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Lebensraum in der    Schutz

                                                                                                                                                                 Mauereidechse
                                                                Schweiz     Um die Bestände der Mauereidechse dauerhaft zu sichern, werden fol-
                                                                            gende Maßnahmen empfohlen:
                                         Eine Charakterart der              •	 Erhalt und langfristige Sicherung trockenwarmer Primärbiotope,
                                         Weinbaugebiete                        z. B. lichte Laubwälder mit offenen Felsbildungen, natürliche Block-
                                         In Deutschland ist die Mau-           und Geröllhalden und gerölldurchsetzte Trockenrasen.

                                                                                                                                                                                 Reptil des
                                         ereidechse untrennbar mit          •	 Wiederzulassen von Abtrag und Auflandung von Sedimenten an
                                         dem Terrassenweinbau und              Fließgewässern, sodass wieder Abbruchkanten und Schotterbänke
                                         seinen charakteristischen             entstehen können.
                                         Trockenmauern verbunden.

                                                                                                                                                                                Jahres 2011
                                                                            •	 Aufrechterhaltung der traditionellen Bewirtschaftung in den Wein-
                                         Bedeutsame Lebensräume                berglagen.
                                         sind zudem Gleisschotter-          •	 Erhaltung und Pflege brachliegender Sekundärstandorte, z. B. in
                                         flächen an Bahnanlagen,               Steinbrüchen oder an Bahndämmen, Straßen- und Wegrändern und
                                         auch vor dem Hintergrund              in aufgelassenen Weinbergen.
                                         der Ausbreitung dieser Art.        •	 Erhaltung und Wiederherstellung wertvoller Habitatstrukturen wie
Weitgehend natürliche Habitate findet die Art in naturnahen Flusstä-           Trockenmauern, Steinriegel und freie Felsabschnitte.
lern mit Abbruchkanten und Schotterbänken, in Felsen und Block-
halden sowie stillgelegten Steinbrüchen mit beginnender Sukzession.         Lesetipps
Begrenzende Faktoren für die Besiedlung eines Lebensraumes sind die         Gruschwitz, M. & W. Böhme (1986): Podarcis muralis (Laurenti,
Exposition (süd-, südwest- und südostexponierte Lage), die Anzahl           1768) – Mauereidechse. – S. 155–208 in: W. Böhme (Hrsg.): Handbuch
tiefer Bodenspalten für die Überwinterung, vegetationslose Bereiche         der Reptilen und Amphibien Europas. Bd. 2/II. Echsen III (Podarcis). –
zum Sonnen und zur Eiablage sowie vegetationsreiche Abschnitte mit          Aula, Wiesbaden.
zahlreichen Insekten als Beute.                                             Günther, R., H. Laufer & M. Watzmann (1996): Mauereidech-
                                                                            se – Podarcis muralis (Laurenti 1768). – S. 600–617 in: R. Günther
Gefährdung                                                                  (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. – Gustav Fischer,
Nördlich der Alpen gilt die Mauereidechse in den meisten Ländern            Jena.
als gefährdet: Die Art geht im Bestand zurück, oder ihre Zukunfts-          Laufer, H., M. Waitzmann & P. Zimmermann (2007): Mauereidech-
aussichten sind zumindest schlecht. Das früher durch ausgedehnte            se Podarcis muralis (Laurenti, 1768). – S. 577–596 in: H. Laufer, K.
Primärlebensräume zusammenhängende Verbreitungsgebiet wurde                 Fritz & P. Sowig (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Baden-Württ-
innerhalb weniger hundert Jahre immer stärker verinselt. Gravierende        embergs. – Ulmer, Stuttgart.
negative Auswirkungen auf den Bestand hatte die Intensivierung der          Schulte, U. (2008): Die Mauereidechse. – Laurenti, Bielefeld, 160 S.
Weinberglagen durch Flurbereinigungen in den letzten 50 Jahren, in
deren Folge zahlreiche Trockenmauern verfugt oder beseitigt wurden.         Herausgeber des Faltblattes
Darüber hinaus wurden Ruinen saniert und die Landnutzung intensi-           Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V. (DGHT)
viert; lichte Wälder wuchsen zu dichten Hochwäldern durch. Anderer-         Verantwortlich: Dr. Axel Kwet, Staatliches Museum für Naturkunde
seits profitierte die Mauereidechse seit ca. 20 Jahren vom Einsatz um-      Stuttgart
weltschonender Herbizide sowie dem Aussetzen der Pflege im Bereich          Kontakt: Silvia Macina, DGHT-Geschäftsstelle, Postfach 1421, Wor-
von Güterbahnhöfen. Diese unlängst erschlossenen Lebensräume                mersdorfer Str. 46-48, D-53351 Rheinbach; Tel.: 02225 / 703333; Fax:
droht die Art nun infolge des Baus von Gewerbe- und Wohngebieten            02225 / 703338; E-Mail: macina@dght.de; Web: www.dght.de
wieder zu verlieren, ohne diesmal die Möglichkeit zu haben, sich neue       DGHT-Arbeitsgruppe Feldherpetologie
Lebensräume zu erschließen. Daneben sind die Verschattung von Le-           Richard Podloucky, Isernhagen, Arno Geiger, Recklinghausen, Dr.
bensräumen sowie Sanierungsmaßnahmen an Ruinen, Burgen (Verfu-              Hans-Konrad Nettmann, Bremen,
gung) und Trockenmauern weitere wichtige Gefährdungsfaktoren.               Text: Ulrich Schulte, Hubert Laufer unter Mitarbeit von Richard
Aufgrund des mittelfristigen Areal- und Bestandsrückgangs sowie             Podloucky und Dr. Axel Kwet
der schlechten Zukunftsaussichten wurde die Mauereidechse in der            Gestaltung: Andreas Mendt (DGHT)
EU-weit gültigen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) als streng         Bildnachweis: Eric Egerer (1), Karl Hofsäss (1), Andreas Meyer
zu schützende Art in den Anhang IV aufgenommen. Die Länder                  (3), Richard Podloucky (3), Ulrich Schulte (1), Benny Trapp (2)
sind damit verpflichtet, ein strenges Schutzsystem zu entwickeln, was
bedeutet, dass die in Deutschland streng geschützte Mauereidechse           © DGHT 2010
                                             weder getötet noch ihre
                                             Fortpflanzungs- oder Ru-
                                             hestätten (Winterquartier)     Hauptsponsor 2011:                            Sponsoren 2011:
                                             zerstört werden dürfen (§ 44   „Aktion Tier“
                                             Bundesnaturschutzgesetz).
                                                                                                                                                               dher peto
                                                                                                                                                             el



                                                                                                                                                      AG F



                                                                                                                                                                       log
                                              Verfugte Mauer: hier haben




                                                                                                                                                                           ie
                                                die Mauereidechsen keine                                                                                 –
                                                                 Chance                                                                                       DGHT –
Die Mauereidechse                                                                                                                                     Ein Jahr ohne große Pausen
– Reptil des Jahres 2011                                                                                                                              Als einzige heimische Eidechse kann
                                                                                                                                                      die Mauereidechse bei Schönwetterer-
Die Mauereidechse ist – am                                                                                                                            eignissen selbst im Winter beobachtet
Nordwestrand ihres Verbrei-                                                                                                                           werden. Ihre eigentliche Aktivität be-
tungsareals – so stark wie                                                                                                                            ginnt jedoch nach der Winterruhe An-
keine andere Reptilienart                                                                                                                             fang März. Rund 3–4 Wochen vor den
an durch den Menschen                                                                                                                                 Weibchen erscheinen die Männchen
entstandene Sekundärlebens-                                                                                                                           und zeigen Revierkämpfe, bevor es von
räume gebunden. Diese enge                                                                                                                            März bis Juli zur Paarbildung kommt.
Bindung führt infolge verän-                                                                                                                          Die Partnerwahl geht vom Weibchen
derter Wirtschaftsweisen im                                                                                                                           aus, welches sich vor allem aufgrund
Weinbau und durch Baumaß-                                                                                                                             optischer (Färbung/Größe) und ge-
nahmen an Bahnanlagen zu                                                                                                                              ruchlicher Signale (Pheromone) mit
vielfältigen Gefährdungssitu-                                                                                                                         einem Männchen verpaart. Zwischen
ationen.                                                                                                                                              Mai und Mitte August – etwa ein Monat
                                                             Männchen                     Lebensraum der Mauereidechse bei Cochem an der Mosel        nach der Paarung – erfolgt an vegeta-
Mauereidechsen – die dominierende                                                                                                                     tionsarmen Schuttflächen die Eiablage.
Reptiliengruppe Europas                                                   In Österreich ist die Mauereidechse vor allem in Kärnten, der öst-          Die Entwicklungszeit der Eier wie auch
In Südeuropa repräsentiert die Gattung der Mauereidechsen (Podarcis)      lichen Steiermark, dem Mittel- und Südburgenland sowie im östlichen         der Schlupferfolg sind stark tempera-
mit mindestens 20 Arten die dominierende und allgegenwärtige Rep-         Niederösterreich verbreitet. In der Schweiz ist sie besonders im Tessin     turabhängig. In klimatisch ungünstigen
tiliengruppe. Unsere Mauereidechse (P. muralis) besitzt von allen Arten   und in der westlichen Schweiz, im Rhônetal, im Genferseegebiet und an       Jahren mit kühlen, verregneten
das größte und am weitesten                                               den Südhängen des Jura, häufig.                                             Sommern verzögert sich der
nach Norden reichende Ver-                                                In Deutschland und der Schweiz sind zwei Unterarten vertreten: Po-          Schlupf. Nach 6–11 Wochen, gegen                          Paarung
breitungsgebiet, welches sich                                             darcis muralis brongniardii (Westdeutschland und Westschweiz) sowie         Mitte Juli bis Mitte August,
vom Kantabrischen Gebirge                                                 Podarcis muralis maculiventris („maculiventris-West“) (Südbayern, Tes-      schlüpfen die ersten Jung-
(Nord-Spanien) im Westen                                                  sin und einige Täler Graubündens). In Österreich kommt als Ergebnis         tiere. Generell steigert ein
bis nach Nordwest-Anatolien                                               unabhängiger postglazialer Einwanderungen zudem die Nominatform             früher Schlupf die Chan-
im Osten erstreckt. Die Nord-                                             Podarcis muralis muralis vor.                                               cen der Jungen, genügend
Süd-Ausdehnung reicht von                                                                                                                             Reserven anzulegen, um
den Südniederlanden und                                                   Steckbrief                                                                  erfolgreich überwintern zu
dem Bonner Raum bis zum                                                   Die Mauereidechse erreicht eine maximale Gesamtlänge von 22 cm              können.
äußersten Süden der Pelo-                                                 (meist jedoch unter 20 cm), wovon etwa zwei Drittel auf den Schwanz
ponnes (Griechenland). Wäh-                                               entfallen. Ihr schlanker, abgeflachter Körper, die kräftigen Beine und      „Streifjäger“ und
rend die Art in den südlichen                                             langen Zehen sowie der lange Schwanz verleihen der Art ihre cha-            evolutives Wettrüsten
Regionen bis zur montanen                                                 rakteristische Klettersicherheit. Einheimische Mauereidechsen sind          Als aktive Streifjäger su-
Stufe verbreitet ist, ist sie in                                          hell- bis mittelbraun oder grau gefärbt. Von der Augenregion bis auf        chen Mauereidechsen ihren
Deutschland vorwiegend in                                Sonnen tut gut   die Schwanzwurzel verläuft ein dunkles Seitenband, welches sich bei         Lebensraum mehrmals am
niedrigen Höhenlagen anzutreffen. Schwer-                                 den Männchen häufig in eine Netzstruktur auflöst, bei den Weibchen          Tag unter starkem Züngeln
punktmäßig werden die wärmebegünstigten Hanggebiete der Flüsse            und Jungtieren aber einheitlich zu Tage tritt. Die Geschlechtsreife wird    nach Insekten (Zweiflügler,
Rhein, Neckar, Mosel, Saar, Nahe und Lahn in Rheinland-Pfalz, dem         nach der zweiten Überwinterung, im Alter von zwei Jahren (Kopf-             Tausendfüßer, Schmetter-
Saarland und Baden-Württemberg besiedelt. Die nordwestliche Areal-        Rumpf-Länge 5 cm), erreicht. Die durchschnittliche Lebenserwartung          linge, Käfer) und Spinnen-
grenze der Art verläuft durch die südlichsten Landesteile Nordrhein-      beträgt 4–6 Jahre, wobei einzelne Tiere auch ein                            tieren ab. Eine interessante Gelege      Der Streifjäger hat Erfolg
Westfalens.                                                               Höchstalter von 10 Jahren erreichen können.                Auf der Pirsch   Räuber-Beute-Beziehung
                                                                                                                                                      hat sich zwischen der
                                      Verbreitung der Mauereidechse                                                                                   Eidechsen fressenden
                                                                                                                                                      Schlingnatter und der
                                                                                                                                                      Mauereidechse herausge-
                                                                                                                                                      bildet. So wie die Schlange
                                                                                                                                                      Mauereidechsen in dunk-
                                                                                                                                                      len Spaltensystemen olfak-
                                                                                                                                                      torisch ortet, kann auch die
                                                                                                                                                      Eidechse die Anwesenheit
                                                                                                                                                      der Schlingnatter geruch-
                                                                                                                                                      lich wahrnehmen – und
                                                                                                                                                      darüber hinaus zwischen
                                                                                                                                                      für sie gefährlichen und
                                                                                                                                                      harmlosen Schlangenarten
                                                                                                                                                      unterscheiden.

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  • 1. Lebensraum in der Schutz Mauereidechse Schweiz Um die Bestände der Mauereidechse dauerhaft zu sichern, werden fol- gende Maßnahmen empfohlen: Eine Charakterart der • Erhalt und langfristige Sicherung trockenwarmer Primärbiotope, Weinbaugebiete z. B. lichte Laubwälder mit offenen Felsbildungen, natürliche Block- In Deutschland ist die Mau- und Geröllhalden und gerölldurchsetzte Trockenrasen. Reptil des ereidechse untrennbar mit • Wiederzulassen von Abtrag und Auflandung von Sedimenten an dem Terrassenweinbau und Fließgewässern, sodass wieder Abbruchkanten und Schotterbänke seinen charakteristischen entstehen können. Trockenmauern verbunden. Jahres 2011 • Aufrechterhaltung der traditionellen Bewirtschaftung in den Wein- Bedeutsame Lebensräume berglagen. sind zudem Gleisschotter- • Erhaltung und Pflege brachliegender Sekundärstandorte, z. B. in flächen an Bahnanlagen, Steinbrüchen oder an Bahndämmen, Straßen- und Wegrändern und auch vor dem Hintergrund in aufgelassenen Weinbergen. der Ausbreitung dieser Art. • Erhaltung und Wiederherstellung wertvoller Habitatstrukturen wie Weitgehend natürliche Habitate findet die Art in naturnahen Flusstä- Trockenmauern, Steinriegel und freie Felsabschnitte. lern mit Abbruchkanten und Schotterbänken, in Felsen und Block- halden sowie stillgelegten Steinbrüchen mit beginnender Sukzession. Lesetipps Begrenzende Faktoren für die Besiedlung eines Lebensraumes sind die Gruschwitz, M. & W. Böhme (1986): Podarcis muralis (Laurenti, Exposition (süd-, südwest- und südostexponierte Lage), die Anzahl 1768) – Mauereidechse. – S. 155–208 in: W. Böhme (Hrsg.): Handbuch tiefer Bodenspalten für die Überwinterung, vegetationslose Bereiche der Reptilen und Amphibien Europas. Bd. 2/II. Echsen III (Podarcis). – zum Sonnen und zur Eiablage sowie vegetationsreiche Abschnitte mit Aula, Wiesbaden. zahlreichen Insekten als Beute. Günther, R., H. Laufer & M. Watzmann (1996): Mauereidech- se – Podarcis muralis (Laurenti 1768). – S. 600–617 in: R. Günther Gefährdung (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. – Gustav Fischer, Nördlich der Alpen gilt die Mauereidechse in den meisten Ländern Jena. als gefährdet: Die Art geht im Bestand zurück, oder ihre Zukunfts- Laufer, H., M. Waitzmann & P. Zimmermann (2007): Mauereidech- aussichten sind zumindest schlecht. Das früher durch ausgedehnte se Podarcis muralis (Laurenti, 1768). – S. 577–596 in: H. Laufer, K. Primärlebensräume zusammenhängende Verbreitungsgebiet wurde Fritz & P. Sowig (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Baden-Württ- innerhalb weniger hundert Jahre immer stärker verinselt. Gravierende embergs. – Ulmer, Stuttgart. negative Auswirkungen auf den Bestand hatte die Intensivierung der Schulte, U. (2008): Die Mauereidechse. – Laurenti, Bielefeld, 160 S. Weinberglagen durch Flurbereinigungen in den letzten 50 Jahren, in deren Folge zahlreiche Trockenmauern verfugt oder beseitigt wurden. Herausgeber des Faltblattes Darüber hinaus wurden Ruinen saniert und die Landnutzung intensi- Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V. (DGHT) viert; lichte Wälder wuchsen zu dichten Hochwäldern durch. Anderer- Verantwortlich: Dr. Axel Kwet, Staatliches Museum für Naturkunde seits profitierte die Mauereidechse seit ca. 20 Jahren vom Einsatz um- Stuttgart weltschonender Herbizide sowie dem Aussetzen der Pflege im Bereich Kontakt: Silvia Macina, DGHT-Geschäftsstelle, Postfach 1421, Wor- von Güterbahnhöfen. Diese unlängst erschlossenen Lebensräume mersdorfer Str. 46-48, D-53351 Rheinbach; Tel.: 02225 / 703333; Fax: droht die Art nun infolge des Baus von Gewerbe- und Wohngebieten 02225 / 703338; E-Mail: macina@dght.de; Web: www.dght.de wieder zu verlieren, ohne diesmal die Möglichkeit zu haben, sich neue DGHT-Arbeitsgruppe Feldherpetologie Lebensräume zu erschließen. Daneben sind die Verschattung von Le- Richard Podloucky, Isernhagen, Arno Geiger, Recklinghausen, Dr. bensräumen sowie Sanierungsmaßnahmen an Ruinen, Burgen (Verfu- Hans-Konrad Nettmann, Bremen, gung) und Trockenmauern weitere wichtige Gefährdungsfaktoren. Text: Ulrich Schulte, Hubert Laufer unter Mitarbeit von Richard Aufgrund des mittelfristigen Areal- und Bestandsrückgangs sowie Podloucky und Dr. Axel Kwet der schlechten Zukunftsaussichten wurde die Mauereidechse in der Gestaltung: Andreas Mendt (DGHT) EU-weit gültigen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) als streng Bildnachweis: Eric Egerer (1), Karl Hofsäss (1), Andreas Meyer zu schützende Art in den Anhang IV aufgenommen. Die Länder (3), Richard Podloucky (3), Ulrich Schulte (1), Benny Trapp (2) sind damit verpflichtet, ein strenges Schutzsystem zu entwickeln, was bedeutet, dass die in Deutschland streng geschützte Mauereidechse © DGHT 2010 weder getötet noch ihre Fortpflanzungs- oder Ru- hestätten (Winterquartier) Hauptsponsor 2011: Sponsoren 2011: zerstört werden dürfen (§ 44 „Aktion Tier“ Bundesnaturschutzgesetz). dher peto el AG F log Verfugte Mauer: hier haben ie die Mauereidechsen keine – Chance DGHT –
  • 2. Die Mauereidechse Ein Jahr ohne große Pausen – Reptil des Jahres 2011 Als einzige heimische Eidechse kann die Mauereidechse bei Schönwetterer- Die Mauereidechse ist – am eignissen selbst im Winter beobachtet Nordwestrand ihres Verbrei- werden. Ihre eigentliche Aktivität be- tungsareals – so stark wie ginnt jedoch nach der Winterruhe An- keine andere Reptilienart fang März. Rund 3–4 Wochen vor den an durch den Menschen Weibchen erscheinen die Männchen entstandene Sekundärlebens- und zeigen Revierkämpfe, bevor es von räume gebunden. Diese enge März bis Juli zur Paarbildung kommt. Bindung führt infolge verän- Die Partnerwahl geht vom Weibchen derter Wirtschaftsweisen im aus, welches sich vor allem aufgrund Weinbau und durch Baumaß- optischer (Färbung/Größe) und ge- nahmen an Bahnanlagen zu ruchlicher Signale (Pheromone) mit vielfältigen Gefährdungssitu- einem Männchen verpaart. Zwischen ationen. Mai und Mitte August – etwa ein Monat Männchen Lebensraum der Mauereidechse bei Cochem an der Mosel nach der Paarung – erfolgt an vegeta- Mauereidechsen – die dominierende tionsarmen Schuttflächen die Eiablage. Reptiliengruppe Europas In Österreich ist die Mauereidechse vor allem in Kärnten, der öst- Die Entwicklungszeit der Eier wie auch In Südeuropa repräsentiert die Gattung der Mauereidechsen (Podarcis) lichen Steiermark, dem Mittel- und Südburgenland sowie im östlichen der Schlupferfolg sind stark tempera- mit mindestens 20 Arten die dominierende und allgegenwärtige Rep- Niederösterreich verbreitet. In der Schweiz ist sie besonders im Tessin turabhängig. In klimatisch ungünstigen tiliengruppe. Unsere Mauereidechse (P. muralis) besitzt von allen Arten und in der westlichen Schweiz, im Rhônetal, im Genferseegebiet und an Jahren mit kühlen, verregneten das größte und am weitesten den Südhängen des Jura, häufig. Sommern verzögert sich der nach Norden reichende Ver- In Deutschland und der Schweiz sind zwei Unterarten vertreten: Po- Schlupf. Nach 6–11 Wochen, gegen Paarung breitungsgebiet, welches sich darcis muralis brongniardii (Westdeutschland und Westschweiz) sowie Mitte Juli bis Mitte August, vom Kantabrischen Gebirge Podarcis muralis maculiventris („maculiventris-West“) (Südbayern, Tes- schlüpfen die ersten Jung- (Nord-Spanien) im Westen sin und einige Täler Graubündens). In Österreich kommt als Ergebnis tiere. Generell steigert ein bis nach Nordwest-Anatolien unabhängiger postglazialer Einwanderungen zudem die Nominatform früher Schlupf die Chan- im Osten erstreckt. Die Nord- Podarcis muralis muralis vor. cen der Jungen, genügend Süd-Ausdehnung reicht von Reserven anzulegen, um den Südniederlanden und Steckbrief erfolgreich überwintern zu dem Bonner Raum bis zum Die Mauereidechse erreicht eine maximale Gesamtlänge von 22 cm können. äußersten Süden der Pelo- (meist jedoch unter 20 cm), wovon etwa zwei Drittel auf den Schwanz ponnes (Griechenland). Wäh- entfallen. Ihr schlanker, abgeflachter Körper, die kräftigen Beine und „Streifjäger“ und rend die Art in den südlichen langen Zehen sowie der lange Schwanz verleihen der Art ihre cha- evolutives Wettrüsten Regionen bis zur montanen rakteristische Klettersicherheit. Einheimische Mauereidechsen sind Als aktive Streifjäger su- Stufe verbreitet ist, ist sie in hell- bis mittelbraun oder grau gefärbt. Von der Augenregion bis auf chen Mauereidechsen ihren Deutschland vorwiegend in Sonnen tut gut die Schwanzwurzel verläuft ein dunkles Seitenband, welches sich bei Lebensraum mehrmals am niedrigen Höhenlagen anzutreffen. Schwer- den Männchen häufig in eine Netzstruktur auflöst, bei den Weibchen Tag unter starkem Züngeln punktmäßig werden die wärmebegünstigten Hanggebiete der Flüsse und Jungtieren aber einheitlich zu Tage tritt. Die Geschlechtsreife wird nach Insekten (Zweiflügler, Rhein, Neckar, Mosel, Saar, Nahe und Lahn in Rheinland-Pfalz, dem nach der zweiten Überwinterung, im Alter von zwei Jahren (Kopf- Tausendfüßer, Schmetter- Saarland und Baden-Württemberg besiedelt. Die nordwestliche Areal- Rumpf-Länge 5 cm), erreicht. Die durchschnittliche Lebenserwartung linge, Käfer) und Spinnen- grenze der Art verläuft durch die südlichsten Landesteile Nordrhein- beträgt 4–6 Jahre, wobei einzelne Tiere auch ein tieren ab. Eine interessante Gelege Der Streifjäger hat Erfolg Westfalens. Höchstalter von 10 Jahren erreichen können. Auf der Pirsch Räuber-Beute-Beziehung hat sich zwischen der Verbreitung der Mauereidechse Eidechsen fressenden Schlingnatter und der Mauereidechse herausge- bildet. So wie die Schlange Mauereidechsen in dunk- len Spaltensystemen olfak- torisch ortet, kann auch die Eidechse die Anwesenheit der Schlingnatter geruch- lich wahrnehmen – und darüber hinaus zwischen für sie gefährlichen und harmlosen Schlangenarten unterscheiden.