Bit wisem 2015-wieners-sitzung-12_Zusammenfassung I
Transformation mittelhochdeutscher Erfahrungswelten – vom Text zum Computergame _ Hartmann von Aue und "Der Arme Heinrich"
1. Transformation mittelhochdeutscher
Erfahrungswelten – vom Text zum
Computergame
Blockseminar im Wintersemester 2016 / 2017
Dr. Jan G. Wieners, Universität zu Köln
12. September 2016 Hartmann von Aue und „Der Arme Heinrich“
3. Codex Manesse /
Manessische Liederhandschrift
Hartmann von Aue
Geboren vermutlich zwischen 1160 und 1165
Gestorben zwischen 1210 und 1220
Hinweise in zeitgenössischen Werken:
Gottfried von Straßburg (Tristan) erwähnt Hartmann um 1210 als
noch lebenden Dichter
Heinrich von dem Türlin (Krone) sagt um 1220, dass Hartmann
bereits tot sei
4. Ein ritter sô gelêret was,
daz er an den buochen las,
swaz er dar an geschriben vant;
der was Hartman genant.
dienstman was er zo Ouwe.
5. Ein ritter sô gelêret was,
daz er an den buochen las,
swaz er dar an geschriben vant;
der was Hartman genant.
dienstman was er zo Ouwe.
„dienstman“
6. Ein ritter sô gelêret was,
daz er an den buochen las,
swaz er dar an geschriben vant;
der was Hartman genant.
dienstman was er zo Ouwe.
„dienstman“
„ze Ouwe“
7. Ein ritter sô gelêret was,
daz er an den buochen las,
swaz er dar an geschriben vant;
der was Hartman genant.
dienstman was er zo Ouwe.
„dienstman“
„ze Ouwe“
„ sô gelêret was,
daz er an den
buochen las“
8. „Der Arme Heinrich“
Überlieferung
3 Handschriften
Ba Heidelberg cpg 341 & Bb Kálocsa, heute Genf: Vorlage
und Abschrift, dritte Handschrift mit stark
abweichendem Text
3 Fragmente
2x 13. Jahrhundert
Übrige Handschriften: 14. Jahrhundert
Ein Dutzend in eine lateinische Handschrift
eingetragene Verse
11. Walther von der Vogelweide: Reichston
Ich saz ûf eime steine,
und dahte bein mit beine,
dar ûf satzt ich den ellenbogen;
ich hete in mîne hant gesmogen
daz kinne und ein mîn wange.
dô dâhte ich mir vil ange,
wie man zer welte solte leben;
deheinen rât kond ich gegeben,
wie man driu dinc erwurbe,
der keines niht verdurbe.
diu zwei sind êre und varnde guot,
daz dicke ein ander schaden tuot;
das dritte ist gotes hulde,
der zweier übergulde.
die wolte ich gerne in einen schrîn.
jâ leider, desn mac niht sîn,
daz guot und weltlich êre
und gotes hulde mêre
zesamene in ein herze komen.
stîg unde wege sint in benomen:
untriuwe ist in der sâze,
gewalt vert ûf der strâze:
fride unde reht sint sêre wunt.
diu driu enhabent geleites niht, diu zwei enwerden ê gesunt.
Der Codex Manesse (auch Manessische Liederhandschrift oder Manessische Handschrift, so genannt von dem Schweizer Gelehrten Johann Jakob Bodmer; nach dem jeweiligen Aufbewahrungsort auch als Große Heidelberger Liederhandschrift oder Pariser Handschrift bezeichnet) ist die umfangreichste und berühmteste deutsche Liederhandschrift des Mittelalters. Von Germanisten wird die Sammlung kurz mit C. bezeichnet. Seit 1888 wird sie wieder in der Universitätsbibliothek Heidelberg aufbewahrt (Signatur: UB Heidelberg, Cod. Pal. Germ. bzw. cpg 848).
Der Kodex besteht aus 426 beidseitig beschriebenen Pergamentblättern im Format 35,5 × 25 cm, die von späterer Hand paginiert wurden. Insgesamt befinden sich in ihr 140 leere und zahlreiche nur zum Teil beschriebene Seiten. Der Text wurde nicht nur mehrfach in verbesserten historisch-kritischen Ausgaben herausgegeben, sondern – im Unterschied zu anderen Handschriften – auch zeichengenau abgedruckt (s. Bibliographie).
Infos über Hartmann nicht aus historischen Quellen, sondern aus seinen eigenen Werken oder den Werken anderer
Die Manessische Liederhandschrift enthält dichterische Werke in mittelhochdeutscher Sprache. Ihr Grundstock wurde um 1300 in Zürich hergestellt, wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Sammeltätigkeit der Zürcher Patrizierfamilie Manesse. Mehrere Nachträge kamen bis zirka 1340 hinzu. Der Kodex gilt als repräsentative Summe des mittelalterlichen Laienliedes und bildet für den „nachklassischen“ Minnesang die Haupt- und weithin die einzige Quelle. Die insgesamt 138 Miniaturen, die die Dichter in idealisierter Form bei höfischen Aktivitäten darstellen, gelten als bedeutendes Dokument oberrheinischer gotischer Buchmalerei. Eine weitere Miniatur ohne Text ist nur vorgezeichnet. Ohne Miniatur blieb Walther von Breisach. Für das Werk lieferten insgesamt vier Künstler die Miniaturen: 110 Illustrationen entfallen auf den Maler des Grundstocks, 20 auf den ersten Nachtragsmaler, vier auf den zweiten und drei (plus eine Vorzeichnung) auf den dritten.[1]
Hartmann war ritter, und wie die meisten ritter war er dienstman, also Ministeriale. Die Ministerialen gehörten zum niederen Adel und standen in der Lehnshierarchie auf der untersten Stufe. Sie waren unfreie Dienstmannen eines Herrn, für den sie Pferde kämpften, dessen Ländereien und Finanzen sie verwalteten und den sie in Rechtsfragen berieten. Die meisten
Mögliche Orte / Geschlechter:
Obernau am Neckar bei Tübingen
Eglisau bei Schaffhausen am Rhein
Reichenau
Au bei Freiburg im Breisgau
(Weißen-)Au, Stift bei Ravensburg
Hartmann konnte lesen, vermutlich auch schreiben. H. verstand Latein. Seine Dichtungen bezeugen, dass er Vergil, Ovid, Boethius und andere lateinische Autoren kannte.
Eine solche Bildung: ungewöhnlich für einen Ritter – und auch für einen Ritter.
Der Codex Manesse (auch Manessische Liederhandschrift oder Manessische Handschrift, so genannt von dem Schweizer Gelehrten Johann Jakob Bodmer; nach dem jeweiligen Aufbewahrungsort auch als Große Heidelberger Liederhandschrift oder Pariser Handschrift bezeichnet) ist die umfangreichste und berühmteste deutsche Liederhandschrift des Mittelalters. Von Germanisten wird die Sammlung kurz mit C. bezeichnet. Seit 1888 wird sie wieder in der Universitätsbibliothek Heidelberg aufbewahrt (Signatur: UB Heidelberg, Cod. Pal. Germ. bzw. cpg 848).
Der Kodex besteht aus 426 beidseitig beschriebenen Pergamentblättern im Format 35,5 × 25 cm, die von späterer Hand paginiert wurden. Insgesamt befinden sich in ihr 140 leere und zahlreiche nur zum Teil beschriebene Seiten. Der Text wurde nicht nur mehrfach in verbesserten historisch-kritischen Ausgaben herausgegeben, sondern – im Unterschied zu anderen Handschriften – auch zeichengenau abgedruckt (s. Bibliographie).
Infos über Hartmann nicht aus historischen Quellen, sondern aus seinen eigenen Werken oder den Werken anderer
Die Manessische Liederhandschrift enthält dichterische Werke in mittelhochdeutscher Sprache. Ihr Grundstock wurde um 1300 in Zürich hergestellt, wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Sammeltätigkeit der Zürcher Patrizierfamilie Manesse. Mehrere Nachträge kamen bis zirka 1340 hinzu. Der Kodex gilt als repräsentative Summe des mittelalterlichen Laienliedes und bildet für den „nachklassischen“ Minnesang die Haupt- und weithin die einzige Quelle. Die insgesamt 138 Miniaturen, die die Dichter in idealisierter Form bei höfischen Aktivitäten darstellen, gelten als bedeutendes Dokument oberrheinischer gotischer Buchmalerei. Eine weitere Miniatur ohne Text ist nur vorgezeichnet. Ohne Miniatur blieb Walther von Breisach. Für das Werk lieferten insgesamt vier Künstler die Miniaturen: 110 Illustrationen entfallen auf den Maler des Grundstocks, 20 auf den ersten Nachtragsmaler, vier auf den zweiten und drei (plus eine Vorzeichnung) auf den dritten.[1]
Das Mittelhochdeutsche ist eine eigenständige Epoche der deutschen Sprachgeschichte und umfasst die Zeit von etwa 1050 bis 1350.Sie wird untergliedert in die Zeitabschnitte
Frühmittelhochdeutsch (etwa 1050 bis um 1200),
klassisches Mittelhochdeutsch (um 1200 bis um 1250),
Spätmittelhochdeutsch (um 1250 bis um 1350).
Diese Epoche ist vor allem gekennzeichnet durch die Entfaltung und den Niedergang einer höfischen Kultur, was sich in einer Veränderung des Wortschatzes, des Lautsystems u.a. niederschlug. Es bildete sich eine überregionale Dichtersprache heraus, eine Urkundensprache entstand in einigen Sprachräumen, Abstrakta wurden zum Ausgangspunkt für die Ausprägung einer wissenschaftlichen Fachterminologie in deutscher Sprache.
Diese Epoche ist gekennzeichnet durch die Entfaltung einer Kultur, die von Rittertum und Adel als politische und wirtschaftliche Führungsschicht bestimmt wurde und nach romanischem Vorbild ausgerichtet war. Während in der vorhergehenden althochdeutschen Periode die gelehrten Kleriker den Hauptanteil an der Prägung der deutschen Sprache hatten, bildeten nun die Fürstenhöfe die geistigen Zentren. Zudem wurde die Sprache wesentlich von weltlichen Dichtern beeinflusst. Und sie wurde als Ausdrucksmittel für verschiedene dichterische Gattungen ausgebildet:
im Epos neben dem Dichter des Nibelungenliedes besonders durch HARTMANN VON AUE, WOLFRAM VON ESCHENBACH und GOTTFRIED VON STRASSBURG;
in der Lyrik durch WALTHER VON DER VOGELWEIDE (Audio 1 und Audio 2).