1. Aufsatztraining
Erlebniserzählung
Oft bekommt man eine Überschrift, zu der man eine
Geschichte schreiben soll.
Bevor wir mit dem Schreiben beginnen, überlegen wir
uns ganz genau, was die Überschrift von uns
verlangt. Bei dem Titel „Ferien auf dem Bauernhof“
sollen die Ferien und der Bauernhof beschrieben
werden und nicht das Kofferpacken oder die Reise.
Dann denken wir uns eine Geschichte aus, die das in der
Überschrift gestellte Thema behandelt. Beim Schreiben
müssen wir immer wieder überprüfen, ob wir nicht
vom Thema abweichen.
2. Allgemeine Tipps:
Widersprüche vermeiden
Die Handlung muss folgerichtig sein, das heißt es dürfen sich keine
Widersprüche in unserer Erzählung befinden. Zum Beispiel darf der
Hund namens „Bello“ am Schluss nicht plötzlich „Struppi“ heißen.
Lebendig schreiben
Wenn wir gelegentlich die direkte Rede benutzen, wird unser Aufsatz
lebendiger (Aber Vorsicht: keine langen Dialoge). Wir sollten wir
immer so schreiben, dass der Leser Freude/Spaß an unserem Text hat.
Unser Erlebnisaufsatz soll den Leser unterhalten.
3. Gefühle beschreiben
Unsere Geschichte soll anschaulich und lebensnah geschrieben sein.
Wir dürfen demnach nicht nur Geschehnisse aneinander reihen, das
Erlebnis muss so beschrieben werden, dass der Leser es klar vor Augen
hat. Deshalb müssen wir mit unseren fünf Sinnen (sehen, hören, fühlen,
riechen, schmecken) beobachten. Nicht nur das Benehmen der
Menschen ist wichtig sondern auch ihre Gefühle.
In der Vergangenheit schreiben
Da der Aufsatz meistens ein schon abgeschlossenes Erlebnis behandelt,
schreiben wir ihn in der Vergangenheit, und zwar im Präteritum.
4. Eine realistische Geschichte erzählen
Unsere Geschichte soll auf einem wahren Ereignis beruhen;
Lügengeschichten und Übertreibungen glaubt uns keiner. Falls wir
eine Geschichte, wie sie der Titel vorschreibt, noch nicht selbst erlebt
haben, können wir ja mit ein wenig Fantasie eine ähnliche
glaubwürdige erfinden.
Nur eine Geschichte erzählen
Wir dürfen in unserem Aufsatz nur eine Geschichte erzählen. Alle
nebensächlichen Handlungen, die also nicht direkt etwas mit dem
Thema zu tun haben, müssen gut passen und so eingefügt werden, dass
der Leser nicht den roten Faden verliert. Im Zweifel eher weglassen.
5. Der Aufbau
Wir gliedern den Aufsatz in:
1. Einleitung (Vorgeschichte),
2. Hauptteil (Mittelpunkt des Geschehens), und
3. Schluss (Rückblick).
Dabei achten wir immer auf einen gedanklichen Zusammenhang
und eine stufenweise Steigerung des Geschehens.
Wir wollen ja den Leser fesseln, deshalb versuchen wir, in der
Geschichte Spannung aufzubauen. Dabei entsteht der so genannte
Spannungsbogen.
6. Die Einleitung
Die Einleitung soll zum Thema hinführen. Sie liefert uns
Informationen, die zum Verständnis der eigentlichen Geschichte (im
Hauptteil) wichtig sind. Hier kann also angegeben werden, WER die
handelnden Personen sind, WANN und WO sich das Ganze abspielt
oder WAS, WIE, WESHALB.
Gut wirkt es auch, wenn man durch direkte Rede sofort in die
Handlung einsteigt. So langweilen wir den Leser nämlich nicht mit
langatmigen Beschreibungen, die sowieso nicht wesentlich zum
Verständnis und zur Spannung in der Geschichte beitragen.
Die Einleitung darf nicht zu lang sein. Sie sollte in etwa ein Viertel
des ganzen Aufsatzes ausmachen.
7. Die Einleitung: Beispiele
Vergleiche die beiden folgenden Beispiele:
-AEine überraschende Lieferung
So ein Pech! Ausgerechnet an meinem dreizehnten Geburtstag
hatten wir eine Mathe-Arbeit schreiben müssen! Uff, endlich
klingelte es zum Schulschluss, und ich stürmte erleichtert mit den
anderen die Treppe hinunter ins Freie. Mit dreizehn fühlte man sich
doch ganz anders als vorher, schon so richtig erwachsen! Auf dem
Heimweg pfiff ich irgendeinen albernen Schlager vor mich hin. Als
ich an unserer Haustür klingelte, kam mir mein Bruder Johny, die
kleine Nervensäge, schon ganz aufgeregt entgegengerannt.
8. -BEine überraschende Lieferung
Ich kriege heute meine 13 Jahre. Es war schon 12 Uhr. Die Schule war
vorbei. Ich war auf dem Weg nach Hause. Jetzt war ich schon zu
Hause. Meine Mutter sagte: „Es ist eine überraschende Lieferung
gekommen.“
9. Die Einleitung
Übung macht den Meister
Schreibe eine Einleitung zu folgenden Themen (Überschriften):
1.
2.
3.
4.
5.
Wie ich einmal verschlafen habe
Scherben bringen Glück
Ferien auf dem Bauernhof
Immer diese Mädchen / Jungen!
Das alte Haus im Wald
10. Der Hauptteil
Im Hauptteil wird die eigentliche Erzählung aufgebaut. Der Hauptteil
wird in Abschnitte gegliedert. Ein neuer Abschnitt zeigt an, dass nun
etwas anderes kommt.
Die Abschnitte stehen nicht einfach hintereinander, sondern werden
durch Übergänge verbunden. Oft genügt ein einfaches Wort, wie nun,
dann, doch, aber hierauf, nachher, plötzlich ...
Nach einer Einleitung mit genauen Angaben wird auf den Höhepunkt
hingeführt, der ausführlich erzählt wird.
11. Die Spannung
Da der Leser in Spannung gehalten werden soll, müssen wir den
Punkt, an dem die Geschichte am spannendsten ist, hinauszögern.
Nach der Vorgeschichte wird die Erzählung immer spannender. Den
Höhepunkt müssen wir also fast an das Ende des Hauptteils stellen.
Das Ansteigen der Spannung bis zum Höhepunkt und dann das
Abklingen bis zum Schluss nennt man Spannungsbogen.
Nehmen wir die Spannung vorweg, so erlahmt die Aufmerksamkeit
des Lesers sehr schnell. Es ist dann wie bei einem Buch, bei dem wir
die letzten Seiten zuerst gelesen haben. Wenn der Leser gleich zu
Beginn des Hauptteils den Ausgang der Geschichte erfährt, hat er
überhaupt Lust mehr, den Aufsatz fertig zu lesen.
12. Der Höhepunkt
Der Höhepunkt ist also der wichtigste Teil des Aufsatzes. Er darf
nicht zu kurz sein und muss unbedingt ausgebaut werden.
Wenn wir den Abschnitt mit dem Höhepunkt besonders
spannungsvoll gestalten wollen, so können wir hier auch einmal von
der Vergangenheit (Zeit des Erzählens) in die Gegenwart (Präsens)
überwechseln.
13. Der Hauptteil: Beispiele
Kommentiere die beiden folgenden Beispiele:
-A–
Ein Ladendiebstahl
Ich stand vor den Tischen mit den Schallplatten. Da lag die Neueste
von 4 Non Blonde. Schnell steckte ich sie in meine Schultasche. Da
erwischte mich der Ladendetektiv. Ich musste mit ihm ins Büro des
Geschäftsleiters gehen.
14. -BEin Ladendiebstahl
Die Schallplatte, die ich mir so sehr wünschte, lag verlockend vor mir
auf der Theke. Ich konnte einfach nicht widerstehen. Verstohlen
blickte ich mich nach allen Seiten um. Keiner schien mich zu
beobachten. Mit klopfendem Herzen griff ich schnell zu und ließ den
begehrten Gegenstand in meine Tasche gleiten. Schon wollte ich
erleichtert aufatmen, als sich eine schwere Hand auf meine Schulter
legte. Ich stand wie vom Donner gerührt und brachte keinen Ton
hervor. Die Hand drehte mich herum, was ich wie eine willenlose
Puppe geschehen ließ. „Na, junger Mann, du hast wohl nicht gemerkt,
dass die Schallplatte soeben in deine Schultasche gerutscht ist.“ Vor
mir stand ein älterer Herr, der mich streng, aber nicht unfreundlich,
ansah und auf eine Antwort wartete.
15. Der Haupteil
Übung macht den Meister
Baue den Höhepunkt zu folgenden Themen aus:
1.
2.
3.
4
5.
Ein Wasserrohrbruch
Der Strom fiel aus
Das war die schönste Zirkusnummer!
O Gott! Das war Omas liebste Vase!
Ein Unfall
16. Der Schluss
Ein guter Aufsatzschluss bringt die Klärung einer Situation oder eines
Problems (Lösung). Der Schluss rundet den Aufsatz ab, d. h. der Leser
soll das Gefühl haben, dass die Geschichte tatsächlich zu Ende ist, dass
nichts mehr zu sagen bleibt.
Im Schlussteil darf also nichts erzählt werden, was mit der
vorangehenden Geschichte nichts zu tun hat.
Der Schluss soll nicht zu lang sein, man soll aber auf keinen Fall den
Aufsatz mitten in der Handlung abbrechen.
17. Der Schluss: Beispiele
In einem Aufsatz zum Thema „Eine misslungene Feier“ erzählt ein
Schüler, wie einige streitsüchtige Gäste seine Geburtstagsfeier
ruinieren. Nur mit allergrößter Mühe gelingt es ihm und einigen
Freunden, die Störenfriede loszuwerden.
Vergleiche die beiden folgenden Schlüsse:
18. -A„Endlich“, seufzte ich erleichtert, „von denen kommt mir keiner
mehr ins Haus!“
René und Francis waren schon dabei, das Schlachtfeld zu räumen.
Überall lagen Plastikflaschen herum, eingedrückte Pappbecher,
Kuchenreste und Bonbonpapiere: ein Bild des Schreckens! Nach
einer Stunde hatten wir es geschafft. Erschöpft ließen wir uns in die
Sessel fallen, als meine Mutter, die gerade aus der Stadt
zurückgekehrt war, hereinschaute: „Na, wie war denn euer Fest?
Habt ihr Spaß gehabt?“ Wir sahen einander an. Dann fingen wir alle
drei an, laut zu lachen. „Ausgezeichnet“, sagte Francis, „wirklich
ausgezeichnet! Es war die Party des Jahres!“
19. -BAls wir die Kerle endlich vor die Tür gesetzt hatten, schlug René vor,
ins Kino zu gehen. Im Utopia lief gerade „Piraten der Südsee“. War
das ein toller Film! Besonders die Szene, wo der kleine Junge den
Anführer der Piraten in eine Falle lockt, hat uns mächtig gefallen. Am
andern Tag erzählten wir unseren Klassenkameraden den Film.
20. Gliederung: ein Beispiel
Eine böse Überraschung am Wochenende
Einleitung:
•Wir bepacken unser Auto mit Koffern und Zeltausrüstung.
•Fahrt zum See.
Hauptteil:
•Zelten am See, Schwimmen.
•Ein alter Fischer warnt uns vor dem Wetter.
•Ein Gewittersturm bricht los.
•Der Zeltplatz wird überschwemmt ... (Höhepunkt)
Schluss:
•Traurige Heimfahrt.