Der Treasurer: SEPA-Lösungsbausteine nach dem Sushi-Prinzip
1. Sepa-Lösungsbausteine nach dem
Sushi-Prinzip
Die Experten sowie die einschlägigen Studien sind sich einig:
Viele Unternehmen sind spät dran mit ihren Migrationsprojekten.
Nun sind schnelle Lösungen gefragt. Unternehmen sollten sich auch
damit auseinandersetzen, wie Notfalllösungen aussehen könnten.
Von Dirk Braun
V
iele Banken unterstützen Unter-
nehmen bei ihrem Sepa-Projekt
nicht nur mit Beratung, sondern
auch mit konkreten Test- und Migra-
tions-Services. Das Konzept erinnert
an ein Sushi-Laufband, von dem Un-
ternehmen das Beste aus einer Viel-
zahl von Lösungsbausteinen indivi-
duell auswählen können.
Die Konvertierung von Konto-
stammdaten kommt dem einfachen
Hoso-Maki am nächsten. Dabei werden
die lokalen Kontonummern und Bank-
Codes in IBAN und BIC konvertiert. Je
nach Angebot der Bank werden dabei
mehrere Länder unterstützt.
Das Futo-Maki ist schon etwas speziel-
ler und entspricht im Rahmen der Sepa-
Lösungsbausteine der Validierung von
Kontodaten. Dabei prüfen Banken die
Kontostammdaten der Debitoren und
Kreditoren ihrer Kunden auf Validität. Auf
diese Weise können Unternehmen Rück-
lastschriften oder Fehlbuchungen ver-
meiden. Das ist wichtig, denn Korrektu-
ren sind aufwendig und teuer.
Sushi-Kenner wissen, dass Te-Maki ein
besonderes Geschmackserlebnis bietet.
Im Sinne der Sepa-Services handelt es
sich deshalb um die wichtigen Kontoin-
formationstestdaten, mit denen Unter-
nehmen die Sepa-Fähigkeit der eigenen
Systeme überprüfen können. Dabei stel-
len Banken ihnen Testdateien zur Verfü-
gung, die unterschiedliche Sepa-Transak-
tionen beinhalten. Idealerweise sollten
diese Dateien realitätsnahe Konto-
stammdaten enthalten, um die Weiter-
verarbeitungstests möglichst nah am
Ernstfall auszurichten.
Das Gegenstück dazu ist das Gunkan-
maki-Sushi. Hier geht es nicht um Zah-
lungseingänge, sondern um Aufträge:
Kann das Unternehmen korrekte Sepa-
Zahlungsaufträge generieren und über-
mitteln? Es hat sich bewährt, vor der erst-
maligen Übermittlung dieser Aufträge die
Anlieferung von Testdateien mit der Bank
zu vereinbaren. Idealerweise schickt die
Bank ein aussagekräftiges und verständ-
liches Protokoll zurück, damit Unterneh-
men etwaige Anpassungen schnell vor-
nehmen können.
Für Unternehmen, die vor der Heraus-
forderung stehen, bestehende Einzugser-
mächtigungen auf Sepa-Lastschriften
umzustellen, könnte das Nigiri die rich-
tige Wahl sein. Die Einreicher müssen die
Zahlungspflichtigen einmalig vor der
erstmaligen Belastung per Sepa-Last-
schrift entsprechend informieren. Auch
hier können Banken gegebenenfalls mit
Lösungen unterstützen.
Sollte trotz der besten Vorbe-
reitung das Unvorhergesehene
eintreten und die Umstellung
der Zahlungsformate nicht bis
zum Sepa-Stichtag abge-
schlossen sein, könnten Ban-
ken „Notfalllösungen“ anbie-
ten. Auch wenn manchem
Unternehmer der Gedanke an diese
Spezialität schmackhaft erscheinen mag,
sollte die oberste Priorität jedoch weiter-
hin auf der fristgerechten Migration
liegen. Schließlich kann es sich bei Kon-
vertierungslösungen nur um einen flüch-
tigen Genuss handeln – denn früher oder
später wird eine echte Umstellung zwei-
felsfrei notwendig sein. Zudem sind auch
Konvertierungen mit Implementierungs-
aufwand verbunden und sollten daher
ebenfalls mit zeitlichem Vorlauf geplant
werden. Letztendlich kaufen sich Unter-
nehmen nur Zeit, was den Genuss des
typischen Desserts eines Sushi, eines
Daifuku, unnötig herauszögert. //
Dirk Braun ist Direktor
für Sales Strategy
Cash Management &
International Business bei
der Commerzbank AG
in Frankfurt am Main.
dirk.braun@
commerzbank.com
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12 03 | 2013
Schwerpunkt Sepa