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Zinsreport 28. September 2012
Wachsende Abhängigkeit von Geldpolitik
Autor:
Ulf Krauss
Die globalen Finanzmärkte werden historisch einmaligen monetären Impulsen ausgesetzt.
Telefon: 0 69/91 32-47 28
EZB, Fed und japanische Notenbank haben fast zeitgleich neue Anleihekaufprogramme
research@helaba.de
beschlossen.
Trifft dieser geldpolitische Tsunami mit einer Erholung der Weltkonjunktur zusammen,
könnten die Inflationserwartungen sprunghaft ansteigen. Dieses Risiko spiegelt sich nicht
Redaktion: in den aktuellen Kursen wider. Institutionelle Investoren wenden sich angesichts der ge-
Claudia Windt
ringen Inflationsprämie zunehmend von Staatsanleihen ab.
Das Vertrauen in das Überleben der Währungsunion wird sich mit Aktivierung des ESM-
Rettungsschirms und vorraussichtlich bald startenden EZB-Anleihekäufen weiter
erhöhen. Die Luft für hoch bewertete deutsche Rentenpapiere wird immer dünner.
Herausgeber:
Dr. Gertrud Traud
Chefvolkswirt/Leitung Research Zinsszenarien auf Sicht von ein bis drei Monaten
Landesbank Hessen-Thüringen Pfandbriefrenditen, %
MAIN TOWER
3,5 3,5 Spreads
Neue Mainzer Str. 52-58 in Bp Aktuell * Tendenz **
60311 Frankfurt a. Main 3,0 3,0
Telefon: 0 69/91 32-20 24 2,5 2,5 10j./2j. Bundesanleihen 143
Telefax: 0 69/91 32-22 44 "Negativszenario"
2,0 2,0
30j./10j. Bundesanleihen 81
1,5 1,5
1,0 1,0 10j. Treasuries / Bunds 17
Basisszenario "Positivszenario"
0,5 Aktuell 0,5
Restlaufzeiten 10j. Pfandbriefe / Bunds 40
0,0 0,0
3M 1J 2J 3J 4J 5J 6J 7J 8J 9J 10J
* 28.09.2012 ** auf Sicht von etwa drei Monaten Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
aktueller Basisszenario Ende... Alternativszenarien**
Stand* ...Q4/2012 ...Q1/2013 positiv negativ
Fed Funds Rate 0,25 0,25 0,25 0,25 0,25
Die Publikation ist mit größter Sorgfalt
10j. US-Treasuries 1,64 2,10 2,10 1,10 2,60
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich EZB Mindestbietungssatz 0,75 0,75 0,75 0,25 0,75
unverbindliche Analysen und Prognosen zu
3M Euribor 0,22 0,30 0,40 0,05 0,90
den gegenwärtigen und zukünftigen Markt-
verhältnissen. Die Angaben beruhen auf
2j. Pfandbriefe 0,27 0,45 0,70 0,15 1,20
Quellen, die wir für zuverlässig halten, für 5j. Pfandbriefe 0,96 1,15 1,30 0,70 1,90
deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua- 10j. Pfandbriefe 1,87 2,30 2,40 1,50 2,80
lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön-
10j. Bundesanleihen 1,47 1,90 2,00 0,90 2,25
nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-
nen Angaben dienen der Information. Sie 30j. Bundesanleihen 2,28 2,60 2,65 1,65 3,00
dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Prognoseänderungen sind rot markiert * 28.09.2012 ** auf Sicht von etwa drei Monaten;
Anlageentscheidungen verstanden werden. Quellen: Helaba Volkswirtschaft/Research
2. Zinsreport
Konjunkturerwartungen
Die Rezession im Euroraum findet Ausdruck im fünften Rückgang des ifo-Index in Folge. Vor
allem die jüngsten konjunkturellen Alarmsignale aus Frankreich, Deutschlands wichtigstem Han-
Rückschläge und
delspartner, sorgen derzeit für Verunsicherung. Allerdings dürfte die abnehmende Sorge vor einem
Hoffnungsschimmer
Scheitern der Währungsunion die Stimmungseintrübung schon bald stoppen. Zudem wird die
bislang relativ robuste deutsche Binnennachfrage weiterhin zur Stabilisierung beitragen. Der
jüngste GfK-Index signalisiert anhaltend hohe Konsumbereitschaft. Niedrige Zinsen und tendenzi-
ell steigende langfristige Inflationserwartungen drücken auf die Sparneigung der Verbraucher. Im
Euroraum bildet sich bei den Stimmungsindikatoren ein Boden aus. Die jüngsten Daten zum
Geldmengenwachstum M1, das Sichteinlagen und Bargeldumlauf beinhaltet, weisen unverändert
auf eine Konjunkturverbesserung im kommenden Jahr hin.
Wachstumsprognosen 2012/13 Monetärer Frühindikator hält Richtung
% gg. Vj 6M-Jahresrate,% Index Euroraum
Bruttoinlandsprodukt 25 120
EU-Konjunkturindex (rechte Skala) 115
2009 2010 2011p 2012p 2013p 20 110
105
USA -3,5 3,0 1,8 2,2 2,0 15
100
95
Deutschland -5,1 3,6 3,1 1,2 1,7 10
90
Frankreich -2,6 1,6 1,7 0,3 1,0 85
5
80
Italien -5,5 1,8 0,5 -2,0 -0,5
0 75
Spanien -3,7 -0,1 0,4 -1,2 -0,7 Geldmenge M1 Euroraum 70
-5 65
94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13
Euroland -4,3 1,9 1,5 -0,3 0,7
Deutschland arbeitstäglich bereinigt * Ein Jahr nach vorne verschoben
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Rohstoffmärkte
Weitreichenden Lockerungsankündigungen der Notenbanken müssen nun günstigere Wachstums-
aussichten folgen. Ansonsten werden sich die Rohstoffnotierungen eher wieder im Bereich des
Kurzfristig geringes
unteren Randes des seit Oktober 2011 zu beobachtenden Seitwärtskanals bewegen. Bislang fehlen
Aufwärtspotenzial
noch hinreichend positive Wachstumssignale. Geopolitische, konjunkturelle und fundamentale
Risiken sorgen bei Rohöl weiter für erhöhte Volatilität. Insgesamt ist aber in den kommenden
Quartalen eher mit einer Preisberuhigung aufgrund der Angebotssituation zu rechnen. Geringe
physische Nachfrage und – auch angesichts zunächst wohl nicht mehr so ausgeprägter Inflations-
erwartungen – weniger euphorische Finanzinvestoren sprechen kurzfristig für eine leichte Ab-
wärtskorrektur bei Gold.
Seitwärtskurs bei erhöhter Volatilität „in den Karten“
Index
400 400
ThomReuters/JefferiesCRB-Index
(Gesamtertragsindex) 50-Tage-Linie
360 360
320 320
280 280
200-Tage-Linie
240 240
200 200
160 160
2009 2010 2011 2012
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 28. September 2012· © Helaba 2
3. Zinsreport
Inflationserwartungen
Die Teuerung im Euroraum ist im September nach erster Schätzung im zweiten Monat in Folge
auf nunmehr 2,7 % angestiegen. Seit Anfang Juni befinden sich die Inflationserwartungen beider-
Unerwarteter
seits des Atlantiks in einem Aufwärtstrend. Abgeleitet anhand inflationsindexierter Anleihen wur-
Inflationsanstieg
de in den USA im September sogar ein neues Jahreshoch markiert. Steigende Ölpreisnotierungen
im Sommer aber auch weltweit immer extremer agierende Notenbanken dürften wesentlich zu dieser Entwick-
lung beigetragen haben. Das Niveau ist zwar noch nicht besorgniserregend. Angesichts der Rezes-
sion im Euroraum sind die hohen Werte gleichwohl bemerkenswert: Von Deflationsängsten keine
Spur. Die Unternehmen insbesondere im Dienstleistungsbereich beginnen vielmehr damit die
erhöhten Energiekosten in ihre Preiskalkulationen einzubeziehen.
Inflationsprognosen 2012/13 Teuerung verläuft über langfristigem Trendanstieg
% gg. Vj. Inflationsindex, Trendabweichung in %
Verbraucherpreise 2.50 2.50
2.00 2.00
2009 2010 2011p 2012p 2013p
1.50 1.50
USA -0,3 1,6 3,1 2,0 1,4 1.00 1.00
Euro-Teuerung
0.50 0.50
Deutschland 0,4 1,1 2,3 2,0 2,0
0 0
Frankreich 0,1 1,7 2,3 2,4 2,1
-0.50 -0.50
Italien 0,8 1,6 2,9 3,0 2,2 -1.00 -1.00
Spanien -0,2 2,0 3,1 2,0 2,2 -1.50 -1.50
-2.00 -2.00
99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12
Euroland 0,3 1,6 2,7 2,4 2,1
Quellen: Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Internationale Kapitalströme
Die Euphorie über den verstärkten EZB-Einsatz hat zuletzt zwar nachgelassen, das Vertrauen in
das Überleben der Währungsunion ist mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts jedoch
Veränderte
auf ein breiteres Fundament gestellt worden. Dies spiegelt sich auch im Verlauf des EUR-USD-
Käuferstrukturen
Kurses wieder. Zeitweilige Notierungen von 1,32 konnten zwar nicht gehalten werden, mit 1,29
liegt der Kurs allerdings immer noch deutlich über den Juli-Tiefständen. Angesichts negativer
Realrenditen in den Euro-Kernländern und erhöhter Ausfallrisiken in den Peripheriestaaten nimmt
das Interesse vieler institutioneller Investoren an Staatanleihen spürbar ab. Wären da nicht die
Zentralbanken, insbesondere die Schweizerische Nationalbank, so würde das Kapitalmarktzinsni-
veau hierzulande vermutlich bereits deutlich höher liegen. Die Schweiz hat zur Verteidigung des
Frankenkurses in diesem Jahr ihre Devisenreserven um über 130 Mrd. Euro aufgestockt.
Schweiz sorgt für niedrige Renditen
Mrd. CHF %
500 4.00
450 Devisenreserven der SNB
3.50
400
350 3.00
300
2.50
250
200 2.00
150
1.50
100
Rendite 10-jährige Bunds (rechte Skala)
50 1.00
2009 2010 2011 2012
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 28. September 2012· © Helaba 3
4. Zinsreport
Geldpolitik
Die europäische, amerikanische und japanische Notenbank haben fast zeitgleich Anleihekaufpro-
gramme beschlossen. Da auch zahlreiche andere Zentralbanken einen expansiven geldpolitischen
Geldpolitik mit dem Kurs steuern, sind die globalen Finanzmärkte historisch einmaligen monetären Impulsen ausge-
Experimentierkasten setzt. Erreicht dieser Impuls die Realwirtschaft, könnte die Konjunktur rasch an Dynamik gewin-
nen und die Inflationserwartungen massiv noch oben treiben. Auch die EZB stände dann unter
Druck, ihren Kurs dann rasch zu ändern. Im Gegensatz zur Fed will die EZB immerhin die im
Rahmen ihrer Anleihekäufe geschöpfte Liquidität durch Repo-Geschäfte wieder abschöpfen. Den
Leitzins dürfte die EZB nicht nur wegen des jüngsten Teuerungsanstiegs konstant lassen. Die
Reputation der EZB bei den inflationsskeptischen Deutschen, die zudem auch unter einem erhebli-
chen Anlagenotstand leiden, würde in diesem Fall wohl auf einen neuen Tiefpunkt sinken.
Helaba EZB-Kompass M1-Wachstum spricht gegen weitere Zinssenkungen
Determinanten des geldpolitischen Kurses im Euroraum % gg. Vj. %-Pkt. gg. Vj.
16 4
Geldmenge Euro-
Außenwert 14 Veränderung Euro-Leitzins (rechte Skala) 3
Neutral 12
Fiskalpolitik Inflation 2
10
1
8
Konjunktur 0
6
-1
4
Finanzmarkt-/ -2
2
Euro-Krise
0 Geldmenge M1 Euroraum* -3
-2 -4
Lockerung Straffung 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13
Quellen: Helaba Volkswirtschaft/Research * ein Jahr nach vorne verschoben
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
US-Rentenmarkt
Mit dem monatlichen Erwerb besicherter Hypothekenanleihen im Umfang von 40 Mrd. US-Dollar
und der Ankündigung, den Leitzins bis Sommer 2015 nicht zu verändern, nimmt der Einfluss der
Fed wird zum dominie- Fed auf den US-Anleihemarkt weiter zu und stützt indirekt auch Staatsanleihen. Die Anleger gera-
renden Marktakteur ten in eine schwierige Lage. Das Thema „Financial Repression“, der Schuldenabbau auf den
Schultern der Sparer, dürfte an Brisanz gewinnen. Entgegen unseren Erwartungen nimmt die
Geldpolitik in den USA immer extremere Formen an. Zyklen wird es zwar weiterhin geben, die
Renditeschwankungen werden vermutlich jedoch geringer als in der Vergangenheit ausfallen. Wir
reduzieren daher unsere Prognosen, erwarten temporär aber ein schwieriges Umfeld für festver-
zinsliche US-Papiere.
US-Renditen und EUR-USD-Kurs aufwärtsgerichtet Helaba Determinantenmodell für US-Treasuries
EUR-USD-Kurs % Basisszenario (70% Eintrittswahrscheinlichkeit)
1.50 4.00
Determ inanten Q4/2012 Q1/2013
1.45 3.50
Konjunkturerw artungen - 0
1.40 3.00
Inflationserw artungen 0 0
EUR-USD-Kurs
1.35 2.50 Haushaltspolitik - -
1.30 2.00 Geldpolitik 0 0
Politisches Umfeld 0 0
1.25 10-jährige US-Treasuries (rechte Skala) 1.50
Internationale Kapitalströme 0 -
1.20 F M A M J J A S O 1.00
A M J J A S O N D J
Rendite 10j. US-Treasuries* 2,10% 2,10%
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Erläuterung: + kurssteigend, - kurssenkend, 0 neutral
* Quartalsendprognosen Quelle: Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 28. September 2012· © Helaba 4
5. Zinsreport
Basisszenario für Zinsprognose
Griechenland bleibt in der Währungsunion. Der Refinanzierungsbedarf der Euro-Staaten kann
auch mit Hilfe der EZB und Rettungsfonds geschultert werden. Der finanzielle Verpflichtungs-
Taktisches
rahmen Deutschlands wächst implizit weiter an. Im Euroraum ist mit einer konjunkturellen Bo-
Szenario
denbildung zu rechnen. Die USA profitieren von einer Erholung am Arbeitsmarkt. Auch China
bleibt dank eines geldpolitischen Lockerungskurses auf einem zufriedenstellenden Wachstums-
pfad. Rohölpreise und Inflationserwartungen verharren auf dem aktuellen Niveau.
Helaba Determinantenmodell
Basisszenario (70% Eintrittswahrscheinlichkeit)
Determ inanten Q4/2012 Q1/2013
Konjunkturerw artungen 0 -
Inflationserw artungen 0 0
Haushaltspolitik 0 0
Geldpolitik 0 0
Politisches Umfeld - -
US-Kapitalmarkt - 0
Internationale Kapitalströme 0 -
Rendite 10j. Bunds* 1,90% 2,00%
Rendite 10j. Pfandbriefe* 2,30% 2,40%
Erläuterung: + kurssteigend, - kurssenkend, 0 neutral
* Quartalsendprognosen Quelle: Helaba Volkswirtschaft/Research
Alternativszenarien für Rentenmärkte
Rezessionsszenario: Die Konjunkturstimmung kippt aufgrund einer Eskalation der Schuldenkrise.
Mit dem Euro-Austritt Griechenlands setzt in den Euro-Peripherieländern eine massive Kapital-
Krise weitet sich aus
flucht ein. Unternehmen und Haushalte verlieren das Vertrauen in die Wachstumskräfte. Der In-
vestitionszyklus bricht ebenso ab wie die private Nachfrage. Deutschland rutscht in eine tiefe Re-
zession. Die EZB senkt den Leitzins bis auf nahe Null und setzt noch stärker auf unkonventionelle
Maßnahmen.
Aufschwungszenario: Durch den massiven Einsatz der EZB und neuer Wachstumsprogramme
gelingt es, die Vertrauenskrise im Euroraum in den Griff zu bekommen. Der zyklische Auftrieb
Konjunkturerholung
gewinnt zusätzlich an Kraft. Asien erweist sich als Konjunkturlokomotive. Die USA können kon-
junkturell wieder einen Gang hochschalten. Die Rohstoffpreise steigen an, die Inflationserwartun-
gen drehen nach oben.
Alternativszenarien
Modell auf Sicht von ca. drei bis sechs Monaten, %
aktueller positives negatives
Stand* Rentenszenario
Euro-Leitzins 0,75 0,25 0,75
Federal Funds Rate 0,25 0,25 0,25
Inflationserw artungen** 2,40 0,50 3,00
Konjunkturerw artungen (ISM-Index***) 49,6 45,0 58,0
10j. US-Treasuries 1,64 1,10 2,60
10j. Bundesanleihen 1,47 0,90 2,25
3M Euribor 0,22 0,05 0,90
2j. Pfandbriefe 0,27 0,15 1,20
5j. Pfandbriefe 0,96 0,70 1,90
10j. Pfandbriefe 1,87 1,50 2,80
30j. Bundesanleihen 2,28 1,65 3,00
*28.09.2012 ** abgeleitet anhand inflationsindexierter US-Anleihen *** US-Industrie
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 28. September 2012· © Helaba 5
6. Zinsreport
Performancerückblick
Im September hat sich der Ertragszuwachs bei deutschen Pfandbriefen nicht fortgesetzt. Dass sie
gegenüber Bundesanleihen erneut besser abschnitten, war der jüngsten Spreadeinengung zu ver-
Pfandbriefe ziehen sich
danken: Die EZB-Beschlüsse schaden per Saldo deutschen Staatsanleihen, Risikoaufschläge sin-
besser aus der Affäre
ken jedoch tendenziell. In der Jahresperformance liegen lange Laufzeiten vorne. Bei Pfandbriefen
beträgt der Abstand von fünf- bis siebenjährigen zu den Langläufern allerdings nur rund 30 Basis-
punkten. Auch die Erträge drei- bis fünfjähriger Papiere sind mit 5,9 % auf einem hohen Niveau.
Die gleiche Laufzeitenklasse bei Bundesanleihen liegt bei vergleichsweise bescheidenen 1,9 %.
Performance deutscher Anleihen
iBoxx-Ertragsindizes, %
10,00 Ertrag 2012 10,00
9,00 9,00
8,00 Pfandbriefe* 8,00
7,00 Bundesanleihen 7,00
6,00 6,00
5,00 September** 5,00
4,00 4,00
3,00 3,00
2,00 2,00
1,00 1,00
0,00 0,00
-1,00 -1,00
1-3 Jahre 3-5 Jahre 5-7 Jahre 7-10 Jahre
* iBoxx Index für Jumbo Pfandbriefe **bis 26.09.
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ertragssensitivitäten
Im Betrachtungszeitraum von drei Monaten ergeben sich über das gesamte Laufzeitenspektrum
keine Verluste, wenn der Renditeanstieg auf maximal acht Basispunkte begrenzt bleibt.
Im Negativszenario würden alle Laufzeiten einen Verlust aufweisen. Langlaufende Pfandbriefe
hätten ein Minus von rund 7,5 % zu verzeichnen. Der maximale Ertrag im positiven Szenario bei
Alternativszenarien
einer Investition in langen Laufzeiten liegt bei etwa 4 %.
Erträge bei Verschiebung der aktuellen Renditestruktur Ertragserwartungen positives / negatives Szenario
Pfandbrief-Laufzeiten auf Sicht von drei Monaten, % Pfandbrief-Laufzeiten auf Sicht von drei Monaten, %
Shift 1J 2J 3J 4J 5J 6J 7J 8J 9 J 10 J 8,0
Positivszenario (Y-Achse)
+75 Bp -0,7 -1,4 -1,9 -2,5 -3,1 -3,6 -4,1 -4,7 -5,2 -5,8 7,0
+50 Bp -0,4 -0,9 -1,2 -1,5 -1,9 -2,2 -2,6 -2,9 -3,3 -3,6 6,0
+20 Bp -0,1 -0,1 -0,3 -0,4 -0,4 -0,6 -0,6 -0,8 -0,9 -1,0 5,0
9J 10J
+10 Bp 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 -0,1 -0,1 4,0 8J
7J
+0 Bp 0,1 0,1 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,7 0,8 0,8 3,0 5J 6J
-10 BP 0,2 0,3 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,5 1,6 1,7 2,0 4J
3J
-20 Bp 0,3 0,5 0,9 1,2 1,5 1,8 2,1 2,2 2,4 2,6 1,0 1J 2J
Negativszenario (X-Achse)
-50 Bp 0,6 1,1 1,8 2,4 3,0 3,5 4,1 4,6 5,0 5,4 0,0
0,0 -1,0 -2,0 -3,0 -4,0 -5,0 -6,0 -7,0 -8,0
-75 Bp 0,8 1,6 2,5 3,4 4,3 5,0 5,8 6,5 7,2 7,9
Berechnungen basieren auf Pfandbriefkursen von 100% Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Quelle: Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 28. September 2012· © Helaba 6
7. Zinsreport
Laufzeitenempfehlung
Der 10/2-Spread von Bundesanleihen bewegt sich seit Ende Mai im Zuge abflauender Ängste vor
einem Zerfall der Währungsunion schrittweise nach oben. Offenbar steuert die Renditedifferenz
Defensive Aufstellung
zwischen kurzen und langen Laufzeiten, aktuell bei etwa 1,5 Prozentpunkten, auf das
beibehalten Spreadniveau des Jahreswechsels von rund 1,7 zu. Mit einer Abflachung der Zinsstruktur ist in
dem aktuellen Umfeld einer extrem expansiven Geldpolitik nur im Falle einer erneuten massiven
Zuspitzung der Euro-Schuldenkrise zu rechnen. Engagements in längere Laufzeiten sind aufgrund
der hohen Volatilität in diesem von politischen Einflussfaktoren dominierten Umfeld weiterhin
nicht empfehlenswert. Der Schwerpunkt bei Neuengagements sollte unverändert im Bereich kurzer
bis mittlerer Pfandbrieflaufzeiten liegen. Der Kauf von Hypothekenanleihen durch die US-
Notenbank strahlt auch auf die Spreads hierzulande aus. Die Renditedifferenzen von Pfandbriefen
sowie Swaps zu Bundesanleihen dürften ihr reduziertes Niveau daher behaupten.
Renditestruktur und Attraktivitäten auf Sicht von 3 Monaten
Pfandbrief-Laufzeiten, %
aktueller Prognose Ertragser- Schw ankungs-
Attraktivität***
Stand* auf ca. 3M w artungen risiken**
1J 0,23 0,30 0,0 2,1 0
2J 0,27 0,45 -0,2 1,2 0
3J 0,48 0,65 -0,2 1,7 0
4J 0,73 0,90 -0,2 2,5 0
5J 0,96 1,15 -0,3 3,3 0
6J 1,17 1,40 -0,6 4,2 -
7J 1,39 1,60 -0,7 5,4 -
8J 1,57 1,85 -1,1 6,4 -
9J 1,73 2,05 -1,7 6,7 -
10J 1,87 2,30 -2,7 7,4 -
*28.09.2012 ** 200-Tage Standardabweichung der Tageserträge
*** abgeleitet aus Ertrag, Volatilität u. sonst. Risikoelementen Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Portfoliostruktur
Aufgrund der anhaltenden Rückschlaggefahren halten wir die Duration bei 3,5 (Benchmark: 5,2).
Kurze Laufzeiten bis zu 1½ Jahren werden im Musterportfolio mit 15 % dotiert. Der Anteil zwei-
Duration
und dreijähriger Anleihen liegt mit 35 % auf dem gleichen Niveau wie der von vier- und fünfjähri-
unter Benchmark
gen Anleihen. Das Gewicht sechs- und siebenjähriger Rentenpapiere ist mit 10 % ebenso reduziert,
wie der Anteil acht- bis zehnjähriger Laufzeiten mit 5 %. Die zu erwartende Performance bei Ein-
tritt des Basisszenarios auf Sicht von drei Monaten ist mit rund null Prozent zu veranschlagen. Im
„worst case“-Szenario ergäbe sich ein Verlust von 2,5 %, im „best case“ ein Ertrag von 1,5 %.
Empfohlene Portfoliogewichtung
%
45 45
40 Portf oliogewichtung 40
35 35
30 Benchmarkgewichtung* 30
25 25
20 20
15 15
10 10
5 5
0 0
0,5 - 1,5 1,5 - 3,5 3,5 - 5,5 5,5 - 7,5 7,5 - 10,5
*REX/PEX-Ertragsindex Quelle: Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 28. September 2012· © Helaba 7
8. Zinsreport
Finanzmarktkalender
Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag
EU Arbeitslosenquote EU Erzeugerpreise US ISM-Index (Dienst- EU EZB-Zinsentscheid D Auftragseingänge
(11:00) Aug (11:00) Aug leistungen) (13:45) (12:00) Aug
(Jul 11,3% Vm) (Jul 0,4/1,8% Vm/Vj) (16:00) Sep (Aug 53,7) (Jul 0,5/-4,5% Vm/Vj)
01.10. – 05.10. US ISM-Index (Indus- US Stundenlöhne
trie) (14:30) Sep
(16:00) Sep (Aug 0,0/1,7% Vm/Vj)
(Aug 49,6 Vm) US Arbeitslosenquote
J Tankan (14:30) Sep (Aug 8,1%)
US Arbeitsmarktdaten
(13:30) Sep
(Aug 96 Tsd.)
D Industrieproduktion F Industrieproduktion F Verbraucherpreise US Erzeugerpreise
(12:00) Aug (08:45) Aug (08:45) Sep Gesamt-/Kernrate
(Jul 1,3/-1,4% Vm/Vj) (Jul 0,2/-3,1% Vm/Vj) (Aug 0,7/2,1% Vm/Vj) (14:30) Sep
08.10. – 12.10. IT Industrieproduktion EU Industrieproduktion (Aug 1,7/0,2% Vm)
(10:00) Aug (11:00) Aug US Verbraucher-
(Jul -0,2/-7,3% Vm/Vj) (Jul 0,6/-2,3% Vm/Vj) vertrauen Uni Michi-
US Beige Book US Handelsbilanz gan
(14:30) Aug (15:55) Okt (Sep 79,2)
(Jul -42,0 Mrd.)
US Einzelhandels- D ZEW- US Baubeginne US Philadelphia Fed D Erzeugerpreise
umsätze Konjunkturindex (14:30) Sep Index (08:00) Sep
(14:30) Sep (11:00) Okt (Sep -18,2) (Aug 750 Tsd.) (16:00) Okt (Sep -1,9) (Aug 0,5/1,6% Vm/Vj)
15.10. – 19.10. (Aug 0,9%Vm) US Verbraucherpreise US Frühindikatoren
US Empire State Index Gesamt-/Kernrate (16:00) Sep
(14:30) Okt (Sep -10,41) (14:30) Sep (Aug -0,1% Vm)
(Aug 0,6/0,1% Vm)
US Industrieproduktion
(15:15) Sep
(Aug -1,2% Vm)
US Kapazitäts-
auslastung
(15:15) Sep (Aug 78,2%)
F INSEE Geschäfts- D ifo-Geschäftsklima EU Geldmenge M3 US BIP
klima (10:00) Okt (Sep 101,4) (10:00) Sep (14:30) 3.Q
(08:45) Okt (Sep 90) D Importpreise* (Aug 2,9% Vj) (2.Q 1,3% Vq)
BE Konjunkturindex Sep US Gebrauchsgüter-
(15:00) Okt (Sep -11,6) (Aug 1,3/3,2% Vm/Vj) aufträge
EU Verbrauchervertr. D Index der Einkaufs- (14:30) Sep
22.10. – 26.10. (16:00) Okt (Sep -25,9) manager (Ind.) (Aug -13,2% Vm)
(09:30) Okt (Sep 47,3)
D Index der Einkaufs-
manager (Dienstleis-
tungen)
(09:30) Okt (Sep 50,6)
EU Index der Ein-
kaufsmanager (Ind.)
(10:00) Okt (Sep 46)
EU Index der Ein-
kaufsmanager (Dienst-
leistungen)
(10:00) Okt (Sep 46)
US Neubauverkäufe
(16:00) Sep
(Aug 373 Tsd Jahresrate)
US Fomc-Zinsentscheid
US Persönliche Ein- J Arbeitslosenquote D Arbeitslosenquote US Produktivität US Stundenlöhne
kommen/ (00:30) Sep (Aug 4,2) (09:55) Okt (13:30) 3.Q (2.Q 2,2%) (13:30) Okt
Konsumausgaben J Industrieproduktion (Sep 6,8% Vm) US Lohnstückkosten US Arbeitslosenquote
29.10. – 02.11. (13:30) Sep (00:50) Sep EU Arbeitslosenquote (13:30) 3.Q (2.Q 1,5%) (13:30) Okt
US Kerndeflator der (Aug -1,3% Vm) (11:00) Sep US ISM-Index (Indus- US Arbeitsmarktdaten
Konsumausgaben EU Konjunkturindex EU Verbraucherpreise trie) (13:30) Okt
(13:30) Sep (10:00) Okt (Sep -1,34) (11:00) Okt (15:00) Okt US ISM-Index (Dienstl.)
D Verbraucherpreise US S&P CaseShiller (Sep 2,7% Vj) (15:00) Okt
(14:00) Okt Hauspreisindex US Beschäftigungs-
(14:00) Aug (Jul 144,61) kosten
US Verbraucher- (13:30) 3.Q (2.Q 0,5%)
vertrauen US Chicago-Index
(15:00) Okt (Sep 70,3) (14:45) Okt
D Deutschland Vj/Vm/Vq gg. Vorjahr/-monat/-quartal Vorausschau wichtiger
US USA * frühester bzw. voraussichtlicher Termin Termine
EU Euro-Raum sb, a saisonbereinigt, annualisiert
F, Frankreich, EZB-Zinsentscheidungen: 08.11. / 06.12.
BE, IT Belgien, Italien FOMC-Sitzungen: 24.10. / 12.12.
J Japan
Helaba Volkswirtschaft/Research · 28. September 2012· © Helaba 8