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Wochenausblick 29. Juni 2012
Haftungsunion
Redaktion:
1 Die Woche im Überblick 1
Dr. Stefan Mitropoulos
Tel.: 0 69/91 32-46 19 1.1 Chart der Woche 1
research@helaba.de 1.2 Wochen-Quartals-Tangente 2
1.3 Finanzmarktkalender KW 27 mit Prognosen 3
2 Im Fokus 4
2.1 Aktienmärkte am Scheideweg 4
2.2 Renten: Druck auf Bundesanleihen nimmt zu 5
Herausgeber:
2.3 USA: Die Zeichen stehen weiter auf moderates Wachstum 6
Dr. Gertrud R. Traud
3 Charttechnik 7
Chefvolkswirt/Leitung Research
4 Prognosetabelle 8
Landesbank Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt am Main
Telefon: 0 69/91 32-20 24
Telefax: 0 69/91 32-22 44 1 Die Woche im Überblick
1.1 Chart der Woche
Schwaches Wachstum und gesunkene Inflation: Bank of England gibt wieder Gas
% gg. Vorjahr Index
Quellen: Helaba Volkswirtschaft/Research
Die Publikation ist mit größter Sorgfalt
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich
unverbindliche Analysen und Prognosen zu
den gegenwärtigen und zukünftigen Markt-
Anfang Mai ließ die Bank of England noch ihr Wertpapierkaufprogramm aus dem Herbst 2011
verhältnissen. Die Angaben beruhen auf bzw. Februar 2012 auslaufen. Im Juni wurde eine Fortsetzung dieser quantitativen Maßnahme mit
Quellen, die wir für zuverlässig halten, für 5 zu 4 Stimmen knapp abgelehnt. Nun hat sich der Wind aber endgültig gedreht. Die britische
deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua-
Wirtschaft befindet sich –auch dank der europäischen Schuldenkrise – in einem schwierigen
lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön-
nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-
Fahrwasser, die Erholung der Stimmungsindikatoren ist verpufft. Immerhin fiel die Teuerungsrate
nen Angaben dienen der Information. Sie zuletzt und dürfte angesichts der gesunkenen Rohölpreise weiter zurückgehen. Die britische No-
dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für tenbank hat damit mehr Handlungsspielraum bzw. -druck. Sie wird daher auf der anstehenden
Anlageentscheidungen verstanden werden.
Sitzung Wertpapierkäufe um vermutlich 50 Mrd. auf dann insgesamt 375 Mrd. Pfund beschließen.
2. Wochenausblick
Claudia Windt 1.2 Wochen-Quartals-Tangente
Tel.: 0 69/91 32-25 00
Eine turbulente Woche liegt nicht nur hinter den Fußballfans, sondern auch hinter den Anlegern:
Bankenunion, Eurobonds und weitere EZB-Kaufprogramme für bedrängte Euromitglieder – fast
scheint es, als gäbe es für das Lager der „Euroretter“ keine Tabus mehr, wie man den bedrängten
Euroländern Italien und Spanien zu Hilfe zu kommen hat. Nun zum Wochenausklang haben sich
die Regierenden auf dem EU-Gipfel in altbewährter Manier geeinigt: Getroffene Vereinbarungen
werden – zum wiederholten Male – aufgeweicht. Um den Druck der Finanzmärkte von Spanien
und Italien zu nehmen, besteht nun die Möglichkeit der direkten Kapitalversorgung von Banken
durch die Rettungsfonds. Darüber hinaus soll es den Staaten ermöglicht werden, ohne offizielles
Hilfsprogramm auf den Rettungsfonds zuzugreifen bzw. Hilfen aus den Rettungsfonds künftig
generell mit weniger Auflagen zu versehen. Während die Entscheidung an den Aktienmärkten für
Erleichterung sorgte, gerieten Bundesanleihen unter Druck. Der Euro konnte hingegen seine zuvor
erlittenen Verluste wettmachen.
Abseits von dieser kurzfristigen Reaktion stellt sich die Frage, wie es weitergeht: Vermutlich so
wie bisher. Laut einer aktuellen forsa-Umfrage glauben 90 % der Bundesbürger nicht, die Euro-
Euro-Schuldenkrise
Staatsschuldenkrise sei ausgestanden. Vielmehr gehen die Befragten davon aus, dass bald weitere
noch nicht vorüber
Länder vor dem Bankrott gerettet werden müssen. Und immerhin bereits 22 % rechnen mit einem
Scheitern der Gemeinschaftswährung. Vertrauen in Europa und dessen politische Leistungsfähig-
keit spiegelt sich darin nicht wieder. Das ist aber u. E. das zentrale Problem dieser Krise: Der im-
mense Reputationsverlust, der mit den bislang erfolgten Gipfelbeschlüssen und deren immer ge-
ringeren Halbwertszeit von Vereinbarungen und Regeln einhergeht. So überzeugt man keine In-
vestoren, ihr Geld in Europa zu investieren. Da man sich nun auf Zahlungen ohne Auflagen geei-
nigt hat bleibt offen, ob man Investoren überhaupt noch überzeugen möchte. Dies kann nur gelin-
gen, wenn notwendigen Strukturreformen konsequent umgesetzt werden.
In der Berichtswoche wird die EZB (S. 4) die Leitzinsen um 25 Basispunkte senken bzw. eine
Senkung ankündigen. Auch die Tür für weitere expansive Maßnahmen wird wohl offen gehalten.
Darüber hinaus werden die Daten zum US-Arbeitsmarktbericht (S. 6) bestätigen, dass sich die
Wirtschaft erholt. Davon dürften Aktien (S. 5) profitieren.
Finanzmarktrückblick und -prognosen
Veränderung seit... aktueller
30.12.2011 21.06.2012 Stand* Q3/2012 Q4/2012 Q1/2013
(in %) Index
DAX 4,3 -3,0 6.150 7.000 7.200 7.300
(in Bp) (in %)
3M Euribor -70 0 0,65 0,5 0,5 0,7
3M USD Libor -12 -1 0,46 0,4 0,4 0,4
10 jähr. Bundesanleihen -32 -2 1,51 1,8 2,1 2,3
10 jähr. Swapsatz -43 3 1,95 2,3 2,5 2,7
10 jähr. US-Treasuries -30 -4 1,58 2,1 2,4 2,7
(jew eils gg. Euro, %) (jew eils gg. Euro)
US-Dollar 4,3 1,1 1,24 1,30 1,35 1,40
Japanischer Yen 1,1 2,1 99 104 110 115
Britisches Pfund 4,2 0,4 0,80 0,85 0,88 0,87
Schweizer Franken 1,3 0,0 1,20 1,20 1,20 1,25
(in %)
Brentöl $/B -15,4 3,3 92 95 (105) 100 (103) 103
Gold $/U -0,7 -0,9 1.553 1.600 1.650 1.650
*Schlusskurse vom 28.06.2012 Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba 2
3. Wochenausblick
1.3 Finanzmarktkalender KW 27 mit Prognosen
Helaba- Bloom berg
Zeit Land Periode Indikator Vorperiode
Prognose Consensus
Montag, 02.07.2012
11:00 EZ Mai Arbeitslosenquote; % 11,0 11,1 11,0
16:00 US Jun ISM-Index Verarb. Gew erbe 52,0 52,0 53,5
San Francisco Fed Präsident
19:15 US
Williams
Dienstag, 03.07.2012
Produzentenpreise
11:00 EZ Mai % m/m -0,3 -0,3 0,0
% y/y 2,5 2,5 2,6
16:00 US Mai Aufträge in der Industrie; % m/m 0,8 -0,2 -0,6
23:00 US Jun PKW-Absatz; JR, Mio. 14,0 14,0 13,7
Mittw och, 04.07.2012
Independence Day - Märkte
US
geschlossen
Einzelhandelsumsätze
11:00 EZ Mai % m/m, s.a. 0,3 0,3 -1,0
% y/y, s.a. -0,6 k.A. -2,5
Donnerstag, 05.07.2012
Auftragseingänge
12:00 DE Mai % m/m, s.a. 0,3 0,0 -1,9
% y/y, s.a. -5,9 k.A. 3,7
13:00 UK Bank of England Zinsentscheid; % 0,5 0,5 0,5
13:45 EZ EZB-Sitzung mit PK 0,75 1,00
Erstanträge auf
14:30 US 30. Jun 385 k.A. 386
Arbeitslosenunterstützung, Tsd
ISM-Index außerhalb des
16:00 US Jun 52,0 52,9 53,7
Verarbeitenden Gew erbes
Freitag, 06.07.2012
Industrieproduktion
12:00 DE Mai % m/m, s.a. 0,5 0,0 -2,2
% y/y, s.a. -1,2 k.A. -0,7
Beschäftigung außerhalb der
14:30 US Jun 100 93 69
Landw irtschaft; m/m Tsd.
14:30 US Jun Arbeitslosenquote; % 8,2 8,2 8,2
Durchschnittliche Stundenlöhne
14:30 US Jun % m/m 0,2 0,2 0,1
% y/y 1,8 k.A. 1,7
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba 3
4. Wochenausblick
Markus Reinwand, CFA
Tel.: 0 69/91 32-4723
2 Im Fokus
2.1 Aktienmärkte am Scheideweg
Übertriebene Wachstumserwartungen sind inzwischen korrigiert und Aktien sind sehr niedrig
bewertet. Sofern größere Konjunkturenttäuschungen und Anspannungen im Finanzsystem
ausbleiben, besteht somit wieder interessantes Potenzial.
Wie gewonnen, so zerronnen – so könnte man die Entwicklung an den internationalen Aktien-
märkten im ersten Halbjahr zusammenfassen. Die Hoffnungen vieler Anleger auf eine Überwin-
Aktien erst hui
dung der Euro-Schuldenkrise haben sich mit dem Beginn des Frühlings ebenso verflüchtigt wie
dann pfui
die Anzeichen auf eine Konjunkturerholung. Nach einem überdurchschnittlich starken ersten
Quartal an den Aktienmärkten kamen die Notierungen wieder deutlich unter Druck. Neben Finanz-
titeln traf es auch zyklische Werte, während defensive Branchen relative Stärke entwickelten. Hat
sich der Aktienmarkt damit bereits für ein schwaches zweites Halbjahr in Stellung gebracht? Si-
cherlich wurden die zwischenzeitlich überzogenen Wachstumserwartungen im Zuge der Aktien-
marktkorrektur im zweiten Quartal deutlich nach unten geschraubt. Auch die wieder sehr niedrige
Bewertung von Dividendentiteln zeugt von Wachstumsskepsis. Anders als im Herbst letzten Jah-
res, als sich Anleger panikartig von Aktien trennten, scheinen sie gegenwärtig aber eher eine ab-
wartende Position einzunehmen. Gemessen am Ausmaß negativer Überraschungen bei den globa-
len Konjunkturindikatoren fällt die Kursreaktion bislang nämlich vergleichsweise moderat aus. So
notiert das weltweite Aktienbarometer MSCI World derzeit nahe der 200-Tage-Linie. Im Herbst
2011, als ähnlich viele Konjunkturdaten in den Industrieländern hinter den Erwartungen zurückge-
blieben waren, korrigierten Aktien deutlich stärker. Dies spricht dafür, dass die Anleger gegenwär-
tig die Weltkonjunktur noch nicht völlig abgeschrieben haben. Allzu viele Enttäuschungen darf es
nun aber nicht mehr geben.
Deutsche Aktien niedrig bewertet Anleger in Warteposition
Anzahl Standardabweichungen Index Saldo %
2,5 9000 60 G10-Konjunkturüberraschungen 20
Bewertungsindikator* (linke Skala)
2,0 DAX (linke Skala) DAX (rechte Skala) 40
8000 10
1,5 20
1,0
7000 0 0
0,5
-20
0,0 6000 -10
-40
-0,5
5000 -60 -20
-1,0 MSCI World Aktienindex,
-1,5 -80 Abweichung von der 200-Tage-Linie
4000 (rechte Skala) -30
-2,0 -100
-2,5 3000 -120 -40
2007 2008 2009 2010 2011 2012
04 05 06 07 08 09 10 11 12
* Mittelwert aus z-standardisiertem KGV, KCV, KBV und Kehrwert der Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Dividendenrendite jeweils auf Basis der 12M.-Konsensschätzungen
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Notwendige Bedingungen für mittelfristig steigende Notierungen sind eine Entschärfung der Euro-
Staatsschuldenkrise sowie eine Verbesserung der weltweiten Konjunkturerwartungen. Die flankie-
Kurschancen
renden Maßnahmen durch die Geldpolitik in Form ultraniedriger Zinsen und unkonventioneller
überwiegen
Maßnahmen sind dafür ebenso erforderlich wie eine glaubwürdige Inangriffnahme der Strukturre-
formen in den angeschlagenen Euroländern. Die nachlassende Risikoaversion dürfte angesichts
klarer Bewertungsvorteile zu spürbaren Umschichtungen in Aktien und damit zu steigenden Notie-
rungen führen. Trotz insgesamt gewachsener Risiken messen wir diesem Szenario die höchste
Wahrscheinlichkeit bei.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba 4
5. Wochenausblick
Ulf Krauss 2.2 Renten: Druck auf Bundesanleihen nimmt zu
Tel.: 0 69/91 32-4728
Wieder ein Schritt in Richtung Haftungsunion: Die Chancen, dass die Währungsunion über-
lebt, haben sich durch die jüngsten EU-Beschlüsse erhöht. Der Druck auf deutsche Staatsan-
leihen wächst. Auch der Wachstumspakt in Kombination mit einer vermutlich nochmals gelo-
ckerten EZB-Geldpolitik erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Konjunkturwende und spricht
für tendenziell steigende Renditen bis Jahresende.
Beim EU-Verhandlungspoker in Brüssel hatten Italien und Spanien offenbar die besseren Karten
und konnten eine weitere Aufweichung der „No-Bail Out“-Klausel des Maastricht-Vertrags errei-
Bund-Future erleidet
chen: Der Zugriff auf die Rettungstöpfe wird erleichtert. Angeschlagene Banken können Gelder
Schwächeanfall
direkt aus dem ESM-Fonds erhalten. Da auch das Thema Eurobonds nicht explizit vom Tisch
gewischt wurde – der italienische Präsident sieht durch die jüngsten Beschlüsse sogar eine Basis
hierfür geschaffen – stellt sich aus Anlegersicht erneut die Frage eines sich allmählich veränderten
Risikoprofils deutscher Staatsanleihen. Die Rendite 10-jähriger Bunds lag zuletzt erstmals wieder
seit Jahresanfang über der Rendite ihres US-Pendants. Der Kursrückgang des Bund-Futures um
über ein Prozent als Reaktion auf die Beschlüsse dürfte in diesem Umfeld nicht der letzte gewesen
sein.
Bundesanleihen büßen Vertrauen ein Schwache Kreditvergabe ruft EZB auf den Plan
CDS-Prämien für 10-jährige Staatsanleihen in USD, Bp %-Abweichung vom Trend
140 140 10 4.50
Euro-Leitzins (rechte Skala)
Deutschland 8 4.00
120 120
6 3.50
100 100
4
3.00
80 80
2
2.50
60 60 0
USA 2.00
40 40 -2
-4 1.50
20 20
-6 1.00
0 0 Kreditvergabe an privaten Sektor (Euroraum)
2008 2009 2010 2011 2012 -8 0.50
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Der gestiegene Druck auf die Währungsgemeinschaft hat zuletzt auch die Forderungen an die EZB
anwachsen lassen. Nun soll sie die europäische Bankenaufsicht übernehmen, was aufgrund mögli-
Geld- und Fiskalpolitik
cher Interessenkonflikte nicht ganz problemlos ist, sowie als Vertreter des EFSF/ESM Staatsanlei-
geben wieder Gas
hen kaufen. Die Sorgen, dass die Notenbank ihre Belastungsgrenze erreicht und eine dauerhaft
expansive Geldpolitik die Inflationserwartungen langsam aber stetig aus ihrer Verankerung löst,
dürften daher kaum geringer werden. Zudem besteht die Gefahr, dass sich die EZB noch tiefer in
einen rechtlichen und demokratischen Graubereich begibt, in dem auch Verteilungsaspekte eine
immer größere Rolle spielen. Tragfähige Lösungen für die Währungsunion können letztlich nur
von den gewählten Volksvertretern ausgehen. Die EZB kann durch das Zins- und Liquiditätsma-
nagement lediglich etwas Zeit verschaffen. Vermutlich wird die EZB in ihrer Not auch wieder auf
das klassische Steuerungsinstrument zurückgreifen und den Leitzins senken. Damit würde sie
erstmals in ihrer Geschichte die Marke von 1 % unterschreiten. Ob dies dem Bund-Future jedoch
viel nützt, darf bezweifelt werden. Zusammen mit dem Euro-Wachstumspakt könnte die psycholo-
gische Stimmungswende im Euroraum eingeleitet werden. Zumal, wenn die Angst vor einem Aus-
einanderbrechen der Währungsunion deutlich abnimmt.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba 5
6. Wochenausblick
Patrick Franke 2.3 USA: Die Zeichen stehen weiter auf moderates Wachstum
Tel.: 0 69/91 32-4738
Mit dem Monatsanfang stehen die wichtigen Einkaufsmanagerindizes des ISM und der Ar-
beitsmarktbericht auf dem Programm. Sie sollten die Eintrübung der vergangenen Monate
bestätigen, ohne jedoch größeres Abwärtspotenzial für die Konjunktur in Aussicht zu stellen.
Die regionalen Stimmungsindikatoren sind in der Regel nicht wie der ISM aus einzelnen Kompo-
nenten zusammengesetzt, sondern beruhen auf den Antworten auf eine separate Frage nach der
Regionale Indikatoren
Gesamtlage. Dadurch sind sie stärker allgemeinen temporären Stimmungsschwankungen unter-
überzeichnen Schwäche
worfen. Allerdings lassen sich für den Empire State und den Philly Fed Index dem ISM vergleich-
bare Indikatoren berechnen, bei denen die Expansionsmarke ebenfalls bei 50 liegt. Wie das Schau-
bild zeigt, sind diese modifizierten Indizes aber noch immer deutlich volatiler als der nationale
ISM-Index. Dies liegt an der kleineren Stichprobe und der regionalen Konzentration der teilneh-
menden Firmen – sie sind kein repräsentatives Abbild der US-Wirtschaft. Zwar ist der modifizierte
Philly Fed Index im Juni auf den Tiefstand vom Sommer 2011 gefallen. Wie das Schaubild zeigt,
blieb der ISM für das Verarbeitende Gewerbe damals aber komfortabel oberhalb der Expansions-
linie. Im Juni dürfte der ISM-Index leicht von 53,5 auf 52 Punkte gefallen sein.
Regionale Daten zappeln um den ISM-Index herum Normale Expansion am Arbeitsmarkt
Stimmungsbarometer im Verarbeitenden Gewerbe, Index Veränderung gegenüber Vorjahr in Tsd.
75 75
Philly Fed 6000 600
70 (gewichtet) 70 Zeitarbeiter (rechte Skala)
4000 400
65 65
60 60 2000 200
ISM
55 55 0 0
50 50 -2000 -200
Beschäf tigte in
45 45 -4000 der Privatwirtschaf t -400
Empire (linke Skala)
40 40 -6000 -600
(gewichtet)
35 35
-8000 -800
30 30 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011
Jan 10 Jul 10 Jan 11 Jul 11 Jan 12 Jul 12
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Am Arbeitsmarkt hat sich die Lage zuletzt eingetrübt: Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstüt-
zung sind wieder gestiegen und scheinen sich zunächst knapp unterhalb der 400.000 einzupendeln.
Geringere Dynamik:
Auch die Beurteilung der Arbeitsmarktlage durch Unternehmen (ISM-Umfragen) und Verbraucher
Ursachenforschung
(Conference Board) hat sich verschlechtert. Der Stellenaufbau in der Privatwirtschaft hat erheblich
an Schwung eingebüßt: In den drei Monaten bis zum Februar 2012 stieg die Stellenzahl per Saldo
um 255.000 pro Monat. In den vergangenen drei Monaten wurden hingegen netto monatlich nur
105.000 Stellen geschaffen. Umstritten ist allerdings, wie diese Entwicklung zu interpretieren ist.
Einerseits könnte der sehr milde Wetter eine temporäre Verzerrung mit sich gebracht haben, auf
die nun die Korrektur gefolgt ist. Andererseits hat Ben Bernanke die Theorie ins Gespräch ge-
bracht, die vorherige hohe Dynamik sei ihrerseits ein Aufholprozess nach dem ungewöhnlich
starken Stellenabbau in der Rezession 2007-2009 gewesen – wobei jedoch unklar ist, wieso dieser
Prozess ausgerechnet zu den beobachteten Zeitpunkten erst ein- und dann wieder ausgesetzt haben
sollte. Schließlich gibt es noch eine dritte Möglichkeit: Die Schuldenkrise in Europa belastet die
Stimmung in Amerika so sehr, dass der gesamte Aufschwung dort in Gefahr gerät. Bislang spre-
chen die Daten aber noch nicht für ein solches Szenario. Bisher bewegen sich die Zahlen zum
Arbeitsmarkt im Rahmen der normalen Schwankungsbreite während einer Expansion. Vorlaufen-
de Indikatoren wie die Zahl der Zeitarbeiter senden keine Alarmsignale. Im Juni dürfte sich mit
einem Plus von gut 100.000 Stellen in der Privatwirtschaft die Entwicklung der vergangenen Mo-
nate fortgesetzt haben. Die Arbeitslosenquote bleibt wohl bei 8,2 % konstant.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba 6
7. Wochenausblick
3 Charttechnik
Bund-Future: Abwärtsrisiken dominieren Widerstände: 142,01 142,26 143,09
MACD Bund-Future (weekly) Unterstützungen: 139,49 137,70 136,56
Der Bund-Future steht zum Wochenschluss unter starkem
Verkaufsdruck und so sind die Stabilisierungstendenzen der
laufenden Woche ad acta zu legen. Aktuell steht das bei
139,71 lokalisierte 61,8 %-Retracement der Bund-Future-
Hausse von März bis Mai im Test. Angesichts der Ver-
kaufssignale der Trendfolger im Tageschart sind Kurse
darunter ins Kalkül zu ziehen. Auch die Wochentechnik ist
nicht überzeugend. Hier sind Stochastic und MACD im
Verkauf. Die nächsten Haltemarken finden sich bei 139,49
und 137,70.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891)
EUR-USD: Erholung, aber noch kein Befreiungsschlag Widerstände: 1,2748 1,2821 1,2904
MACD EUR-USD (wekly) Unterstützungen: 1,2407 1,2287 1,1875
Eine turbulente Woche liegt hinter dem Euro. Zunächst
musste der Rutsch unter 1,2440 konstatiert werden und ein
Wochentief bei 1,2407 steht zu Buche, letztlich führte die
Gegenbewegung den Euro aber auf Kurse um 1,26 zurück.
Auf Wochenbasis bleibt das Bild aber getrübt. So sind
MACD und DMI im Verkauf. Da die Unterstützung bei
1,2440 bereits einmal gebrochen wurde, sollte das Jahres-
tief bei 1,2287 nicht aus den Augen verloren werden. Erst
eine Stabilisierung jenseits des Junihochs bei 1,2748 würde
das Bild etwas freundlicher gestalten.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891)
DAX: Reicht die Kraft für weitere Kursgewinne? Widerstände: 6.350 6.440 6.482
DMI DAX (daily) Unterstützungen: 6.260 6.227 6.160
Begünstigt durch die Nachrichten vom EU-Gipfel ist der
DAX heute fulminant in den Handel gestartet. Dies hat auch
Spuren im Chartbild hinterlassen. So wurde die zuletzt etab-
lierte Range mit einem „gap“ nach oben verlassen, wodurch
eine „Insel“ entstanden ist. Zudem wurden sowohl die 21-
als auch die 200-Tage-Linie überwunden, was positiv zu
werten ist. Hingegen stellt sich die Situation bei den Indika-
toren widersprüchlich dar. Entsprechend wird sich zeigen
müssen, ob der DAX die abwärts gerichtete Widerstandsli-
nie bei 6.350 Punkten nachhaltig überwinden kann.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Christian Schmidt (Tel.: 069/9132-2388)
Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf einer charttechnischen Analyse.
Unsere fundamentalen Analysen gehen in diese Betrachtung nicht ein.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba 7
8. Wochenausblick
4 Prognosetabelle
Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise
Veränderung gg.
reale Veränderung gg. Vorjahr in %
Vorjahr in %
2010 2011 2012p 2013p 2010 2011 2012p 2013p
Euroland 1,9 1,5 0,2 1,3 1,6 2,7 2,4 2,1
Frankreich 1,6 1,7 0,7 1,5 1,7 2,3 2,4 2,1
Italien 1,8 0,5 -1,1 0,7 1,6 2,9 3,0 2,2
Spanien -0,1 0,7 -0,8 0,5 2,0 3,1 2,0 2,2
Griechenland -3,5 -6,9 -5,0 0,0 4,7 3,1 0,5 0,5
Irland -0,4 0,7 0,5 1,5 -1,6 1,2 1,8 1,9
Portugal 1,4 -1,6 -3,5 -1,0 1,4 3,6 2,5 1,5
Deutschland* 3,6 3,1 1,2 1,7 1,1 2,3 2,0 2,0
Großbritannien 1,8 0,8 0,4 1,5 3,3 4,5 2,6 2,3
Schw eiz 2,7 2,1 1,2 1,2 0,7 0,2 -0,6 0,8
Schw eden 6,2 3,9 1,0 1,3 1,2 3,0 1,5 1,8
Polen 3,9 4,3 2,7 3,0 2,7 4,2 4,0 3,3
Ungarn 1,3 1,7 -0,5 1,0 4,9 3,9 5,7 4,0
Tschechien 2,7 1,7 0,5 1,7 1,5 1,9 3,4 2,5
Russland 4,3 4,3 3,5 4,0 6,9 8,4 5,0 6,0
USA 3,0 1,7 2,2 2,0 1,6 3,1 1,6 1,7
Japan 4,4 -0,7 2,3 1,0 -0,7 -0,3 0,5 -0,2
Asien ohne Japan 8,4 6,5 6,0 6,5 5,1 6,0 5,0 5,0
China 10,4 9,2 8,4 8,8 3,3 5,3 4,0 4,4
Indien 9,6 7,0 6,5 7,0 12,0 8,9 7,5 7,5
Lateinamerika 6,0 4,3 3,0 4,0 5,9 6,5 6,5 6,0
Brasilien 7,5 2,7 2,3 3,8 5,0 6,6 5,8 5,5
Welt 4,9 3,4 3,2 3,6 2,9 3,9 3,1 3,0
s = Schätzung, p = Prognose; *Deutschland: arbeitstäglich bereinigt;
Quellen: EIU, EcoWin, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 29. Juni 2012· © Helaba 8