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Das Familienunternehmen arbeitet mit erst-
klassigen Materialien, hauptsächlich mit
Marmor, teilweise vom eigenen Steinbruch.
Schon früh spielte der junge Adolf Loos in
der Werkstatt seines Vaters mit Marmor und
anderen hochwertigen Rohstoffen und ent-
wickelte eine lebenslange Begeisterung dafür.
Dort mit seinem Vater fühlte er sich seinen
Erinnerungen nach am glücklichsten, während
es ihm schwergefallen sein musste, sich mit
seiner Mutter und ihrer harten Erziehung zu
versöhnen.
Loos sen. starb unerwartet 1879 im Alter
von fünfzig Jahren. Nach seinem Tod über-
nahm die Witwe Marie die erfolgreiche
Steinmetzwerkstatt. Unter dem Namen
A. Loos Witwe in Brünn leitete sie selbst das
Unternehmen und es blühte unter ihrer Führung
weiter auf. Der Hauptsitz befand sich wie bis-
her in Loos’ ehemaligem Atelier, die Firma
besaß mehrere Niederlassungen und nutzte
weiterhin die Marmorsteinbrüche. Der Betrieb
war führend in der Produktion von Grabsteinen
und überlebte bis in die 1950er Jahre, während
viele andere private Firmen vom kommunis-
tischen Regime liquidiert wurden.
Kurzes Glück
mit dem Vater
und die Pracht
des Marmors
Eine starke Mutter
Das Haus in der Friedhofgasse Nr. 22 (heute
Kounicova) in Brünn (Brno), in dem Ende 1870
Adolf Loos geboren wurde. Hier befanden sich die
Wohnung der Familie, ein Skulpturenstudio, eine
Steinmetzwerkstatt des Vaters und ein Lagerhaus
mit fertiggestellten Grabsteinen. Das Haus existiert
heute nicht mehr, es wurde bei der Errichtung des
Hotels Continental (1961–1964) abgerissen.
Geburtshaus, Foto: Archiv města Brna
Grabmal von Bischof Karl Nöttig, Foto: M. Dvořáková, BAM
Gerade auf dem Gebiet der Produktion von
Grabsteinen war der Betrieb A. Loos Witwe die
Brünner „Nummer eins auf dem Markt“. Von seiner
Reputation zeugt der Auftrag zur Lieferung des
Grabmals des siebten Brünner Bischofs Karl Nöttig
(1806–1882). Nach Auflösung des Stadtfriedhofs in
der Kounicova-Straße wurden die vier Grabmäler der
Brünner Bischöfe des 19. Jahrhunderts im Jahr 1910
auf den Petersberg versetzt und an den Außenmauern
der St. Peter-und-Paul-Kathedrale aufgestellt.
Nöttigs Grabmal wurde in unvollständiger Form an ihre
Südmauer gesetzt.
Grabmal von Bischof Karl Nöttig – Detail,
Foto: M. Dvořáková, BAM

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  • 1. Das Familienunternehmen arbeitet mit erst- klassigen Materialien, hauptsächlich mit Marmor, teilweise vom eigenen Steinbruch. Schon früh spielte der junge Adolf Loos in der Werkstatt seines Vaters mit Marmor und anderen hochwertigen Rohstoffen und ent- wickelte eine lebenslange Begeisterung dafür. Dort mit seinem Vater fühlte er sich seinen Erinnerungen nach am glücklichsten, während es ihm schwergefallen sein musste, sich mit seiner Mutter und ihrer harten Erziehung zu versöhnen. Loos sen. starb unerwartet 1879 im Alter von fünfzig Jahren. Nach seinem Tod über- nahm die Witwe Marie die erfolgreiche Steinmetzwerkstatt. Unter dem Namen A. Loos Witwe in Brünn leitete sie selbst das Unternehmen und es blühte unter ihrer Führung weiter auf. Der Hauptsitz befand sich wie bis- her in Loos’ ehemaligem Atelier, die Firma besaß mehrere Niederlassungen und nutzte weiterhin die Marmorsteinbrüche. Der Betrieb war führend in der Produktion von Grabsteinen und überlebte bis in die 1950er Jahre, während viele andere private Firmen vom kommunis- tischen Regime liquidiert wurden. Kurzes Glück mit dem Vater und die Pracht des Marmors Eine starke Mutter Das Haus in der Friedhofgasse Nr. 22 (heute Kounicova) in Brünn (Brno), in dem Ende 1870 Adolf Loos geboren wurde. Hier befanden sich die Wohnung der Familie, ein Skulpturenstudio, eine Steinmetzwerkstatt des Vaters und ein Lagerhaus mit fertiggestellten Grabsteinen. Das Haus existiert heute nicht mehr, es wurde bei der Errichtung des Hotels Continental (1961–1964) abgerissen. Geburtshaus, Foto: Archiv města Brna Grabmal von Bischof Karl Nöttig, Foto: M. Dvořáková, BAM Gerade auf dem Gebiet der Produktion von Grabsteinen war der Betrieb A. Loos Witwe die Brünner „Nummer eins auf dem Markt“. Von seiner Reputation zeugt der Auftrag zur Lieferung des Grabmals des siebten Brünner Bischofs Karl Nöttig (1806–1882). Nach Auflösung des Stadtfriedhofs in der Kounicova-Straße wurden die vier Grabmäler der Brünner Bischöfe des 19. Jahrhunderts im Jahr 1910 auf den Petersberg versetzt und an den Außenmauern der St. Peter-und-Paul-Kathedrale aufgestellt. Nöttigs Grabmal wurde in unvollständiger Form an ihre Südmauer gesetzt. Grabmal von Bischof Karl Nöttig – Detail, Foto: M. Dvořáková, BAM