Vielen Dank! Die Kantonsbibliothek Baselland bietet seit 2008 digitale Medien zum Download an. Das Angebot der Firma DiviBib haben wir über die SBD bibliotheksservice AG eingekauft. Damit sich der personelle Aufwand im Rahmen hält, werden die eMedien mit Standing Order bei der SBD 2mal pro Monat bestellt.
Mehr als 10‘000 Ratgeber, Hörbücher, Romane, klassische Musiktitel, Zeitschriften und Sachfilme stehen zum Herunterladen bereit – jederzeit und von überall her. Das Angebot ist gratis für Mitglieder einer Gemeindebibliothek Baselland oder der Kantonsbibliothek Baselland. Den Grundbestand bilden ca. 10‘000 Dateien / Medien für 27‘000 Fr., jährlich kommen etwa 500 eMedien dazu, das Budget dafür ist etwa 17‘000.- Fr., ca. 3% des Medienbudgets. Für die StO haben wir ein Anschaffungsprofil erstellt: Der Schwerpunkt sollten Hörbücher sein, zur Hälfte Belletristik und Ratgeber, ein weiterer Schwerpunkt bildet der Sachfilm und populärwiss. Bücher und Hörbücher. Themenmässig sollten die eMedien etwa zur Hälfte aus folgenden Sachthemen bestehen Ratgeber, Reiseführer, Sprachkurse, Computer, Vortragsthemen. Die andere Hälfte sollte aus Belletristik aller Altersstufen und klassischer und Jazz-Musik bestehen. Was wir nicht wollten, waren Klassiker der Literatur (die gibt es schon bei Gutenberg-DE), explizit Deutschland-lastige Sachmedien wie Rechtsbücher, Lernhilfen. Was DiviBib nicht bieten konnte waren Spielfilme und Pop/Rockmusik. Anders als bei den physischen Medien kann das Publikum keine Anschaffungswünsche machen, da die Lizenzverhandlungen nicht bei uns sondern bei DiviBib liegen. Diese verhandeln nicht per Titel sondern mit gesamten Verlagsangeboten. Das Zielpublikum stellten wir uns als typischen Internet-User vor: 16-39 J., internetversiert, wenig mobil, und da Baselland ein Landkanton ist, wohnhaft in einer ländlichen Gegend.
Wir stellten dann fest, dass nicht nur die anvisierte Zielgruppe e-kbl nutzt, sondern auch ganz andere, unerwartete Benutzerkreise. Unsere aktiven Bibliotheksnutzer stiessen im regulären OPAC immer häufiger auf eMedien und wollten auch diese nutzen können. So sind sogenannte Informations-Junkies einfach auf ein weiteres Medium gestossen, dass sie auch mitnutzen wollen. An der letzten Führung wurde ich gefragt, für wen sich die E-Books denn eignen würden. Das neue Projekt, die Generation plus mit den E-Books vertraut zu machen, da das Angebot an Grossdruck-Büchern nicht ausgebaut werden konnte, stiess auf einige Skepsis unter den Zürcher Berufskolleginnen. Sie bezweifelten, dass die ältere Generation mit der Technik umgehen konnte. Wie es der Zufall so wollte, sahen wir auf der Leseterrasse zwei ältere Pfeife rauchende Männer, von denen einer gerade sein iPad auspackte. Bereitwillig erklärte er uns, warum er von Muttenz bis nach Liestal kam (die KBL ist der einzige öffentliche Ort mit gratis-WLAN) und was er sich auf seinem iPad anschaute. Obwohl er über 80 war, hatte er die „typische iPad-Bewegung“ (das Schütteln des Lagesensors) und das Multitouch (Zoom mit 2 Fingern) voll drauf.
Von den Mediengruppen, die e-kbl am meisten hat, wurden auch am meisten Downloads gemacht. eBooks gab es zu Beginn recht wenig, seit 2009 die Gemeindebibliotheken zur digitalen Bibliothek dazukamen, ist die Tendenz steigend. Seit Januar 2011 gibt es nun eBooks im epub-Format für eBook-Reader. Seither ist der Download von eBooks natürlich steigend. eAudio war ein Schwerpunkt von e-kbl, entsprechend dem grösseren Angebot ist auch die Nutzung höher als bei den eBooks. eMusic, eVideo und ePaper entsprechen nicht den Erwartungen. Dies war allerdings absehbar, da das gewünschte Angebot von DiviBib nicht angeboten wird. Das Angebot ist also nach wie vor zu wenig ausgebaut, um wirklich attraktiv zu sein.
Zu Beginn wurde ausgiebig darüber berichtet und das Angebot getestet. Nach diesem anfänglichen Hype gingen die Ausleihen zurück und stabilisierten sich auf 250 bis 300 pro Monat. Seit die Gemeindebibliotheken bei e-kbl dabei sind, hat sich die monatliche Ausleihe mehr als verdoppelt auf 700 pro Monat. Diese Downloads werden von durchschnittlich 190 Personen pro Monat gemacht. Die Zugriffe auf die Web-Seite www.e-kbl.ch schwanken stark und bewegen sich zwischen 1000 und 1‚500 pro Monat. In Relation zur physischen Bibliothek sind es 16% unserer Nutzer, 7% unseres normalen Bestandes und 1.2% unseres Umsatzes. Wir verfügen über keine statistischen Benutzerdaten, die genauere Aussagen über Zielgruppen zuliessen. Nach unserer Einschätzung benutzen vor allem bisherige Bibliothekskunden das e-kbl-Angebot. Als Gründe, das digitale Angebot nicht oder nicht mehr zu nutzen, werden immer wieder angeführt: wenig geeignet für Mac-User, technische Schwierigkeiten beim Download oder beim Überspielen auf den MP3-Player, Unverständnis dafür, dass digitale Dokumente ausgeliehen sein können, die kurze Leihdauer und vor allem das zu kleine sowie teilweise zu wenig aktuelle Angebot. Wir werden das e-kbl-Angebot weiter ausbauen und wollen die Kantonsbibliothek Baselland als kompetenten eBook-Vermittler in der Region positionieren. Gerade im ländlichen Raum, wo die Distanzen grösser und der öffentliche Verkehr dünner ist, sind digitale Angebote zum Herunterladen sehr wichtig.
Im Vergleich mit den andern schweizerischen Bibliotheken, die dieses Angebot anbieten, wird das Angebot der KBL gut genutzt. Jede Bibliothek hat einen andern Themenschwerpunkt, der sich auch in der Nutzungsfrequenz zeigt. Wie in der realen Welt bietet nur ein genügend grosses und ausgewogenes Angebot auch die Chance für eine gute Nutzung.
Die digitale Bibliothek wird nur mit Werbung gefunden und genutzt. Die beste Werbemassnahme war eine Postkarte. Zu Beginn verschickte die Kantonsbibliothek 30‘000 Postkarten an alle Haushaltungen, die von der Firma Cablecom einen Breitband-Internetanschluss bezogen. Diese Aktion wurde mit Pressemitteilungen und –events gestützt. KBL-Kunden wurden mit dem monatlichen Newsletter über das neue Angebot informiert. Bei Neuanmeldungen werden die Nutzerinnen und Nutzer auf das Angebot speziell aufmerksam gemacht. Im Newsletter weisen wir immer wieder auf Neuerungen in der digitalen Bibliothek hin.
Nichts geht aber über die traditionelle Mund-zuMund-Propaganda. Da die Kantonsbibliothek nicht überall präsent ist, wollten wir die lokal verankerten Gemeindebibliotheken und deren Netzwerk nutzen. Die Erweiterung auf die Gemeindebibliotheken Nordwestschweiz wurde mit Lesezeichen und Flyern beworben. Die Rückseite der Flyer konnte die Gemeindebibliothek mit eigenem Text gestalten und so weitere Angebote bewerben.
Damit das Angebot breiter abgestützt wurde, kamen nach einem Jahr die 18 Gemeindebibliotheken des Kantons dazu. Da es verschiedene politische Träger gibt, brauchte es einen Verein, der für die Finanzierung sorgt. Den Projektstart ermöglichten Gelder des Lotteriefonds. Für die GB war dies auf einen Schlag eine Angebotserweiterung von 30-50%! Nun konnten sie auch in spezielleren Gebieten wie Klassik oder Managementliteratur etwas bieten und konnten die Jugendlichen bei der Literatursuche zum Vortrag auf weitere Titel verweisen. Die Bibliothekskunden der GB haben das Anrecht auf einen Gratis-Zugang zu www.e-kbl.ch, allerdings müssen sie ein aktives Abo der GB besitzen. Die GB müssen ihre Kunden zusätzlich auf dem Ausleihserver der KBL eintragen.
OCLC programmierte einen WEB-Zugang zur Ausleihdatenbank der Kantonsbibliothek. Ganz vereinfacht können die Bibliothekarinnen der GB nun ihre Benutzer und Benutzerinnen in die Datenbank einschreiben. Der Zugang ist gekoppelt an einen aktives Bibliotheksabo, es entstehen aber keine Zusatzkosten für den Benutzer. Die Bibliothekarin kann nur nach den eigenen Benutzern suchen. Auf einer Trefferliste kann sie nur die eigenen Mitglieder auswählen. Wenn das Abo abgelaufen ist, wird der e-kbl-Zugang gesperrt. Die Bibliothekarin muss dann nach Bezahlung und Reaktivierung des Kontos zusätzlich über den WEB-Access den Zugang zu e-kbl verlängern. Falls ein Benutzer nicht mehr Mitglied der GB ist, wird er auch in e-kbl gelöscht.
Die GB implementieren den Zugang zu e-kbl auf ihre eigene Homepage. Dies ist ein simpler Link auf die Seite von www.e-kbl.ch
Werbung für ihr neues Angebot, das die Kantonsbibliothek sponsert, sieht dann so aus.
Die letzten der 18 GB haben im Februar 2010 die Einführung in das Tool zu e-kbl erhalten. Insgesamt war ich 19 Mal unterwegs zu einer Schulung im Zeitraum vom Mai 2009 bis Januar 2010. 3 Halbtage habe ich zusätzlich in den Support investiert. Zusammen mit dem internen EDV-Team habe ich das Tool ausgetestet. Mit OCLC zusammen haben wir die kleinen Kinderkrankheiten behoben und die einzelnen GB in die Parametrisierung des Ausleihclients der KBL integriert. Im Monat kommen so etwa 100 neue User aus den GB dazu.
Direkt online freischalten für e-kbl lässt nur eine der 18 Gemeindebibliotheken. Sonst nutzen die GB die Möglichkeit, die Kunden ins Haus zu „locken“ und Ihnen die GB als Gesamtpaket schmackhaft zu machen. Im Idealfall ist es dann so, dass ihre Benutzer von e-kbl so angetan sind, dass sie von selbst am Ende der Abo-Laufzeit in die Bibliothek kommen, um den Jahresbeitrag zu bezahlen.
Damit e-kbl auch neue Nicht-Bibliotheksnutzer erreicht, schaltet die Kantonsbibliothek bei google Werbung. Bei ausgesuchten Begriffen erscheint auf der ersten Seite der Trefferliste die Anzeige für e-kbl
Die Werbung beschränkt sich auf IP-Adressen der Region.
Momentan kostet die Werbung etwa 120 Fr. pro Monat und wird 12‘000 mal angezeigt. die Clickrate auf die Seite www.e-kbl.ch hat sich gesteigert von 1000 auf 1500 pro Monat, dank der intensiven Bewerbung.
Das ursprüngliche Zielpublikum waren internetversierte Personen bis 39 J., nicht mobil, aus einer ländlichen Gegend (Baselland) Durch die gute PR und die Implementierung in den Bibliothekskatalog kamen neue Gruppen hinzu. Mit Swisscom haben wir einen Partner, der sich auf Computer, Handy und Internetanfänger spezialisiert hat. Ihr Zielpublikum ist ausserhalb der Erwerbstätigen zu finden, also auch die von uns umworbene Generation Plus. Swisscom stellte während 2 Wochen ihren Schulungsbus vor der Kantonsbibliothek auf und bewarb unsere digitale Bibliothek e-kbl. Zusätzlich konnten Interessierte einen speziellen e-kbl Kurs besuchen, der im Schulungsbus stattfand. Das gleiche Zielpublikum erreichten wir mit einem Vortrag beim Verein Senioren beider Basel, dessen „Computeria“ 10mal im Jahr stattfindet und eine gute Plattform bot.
Falls bei den GB Bedarf besteht, können sich deren Benutzenden bei den Kursen der VHS anmelden. Die Flyer liegen bei den GB auf. Neben den bestehenden Bibliothekskundinnen und –kunden nutzen fleissige VHS-Besucher die Möglichkeit, sich unverbindlich mit dem Thema auseinandersetzen zu können. So kam das nächste Kundensegment dazu, die von uns so genannte Generation plus, die sich aktiv mit der Umwelt auseinandersetzen will.
Der Bedarf an Schulung verselbständigt sich mittlerweile. Das Thema E-Books ist sehr präsent in den Medien, Apple betreibt massiv Werbung für iPad und iPhone. Es wird chic, Literatur mit sich herumzutragen, wie immer gilt, je mehr desto besser. Die VHS kann mit ihrem Kurs zeigen, dass sie am Ball bleibt. Die SAB probiert es ebenso. Nach Bern gibt es auch in Baselland und Zürich Schulungen für die Bibliothekarinnen aus den Gemeindebibliotheken. Sie wollen gerüstet sein für die Zukunft. Der Schulungsbedarf für eBooks und e-kbl nimmt durch die neuen Nutzergruppen kontinuierlich zu. Da wir mit verschiedenen Partnern zusammenarbeiten, sind die Schulungen zum Teil auf meine eigene Rechnung. So habe ich mich entschieden, im Bereich Erwachsenenbildung mir das nötige Know-How zu holen.
E-Medien ziehen Kreise. Das nächste Thema wird der Einbezug der Sekundarschule II im Baselland sein. Die Schülerinnen und Schüler sind gerade auf dem Absprung aus den Bibliotheken. Wir werden sie dort abholen, wo sie gerade sind: im World Wide Web.