1. Überstunden
These 1: Männer leisten mehr Überstunden (und Frauen kümmern sich um die
Kinder).
2011 leisteten 726.800 unselbständig Beschäftigte Überstunden.
o 482.800 Männer (66,4% der Überstundenleistenden)
o 244.000 Frauen (33,6% der Überstundenleistenden)
25,8% der Männer und 15% der Frauen haben regelmäßig Überstunden gemacht
Quelle: Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung (Jahresdurchschnitt über alle Wochen). Erstellt am 15.3.2012
Während Frauen bei der Teilzeit überproportional vertreten sind, sind sie von
Überstunden weniger betroffen. Überstunden fallen erst bei Überschreiten der
Normalarbeitszeit an. Da die durchschnittliche Arbeitszeit 2010 bei männlichen
Arbeitnehmern insgesamt 35,4 Stunden und bei Frauen 27,4 Stunden betragen hat,
kommen die Frauen auch bei einer Abweichung von der vorgesehene Arbeitszeit eher zu
zuschlagsfreier Mehrarbeit als zu zuschlagspflichtigen und steuerlich begünstigten
Überstunden. Im Gegensatz zu Überstunden ist Mehrarbeit mit einem geringeren
Zuschlag abzugolten, der nur dann ausbezahlt wird, wenn die Mehrarbeit nicht im Quartal
ausgeglichen wird.
These 2: Jene Frauen die Vollzeit arbeiten und Überstunden leisten, erhalten
diese weniger ausbezahlt als Männer.
Unbezahlte Überstunden - Arbeitskräfteerhebung 2010
17% der Männer und 24% der Frauen, die Überstunden geleistet haben
machten unbezahlte Überstunden.
Frauen mit regelmäßigen Überstunden leisteten durchschnittlich 6,8 Stunden je
Woche, Männer 8,8 Stunden
Ingesamt leisteten Frauen 24,8 Mio. unbezahlte Überstunden und Männer 46,6 Mio.
Der Anteile der unbezahlten Überstunden war bei Frauen 28% und bei Männern
21%.
Unterlagen zur GPA-djp SekretärInnen- Tagung 7./8.05.2012 Wagrain 1
Autorin: Barbara Marx, Stand April 2012
2. These 3: Frauen haben weniger oft Überstundenpauschalen als Männer.
0 20 40 60 80 100
28
regelmäßige
leistungsbezogene 35
Gehaltsbestandteile
22
20
eine
28
Überstundenpauschale
14
14
einen ALL-In-Vertrag 22
7
57
nichts davon/ weiß
43
nicht
66
Gesamt männlich weiblich
n= 500, Quelle: Ifes Umfrage zur Aktionswoche „Richtig eingestuft. Von Anfang an!“
Instrumente zur Entschärfung der Falle Überstunden:
1. Nicht nur Überstunden, sondern auch Mehrarbeit unter die Lupe nehmen! Sind die
Durchrechnungszeiträume tatsächlich sinnvoll oder bewirken sie, dass der
Mehrarbeitszeitzuschlag praktisch nicht zur Auszahlung kommt. Wenn ja, dann
braucht es auf betrieblicher Ebene eine Änderung!
2. Gibt es eine betriebliche Kultur, die verhindert, dass Überstunden/ Mehrarbeit
dokumentiert bzw. ausbezahlt wird? Wenn Führungskräfte (un)bewusst
vermitteln, dass sie das nicht gerne sehen, dass Überstunden/ Mehrarbeit
eingefordert wird, sind alle weiteren Maßnahmen sinnlos!
3. Ist die Aufzeichnung bzw. Bewilligung von Überstunden/ Mehrarbeit so mühsam
und umständlich, dass es deswegen keine(r) macht?
4. Machen Personen in Elternteilzeit, Schwangere oder Lehrlinge
Überstunden/Mehrarbeit, die deswegen nicht ausbezahlt wird, weil diese Personen
das legal gar nicht dürfen? Diese Zeit gar nicht zu bezahlen ist keine akzeptable
Lösung!
Unterlagen zur GPA-djp SekretärInnen- Tagung 7./8.05.2012 Wagrain 2
Autorin: Barbara Marx, Stand April 2012