1. Pressemitteilung
Nr. 45/2011–29.12.2011
„Inklusion bedeutet Chancengleichheit –
hierfür müssen wir alle etwas tun“
Sozialminister Stefan Grüttner kündigt Programmstart „Initiative
Inklusion“ an
Wiesbaden. Die Hessische Landesregierung will die Chancen von Menschen mit
Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt weiter verbessern. Das teilte der Hessische
Sozialminister Stefan Grüttner heute in Wiesbaden mit. „Im Dezember haben wir
deswegen die Umsetzung des gemeinsamen Bund-Länderprogrammes ‚Initiative
Inklusion‘ zur Förderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben
gestartet, finanziert durch den Ausgleichfonds des Bundes. Erste Schülerinnen und
Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden zu Beginn des neuen Jahres
erste Maßnahmen im Rahmen einer Berufsorientierung erhalten.“ Im November 2011
waren in Hessen insgesamt 167.261 Menschen als arbeitslos registriert, davon waren
12.994 schwerbehinderte Menschen. Dies entspricht einem Anteil der
Schwerbehinderten an den Arbeitslosen von insgesamt 7,8 Prozent.
Damit wurde der Startschuss zur Umsetzung des Handlungsfeldes Berufsorientierung
der Bund-Länder-Richtlinie „Initiative Inklusion“ noch in diesem Jahr gegeben. Die
Initiative umfasst folgende Bausteine:
Berufsorientierung schwerbehinderter Schülerinnen und Schüler: Gefördert
werden sollen Strukturen und Angebote, die Schülerinnen und Schülern mit
sonderpädagogischem Förderbedarf bessere Möglichkeiten für eine berufliche
Orientierung bieten. Zielgruppe in Hessen sind insbesondere Schülerinnen und
Schüler mit den Förderschwerpunkten Sinnesbehinderung, Körperbehinderung oder
geistige Entwicklung.
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Betriebliche Ausbildung schwerbehinderter Jugendlicher: Ziel ist,
Ausbildungsplätze für Jugendliche mit Behinderung in anerkannten
Ausbildungsberufen und Werkerausbildungen zu schaffen.
Arbeitsplätze für ältere arbeitslose oder arbeitssuchende schwerbehinderte
Menschen: Arbeitslose oder arbeitssuchende Menschen mit Behinderung über 50
Jahre sollen verstärkt wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden.
Zur Umsetzung des ersten Teils der „Initiative Inklusion“ (Berufsorientierung
schwerbehinderter Schülerinnen und Schüler) haben das Hessische Sozialministerium
und die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit ein gemeinsames Vorgehen
vereinbart. Die Berufsbildungswerke in Hessen wurden als verantwortliche
Maßnahmenträger zur Durchführung des auf zwei Jahre angelegten Modells
bestimmt.
Für einen guten Start in den Beruf sei die richtige Berufswahl Voraussetzung, so der
Sozialminister weiter. „Nur wenn die Anforderungen des späteren Arbeitsplatzes und
das Qualifikationsprofil des schwerbehinderten Bewerbers zusammenpassen, kann
eine langfristige Beschäftigung gelingen.“ Mit dem Programm „Initiative Inklusion“ soll
an der Schnittstelle zwischen Schule und Beruf angesetzt und die schwerbehinderten
Jugendlichen bereits direkt im Anschluss an die Schule gefördert und für eine
betriebliche Ausbildung fit gemacht werden.
„Wir dürfen und wir werden nicht länger akzeptieren, dass behinderte Menschen in
einer Parallelwelt leben: Sie gehen separat zur Schule, machen separat Ausbildung
und arbeiten separat. Das ist sozialpolitisch unverantwortlich und volkswirtschaftlich
unvernünftig. Der demografische Wandel, der uns bereits jetzt beschäftigt, macht die
Einbeziehung behinderter Jugendlicher und älterer Menschen für Unternehmen in der
Zukunft auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht wichtig“ sagte Dr. Frank Martin, Leiter
der Regionaldirektion Hessen der Agentur für Arbeit. „Diese jungen Menschen haben
jede Unterstützung für ihre Zukunft verdient. Die Regionaldirektion Hessen investiert
jedes Jahr erhebliche Summen in die Integration behinderter Menschen in die
Arbeitswelt. Dieses Geld ist gut und richtig investiert, und wir werden auch 2012 dabei
nicht sparen. Für die Zukunft erhoffe ich mir dennoch noch mehr Betriebe, die die
Integration von Menschen mit Behinderung als Chance verstehen.“ Die
Beschäftigungsquote schwerbehinderter Menschen in den hessischen Agenturen für
Arbeit, ergänzt Dr. Frank Martin, liege bei 9,1%.
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„Die Berufsbildungswerke Nordhessen und Südhessen verfügen über langjährige
Erfahrungen in der Potentialanalyse und der Berufsorientierung bei jungen Menschen
mit Behinderung. Darüber hinaus haben sie fundierte Erfahrungen in der
Berufsvorbereitung, der Ausbildung in anerkannten Berufen und in der Unterstützung
der jungen Menschen bei der Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Hier bestehen
umfängliche gewachsene Verbindungen und Kooperationen“, erklärte Renée Eve
Seehof, Geschäftsführerin des Berufsbildungswerkes Südhessen.
„Junge Menschen mit einer Schwerbehinderung und sonderpädagogischem
Förderbedarf erhalten in diesem Programm die Möglichkeit, ihre Interessen und
Potentiale durch Beratung, Erprobung und Begleitung zu entdecken. Die berufliche
Orientierung der Schüler und Schülerinnen erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der
Berufsberatung der Agenturen für Arbeit sowie den Schulen. Es werden bestehende
Kooperationen und Netzwerke sowohl der Schulen als auch der Berufsbildungswerke
genutzt. Ziel ist es, für möglichst viele Schüler und Schülerinnen mit einer
Schwerbehinderung den Weg in den Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt und damit zu
einer echten Teilhabe zu öffnen“, so Klaus Winger, Vorstand vom Berufsbildungswerk
Nordhessen.
Die weiteren Handlungsfelder der „Initiative Inklusion“ starten im Jahre 2012. „So wird
ein Gesamtpaket geschnürt, das die Teilhabechancen von Menschen mit
Behinderungen am Arbeitsleben deutlich erhöht“, betonte Grüttner.
Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln für die berufliche Orientierung in Höhe von
fast 3,4 Millionen Euro für die Abgangs- und Vorabgangsklassen der Schuljahre
2011/2012 und 2012/2013 wollen die Initiatoren bis 2014 in Hessen weit über 1.000
junge Menschen mit Behinderungen erreichen und ihnen eine individuelle berufliche
Orientierung anbieten. „Die intensive Beratung und Betreuung der jungen Menschen
kann nur dann zu einem guten Ergebnis führen, wenn auch die hessischen
Unternehmen sich der Potenziale von schwerbehinderten Jugendlichen bewusst
werden und soziales Engagement und unternehmerische Verantwortung als positiven
Wettbewerbsvorteil werten“, unterstrich Grüttner. Die Hessische Landesverwaltung
gehe hier als Arbeitgeber bereits mit gutem Beispiel voran: Die Beschäftigungsquote
der obersten Landesverwaltung nehme mit einer Beschäftigungsquote von 7,86
Prozent den bundesweiten Spitzenplatz ein. Auch die Beschäftigungsquote im
öffentlichen Dienst in Hessen allgemein sei mit rund 7 Prozent vorbildlich. Die
Privatwirtschaft in Hessen habe mit einer Beschäftigungsquote von rund 4 Prozent
noch Entwicklungspotential.
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Alle beteiligten Vereinbarungspartner gehen davon aus, dass es in enger Kooperation
mit allen am Eingliederungsprozess Beteiligten gelingen wird, Wege aufzuzeigen, wie
die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in den allgemeinen Arbeitsmarkt
gelingen kann.