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Wissenschaftliches Institut
                                                                       der AOK

                                                      HAUSANSCHRIFT Rosenthaler Str. 31 · D-10178 Berlin
Pressemitteilung                                       POSTANSCHRIFT Postfach 11 02 46 · D-10832 Berlin
                                                             TELEFON +49 30 34646-2393
                                                                  FAX +49 30 34646-2144
                                                             INTERNET www.wido.de
Berlin, 22. November 2010                                     E-MAIL wido@wido.bv.aok.de




Versorgungs-Report 2011 erschienen

Chronikerprogramme wirken

Berlin. Pflegebedürftige Menschen, die erstmals einen Schlaganfall erleiden, haben
gegenüber nicht pflegebedürftigen Personen ein fast dreifach erhöhtes Risiko, inner-
halb eines Jahres nach dem Vorfall zu sterben, unabhängig vom Alter und relevanten
Nebenerkrankungen. Mehr als die Hälfte von ihnen verstirbt im ersten Jahr. Das ist
das Ergebnis einer Auswertung der Behandlungsdaten von mehr als 24 Millionen Ver-
sicherten durch das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO). Die Analyse ist Teil
des am Montag vorgestellten „Versorgungs-Report 2011“. Mit dieser neuen Publikati-
onsreihe analysiert das WIdO die Gesundheitsversorgung in Deutschland erstmals
sektorübergreifend, mit Blick auf den Patienten und das Gesundheitswesen.

„Das Beispiel der Schlaganfallbehandlung zeigt, dass wir trotz einer Datenflut im Gesund-
heitswesen immer noch zu wenig wissen, wo besonders herausgehobene Risiken für die
Patienten bestehen“, sagte der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes,
Dr. Herbert Reichelt, zur Vorstellung des Reports in Berlin. „Die AOK will die Versorgung
ihrer Versicherten gestalten und für eine qualitativ hochwertige Behandlung sorgen. Dazu
brauchen wir Transparenz“, so Reichelt. „Der Versorgungs-Report zeigt beispielhaft, wo und
wie wir Behandlungsstrukturen und Prozesse verbessern können.“

Schwerpunktthemen des ersten Versorgungs-Reports sind Ausmaß und Behandlungsbedarf
chronischer Erkrankungen. „Für 20 Prozent der Versicherten wendet das deutsche Gesund-
heitswesen mehr als 80 Prozent der Behandlungskosten auf. Dazu gehören insbesondere
chronisch Kranke. Ihre bedarfsgerechte Versorgung ist deshalb auch in finanzieller Hinsicht
eine entscheidende Herausforderung“, erläutert WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber. „Die
Situation wird sich durch die demografische Entwicklung verschärfen. Der Versorgungs-
Report zeigt, dass als Folge der steigenden Lebenserwartung Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
Diabetes mellitus, viele Krebserkrankungen oder Demenz weiter zunehmen.“ Dies sei ein
zwangsläufiger Nebeneffekt des medizinischen Fortschritts, so Klauber. „Frühzeitigere Diag-
nosen und verbesserte Behandlung verlängern die Lebenserwartung, können jedoch oft kei-
ne dauerhafte Heilung erzielen. Angesichts der beeinflussbaren Risikofaktoren für viele
chronische Krankheiten gewinnt deshalb die Prävention an Bedeutung.“



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Schub für die Versorgungssteuerung durch DMP
Dass sich bei der Versorgung chronisch Kranker in den letzten zehn Jahren durchaus etwas
verändert hat, ist laut Versorgungs-Report insbesondere den Disease-Management-
Programmen (DMP) zu verdanken. „Sie haben der Versorgungssteuerung nachhaltig Schub
verliehen“, betont Klauber. Schon die häufigen Arztbesuche der Patienten – immerhin su-
chen Diabetiker 38-mal im Jahr eine Arztpraxis auf – zeigen, wie notwendig eine koordinierte
Behandlung ist. Mit sechs Millionen Teilnehmern sind die zur Verbesserung der Betreuung
chronisch Kranker seit 2003 schrittweise eingeführten strukturierten Behandlungsprogramme
der gesetzlichen Krankenkassen inzwischen ein fester Bestandteil der Versorgung. Nahezu
jeder zweite Diabetiker in Deutschland ist in ein DMP eingeschrieben. Allein mehr als
2,7 Millionen AOK-Versicherte nehmen an einem Programm für Diabetes Typ 2 (seit 2003),
Brustkrebs (2003), Koronare Herzkrankheiten (2004), Diabetes mellitus Typ 1 (2005) und
Asthma/COPD (2006) teil.

Klauber: „Die inzwischen vorliegenden Ergebnisse zeigen positive Entwicklungen bei den
medizinischen Werten der Patienten und deutliche Verbesserungen im Bereich der Prozess-
qualität. Die Ergebnisse der vom AOK-Bundesverband beauftragten ergänzenden Begleitfor-
schung zur gesetzlichen Evaluation deuten darauf hin, dass Diabetiker, die an einem DMP
teilnehmen, eine längere Lebenserwartung gegenüber Nichtteilnehmern haben. Diabetesbe-
dingte Folgeerkrankungen gehen bei DMP-Teilnehmern zurück. Die Patienten fühlen sich
besser versorgt und informiert. Sie verhalten sich gesundheitsbewusster.“

Mitherausgeber Prof. Norbert Schmacke macht im aktuellen Versorgungs-Report deutlich,
„dass ohne die Anbindung der DMP an den Risikostrukturausgleich (RSA) in der gesetzli-
chen Krankenversicherung und ohne die zentrale und in dieser Form neue Rolle der Kran-
kenkassen ein derartiges Programm zur Beseitigung struktureller Versorgungsmängel nicht
zustande gekommen wäre“. Nach der Einführung des morbiditätsorientierten RSA (Morbi-
RSA) 2009 habe es sich angesichts des Ausgabendrucks auf die Krankenkassen durch den
zeitgleich eingeführten Gesundheitsfonds als richtig erwiesen, die DMP weiter gesondert zu
berücksichtigen, schreibt Gesundheitsökonom Klaus Jacobs im Report: „Auch bei künftigen
Anpassungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen sollte behutsam vorgegangen werden,
um die unübersehbaren Fortschritte in der Chronikerversorgung nicht zu gefährden“, rät
Jacobs.

Der Versorgungs-Report ist eine neue jährliche Publikationsreihe des Wissenschaftlichen
Instituts der AOK (WIdO). Er thematisiert die Gesundheitsversorgung sektorübergreifend und
ergänzt damit die Report-Reihe des WIdO mit Arzneiverordnungs-, Krankenhaus - und Fehl-
zeiten-Report. Herausgeber des Versorgungs-Reports sind die WIdO-Wissenschaftler
Joachim Klose und Christian Günster sowie der Leiter der Arbeits- und Koordinierungsstelle
Gesundheitsforschung an der Universität Bremen, Prof. Norbert Schmacke. Der Mediziner ist
W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO)                                              Seite 3 von 6

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unparteiisches Mitglied im Gemeinsamen Bundesausschuss, dem obersten Beschlussgre-
mium von Ärzten, Krankenkassen und Krankenhäusern.

Die Autoren des Versorgungs-Reports analysieren das Versorgungsgeschehen mit Blick auf
den Patienten und die verschiedenen Gesundheitssektoren und schließen damit eine Infor-
mationslücke.

Das Schwerpunktthema der ersten Ausgabe heißt „Chronische Krankheiten“. Die Beiträge
liefern Informationen über das Ausmaß chronischer Erkrankungen und deren Behandlungs-
bedarf. Einzelbeiträge sind der Koronaren Herzkrankheit und der Herzinsuffizienz, dem Dia-
betes mellitus, der Hypertonie und dem Schlaganfall gewidmet. Der Diskussionsblock be-
fasst sich mit aktuellen Themen wie Ärztemangel, arztentlastende Versorgungsstrukturen
und Telemedizin. Ein umfangreicher Statistikteil beleuchtet das Krankheitsspektrum der
Deutschen, die Häufigkeit von Erkrankungen und die Inanspruchnahme von Leistungen in
der ambulanten, stationären und Arzneimittel-Versorgung. Die Daten haben besonderes
Gewicht, weil erstmals sektorenübergreifend die Daten von rund 24 Millionen AOK-
Versicherten ausgewertet wurden. Ebenfalls zum ersten Mal wurden Diagnosen und die In-
anspruchnahme von Leistungen zusammengeführt.

C. Günster, J. Klose, N. Schmacke (Hrsg): Versorgungs-Report 2011, Schwerpunkt: Chronische
Erkrankungen; 372 Seiten, 65 Abb., 79 Tab.; 44,95 €; ISBN 978-3-7945-2803-5.

Die Printausgabe wird ergänzt durch ein Internetangebot (versorgungs-report-online.de), das neben
Abbildungen und Tabellen zusätzlich den kompletten, statistischen Überblick über mehr als 1.500
Krankheiten bietet.




Pressekontakt:                                              Rezensionsexemplare:
Wissenschaftliches Institut der AOK, Christian Günster      Schattauer-Verlag, Frau Albert
Tel.: 030/34646-2128                                        Tel.: 0711 22987-20
                                                            Fax: 0711 22987-50
Wissenschaftliches Institut der AOK, Joachim Klose          E-Mail: stefanie.albert@schattauer.de
Tel.: 030/34646-2129
Fax.: 030/34646-2144
E-Mail: wido@wido.bv.aok.de
W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO)                                                    Seite 4 von 6

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DMP Diabetes mellitus Typ 2 – Qualitätszielerreichung 2008
                                                                                     Erreichungsgrad      Qualitätsziel

                                      HbA1c < 8,5 %                                                                   89,7

          individuellen HbA1c-Zielwert erreichen                                            53,7

             schwere Hypoglykämien vermeiden                                                                      99,2

 stationäre Diabetes-Behandlungen vermeiden                                                                       99,6

              RR bei Hypertonie < 140/90 mm Hg                                              55,6

                       Nierenfunktion überprüfen                                                                  96,5

                TAH bei spezifischen Indikationen                                                  68,9

                      Metformin bei Übergewicht                                                                81,0

                             Netzhaut untersuchen                                                              80,0

                     bei Fußläsion überweisen                                        40,6

                                                       0           20           40          60            80             100
                                                                                 Angaben in %
Quelle: Versorgungs-Report 2011                                                                                © WIdO 2010



Häufigkeit eines erstmaligen Schlaganfalls nach Alter und Geschlecht,
AOK-Versicherte, 2008
          pro 100 000 Einwohner (mit 95 % KI)                                                      Männer             Frauen
 2 500

 2 000

 1 500

 1 000

   500

      0
           0–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 60–64 65–69 70–74 75–79 80–84 85–89 90–94 95+
                                                    Altersgruppen in Jahren
 Hinweis: Standardisiert nach Alter und Geschlecht auf die deutsche Bevölkerung von 2007
Quelle: Versorgungs-Report 2011                                                                                © WIdO 2010
W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO)                                                            Seite 5 von 6

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Die 10 häufigsten Behandlungsanlässe in Deutschland 2007
             Sonstige Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens                                                         28,9
                                    Hypertonie [Hochdruckkrankheit]                                                25,5
                             Akute Infektionen der oberen Atemwege                                            23,5
                                                         Arthropathien                                     20,9
        Nichtentzündliche Krankheiten des weiblichen Genitaltraktes                                  18,4
                                            Stoffwechselstörungen1                                  17,7
                         Sonstige Krankheiten der oberen Atemwege                          13,2
                                              Dermatitis und Ekzem                         13,0
                         Sonstige Krankheiten des Weichteilgewebes                        12,7
  Krankheiten der Venen, der Lymphgefäße und der Lymphknoten2                             12,2

                                                                           0     5        10      15     20          25          30
                                                                                       Prozent der Bevölkerung

 1 ohne akute Zustände und nicht medizinisch behandlungsbedürftige Erkrankungen
 2 anderenorts nicht klassifiziert

Quelle: Versorgungs-Report 2011                                                                                    © WIdO 2010




Praxiskontakte in der ambulanten ärztlichen Versorgung je Person mit
chronischer Erkrankung 2007
        Praxiskontakte
   50
         je Einwohner                                          je Erkrankter mit ...

   45

   40                                                        43,4
                             40,2           39,7
   35                                                                          37,5
   30
                                                                                                                    30,8
   25                                                                                             28,7

   20

   15        16,9
   10

    5

    0
          Deutschland     Osteoporose      Koronare            Herz-           Diabetes          Adipositas        Gastritis/
           insgesamt                     Herzkrankheit      insuffizienz       mellitus                           Duodenitis
Quelle: Versorgungs-Report 2011                                                                                    © WIdO 2010
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P r ess e m it t e i l un g vom 2 2 . N o ve m be r 20 10




Verteilung der Ausgaben* auf Versicherte
Auf ...% der Population mit hoher
Inanspruchnahme entfallen ... % der
Gesamtausgaben*                                       alle         1 bis 17 Jahre   18 bis 59 Jahre   60 und mehr Jahre
... das oberste 1 %                                 23,2%                  31,8%          28,3%               15,8%
... die oberen 5 %                                  51,0%                  52,9%          55,4%               39,1%
... die oberen 10 %                                 66,4%                  65,4%          70,3%               54,4%
... die oberen 20 %                                 82,0%                  77,0%          84,2%               72,1%
* AOK-Ausgaben in der ambulanten, stationären und Arzneimittelversorgung

Quelle: Versorgungs-Report 2011                                                                              © WIdO 2010

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  • 1. Wissenschaftliches Institut der AOK HAUSANSCHRIFT Rosenthaler Str. 31 · D-10178 Berlin Pressemitteilung POSTANSCHRIFT Postfach 11 02 46 · D-10832 Berlin TELEFON +49 30 34646-2393 FAX +49 30 34646-2144 INTERNET www.wido.de Berlin, 22. November 2010 E-MAIL wido@wido.bv.aok.de Versorgungs-Report 2011 erschienen Chronikerprogramme wirken Berlin. Pflegebedürftige Menschen, die erstmals einen Schlaganfall erleiden, haben gegenüber nicht pflegebedürftigen Personen ein fast dreifach erhöhtes Risiko, inner- halb eines Jahres nach dem Vorfall zu sterben, unabhängig vom Alter und relevanten Nebenerkrankungen. Mehr als die Hälfte von ihnen verstirbt im ersten Jahr. Das ist das Ergebnis einer Auswertung der Behandlungsdaten von mehr als 24 Millionen Ver- sicherten durch das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO). Die Analyse ist Teil des am Montag vorgestellten „Versorgungs-Report 2011“. Mit dieser neuen Publikati- onsreihe analysiert das WIdO die Gesundheitsversorgung in Deutschland erstmals sektorübergreifend, mit Blick auf den Patienten und das Gesundheitswesen. „Das Beispiel der Schlaganfallbehandlung zeigt, dass wir trotz einer Datenflut im Gesund- heitswesen immer noch zu wenig wissen, wo besonders herausgehobene Risiken für die Patienten bestehen“, sagte der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Herbert Reichelt, zur Vorstellung des Reports in Berlin. „Die AOK will die Versorgung ihrer Versicherten gestalten und für eine qualitativ hochwertige Behandlung sorgen. Dazu brauchen wir Transparenz“, so Reichelt. „Der Versorgungs-Report zeigt beispielhaft, wo und wie wir Behandlungsstrukturen und Prozesse verbessern können.“ Schwerpunktthemen des ersten Versorgungs-Reports sind Ausmaß und Behandlungsbedarf chronischer Erkrankungen. „Für 20 Prozent der Versicherten wendet das deutsche Gesund- heitswesen mehr als 80 Prozent der Behandlungskosten auf. Dazu gehören insbesondere chronisch Kranke. Ihre bedarfsgerechte Versorgung ist deshalb auch in finanzieller Hinsicht eine entscheidende Herausforderung“, erläutert WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber. „Die Situation wird sich durch die demografische Entwicklung verschärfen. Der Versorgungs- Report zeigt, dass als Folge der steigenden Lebenserwartung Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, viele Krebserkrankungen oder Demenz weiter zunehmen.“ Dies sei ein zwangsläufiger Nebeneffekt des medizinischen Fortschritts, so Klauber. „Frühzeitigere Diag- nosen und verbesserte Behandlung verlängern die Lebenserwartung, können jedoch oft kei- ne dauerhafte Heilung erzielen. Angesichts der beeinflussbaren Risikofaktoren für viele chronische Krankheiten gewinnt deshalb die Prävention an Bedeutung.“ Seite 1 von 6
  • 2. W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO) Seite 2 von 6 P r ess e m it t e i l un g vom 2 2 . N o ve m be r 20 10 Schub für die Versorgungssteuerung durch DMP Dass sich bei der Versorgung chronisch Kranker in den letzten zehn Jahren durchaus etwas verändert hat, ist laut Versorgungs-Report insbesondere den Disease-Management- Programmen (DMP) zu verdanken. „Sie haben der Versorgungssteuerung nachhaltig Schub verliehen“, betont Klauber. Schon die häufigen Arztbesuche der Patienten – immerhin su- chen Diabetiker 38-mal im Jahr eine Arztpraxis auf – zeigen, wie notwendig eine koordinierte Behandlung ist. Mit sechs Millionen Teilnehmern sind die zur Verbesserung der Betreuung chronisch Kranker seit 2003 schrittweise eingeführten strukturierten Behandlungsprogramme der gesetzlichen Krankenkassen inzwischen ein fester Bestandteil der Versorgung. Nahezu jeder zweite Diabetiker in Deutschland ist in ein DMP eingeschrieben. Allein mehr als 2,7 Millionen AOK-Versicherte nehmen an einem Programm für Diabetes Typ 2 (seit 2003), Brustkrebs (2003), Koronare Herzkrankheiten (2004), Diabetes mellitus Typ 1 (2005) und Asthma/COPD (2006) teil. Klauber: „Die inzwischen vorliegenden Ergebnisse zeigen positive Entwicklungen bei den medizinischen Werten der Patienten und deutliche Verbesserungen im Bereich der Prozess- qualität. Die Ergebnisse der vom AOK-Bundesverband beauftragten ergänzenden Begleitfor- schung zur gesetzlichen Evaluation deuten darauf hin, dass Diabetiker, die an einem DMP teilnehmen, eine längere Lebenserwartung gegenüber Nichtteilnehmern haben. Diabetesbe- dingte Folgeerkrankungen gehen bei DMP-Teilnehmern zurück. Die Patienten fühlen sich besser versorgt und informiert. Sie verhalten sich gesundheitsbewusster.“ Mitherausgeber Prof. Norbert Schmacke macht im aktuellen Versorgungs-Report deutlich, „dass ohne die Anbindung der DMP an den Risikostrukturausgleich (RSA) in der gesetzli- chen Krankenversicherung und ohne die zentrale und in dieser Form neue Rolle der Kran- kenkassen ein derartiges Programm zur Beseitigung struktureller Versorgungsmängel nicht zustande gekommen wäre“. Nach der Einführung des morbiditätsorientierten RSA (Morbi- RSA) 2009 habe es sich angesichts des Ausgabendrucks auf die Krankenkassen durch den zeitgleich eingeführten Gesundheitsfonds als richtig erwiesen, die DMP weiter gesondert zu berücksichtigen, schreibt Gesundheitsökonom Klaus Jacobs im Report: „Auch bei künftigen Anpassungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen sollte behutsam vorgegangen werden, um die unübersehbaren Fortschritte in der Chronikerversorgung nicht zu gefährden“, rät Jacobs. Der Versorgungs-Report ist eine neue jährliche Publikationsreihe des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Er thematisiert die Gesundheitsversorgung sektorübergreifend und ergänzt damit die Report-Reihe des WIdO mit Arzneiverordnungs-, Krankenhaus - und Fehl- zeiten-Report. Herausgeber des Versorgungs-Reports sind die WIdO-Wissenschaftler Joachim Klose und Christian Günster sowie der Leiter der Arbeits- und Koordinierungsstelle Gesundheitsforschung an der Universität Bremen, Prof. Norbert Schmacke. Der Mediziner ist
  • 3. W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO) Seite 3 von 6 P r ess e m it t e i l un g vom 2 2 . N o ve m be r 20 10 unparteiisches Mitglied im Gemeinsamen Bundesausschuss, dem obersten Beschlussgre- mium von Ärzten, Krankenkassen und Krankenhäusern. Die Autoren des Versorgungs-Reports analysieren das Versorgungsgeschehen mit Blick auf den Patienten und die verschiedenen Gesundheitssektoren und schließen damit eine Infor- mationslücke. Das Schwerpunktthema der ersten Ausgabe heißt „Chronische Krankheiten“. Die Beiträge liefern Informationen über das Ausmaß chronischer Erkrankungen und deren Behandlungs- bedarf. Einzelbeiträge sind der Koronaren Herzkrankheit und der Herzinsuffizienz, dem Dia- betes mellitus, der Hypertonie und dem Schlaganfall gewidmet. Der Diskussionsblock be- fasst sich mit aktuellen Themen wie Ärztemangel, arztentlastende Versorgungsstrukturen und Telemedizin. Ein umfangreicher Statistikteil beleuchtet das Krankheitsspektrum der Deutschen, die Häufigkeit von Erkrankungen und die Inanspruchnahme von Leistungen in der ambulanten, stationären und Arzneimittel-Versorgung. Die Daten haben besonderes Gewicht, weil erstmals sektorenübergreifend die Daten von rund 24 Millionen AOK- Versicherten ausgewertet wurden. Ebenfalls zum ersten Mal wurden Diagnosen und die In- anspruchnahme von Leistungen zusammengeführt. C. Günster, J. Klose, N. Schmacke (Hrsg): Versorgungs-Report 2011, Schwerpunkt: Chronische Erkrankungen; 372 Seiten, 65 Abb., 79 Tab.; 44,95 €; ISBN 978-3-7945-2803-5. Die Printausgabe wird ergänzt durch ein Internetangebot (versorgungs-report-online.de), das neben Abbildungen und Tabellen zusätzlich den kompletten, statistischen Überblick über mehr als 1.500 Krankheiten bietet. Pressekontakt: Rezensionsexemplare: Wissenschaftliches Institut der AOK, Christian Günster Schattauer-Verlag, Frau Albert Tel.: 030/34646-2128 Tel.: 0711 22987-20 Fax: 0711 22987-50 Wissenschaftliches Institut der AOK, Joachim Klose E-Mail: stefanie.albert@schattauer.de Tel.: 030/34646-2129 Fax.: 030/34646-2144 E-Mail: wido@wido.bv.aok.de
  • 4. W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO) Seite 4 von 6 P r ess e m it t e i l un g vom 2 2 . N o ve m be r 20 10 DMP Diabetes mellitus Typ 2 – Qualitätszielerreichung 2008 Erreichungsgrad Qualitätsziel HbA1c < 8,5 % 89,7 individuellen HbA1c-Zielwert erreichen 53,7 schwere Hypoglykämien vermeiden 99,2 stationäre Diabetes-Behandlungen vermeiden 99,6 RR bei Hypertonie < 140/90 mm Hg 55,6 Nierenfunktion überprüfen 96,5 TAH bei spezifischen Indikationen 68,9 Metformin bei Übergewicht 81,0 Netzhaut untersuchen 80,0 bei Fußläsion überweisen 40,6 0 20 40 60 80 100 Angaben in % Quelle: Versorgungs-Report 2011 © WIdO 2010 Häufigkeit eines erstmaligen Schlaganfalls nach Alter und Geschlecht, AOK-Versicherte, 2008 pro 100 000 Einwohner (mit 95 % KI) Männer Frauen 2 500 2 000 1 500 1 000 500 0 0–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 60–64 65–69 70–74 75–79 80–84 85–89 90–94 95+ Altersgruppen in Jahren Hinweis: Standardisiert nach Alter und Geschlecht auf die deutsche Bevölkerung von 2007 Quelle: Versorgungs-Report 2011 © WIdO 2010
  • 5. W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO) Seite 5 von 6 P r ess e m it t e i l un g vom 2 2 . N o ve m be r 20 10 Die 10 häufigsten Behandlungsanlässe in Deutschland 2007 Sonstige Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens 28,9 Hypertonie [Hochdruckkrankheit] 25,5 Akute Infektionen der oberen Atemwege 23,5 Arthropathien 20,9 Nichtentzündliche Krankheiten des weiblichen Genitaltraktes 18,4 Stoffwechselstörungen1 17,7 Sonstige Krankheiten der oberen Atemwege 13,2 Dermatitis und Ekzem 13,0 Sonstige Krankheiten des Weichteilgewebes 12,7 Krankheiten der Venen, der Lymphgefäße und der Lymphknoten2 12,2 0 5 10 15 20 25 30 Prozent der Bevölkerung 1 ohne akute Zustände und nicht medizinisch behandlungsbedürftige Erkrankungen 2 anderenorts nicht klassifiziert Quelle: Versorgungs-Report 2011 © WIdO 2010 Praxiskontakte in der ambulanten ärztlichen Versorgung je Person mit chronischer Erkrankung 2007 Praxiskontakte 50 je Einwohner je Erkrankter mit ... 45 40 43,4 40,2 39,7 35 37,5 30 30,8 25 28,7 20 15 16,9 10 5 0 Deutschland Osteoporose Koronare Herz- Diabetes Adipositas Gastritis/ insgesamt Herzkrankheit insuffizienz mellitus Duodenitis Quelle: Versorgungs-Report 2011 © WIdO 2010
  • 6. W is sen sc ha ft lich es In st it ut d er AOK (W IdO) Seite 6 von 6 P r ess e m it t e i l un g vom 2 2 . N o ve m be r 20 10 Verteilung der Ausgaben* auf Versicherte Auf ...% der Population mit hoher Inanspruchnahme entfallen ... % der Gesamtausgaben* alle 1 bis 17 Jahre 18 bis 59 Jahre 60 und mehr Jahre ... das oberste 1 % 23,2% 31,8% 28,3% 15,8% ... die oberen 5 % 51,0% 52,9% 55,4% 39,1% ... die oberen 10 % 66,4% 65,4% 70,3% 54,4% ... die oberen 20 % 82,0% 77,0% 84,2% 72,1% * AOK-Ausgaben in der ambulanten, stationären und Arzneimittelversorgung Quelle: Versorgungs-Report 2011 © WIdO 2010