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68. Europäischer Wettbewerb-2021-Digital EU and You?
3-3 Netiquette im Netz
„Suna“
Eine Kurzgeschichte über das Thema Hatespeech und dessen Folgen.
Autoren:
Jemima Bampoe-Addo
Sophia Brüning
Mira Krull
Antonia Wagner
Betreuende Schule:
Gymnasium Tellkampfschule Hannover
Altenbekener Damm 83
30173 Hannover
Betreuende Lehrkraft:
Barbara Schnellbach
barbara.schnellbach@tellkampfschule.eu
Inhalt
Kapitel 1: Suna........................................................................................................................................ 3
Kapitel 2: Nikki....................................................................................................................................... 3
Kapitel 3: Suna........................................................................................................................................ 4
Kapitel 5: Suna........................................................................................................................................ 5
Kapitel 6: Nikki....................................................................................................................................... 5
Kapitel 7: Suna........................................................................................................................................ 7
Kapitel 8: Nikki....................................................................................................................................... 7
Schlusswort: ............................................................................................................................................ 8
Quellenverzeichnis.................................................................................................................................. 9
Kapitel 1: Suna
Ihre zitternden Hände klammerten sich hilfesuchend um ihr Handy. Mit Tränen gefüllten
Augen versuchte sie, die nacheinander auf ihrem Display erscheinenden Nachrichten zu lesen.
Sie wusste, was diese Nachrichten für sie bedeuteten, ohne sie richtig lesen zu müssen. Die
Angst stieg in ihr hoch, wie jedes Mal. Begonnen hatte es vor vier Wochen. Es war der Tag,
an dem sie ihr erstes Bild auf Instagram postete. Im ersten Moment fühlte sie sich total
selbstsicher, freute sich über die Likes, die sie bekam und fand es cool, ab jetzt auch
dazuzugehören. Jedoch kam schon am gleichen Abend die erste Nachricht, eine
Hassnachricht: „Geh zurück in dein Land!“ Darauf folgten in den nächsten Tagen weitere
Beleidigungen, bis sich unter ihrem Post zahlreiche Hasskommentare sammelten. Jedes Mal,
wenn sie die Nachrichten gelesen hatte oder eine Benachrichtigung auf ihrem Handy
angezeigt worden war, zog sich alles in ihr zusammen und sie musste mit großer Mühe
versuchen, die Tränen zurückzuhalten. Und genauso fühlte sie sich auch zu diesem Zeitpunkt,
vier Wochen später.
Kapitel 2: Nikki
Beunruhigt saß Nikki in der Schulcafeteria. Seit einer gefühlten halben Stunde versuchte sie,
ihre Freundin Suna, die ihr gegenübersaß, etwas zu fragen. Jedoch schaute diese nur mit
einem traurigen Gesichtsausdruck auf ihr Handy. Für einen kurzen Moment dachte sie, ein
leichtes Zittern von Suna wahrgenommen zu haben, doch sie redete sich ein, sie hätte es sich
nur eingebildet. Nikki merkte, dass Suna immer tiefer in ihren Gedanken versank und
versuchte verzweifelt, wenigstens einen kleinen Teil ihrer Aufmerksamkeit zu erhaschen,
indem sie, sie immer wieder ansprach. Doch vergebens. Nach weiteren zehn Minuten wurde
es ihr schließlich zu viel. Sie atmete tief aus und versuchte es noch einmal. „Suna, bist du
da?“, fragte sie und wedelte aufgebracht mit ihrer Hand vor Sunas Gesicht herum, bis diese
langsam den Kopf hob und sich verdattert umschaute. „Wo warst du denn mit deinen
Gedanken?“, fragte Nikki ungeduldig nach. Suna guckte sie weiterhin nicht direkt an und
schien noch immer abgelenkt zu sein. Nikki merkte, dass etwas nicht stimmte, wollte aber
nicht weiter nachhaken. Suna würde es ihr schon sagen, wenn sie ein Problem hätte, bei dem
sie ihre Hilfe benötigen würde. Zumindest ging sie fest davon aus. Da diese sich aber sichtlich
unwohl zu fühlen schien, versuchte Nikki schnell das Thema zu wechseln. „Hey! Kommst du
eigentlich morgen mit ins Kino?“ Nikki hoffte auf eine Antwort, jedoch blieb es still. Doch
dann endlich fragte Suna mit leiser Stimme: „Du willst mit mir ins Kino? Ich glaube, ich bleib
besser zu Hause.“ Nach diesen Worten stand sie auf, murmelte ein leises „Ich muss jetzt
gehen“ und verschwand durch die Tür. Fassungslos guckte Nikki auf die Tür, die sich leise
hinter ihrer Freundin schloss. Was war da eben passiert?
Kapitel 3: Suna
Seit Verlassen des Schulgeländes hatte sie nicht mehr aufgehört zu sprinten. Als sie
schließlich vor ihrer Wohnungstür zum Stehen kam, war sie endlich in der Lage, einen ersten
klaren Gedanken zu fassen. Ihre Hand fuhr über ihre Wangen und wischte somit eine Träne
weg. Plötzlich wurde ihr klar, wie peinlich das doch war, so einen Aufstand zu machen. Alle
mussten sie jetzt für durchgeknallt halten, doch eben in der Cafeteria konnte sie sich einfach
nicht mehr zusammenreißen. Warum nur musste sie gerade in der Schule eine weitere
Hassnachricht auf Instagram bekommen? Schließlich wussten ihre Freunde nicht, was gerade
bei ihr los war. Oder doch und sie sagten nur einfach nichts? Vielleicht waren ihre Freunde
sogar derselben Meinung und versuchten, sie so loszuwerden? Das alles nur, weil sie anders
aussah! Warum gerade sie! Sie hasste sich dafür, nicht so auszusehen wie ihre Freunde!
Wütend starrte sie auf ihre braune Haut, die unter ihrem Mantel hervorschaute. Vor vier
Wochen, als alles anfing, hasste sie noch die Leute mit ihren rassistischen Kommentaren.
Doch nun hasste sie sich selbst dafür, nicht so auszusehen wie die anderen. Sie begann zu
glauben, was die Leute ihr vorwarfen und ihr durch die vielen Hassnachrichte eintrichterten.
Kapitel 4: Nikki
Als auch Nikki Zuhause angekommen war, ging sie die Situation, die sie immer noch
verwirrte, erneut im Kopf durch. Suna war plötzlich aus der Cafeteria gerannt. So etwas war
noch nie passiert. Hatte es etwas mit ihr zu tun? Mochte sie generell nicht darüber reden, oder
nur nicht mit ihr? Vertraute sie ihr nicht? Nikki überlegte eine ganze Weile. Hatte Suna
ernsthafte Sorgen? Plötzlich hatte Nikki ein schlechtes Gefühl. Sie dachte darüber nach, ob sie
ihr hätte nachlaufen sollen. Sie erinnerte sich wieder an das Zittern, welches sie in der
Cafeteria für ein paar Sekunden wahrgenommen hatte. War es doch keine Einbildung
gewesen? Vielleicht interpretierte sie die Situation ganz falsch. Nachdem sie eine Weile hin
und her überlegt hatte, versuchte Nikki Suna zu erreichen, um mit ihr zu reden. Als jedoch nur
die Mailbox ranging, ließ sie ihr Handy enttäuscht auf ihr Bett fallen.
Kapitel 5: Suna
Als Suna die Tür zu der Drei-Zimmer-Wohnung im vierten Stock öffnete, hoffte sie inständig,
dass niemand da sein würde. Kurz darauf hörte sie jedoch die warme Stimme ihrer Schwester
aus dem Wohnzimmer zur Begrüßung rufen: „Na…hi, schon Schulschluss?“. Suna gab nur
ein leises: „Mmhm.“ zurück und verschwand, so schnell es nur ging, in ihrem Zimmer. Sie
wollte sich jetzt einfach nicht mit ihrer Schwester unterhalten. Denn sie würde sofort merken,
dass etwas nicht stimmte und danach alles aus ihr herausquetschen.
Suna warf sich auf ihr Bett. Sie merkte, wie schlecht sie sich fühlte, weil sich viele Leute über
sie lustig machten und sie teilweise sogar verabscheuten. An sich war sie beiläufige
rassistische Kommentare im Alltag ja gewohnt, jedoch trauten sich die Leute, versteckt hinter
ihren Fake-Profilen, viel schlimmere Dinge gegen sie zu schreiben. Darum wollte sie die
Hassnachrichten auch vor Nikki geheimhalten, weil sie Angst hatte, dass diese sich die
Kommentare auch zu Herzen nehmen und die Freundschaft zu ihr noch einmal überdenken
würde. Als sie in ihren Spiegel sah, der gegenüber von ihrem Bett hing, starrten sie zwei leere
und traurige Augen an. Eine Mischung aus Wut und Enttäuschung stieg erneut in ihr auf. Sie
fühlte sich hässlich, ungenügend und wie eine Aussätzige. „Warum nur musste sie in diesem
Körper, mit dieser Hautfarbe geboren werden?“, fragte sie sich.
Die Wochen vergingen und Suna kam immer seltener zur Schule. Es fiel ihr schwer, morgens
aufzustehen und sprach mit niemandem über ihre Probleme. An den wenigen Tagen, an denen
sie die Schule besuchte, ging sie allen aus dem Weg, vor allem Nikki, die immer versuchte,
mit ihr zu reden. Sie wollte einfach nicht darüber sprechen, dass sie inzwischen täglich fast
100 Hassnachrichten zugeschickt bekam. Jedes Mal, wenn nun der Benachrichtigungston
ihres Handys erklang, fuhr sie zusammen. Ihre Schulnoten wurden durch die Fehlstunden und
dadurch, dass sie sich nicht mehr konzentrieren konnte, auch immer schlechter. Jedes Mal,
wenn sie aus der Schule nach Hause kam, weinte sie alleine in ihrem Zimmer. Der Hass, der
ihr von so vielen Menschen entgegenkam, zerriss sie innerlich. Sie hatte auch schon einige
der Hatespeech-Verfasser gesperrt, jedoch kamen immer mehr Kommentare dazu. Suna fühle
sich wertlos und sah den Sinn des Lebens nicht mehr. Und das alles nur, weil sie dunkelhäutig
war?
Kapitel 6: Nikki
Nikki litt sehr darunter, dass Suna ihr aus dem Weg ging. Um sich etwas von der ganzen
verwirrenden Situation abzulenken, nahm sie ihr Handy in die Hand und klickte entschlossen
auf Instagram. Als sich die App öffnete, guckte sie sich erst einmal die Fotos an, die ihre
Freunde zuletzt gepostet hatten. Sie war in der letzten Zeit nicht sehr aktiv gewesen, weshalb
sie offenbar viel verpasst hatte. Als sie weiter herunterscrollte, bemerkte sie ein Foto, welches
Suna gepostet hatte. Sie likte es und wollte einen Kommentar verfassen. Statt sofort
loszutippen, las sie sich zunächst die bereits geschriebenen Kommentare durch. Sie konnte es
nicht glauben. Wohin sie auch schaute, waren nur Hasskommentare. Manche Ausdrücke
waren so schlimm, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. „Erhäng dich doch!“ oder „Du
bist es nicht wert, zu leben!“ Warum schrieben Menschen so etwas unter so ein schönes Bild
von Suna? War das der Grund, weshalb Suna sich so zurückzog? Nikkis Magen zog sich
zusammen. Sie war geschockt, dass Suna all diese Kommentare bekommen hatte und sie
nichts bemerkt hatte. So hatte Suna alle Ängste alleine durchstehen müssen. Sie wählte
entschlossen Sunas Telefonnummer. Sie musste einfach mit ihr reden. Nach einer gefühlten
Ewigkeit ging Suna endlich an ihr Handy. „Hallo?“, ertönte ihre leise Stimme durch den
Hörer. Nikki fiel plötzlich ein, dass sie gar keine Idee hatte, wie sie Suna auf dieses heikle
Thema ansprechen sollte, konnte sich aber nicht länger zurückhalten und platzte einfach
heraus: „Ich habe deinen Instagram-Post gesehen. Was ist da bei den Kommentaren los?“
Nachdem sie diesen Satz ausgesprochen hatte, merkte sie, dass es etwas unsensibel war, und
fügte noch ein leises „Geht es dir gut?“ hinzu. Sie hörte, wie Suna sich am anderen Ende des
Hörers räusperte, bis ein „Ja, alles gut“ ertönte. „Warum hast du denn nicht mit mir geredet?
Du weißt doch, dass ich für dich da bin“, fragte Nikki. „Es ist einfach nicht erzählenswert“,
antwortete Suna. Nikki konnte es nicht glauben. „Du bekommst ja ständig nur
Hasskommentare“ rief sie aufgebracht. „Ach Quatsch. Da haben ein paar Leute etwas gegen
mich, das legt sich wieder“, erwiderte Suna schließlich. Nikki schüttelte den Kopf und konnte
nicht fassen, wie naiv Suna doch war. „Ich denke das nicht. Versprich mir bitte, dass du mich
sofort anrufst, wenn etwas sein sollte, oder wenn du Hilfe brauchst!“ Nachdem Suna es ihr
versprochen hatte, legte sie auf und Nikki ging ins Bett. Sie dachte noch lange über dieses
Gespräch nach, bis sie endlich einschlafen konnte.
Kapitel 7: Suna
Leere. Schmerz. Mehr war dort nicht. Nikki hatte sich zwar bemüht aber sie konnte diese
Situation nicht ändern. Hier gab es keinen Ausweg mehr, denn es würde nie aufhören. Sie
fühlte sich unsichtbar und auf der anderen Seite angreifbarer denn je. Sie hatte keinen Antrieb
mehr. Das Lachen auf ihrem Gesicht hatte seit längerem niemand mehr gesehen, es gab
schließlich auch keinen Grund mehr dazu. Der Hass, der ihr entgegengebracht worden war,
hatte sie gelähmt. Die Hate-Nachrichten waren immer mehr geworden. Es gab für sie einfach
keinen Grund mehr, weiterzumachen. Sie würde ihre Wurzeln und ihre Hautfarbe nie ändern
können. So schluckte Suna die Handvoll Tabletten, die sie sich besorgt hatte, und bereitete
dem stechenden Schmerz in ihrer Seele ein Ende. Denn so, wie sie gewesen war, hatte sie den
Leuten im Internet nicht genügt.
Kapitel 8: Nikki
Als sie aufwachte, fühlte sie sich immer noch unwohl. Sie stand auf und stellte sich ans
Fenster. Die Sache mit Suna kam ihr wieder in den Kopf. Plötzlich klopfte es leise an ihrer
Zimmertür. Ihre Eltern kamen ins Zimmer. Sie sahen besorgt und unsicher aus, und Nikkis
Magen begann sich zu drehen. Für ein paar Minuten sagte keiner etwas. Doch dann begannen
ihre Eltern zu reden. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie fühlte wie ihre Beine
nachgaben und ihre Knie wankten. Sie hörte diesen einen Satz immer wieder in ihrem Kopf
nachhallen. „Es tut uns unfassbar leid, aber es kam gerade ein Anruf. Suna hat sich gestern
Abend das Leben genommen“. Der Satz klang in ihrem Kopf immer lauter und sie versuchte,
ihn zu verstehen. Das konnte nicht wahr sein. Sie versuchte stark zu wirken, doch es klappte
nicht. Schluchzend sank sie in sich zusammen. Sie weinte. In diesem Moment gingen ihr
tausende Bilder und Gedanken durch den Kopf. Sie hatten doch gestern noch telefoniert und
Suna hatte ihr versichert, dass es ihr gut ging. Sie hatte sie angelogen. Hätte sie noch weiter
nachhaken sollen? Nikki bekam kaum mit, wie ihre Eltern auf sie einredeten und versuchten,
sie zu beruhigen. War der Selbstmord ihre Schuld? Hätte sie es verhindern können? Warum
war Suna nicht zu ihr gekommen und hatte ihr anvertraut, was sie bedrückte? Warum hat sie
nicht mit ihren Eltern, ihrer Schwester oder irgendeiner Person, die ihr hätte helfen können,
geredet? Tränen liefen ihr über das Gesicht.
Schlusswort:
Die Geschichte von Suna ist zwar nur eine fiktive Geschichte, jedoch sind durch die Nutzung
von Social Media viele Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion, oder beispielsweise
ihrer Herkunft, von Hatespeech betroffen. Laut einer Studie der Heinrich-Böll-Stiftung, in der
auf eine Umfrage der Agentur EU für Grundrechte verwiesen wird, haben circa 11% aller
Frauen in der EU Erfahrung mit Onlinebelästigung gemacht.1
Wir möchten in unserer kurzen Erzählung zeigen, dass so eine Situation, in der eine Person
von Hatespeech betroffen ist, diese stärker belasten kann, als man es vermutlich annimmt.
Die Figur Suna ist in der Geschichte so mit der Situation überfordert, dass sie keinen anderen
Ausweg sieht, als sich das Leben zu nehmen. In diesem Schlusswort ist es uns aber wichtig,
auch Lösungsmöglichkeiten zu zeigen.
Wichtig ist es, sich einer Person anzuvertrauen, um nicht alleine mit der Situation umgehen zu
müssen. Auch kann es sinnvoll sein, sich psychologischen oder juristischen Beistand von
Fachleuten zu holen.2
In Deutschland ist es beispielsweise möglich, sich an das Mädchenhaus
zu wenden, dass es in verschiedenen Städten gibt. Dort kann man sich beraten und
unterstützen lassen. Eine andere Möglichkeit sind Online-Beratungsstellen wie die
Jugendrechtsberatung des Kinderschutzbundes, an die man sich wenden kann.
Nur indem man sich Hilfe holt, ist es für eine Person in dieser schwierigen und belastenden
Situation möglich, sich aus dem Gefühl der Machtlosigkeit zu befreien und gegen Hatespeech
vorzugehen.
Wir würden uns wünschen, dass in Zukunft noch stärker gegen Hatespeech vorgegangen
wird.
1
vgl. Heinrich-Böll-Stiftung, Online im Internet. Abgerufen am 30.12.2020 von Hatespeech im Internet | Gunda-
Werner-Institut | Heinrich-Böll-Stiftung (gwi-boell.de)
2
vgl. Meßmer, Anna-Katharina, S.12, Online im Internet Abgerufen am 01.01.2021vonWIE-UMGEHEN-MIT-
HATE-SPEECH_Anna-Katharina-Meßmer_Laura-Kristine-Krause_Das-Progressive-Zentrum.pdf (progressives-
zentrum.org)
Quellenverzeichnis
1. Heinrich-Böll-Stiftung (02.08.2016). Hatespeech im Internet. Abgerufen am
30.12.2020 von Hatespeech im Internet | Gunda-Werner-Institut | Heinrich-Böll-Stiftung
(gwi-boell.de)
2. Meßmer, Anna- Katharina (2018). Wie umgehen mit Hatespeech? Abgerufen am
01.01.2021vonWIE-UMGEHEN-MIT-HATE-SPEECH_Anna-Katharina-Meßmer_Laura-
Kristine-Krause_Das-Progressive-Zentrum.pdf (progressives-zentrum.org)

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  • 1. 68. Europäischer Wettbewerb-2021-Digital EU and You? 3-3 Netiquette im Netz „Suna“ Eine Kurzgeschichte über das Thema Hatespeech und dessen Folgen. Autoren: Jemima Bampoe-Addo Sophia Brüning Mira Krull Antonia Wagner Betreuende Schule: Gymnasium Tellkampfschule Hannover Altenbekener Damm 83 30173 Hannover Betreuende Lehrkraft: Barbara Schnellbach barbara.schnellbach@tellkampfschule.eu
  • 2. Inhalt Kapitel 1: Suna........................................................................................................................................ 3 Kapitel 2: Nikki....................................................................................................................................... 3 Kapitel 3: Suna........................................................................................................................................ 4 Kapitel 5: Suna........................................................................................................................................ 5 Kapitel 6: Nikki....................................................................................................................................... 5 Kapitel 7: Suna........................................................................................................................................ 7 Kapitel 8: Nikki....................................................................................................................................... 7 Schlusswort: ............................................................................................................................................ 8 Quellenverzeichnis.................................................................................................................................. 9
  • 3. Kapitel 1: Suna Ihre zitternden Hände klammerten sich hilfesuchend um ihr Handy. Mit Tränen gefüllten Augen versuchte sie, die nacheinander auf ihrem Display erscheinenden Nachrichten zu lesen. Sie wusste, was diese Nachrichten für sie bedeuteten, ohne sie richtig lesen zu müssen. Die Angst stieg in ihr hoch, wie jedes Mal. Begonnen hatte es vor vier Wochen. Es war der Tag, an dem sie ihr erstes Bild auf Instagram postete. Im ersten Moment fühlte sie sich total selbstsicher, freute sich über die Likes, die sie bekam und fand es cool, ab jetzt auch dazuzugehören. Jedoch kam schon am gleichen Abend die erste Nachricht, eine Hassnachricht: „Geh zurück in dein Land!“ Darauf folgten in den nächsten Tagen weitere Beleidigungen, bis sich unter ihrem Post zahlreiche Hasskommentare sammelten. Jedes Mal, wenn sie die Nachrichten gelesen hatte oder eine Benachrichtigung auf ihrem Handy angezeigt worden war, zog sich alles in ihr zusammen und sie musste mit großer Mühe versuchen, die Tränen zurückzuhalten. Und genauso fühlte sie sich auch zu diesem Zeitpunkt, vier Wochen später. Kapitel 2: Nikki Beunruhigt saß Nikki in der Schulcafeteria. Seit einer gefühlten halben Stunde versuchte sie, ihre Freundin Suna, die ihr gegenübersaß, etwas zu fragen. Jedoch schaute diese nur mit einem traurigen Gesichtsausdruck auf ihr Handy. Für einen kurzen Moment dachte sie, ein leichtes Zittern von Suna wahrgenommen zu haben, doch sie redete sich ein, sie hätte es sich nur eingebildet. Nikki merkte, dass Suna immer tiefer in ihren Gedanken versank und versuchte verzweifelt, wenigstens einen kleinen Teil ihrer Aufmerksamkeit zu erhaschen, indem sie, sie immer wieder ansprach. Doch vergebens. Nach weiteren zehn Minuten wurde es ihr schließlich zu viel. Sie atmete tief aus und versuchte es noch einmal. „Suna, bist du da?“, fragte sie und wedelte aufgebracht mit ihrer Hand vor Sunas Gesicht herum, bis diese langsam den Kopf hob und sich verdattert umschaute. „Wo warst du denn mit deinen Gedanken?“, fragte Nikki ungeduldig nach. Suna guckte sie weiterhin nicht direkt an und schien noch immer abgelenkt zu sein. Nikki merkte, dass etwas nicht stimmte, wollte aber nicht weiter nachhaken. Suna würde es ihr schon sagen, wenn sie ein Problem hätte, bei dem sie ihre Hilfe benötigen würde. Zumindest ging sie fest davon aus. Da diese sich aber sichtlich unwohl zu fühlen schien, versuchte Nikki schnell das Thema zu wechseln. „Hey! Kommst du eigentlich morgen mit ins Kino?“ Nikki hoffte auf eine Antwort, jedoch blieb es still. Doch dann endlich fragte Suna mit leiser Stimme: „Du willst mit mir ins Kino? Ich glaube, ich bleib
  • 4. besser zu Hause.“ Nach diesen Worten stand sie auf, murmelte ein leises „Ich muss jetzt gehen“ und verschwand durch die Tür. Fassungslos guckte Nikki auf die Tür, die sich leise hinter ihrer Freundin schloss. Was war da eben passiert? Kapitel 3: Suna Seit Verlassen des Schulgeländes hatte sie nicht mehr aufgehört zu sprinten. Als sie schließlich vor ihrer Wohnungstür zum Stehen kam, war sie endlich in der Lage, einen ersten klaren Gedanken zu fassen. Ihre Hand fuhr über ihre Wangen und wischte somit eine Träne weg. Plötzlich wurde ihr klar, wie peinlich das doch war, so einen Aufstand zu machen. Alle mussten sie jetzt für durchgeknallt halten, doch eben in der Cafeteria konnte sie sich einfach nicht mehr zusammenreißen. Warum nur musste sie gerade in der Schule eine weitere Hassnachricht auf Instagram bekommen? Schließlich wussten ihre Freunde nicht, was gerade bei ihr los war. Oder doch und sie sagten nur einfach nichts? Vielleicht waren ihre Freunde sogar derselben Meinung und versuchten, sie so loszuwerden? Das alles nur, weil sie anders aussah! Warum gerade sie! Sie hasste sich dafür, nicht so auszusehen wie ihre Freunde! Wütend starrte sie auf ihre braune Haut, die unter ihrem Mantel hervorschaute. Vor vier Wochen, als alles anfing, hasste sie noch die Leute mit ihren rassistischen Kommentaren. Doch nun hasste sie sich selbst dafür, nicht so auszusehen wie die anderen. Sie begann zu glauben, was die Leute ihr vorwarfen und ihr durch die vielen Hassnachrichte eintrichterten. Kapitel 4: Nikki Als auch Nikki Zuhause angekommen war, ging sie die Situation, die sie immer noch verwirrte, erneut im Kopf durch. Suna war plötzlich aus der Cafeteria gerannt. So etwas war noch nie passiert. Hatte es etwas mit ihr zu tun? Mochte sie generell nicht darüber reden, oder nur nicht mit ihr? Vertraute sie ihr nicht? Nikki überlegte eine ganze Weile. Hatte Suna ernsthafte Sorgen? Plötzlich hatte Nikki ein schlechtes Gefühl. Sie dachte darüber nach, ob sie ihr hätte nachlaufen sollen. Sie erinnerte sich wieder an das Zittern, welches sie in der Cafeteria für ein paar Sekunden wahrgenommen hatte. War es doch keine Einbildung gewesen? Vielleicht interpretierte sie die Situation ganz falsch. Nachdem sie eine Weile hin und her überlegt hatte, versuchte Nikki Suna zu erreichen, um mit ihr zu reden. Als jedoch nur die Mailbox ranging, ließ sie ihr Handy enttäuscht auf ihr Bett fallen.
  • 5. Kapitel 5: Suna Als Suna die Tür zu der Drei-Zimmer-Wohnung im vierten Stock öffnete, hoffte sie inständig, dass niemand da sein würde. Kurz darauf hörte sie jedoch die warme Stimme ihrer Schwester aus dem Wohnzimmer zur Begrüßung rufen: „Na…hi, schon Schulschluss?“. Suna gab nur ein leises: „Mmhm.“ zurück und verschwand, so schnell es nur ging, in ihrem Zimmer. Sie wollte sich jetzt einfach nicht mit ihrer Schwester unterhalten. Denn sie würde sofort merken, dass etwas nicht stimmte und danach alles aus ihr herausquetschen. Suna warf sich auf ihr Bett. Sie merkte, wie schlecht sie sich fühlte, weil sich viele Leute über sie lustig machten und sie teilweise sogar verabscheuten. An sich war sie beiläufige rassistische Kommentare im Alltag ja gewohnt, jedoch trauten sich die Leute, versteckt hinter ihren Fake-Profilen, viel schlimmere Dinge gegen sie zu schreiben. Darum wollte sie die Hassnachrichten auch vor Nikki geheimhalten, weil sie Angst hatte, dass diese sich die Kommentare auch zu Herzen nehmen und die Freundschaft zu ihr noch einmal überdenken würde. Als sie in ihren Spiegel sah, der gegenüber von ihrem Bett hing, starrten sie zwei leere und traurige Augen an. Eine Mischung aus Wut und Enttäuschung stieg erneut in ihr auf. Sie fühlte sich hässlich, ungenügend und wie eine Aussätzige. „Warum nur musste sie in diesem Körper, mit dieser Hautfarbe geboren werden?“, fragte sie sich. Die Wochen vergingen und Suna kam immer seltener zur Schule. Es fiel ihr schwer, morgens aufzustehen und sprach mit niemandem über ihre Probleme. An den wenigen Tagen, an denen sie die Schule besuchte, ging sie allen aus dem Weg, vor allem Nikki, die immer versuchte, mit ihr zu reden. Sie wollte einfach nicht darüber sprechen, dass sie inzwischen täglich fast 100 Hassnachrichten zugeschickt bekam. Jedes Mal, wenn nun der Benachrichtigungston ihres Handys erklang, fuhr sie zusammen. Ihre Schulnoten wurden durch die Fehlstunden und dadurch, dass sie sich nicht mehr konzentrieren konnte, auch immer schlechter. Jedes Mal, wenn sie aus der Schule nach Hause kam, weinte sie alleine in ihrem Zimmer. Der Hass, der ihr von so vielen Menschen entgegenkam, zerriss sie innerlich. Sie hatte auch schon einige der Hatespeech-Verfasser gesperrt, jedoch kamen immer mehr Kommentare dazu. Suna fühle sich wertlos und sah den Sinn des Lebens nicht mehr. Und das alles nur, weil sie dunkelhäutig war? Kapitel 6: Nikki Nikki litt sehr darunter, dass Suna ihr aus dem Weg ging. Um sich etwas von der ganzen verwirrenden Situation abzulenken, nahm sie ihr Handy in die Hand und klickte entschlossen auf Instagram. Als sich die App öffnete, guckte sie sich erst einmal die Fotos an, die ihre
  • 6. Freunde zuletzt gepostet hatten. Sie war in der letzten Zeit nicht sehr aktiv gewesen, weshalb sie offenbar viel verpasst hatte. Als sie weiter herunterscrollte, bemerkte sie ein Foto, welches Suna gepostet hatte. Sie likte es und wollte einen Kommentar verfassen. Statt sofort loszutippen, las sie sich zunächst die bereits geschriebenen Kommentare durch. Sie konnte es nicht glauben. Wohin sie auch schaute, waren nur Hasskommentare. Manche Ausdrücke waren so schlimm, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. „Erhäng dich doch!“ oder „Du bist es nicht wert, zu leben!“ Warum schrieben Menschen so etwas unter so ein schönes Bild von Suna? War das der Grund, weshalb Suna sich so zurückzog? Nikkis Magen zog sich zusammen. Sie war geschockt, dass Suna all diese Kommentare bekommen hatte und sie nichts bemerkt hatte. So hatte Suna alle Ängste alleine durchstehen müssen. Sie wählte entschlossen Sunas Telefonnummer. Sie musste einfach mit ihr reden. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging Suna endlich an ihr Handy. „Hallo?“, ertönte ihre leise Stimme durch den Hörer. Nikki fiel plötzlich ein, dass sie gar keine Idee hatte, wie sie Suna auf dieses heikle Thema ansprechen sollte, konnte sich aber nicht länger zurückhalten und platzte einfach heraus: „Ich habe deinen Instagram-Post gesehen. Was ist da bei den Kommentaren los?“ Nachdem sie diesen Satz ausgesprochen hatte, merkte sie, dass es etwas unsensibel war, und fügte noch ein leises „Geht es dir gut?“ hinzu. Sie hörte, wie Suna sich am anderen Ende des Hörers räusperte, bis ein „Ja, alles gut“ ertönte. „Warum hast du denn nicht mit mir geredet? Du weißt doch, dass ich für dich da bin“, fragte Nikki. „Es ist einfach nicht erzählenswert“, antwortete Suna. Nikki konnte es nicht glauben. „Du bekommst ja ständig nur Hasskommentare“ rief sie aufgebracht. „Ach Quatsch. Da haben ein paar Leute etwas gegen mich, das legt sich wieder“, erwiderte Suna schließlich. Nikki schüttelte den Kopf und konnte nicht fassen, wie naiv Suna doch war. „Ich denke das nicht. Versprich mir bitte, dass du mich sofort anrufst, wenn etwas sein sollte, oder wenn du Hilfe brauchst!“ Nachdem Suna es ihr versprochen hatte, legte sie auf und Nikki ging ins Bett. Sie dachte noch lange über dieses Gespräch nach, bis sie endlich einschlafen konnte.
  • 7. Kapitel 7: Suna Leere. Schmerz. Mehr war dort nicht. Nikki hatte sich zwar bemüht aber sie konnte diese Situation nicht ändern. Hier gab es keinen Ausweg mehr, denn es würde nie aufhören. Sie fühlte sich unsichtbar und auf der anderen Seite angreifbarer denn je. Sie hatte keinen Antrieb mehr. Das Lachen auf ihrem Gesicht hatte seit längerem niemand mehr gesehen, es gab schließlich auch keinen Grund mehr dazu. Der Hass, der ihr entgegengebracht worden war, hatte sie gelähmt. Die Hate-Nachrichten waren immer mehr geworden. Es gab für sie einfach keinen Grund mehr, weiterzumachen. Sie würde ihre Wurzeln und ihre Hautfarbe nie ändern können. So schluckte Suna die Handvoll Tabletten, die sie sich besorgt hatte, und bereitete dem stechenden Schmerz in ihrer Seele ein Ende. Denn so, wie sie gewesen war, hatte sie den Leuten im Internet nicht genügt. Kapitel 8: Nikki Als sie aufwachte, fühlte sie sich immer noch unwohl. Sie stand auf und stellte sich ans Fenster. Die Sache mit Suna kam ihr wieder in den Kopf. Plötzlich klopfte es leise an ihrer Zimmertür. Ihre Eltern kamen ins Zimmer. Sie sahen besorgt und unsicher aus, und Nikkis Magen begann sich zu drehen. Für ein paar Minuten sagte keiner etwas. Doch dann begannen ihre Eltern zu reden. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie fühlte wie ihre Beine nachgaben und ihre Knie wankten. Sie hörte diesen einen Satz immer wieder in ihrem Kopf nachhallen. „Es tut uns unfassbar leid, aber es kam gerade ein Anruf. Suna hat sich gestern Abend das Leben genommen“. Der Satz klang in ihrem Kopf immer lauter und sie versuchte, ihn zu verstehen. Das konnte nicht wahr sein. Sie versuchte stark zu wirken, doch es klappte nicht. Schluchzend sank sie in sich zusammen. Sie weinte. In diesem Moment gingen ihr tausende Bilder und Gedanken durch den Kopf. Sie hatten doch gestern noch telefoniert und Suna hatte ihr versichert, dass es ihr gut ging. Sie hatte sie angelogen. Hätte sie noch weiter nachhaken sollen? Nikki bekam kaum mit, wie ihre Eltern auf sie einredeten und versuchten, sie zu beruhigen. War der Selbstmord ihre Schuld? Hätte sie es verhindern können? Warum war Suna nicht zu ihr gekommen und hatte ihr anvertraut, was sie bedrückte? Warum hat sie nicht mit ihren Eltern, ihrer Schwester oder irgendeiner Person, die ihr hätte helfen können, geredet? Tränen liefen ihr über das Gesicht.
  • 8. Schlusswort: Die Geschichte von Suna ist zwar nur eine fiktive Geschichte, jedoch sind durch die Nutzung von Social Media viele Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion, oder beispielsweise ihrer Herkunft, von Hatespeech betroffen. Laut einer Studie der Heinrich-Böll-Stiftung, in der auf eine Umfrage der Agentur EU für Grundrechte verwiesen wird, haben circa 11% aller Frauen in der EU Erfahrung mit Onlinebelästigung gemacht.1 Wir möchten in unserer kurzen Erzählung zeigen, dass so eine Situation, in der eine Person von Hatespeech betroffen ist, diese stärker belasten kann, als man es vermutlich annimmt. Die Figur Suna ist in der Geschichte so mit der Situation überfordert, dass sie keinen anderen Ausweg sieht, als sich das Leben zu nehmen. In diesem Schlusswort ist es uns aber wichtig, auch Lösungsmöglichkeiten zu zeigen. Wichtig ist es, sich einer Person anzuvertrauen, um nicht alleine mit der Situation umgehen zu müssen. Auch kann es sinnvoll sein, sich psychologischen oder juristischen Beistand von Fachleuten zu holen.2 In Deutschland ist es beispielsweise möglich, sich an das Mädchenhaus zu wenden, dass es in verschiedenen Städten gibt. Dort kann man sich beraten und unterstützen lassen. Eine andere Möglichkeit sind Online-Beratungsstellen wie die Jugendrechtsberatung des Kinderschutzbundes, an die man sich wenden kann. Nur indem man sich Hilfe holt, ist es für eine Person in dieser schwierigen und belastenden Situation möglich, sich aus dem Gefühl der Machtlosigkeit zu befreien und gegen Hatespeech vorzugehen. Wir würden uns wünschen, dass in Zukunft noch stärker gegen Hatespeech vorgegangen wird. 1 vgl. Heinrich-Böll-Stiftung, Online im Internet. Abgerufen am 30.12.2020 von Hatespeech im Internet | Gunda- Werner-Institut | Heinrich-Böll-Stiftung (gwi-boell.de) 2 vgl. Meßmer, Anna-Katharina, S.12, Online im Internet Abgerufen am 01.01.2021vonWIE-UMGEHEN-MIT- HATE-SPEECH_Anna-Katharina-Meßmer_Laura-Kristine-Krause_Das-Progressive-Zentrum.pdf (progressives- zentrum.org)
  • 9. Quellenverzeichnis 1. Heinrich-Böll-Stiftung (02.08.2016). Hatespeech im Internet. Abgerufen am 30.12.2020 von Hatespeech im Internet | Gunda-Werner-Institut | Heinrich-Böll-Stiftung (gwi-boell.de) 2. Meßmer, Anna- Katharina (2018). Wie umgehen mit Hatespeech? Abgerufen am 01.01.2021vonWIE-UMGEHEN-MIT-HATE-SPEECH_Anna-Katharina-Meßmer_Laura- Kristine-Krause_Das-Progressive-Zentrum.pdf (progressives-zentrum.org)