Daten sind international zu einem wichtigen Rohstoff geworden. Die Umsätze einer Ladenzeile, der Heizölverbrauch einer Siedlung, Nutzerdaten von Telefonierern – das alles lässt sich zu Geld machen, wenn man es klug anstellt. „Big Data“ ist das Schlagwort dafür. Für die deutschen Unternehmen, besonders für die Mittelständler, ist dieses Thema noch Neuland. Sie stehen häufig zunächst vor der Aufgabe, ihr eigenes Datenmaterial geschickt zu verwalten. In diesem Zusammenhang gewinnt die Technologie des Cloud Computing immer mehr an Bedeutung. Dennoch wirft „Big Data“ auch Fragen auf. Gerade die Deutschen plagen vor allem Sicherheitsbedenken. Dieses Special greift die wichtigsten Debatten um Big Data auf, zeigt Techniken, Chancen, Risiken und Lösungen. Im Mittelpunkt stehen Anwendungen für kleinere und mittlere Firmen.
Marktplätze im Netz – so kommen Cloud und Mittelstand endlich zusammen
Datenwahn - Themenspecial von BusinessVALUE24
1. DatenWahn
Immer mehr Speicherplatz für immer mehr
Informationen: Was sich mit diesen Datenmas-
sen anstellen lässt, erfahren Sie in diesem Themen-
special von BusinessVALUE24.
Lesen Sie jede Woche mehr auf businessvalue24.de
Dieses Themenspecial entstand in
Kooperation mit der Hochschule Neu-Ulm.
3. Inhalt
Tabellen können
lügen
BAHAR BAKHTIARY
Das menschliche Gehirn ist mit zusammenhanglo-
sen Zahlenkolonnen schnell überfordert. Wenn Da-
ten in Bilder übersetzt werden, lassen sich leichter
Strukturen und Muster erkennen.
3
Der verborgene Schatz - Wie Unternehmen
Open Data nutzen können
JANET DANIEL
Open Data sind frei verfügbare Daten, die kosten-
los zur Verfügung gestellt werden. Aus dem Daten-
material lassen sich neue Informationen gewinnen
und neue Geschäftsmodelle entwickeln.
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Was Windeln mit Bier
zu tun haben
PATRICK NOTHELFER UND SIMON NIEDERER
Mit Hilfe von Business Intelligence (BI) soll die kom-
plexe Informations-Welt auf Knopfdruck in struktu-
rierte Datenreihen und bunte Grafiken umgewan-
delt werden.
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Kann man den Wolken
trauen?
MIRIAM SCHLECHTER
Beim Cloud Computing werden Firmendaten auf
externen Servern gespeichert. Viele Mittelständler
haben Datenschutzbedenken und schöpfen die
Möglichkeiten des Cloud Computing nicht aus.
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Webcontrolling:
Ein Schlüssel zum Unternehmenserfolg
VOLKER REICHERT
Wer eine Webseite anwählt, hinterlässt einen gro-
ßen Daten-Fußabdruck. Diese Informationen kön-
nen Firmen nutzen, um ihr Angebot auf die Bedürf-
nisse ihrer Kunden abzustimmen.
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2
5. Umsetzung und Grenzen der Datenvisualisierung der Blick auf zusätzliche Software sinnvoll sein, wie
Zur Datenvisualisierung stehen Unternehmen heu- Kohlhammer feststellt.
te vielfältige Werkzeuge zur Verfügung. Vieles lasse
sich schon mit den Bordmitteln von Bürosoftware Am Ende entscheidet der Mensch
wie Microsoft Excel erreichen, sagt Sebastian Hetz- Manager sollten immer dann vorsichtig sein, wenn
ler. Entsprechend sind Lösungen ohne zusätzliche die Darstellung versucht, Entscheidungen vorweg-
Kosten verfügbar. Daneben nutzen Unternehmen zunehmen. Ein Beispiel dafür sind die häufig an-
immer häufiger technisch ausgefeilte Datensamm- zutreffenden Ampeldarstellungen, die versuchen
lungen mit dazugehörigen grafischen Darstel- Zusammenhänge in Rot-Gelb-Grün zusammen-
lungen der Informationen, den sogenannten Ma- zufassen: „Eine Ampelschaltung basiert immer nur
nagement-Cockpits. Die Technik allein kann jedoch auf definierten Regeln“ sagt Visualisierungsexper-
,
nicht verhindern, dass die Aufbereitung hinter den te Hetzler. Wichtige weitere Faktoren, die nicht zur
Erwartungen zurückbleibt und nicht als Grundlage automatisierten Berechnung der Ampel gehören,
für Entscheidungen geeignet ist. Die Visualisierung können dabei unberücksichtigt bleiben. Für Fraun-
sollte bestimmte Grundregeln einhalten, wie Jörn hofer-Forscher Kohlhammer ist immer die mensch-
Kohlhammer vom Fraunhofer Institut für Grafische liche Entscheidung maßgeblich, da automatische
Datenverarbeitung (IGD) betont: „Durch das fal- Methoden keine abschließenden Antworten geben
sche Design können die Darstellungen schnell un- könnten. Bei Visualisierung geht es somit um eine
leserlich werden und wichtige Informationen ge- Hilfestellung, denn je besser Fakten und Zusam-
hen unter.“ Ein häufiges Problem sei, dass die in menhänge bekannt sind, desto besser können sie
Bürosoftware und in sogenannten Management- bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt wer-
Cockpits vorgegebenen Darstellungen für die Er- den. Wenn zukünftig das Volumen der verfügbaren
kennung von Zusammenhängen ungeeignet sind. Daten weiterhin zunimmt, wird die Bedeutung der
Gerade in letzteren gelten Tachodarstellungen sinnvollen Aufbereitung von Informationen wach-
als modern. Diese ermöglichen jedoch nicht das sen. Entscheider sollten daher nicht darauf verzich-
wichtige Erkennen von Mustern und liefern wenig ten, sich frühzeitig mit Datenvisualisierung ausein-
Information auf großem Raum, so Softwarespezia- anderzusetzen.
list Sebastian Hetzler. Im schlimmsten Fall wird da-
durch die Entscheidung fehlgeleitet, ohne dass das
dem Unternehmer überhaupt bewusst ist.
Darüber hinaus wird die Aktualität der Daten im- Autorin
mer wichtiger. „Eine Modefirma, die vor 10 Jahren Bahar Bakhtiary
noch vier Kollektionen herausgebracht hat, bringt
heutzutage zwölf und mehr auf den Markt“ lautet
,
ein Beispiel von Jörn Kohlhammer. Wie wichtig die
Aktualität ist, hängt letztendlich auch von der Bran-
che ab. Für den Fraunhofer-Experten gilt in jedem
Fall: „Wichtig ist, dass der Benutzer genau weiß,
wie aktuell und sicher die Daten sind.“ Die Visuali-
sierung sollte einen entsprechenden Hinweis dazu
enthalten.
Datenvisualisierung in mittelständischen Unternehmen
Gerade für Mittelständler ist interessant, dass es
sich nicht um aufwendige technische Lösungen
handeln muss, sondern um Methoden, die jeder
auch mit der einfachen Bürosoftware nachvoll- Bahar Bakhtiary studiert im sechsten Semester
Informationsmanagement und Unternehmens-
ziehen kann. Sebastian Hetzler sieht Vorteile der
kommunikation an der Hochschule Neu-Ulm.
grafischen Aufbereitung von Informationen für Im Umfeld Kennzahlen und Visualisierung absol-
alle Unternehmen: „Datenvisualisierung ist für je- vierte sie vor zwei Semestern ihr Praktikum. Ein
den wichtig, der Entscheidungen treffen muss.“ weiterer Interessenschwerpunkt liegt im Bereich
Die Größe des Unternehmens spielt dabei keine Marketing/PR. In diesem Umfeld möchte sie im
Rolle. Bei Fragen zu geeigneten Kennzahlen oder nächsten Semester Ihre Bachelorarbeit schreiben
der Technik, können der Einsatz von Beratern und und sieht auch dort ihre zukünftige Karriere.
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7. Was ist "Open Data" & "Open Beirat Linz und Herausgeber des Handbuchs für
Government"? kommunale Netzpolitik „Freiheit vor Ort“ Er findet,
.
dass es gerade für mittelständische Firmen eine
Hinter „Open Data“ steckt die Idee, Daten Chance ist, Open Data wirtschaftlich zu nutzen.
ganz ohne Nutzungsbeschränkungen zur „Diese Unternehmen sind in der Region ansässig
Verfügung zu stellen. Sie werden somit als und wissen, wo und wie sich lokale Daten am bes-
Gemeingut verstanden. Herausgeber der ten in Dienstleistungen verwenden lassen.“
Daten können zum Beispiel staatliche Ein-
richtungen, Unternehmen, Verbände oder Open Data-Portale machen die Daten kostenfrei
gemeinnützige Organisationen sein. Weil und idealerweise automatisiert zugänglich. Fors-
Behörden ohnehin bereits über mehrere terleitner sieht noch einen weiteren Vorteil: „Es
Jahre Daten erhoben und dies mit Steuer- müssen keine Rechte abgeklärt werden, stattdes-
geldern finanziert haben, sind sie momentan sen kann sofort mit vorhandenen Datenbeständen
die erste Anlaufstelle, um offene Daten be- experimentiert und diese können in eine bestehen-
reit zu stellen. de Dienstleistung einbezogen werden.“ In seinem
Haben staatliche Einrichtungen die Absicht, Handbuch zieht er das Fazit, dass eine Kultur des
die eigenen Vorgänge transparenter zu ma- offenen Zugangs und des freien Wissens Rahmen-
chen und Bürger an politischen Prozessen bedingungen für lokale Innovation in den Berei-
teilhaben zu lassen, so bezeichnet man dies chen Wissenschaft, Wirtschaft sowie Kunst und Kul-
tur schafft. Mittels freier Datensätze können also
als „Open Government“ .
nicht nur Software-Firmen wie die Cityguide AG
erfolgreich sein, sondern Unternehmen aus allen
Branchen. Immobilienfirmen beispielsweise könn-
ten Informationen über die soziale Infrastruktur
eines Stadtgebiets wie die Anzahl der Schulen, Po-
anderes als das, was Google macht: Daten zu digi- lizeistationen oder kulturellen Einrichtungen dafür
talisieren und zur Verfügung zu stellen.“ nutzen, den Wert von Häusern und Grundstücken
besser einzuschätzen.
Wie werden Daten offen?
Google ist eine sprudelnde Informationsquelle.
Die Suchmaschine steht aber auch immer wieder
in der Kritik, Urheberrechte oder den Datenschutz Open Data-Beispiele:
zu ignorieren. Die Informationen, die Open Data
• Apps für Deutschland:
liefern, sollen diese Rechte nicht verletzen. Die Or- www.apps4deutschland.de
ganisation Open Data Network hat 2010 die Prin- • Bürgerhaushalte in Deutschland:
zipien für offene Daten veröffentlicht, um Behörden www.buergerhaushalt.org
in Deutschland bei der Öffnung ihrer Datensätze • Code for America:
zu helfen. Die Ämter sollen demnach alle Daten www.codeforamerica.org
herausgeben, die keine Rechte verletzen oder die • Open Data Showroom:
Sicherheit beschränken. Damit möglichst viele www.opendata-showroom.org
Nutzer auf die Daten zugreifen können, sollen sie • Weltbank:
data.worldbank.org
dabei nicht durch eine erforderliche Registrierung
beeinträchtigt werden. Weiterhin müssen die Da-
ten in einem einheitlichen Format bereitstehen und
maschinenlesbar sein.
Video "What is open Data?"
Kommunale Daten für den Mittelstand
Vereinzelte Behörden im deutschsprachigen Raum
haben diese Anforderungen schon umgesetzt und
Auszüge ihrer gesammelten Daten veröffentlicht.
Die Städte Berlin, Bremen, Linz, München und
Wien sind Vorreiter beim Thema Open Data. Chris-
tian Forsterleitner ist Mitglied im Open Commons
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8. Frei und preiswert Das Bundesinnenministerium gab dieses Jahr eine
Ausschlaggebend für erfolgreiche Innovationen, Studie in Auftrag, um Fragen zu Open Government
die auf Open Data beruhen, sind zwei Aspekte: zu klären und „mit mehr Transparenz, Teilhabe
Einerseits entscheidet die innovative Weitsicht der und Zusammenarbeit eine stärkere Öffnung des
Behörden darüber, welche der Daten als nächstes Staates gegenüber der Gesellschaft“ anzustre-
zur Verfügung gestellt werden. Andererseits liegt es ben, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Bun-
an der Kreativität der einzelnen Unternehmen, aus desministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit
Open Data neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. und Entwicklung ist schon einen Schritt weiter und
Doch ist eine kommerzielle Nutzung von kostenfrei- macht unter www.buergerhaushalt.org deutlich,
en Daten grundsätzlich legitim? Michael Radomski welche Kommunen ihre Bürgerinnen und Bürger
von Cityguide hat dazu eine klare Meinung: „Open bei der Haushaltsplanung mit einbeziehen. Im Jahr
Data sollte grundsätzlich nichts kosten. Wenn ein 2013 soll unter www.daten-deutschland.de die
Unternehmen Open Data so erfolgreich umsetzt, Open Data-Plattform von Bund und Ländern an
dass es dadurch Gewinne macht, sind die Steuern den Start gehen.
eine Gegenleistung. Zudem sind die Daten bereits
vorhanden und die Kosten für die Bereitstellung
sind nicht besonders hoch.“ Bei vielen Datenab-
fragen steigt allerdings auch die Serverauslastung.
Radomski schlägt in diesem Fall vor, dass massive
Nutzer ab einer bestimmten Anzahl von Abfragen
zahlen müssten. „Wenn der Preis auf wenige Cents
pro Abfrage festgelegt ist, tut das keinem weh und
die Serverkosten können ausgeglichen werden“ .
Politik wird offen für Transparenz
Weil die Daten bisher in erster Linie von Behörden
bereitgestellt werden, spielt die Politik bei der Um-
setzung von Open Data eine tragende Rolle. „Als
Wettbewerbsthema ist Open Data deutlich erkenn- Gastautorin
bar, und es wird auch in der Politik massiv voran-
getrieben. Aber gerade hier gibt es auch Hürden.
JANET DANIEL
Denn Daten verfügbar zu machen, bedeutet, sie
transparent zu machen. Das ist nicht immer von al-
len gewünscht“ so Radomski. Ausschreibungen wie
,
„Apps für Deutschland“ demonstrieren die Bereit-
schaft einzelner Politiker, sich mehr für Open Data
einzusetzen.
Janet Daniel studiert Informationsmanagement
und Unternehmenskommunikation an der Hoch-
schule Neu-Ulm. Ihre Interessenschwerpunkte
liegen im Informationsdesign und in der effizien-
ten Datenkollaboration. Für die deutschlandwei-
te Studenteninitiative Weitblick errichtete sie eine
Plattform für das Wissensmanagement. Auf Twit-
ter ist sie unter @goldfisch zu erreichen.
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10. Data-Warehousing arbeiterin Margit Sauter: „In Sachen Benutzer-
freundlichkeit haben viele BI-Anwendungen noch
Das sind große Datenbanksysteme. Die Daten Optimierungspotential. Das Ganze kann für den
werden im ersten Schritt aus dem ERP-System einzelnen Benutzer ziemlich unübersichtlich und
eines Unternehmens extrahiert, bereinigt, struk- verwirrend sein“ Dies ist oftmals der immensen
.
turiert und dann in die Datenbank eingespielt. Menge an unterschiedlichen Datenstrukturen ge-
Derart aufbereitet, können die Daten beim Data
schuldet. Gezielte Schulungen schaffen Abhilfe,
Mining analysiert werden.
werden aber von Unternehmen in der Praxis zu sel-
ten angeboten. Hier macht Sauter Nachholbedarf
aus und sieht die Firmen in der Pflicht.
Die Grundlage für alle BI-Systeme sind „Data-
Warehouses“ Hinter diesem Begriff verbergen sich
.
riesige Datensilos, die viele Terabyte groß sein kön-
nen. Durch eine Datenbankanbindung können zum Data Mining
Beispiel Produktion, Vertrieb oder Geschäftsleitung
selektiv auf die gespeicherten Daten zugreifen: „Je Das Mining (engl.: Bergbau) ist bildlich zu verste-
nach Informationsbedarf können Vertriebs- und hen. Auch der Datenberg kann wertvolle Schätze
Absatzzahlen oder Produktionsdaten in Echtzeit bergen, die durch das Data Mining sichtbar wer-
abgerufen werden“ erklärt Dieing und fügt hinzu
, den. Bei diesem Analyseverfahren werden große
„die Daten sind strukturiert, visuell aufbereitet und Datenreihen, die scheinbar nicht zusammenhän-
deshalb gut vergleichbar.“ gen auf signifikante Wechselbeziehungen unter-
sucht.
Bier und Windeln
Eine verbreitete Methode, an gewinnbringende In-
formationen zu gelangen, ist das „Data Mining“ –
ein spezielles Analyseverfahren, das oft im Einzel-
handel verwendet wird. Dabei werden Datenreihen
nach Zusammenhängen, die so nicht offensichtlich
sind, durchleuchtet. Der weltgrößte Einzelhändler, Gastautor
Walmart, soll so durch eine Warenkorbanalyse PATRICK NOTHELFER
herausgefunden haben, dass freitagabends Bier
in Kombination mit Windeln besonders oft gekauft
wird. Die Erklärung: Junge Männer kaufen sich
Bier, während sie von den Frauen zusätzlich beauf-
tragt werden, für den gemeinsamen Nachwuchs
Windeln zu besorgen. Der Supermarktriese will mit
dieser Erkenntnis ein Vermögen verdient haben, in-
dem er Bier neben Windeln ausgelegt hat.
Für mittelständische Unternehmen stellen sich trotz
der Goldgräberstimmung, die sich angesichts ei-
nes solchen Beispiels einstellen mag, anfangs vie-
le Fragen: Lohnt sich das? Brauche ich das? Ab
welcher Datenmenge macht BI überhaupt Sinn?
Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Der Patrick Nothelfer studiert Informationsmanage-
Aufbau eines solchen Systems benötigt Zeit und ment und Unternehmenskommunikation an der
Durchhaltevermögen: Bevor man aussagekräftige Hochschule Neu-Ulm. Besonders interssieren ihn
Analysen erwarten kann, müssen vorhandene Da- die Bereiche Personalmanagement und Unter-
ten bereinigt, gegliedert und eingepflegt werden. nehmenskommunikation.
Hierbei ist zu berücksichtigen, dass dieses Material Derzeit absolviert er sein Praxissemester in der
einheitlich erfasst wird. Ansonsten fließt es nicht in Human Resources Abteilung bei Cassidian in
die Analyse ein. Ulm. Dort liegt sein Fokus auf der Betreuung
von Praktikanten und der Organisation von Re-
cruiting- und Einführungsveranstaltungen für den
Dies ist nicht das einzige Hindernis, das eine Aus-
HR-Bereich..
wertung erschweren kann, weiß Oetinger Mit-
9
13. telständler ihre IT-Ressourcen in die Cloud. Die im Computing geht. Unter den zahlreichen Anbietern,
Februar 2011 durchgeführte Studie ergab weiterhin, die ihre persönlichen Versionen einer sicheren Cloud
dass über 70 Prozent der gut 350 befragten Füh- präsentierten, war auch die Deutsche Telekom. Ihr
rungskräfte aus dem deutschen Mittelstand, dem Stichwort zum Thema Datensicherheit ist Transpa-
Trend wegen Sicherheitsbedenken skeptisch ge- renz. So wissen die Kunden der Telekom stets, wo
genüberstehen. Nach Meinung des Bundesdaten- ihre Daten gespeichert werden, erläutert die Tele-
schutzbeauftragten Peter Schaar ist vor allem bei kom-Mitarbeiterin Caroline Bergmann. „In aller
Cloud Services „die Vertrauenswürdigkeit des An- Regel sind das bei uns hochsichere, TÜV-zertifizierte
bieters von entscheidender Bedeutung“ da derje-
, Rechenzentren in Deutschland.“ Damit sollen vor al-
nige der in die Cloud geht „ein Stück der eigenen lem die Bedenken der Mittelständler zerstreut wer-
Kontrolle über die Datenverarbeitungseinrichtun- den. Denn wenn die Daten in Deutschland lagern,
gen“ an ihn übergibt. Praktisch geht es um ein Stück unterliegen sie einer der sichersten Datenschutz-
Privatsphäre. richtlinie der Welt. „Die Kunden haben Recht, wenn
sie genau hinschauen, wem sie ihre Daten anver-
Das Risiko von Datenverlust und Datenklau hängt trauen und welche Cloud-Lösung sie wählen. Wir
aber nicht nur vom Anbieter, sondern vor allem von beraten Kunden, welche Daten sie in die öffentliche
der Form der Cloud ab. Bei der Private Cloud bei- Cloud legen können und für welche Daten sie die
spielsweise werden alle Daten im eigenen Rechen- noch besser geschützte Private Cloud wählen soll-
zentrum gelagert und nur an Endgeräte vergeben, ten“ sagt Bergmann.
,
die Zugriff auf das private Netzwerk oder Intranet
haben. Im Gegensatz dazu lagern die Daten inner- Aber nicht nur durch Transparenz kann Vertrauen
halb einer Public Cloud auf einem fremden Server, und Sicherheit in der Cloud gewährleistet werden.
auf den das Unternehmen selbst keinen Zugriff hat. Die Nürnberger Firma BioID setzt bei ihrem Sicher-
Der Gedanke, wichtige Firmendaten Fremden zu heitssystem vor allem auf das Thema Zugriffsschutz.
überlassen, löst bei den meisten Mittelständlern Un- Ob Facebook, eBay oder Amazon – bisher wur-
behagen aus und steigert vor allem deren Sicher- de der Zugriff auf Internetportale durch die Abfra-
heitserwartungen an die Cloud Dienste. ge eines Usernamens und Passworts beschränkt.
Die Sicherheit dieser Zugriffsmechanismen steht
Auch das diesjährige Motto der Cebit „Managing aufgrund der jüngsten Datenpannen immer mehr
Trust“ beweist, dass Datenschutz immer noch ei- in Frage. Um die sensiblen Daten in der Cloud
nes der wichtigsten Themen ist, wenn es um Cloud solchen Angriffen nicht aussetzen zu müssen, hat
Grafik: BioID
12
14. BioID einen neuen Authentifikations-Service entwi-
ckelt. Bei diesem Verfahren werden Zugriffsberech-
tigte mit Hilfe von biometrischer Gesichtserken-
nung erkannt. So kann mit einer handelsüblichen
Webcam, die keinerlei weitere Software bedarf, si-
chergestellt werden, dass nur berechtigte Personen
auf die Daten zugreifen können.
Konzepte für die Sicherheitsanforderungen von
Cloud Computing gibt es also genug. Trotzdem
sollte jedes Unternehmen im Vorhinein die Gefah-
ren, die mit der Auslagerung der Daten verbunden
sind, richtig einschätzen. Nur so kann der Bedarf
an Sicherheit erkannt und die richtige Lösung ge-
funden werden. Laut Einschätzung des Bereichslei-
ters für IT Service des Branchenverbands Bitkom,
Mathias Weber, werden die Bedenken, die der Mit-
telstand gegenüber Cloud Computing noch hat,
schnell abgebaut werden. Auch die voranschrei-
tenden Entwicklungen der Cloud Sicherheit werden
ein Stück dazu beitragen, die Vorstellung der Ge-
witterwolke zu vertreiben.
Autorin
MIRIAM SCHLECHTER
Miriam Schlechter studiert Informationsmanage-
ment und Unternehmenskommunikation an der
Hochschule Neu-Ulm. Sie fühlt sich in der Online
Welt zuhause und kann sich dabei unter ande-
rem für die Konzeptentwicklung von Webseiten
und anderen Online-Marketing Maßnahmen
begeistern. Zurzeit absolviert sie bei der Wer-
beagentur Serviceplan in München ihr Praxisse-
mester im Bereich Konzeption und Informations-
architektur.
13
16. mierung sollte als Zyklus angesehen werden der Web-Analytics „als kontinuierlicher Prozess im Un-
einmal abgeschlossen, unmittelbar wieder von ternehmen etabliert werden, mit klaren Ressourcen
vorne beginnt. Bezogen auf Web Controlling wird und Verantwortlichkeiten.“
hier von einem Zyklus in vier Schritten gesprochen:
So werden im ersten Schritt, Ziele und gewünschte Qualität statt Sammelwut
Soll-Werte festgelegt. Ein solches Ziel könnte zum Um den Webauftritt nutzerfreundlicher gestalten zu
Beispiel sein, dass sich mehr Besucher über ein können, gilt es Lücken aufzuspüren. Hier hilft Web-
Online-Formular registrieren. Analytics. Wichtig ist jedoch, dass sich die Anwen-
der auch mit den entdeckten Schwachstellen aus-
Der darauf aufbauende zweite Schritt besteht aus einandersetzen, um geeignete Lösungen zu finden.
dem eigentlichen Analyse Tool. In welcher Reihen- Andernfalls bliebe es bei der Analyse – und der
folge werden die Felder ausgefüllt? Was passiert Effekt wäre dahin.
auf der Registrierungsstrecke? Wo sind Stellen, an
denen Besucher zögern oder gar abbrechen? Es Vordergründig kommt es also nicht auf die Menge
werden also Daten und Informationen von Be- der gesammelten Daten an, sondern vielmehr auf
suchern erfasst, die für das jeweilige Ziel hilfreich die korrekte Website-Anbindung, die richtige Inter-
sind. Daraus werden nun im nächsten Schritt die pretation relevanter Daten sowie auf die Kontinu-
tatsächlich erreichten Ist-Werte abgeleitet. Ver- ität, mit der gemessen wird. Zudem sollte genau
gleicht man nun anschließend Soll- und Ist-Werte überlegt werden, was von einem Analyse-Tool er-
miteinander und stellt Abweichungen fest, gilt es wartet wird, um bei der Wahl des geeigneten Sys-
die entsprechenden Schwachstellen zu optimieren. tems Fehler zu vermeiden. Denn natürlich ist auch
„Der Zyklus beginnt von Neuem, wenn die Wirk- in diesem Bereich Software nicht gleich Software.
samkeit dieser Optimierungen gemessen wird“ er- , Mittlerweile gibt es ein breites Angebot, ob für
läutert der Geschäftsführer beim Softwarehersteller Privatpersonen, kleine und mittlere Unternehmen
etracker, Christian Bennefeld. Um Schwachstellen oder globale Großkonzerne.
unablässig auszumachen und zu beheben, müsse
15
17. Sämtliche dieser Schritte gilt es zu beachten, bevor Daten aus allen Bereichen
mit teuren Marketingmaßnahmen auf die Internet- Neben dem Datenschutz wird es zukünftig im-
präsenz aufmerksam gemacht wird. Das Risiko mer mehr auf die Verschmelzung von Informati-
von enttäuschten Besuchern und einer negativen onen aus Online- sowie Offline-Bereichen an-
Resonanz ist hoch, überstürzt man derartige Wer- kommen. Das heißt auch soziodemografische
bemaßnahmen, ohne den Webauftritt vorher auf Merkmale wie Alter, Bildung und Einkommen
Herz und Nieren getestet zu haben. werden vermehrt in die Web-Analysen einflie-
ßen. Dadurch werden diese noch genauer und
Heikles Thema Datenschutz Webseiten können nutzerfreundlicher gestaltet
„Webseiten-Betreiber unterliegen dem Teleme- werden. Die Anzahl der Unternehmen, die auf
diengesetz und – sofern sie personenbezogene Web-Controlling setzen, steigt von Jahr zu Jahr
Daten erfassen – auch dem Bundesdatenschutz- weiter an, denn der Nutzen ist beträchtlich: Be-
gesetz,” erklärt Bennefeld. Zum Schutz der per- reits kleinere Optimierungen der Website kön-
sönlichen Daten ist es beispielsweise nicht erlaubt, nen helfen, Besucher zu binden, sie richtig zu
die vollständige IP-Adresse eines Besuchers zu führen und somit den Unternehmenserfolg zu
speichern. „Wenn eine Website besucht wird, muss steigern.
es dort die Möglichkeit geben, nicht analysiert
zu werden, und die IP-Adresse ist vom Analyse-
Anbieter unkenntlich zu machen“ so Blogger Ha-
,
berich. Aktuell sieht es in der Praxis jedoch etwas
anders aus. Bis dato gibt es nur auf wenigen Web-
seiten (beispielsweise: www.bbc.com), die Opti-
on, ob man als Besucher seine Daten übermitteln
möchte oder nicht.
Viele Software Anbieter arbeiten deswegen mit
Zertifikaten und Signets, die datenschutzkonformes
Web-Analytics garantieren. Denn das Bewusst-
sein der Nutzer zum Thema Internet und Sicher- Autor
heit wurde durch die wiederholt aufkommenden
Datenpannen der vergangenen Jahre weiter ge- VOLKER REICHERT
schärft. Der sorgfältige Umgang mit persönlichen
Angaben wird langfristig gesehen ein zentraler
Bestandteil von Web-Controlling bleiben.
Volker Reichert studiert im 4. Semester an der
Hochschule Neu-Ulm Informationsmanage-
ment und Unternehmenskommunikation. Mo-
mentan absolviert er sein Praxissemester bei
der Voith GmbH im Konzernbereich Voith Hyd-
ro. Dort unterstützt er internationale Kommuni-
kationsprojekte im Bereich Erneuerbare Ener-
gien, Wasserkraft.
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18. Impressum
Herausgeber:
VALUE24 Businessportale Deutschland GmbH
Jarrestraße 80
22303 Hamburg
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Geschäftsführer: Steffen Kneist
Redaktion: Julia Räsch
Layout und Illustration: Monika Antecka
Text: Julia Räsch, Bahar Bakhtiary, Janet Daniel,
Patrick Nothelfer, Simon Niederer, Miriam
Schlechter, Volker Reichert
Fotos: photocase.com (JoeEsco, jock+scott, mis-
Unser nächstes Themenspecial terQM, AndreasF., Erdbeermarmelade, complize),
„Sharing – Der Spaß am Teilen“ iStockphoto (selimaksan), Bahar Bakhtiary, Janet
erscheint im März 2013. Daniel, Patrick Nothelfer, Simon Niederer, Miriam
Schlechter, Volker Reichert, BioID
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