Burgen, Herren, Könige - Stauferzeit im Siebengebirge. Burg Drachenfels, Burg Wolkenburg, Burg Löwenburg, Burg Rosenau und Kloster Heisterbach. Es ist die Zeit der Herrscher Friedrich I. Barbarossa, Heinrich IV., Philipp von Schwaben, Otto IV. und Friedrich II.
2. Angevinisches Reich
Heinrich II. von England
Eleonore von Aquitanien
Normannisches
Königreich Sizilien
Araber
Araber
Der größte Teil Mitteleuropas
und Oberitalien gehörten zum
Heiligen Römischen Reich.
England und große Teile
Westfrankreichs waren im
Besitz der anglonormannischen
Plantagenets, Heinrichs II. von
England und seiner Ehefrau
Eleonore von Aquitanien.
König Ludwig in Paris herrschte
nur über die Ile de France und
die angrenzenden Gebiete.
In Süditalien und Sizilien hatten
die Normannen ihr Königreich
errichtet – mit dem Segen des
Papstes in Rom.
Im Reich regierte Kaiser
Friedrich I. Barbarossa aus der
Familie der Staufer.
Europa zur Mitte des 12. Jahrhunderts
Byzanz
Barbarossa
4. Neben den Staufern gehörten
die Welfen zu den ersten
Familien des Reiches; lange
schwelte ein Konflikt zwischen
den Familien.
Barbarossas Vetter war der
Welfe Heinrich der Löwe. Der
Kaiser versöhnte sich mit ihm,
gab ihm viel Macht, begrüßte
sogar dessen Ehe ins englische
Königshaus. Dafür hielt der
Löwe dem Kaiser den Rücken
frei.
Staufer und Welfen
Barbarossa
Dankwarderode, Braunschweig
Heinrich der Löwe,
Mathilde
Nürnberg
5. Angevinisches
Reich
Königreich Sizilien
Araber
Araber
Barbarossa wollte dem Kaiser-
tum neuen Glanz verleihen. 80
Jahre zuvor hatte der Salier
Heinrich IV. den „Gang nach
Canossa“ antreten müssen.
Seither hatte es Ansehen und
Einfluss verloren.
Die streitbaren Päpste des
Hochmittelalters sahen das
anders. Für sie war der Kaiser
der Mond, der seinen Glanz von
der Sonne, dem Papsttum
erhielt.
Mehrfach brachte Papst
Hadrian Barbarossa zu
Weißglut. Schließlich langte es
dem. „Das Reich ist heilig“
donnerte er.
Das Reich ist heilig! Kaiser und Papst
6. Barbarossas mächtiger Kanzler
war Rainald von Dassel, der
Erzbischof von Köln (1159-67).
Auch in unserer Region hatten
die Erzbischöfe das Sagen. Auf der
Wolkenburg stand seit 1118 ihre
Burg, die erste im Siebengebirge.
Doch die Grafen von Sayn und die
Grafen von Berg machten ihnen
die Vorherrschaft streitig.
Um 1140 begann Erzbischof
Arnold I. von Merxheim mit dem
Bau einer Burg auf dem
Drachenfels; übertrug sie dann
nicht ganz freiwillig dem Bonner
St. Cassius Stift unter Propst
Gerhard von Are.
Erzbischöfliche Burgen
Burg Wolkenburg, Skizze
Drachenfels und Wolkenburg
7. Während am Drachenfels
gebaut wurde, zog Barbarossa
mehrfach gegen die ober-
italienischen Städte. 1162
wurde Mailand zerstört.
Erzbischof Rainald von Dassel
brachte die Gebeine der Heili-
gen Drei Könige als Kriegsbeute
nach Köln.
1167 stand Burg Drachenfels.
Eine Gipfelburg, gut geschützt
durch ihre Lage. Angreifer
konnten kaum schweres Gerät
heraufbringen, zudem waren sie
Brandpfeilen, Steinen und
Pechnasen ausgesetzt.
Burg Drachenfels
Burg Drachenfels
Burg Drachenfels, Schießscharte
8. Über die Jahre war Heinrich der
Löwe zum Staat im Staat
geworden.
Beim letzten Italienzug
versagte er Barbarossa seine
Unterstützung; der Kaiser erlitt
eine schlimme Niederlage.
Doch der Löwe hatte den
Bogen überspannt. Der Kaiser
sprach die Acht aus, die
Reichsfürsten zogen gegen ihn.
Er verlor fast all seinen Besitz
und musste ins Exil.
Am meisten profitierte der
Kölner Erzbischof Philipp von
Heinsberg (1167-91) vom Sturz
Heinrichs des Löwen. Er
befestigte Köln und riskierte
1187 sogar eine Machtprobe
mit dem Kaiser.
Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg
9. 1189 rief Erzbischof Philipp
Zisterzienser auf den Stromberg
ins Siebengebirge.
Vor Jahren hatten Augustiner -
mönche dort gelebt und ein
Kirchlein errichtet, waren dann
aber fortgezogen. Der Erz-
bischof hatte sich die Rechte an
dem Berg gesichert.
Die Zisterzienser bauten die
Kirche aus und widmeten sie
dem Heiligen Petrus, seither
hieß der Berg Petersberg.
Auch das war Politik – denn wo
des Erzbischofs Mönche ihr
Kloster hatten, konnte kein
anderer Regionalfürst seine
Burg bauen.
Zisterzienser auf dem Stromberg
Petersberg
10. Richard Löwenherz
Nach vielen Jahren Krieg in
Italien hatte Barbarossa Frieden
geschlossen. Sein Sohn Heinrich
VI. heiratete Konstanze von
Hauteville, die mögliche Erbin
des Königreiches Sizilien.
Doch aus dem Nahen Osten
kamen bedrohliche Nach-
richten: Im Oktober 1187 war
Jerusalem gefallen.
Der hochbetagte Kaiser nahm
das Kreuz und brach ins Heilige
Land auf. Auch Philipp II. von
Frankreich und Richard Löwen-
herz nahmen das Kreuz.
Für die deutschen Ritter endete
der Kreuzzug tragisch: der
Kaiser starb in Anatolien, und
nur wenige seiner Ritter kehren
heim.
Beim Aufenthalt in
Sizilien unterstützte Richard
den Usurpator Tancred. Für die
Staufer wurde er dadurch zum Staatsfeind.
Dritter Kreuzzug
Barbarossa Heinrich VI.
Konstanze
Byzanz
12. Diese Zeilen stammen aus
einem Minnelied Heinrichs VI.
Nach dem Tod Barbarossas war
er König.
Von ihm sind sehr schöne
Minnelieder überliefert, mit
seinem Bild beginnt der Codex
Manesse.
„Ich grüeze mit gesange die süezen,
die ich vermiden niht wil noch enmac
deich si réhte von munde mohte grüezen,
ach leides, des ist manic tac.“
"Ich grüße mit Gesang die Süße,
die ich nicht meiden will noch mag,
dass ich von Mund zu Mund sie grüße,
darüber hin ging mancher Tag.“
Heinrich VI., der Minnesänger
13. Doch Heinrich war nicht nur
Minnesänger – er war auch ein
Herrscher und Machtpolitiker.
In Sizilien, dem Erbe seiner Frau
Konstanze, war der Erbfall ein-
getreten, doch die normanni-
schen Barone hatten einen der
ihren auf den Thron gehoben.
Heinrichs Sein erster Zug nach
Italien, um Sizilien zu erobern,
war fehlgeschlagen.
Dann fiel ihm 1192/93 Richard
Löwenherz in die Hände. Erst
gegen ein gewaltiges Lösegeld
und den Lehnseid für England
kam Richard Anfang Februar
1194 frei.
Mit dem Lösegeld in der Kriegs-
kasse konnte Heinrich Sizilien
erobern.
Heinrich VI. und Richard Löwenherz
14. Die Zisterzienser
Zur Zeit Heinrichs VI. waren die
Zisterzienser längst eine euro-
päische Größe.
‚‘„Der Konzern der weißen
Mönche‘ war der Titel der
Zisterzienser-Ausstellung im
Bonner Landesmuseum. Das
trifft es gut, denn bei den
Zisterziensern kamen Frömmig-
keit, vielfältige Fertigkeiten und
Geschäftssinn zusammen.
Zudem wurden sie reich
beschenkt und genossen Zoll-
freiheit auf dem Rhein. Vielen
schienen sie eine übermächtige
Konkurrenz.
Bernhard von Clairvaux mit Ordensbrüdern
15. Vom Petersberg ins Heisterbacher Tal
Auf dem Petersberg fanden die
Zisterzienser die gesuchte
Abgeschiedenheit, nicht aber
die Voraussetzungen, nach
ihrem Ideal zu wirtschaften und
ihren Lebensunterhalt selbst zu
erarbeiten. Vor allem fehlte
ihnen fließendes Wasser.
1192 zogen sie hinab ins
Heisterbacher Tal. Viele
Menschen waren besorgt –
Bauern und Winzer ebenso wie
der Graf von Sayn.
Der Ortsname Heisterbacher-
rott deutet darauf hin, das Land
um Heisterbach gerodet und
Menschen umgesiedelt wurden.
Ruine der Kirche auf dem Petersberg
16. Vieles von dem, was wir über
diese Zeit wissen, verdanken
wir Caesarius von Heisterbach,
der von 1199 bis 1240 im
Kloster lebte. Zunächst war er
Novizenmeister und verfasste
Lehrschriften, die immer wieder
abgeschrieben und in vielen
Klöstern genutzt wurden.
In seinem bekanntesten Werk,
dem "Dialogus miraculorum"
beschrieb er den Alltag des
Klosterlebens in Wunder-
erzählungen.
Caesarius schrieb auch über
die politischen Ereignisse seiner
Zeit, sorgfältig und wahrheits-
liebend, und ist deshalb einer
unserer wichtigsten Zeitzeugen
über die Jahre 1180-1240.
Caesarius von Heisterbach
17. Heinrich VI. war so mächtig wie
kein Kaiser vor ihm. Einen Tag
nach seiner Krönung in Palermo
wurde sein Sohn Friedrich
geboren.
Doch der Kaiser scheiterte mit
seinem Plan, die Krone für die
Staufer vererbbar machen.
Im September 1197 verstarb er
in Sizilien, auf dem Weg nach
Palästina.
Sein plötzlicher Tod stürzt das
Reich ins Chaos, die Staufer-
herrschaft in Sizilien brach
zusammen. Seine Witwe
Konstanze holte eiligst ihren
kleinen Sohn Friedrich nach
Palermo, bestellte den Papst zu
seinem Vormund und brach mit
Deutschland.
Das kurze Weltreich
Königreich
Sizilien
19. In Deutschland wählten die
Anhänger der Staufer Heinrichs
jüngeren Bruder Philipp von
Schwaben zum König.
Das rief den Kölner Erzbischof
Adolf von Altena (1193-1205)
auf den Plan, der von einer
Erbmonarchie der Staufer gar
nichts hielt. Er sucht nach
einem Gegenkandidaten.
Man einigte sich schließlich auf
Otto, den dritten Sohn
Heinrichs des Löwen. Sein Onkel
Richard Löwenherz hatte ihn ins
Spiel gebracht. Die beiden
standen sich sehr nahe, Otto
war bei Richard aufgewachsen.
Die Doppelwahl
Philipp von SchwabenWappen Ottos IV.
Byzanz
20. Hinter Ottos Wahl standen die
Kölner Händler, denen an guten
Beziehungen zu England lag.
Zudem hatte Otto in Deutsch-
land kaum Rückhalt und schien
nicht mächtig genug, als dass er
die Kreise des machtbewussten
Erzbischofs und andere Fürsten
hätte stören können.
Papst Innozenz III., überzeugt
das ihm allein die Entscheidung
zustand, verhandelte mit
beiden Seiten.
Schließlich erklärte er Otto zum
rechtmäßigen Herrscher und
bannte Philipp und seine
Anhänger. Ein Krieg um den
Thron brach aus.
Machtspiele
21. Diese Zeilen aus Walther von
der Vogelweides "Reichston"
gehören sicher zu seinen
bekanntesten.
In drei Sprüchen beklagt er die
Rechtsunsicherheit jener Jahre,
den verheerenden Thronstreit
und die Anmaßung des Papstes.
Neben Minneliedern ist uns
von Walther auch politische
Dichtung überliefert. Er war
Berufssänger und lebte davon,
dass die Fürsten ihm Aufträge
gaben und ihn gut entlohnten.
Zunächst stand er im Dienst
Philipps, dann Ottos IV., im
„Ottenton“, noch später sang er
für Friedrich II. Wie er wirklich
empfand, können wir heute
nicht mehr sagen.
Walters Spruchdichtung
„Ich saz ûf eime steine,
und dahte bein mit beine,
dar ûf satzt ich den ellenbogen;
ich hete in mîne hant gesmogen
daz kinne und ein mîn wange.“
Burg Drachenfels
22. Die Grafen von Sayn standen
fest auf der Seite Ottos.
Eine erbittertere Fehde tobte
zwischen ihnen und Dietrich
von Landsberg, einem Anhänger
der Staufer. In jenen Jahren
entstand die Burg auf der
Löwenburg.
Graf Heinrich II. und sein
Bruder Eberhard II. gerieten in
die Gefangenschaft Dietrichs
und starben an den erlittenen
Drangsalen. Der junge Graf
Heinrich III. wuchs in den
Kriegsjahren heran.
Burg Löwenburg
Burg Löwenburg
23. Der Thronkrieg (1198-1208)
verwüstete das Land; auch das
Rheinland wurde schwer heim-
gesucht. Bündnisse wurden
geschlossen und gebrochen.
Um 1205 wendete sich das
Blatt gegen Otto. Auch
Erzbischof Adolf von Köln
wechselte die Seiten.
Papst Innozenz III. setzte ihn ab
und erhob Bruno von Sayn.
Adolf fügte sich nicht; Brunos
Amtszeit war von andauernden
schweren Kämpfen geprägt. Er
wurde lange gefangen gehalten
und verstarb 1207 auf Burg
Blankenberg.
Erst der Mord an Phlipp von
Schwaben 1208 beendete den
Thronkrieg.
Thronkrieg
1205 kaperte Graf Heinrich
die Proviantflotte Philipps.
Burg Blankenberg
24. Im Oktober 1209 wurde Otto IV.
in Rom zum Kaiser gekrönt.
Sein neues Siegel zeigte ihn als
thronenden Herrscher, Sonne
und Mond neben seinem Kopf.
Sein Kaisertum verdankte er der
Gnade Gottes, nicht der des
Papstes.
Ottos bewegtes Leben wird
ihm nicht viel Muße gelassen
haben. Und doch war er Bau-
herr, Stifter und vielleicht auch
Dichter und Vortragender.
Vielleicht kannte man an Ottos
Hof schon das zwischen 1190
und 1210 entstandene Nibe-
lungenlied. Wolfram von
Eschenbach schrieb am Parzival.
Vor allem aber war Otto ein
Ritter.
Kaiser Otto IV.
Ottos Siegel und Mantel
Wolfram | Löwenburg
25. Doch Otto war nur eine kurze
Zeit des Friedens vergönnt.
Als er von Rom weiter zog, um
Süditalien für das Reich zurück
zu erobern, brach der Papst mit
ihm. Otto wurde gebannt und
exkommuniziert, der Papst legte
den Reichsfürsten die Wahl
Friedrichs von Sizilien nahe.
Der hatte ihm viel verspro-
chen. Sizilien war päpstliches
Lehen, und nie mehr sollten die
Kronen des Heiligen Römischen
Reiches und des Königreiches in
der Hand der Staufer vereinigt
sein.
Bruch über Süditalien
Königreich
Sizilien
Byzanz
26. Für Otto hatte das verheeren-
de Folgen. Er eilte zurück und
konnte seine Herrschaft einiger-
maßen sichern.
Beim Hoftag im März 1212 in
Frankfurt war Graf Heinrich III.
von Sayn dabei. „Herr Kaiser
seid Ihr willkommen“ sang
Walther von der Vogelweide.
Doch waren schon süddeutsche
Adlige in Palermo, um Friedrich
nach Deutschland zu holen.
Ist ‚‘Herr Kaiser‘ noch willkommen?
28. Die Stauferzeit war von großen
Gegensätzen geprägt. Höfischer
Glanz und reiche Patrizier in
den aufstrebenden Städten auf
der einen, bittere Armut und
Seuchen auf der anderen Seite.
Da war die Selbstsucht und die
Machtgier der hohen Geistlich-
keit, die im krassen Gegensatz
zum Elend vieler Menschen
stand.
So mächtig Papst Innozenz in
Rom auch sein mochte – viele
Menschen zweifelten an seiner
Kirche.
Eine Zeit großer Gegensätze
29. In Okzitanien, dem romanisch
geprägten Süden Frankreichs,
tobte ein erbitterter Krieg
gegen die alternative Kirche der
Katharer. Sie hatte sich von Rom
losgesagt. Der okzitanische Adel
duldete sie – an den Höfen von
Carcassonne und Toulouse war
man gesprächsbereit.
Doch dieser Adel war reich und
de facto unabhängig – ein Dorn
im Auge des französischen
Königs in Paris.
Nach dem Mord an einem
päpstlichen Legaten rief Papst
Innozenz III. zum Kreuzzug
gegen die Katharer und den
okzitanischen Adel auf. Die
Kreuzheere setzen den Süden
Frankreichs in Flammen.
Krieg gegen die Katharer
Byzanz
30. Nicht nur die Katharer zweifel-
ten an der römischen Kirche.
Jerusalem und das wahre Kreuz
waren in den Händen der
Muslime, die Ritter des Vierten
Kreuzzugs hatten um der Gier
Venedigs wegen Byzanz blutig
erobert und geplündert, in
Okzitanien ging es vor allem um
die Unterwerfung des Adels und
das Aneignen seiner Gebiete.
Aber vielleicht wollte Gott das
nicht. Im Frühsommer 1212
brachen beinahe gleichzeitig in
Frankreich und in Köln
zehntausende Halbwüchsige
auf, um das Heilige Land zu
befreien. Die "Kinderkreuzzüge“
endeten tragisch, die wenigsten
kehrten heim.
Zweifel an der römischen Kirche
Byzanz
31. Franziskus von Assisi
In jenen Jahren entstanden die
Bettelorden der Franziskaner
und Dominikaner. Ihr Armuts-
ideal bedeutete ein radikal
anderes Leben als das der
hohen Geistlichkeit.
Doch sie stellten nie die
Autorität des Papstes in Frage.
Papst Innozenz III. sah, dass sie
der Kirche neue Glaubwürdig-
keit schenken konnten, und
erkannte ihre Regeln an.
Die Bettelorden entstehen
Byzanz
32. Friedrich II. hatte seinen Sohn
zum König von Sizilien krönen
lassen und war im September
1212 in Deutschland.
Nach seiner Krönung 1212
setzte sich im Süden durch, Otto
hielt den Norden.
Doch es war längst nicht mehr
ein reichsinterner Streit. Die
Staufer waren mit dem franzö-
sischen König Philipp II. August
verbündet. Otto hatte schon
Jahre zuvor an Richard Löwen-
herz' Seite gegen ihn gekämpft.
Inzwischen hatte König Johann
Ohneland fast den gesamten
Besitz der Plantagenets in
Frankreich an Philipp verloren.
In England selbst gärte es gegen
ihn.
Königreich
Sizilien
England
Frankreich
Der Weg nach Bouvines
Byzanz
33. In dieser desolaten Lage suchte
er den Schulterschluss mit
seinem Neffen Otto. Nicht, dass
sie sich nahe gestanden hätten,
aber der immer mächtigere
französische König bedrohte sie
beide. Auch Otto stand mit dem
Rücken zur Wand. Eine Allianz
gegen Philipp II. von Frankreich
kam zustande.
Doch der Plan scheiterte. Am
27. Juli 1214, bei Bouvines im
Nordosten Frankreichs, traf das
kaiserliche Heer auf die
Streitmacht Philipps – und erlitt
eine verheerende Niederlage.
Otto entkam mit knapper Not
Tod oder Gefangenschaft.
Schlacht von Bouvines 1214
Byzanz
34. Im Reich war der Weg nun frei
für Friedrich, sein Heer zog den
Rhein hinab Richtung Köln.
Für die Grafen von Sayn, die bis
zuletzt auf Ottos Seite
gestanden hatten, bedeutete
das eine große Gefahr, zumal
mit Adolf von Altena ihr alter
Widersacher Kölner Erzbischof
war und auch Graf Adolf III. von
Berg auf Friedrichs Seite stand.
Im Mai 1215 beugte sich Graf
Heinrich III. den Fakten und
suchte den Ausgleich.
Bei Friedrichs Krönung am 25.
Juli 1215 in Aachen war auch er
unten den rheinischen Granden,
alles andere hätte wohl
unabsehbare Folgen gehabt.
Eine neue Situation
Blick von der Löwenburg
35. Papst Innozenz III. verfolgte
Ketzer mit aller Entschiedenheit
und Erbitterung. Auf dem IV.
Laterankonzils von 1215 wurde
die Inquisition eingesetzt.
Zugleich war er ein heraus-
ragender Jurist und ordnete das
Verfahren neu. Dabei ließ er
sich von dem Grundgedanken
leiten, Gott der Herr wollte die
Bekehrung des Ketzers, nicht
dessen Tod. Dreimal musste
versucht werden, den Beschul-
digten durch Belehrungen zur
Umkehr zu bewegen.
Papst Innozenz ging es um die
Wahrheit, Verleumdung und
falsches Zeugnis durften nicht
über das Leben eines Menschen
entscheiden.
Papst Innozenz III. und die Inquisition
Papst Innozenz III.
37. Graf Heinrich III. hatte seinen
Vater und die Onkel Eberhard
und Bruno in den Kriegsjahren
verloren.
Um 1215 heiratete er, ver-
mittelt durch die Abtei Heister-
bach und Papst Innozenz III.,
Mechthild von Landsberg, die
Tochter Dietrichs von Landsberg
und der Landgräfin Jutta von
Thüringen. Mechthild brachte
den umfangreichen Besitz der
Thüringer Landgrafen am
Mittelrhein in die Ehe ein. Diese
Ehe brachte – hoffentlich –
etwas Frieden in das Leben des
Grafen, und den Aufstieg in den
Hochadel.
Endlich Frieden für die Grafen von Sayn
Löwenburg
38. Byzanz
1217/18 kam ein Kreuzzug
zustande, mit dabei waren Graf
Heinrich III. von Sayn und Graf
Adolf IV. von Berg.
Die Kreuzfahrer griffen Ägypten
an und stießen auf erbitterten
Widerstand. Eine Seuche brach
aus, Graf Adolf starb daran.
Nach langer Belagerung wurde
Damiette im November 1219
eingenommen. Der Sultan in
Kairo wollte verhandeln, der
Befehlshaber der Kreuzfahrer,
Kardinal Pelagius, lehnte rund-
weg ab. Bald gab es nur noch
Streit, viele Kreuzfahrer reisten
ab. Graf Heinrich III. war um
1220 wieder im Rheinland.
Ein Jahr später unterlagen die
Kreuzfahrer.
Kreuzzug nach Damiette
39. Königreich
Sizilien
Araber
Araber
Friedrich II. blieb zunächst in
Deutschland und holte seine
Frau Konstanze und sein Söhn-
chen Heinrich aus Sizilien nach.
Ernst gemeint hat er seine
Versprechen an Papst Innozenz
wohl nicht. 1220 wurde
Heinrich zum König gewählt –
die Kronen Siziliens und des
Reiches waren in der Hand der
Staufer vereint! Dafür hatte
Friedrich besonders den
geistlichen Fürsten zahlreiche
Zugeständnisse gemacht.
Dann verstarb Innozenz III.
überraschend. Sein Nachfolger
Honorius III. war ein älterer
Herr, mit dem Friedrich leichtes
Spiel zu haben glaubte, zumal
ihm viel an einem Kreuzzug lag.
Friedrich II. in Deutschland
Byzanz
Confoederatio cum
principibus ecclesiasticis
40. Araber
Araber
Friedrichs Politik ging auf. Der
Kölner Erzbischof Engelbert von
Berg war ein enger Vertrauter.
Im November 1220 wurde
Friedrich in Rom zum Kaiser
gekrönt.
Nun zog es ihn in seine Heimat
Sizilien, und sein Königreich
konnte er nach seinen Vorstel-
lungen formen. In Deutschland
hätte er sich wohl in einem
andauernden Kleinkrieg mit den
Fürsten aufgerieben.
Das Zentrum des Reiches war
nun Süditalien, inmitten der von
Italienern, Byzantinern, Arabern
und Normannen geprägten
Mittelmeerwelt. Das nord-
alpine Reich seines Großvaters
Friedrich Barbarossa kam an
zweiter Stelle.
Der Kaiser in Süditalien
Königreich
Sizilien
Trani, Apulien
Byzanz
41. Um 1225 ist als erster Burggraf
Heinrich vom Drachenfels
verzeichnet. Zunächst hatte das
Bonner St. Cassius-Stift Dienst-
leute mit der Verwaltung der
Burg beauftragt, doch das
wurde zu teuer. So übertrugen
sie die Burg ihren Dienstleuten
zu Lehen, gegen einen Anteil
der Einkünfte.
Die Burg auf der Wolkenburg
war eine der mächtigsten in
unserer Region, und ihre Burg-
grafen waren sicher eine
Autorität. Sie tauchen in vielen
Urkunden aus, aber über ihr
Leben wissen wir kaum etwas.
Die Burggrafen vom Drachenfels
Burg Drachenfels
42. Unterhalb des Ölbergs, auf dem
Hügel Rosenau, stand für kurze
Zeit eine kleine Burg, doch von
ihr wissen wir heute nur sehr
wenig.
Im Siebengebirge war Dietrich
von Dorndorf aufgetaucht, ein
niederer Adliger. Seit 1227
nannte er sich Dietrich von
Rosenau, also Herr der Burg
Rosenau.
Nach seinem Tod 1243 ver-
kaufte seine Familie noch im
gleichen Jahr die Burg Rosenau
an das nahegelegene Kloster
Heisterbach, und um 1250
wurde sie abgerissen. Die
Motive blieben bis heute unklar.
Burg Rosenau
Burg Rosenau
43. Kloster Heisterbach war religiö-
ser Mittelpunkt unserer Region.
In den Jahren von 1203-1237
entstand die Abteikirche - eine
turmlose Basilika mit Chorum-
gang und Kapellenkranz, wie sie
die Zisterzienser in Frankreich
bauten. Im Januar 1227 wurden
die ersten Altäre geweiht.
Erzbischof Engelbert I. von Berg
war Heisterbach eng verbun-
den. Als er 1225 ermordet
wurde, zog Abt Heinrich I.
mit dem Leichenzug zum
Hoftag nach Frankfurt und
erhob Anklage gegen die
Mörder.
Caesarius verfasste eine
Biographie damit Engelbert
möglichst schnell heilig
gesprochen wurde.
Kloster Heisterbach und Erzbischof Engelbert I.
44. Königreich
Sizilien
Araber
Araber
Im Sommer 1228 war Friedrich
II. auf dem Weg nach Palästina.
Da segelte ein Gebannter ins
Heilige Land, Jerusalem für die
Christen zurückzugewinnen.
Hass schlug ihm entgegen;
seine Gegner schreckten auch
vor Verrat und Attentaten nicht
zurück. Herzog Heinrich IV. von
Limburg, Graf von Berg, befeh-
ligte das Heer.
Durch Verhandlungen mit dem
Sultan Al-Kamil gewann
Friedrich Jerusalem ohne Kampf
und setzte sich am 18. März
1229 in der Grabeskirche selbst
die Krone auf.
Beiden Herrschern wurde von
ihren Untertanen Verrat an der
eigenen Sache vorgeworfen.
Friedrichs Kreuzzug
Byzanz
Der Tannhäuser
45. Auch im Reich ging die Kirche
mit aller Entschiedenheit gegen
"Ketzer" vor. Nun griff auch die
Staatsmacht durch. Friedrich II.
sah die – gottgewollte – Autori-
tät seiner Staatsregierung durch
die Ketzer gefährdet.
Im Kapitel 1 der Konstitutionen
von Melfi von 1231 erklärte er
Häresie zum Majestätsverbre-
chen, das mit dem Tod bestraft
wurde. Das Untersuchungs- und
Bekehrungsverfahren wurde
aufgehoben, nun konnten die
Inquisitoren nach eigenem
Ermessen und mit aller Voll-
macht handeln.
Die Konstitutionen des Kaisers
brachten eine schlimme Wende.
Kaiser und Ketzer
Araber
Byzanz
Königreich
Sizilien
1220 Gesetz gegen die Irrlehrer
1224 Gesetz für die Lombardei
1231 Konstitutionen von Melfi
1232 Gesetz für Deutschland
46. 1231 wurde Friedrichs
Gesetzgebung ins Kirchenrecht
übernommen. Papst Gregor IX.
übertrug die Ketzerbekämpfung
einem Mann, der viel Leid über
Deutschland bringen sollte:
Magister Konrad von Marburg,
dem ehemaligen, unerbittliche,
Beichtvater der Landgräfin
Elisabeth von Thüringen.
Von Köln aus organisierte
Konrad ein Netz von Spitzeln,
die ihm Namen und Vergehen
vermeintlicher Ketzer zutrugen.
Er ging davon aus, dass jeder
Verdächtigte auch schuldig war,
und machte kurzen Prozess:
keine weiteren Zeugenverhöre,
keine Bekehrungsversuche
mehr. Bald loderten überall
Scheiterhaufen.
Der Inquisitor: Konrad von Marburg
47. Auch Graf Heinrich III. von Sayn
wurde 1233 angeklagt. Das kam
einem Todesurteil gleich.
Zudem gab es einen privaten
Grund für die Feindschaft: die
engen Beziehungen des Sayner
Grafenpars zur verstorbenen
Landgräfin Elisabeth von
Thüringen.
Der Inquisitor, Ankläger und
Richter zugleich, sprach den
Grafen schuldig. Doch der
schaffte es, seinen Fall der
außerordentlichen Gerichts-
barkeit Konrads zu entziehen
und vor ein weltliches Gericht
zu bringen, das ihn freisprach.
Doch Konrad hetzte weiter;
kurz darauf wurde er auf
saynischem Gebiet ermordet.
Ketzerprozess gegen Graf Heinrich III. von Sayn
48. Die 1230/40er waren bewegte
Jahre für Friedrich. Die ober-
italienischen Städte kriegte er
nicht unter Kontrolle.
In Deutschland regierte König
Heinrich (VII.), doch nie auf
Augenhöhe mit seinem Vater.
Die Fürsten pressten ihm weit-
reichende Zugeständnisse ab.
Friedrich II. bestätigte sie 1232
im "Statutum in favorem princi-
pum“. Nun konnten mächtigen
Fürstentümer entstehen.
1235 kam es zum Bruch
zwischen Vater und Sohn. Noch
einmal kam der Kaiser nach
Deutschland, um seinen Sohn
zu strafen. Im selben Jahre hei-
ratete er in dritter Ehe Isabella
von England.
Bewegte Jahre
Statutum in favorem principum
Byzanz
Araber
49. In diesen Monaten war Graf
Heinrich III. von Sayn oft am Hof
des Kaisers. Ob er auch an der
feierlichen Erhebung der
Gebeine der Heiligen Elisabeth
in Marburg teilgenommen hat?
Am 1. Mai 1236 hatte Kaiser
Friedrich II., barfuß und im
Büßergewand, der Zeremonie
beigewohnt. Wir haben keine
Nachricht davon, doch es ist gut
denkbar.
Cäsarius von Heisterbach hatte
1236/37 Elisabeths Lebens-
geschichte verfasst.
In Heisterbach war die
Abteikirche fertig gebaut und
am 18. Oktober 1237
konsekriert.
Heisterbach und Elisabeth
Vita
Elisabethi
Elisabeths Grab in Marburg
50. In den 1240er Jahren war
Friedrich zumeist in Apulien, er
liebte dieses Land.
Foggia war sein Regierungssitz,
in Gioia del Colle lebte Bianca
Lancia, seine große Liebe, die er
kurz vor ihrem Tod noch
geheiratet hat.
Mit ihr hatte er zwei Töchter
und den Sohn Manfred, mit
dem er sein berühmtes
Falkenbuch schrieb.
Castel del Monte entstand.
Frieden war ihm nicht vergönnt,
im Gegenteil: Der Kaiser führte
einen erbitterten Kampf gegen
das Papsttum.
Der ferne Kaiser
Castel del Monte
51. Byzanz
Araber
Der Papst verfolgte den Kaiser
mit fanatischem Hass,
brandmarkte ihn als Antichrist
und ließ ihn absetzen.
Mit viel Geld warb er einen
Gegenkönig an und scheute
sogar vor Mordanschlägen nicht
zurück. Der Kaiser nahm
unerbittlich Rache.
Kaiser oder Papst – alles
andere verschwand hinter
diesem Endkampf. Keiner
bedachte die tödliche Gefahr im
Osten – die Mongolen, die
gerade ein christliches Heer
vernichtend geschlagen hatte.
Nur wegen ihre eigenen hohen
Verluste und des Tods ihres
Khans ließen die Mongolen von
Europa ab.
Kampf gegen das Papsttum
52. In Köln war inzwischen Konrad
von Hochstaden (1238-1261)
Erzbischof geworden. Für ihn
heiligte der Zweck die Mittel,
auch vor Gewalt schreckte er
nicht zurück. Der Erzbischof
stellte sich gegen den Kaiser.
Für Graf Heinrich III. von Sayn
war das eine schwierige
Situation. In seinen letzten
Lebensjahren brachte er sich
immer wieder ein, um den
Frieden zu wahren.
An Graf Heinrich III. und Gräfin
Mechthild erinnert ihre 1245
gegründete Stadt Blankenberg.
Wenig später verstarb der Graf
auf Burg Blankenberg.
1250 später verstarb Kaiser
Friedrich II.
Das Sayner Grafenpaar und Blankenberg
Blankenberg
53. Der Hass des Papstes verfolgte die Staufer über seinen Tod hinaus.
Karl von Anjou, Bruder Ludwigs IX. von Frankreich, eroberte Süditalien und Sizilien für
den Papst – und für sich selbst.
Friedrichs Söhne und sein Enkel Konradin kamen beim Kampf um ihr Erbe um;
Süditalien ging dem Reich für immer verloren.
Doch Frankreich, der Verbündete der Päpste im Kampf gegen die Staufer,
sollte sich bald gegen sie wenden.
54. Bildnachweis
Reichsburg Trifels
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