1. Die Ungereimtheiten im Fall Anne H.
Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer: Am Sonntag, 20. Juni 2010 verschwand die
25jährige Krankenschwester Anne H. aus Bargteheide (Schlewig-Holstein) spurlos. Sie war am
Wochenende in Schwerin, um mit ihrem Freund Schluß zu machen und am Sonntag auf dem
Heimweg. Was dann ab Hamburg geschehen ist, ist bis heute völlig unklar. Als erwiesen gilt:
Anne H. wurde auf dem Hamburger Hauptbahnhof von einer Überwachungskamera gefilmt, als
sie gegen 13.30 Uhr in die S-Bahn nach Bargteheide stieg. Und sie soll auch auf dem Bahnhof
Bargteheide gefilmt worden sein, was jedoch nur einmal in allen Berichten erwähnt wurde.
Sicher ist, daß Anne H. aus dem Raum Ahrensburg noch eine SMS an ihren Exfreund schickte -
Inhalt öffentlich nicht bekannt. Es heißt nur: Ab da verliert sich ihre Spur.
Was bisher nicht sicher ist: Hat Anne H., aus welchen Gründen auch immer, den Zug bereits in
Ahrensburg verlassen, obwohl ihr eigentliches Ziel Bargteheide war? Es ist anzunehmen, denn
diverse Zeitungsberichte verkündeten inzwischen:
Wie das „Hamburger Abendblatt“ berichtet, soll Anne H. in der Nähe des
Ahrensburger Bahnhofs von einem älteren Mann verschleppt worden sein. In der
Wohnung des Täters sei sie gefesselt und missbraucht worden. Tagsüber sei sie
dort allein gewesen, weil ihr Entführer zur Arbeit gegangen sei.
Das wurde seitens der Polizei nicht bestätigt, allerdings auch nicht dementiert. Einer Zeitung
gegenüber soll allerdings die Mutter von Anne H. genau diese Version verkündet haben. Und
die liest sich wie die Vorlage zu einem schlechten amerikanischen Krimi. Warum?
Zum einen wohnt ein Bekannter der Familie H. in der Nähe des Bahnhofs Ahrensburg, bei dem
2. sich Anne durchaus aufgehalten haben kann. Da dieser Bekannte in der Tat arbeitet, wäre es
durchaus möglich, daß sich Anne allein in der Wohnung aufgehalten und die komplette
Suchaktion gegen sie mitverfolgt hat.
Ein älterer Mann wird am hellichten Tag bei herrlichstem Wetter keine junge Frau
verschleppen, die zudem auch noch zwei große und farblich auffällige Taschen bei sich trug.
Das Risiko gesehen zu werden, wäre bei einer Verschleppung viel zu groß. Zudem will ein
Zeuge Anne H. noch in einem Ahrensburger Cafe gesehen haben, und es ist sehr
unwahrscheinlich, daß die Frau dazu genötigt wurde, den Zug in Ahrensburg zu verlassen. Im
Zug war sie sicher und hätte nicht mit Übergriffen rechen müssen.
Offensichtlich ist Anne H. nach ihrer Rückkehr am Sonntag, 27. Juni 2010, ärztlich untersucht
worden. Warum wurden dabei keine Spuren von den Fesseln an ihr gefunden? Fesselspuren
sind recht lange sichtbar, besonders, wenn sich das Opfer bei einer Vergewaltigung wehrt oder
möglicherweise den ganzen Tag gefesselt in der Wohnung war. Das würde erklären, warum
Anne H. sich nicht ans Fenster gestellt und Alarm geschlagen hat. Es ist nicht anzunehmen,
daß ein möglicher Täter Anne H. den ganzen Tag über gefesselt und völlig unversorgt allein in
der Wohnung zurückgelassen hat.
Zu guter Letzt: Wenn Anne H. tatsächlich verschleppt worden ist, müßte sie sich auch noch an
den Weg vom Bahnhof in die Wohnung des Täters erinnern können, ebenso daran, wie der
Täter genau ausgesehen hat, mit welchem Fahrzeug sie nach Bargteheide zum Haus ihres
Vaters gebracht wurde und welches Kennzeichen es hatte. Schließlich war sie bei vollem
Bewußtsein, von Alkohol, Drogen oder anderen Betäubungsmitteln ist nirgends die Rede.
Um ehrlich zu sein: Wir haben bereits am Dienstag, als das Verschwinden von Anne H. bekannt
geworden ist, gesagt: "Sie ist spätestens am Sonntag wieder zurück, die ganze Angelegenheit
sieht von vorn herein wie eine gut geplante Werbekampagne - für wen auch immer - aus."
Allein die Internet-Suchseite kam uns viel zu professionell vor, es wurden darauf sogar die
Sponsoren genannt, wovon sich einer als Mitarbeiter der einen daran beteiligten Firma
herausstellte, der auch Inhaber der Suchseite ist. Zudem haben uns die Fotos von Anne H.
stutzig gemacht, die bei der Suche eingesetzt wurden.
Alles in allem: Wir bleiben dabei - der Vermißtenfall Anne H. ist ein abgekartertes Spiel, von
dem sich einer der Beteiligten in absehbarer Zeit einen Profit erhofft. Dieses allerdings mit
einem Vermißtenfall zu verbinden ist im Interesse der Menschen, die wirklich vermißt werden,
mehr als bedenklich.
Bleibt nur zu hoffen, daß die Kripo Ratzeburg diesen Fall schonungslos aufklärt, damit die
Macher dafür auch bestraft werden können (eben Original-Pressemeldung 29.6.10).
Radovin Zips und Benjamin Dreßen
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