1. Die âInnere Amputationâ â
Alternative zur klassischen
Zehenamputation
V. Quellmalz | U. Riedel | H. Stege
Klinikum Lippe GmbH | Klinik fĂŒr Dermatologie
RöntgenstraĂe 18 | 32756 Detmold | www.klinikum-lippe.de
Abb. 1: Initialbefund plantar Abb. 2: Initialbefund plantar
Abb. 3: Distanzamputation mittels
Zange nach Luerc
Abb. 4: Knochenresektat
Abb. 5: Endbefund
Einleitung
Die steigende Inzidenz des Diabetes mellitus wird zu einer weiteren
Zunahme der diabetischen FuĂlĂ€sionen fĂŒhren. Vergesellschaftet mit
einer distalen Polyneuropathie werden erste Symptome auch tiefge-
hender EntzĂŒndungen im FuĂbereich nicht wahrgenommen, so dass
hÀufig bereits bei Àrztlicher Erstvorstellung eine knöcherne Beteiligung
vorliegt. Bei fehlender Heilungstendenz osteomyelitisch verÀnderter
Knochen ist die klassische Therapieform der Zehenosteomyelitis die
Zehenamputation. Diese verstĂŒmmelnde Operation kann in vielen FĂ€llen
durch die innere Distanzresektion, bei der nur der infizierte Knochen
unter Schonung von Gewebe sowie der Nerven- und GefĂ€ĂbĂŒndel
entfernt wird, vermieden werden.
Fallbeschreibung
71-jÀhrige Patientin, Diabetes mellitus Typ II, HbA1c 6,1 % mit
ulzerierendem Zehenabszess und feuchter, 3x2cm messender Nekrose.
Ausschluss einer relevanten pAVK. Röntgenologisch Nachweis einer
Osteomyelitis des Zehengrundgliedes D II links.
Therapie
Der infizierte Knochen wird durch eine âinnere Amputationâ-
Distanzresektion und unter Belassung des Weichteilmantels abgetragen.
Es erfolgt eine antibiotische Therapie. Unter dieser Therapie sowie unter
konsequenter Entlastung und Remobilisation im Verbandsschuh heilte
die Defektwunde im Verlauf von neun Wochen unter Erhaltung der
FuĂintegritĂ€t reizlos ab.
Fazit
Die innere Distanzresektion stellt bei osteomyelitisch verÀnderten Zehenknochen eine wirkungsvolle Alter-
native zur Zehenamputation dar. Sie ist möglich als Resektion einzelner knöcherner Zehenglieder oder auch
von Zehengelenken. Sie vermag das Körperbild optisch weitgehend vollstÀndig zu erhalten und erhöht somit
im Vergleich zu einer klassischen Zehenamputation die Akzeptanz gegenĂŒber dem operativen Eingriff bei
gleichzeitig hoher EffektivitÀt in Bezug auf die Sanierung des Infektherdes. ZusÀtzlich erhöht die innere
Amputation die StabilitĂ€t des betroffenen FuĂes mit resultierenden Vorteilen der Beweglichkeit des Patienten.
Bei zunehmender Zahl an auch jungen Diabetikern sollte diese Operationstechnik zum Erhalt der ExtremitÀt
nach Möglichkeit angeboten werden.