da dort viel Interesse war.»
Die «Rundschau» hat den Thaibox-
Champion in Syrien aufgespürt und
konnte mit ihm ein langes Gespräch füh-
ren. Natürlich würde er gerne seine Kin-
der im Arm halten, sagt er: «Aber wenn
ich Gutes tue und dabei sterbe, wäre ich
natürlich froh darüber.» Gashi ist verhei-
ratet und hat zwei kleine Töchter. In Sy-
rien unterstütze er den Aufbau des soge-
nannten Kalifats. Konkret patrouilliere
er entlang des Euphrats, spüre Schmugg-
ler und Spione auf. Meistens halte er
sich in der Stadt Membij auf. Dort soll er
auch den 25-jährigen Winterthurer ge-
troffen haben, der kürzlich neben dem
Kopf eines Hingerichteten posierte und
31. WIESO DIGITALE KAMPAGNE?
Ausgangslage: 10- bis 15-mal finanzstärkere Gegenkampagne
Gründe für digitale Kampagne
Targeting: Zielgruppen
Retargeting zur Mobilisierung
Interaktionsmöglichkeiten
Basis aufbauen für Zukunft
Effizienz der Online Werbung gegenüber Print oder Aussenwerbung
Kreative Crowdfunding-Aktion zur Involvierung
Schlussmobilisierung im linken Lager
34. MEDIALE STORY
Die Brüder Meili sind präsent in Zeitungen, Fernsehsendungen,
Radiobeiträgen, Onlinemagazinen etc.
3
SMI 9105.1(–1.7%)
DOWJONES 18039.1(–0.4%)
EURO/CHF 1.05
USD/CHF 0.94
GOLD 36463Fr./kg
ERDÖL 66.15$/Fass
Börse & Devisen
POLITIK
& WIRTSCHAFT
Widmer-Schlumpfals
ExpertininÖsterreich
Wien – Bundesrätin Eveline
Widmer-Schlumpf ist gestern
auf Einladung ihres österreichi-
schen Amtskollegen Hans Jörg
Schelling nach Wien gereist.
Dort nahm sie an einer Diskus-
sionsveranstaltung teil, welche
der laufenden Steuerreform
gewidmet war. Erörtert wurden
die «Chancen und Risiken von
Steuerhoheit für Bundesländer».
Widmer-Schlumpf war eingela-
den, um ihre Erfahrungen mit der
kantonalen Steuerhoheit und
dem schweizerischen Finanzaus-
gleich beizusteuern.
Bundesratoptimiert
Medipreis-Festsetzung
Bern – Der Bundesrat ändert
das System zur Festsetzung der
Medikamentenpreise. Ab Juni
hat der Vergleich mit den Preisen
im Ausland mehr Gewicht als der
Vergleich mit ähnlichen Arznei-
mitteln. Bisher war das Verhält-
nis nicht geregelt.
Von Christoph Lenz
S
ie sind reich. Sie könnten
ein sorgloses Leben füh-
ren. Doch das tun sie
nicht. Sie sorgen sich. Um die
Chancengleichheit, um den so-
zialen Frieden, um die Schweiz.
Und jetzt handeln sie.
Sie, das sind die Zürcher Brü-
der Daniel, Marcel und Martin
Meili. Multimillionäre.Alle drei.
Reich geworden, wie viele
Schweizer,durch Erbschaft. Der
2006 verstorbene Vater war
Erfinder der Cerberus-Brand-
melder.
Man würde erwarten, dass
die Meili-Brüder im Juni bei der
Abstimmung über die nationale
Erbschaftssteuer ein besonders
überzeugtes Nein in die Urne
legen. Das Gegenteil ist der Fall.
Die Meilis sagen Ja zur Initiative
von EVP und Linken. Und nicht
nur das: Gestern starteten sie
Millionärs-Brüder
setzenihrGeldaufsSpiel
Globuswirft
Swatchraus
Idee. «Wir haben das Haus
überschrieben. Den möglichen
Nachzahlungsbetrag setzen wir
jetzt für unsere Erbschafts-
steuer-Kampagne ein.»
Doch warum kämpfen Mil-
lionäre überhaupt für höhere
Steuern? Meili: «Das Vermögen
ist in der Schweiz sehr ungleich
verteilt. Das reichste Prozent
der Bevölkerung besitzt 40 Pro-
zent des Volksvermögens. Und
dieSchereöffnetsich. Das beun-
ruhigt uns. Das wollen wir the-
matisieren.» Die Erbschafts-
steuer setze am richtigen Ort
an, sagt Meili, nur beim reichs-
ten Prozent der Bevölkerung.
den Freibetrag hoch genug an
setzen, bei 50 Millionen Fran
ken, so dass
Familien-KMU nichts zu be
fürchten haben.»
Doch was, wenn die Initia
tive scheitert? Daniel Meili lä
chelt. «Das wäre keine Katastro
phe, wir wollen mit dem Geld
etwas bewirken.» Schon der
Vater habe sie Bescheidenheit
gelehrt. «Er sagte immer wie
der: Man kann nicht zwei Kote
letts aufs Mal essen.»
Zudem sei ihr Engagement
für mehr Gerechtigkeit langfris
tig angelegt. Eskämenneuepo
liti- sche Projekte, die sie –
auchfinanziell–un
KampagnefürErbschaftssteuer
Meili-Erbenfinanzieren
Kämpfenmiteinerhalben
MillionFrankenfürdie
Erbschaftssteuer:DieZürcher
GrosserbenDaniel,Marcel
undMartinMeili(v.l.).
Es wird mit
Sicherheit ein
toller Grillsom-
mer ohne neue
Fleischskan-
dale. Und die
Wiekrankist
IhreBranche,
HerrBüttiker?
tees. Das sei für ihn «sonnen-
klar».Von einer Rückerstattung
hält der Bündner Medienpoliti-
ker aber nichts. Das würde «nur
viel bürokratischen Aufwand
auslösen», glaubt er.
Zu spät kommt das Bundes-
gerichtsurteil für das Abstim-
mungsbüchlein. Dieses ist näm-
lich bereits «gedruckt und an
die Kantone verschickt», sagt
Bundeskanzlei-Sprecher René
Lenzin.
Bundesgerichtgibtder
BillagdenTarifdurch
Foto:PascalGertschen
Tages-Anzeiger – Donnerstag, 4. Juni 2015
13
Zürich & Region
«Kurt»
EinneuesMagazin
beschäftigtsichmit
demScheitern.
22
Wiesenplage
DerKlappertopf
entziehtGräsern
dasWasser.
18
Beat Metzler
Zürich – Die Gebrüder Meili, Erben eines
Millionenvermögens, tun, was sich für
Menschen ihrer Herkunft nicht gehört:
Sie reden über Geld, ihr Geld.
Die drei Brüder, geboren zwischen
1952 und 1956, sind in Küsnacht aufge-
wachsen, an der Sonnenseite des Lebens.
Ihr Vater, Ernst Meili, erfand 1941 den au-
tomatischen Feuermelder. Seine Firma
Cerberus beschäftigte bis zu 3000 Mitar-
beiter, viele von ihnen in Männedorf.
Die Brüder, schwerreich dank väterli-
chem Unternehmererfolg, sorgten für
die Überraschung im Wahlkampf um die
Erbschaftssteuerinitiative: Sie unterstüt-
zen die Befürworter mit mehr als einer
halben Million Franken.
Neben dem Geld zählt auch die Geste.
Die Meilis stehen hin und sagen: Erben
verpflichtet, Reichtum soll man teilen.
«So entkräften wir den Neidvorwurf»,
sagt Daniel Meili. Die Gegner hätten die
Befürworter gerne als arme Linke verun-
glimpft, die den Reichen das Geld nicht
gönnten. Das funktioniere nun nicht
mehr. «Wir können nicht neidisch sein.
Wir haben selber Geld.» Ausserdem
seien sie keine Linken, sie verträten
«klassisch liberale Werte». Keiner von
ihnen gehört einer Partei an.
Der Geist der Diskretion
Fürs Interview wählen sie das Restau-
rant Volkshaus am Helvetiaplatz. Ver-
trautes Terrain. Schon vor Jahrzehnten
sind sie von der Goldküste in die Kreise
4 und 5 gezogen. Einer der Brüder, Ar-
chitekt Marcel, hat keine Zeit. Alle sind
beruflich eingebunden, was sie nicht
daran hindert, ein Interview nach dem
anderen zu geben. Psychiater Daniel
und Arzt Martin haben sich gewissen-
haft vorbereitet, vor ihnen liegen Statis-
tiken, Aufsätze, Gottfried-Keller-Zitate.
Beim Sprechen wechseln sie sich ab, lä-
cheln nachsichtig, wenn einer den ande-
ren unterbricht. Ein eingespieltes Team.
Die Offenheit der Meilis ist nicht
überall gut angekommen. Seit ihrem
«Outing» vor gut einem Monat mussten
sich die Brüder einiges anhören. Verlo-
gen seien sie, Heuchler, Nestbeschmut-
zer. Als ob sich Reiche nicht für die Erb-
schaftssteuer einsetzen dürften.
Die Schweiz ist ein Erbenparadies.
Bis zu 76 Milliarden Franken pro Jahr
fliessen von einer Generation zur nächs-
ten. Doch ausser den Meilis setzen sich
keine anderen Grosserben für ihre Be-
steuerung ein. Aus der Liga der Super-
reichen hat sich einzig Investor Hansjörg
Wyss für die Abgabe ausgesprochen.
Sonst herrscht Stille. Oder Widerstand.
In den USA läuft das anders. Dort gibt
es die Tax-Me-Bewegung. Sie besteht aus
Milliardären und Millionären, die hö-
here Staatsabgaben für ihre Klasse for-
dern. Er wolle prozentual nicht weniger
Steuern abliefern als seine Putzfrau, sagt
der Milliardär Warren Buffett.
«Die Schweizer Reichen kommen aus
einer anderen Tradition. Zurückhaltung
steht zuoberst», sagt Martin Meili. «Pri-
vate spenden Millionen für das neue
Kunsthaus. Niemand von ihnen gibt sich
zu erkennen.» In den USA gelte: Tue Gu-
tes, und sprich darüber. In der Schweiz:
Tue Gutes, und schweig. «Einige Men-
schen mit grossen Vermögen haben uns
ermuntert, weiterzumachen», sagt Da-
niel. Diese würden aber niemals persön-
lich in der Öffentlichkeit auftreten.
Selbst die Meilis sind geformt vom
Geist der Diskretion. Fragt man nach ih-
rem Vermögen, sprechen sie von einem
«zweistelligen Millionenbetrag». Zwi-
schen 10 und 99 Millionen also. Genauer
werden sie nicht. Auch über sich selber
reden sie nicht so gern. Höflich lenken
sie das Gespräch zum Thema zurück,
das sie antreibt: die «sich öffnende
Schere zwischen Arm und Reich».
Bürgerliche Staatsfeindlichkeit
Das Schweigen der Reichen habe auch
mit einem «Mentalitätswandel» zu tun,
sagen die Meili-Brüder. «Seit den 80er-
Jahren hat das Bürgertum eine zuneh-
mend feindliche Einstellung dem Staat
gegenüber eingenommen. Liberal sein
hiess plötzlich: gegen den Staat sein»,
sagt Martin Meili. Dabei seien in der
Schweiz die meisten Kantonsregierun-
gen und der Bundesrat stets bürgerlich,
also liberal dominiert gewesen.
Für Martin Meili gibt es zwei Arten
von Liberalismus: jenen, bei dem der Ei-
gennutz immer auch dem Gemeinwohl
dienen müsse. Und den «hedonisti-
schen» Liberalismus, in dem jeder nur
für sich schaue. «Leider setzt sich die
zweite Variante immer stärker durch.»
Ähnlich sieht es Jacqueline Badran,
SP-Nationalrätin und Mitentwicklerin
der Erbschaftssteuerinitiative. Sie ist
während der 60er- und 70er-Jahre am
Zürichberg aufgewachsen. Damals habe
gegolten: Von nichts gibts nichts. Leis-
tung zählt, nicht Herkunft. «Fast alle wa-
ren sich ihres Glücks der privilegierten
Geburt bewusst. Sie engagierten sich so-
zial und auferlegten sich eine gewisse
Bescheidenheit», sagt Badran. Eine sol-
che «paternalistische Gönner-Ethik»
funktioniere nur, wenn sich alle freiwil-
lig daran hielten. «Doch die Selbstver-
ständlichkeit, etwas zurückzugeben, ist
verschwunden.» Früher hätten die Rei-
chen gedacht: «Ich muss dankbar sein
für meinen Reichtum.» Heute heisse es:
«Die Gesellschaft muss dankbar sein für
meinen Reichtum.»
Dem widerspricht die Publizistin und
Dozentin Esther Girsberger. Auch sie ist
am Zürichberg aufgewachsen, wo sie bis
heute wohnt. «Viele hier unterstützen
Stiftungen und soziale Projekte. Das ent-
spricht einem echten Bedürfnis.» Dass
sich unter Reichen der Egoismus ausge-
breitet habe, stimme zumindest am Zü-
richberg in dieser Absolutheit nicht.
«Viele Familien fühlen sich hier verwur-
zelt. Sie wollen der Stadt etwas zurück-
geben und setzen sich mit anderen so-
zialen Verhältnissen auseinander.»
Ein Profi in Sachen Grosszügigkeit ist
Ellen Ringier. Die Gattin von Verleger
Michael Ringier hat in den letzten 25 Jah-
ren «einen guten Teil» ihres persönli-
chen Vermögens in soziale Anliegen ge-
steckt, wie sie sagt. Zusätzlich sammelt
sie regelmässig selber Geld. Dabei beob-
achtet Ellen Ringier Folgendes: Jüngere
Reiche stünden vermehrt unter Druck,
die Ansprüche ihrer Familie – Häuser,
Ferien, Privatschulen, Autos – möglichst
früh zu erfüllen. «Oft bleibt da nicht viel
übrig zum Spenden. Es reicht gerade für
Charity-Anlässe, wo auch das Spenden
ein Statussymbol ist», sagt Ringier.
Auch Stolz trieb sie an
Im Gegensatz zu anderen Millionen-
erben haben sich die Gebrüder Meili nie
auf dem väterlichen Vermögen ausge-
ruht. Daniel Meili sagt: «Ich war zu neu-
gierig, zu aktiv. Nur die Beine hochzu-
lagern, hätte mich gelangweilt.» Martin:
«Es hat auch mit Stolz zu tun. Ich wollte
etwas Eigenes erreichen.»
Das ist allen drei gelungen. Daniel,
der Psychiater, gehörte in den 90er-Jah-
ren zu den Wegbereitern einer fort-
schrittlichen Drogenpolitik. Martin, der
Arzt, arbeitet in einer Gruppenpraxis in
Schwamendingen, wo er ein Quartierge-
sundheitszentrum aufbaut. Marcel Meili
gründete mit Markus Peter das interna-
tional angesehene Architekturbüro Meili
& Peter und ist Professor an der ETH.
Keiner der drei war finanziell je vom
Vermögen des Vaters abhängig.
Schon lange vor dessen Tod im Jahr
2006 überlegten sich die Brüder, was sie
mit den Millionen Sinnvolles anstellen
könnten. Sie gründeten Datuma, eine
Firma, die Geld in kulturelle, soziale und
technologische Initiativen steckt. Ohne
Datuma gäbe es weder das Kino Riffraff
noch das Hotel Rothaus. «Unserem Vater
gefiel das», sagt Martin. Ihm sei es nie al-
lein ums Geldverdienen gegangen. «Er
wollte die Welt positiv beeinflussen. Das
führen wir weiter.»
Dabei haben sie erst angefangen. «In
den nächsten 25 Jahren entscheidet
sich, wohin die Schweiz geht», sagt Da-
niel Meili. Vieles weise darauf hin, dass
sich die Gesellschaft stärker aufspalte.
«Staatliche Leistungen wie Schule, Ge-
sundheitswesen oder Infrastruktur wer-
den dadurch unter Druck geraten.»
Ein solches «Auseinanderdriften»
wollen die drei Meilis unbedingt verhin-
dern. Auch wenn sie dafür als Heuchler
beschimpft werden.
Die Nestbeschmutzer
Das Grossbürgertum habe sich vom Staat abgewandt und schaue vor allem für sich, finden die Gebrüder Meili.
Mit ihren geerbten Millionen wollen sie dagegenhalten.
Wegen ihres Einsatzes für die Erbschaftssteuer mussten sie sich einiges anhören: Die Brüder Martin, Daniel und Marcel Meili. Foto: Pascal Gertschen
Thaibox-Meister
trainierte
Jihad-Reisende
Drei Jihad-Reisende aus
Winterthur sollen in einem
islamischen Sportcenter
bei einem Weltmeister im
Thaiboxen trainiert haben.
Marisa Eggli
Winterthur – In den letzten sechs Mona-
ten sind aus Winterthur drei junge Män-
ner und eine Teenagerin in Richtung
Syrien verschwunden. Sie sollen sich
dort der Terrormiliz Islamischer Staat
(IS) angeschlossen haben. Es wird ver-
mutet, dass einer inzwischen tot ist.
Nun macht die «Rundschau» publik,
dass die drei Männer in einem speziellen
Kampfsportcenter in Winterthur trai-
niert haben. Dessen Leiter ist ein 28-jäh-
riger Familienvater aus Süddeutschland.
Inzwischen ist er ebenfalls nach Syrien
in den Heiligen Krieg gereist.
Beim Mann handelt es sich um den
zweifachen Thaibox-Weltmeister Valdet
Gashi. Er geriet Anfang März 2015 in die
Schlagzeilen, weil er auf Facebook ein
Bild postete, auf dem er vor der Flagge
des Islamischen Staates posiert.
Gashi hatte in Winterthur das Kampf-
sportcenter MMA Sunna gegründet, in
dem Muslime trainieren konnten, ohne
die Regeln des Islam zu verletzen.
Sprich: Es durften dort nur Männer ein
und aus gehen. Sie fluchten nicht, trai-
nierten ohne Musik. Dass der Süddeut-
sche ausgerechnet in Winterthur dieses
Zentrum eröffnen wollte, erklärte der
«Landbote» im Frühling mit einem Ein-
trag auf Gashis Facebook-Profil: «Als
Standort hatten wir Winterthur ausge-
macht, da dort viel Interesse war.»
Die «Rundschau» hat den Thaibox-
Champion in Syrien aufgespürt und
konnte mit ihm ein langes Gespräch füh-
ren. Natürlich würde er gerne seine Kin-
der im Arm halten, sagt er: «Aber wenn
ich Gutes tue und dabei sterbe, wäre ich
natürlich froh darüber.» Gashi ist verhei-
ratet und hat zwei kleine Töchter. In Sy-
rien unterstütze er den Aufbau des soge-
nannten Kalifats. Konkret patrouilliere
er entlang des Euphrats, spüre Schmugg-
ler und Spione auf. Meistens halte er
sich in der Stadt Membij auf. Dort soll er
auch den 25-jährigen Winterthurer ge-
troffen haben, der kürzlich neben dem
Kopf eines Hingerichteten posierte und
diese Bilder über die sozialen Netzwerke
in Umlauf brachte.
Gashi ist auch mit jenem jungen Win-
terthurer befreundet gewesen, der die-
sen Frühling in Syrien getötet worden
sein soll. Hinweise darauf finden sich
ebenfalls auf Facebook, wo Gashi um
seinen gefallenen Freund trauert.
Verbindungen zu Verteilaktion
Obwohl die Winterthurer Jihad-Reisen-
den einander gekannt haben, bleibt wei-
terhin unklar, woher sie ihr radikales
Gedankengut tatsächlich haben. Be-
kannt ist inzwischen, dass sie in der
Winterthurer Moschee An’Nur verkehr-
ten. Deren Präsident Atef Shanoun sagt
jedoch, die Radikalisierung habe dort
nicht stattfinden können.
In diesem Zusammenhang könnte
eine andere Organisation eine Rolle spie-
len: die europaweite Koran-Verteilaktion
«Lies!». Auch in Winterthur und Zürich
geben junge Männer den Koran an
Passanten gratis ab. Verschiedene sala-
fistische Prediger haben Verbindungen
zu ihr. Gegründet worden ist «Lies!» vom
Kölner Ibrahim Abou-Nagie, der in
Deutschland als «Hassprediger» betitelt
wird und dem die Einreise in die Schweiz
vor zwei Jahren verboten wurde. Thaibo-
xer Gashi hat sich in Deutschland eben-
falls an Aktionen von «Lies!» beteiligt.
Diese Organisation wird von deut-
schen und Schweizer Behörden beson-
ders beobachtet. Nicoletta della Valle,
die Chefin des Bundesamts für Polizei,
sagte kürzlich in einem Interview mit
der «NZZ am Sonntag»: «Aktivitäten von
extremistischen Gruppierungen, die
zum Beispiel Leute auf der Strasse an-
sprechen, um sie für ihre Ideen zu ge-
winnen, bereiten uns Sorgen.»
8.Mai 2015 work 3
Mehr
Lohn-
dumping
BERN. Dumpinglöhne und Ver-
stösse gegen Gesamtarbeits-
verträge (GAV) nehmen zu.
Dies zeigt der jüngste Bericht
des Staatssekretariats für Wirt-
schaft (Seco). In GAV-Branchen
geht das Seco davon aus, dass
29 Prozent der 9500 kontrol-
lierten Schweizer Betriebe zu
tiefe Löhne bezahlen. Das sind
4 Prozent mehr als im Vorjahr.
Mehr Verstösse gibt es insbe-
sondere im Gartenbau, im Han-
del sowie im Gesundheits- und
Sozialwesen, wo keine verbind-
lichen Mindestlöhne existieren.In Branchen, die keinem GAV
unterstehen, bezahlt jedes
zehnte der insgesamt 8900
überprüften Unternehmen zu
tiefe Löhne.
Bundespersonal
imVisier
BERN. SVP und FDP haben in
der Sondersession des Natio-
nalrats einen Angriff auf die An-
gestellten des Bundes gestar-
tet. Sie reichten kurzfristig einen
Antrag ein, der das Budget
2016 des Bundes um 5 Milliar-
den Franken kürzen will. Leidtra-
gende wären die Bundesange-
stellten, denn die Kürzung ginge
zur Hauptsache auf ihre Kosten.
Doch die Hardliner kamen nicht
durch: Der Nationalrat lehnte
den Antrag ab.
Frankenkrise
trifftLehrlinge
ST.GALLEN. Wegen des über-
bewerteten Frankens baut die
St.Galler Traditionsfirma
Ferd.Rüesch AG 26 Arbeits-
plätze ab, darunter auch
14 Lehrstellen. Dagegen hat die
Unia protestiert: Die Franken-
krise dürfe nicht auf dem Buckel
von Lehrlingen bewältigt wer-
den. Laut eigenen Angaben
muss die Firma für acht Stifte
neue Ausbildungsplätze suchen,
die anderen haben bereits eine
neue Lehrstelle. Die Unia for-
dert zudem einen guten Sozial-
plan. Die Mittel dazu seien vor-
handen. Das Unternehmen
stellt Etikettierdruckmaschinen
her und beschäftigt in der Ost-
schweiz 256 Mitarbeitende.
Letztes Jahr wurde es von der
deutschen Heidelberger-Gruppe
übernommen. Diese machte
letztes Jahr einen Umsatz von
188 Millionen Franken.
NeuerGAVfür
dieFlugbegleiterZÜRICH. Die Flight-Attendants
der Swiss haben einen neuen
Gesamtarbeitsvertrag. Die Ge-
werkschaft Kapers hat einen
halben 13.Monatslohn, Entlas-
tungen bei Kurzstreckeneinsät-
zen und einen besseren Kündi-
gungsschutz für langjährige
Flight-Attendants herausgeholt.
Dafür musste sie Konzessionen
bei der Lohnentwicklung und
beim Rentenalter machen. Die-
ses wird von heute 58 auf 60
Jahre erhöht. Kapers zeigt sich
zufrieden, auch wenn die Ver-
tragssituation kompliziert bleibt.
Der neue Vertrag gilt nämlich
nur für langjährige Mitarbeitende
und für Freelancer, nicht jedoch
für Neueinsteiger. Die Swiss hat
immerhin versprochen, die Ver-
tragssituation für die Crews in
Genf zu verbessern, die gerin-
gere Löhne haben. Auch sie
sind nicht dem GAV unterstellt.
Erbschwemme: Und das ist erst der Anfang2015 werden in der
Schweiz 76 Milliarden
Franken vererbt. Das
könnte 4 Milliarden in
die Kassen der AHV
spülen. Pro Jahr!
MARCO GEISSBÜHLER
Reiche Schweizerinnen und
Schweizer vererben immer
mehr. 30 bis 50 Milliarden pro
Jahr, dachte man. Jetzt zeigt
eine Studie der Volkswirt-
schafter Marius Brülhart und
Elodie Moreau von der Uni
Lausanne: 2011 waren es 61
Milliarden Franken. 2015,
also vier Jahre später, werden
es bereits 76 Milliarden Fran-
ken sein. Tendenz weiter stei-
gend.
Diese exorbitante Zahl
wirft ein neues Licht auf die
Erbschaftssteuerinitiative.
Würde sie angenommen, flös-
sen 4 Milliarden Franken in
die Kassen der AHV. Und das
jährlich. Das würde unsere
Altersversicherung auf sehr
lange Zeit garantieren.
Stimmen die Lausan-
ner Zahlen, müssen
auch diverse volks-
wirtschaftliche
Grundlagen neu be-
rechnet werden: Immer we-
niger Geld wird verdient,
immer mehr kommt aus Ver-
mögenseinkommen, Spekula-
tion und Erbe. Jedenfalls für
die 235000 Millionäre des
Landes, die mehr besitzen als
alle anderen zusammen.
Allein die Erberei macht jetzt
schon 13 Prozent des Volks-
einkommens aus.
DYNASTIEN. Gemäss dem Va-
ter der Erbschaftssteuerinitia-
tive, Hans Kissling, dürfte
in den nächsten Jahren so
gar eine eigentliche Erb-
schwemme anrollen. Der ehe-
malige Chefstatistiker des
Kantons Zürich sagt: «Von den
120 Milliardären in der
Schweiz kommen viele in ein
Alter, in dem sie ihr Vermö-
gen vererben.»
Eltern geben in eigentli-
chen Familiendynastien ihre
Vermögen an ihren Nach-
wuchs weiter. Das ist einer
der Gründe, wieso die Schere
zwischen Arm und Reich sich
immer weiter öffnet. Kissling:
«Die reichsten Schweizer ver-
dienen ihr Geld vor allem
durch Renditen aus Vermö-
gen, die sie geerbt haben.»
Die Erberei macht
13 Prozent des Volks-
einkommens aus.
Biberli
meint:
«Alles
Gute kommt
von oben!»
Marcel Meili und seine
beiden Brüder haben
viel geerbt. Gerade
deshalb setzen sie sich
für eine Erbschafts-
steuer ein. Zum Miss-
fallen ihrer Gegner.
RAMONA THOMMEN
Der «Gipfel der Verlogenheit» sei dasEngagement der Multimillionärsbrü-der Marcel (62), Martin (63) und DanielMeili (59) für die Erbschaftssteuerinitia-tive. So höhnte dieser Tage FDP-Präsi-
dent Philipp Müller im «Blick». SeineEntrüstung verrät, wie sehr sich dieGegner einer nationalen Erbschafts-steuer über die Meili-Brüder aufregen.Plötzlich sind es nicht nur Linke undKleinverdienende, die eine gerechtere
Besteuerung von Erbschaften fordern.Plötzlich machen da auch drei Multi-millionäre mit. Gegen sie kann FDP-Müller nicht mit dem Totschlag-Argu-ment vom «Sozialneid» kommen. DieMeili-Brüder haben viel geerbt, sehrviel. Und setzen jetzt 500000 bis700000 Franken von ihrem Privatver-mögen für eine eigene Ja-Kampagnezur Initiative ein (www.meili-erben.ch).
CERBERUS-GELDER
Zürich, Trendquartier Kreis 4: MarcelMeili lädt work in seinem Architektur-büro zum Gespräch. Sein Name fällt oftim gleichen Atemzug wie die der Bas-ler Stararchitekten Jacques Herzog undPierre de Meuron. Marcel Meili ist eineKoryphäe. Sein Büro hat sich unter an-derem den Auftrag für den Neubau desWaldhaus-Hotels beim altehrwürdigenHotel Dolder in Zürich gesichert. Und:Der Vater der Meili-Brüder, Ernst Meili,
hat den Cerberus-Brandmelder erfun-den. 2011 wandte sich sein Treuhänderan Marcel, Martin und Daniel und
meinte, dass man das Familienhaus ander Zürcher Goldküste nun überschrei-ben müsse. Sonst würden bei einerallfälligen Annahme der Erbschafts-steuerinitiative Nachzahlungen fällig.
Marcel Meili erzählt: «Das war unsnicht recht. So eine Erbschaft zu ver-steuern ist ja wohl das mindeste.» DieMeili-Brüder liessen sich das Haus zwarüberschreiben, aber sie beschlossen da-mals schon, jenen Betrag für ein Jazur Erbschaftssteuerinitiative einzuset-zen, den diese für eine solche Erb-summe vorsieht.
Marcel Meili begründet den Ent-schluss so: «Zwei Prozent unserer Bevöl-kerung besitzen die Hälfte des gesam-ten Vermögens. Dieser Missstand geht
uns alle etwas an.» Die Kluft zwischenArm und Reich werde immer grösser.Das sei gefährlich. Marcel Meili: «Des-halb kämpfen wir für gleiche Chancenfür alle. In der Erbschaftssteuer sehenwir eine Massnahme für eine gerech-tere Schweiz.» Denn auch künftig sol-len alle gleichen Zugang zu Gesund-heit und Bildung haben, unabhängigvon den finanziellen Mitteln.
LIBERALE WERTE
Es sind die Eltern, die ihren Söhnen so-ziales Denken vermittelt haben. Einbürgerlich-liberales Elternhaus. Archi-tekt Meili: «Unser Vater hat uns selb-ständiges Denken und Handeln beige-bracht.»
Umso mehr verwundert die Meili-Brüder nun die heftige Verurteilung ih-res sozialen Engagements ausgerech-net durch den Freisinn. Jener Parteialso, die den Liberalismus sozusagen
erfunden hat. Marcel Meili schütteltden Kopf und sagt: «Es ist doch in unseraller Interesse, dass wir in einem Staatleben, in dem es allen gutgeht. Oderetwa nicht?»
Die Initiative:
Darum geht’s
Der Reichtum in der Schweiz ver-
teilt sich zunehmend ungerecht.
Die Erbschaftssteuerinitiative will
dieser Entwicklung entgegenwir-
ken. Sie sieht vor, dass grosse
Vermögen über 2 Millionen Fran-
ken, wenn sie vererbt werden,
künftig mit 20 Prozent besteuert
werden. Zwei Drittel der Erträge
sollen an die AHV gehen, ein Drit-
tel an die Kantone.
GROSSZÜGIG. Entgegen der Be-
hauptungen der Initiativgegner
wären KMU davon nicht betrof-
fen: Die Initianten wollen Firmen
mit einem Verkehrswert von bis
zu 50 Millionen Franken von der
Erbschaftssteuer befreien. Die
genaue Höhe des Freibetrags
kann das bürgerliche Parlament
selber festlegen. Das dürfte aber
kein Problem sein. Selbst die
BDP-Finanzministerin Eveline
Widmer-Schlumpf meinte in
einem Interview mit der NZZ zu
den Freibeträgen: «Wie ich das
Parlament kenne, würde es sich
relativ grosszügig zeigen.» (mot)
«Gleiche
Chancen
füralle»
«So eine Erbschaft zu
versteuern ist ja wohl das
mindeste.»
MARCEL MEILI, ARCHITEKT UND MULTIMILLIONÄR
DIE GEBRÜDER MEILI: Arzt Martin, Psychiater Daniel und Architekt Marcel (von links).
MARCEL MEILI: «Es ist doch in unser aller Interesse, dass wir in einem Staat leben, in dem es allen gutgeht.» FOTO: FLORIAN AICHER
Darum will Architekt
Marcel Meili eine
Erbschaftssteuer.
FOTO:PASCALGERTSCHEN
35. Produktion von zielgruppenspezifischen
Websites
Unterschiedliche Designs und
Argumentationslinien
Integration von interaktiven Elementen:
Steuerrechner für Privatpersonen und
KMUs
Actionpage: Blog, Spendenfunktion,
Crowdfunding, Newsletter-System
WEBSITES
40. DIGITALE WERBUNG
28’958’639
IMPRESSIONS
16’195’771 Google Werbenetzwerk
6’013’577 Youtube (inkl. Masthead)
3’578’474 Facebook
567’590 Twitter
2’603’227 Netzwerk von Publicitas
9%
56% 2%
12%
21%
Youtube
Facebook
Twitter
Google
Publicitas
41. CROWDFUNDING
Ausgangslage: NZZ als Liberalismus-Institution verweigert ernsthafte
Debatte zur Erbschaftssteuer
Story: Offener Brief an den NZZ-Chefredaktor Gujer
Crowdfunding-Plattform: Wir kaufen uns Platz in der NZZ!
42. CROWDFUNDING
Die Aktion in Zahlen
110 UnterstützerInnen
11’400 CHF in 3 Tagen erreicht
Total: 13’630 CHF gesammelt
Durchschnittsbetrag: 124 CHF
Inserat erschien am Samstag,
30. Mai in der NZZ
Zudem: 37 Spenden per Kreditkarte mit
mit Durchschnittsbetrag von 59.50 CHF
43. GAME OF FEAR
Actionthriller von Feinheit zur
Mobilisierung des linken Lagers
Provokant, schnell, packend
Verbreitung auf unterschiedlichen
Kanälen
Feinheit-Blog: Die Superreichen
beherrschen das Spiel mit der Angst
44. RETARGETING
Verschiedene Engagement Levels fürs Remarketing
Wie funktionierts? Personen, die Kampagne-Kanäle besuchen, werden
markiert. Mit Retargeting ist es möglich, diese Leute später gezielt mit
Werbung anzusprechen.
Was bringts? Eine höhere Effizienz, da gezielt Personen angesprochen
werden, die sich für die Thematik der Erbschaftssteuer resp. die Kampagne
interessieren.
47. LEARNINGS
Vorbereitungszeit war angesichts Kampagnengrösse (zu) kurz
(Daten-)Analyse: Essentiell zu wissen, wo man steht – Next Step digitaler
Werbe-Test
Dezentraler Strategie: Eine aufwändige Geschichte
Einmischung in den medialen Diskurs auch möglich nur mit Online-
Kampagne
48. LEARNINGS DIE ZWEITE
Crowdfunding: Viel Potenzial auch für Abstimmungs-Kampagnen (mit der
richtigen Idee und Story)
Community Building braucht Zeit, besteht jetzt Grundlage für Zukunft.
Digitale Kampagne/Werbung: Tolle Möglichkeiten, gute Reichweite.
Retargeting: Noch viel Potenzial, Engagements Levels können weiter
verfeinert werden.
Breite Öffentlichkeit ist noch nicht ganz erreichbar mit reinen Online-
Kampagnen
49. FAZIT
Primäres Ziel: Diskurs prägen/anstossen
Medienpräsenz war sehr gut
Viele positive Stimmen für die Kampagne
Reichweite war auch gut
Diskussion wäre definitiv anders verlaufen ohne Meilis
Kanäle für die Zukunft aufgebaut
Meilis als glaubwürdigen Akteur etabliert
Sekundäres Ziel: Für die Initiative mobilisieren
Minimalziel von 30% Ja wurde verfehlt (29% Ja-Stimmen)
Diverse Gründe..
Offene Frage: Wie wäre das Resultat ohne Engagement ausgefallen?
51. AUFTRAG
Auftraggeber: Sucht Schweiz
Kampagne: Glücksspielsucht bekannt machen
Beteiligt: 10 Kantone
Problembeschreibung: Niemand kennt Glücksspielsucht
Bisher: Plakatkampagnen
Wunsch: Weitere Zielgruppen, neue Kanäle
52. ZIELE UND RAHMEN
Ziel 1: Mehr Menschen wissen um Glücksspielsucht
Ziel 2: Mehr Besucher auf www.sos-spielsucht.ch
Ziel 3: Mehr Beratungen für risikoreich Spielende
Ziel 4: Mehr Infos für Umfeld von Spielenden für Unterstützung
Rahmen: Direkte Ansprechperson: Nadia Rimann (Sucht Schweiz)
Rahmen: Steuergruppe
Rahmen: Budget ca. CHF 300’000
Rahmen: Wenig Eigenleistung möglich
53. FEINHEIT: MASSNAHMENMIX
Starkes Visual, Umsetzung als Plakat, Kleinplakat,Bierdeckel
Zusammenarbeit Joiz für Streetgame und Social Media
Online-Marketing
Klassische Medienarbeit
Website-Anpassungen
54. CAMPAIGNING-MIX: VISUAL
Markantes Visual, 3 Varianten
Hauptumsetzung als Plakat
Ballungszentren/Casinonähe
Weitere Umsetzung als
Kleinplakat und Bierdeckel in
Restaurants in allen Kantonen
55. CAMPAIGNING-MIX: JOIZ
Zusammenarbeit mit Joiz: Gemeinsame Konzeption eines Streetgames
Umsetzung und Ausstrahlung 3x bei Joiz (Sendung Noiz) [Sendungen vom
17./18./19.06.2015]
Talkshow mit Experte 1x bei Joiz (Joizone) [Sendung vom 29.06.2015
anschauen]
Social Media-Kampagne via Joiz (keine eigenen Kanäle)
Test, News, Werbung auf joiz.ch
56. CAMPAIGNING-MIX: ONLINE-
MARKETING UND MEDIENARBEIT
Online-Marketing-Kampagne mit
statischen und animierten Banner
Medienarbeit klassisch
Kleine Anpassungen an Website
57. OUTCOME
Viele Rückmeldungen auf Plakate
(keine Umfrage)
Gute Verankerung intern
Über Joiz grosse Reichweite
Über Joiz neues Publikum
Medienreichweite erstaunlich gut
GoogleDisplay-Network gut
Komplexes Projekt gut geklappt
Wenig Rückmeldungen auf
Kleinplakate/Bierdeckel
Banner-Performance mittel
Hinweis: Diese ist eine erste
Einschätzung sehr kurz nach dem
Projektende. Nach den ausführlichen
Reportings und Debriefings werden die
Outcomes und Learnings allenfalls
angepasst.
58. LEARNINGS
Guter Massnahmen-Mix
Starkes Visual macht grossen
Unterschied
Internes Interesse an Produkten
grösser als erwartet
Frühes Involvieren aller
Beteiligten lohnt sich
Online-Zusammenarbeits-Tool
als Hub für Kommunikation
Diskussion über Website früher
führen
Mehr Zeit für Organisation der
Verbreitung einplanen (Geschichte
von Betroffenen)
Online-Marketing früh planen
Einschätzung über Art der Kampagne
und Haltung
Hinweis: Diese ist eine erste Einschätzung
sehr kurz nach dem Projektende. Nach den
ausführlichen Reportings und Debriefings
werden die Outcomes und Learnings
allenfalls angepasst.
61. CAMPAIGNING-EXPERTINNEN
Simon Hugi
Martina Heeb
Nicole Kayser
Patrick McEvily
Moritz Zumbühl
Patrik Schmid
Martin Schweizer
Daten, Analyse, Strategie
Strategie, Crowdfunding, Beratung
Fundraising
PR, Medien
Strategie, Beratung
Online-Marketing
Video