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Sprachenlernen - je früher, desto besser
                                Wer als Kleinkind schon verschiedene Sprachen
                                spricht, hat es später im Leben leichter. Mit dieser
                                These wirbt die EU-Kommission für mehr
                                Fremdsprachenunterricht im Vorschulalter.

                               Im Kindergarten "Tutti Frutti" in Brüssel sitzen acht
                               Vorschulkinder an einem orangefarbenen Tisch und
                               singen ein Kinderlied auf Englisch. Kurz darauf
werden die Buntstifte herausgeholt und die Kinder malen verschiedene Gesichter aus.
"HAPPY" steht über den lachenden Gesichtern, "SAD" über den traurigen.

Die Erzieherin Vera, halb Amerikanerin, halb Brasilianerin, erklärt, wie sie den erst
Dreijährigen eine Fremdsprache schmackhaft machen kann: "Wir müssen richtig
kreativ sein und viele visuelle Reize nutzen." Mit dieser Methode sollen die Kinder
neugierig gemacht werden, und "zufrieden mit dem, was sie hier tun".


EU-Kommission will Eltern sensibilisieren

Mehrsprachig erzogene, zufriedene Kinder sind
genau das, was der Rumäne Leonard Orban sich für
die Europäische Union der Zukunft wünscht.
Pünktlich zum europäischen Tag der Sprachen am
26. September lancierte der EU-Kommissar für
Vielsprachigkeit deshalb eine 400.000 Euro teure
Informations-Kampagne namens "Piccolingo".

 Damit sollen Eltern in allen Mitgliedsstaaten überzeugt werden, ihre Kinder schon
sehr früh an Fremdsprachen heranzuführen. Das Hauptargument ist laut EU-
Kommissar Orban: "Sie werden ein besseres Leben haben können, bessere Jobs
finden."

 Aktuellen Statistiken zufolge spricht nur ein Drittel der Erwachsenen in der EU zwei
oder mehr Fremdsprachen. Immerhin 60 Prozent der Schüler in der Oberstufe lernen
mindestens zwei andere Sprachen. Spitzenreiter im Sprachenlernen sind laut EU-
Statistikamt die Tschechen, Finnen, Niederländer und Luxemburger.

Keine Nachteile beim Erwerb der Muttersprache

                                Hat früher Spracherwerb wirklich nur Vorteile?
                                Einige Eltern haben die Sorge, ihre Kinder mit dem
                                Sprachenmix im Vorschulalter zu verwirren. Sie
                                wollen zunächst lieber mehr Wert auf das richtige
                                Erlernen der Muttersprache legen.
Doch der Sprachlern-Experte Peter Edelenbos verweist auf Studien zu diesem Thema,
deren Ergebnis eindeutig sei: "Die Muttersprache wird absolut nicht negativ
beeinflusst! Es gebe aber positive Einflüsse auf die "Fähigkeit und Motivation, später
im Leben auch noch Fremdsprachen lernen zu wollen", so Edelenbos. Als weiterer
Pluspunkt gilt ein größeres interkulturelles Verständnis - wichtig in der EU mit ihren
27 Mitgliedsstaaten.

Die Nachfrage ist groß

Patricia Pitisci, die vor zwölf Jahren die Sprachschule
"Tutti Frutti" aufgemacht hat, kann sich über
mangelnde Nachfrage nicht beklagen. Rund 200
kleine Sprachschüler hat sie in ihren Klassen. Hier
wird Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch,
Niederländisch und Spanisch unterrichtet.

In den bilingualen Kindergartengruppen finden seit
der Erweiterung der Schule vor sechs Jahren immerhin knapp 70 Kinder Platz. "Es
gibt eine enorme Nachfrage, der wir gar nicht nachkommen können", sagt Pitisci.

Die Eltern zu sensibilisieren reiche aber nicht, kritisiert sie: Man müsse auch Mittel
bereitstellen, um die Strukturen im Großen und im Kleinen zu fördern. Über eine
schriftliche Anerkennung ihrer Arbeit seitens der EU-Kommission konnte sie sich
schon freuen. Konkrete finanzielle Förderung ihrer Privatinitiative fände sie allerdings
noch besser.

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Ein Besseres Leben Durch Fremdsprachen (2)

  • 1. Sprachenlernen - je früher, desto besser Wer als Kleinkind schon verschiedene Sprachen spricht, hat es später im Leben leichter. Mit dieser These wirbt die EU-Kommission für mehr Fremdsprachenunterricht im Vorschulalter. Im Kindergarten "Tutti Frutti" in Brüssel sitzen acht Vorschulkinder an einem orangefarbenen Tisch und singen ein Kinderlied auf Englisch. Kurz darauf werden die Buntstifte herausgeholt und die Kinder malen verschiedene Gesichter aus. "HAPPY" steht über den lachenden Gesichtern, "SAD" über den traurigen. Die Erzieherin Vera, halb Amerikanerin, halb Brasilianerin, erklärt, wie sie den erst Dreijährigen eine Fremdsprache schmackhaft machen kann: "Wir müssen richtig kreativ sein und viele visuelle Reize nutzen." Mit dieser Methode sollen die Kinder neugierig gemacht werden, und "zufrieden mit dem, was sie hier tun". EU-Kommission will Eltern sensibilisieren Mehrsprachig erzogene, zufriedene Kinder sind genau das, was der Rumäne Leonard Orban sich für die Europäische Union der Zukunft wünscht. Pünktlich zum europäischen Tag der Sprachen am 26. September lancierte der EU-Kommissar für Vielsprachigkeit deshalb eine 400.000 Euro teure Informations-Kampagne namens "Piccolingo". Damit sollen Eltern in allen Mitgliedsstaaten überzeugt werden, ihre Kinder schon sehr früh an Fremdsprachen heranzuführen. Das Hauptargument ist laut EU- Kommissar Orban: "Sie werden ein besseres Leben haben können, bessere Jobs finden." Aktuellen Statistiken zufolge spricht nur ein Drittel der Erwachsenen in der EU zwei oder mehr Fremdsprachen. Immerhin 60 Prozent der Schüler in der Oberstufe lernen mindestens zwei andere Sprachen. Spitzenreiter im Sprachenlernen sind laut EU- Statistikamt die Tschechen, Finnen, Niederländer und Luxemburger. Keine Nachteile beim Erwerb der Muttersprache Hat früher Spracherwerb wirklich nur Vorteile? Einige Eltern haben die Sorge, ihre Kinder mit dem Sprachenmix im Vorschulalter zu verwirren. Sie wollen zunächst lieber mehr Wert auf das richtige Erlernen der Muttersprache legen.
  • 2. Doch der Sprachlern-Experte Peter Edelenbos verweist auf Studien zu diesem Thema, deren Ergebnis eindeutig sei: "Die Muttersprache wird absolut nicht negativ beeinflusst! Es gebe aber positive Einflüsse auf die "Fähigkeit und Motivation, später im Leben auch noch Fremdsprachen lernen zu wollen", so Edelenbos. Als weiterer Pluspunkt gilt ein größeres interkulturelles Verständnis - wichtig in der EU mit ihren 27 Mitgliedsstaaten. Die Nachfrage ist groß Patricia Pitisci, die vor zwölf Jahren die Sprachschule "Tutti Frutti" aufgemacht hat, kann sich über mangelnde Nachfrage nicht beklagen. Rund 200 kleine Sprachschüler hat sie in ihren Klassen. Hier wird Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Niederländisch und Spanisch unterrichtet. In den bilingualen Kindergartengruppen finden seit der Erweiterung der Schule vor sechs Jahren immerhin knapp 70 Kinder Platz. "Es gibt eine enorme Nachfrage, der wir gar nicht nachkommen können", sagt Pitisci. Die Eltern zu sensibilisieren reiche aber nicht, kritisiert sie: Man müsse auch Mittel bereitstellen, um die Strukturen im Großen und im Kleinen zu fördern. Über eine schriftliche Anerkennung ihrer Arbeit seitens der EU-Kommission konnte sie sich schon freuen. Konkrete finanzielle Förderung ihrer Privatinitiative fände sie allerdings noch besser.