Die Einführung gibt Anregungen, wie Software-Entwickler strukturiert auch in emotionalen Situationen mit underterministischen Zielen effizient zu sachlichen Lösungsansätzen kommen können.
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Motivation
●
Software-Entwickler sind i.a. gut im
– ...verstehen komplexer Zusammenhänge solange sie
deterministisch und strukturierbar sind.
– ...analysieren und lösen von Problemen, für die klar ist, was der
korrekte Zustand ist.
●
Software-Entwickler sind i.a. weniger gut im
– ...Umgang mit Personen, welche die Welt des Sofware-Entwickler
weniger gut kennen und verstehen
– ...analysieren und lösen von Problemen mit hohem emotionalen
Anteil und undeterministischen Lösungen, die nicht „klar“ korrekt
sind.
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Ziele
●
Werkzeugkasten für gezielte Kommunikation
auch in unangenehmen Situationen
●
Besseres Einschätzungsvermögen von
Gesprächssituationen
●
Strukturierter Ansatz für undeterministisches
Thema
●
Auch außerhalb der Software-Entwicklung
nutzbar
●
Links zur Vertiefung
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Grundlagen der Kommunikation
●
Kommunikation [...] ist der Austausch [...] von
Informationen, die auf verschiedenen Arten (verbal,
nonverbal) oder verschiedenen Wegen (Sprechen,
Schreiben) stattfinden kann.
●
Information = Wissen, Erkenntnis, Erfahrung oder
Empathie
●
Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft,
Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und
Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu
erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden.
●
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunikation
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Beispiele
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Öffentliche Person: geht gerne Wandern
●
Blinder Fleck: hat sich beim Mittagessen das T-
Shirt angepatzt
●
Geheimnis: hat große Modelleisenbahn am
Dachboden
●
Unbekannt: wäre ein guter Schlagzeuger
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Öffentliche Person erweitern
●
Beobachtungen mitteilen (Feedback): der
Person mitteilen, wie sie und ihre Handlunge
wahrgenommen werden
●
Sich preisgeben: Freiheit und
Handlungsspielraum in der Öffentlichkeit
vergrößert sich, da bisher unbekannte Punkte
den anderen damit bewusst sind
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Kommunikation findet immer statt
●
„Man kann nicht nicht kommunizieren“
●
Non-verbale Kommunikation ist auch
Kommunikation
●
Nichts tun ist auch Kommunikation
Beispiel: Person im Wartezimmer eines Arztes starrt ständig
auf den Boden
●
Quelle:
https://www.paulwatzlawick.de/axiome.html
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Beispiel für Vier-Seiten-Modell
Mann und Frau essen zu Abend. Der Mann sieht Kapern in der Soße und fragt „Was ist das
Grüne in der Soße?
Mann Frau
Sachebene Da ist etwas Grünes
Selbstoffenbarung Ich weiß nicht, was es ist
Beziehung Du wirst es wissen
Appell Sag mir, was es ist!
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Beispiel für Vier-Seiten-Modell
Mann und Frau essen zu Abend. Der Mann sieht Kapern in der Soße und fragt „Was ist das
Grüne in der Soße?
Mann Frau
Sachebene Da ist etwas Grünes Da ist etwas Grünes
Selbstoffenbarung Ich weiß nicht, was es ist Mir schmeckt das Essen
nicht!
Beziehung Du wirst es wissen Du bist eine miserable
Köchin!
Appell Sag mir, was es ist! Lass das nächste Mal das
Grüne weg!
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Beispiel für Vier-Seiten-Modell
Mann und Frau essen zu Abend. Der Mann sieht Kapern in der Soße und fragt „Was ist das
Grüne in der Soße?
Mann Frau
Sachebene Da ist etwas Grünes Da ist etwas Grünes
Selbstoffenbarung Ich weiß nicht, was es ist Mir schmeckt das Essen
nicht!
Beziehung Du wirst es wissen Du bist eine miserable
Köchin!
Appell Sag mir, was es ist! Lass das nächste Mal das
Grüne weg!
Frau antwortet: „Mein Gott, wenn es dir nicht schmeckt, kannst du ja woanders essen
gehen!“
Quelle: Friedemann Schulz von Thun: Miteinander Reden. 1: Störungen und Klärungen. Reinbek bei
Hamburg 1981, S. 62 f.
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Zuhören
●
Empathisches Zuhören klärt Beziehungsebene
●
Aktives Zuhören klärt Sachebene
●
Gemeinsam verwendbar
●
Ziel: Gegenüber fühlt sich verstanden
●
Nicht-Ziel: die selbe Meinung zu haben
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Falle: Allgemeinplätze
●
Ratschläge: „Dazu gibt es ein Buch, das ...“
●
Beschwichtigungen: „Das ist doch nicht so
schlimm“
●
Mitleid: „Du Armer!“
●
Bestätigen: „Ja, so ein Idiot auch!“
●
Eigene Erlebnisse: „Mir ist unlängst etwas
ähnliches passiert, als ...“
●
Problem: versucht nicht, Gegenüber zu verstehen
31. 31
Falle: Pseudo-Gefühle
●
Von der eigenen Wahrnehmung verfälscht
●
Drückt Interpretation aus
●
Beinhaltet Täter, der für ein anderes echtes
Gefühl verantwortlich gemacht wird
●
Entspricht einer Verurteilung
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Beispiel für Pseudo-Gefühle
Pseudo-Gefühl Echtes Gefühl und zugehöriges
Bedürfnis
Du fühle mich von dir
vernachlässigt
Ich fühle mich einsam und brauche
etwas Gesellschaft.
Ich fühle mich ausgenutzt. Ich bin zornig, weil ich Respekt und
Rücksicht brauche!
Ich fühle mich provoziert. Ich bin wütend, weil ich Respekt
brauche
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Pseudogef%C3%BChl
Weitere Beispiele: beleidigt, betrogen, ignoriert, fallengelassen, angegrifen,
verarscht, übergangen, unter Druck gesetzt, vernachlässigt
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Listen zu Gefühlen und Bedürfnissen
Siehe
https://www.lichtkreis.at/wissenswelten/gfk-sprache-des-lebens/gfk-listen-wort%C3%BCbungen
/
(Ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
34. 34
Hinweise für den Redner
●
Pausen
– Gegenüber hat Einstiegspunkt für Fragen
– Gegenüber kann Gedanken sammeln
●
Rückfragen
– „Ist das soweit nachvollziehbar?“
– „Gibt es dazu Fragen?“
36. 36
Nutzen von Personentypen
●
Bedürfnisse lassen sich erahnen
●
Ziel:
– Auf Bedürfnisse eingehen, ohne dass Gegenüber darum
bitten muss
– Reizpunkte vermeiden
●
Einschränkung: Es gibt keine nachweislich
„richtige“ Einteilung von Personen
●
Liste von Persönlichkeitsmodellen:
http://www.empathie-lernen.de/persoenlichkeitsmodelle
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Beispiel: HUMM
●
Unterscheidet 7 Persönlichkeitstypen
●
Jeder Mensch enthält alle aber in
unterschiedlichen Ausprägungen
●
Bis zu 3 davon sind dominanter als die anderen
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Humm-Wadsworth-Modell
39. 39
Wie in Kommunikation nutzen?
●
Einschätzen versuchen:
– Was sind die eigenen dominanten Typen?
– Was sind die dominanten Typen des Gegenüber?
●
Wo gibt es unterschiedliche Bedürfnisse?
– Beispiel: Artist vs Politician
●
Versuchen:
– Eigene Bedürfnisse ausformulieren
– Auf die vermutete Bedürfnisse des Gegenüber eingehen
bzw. erfragen (empathisch Zuhören)
41. 41
Abgrenzung
●
Die weiteren Ausführungen gehen davon aus,
dass beide Konfliktpartner grundsätzlich an einer
Lösung interessiert sind.
●
Destruktive Konflikte, bei denen mindestens ein
Teilnehmer eine Nicht-Lösung anstrebt, sind nicht
Teil der Betrachtung (Beispiel: Scheidung)
42. 42
Konfliktarten (eine Unterteilung von vielen)
Konfliktart Beispiel Beispiel für Mögliche
Lösungsstrategie
Sachkonflikt SQL oder MongoDB? Entscheiden nach
Evaluierung oder PoC
Beziehungskonflikt Tatsächlicher oder
vermeintlicher Übergriff in
andere Kompetenzbereiche
Klare Abgrenzung
Ressourcenkonflikt Entwickler auf Teams
verteilen
Nullsummenspiel;
Verteilungsschlüssel
Rollenkonflikt Entwickler moderiert Retro Für eine Rolle entscheiden;
Enttäuschungsgleichgewicht
Interessenkonflikt Entwickler will Qualität, PO
will Liefertermin halten
In die Hierarchie nach oben
delegieren
Wertekonflikt Christentum vs Islam Wenn für die Sache
irrelevant: nicht ansprechen
Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Konflikt
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Unstimmigkeiten ansprechen
●
Schema: „Als <Sachverhalt> da war ich
<Gefühl> da ich <Bedürfnis>. Daher <Bitte>.“
●
Beispiel: „Als du mich im Sprint Planing beim
Erklären von Task 1234 dreimal unterbrochen
hast war ich genervt da ich Respekt und
Wertschätzung haben möchte. Daher bitte ich
dich, mich in Zukunft ausreden zu lassen und
deine Ergänzungen im Anschluss an meine
Ausführungen zu machen“
Siehe auch: https://www.zeitzuleben.de/gewaltfreie-kommunikation/
46. 46
Anwenden beginnen
●
Nachträglich unangenehme eigene Situationen
nochmals durchdenken. Was hätte man mit
diesem Wissen anders machen können?
●
Personen mit viel Erfahrung in der
Kommunikation beobachten (PO, Marketing, …)
und daraus lernen
●
Ungeschickt kommunizierende Kollegen
beobachten und überlegen, was man besser
machen könnte (aber zumindest anfangs nicht
eingreifen).
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Anwenden
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Aktiv Zuhören geht immer
●
Empathisch Zuhören gezielt bei Bedarf
→ keine Emotionen reinbringen, wo gar keine
sind
●
Authentisch bleiben, nicht ständig nur in
Schemata sprechen