1. Bayer Vital
Bayer Vital GmbH
Unternehmenskommunikation
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Entspannung und Kreativität
Wie Musik bei Schmerzen helfen kann
Interview mit dem Schmerzexperten Professor Dr. H. Christof Müller-Busch, Berlin
Leverkusen, 15. Juli 2009 – Musik bereichert nicht nur das Leben, sie kann sogar
bei Schmerzen helfen. Im Interview erläutert Professor Dr. H. Christof Müller-Busch,
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, inwiefern Musik die
Wahrnehmung von Schmerzen beeinflussen und zu einer effektiven Therapie
beitragen kann.
Welche Wirkung hat Musik auf Gehirn und Organismus?
Prof. Dr. Müller-Busch: Verschiedene experimentelle Untersuchungen in den letzten
Jahren haben gezeigt, dass das autonome System des Gehirns besonders
empfänglich für musikalisch-akustische Reize ist. Dadurch können mit dem Willen
nicht steuerbare Reaktionen, beispielsweise Veränderungen der Muskelspannung,
des Blutdrucks oder von Puls und Atemfrequenz, bewirkt werden.
Auf welche Weise kann Musik die Wahrnehmung von Schmerzen
beeinflussen?
Prof. Dr. Müller-Busch: Bereits 1965 wurde in der so genannten Gate-Control
Theorie darauf hingewiesen, dass durch Musik und akustische Signale Schmerz
unterdrückt werden kann. Der Hörsinn ist von allen menschlichen Sinnen der
sensibelste. Die Musikwahrnehmung ist ebenso wie die Schmerzwahrnehmung stark
mit Emotionen verbunden. Es bestehen enge anatomische Verbindungen zwischen
den für die Schmerzwahrnehmung im Gehirn lokalisierten Strukturen zur Hörbahn
und den für die Emotionen verantwortlichen Bereichen im Thalamus, limbischen
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System und Hirnstamm. Zudem sind Musik- und Schmerzerleben Vorgänge, bei
denen Lernprozesse und die gefühlsmäßige Bewertung eine große Rolle spielen: Die
Art der Musik, persönliche Erinnerungen und erworbene Einstellungen aktivieren
bestimmte neurochemische und physiologische Mechanismen. Diese wiederum
bestimmen nicht nur die Wahrnehmung, sondern insbesondere auch das
Schmerzerleben und -verhalten in komplexer Weise mit.
Wie wirkt Musik bei akuten Schmerzen wie Spannungskopfschmerzen oder
Migräne?
Prof. Dr. Müller-Busch: Musik kann vom Schmerzempfinden ablenken und fördert die
Entspannung. Bei Menschen, die häufig unter Spannungskopfschmerzen bzw.
Migräneanfällen leiden, geht es aber auch darum, Strategien für eine bessere
Schmerzbewältigung zu entwickeln. Dazu gehören Therapieformen, die einen
kreativen Umgang mit sich selbst fördern. In der Dissertation des Heidelberger
Musiktherapeuten Markus Risch1 wurde gezeigt, dass durch Musiktherapie die
Anzahl der kopfschmerzfreien Tage bei Patienten mit Spannungskopfschmerzen und
Migräne erhöht werden konnte. Auch die Einnahme von Schmerztabletten konnte
reduziert werden1. In unserer Schmerzambulanz hatten wir eine Reihe von Patienten,
die durch Musik neue Wege im Umgang mit Schmerzen gefunden haben. Dazu
gehört etwa, das Singen für sich zu entdecken – ein Musikinstrument, das eigentlich
jeder besitzt.
Wie beeinflusst Musiktherapie die pharmakologische Behandlung?
Prof. Dr. Müller-Busch: Natürlich sollte Musik nicht als pharmakologische Alternative
zu einer sinnvollen und gut indizierten Schmerzmedikation angesehen werden. Aber
es kann durchaus sinnvoll sein, Musik auch bei akuten Schmerzen als
komplementäre Maßnahme einzusetzen.
Wo liegt der therapeutische Unterschied zwischen aktivem Musizieren und dem
Anhören bestimmter Musik?
Prof. Dr. Müller-Busch: Bei der Musiktherapie wird zwischen rezeptiven und aktiven
Formen unterschieden. Die therapeutische Wirkung bei den rezeptiven Formen wird
besonders durch die Einflüsse der gehörten Musik auf Aufmerksamkeit,
Wahrnehmung und Emotionen erklärt. Bei der aktiven Musiktherapie beruht der
therapeutische Effekt mehr auf der kommunikativen Erfahrung mit sich selbst als
1Risch M, Scherg H, Verres R (2001) Musiktherapie bei chronischen Kopfschmerzen – Evaluation
musiktherapeutischer Gruppen bei Kofpschmerzpatienten. Schmerz 15:116-125
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auch auf dem gemeinsamen Musizieren mit dem Therapeuten. Gerade in der aktiven
Musiktherapie wird die innere Musikalität eines Menschen angesprochen. So können
erstaunliche kreative Impulse entdeckt und entwickelt werden, die eine
therapeutische Wirkung entfalten.
Gibt es bestimmte Musikrichtungen, die für die Musiktherapie besonders
geeignet sind?
Prof. Dr. Müller-Busch: Natürlich sollte solche Musik ausgewählt werden, die den
Menschen emotional positiv berührt und anspricht. In der musiktherapeutischen
Forschung werden geeignete Stücke im Hinblick auf Rhythmus, Harmonie und
Melodien unterschieden, die bestimmte Reaktionen hervorrufen: beispielsweise
Heiterkeit und Frohsinn durch rasch wechselnde melodiöse Stücke oder
Entspannung durch ruhige leise Rhythmen, der sich Atmung und Puls anpassen. Bei
vielen gilt die Musik Mozarts als einzigartiges Therapeutikum. Die Kompositionen
haben eine berührende Wirkung, die sehr gut zur Entspannung, aber auch zur
Anregung von Emotionen genutzt werden kann.
Gibt es für bestimmte Schmerzarten spezielle musiktherapeutische Ansätze,
zum Beispiel für Kopfschmerzen?
Prof. Dr. Müller-Busch: Bei Spannungskopfschmerzen oder auch Migräne sollten vor
allem Stücke eingesetzt werden, die zu einer Muskelentspannung führen und
eventuell auch Autosuggestionen fördern. Dies vielleicht weniger in der akuten
Situation, sondern eher prophylaktisch: Sich täglich 30 Minuten in sich selbst
zurückziehen, „Lieblingsmusik“ hören und sich dabei zu entspannen, kann eine
wichtige Übung für stressgeplagte Menschen mit Spannungskopfschmerzen sein.
Welche Maßnahmen und Strategien empfehlen Sie zum Umgang mit akuten
Schmerzen?
Prof. Dr. Müller-Busch: Prophylaxe ist hier ein wichtiges Thema, das heißt das
Vermeiden oder den besseren Umgang mit schmerzauslösenden Situationen.
Wichtig ist auch die persönliche Einstellung: Kopfschmerzen und auch
Migräneanfälle sind keine Strafe und haben nichts mit Schuld zu tun. Sie sind
vorübergehend und ein Begleiter, mit dem man sich arrangieren muss und auch
kann. Eine solche Einstellung ist neben einer vernünftigen Medikation durchaus
hilfreich.
Weitere Informationen unter www.aspirin.de
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Die Bayer Vital GmbH vertreibt in Deutschland die Produkte der in der Bayer
HealthCare AG zusammengeführten Divisionen Animal Health, Consumer Care,
Diabetes Care und Bayer Schering Pharma. Bayer Vital konzentriert sich auf das
Ziel, in Deutschland innovative Produkte in Zusammenarbeit mit den Partnern im
Gesundheitswesen zu erforschen und Ärzten, Apothekern und Patienten anzubieten.
Die Produkte dienen der Diagnose, der Vorsorge und der Behandlung akuter und
chronischer Erkrankungen sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin. Damit
will das Unternehmen einen nachhaltigen Beitrag leisten, die Gesundheit von
Mensch und Tier zu verbessern. Mehr über Bayer Vital steht im Internet:
www.bayervital.de
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