3. Alle mitnehmen – Anspruch und Wirklichkeit
weltwärts
• 98 % Abitur oder Fachabitur
• 12 % Migrationshintergrund
• 1 % mit Behinderung
• 74% Frauen
• 58 % jünger als 20 Jahre
• 41% aus NRW + Baden-
Württemberg
• 8% aus den neuen Bundesländern
Ø Bevölkerung
• 53 % Abi oder Fachabi
• 23 % Migrationshintergrund
• 9,4% Schwerbehinderte
• 35 % der Bevölkerung lebt in NRW
oder Baden-Württemberg
• 16% der Bevölkerung lebt in den
neuen Bundesländern
4. Kleiner Exkurs: Marketing
• Marketing bedeutet marktorientierte
Unternehmensführung (oder Organisationsführung).
• Nicht Werbung!
• Was heißt marktorientiert? Am Kunden orientiert!
10. Auf welchem Markt sind wir unterwegs?
Tourismus
Work &
Travel, Au
Pair ...
(Auslands)
Erfahrung
Internatio-
naler
Freiwilligen
-dienst
Freiwilligenperspektive
11. Zielgruppe eingrenzen
→ Gilt für alle Zielgruppen, besonders aber für die „austauschfernen“
• Welche Zielgruppe hat welches potentielles Interesse an meinem
Angebot/meiner Botschaft?
• Welche Kommunikationskanäle nutzt diese Zielgruppe?
• Wie müssen meine Kommunikationsmittel gestaltet sein, damit sich
die Zielgruppe von ihnen inhaltlich, ästhetisch und lebensstilistisch
angesprochen fühlt?
13. Kommunikation digital und mobil gestalten
• Über 90 % der Zielgruppe nutzen täglich das Internet
• Und zwar in erster Linie über das Smartphone (mobil)
• Die wichtigsten Apps sind Instagram, YouTube, WhatsApp, Snapchat und
immer weniger Facebook
• Form und Ästhetik vor Inhalt
• Bilder stehen im Vordergrund
• Erwartung: multimediale Kommunikation, d.h. Audio und (bewegte) Bilder,
weniger kurzer! Text
• Emotionen vor Argumenten
• Nutzer*innen individuell ansprechen
17. Sicherheit – Das rundum sorglos Paket
• Hohe Erwartungen an die Sicherheit (allgemein, medizinisch, etc.)
• Mehr Inklusion führt zu höheren Herausforderungen im Bereich
Sicherheit (psychische und physische Einschränkungen etc.)
• Ausgeprägte Individualisierung schafft hohe Erwartungen an die EO
• Höheres Bewusstsein für„Duty of Care“ (Fürsorgepflicht) der
Entsender → Vorbereitung und „informed consent“
• Leistungen & Grenzen klar kommunizieren
• Sicherheit ist ein sensibles Thema – politisch und aus
machtkritisch/neo-kolonialer Perspektive
19. Freiheit – Wo sind die Grenzen?
• Aufgabe der EO: Grenzen setzen und kommunizieren (PO
einbeziehen!)
• Wo hört die Verantwortlichkeit der EO auf und fängt die der
FW an?
• Klare Regeln und Policies helfen
• Gute Zusammenarbeit mit den Partnern auch
20. 4. Zukunftstrends – Wohin geht die Reise?
https://www.zukunftsinstitut.de/dossier/megatrends/
21. Zukunftstrends – Bedeutung für
Freiwilligendienste
Unterstützend
• Globalisierung
• New Work
Herausfordernd
• Konnektivität
• Individualisierung
• Sicherheit
22. Herausforderungen
• Grundsätzlich höheres Anspruchsniveau
• Hohe fachliche und soziale Kompetenzerwartung an EO
• Konkurrenz durch kommerzielle Anbieter (Voluntourismus)
• Mehr EOs/mehr alternative Angebote für Auslandsaufenthalt
• Demographie → weniger Bewerber*innen
• Anspruch der Inklusion
• …
23. Diskussionspunkte
Umgang mit gesellschaftlichen Realitäten
• Nischenprodukt vs. Anpassen an die Erwartungen der
„Teilnehmenden“?
• Stärkere Differenzierung des Angebots: zeitlich, hinsichtlich der
Anforderungen, … ?
EO und Partner stärken
• Mehr Unterstützung für EO, z.B. Supervisionsmöglichkeiten
Und: den Spaß an der Aufgabe nicht verlieren!
Hinweis der Redaktion
SINUS Milieus 14 – 17 Jähriger
Wen können wir erreichen mit FWD und wen nicht? Und warum?
Engagement und Offenheit gefragtDu willst andere Kulturen kennenlernen und dabei gleichzeitig etwas Sinnvolles tun? Du möchtest Deinen Horizont erweitern, eingefahrene Denkmuster auch mal auf den Prüfstand stellen und Deine Erfahrungen an andere weitergeben? Du möchtest Dich für eine gerechtere Welt einsetzen?
Das beschreibt in a Nutshell die Sozioökologischen
FWB 2017
Im Jahr 2017 hatten in Deutschland 39,1 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren einen Migrationshintergrund – in der Gruppe der 35- bis unter 45-Jährigen lag der entsprechende Anteil im selben Jahr bei 30,9 Prozent
Und da geht das Problem schon los: FW sind keine Kunden (zumindest nicht im Verständnis der meisten EO.) Aber was sind sie dann? Und wie kann man sie gewinnen?
Auch wenn man die Terminologie nicht mag, so ist weltwärts (u.a. FWD) auf einem Markt unterwegs. Märkte haben unterschiedliche Segmente, es braucht unterschiedliche Produkte, Preise, Werbung, etc. – kein one-fits-all Konzept. Sinnvoll: nach Bedürfnissen der Kunden zu segmentieren.
Gutes Marketing wirkt kognitiv (spricht den Kopf an), affektiv (den Bauch) und konativ (löst Handlung aus).
Der Preis ist nicht das entscheidende Kriterium für ein Produkt. s. iPhone, Sneakers und Co. Wenn ein Produkt emotional anspricht, sind Menschen bereit sehr hohe Summen dafür auszugeben.
Was ist das Produkt?Interessen, Ideen, Werte vermitteln? Oder doch eine Dienstleistung? Oder irgendwie beides?
Nonprofit-Marketing ist eine spezifische Denkhaltung. Eigene Aktivitäten ausrichten am Nutzen und den Erwartungen der Anspruchsgruppen. Das wären in dem Fall das BMZ, die eigenen Partner, die FW, Mitglieder des eigenen Vereins, Mitarbeitende, die Öffentlichkeit, … ? Völlig klar, dass all diese Gruppen unterschiedliche, zum Teil unvereinbare, Erwartungen und Nutzenvorstellungen haben.
Gibt es jemanden, der dieses Produkt nicht kennt?
Gibt es jemanden, der dieses Produkt noch nie probiert hat?
Eben…
Aber weltwärts ist nicht Coca Cola, kein one-fits-all Produkt, sondern ein Nischenprodukt.
Obwohl, selbst Coca Cola diversifiziert…
So sieht die neue Diet Coke in den USA aus…
Nonprofit-Marketing ist eine spezifische Denkhaltung. Eigene Aktivitäten ausrichten am Nutzen und den Erwartungen der Anspruchsgruppen. Das wären in dem Fall das BMZ, die eigenen Partner, die FW, Mitglieder des eigenen Vereins, Mitarbeitende, die Öffentlichkeit, … ? Völlig klar, dass all diese Gruppen unterschiedliche, zum Teil unvereinbare, Erwartungen und Nutzenvorstellungen haben.
Die meisten Angebote sind auf die Sozioökologischen ausgerichtet.
Jemanden der nach Spaß und Abenteuer sucht muss ich anders ansprechen als jemand, der was für seinen Lebenslauf tun will.
Quelle: JIM Studie 2018, Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19 Jähriger
97% nutzen das Internet täglich oder mehrmals pro Woche
97% nutzen ein Smartphone täglich oder mehrmals pro Woche.
88% der Mädchen und 71% der Jungen nutzen primär das Smartphone zur Internetnutzung.
Quelle:
Kommunikation mit "austauschfernen" jungen Zielgruppen, Studie für die Robert Bosch Stiftung, 2018
Soll keine Werbung sein!
Großteil der Schüler kommt über Videotagebuch einer Ehemaligen auf YouTube.
Quelle: Atlas der Zivilgesellschaft 2017
Mehr Sicherheit bedeutet immer weniger Freiheit. Das muss man wissen und da muss man abwägen und vor allem klar kommunizieren, damit die FW wissen, worauf sie sich einlassen und ob sie das wollen. Bsp: wir lassen unsere MA nicht durch Streitkräfte evakuieren, auch im Notfall nicht.
Die heutige Jugend ist sowohl mit viel Sicherheit, als auch mit viel Freiheit aufgewachsen.
Aber: was kann man welchen FW und ihrem Umfeld im Gastland zumuten? Das kann nur die EO entscheiden, nicht die FW! Körperliche Einschränkungen sind aus m.S. weniger problematisch als psychische, weil sie berechenbarer sind und FW, die schon lange oder sogar seit Geburt mit bestimmten Einschränkungen leben, damit oft gut zurechtkommen und ihre Möglichkeiten realistisch einschätzen können. Psychische Instabilitäten sind deutlich schwieriger einzuschätzen, können sich im FW verstärken und bedeuten für alle Beteiligten einen hohen Betreuungsaufwand. FWD sind keine Methode um Probleme zu lösen, die man in D hat!
Manche EO fragen nicht mal nach Vorerkrankungen oder psychischen Herausforderungen. Finde ich unverantwortlich.
Selbst für gesunde und stabile junge Menschen, ist ein FWD eine hohe Herausforderung! (eigene berufliche Erfahrungen nennen und nicht vergessen, es gibt Menschen für die ist Pauschalreise nach Italien schon Streß!) Wir fordern sehr viel oft von unseren FW.
Ich hätte mit 18 nicht alleine mit anderem Mädchen in Soweto wohnen wollen… Und meine Eltern hätten das auch nicht toll gefunden.
Erwartungshaltung der ZG (besonders der unterrepräsentierten!) nach Sicherheit ist hoch, aber auch auf Seiten der Eltern privilegierter Jugendlicher Bereitschaft der EO Entscheidungen zu treffen und Grenzen zu setzen unterschiedlich stark ausgeprägt. Bsp: Krise in Nicaragua.
Das Thema Sicherheit hat in der deutschen EZ erst in den 2000er Jahren an Bedeutung gewonnen. Früher schwankte die Haltung zwischen „wird schon nichts passieren“ und „jeder ist für sich selbst verantwortlich“.
Duty of Care hat eine juristische und eine moralische Dimension. Präzedenzfall erwähnen! Sie ist unabhängig vom Status der Entsendeten, umfasst FW genauso wie Mitarbeiter. Im Ernstfall muss der Arbeitgeber/Entsender nachweisen können, dass er seinen staff informiert und auf Risiken vorbereitet hat, sowie einen Notfallplan und entsprechende Prozesse hat.
Debatten ob hohe Erwartungen an Sicherheit nicht Neokolonial wären, im Sinne von das haben die Einheimischen ja auch nicht. Der Wille sich anzupassen und einfach zu leben darf m.E. nicht auf Kosten der Sicherheit gehen, bzw. die FW und ihr Umfeld müssen zumindest über Risiken aufgeklärt sein. Wir sehen hohe Malariaraten und Abbrüche wegen Krankheit. Ich habe 7 Jahre in Afrika gelebt und hatte nie eine Malaria!
Auch Krankheiten ist es egal, ob jemand FW oder Expat ist. Im Gegenteil: die FW leben oft in einfacheren Verhältnissen, nutzen öffentlichen Nahverkehr, wohnen in unsichereren Gegenden, haben keine Guards, etc. und sind damit einem höheren Risiko ausgesetzt als Expats.
Wenn man Eigenverantwortung der FW will, muss man sie auch dazu befähigen, sich in potentiell gefährlichen Situationen richtig zu verhalten bzw. Situationen richtig einzuschätzen. Dafür reichen 2 h darüber reden in der Vorbereitung nicht aus. Sicherheitstraining für einige Länder, analog zu AIZ?
Krisenmanagement: Widerspruch zwischen Anforderungen an gutes Krisenmanagement und Kultur der meisten EO. Krisenmanagement braucht klare Rollen und Verantwortlichkeiten, „chain of command“, Hierarchien. Daher haben alle Institutionen, die mit Sicherheit zu tun haben (Polizei, Streitkräfte, Feuerwehr, THW…) stark ausgeprägte Hierarchien. Verträgt sich schlecht mit Basisdemokratie.
Jeden Tag sterben mehr als 1.200 Menschen an Malaria – 445.000 pro Jahr. Mehr als 90 Prozent aller Todesfälle und Neuinfektionen entfallen auf Länder in Afrika. Kenne Geschichten von Aidworkern, die aus Nachlössigkeit/Verharmlosung an Malaria gestorben sind.
Regeln entwickeln, idealerweise gemeinsam mit den Partner, und Konsequenzen bei nicht-Einhaltung. EO haben viele Freiheiten, die können sie nutzen. Was ist uns und unseren Partnern wirklich wichtig? Wo geht die Freiheit der FW auf die Kosten der Sicherheit? Oder der Reputation der Partner?
19 Jährige kann nicht die Entscheidung überlassen werden, was in einem Land des Globalen Südens sicher und ok ist. Hier sind die Partner und die EO gefragt auf Risiken hinzuweisen und im Einzelfall auch Grenzen zu setzen. Viele Risiken sind nicht offen ersichtlich.
12 Megatrends,
Besonders relevant in dem Kontext:
Zukünftige Entwicklungen antizipieren: https://www.zukunftsinstitut.de/dossier/megatrends/
Konnektivität (Erwartung der FW, Herausforderung für EO)Individualisierung (Herausforderung für EO)Globalisierung (befördert FWD, schafft aber auch Alternativen)New Work (die Sinnfrage – befördert FWD)Sicherheit (Herausforderung für EO)
Beispiel FWB: Weiterempfehlung des Gastlandes sehr hoch, der eigenen EO/PO deutlich geringer.
Man bewegt sich immer auf einem Markt, auch wenn man diese Sichtweise ablehnt. Ablehnung führt nur dazu, dass man nur die anspricht, die sich eh dafür interessieren, die leichten ZG. Wenn man die anderen ernsthaft gewinnen will, muss man das Produkt anpassen. Oder ehrlich sein, dass man das weder kann noch will. Der Markt passt sich nicht an das Produkt an! Eher verschwindet das Produkt…
Kein Freiwilligenbashing. Jede Generation hält sie vorangegangene für weniger gut. War schon bei den alten Griechen so.
Tolle, aktive junge Leute getroffen! Mal ehrlich, was haben wir mit 17 gemacht?!