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Der physikalische Wahrheitsbegriff
Author(s): Hans Reichenbach
Source: Erkenntnis, 2. Bd. (1931), pp. 156-171
Published by: Springer
Stable URL: http://www.jstor.org/stable/20011635
Accessed: 27/04/2009 04:21

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http://www.jstor.org
Der physikalische
                               Wahrheitsbegriff
                                               Von
                            Hans Reichenbach                  (Berlin)
                                                           im praktischen Den?
   Es    ist zweierlei,    einen philosophischen   Begriff
                                                                      zu formu?
ken                     und ihn in reiner, sinnhafter Bedeutung
        anwenden,
                                                           zu behaupten,
 lieren. Vor der Notwendigkeit,                                             steht
                                           S?tze als wahr
          und das t?gliche Leben wie die Wissenschaft         haben Methoden
 jeder,
               nach denen man mehr oder weniger        bewu?t     den Wahr?
entwickelt,
                  trifft. Was                 ist, das ist mit der Anwen?
                               aber Wahrheit
heitsentscheid
                                              das bedarf      einer philoso?
                          noch nicht gegeben,
dung der Begriffe
                                ?ber             und
                                        Sinn
phischen                                                             erkenntnism??iger
                                                         Bedeutung
             Besinnung
                                         Einblick      in solche erkenntnistheoretische
                                einen
                   Ihnen
Operationen.
           zu geben, ist das Ziel meiner    heutigen Ausf?hrungen.
Forschung
                     sei hier noch vorausgeschickt,  die sich insbeson?
   Eine Bemerkung
                                        ich hier von Erkenntnistheorie
dere an die Physiker wendet. Wenn
spreche, so verstehe               etwas anderes als weite Kreise      in
                      ich darunter
                                unserer                                                n?mlich
                                                       ich verstehe   darunter
der                                           Tage;
        Schulphilosophie
                                        aus    reiner Vernunft     Erkenntnisse
                                die
          eine Disziplin,
nicht                                                                                       sch?pft
                                                                                               F?r
                                                       Vorschriften      machen     will.
                   den   Fachwissenschaftlern
und     dann
mich      ist vielmehr      Erkenntnistheorie                 exakter
                                                       mit               Naturwissenschaft
                                          nur
                                 Denn               in der Analyse
                   verbunden.
untrennbar                                                            wissenschaftlichen
                                                                                         die
                                               der Erkenntnistheorie
                         die Methode
               kann
Denkens                                                                    bestehen;
                                    unter
                          mu?                  Zuhilfenahme                 axiomatischer
Fachwissenschaft                                                 logisch
                                        wenn                                        und Vor?
                                                die Frage             nach   Sinn
Methoden           analysiert werden,
                                                                   soll. Diese Wendung
                                                   werden
                   der Erkenntnis   beantwortet
aussetzung
                                                                       zur Analyse
von                                                                                   des
                                        erkennenden
                              der                         Vernunft
       einer       Analyse
                                                                 ist der
                                        der                                  charakteristische
                                               Erkenntnis
                        Produktes
kristallisierten
                                                             diese
               moderner                                      junge philosophische
                          Naturphilosophie;
Grundzug
                    konnte deshalb nur in einer philosophischen            Periode
Arbeitsrichtung
                                                                                  er?
                                                          unserer Gegenwart
                                                 sie in
                                    wie wir
der Physik      geboren werden,
                                                                        die Sie zu
 leben. So sind denn auch die Vertreter             dieser Richtung,
                                                           haben, aus der Physik
                   f?r Erkenntnislehre
dieser Tagung                               eingeladen
                                          Trotz      dieser engen Verkn?pfung
und Mathematik        hervorgegangen.
Der physikalische Wahrheitsbegriff                                 ?57

 ist jedoch heute                                                                            unvermeid?
                                eine Differenzierung               der Arbeitsgebiete
 lich geworden. Die Physiker selbst sind zu sehr mit physikalischer
                                                                       der erkenntnistheore?
                               als da?       sie die Durchf?hrung
Arbeit         belastet,
                                noch
tischen Analyse                                              andererseits  kann erkenntnis?
                                          geben k?nnten;
 theoretische Einstellung f?r den Physiker geradezu hinderlich sein,
                                                       von
           sie ihn unter Umst?nden
weil                                                                                                    im
                                                                 der konkreten        (und ?brigens
                                                                                       zu rechtfertigen?
                                           immer      erkenntnistheoretisch
                                nicht
Anfangsstadium
                                      Freilich gilt dies nicht allgemein,
                                                 k?nnte.
den) Arbeit    zur?ckhalten
                                gerade an entscheidenden
                                         und
              da?
denn                                                                     der
                                                              Stellen,
                        gelegentlich,
                                               bedarf, um in der Physik
                      erkenntnistheoretischer
                                   Einsichten
Physiker
                    ist ja durch die Entwicklung        der Relativit?ts?
weiterzukommen,
 theorie und der Quantentheorie                 bekannt geworden. Von
                                   hinreichend
                                                                                  von Herrn
                                                    der
dieser        Tatsache          wird       auch                        Vortrag
                                                      nachfolgende
                                                      besonders um die erkenntnistheore?
                                   dem wir     ganz
Heisenberg,
                                                                       zu Dank
 tische Durcharbeitung                     der Quantenmechanik                     verpflichtet
                                               es wird
                                           und                                 da? die Frage
                                                          sieh herausstellen,
 sind, Zeugnis  ablegen,
                               der Wahrheit,
nach der Charakterisierung                      ?ber die ich Ihnen heute
                      in einem sehr engen Zusammenhang      steht mit den
vortragen m?chte,
                    um die man     in der Quantenmechanik
Untersuchungen,                                              gegenw?rtig
          ist.
bem?ht
      Es                eine   sehr einfache         und                                      Charakte?
                                                              zun?chst
              gibt                                                            ?berzeugende
 risierung der Wahrheit:                        danach istWahrheit               die ?bereinstimmung
von Vorstellung   und Gegenstand.      Eine Formulierung    dieser Art fin?
det sich schon bei P 1 a t o, und man findet sie auch noch bei K a n t.
                                                      an dieser Formulie?
Seitdem   hat die erkenntnistheoretische    Kritik
                   ich nenne vor allem die Namen         Helmholtz,
rung eingesetzt;
                                                     in neuerer
Heinrich                   Hertz            und                        Zeit                    In dieser
                                                                                Schlick.
Kritik              ist klargestellt                              das Wort                          in
                                                           da?
                                          worden,                              ?bereinstimmung
                                                                                            ist, da es
der                                                                       nicht sinnvoll
      gegebenen Wahrheitscharakterisierung
 sich in der Vorstellung   auf der einen                            Seite und in dem Gegenstand
 auf der anderen Seite um unvergleichbare                                               sinnvoll
                                                                           handelt;
                                                                   Dinge
                        nur    von
kann          hier                                           in mathematischem
                                         einem     Abbilden                          Sinne ge?
                                   von     einer eindeutigen                 zwischen Gegen?
 sprochen werden,                                              Zuordnung
 stand und Vorstellungsbildern, ohne da? ?ber eine ?hnlichkeit dieser
         g?nzlich verschiedenen
 beiden                                       eine Aussage
                                  Elemente                   gemacht wird.
Am    bekanntesten    ist die Formulierung                 welche Hein?
                                               geworden,
                                                                        uns
 rich                                    gegeben hat: ?Wir machen
                    diesem Gedanken
       Hertz1)
                                                                 der
 innere         Scheinbilder             oder                          ?u?eren                       und
                                                  Symbole                           Gegenst?nde,
       *) Heinrich                              Die Prinzipien der Mechanik, Barth, Leipzig
                               Hertz,                                                                 1894,
       1 u.    2.
 S.
Hans Reichenbach
 i}8
 zwar                         sie von
         machen      wir        solcher Art,    da? die denknotwendigen
                              stets wieder
         der Bilder                               seien von den naturnot?
                                     die Bilder
Folgen
                                                         ... Die Bilder, von
                    der abgebildeten
wendigen    Folgen                      Gegenst?nde
welchen wir reden, sind unsere Vorstellungen           von den Dingen;     sie
 haben mit    den Dingen   die eine wesentliche                        welche
                                                ?bereinstimmung,
 in der Erf?llung                                liegt, aber es ist f?r ihren
                     der genannten   Forderung
Zweck nicht n?tig, da? sie irgendeine weitere                              mit
                                                     ?bereinstimmung
den Dingen    haben. In der Tat wissen wir auch nicht, und haben auch
               zu erfahren, ob unsere
kein Mittel,                                           von den Dingen
                                         Vorstellungen
mit jenen in irgend etwas anderem ?bereinstimmen,      als allein in eben
 jener einen fundamentalen   Beziehung.quot;
   Durch das Hinzutreten      des mathematischen                             ist
                                                     Abbildungsbegriffs
 die gegebene Wahrheitscharakterisierung       in eine Form gebracht wor?
 den, in der man sie mit den logischen Mitteln moderner          Erkenntnis?
kritik    erfassen              Dabei
                      kann.                  stellt sich allerdings  nach einiger Unter?
                           da?         die
            heraus,                           genannte
suchung                                                     Wahrheitscharakterisierung
schwere M?ngel      besitzt; wir             wollen    diese jetzt zusammenstellen.
         erste Mangel
  Der                       ist die Koppelung      des Wahrheitsbegriffs   mit
dem Determinismus.         Denn     die Eindeutigkeit   der Zuordnung     zwi?
                                 setzt voraus, da? tats?chlich ein derartiges
schen Bildern und Dingen
                                 zwischen               und Dingen
                                             Bildern                     stattfindet.
 eindeutiges     Entsprechen
Das tritt besonders       in der Hertz      sehen Formulierung      zutage, welche
             da? nicht nur die gerade beobachteten            Bilder den gegen?
verlangt,
                                         sondern     auch die denknotwendigen
           vorliegenden
w?rtig                       Dingen,
           der Bilder         den                                   der Dinge       zuge?
Folgen                                naturnotwendigen     Folgen
ordnet     sein                dies     ist nichts anderes   als Determinismus.       Da
                 sollen;
aber     der Determinismus    eine Theorie    ist, die selbst durchaus   der
                                    so ist es h?chst bedenklich,    einen so
                      Kritik
                           bedarf,
philosophischen
                                                        von der Frage des
fundamentalen     Begriff wie den Wahrheitsbegriff
                             zu machen.
Determinismus     abh?ngig
              ist es ein Fehler der gegebenen Wahrheitscharakterisie?
   Zweitens

                                        angibt, wie man vor der Beobachtung
                  sie keine Mittel
rung, da?
                           ob
entscheiden                      ein Satz wahr     ist. Wenn    der Astronom      den
                  kann,
                                an dem und dem Tage
Satz                    da?                                  eine Sonnenfinsternis
         ausspricht,
                          so wollen
 stattfinden wird,                  wir heute schon wissen,      ob dieser Satz
          ist; aber die gegebene Wahrheitscharakterisierung
wahr                                                                erlaubt die?
 sen Entscheid       erst, nachdem die Sonnenfinsternis     beobachtet worden
                erst dann l??t sich feststellen,
 ist. Denn                                          ob die denknotwendigen
           mit den naturnotwendigen                   ?bereinstimmen.     Damit
Folgen                                      Folgen
               die                                                                 unzu
aber wird            gegebene                                          praktisch
                                      Wahrheitscharakterisierung
Der physikalische Wahrheitsbegriff                                   *59

                                                                              gerade vor der
                denn      der Wissenschaftler             will
reichend,                                                          durchweg
                                                                    ob er seinen S?tzen glau?
                    durch die Beobachtung               wissen,
Best?tigung
ben darf.
                                                        da? es mit           der Unentscheidbar
                  mu?
  Drittens                                    werden,
                       festgestellt
                  um eine Stufe                                                             S?tzen.
                                              schlimmer   steht bei
keit    noch                                                                 allgemeinen
                                                                               f?r alle F?lle
                 S?tze sprechen eine Behauptung
Denn                                                                                              aus;
      allgemeine
                                                                                                    so
da aber stets nur endlich viele F?lle beobachtet                             werden       k?nnen,
                                                    als wahr                        Die
sind allgemeine                                                    entscheidbar.
                S?tze niemals                                                               allgemei?
nen S?tze der Naturwissenschaft                                      damit
                                                       verlieren             jede Berechtigung.
                                                                          Man    erkennt
                                                         Einw?nde?
  Worauf           beruhen        die                                                       leicht,
                                         genannten
da? die in ihnen auftretenden Schwierigkeiten ihren Grund darin
haben, da? die Aussagen der Physik Prophezeiungss?tzesind; denn
nur                                                   die Zukunft                                  die
        weil      diese                                                           entstehen
                                              auf
                          Aussagen                                        gehen,
                                                                                         nur      um
                                                                    es   sich dagegen
                   drei                                 Soweit
genannten           Schwierigkeiten.
                                                                              fort.
                            fallen    die genannten
Berichts?tze   handelt,                                  Schwierigkeiten
                                                 so enth?lt das Protokoll       des
Beridits?tze   enth?lt die Physik        auch,
                                                                                 zu
                             Berichts?tze.     Ihre Wahrheit      ist einfach
Experimentalphysikers
                                                              von Wahr?
               sie besagt nichts anderes als das Zutreffen
entscheiden:
                                                        sich nicht mit Be
                         Aber die Wissenschaft  begn?gt
nehmungserlebnissen.
              sondern geht stets zu Prophezeiungss?tzen    ?ber. Wie   soll
richts?tzen,
                                                       entschieden werden? Das
aber die Wahrheit        der Prophezeiungss?tze
Protokoll       des Experimentalphysikers       kann wahr        sein, obgleich die
                                        falsch ist. Die Wahrheit
darauf                                                                 der Prophe?
            gest?tzte Prophezeiung
                 ist also von anderer Natur                          der Be?
                                              als die Wahrheit
zeiungss?tze
                                                                          der
              hier liegt das gro?e erkenntnistheoretische      Problem
richts?tze;
                                      Man                              bisher
                                             hat dieses Problem
                            Wahrheit.
naturwissenschaftlichen
                indem man die Prophezeiungss?tze                  in Bericht?
                                                       dadurch
verschleiert,
                      da? man
s?tze                                           sich einen     sp?teren Beobachter  denkt,
          verwandelt,
        erst nach dem Zutreffen                     oder Nieht-Zutreffen    des Wahrneh?
der
                                             trifft. Aber das ist eine Verf?l?
                      seine Entscheidung
mungserlebnisses
                            denn was wir brauchen,       ist gerade der Wahr?
          des Problems,
 schung
                  vor der Best?tigung;     wir m?ssen wissen, wie Prophe?
heitsentscheid
                                         zu beurteilen
                 als Prophezeiungen                      sind, und darauf gibt
zeiungss?tze
uns die                     von Prophezeiungss?tzen        in Berichts?tze eines
          Verwandlung
                           keine Antwort.
 sp?teren Zeitpunktes
  Die     Situation                                                  sich bei genauerer           Be?
                                                    sich noch, weil
                          verschlimmert
                                        da?    auch     die sogenannten                           der
                                                                           Berichts?tze
                  herausstellt,
trachtung
                        stets Prophezeiungen
               in Wahrheit                                  Die Angaben
                                                enthalten.
Physik
 im Protokoll  des Experimentalphysikers     umschlie?en   n?mlich durch?
aus Prophezeiungen.             dort etwa von einer beobachteten
                      Wenn                                           elek
Hans Reichenbach
 16o

                                                                      ist, so ist dabei
                         von 2,4 Ampere                                                  im
                                              die Rede
           Stromst?rke
 trischen
                                                                            an Stelle eines
                                                  wenn               man
 stillen z. B. stets der Gedanke mitgedacht:
                                                                           so
                           ein Hitzdrahtinstrument                h?tte,
                                                    genommen
Drehspulamperemeters
                                                                zwar mei?
                                                   Das wird
          sich derselbe Wert
h?tte                      2,4 Ampere    ergeben.
                                                                   voraus?
                              aber doch stets stillschweigend
stens nicht ausgesprochen,
gesetzt; wenn                                 das nicht glauben w?rde,
                der Experimentalphysiker
              er aus seinen Versuchen                                ziehen
                                           niemals   die Schl?sse
dann w?rde
            die er tats?chlich                                                   der Geo?
                                                                Beispiel: Wenn
                                                Ein   anderes
                                       zieht.
d?rfen,
 loge berichtet, da? die n?rdliche Alpenkette aus Kalkstein besteht,
                                                                          z. B. die
                                           stets auch Prophezeiungen,
          enth?lt     dieser
dann                          ?Berichtquot;
                        da? man beim Bohren durch die Humusschicht             einer
Prophezeiung,
                                                            man    diesen Prophe?
                                       sto?en wird. Will
                     auf Kalkstein
Alpenwiese
                                                                          so
                                                        S?tze
                      der naturwissenschaftlichen             abstreifen,
zeiungsbestandteil
                                              es bleiben dann nur noch Be?
mu? man                                und
             sehr weit zur?ckgehen,
                                                                S?tze haben
                                      Sinne ?brig; derartige
richte im erkenntnistheoretischen
                                                                 jetzt tick-tack und hellquot;.
 die Form ?hier jetzt gr?n mit wei?quot;,       ?hier
        es auch wahr                                                letzten Endes auf der?
                       ist, da? alle Berichts?tze
Wenn
                                                                                          so
                                                                  Sinne
                   in erkenntnistheoretischem
 artige Berichte                                                           zur?ckgehen,
                                                                           reinen
                                                    niemals    auf diesen
         sich doch der Naturwissenschaftler
 kann
                                           stets mehr, und er mu? das, weil
                          Er behauptet
 Bericht beschr?nken.
 er neue Prophezeiungen        in seine Berichte einschlie?en will.
                                                              die auch von eini?
                                     eine Radikall?sung,
    Es gibt in dieser Situation
                                                                          ist der
                                                    dieser Auffassung
                         versucht wird. Nach
 gen durchzuf?hren
                                                                    aller natur?
                                                            Inhalt
                                        der eigentliche
                             Bericht
  erkenntnistheoretische
                                                          sei Zutat der Phan?
                        S?tze; alles andere daneben
wissenschaftlichen
                                                           gibt es dann in der
        sei Begleitvorstellung.
 tasie,                             Prophezeiungss?tze
                                                                  sprachlich die
                                                         S?tzen
                                        wir gewissen
                         nicht. Wenn
Naturwissenschaft
                                             so ist dies nur eine eigenartige
Form von Prophezeiungen             geben,
                                                                                     Sonne
                      von                                            die
                                            der Satz ?morgen wird
                             Berichts?tzen;
Verkleidung
                                                                   usw.              ist die
                            danach soviel wie ?gestern, vorgestern
                hei?t
 aufgehenquot;
                                                            f?r diese Auf?
                                              umschlie?t
 Sonne                   (Seine Bedeutung
         aufgegangenquot;.
                                                   nur Vergangenes       und
                                      jedoch auch
 fassung auch noch einiges mehr,
                          Es ist richtig, da? man mit dieser Auffassung
 keine Zukunftsaussage.)
                                                                   nur leider
 zu einer strengen L?sung des Wahrheitsproblems          kommt;
                                                                       Den?
 um den Preis einer gewaltsamen        Verdrehung     physikalischen
                    hat zwar                der Prophezeiungss?tze
                                 das Problem
 kens. Man                                                              eliminiert,
                                                                denn die Physik
 aber man                        die
                          auch
                    hat                           eliminiert,
                                 ganze Physik
              sich nun einmal nicht mit der Konstatierung            vergangener
 begn?gt
                                                                              keine
                                                              des Problems
                                      in dieser Wendung
                  Ich kann deshalb
 Erlebnisse.
                       es geht nicht an, einem Problem         die Sinnhaftigkeit
             sehen;
 L?sung
Der physikalische Wahrheitsbegriff                                    161

 zu                              man      mit                                                Mitteln
                                                   den
                       weil
       bestreiten,                                                         begrifflichen
                                                          bisherigen
keine befriedigende L?sung findet.
                                                                           stets ein Problem der
  F?r mich ist deshalb dasWahrheitsproblem
                                                  der Berichts?tze wird zwar
                       Der Wahrheitsbegriff
Prophezeiungss?tze.
 in der Naturerkenntnis                                      sie letzten Endes
                            ebenfalls                weil
                                         benutzt,
                                                     aber dieser Wahrheits?
auf erkenntnistheoretischen    Berichten    fu?t;
 begriff ist nicht hinreichend f?r die Naturwissenschaft. Das brennende
                                                                        der Prophezeiungss?tze.
Problem                                         die Wahrheit
                  ist vielmehr         gerade
  Wie hat man sieh bisher mit der geschilderten Schwierigkeit in der
                der Prophezeiungss?tze
Wahrheit                                    abgefunden?
      Man                                                                    Danach   ist der
              hat sich eine Hilfskonstruktion        gemacht.
                                                                   falsch, nur unser Wissen
                                                           oder
                                         sichquot; wahr
                                 ?an
Prophezeiungssatz
                                                                uns in unserem Wissen
                                          Wir      k?nnen
darum ist unvollkommen.                                                                 dieser
                                                                                              Das      ist
                              wohl                    sie aber niemals         erreichen.
 idealen Wahrheit                        n?hern,
                                                des Problems; die Unentseheidbarkeit
 die bisher ?bliche Wendung
                                                                                             das
            auf                                           des Menschen
                   die Unvollkommenheit
wird                                                                            abgeschoben,
                                                                              S?tze an sich fest?
                                                                  f?r
            strenger Wahrheit                            wird
 Ideal                                                                  die
                                           dagegen
 gehalten.
                                                          auch ist, sie kann nicht
    So verbreitet         die     geschilderte Auffassung
                                                                          zu einem
                                   denn sie macht den Wahrheitsbegriff
                     werden;
 festgehalten
                                                         angibt, wie man
                                    sie keine Mittel                            sieh
          leeren Begriff, weil
 ganz
                             ann?hern kann. Wenn        ein Satz in allen F?llen
 der   idealen Wahrheit
          sein soll, so ist es keine Ann?herung,                   er in tausend
                                                           wenn
 wahr
                         ist; denn von tausend bis Unendlich          ist es genau
 F?llen zugetroffen
  so weit wie von Null                                     der Wahrheitsbegriff
                               bis Unendlich.   Solange
                                                            bleibt er notwendig
 nicht vom Ann?herungsbegriff           her erfa?t wird,
                    nur der Ann?herungsproze?                     ist f?r uns erlebbar,
  leer. Denn                                                                                  niemals
                                                                                            nur dann
                   selbst; man kann deshalb den Wahrheitsbegriff
       Ideal
 das
 erfassen, wenn                                                        Sinn in
                                                einen selbst?ndigen
                   der Ann?herungsproze?
 sieh tr?gt, wenn der Ann?herungsproze?                                    defi?
                                                  den Wahrheitsbegriff
              Ideal hat nur die Bedeutung          eines limes, und wie der
 niert. Das
                                         ist, sondern nur denjenigen
  limes nichts f?r sich Bestehendes                                        Sinn
                                            in sich tr?gt, so kann auch der
                     den der N?herungsproze?
 ?bernimmt,
                                              nur durch die Formulierung
                   der Naturerkenntnis
Wahrheitsbegriff
 des  in der Naturerkenntnis      tats?chlich    vorliegenden   N?herungs?
              seinen Sinn erhalten.
 prozesses
                                                                als da? wir     dem Wahrschein?
    Dies bedeutet      aber nichts anderes,
                     in der Erkenntnistheorie                      eine gegen?ber          dem Wahr?
 lichkeitsbegriff
                                                                  m?ssen. Denn          der Ann?he?
                                                   zuweisen
                     prim?re   Stellung
 heitsbegriff
                                                            Erkenntnis
                        der wissenschaftlichen                                benutzt      den Wahr
  rungsvorgang
Hans Reichenbach
 I?2

                                                                         stets als
                           der Physiker                   seine S?tze
                                             bezeichnet
 scheinlichkeitsbegriff;
mehr     oder weniger                        und hinzutretende
                         wahrscheinlich,                           Erfahrungen
machen einen Prophezeiungssatz                              niemals aber wahr.
                                        wahrscheinlicher,
Die Wahrheit                                        nur
                         deshalb
                 wird                                       als Grenzfall      der Wahrscheinlich?
keit zu definieren                                   man
                      sein. Wenn                                        in der Theorie
                                                               bisher                          der Wahr?
 scheinlichkeit           zun?chst         versucht
                                       hat, den Wahrscheinlichkeitsbegriff
auf den Wahrheitsbegriff                           so wird die Aussichtslosig?
                               zur?ckzuf?hren,
                                             es liegt umgekehrt,
keit dieses Weges          unverkennbar:                          eine Theorie
                     jetzt
                  kann nur gegeben werden
der Wahrheit                                         durch eine Theorie       der
Wahrscheinlichkeit.
           man dies bisher                        so liegt dies darin begr?n?
  Wenn                                        ?bersehen         hat,
                es bei sehr vielen
det, da? wir                                               S?tzen mit au?er?
                                        physikalischen
                                               zu tun haben. Man hat diese
ordentlich         Wahrscheinlichkeiten
           gro?en
 gro?en Wahrscheinlichkeiten dann mit der Gewi?heit                                            identifiziert
und               da? diese f?r praktische   Zwecke   berechtigte Gleich?
       vergessen,
           von der Erkenntnistheorie                                 darf.
                                       niemals ?bersehen werden
 setzung
                                                         von allergr??ter
Dieser       Fehler                 in Auswirkungen
                           f?hrt                                                           Tragweite.
Man               sich auf             Weise    ein Modell
           hat                  diese                         physikalischer                    Forschung
                aus           dem man       die Theorie    der Erkenntnis                      entnehmen
konstruiert,
           aber man                hat     da? dieses Modell                          nicht mit         der
wollte;                         vergessen,
                                                                                                 aus
wirklich                                                ist, und                         hat
                                Erkenntnis   identisch                                           dem
               vorliegenden
Modell                  ideale Z?ge des Erkenntnisverfahrens                                      die
             gewisse                                                                  abgelesen,
 f?r    das wirklich                                                                              be?
                                        Erkenntnisverfahren                       keinen    Sinn
                        vorliegende
 sitzen.     Es ist eine Hypostasierung        des Modells,     der die Erkennt?
                                                              zum Opfer
               in ihrer bisherigen Wahrheitstheorie
nistheorie                                                                   gefallen
 ist; nur der R?ckgang           auf das urspr?ngliche       Erkenntnisverfahren
selbst kann noch Rettung           bringen.
           stehen hier vor einer allgemeinen
   Wir                                                 Gefahr   wissenschaftlichen
                   denn      ebenso                                                sich ein Modell
                                           wie      die    Erkenntnistheorie
Denkens;
                                                                 hat, hat man       auch
                                                 konstruiert
                          Erkenntnis                                                             innerhalb
physikalischer
                                                                                           zu
der Physik Modelle                                          deren ?berspannung                    falschen
                                         konstruiert,
                                                                                                       hat.
                                             des Naturgeschehens
                           ?ber
Vorstellungen                   Grundz?ge                             gef?hrt
                                                                                                       Pla?
Newtons                               einer Anziehungskraft               den
                                                               zwischen
                      Vorstellung
                                                                                                        an?
neten      hat man                    f?r die Urform            aller Wirkungs?bertragung
                            lange
                                                             zwar die mathematische
                             wissen
                  heute                             da?                                            Formel
                                        wir,
 gesehen;
                          ihren Wert
Newtons                                     als N?herungsgesetz               da?
                                                                    beh?lt,                       dagegen
                                                                                                  nur Be?
                                                      einer anziehenden     Kraft
 die hinzutretenden                Vorstellungen
                                                                      Erst
                      sind, denen kein Erkenntniswert     zukommt.
gleitvorstellungen
wenn das formulierte Gesetz von dem Modell        getrennt wird,   erlangt
                                  und so sehr auch das Modell
es wissenschaftlichen                                             als sub
                         Bestand,
Der physikalische Wahrheitsbegriff                                  163
                         bei der ersten Aufstellung
jektives Hilfsmittel                                der Gesetze                        gen?tzt
                                                                                      nur eine
       seine Festhaltung    ?ber diesen Zweck hinaus bedeutet
hat,
                    sie in irrige Konsequenzen                                                hat
                                                             f?hren               ?hnlich
          weil                                                          kann.
Gefahr,
                                                    aus der Vorstellung
                       sein gro?artiges
Boltzmann                                Theorem                             ab?
          da?       die Molek?le wie   elastische Kugeln   zusammensto?en;
geleitet,
                          da? der allgemeine
heute wissen                                     Gedanke   einer statistischen
                    wir,
            des zweiten W?rmesatzes     seinen Wert beh?lt, nicht aber
Aufl?sung
                            mit dem er urspr?nglich               war.
das mechanische   Modell,                             gekoppelt
Auch die gegenw?rtigen              beruhen noch neben ihrem begriff?
                          Theorien
 lichenGehalt auf der Scheinbegr?ndung durch ein Modell. So liegt
der Einstein             sehen Theorie     das Modell     zugrunde, da? alles Welt?
               aus Koinzidenzen                                       das eigentlich
                                         besteht, deren Netzwerk
geschehen
                                   die metrischen                    des Netzwerks
                sei, w?hrend
Objektive                                            Abmessungen
                                             ?
                                                  ein Bild von grandioser Richtig?
             gedehnt werden         k?nnen
beliebig
keit f?r die Welt           im Gro?en, w?hrend im Kleinen der Begriff der
                          der
                  und
Koinzidenz                       raumzeitlichen                h?chst problematisch
                                                     Ordnung
                                                  immer nur beschr?nkte G?ltigkeit,
           ist. Jedes Modell             hat
geworden
             ist so gef?hrlich
und nichts                                        die Verkennung
                                          wie                       dieser Grenzen;
                                                                 immer nur in einem
                        des Modells                  die Natur
denn     die Z?ge                        erfassen
                                         niemals      aber      in    ihrer v?lligen
gewissen      Ann?herungsgrad,                                                        Allge?
               So m?ssen
meinheit.                   wir                   sein, heute        auch
                                      bereit                               den letzten Zug
            der allen bisherigen                                      Modellen
aufzugeben,                        physikalischen                                   gemeinsam
war: den Gedanken    des Determinismus.                                          die blo?e Be?
                                             Nicht                    einmal
                                                                                 es nun
               eines Geschehens
 stimmtheit                         durch das andere,                                       r?um?
                                                                        seien
                  oder raumzeitliche
liche Kugeln                                                           l??t sich heute noch
                                       Koinzidenzen,
                                                                        nur eine Idealisie?
                                                     war
aufrechterhalten.     Auch   diese Bestimmtheit
rung, die f?r viele Zwecke brauchbar                war; aber sie als letzte erkennt?
                                                    zu wollen,
nistheoretische Wahrheit                                       w?re nichts als eine
                          postulieren
                                          des Modells.
v?llig     ungerechtfertigte
                         ?berspannung
                                                                vor
   Die                       dabei                                  sich.
                                                  schrittweise
                                    gew?hnlich
         Entwicklung  geht
            bemerkt man die Idealisierung                 die man durch
Zun?chst                                      gar nicht,
                     des Modells
Konstruktion                                hat. Nach       einiger Zeit aber
                               vollzogen
tauchen merkw?rdige                         auf; das System zeigt Wider?
                        Schwierigkeiten
spr?che und unl?sbare                 In seiner Not
                          R?tsel.                        greift der Physiker
dann zu dem Werkzeug        erkenntnistheoretischer                        und
                                                         ?berlegungen,
es zeigt sich, da? die physikalische                       aus einer erkennt?
                                         Schwierigkeit
nistheoretischen                                  Einsteins          ber?hmte
                                    entsprang.
                  Befangenheit
Kritik des Gleichzeitigkeitsbegriffs                 ist eins der sch?nsten Beispiele
f?r diese Entwicklung,             und die Versuche, welche                     in der
                                                                  gegenw?rtig
                                Kritik des Kausalit?tsgedankens'gemacht       werden,
Quantenmechanikzur
Hans Reichenbach
J?4

                                                                                                    In
                dem Zwang     einer ?hnlichen                                 Situation.                    letzterem
entspringen
      freilich war die erkenntnistheoretische                               Kritik         der physikalischen
Fall
                                            denn die philosophische
               bereits vorausgelaufen;                               Analyse
Entwicklung
                                                            da? der Kausal?
                          hatte bereits herausgestellt,
der bisherigen   Physik
           eine zu enge Fassung                                     Gesetzes?
                                       sei, da? ein allgemeinerer
gedanke
                                                     ein Wahrscheinlichkeitszusammenhang,
                               der Natur,
zusammenhang
                                                                                        nur
                                                    f?r den die Quantenmechanik                                        eine
                            werden mu?,
angenommen
                                                                      Form                               Mit
                                                   interessante                                                  dieser
           nat?rlich                  h?chst                                      bedeutet1).
spezielle,
                                                                                     hat die
                  einer                  sp?teren                    Entwicklung
                                                     physikalischen
Vorwegnahme
neuere Naturphilosophie                                                         sie auf dem
                                                                         da?
                                              bereits   zeigen k?nnen,
                                                                                                      zu philoso?
                               ist, wenn        sie physikalische   Erkenntnisse
richtigen Wege
                                             auswertet   und weiterf?hrt.
phischen Entdeckungen
  Aber wir m?ssen nun                        etwas
                                       genauer darauf eingehen, aus' welchem
                                                                           des
                                                      eine ?berspannung
                             der strengen Kausalit?t
               der Gedanke
Grunde
                                erkennt dies, wenn man                 da? die
                bedeutet. Man
Modells                                                     bedenkt,
                                                                              die in
                    Gesetze      ideale Zusammenh?nge         beschreiben,
physikalischen
                                                           haben es stets mit Be?
                                                sind. Wir
                                   realisiert
               niemals
der Natur                 streng
                                 zu tun, in denen wir einen gewissen           Ideal?
                  der Natur
 schreibungen
                                               und schlie?en von     ihnen auf das
 fall des Geschehens       voraussetzen,
                                                                          kann uns
                                                 aber die Kausalit?t
              anderer Beschreibungen;
Zutreffen
diesen Schlu? nur garantieren, wenn die idealen Voraussetzungen                   des
                                        ?     und das ist eben niemals der Fall.
                        erf?llt sind
Schlusses wirklich
                                                                 da? das Kausal?
               sieh einmal ganz klar dar?ber werden,
Man mu?
                                                 leere, weil unanwend?
        in seiner strengen Form eine g?nzliche
prinzip
                                 wenn man      es nicht anders     fassen
                bedeuten
bare Aussage              w?rde,
                                      entnommenen               F?r das
        als in der aus dem Modell                        Form.
k?nnte
                             aus dem Vorhandensein                         A
               ist es                                    des Zustandes
Modell           sinnvoll,
                                      B zu schlie?en. F?r die Wirklich?
                           Zustandes
auf das Eintreten     des
                                          eines derartigen
                       der Behauptung
keit aber ist mit                                            Implikations?
                            aber auch gar nichts ausgesagt, weil uns kein
                   nichts,
zusammenhangs
                                                                            ist.
                         ist, in dem der Zustand A streng realisiert
einziger Fall bekannt
                                                     durch eine Stetigkeits?
                             die Kausalforderung
Es hilft hier auch nichts,
            zu erg?nzen von der Art, da? der angen?herte          Zustand A
forderung
                                                                   ?
                                                                        denn
                                               B bestimmen    soll
                                   Zustand
             den angen?herten
wenigstens
                                                  A auch nur angen?hert
              nicht einmal, ob der Zustand
wir wissen
                                                                                                    A mit           einer
                                                                             der Zustand
                                                                     da?
                                               n?mlich
                                   wissen
                 ist. Wir                                   nur,
 realisiert
                                                                     ist; und wenn                          auch den
                                                                                                wir
                                                     realisiert
               Wahrscheinlichkeit
 gewissen
                                                                                              der Welt                   der
                                                                                                                 und
                                                                     Kausalstruktur
                                                               Die
                              H.
                 hierzu             Reichenbach,
    *) Vgl.
                                                                     Ber.                   Akad.        math.
                                                                             d.
                      von                          und                                                            Klasse,
Unterschied                                              Zukunft,                 bayer.
                             Vergangenheit
          S.   133.
  1925,
Der physikalische Wahrheitsbegriff                                          x6S
                                                                                                                e
                    nur                         eines
              A              innerhalb
Zustand                                                gewissen Genauigkeitsspielraums
                                                                                      stets nur
                  so k?nnen                    doch die vorliegende
                                    wir                              Behauptung
 festlegen,
                                                                                             mit
                                                                         formulieren:
mit Hilfe          des Wahrscheinliehkeitsbegriffs                                                     gro?er
                                  liegt Zustand A innerhalb des Genauigkeitsspiel?
Wahrscheinlichkeit
             e?              ist alles, was wir wissen. Wenn
raums                                                                                                      auf
                                                                   wir                      trotzdem
                       das
                                                                                                             so
                                           B mit Wahrscheinlichkeit
 das Eintreten           des Zustandes                                                       sehlie?en,
                                                                          ent?
                                   des Wahrscheinlichkeitsbegriffs
 ist eben       hierin       der Gebrauch
                                                                   weil man
                        dies im allgemeinen
          Man merkt                            deshalb
halten.                                                    nicht,
                   e             so w?hlt,   da? die zugeh?rige Wahr?
den Spielraum        gew?hnlich
                                                                     die vor?
                sehr gro? wird; man kann deshalb praktisch
 scheinlichkeit
                                                                         von
 kommenden                                                                   Gewi?heitsaussagen
                    Wahrscheinlichkeitsaussagen
                                                               man
                                   Aber wenn                         deshalb den Kausalbegriff
 nicht mehr        unterscheiden.
                                                                                                zu?
                    strengen Form der                                            Erkenntnis
 in der       ?blichen                                         physikalischen
                                                                                                          von
              so liegt eben hierin jene ?berspannung                                    des Modells,
 grunde legt,
                                                                                        darf man
          sprechen. F?r viele physikalische                                                             aller?
 der wir                                        Zwecke
                                                 der Naturgesetze
dings den Wahrscheinlichkeitscharakter                               vergessen
                                                              begn?gen; wenn
und sich mit dem Modell      des strengen Naturgesetzes
man                                                     bei erkenntnistheore?
        aber die damit vollzogene      Idealisierung
                                    so begeht man damit einen entschei?
 tischen ?berlegungen   vergi?t,
                                                                                               Er?
                                         den    sich die Theorie           der physikalischen
                             durch
 denden       Fehler,
                                          verzerrt.                                die praktische
 kenntnis                                                                 enth?lt
                  vollst?ndig                         ?brigens
 Physik bei n?herem Zusehen den Wahrscheinlichkeitsbegriff doch
 noch; er hat sich dort nur in den schmalen Bereich der Fehlerregu?
 lation versteckt. Aber gerade aus der Form der G a u ? sehen Expo?
                                                  nach beiden Seiten
                     ihrem asymptotischen Verlauf
                mit
 nentialkurve
                                                                                            des Resultats
                                                                     das Zutreffen
                   deutlieh werden,                          da?
 sollte  gen?gend
                                                                   e stets nur mit
  innerhalb des Genauigkeitsintervalls                                                 gro?er Wahr?
                                                                                           darf.
                                         mit     Gewi?heit
                          niemals                                                werden
 scheinlichkeit,                                                   behauptet
                                          den
   Man     k?nnte                                                                              einwenden,
                             gegen                      Gedankengang
                                       geschilderten
                                                 stets an das Auftreten                        bestimmter
 da?      der Wahrscheinlichkeitsbegriff
                                                                                  sie etwa die Astro?
                                                 ist, wie
                  Beschreibungen     gekn?pft
 zahlenm??iger
                                                                                  er aber noch nicht
                                              hat, da?
 nomie    oder Geod?sie     durchzuf?hren
                                                                                                          diese
           in der Formulierung      der physikalischen                                         weil
 auftritt                                                                        Gesetze,
                                                                                                    des Ge?
                           Annahmen            ?ber die Anfangsbedingungen
 noch      keinerlei
                                           sei es zwar richtig, da? die Annahme
                                    So                                                                    ?ber
                  enthalten.
  schehens
                                                                                nur mit Wahrschein?
                         einer    bestimmten            Planetenbahn
 den Verlauf
                               werden                                             mit                       be?
  lichkeit                                                             k?nne               Sicherheit
                                             kann;   dagegen
               gemacht
                                                                         etwa
                                 da?      die Planetenbahn                                Poisson
                                                                                  die                      sehe
               werden,
 hauptet
 Differentialgleichung erf?llt, denn diese gilt f?r jede Form der An?
                                 und                                       die     st?renden
                                           umsehlie?t                                               Einwir
                                                              zugleich
 fangsbedingungen
Hans Reichenbach
 i66

 kungen der anderen                                 Es
                                Planeten.                 l??tsich jedoch leicht zeigen, da?
                                                                                        ernst?
 auch dieser Ausweg                           Denn        der Physiker wird niemals
                                versagt.
 lich behaupten k?nnen, da? seine Differentialgleichungen                                       in v?llig
                                                Auch         das                     der Differential?
                                                                    Zutreffen
 strenger Genauigkeit      gelten.
                               an die Erf?llung
              ist n?mlich                                                                             Um?
                                                                         besonderer       ?u?erer
 gleichungen
 st?nde gebunden,     welche     niemals                              So wissen   wir
                                          streng         vorliegen.
          nach der Gravitationstheorie                                      auch die
                                                                       da?
heute,                                             Einsteins,
                                                                  f?r jede Form von
Poisson         sehe Differentialgleichung        keineswegs
                                                               nur f?r sehr spezielle
                                              sie vielmehr
                                   ist; da?
                        g?ltig
Massenanziehung
                                            sie streng niemals verwirklicht
                          zutrifft, wie
Gravitationsfelder                                                               sind.
                      nun allerdings            in der Einstein
Wir                                                                               sehen Gravitations?
         besitzen
                  ein umfassenderes                                                 f?r Gravitations?
                                                                      welches
                                                Instrument,
 gleichung
 felder von         sehr viel                    zutrifft; dennoch wird kein
                                             Typ
                            allgemeinerem
                                                   nun letzte, unumst??liche
                             da? diese Gleichung
Physiker        behaupten,
                 sei. Vor solcher ?berspannung   der Einstein      sehen Glei?
Wahrheit
                  uns schon der Gedanke,
 chung warnt                                  da? die Einstein         sehe Gra?
                                                              der Materie
                       eine ph?nomenologische     Theorie
 vitationstheorie                                                               ist,
                                    nur f?r die grobe Materie
 deren Zutreffen      einstweilen                                 gew?hrleistet
                                  im Bereich der Quantengesetze     noch h?chst
                  ihre Geltung
  ist, w?hrend
                                                                                dabei
                                                    m?ssen         deshalb
                        erscheint.     Wir                                                 stehenbleiben,
 problematisch
                                                                                 stets
                                              Form       des Gesetzes                    eine Schemati?
 da? auch die           funktioneile
                                      schon in der Wahl         der Parameter
                       ebenso wie
 sierung bedeutet,
                                             eine Schematisierung       enthalten
und der Bestimmung         ihres Betrages
                                                      in der von Integrations?
      auch das Zutreffen     des Naturgesetzes
 ist;
                                                                         nur mit
                                                                kann
                freien Form     der Differentialgleichung
konstanten
                                                                           an die
                                                       dieses Zutreffen
                                               weil
Wahrscheinlichkeit                 werden,
                        behauptet
                                                                 ist, ?ber deren Vorliegen
           gewisser Bedingungen                        gekn?pft
Erf?llung
wir nur mit Wahrscheinlichkeit                        etwas aussagen k?nnen.
      Es gibt deshalb keine M?glichkeit, demWahrscheinlichkeitsbegriff
                                         zu    entrinnen.
 in der Naturerkenntnis                                                                        Aussage,
                                                                             physikalische
                                                                    Jede
                                                      einzeln
 sei                              ?ber        ein
        sie die                                                                          physikalisches
                                                                    vorliegendes
                 Aussage
                                                                                                        im
                                                                                          Gesetzes
                                                 eines physikalischen
             oder ?ber         die Geltung
 System
                                                                 und nur eine Theorie
                     ist eine Wahrscheinlichkeitsaussage,
 allgemeinen,
 der Wahrscheinlichkeit kann deshalb f?r das logische Problem der
                                                                   geben. Wenn                        hier?
                                                                                         manche
                                       eine Antwort
                        Aussage
 physikalischen
 gegen eingewandt haben, da? die Wahrscheinlichkeit physikalischer
                                etwas anderes sei als die Wahrscheinlichkeit
               im allgemeinen
Aussagen
                               da? man                einer philosophischen
                                           zwischen
 statistischer   Aussagen,
                                                          Wahrscheinlichkeit
                                 einer mathematischen
                           und
Wahrscheinlichkeit
                                  so bedeutet                                                       Irrtum.
                                                                 einen
                                                         dies
 unterscheiden        m?sse,                                                 folgenschweren
Der physikalische Wahrheitsbegriff                                   167

                                                     dieses Standpunktes in einer Reihe
 Ich habe die Unhaltbarkeit
 fr?herer                             und dort auch den genauen Nachweis
                Arbeiten1)  dargelegt
                 da? es sieh hier um einen und denselben Wahrscheinlich?
 gegeben,
 keitsbegriff handelt. An dieser Stelle sei zur Verdeutlichung nur kurz
                                     da?      das Auftreten
 darauf                                                                einer Wahrscheinlichkeits?
               hingewiesen,
funktion in der Fehlertheorie ebensowohl wie in der Theorie der
Gl?cksspiele die Identit?t dieser irrt?mlich geschiedenenWahrschein?
                                                                 scheint es mir eine der wich?
                              Im Gegenteil
                    beweist.
 lichkeitsbegriffe
                                                                 zu sein, da? ein und derselbe
                      der Naturerkenntnis
          Tatsachen
 tigsten
                                              in den                      statistischen Gesetzen
                                                           sogenannten
Wahrscheinlichkeitsbegriff
                                                                                        anderer Art
 der Physik                      in jeder physikalischen
               ebenso wie                                                     Aussage
                 erst die Aufdeckung                                                  eine befriedi?
                                         dieser Tatsache                      macht
 auftritt;
                                                                                       Denn
                             der physikalischen                                                mit
 gende Theorie                                             Erkenntnis                                 ihr
                                                                           m?glieh.
 ist das Problem der physikalischen Aussage auf das Problem der
                                                                                              der phy?
                                                               das Geltungsproblem
                                               reduziert;
Wahrscheinlichkeitsaussage
 sikalischen Aussage ist in die Philosophie des Wahrscheinlichkeits?
                                                   und mit     den hier                    schon weit
                                                                              inzwischen
           ?bertragen worden,
 begriffs
                                               k?nnen        wir
                     Methoden                                      das Wahrscheinlichkeitspro?
 vorgeschrittenen
                                seiner L?sung          zuf?hren.
 blem      der Physik
                                                             des Problems der physikalischen
   Die Bedeutung dieserWendung
                                           wenn
                  wird                                      jetzt den
Wahrheit                                             wir                   entwickelten    Gedanken
                              deutlich,
                                                   in welcher Weise
 benutzen            und                                                      in der Physik Wahr?
                    untersuchen,
                                                                                 es wird dabei her?
                                                                       Denn
                              behandelt                 werden.
 scheinlichkeitsaussagen
                                                     sind, die zu dem
                    die speziellen
            welches
 austreten,                          Bedingungen
 Schema der strengen Kausalit?t    und damit der strengen Wahrheit
 gef?hrt haben, von deren Geltung    also die Berechtigung   dieses ?lte?
 ren Modells     allein abh?ngt.
    Es                                                 da?
                sich n?mlich heraus,                        das Auftreten     der Wahrschein?
            stellt
                                                                          ist und da? er ein
                                                      stets unbequem
                       dem Physiker
 lichkeitsaussagen
                 ersonnen   hat, der
Hilfsmittel                                                         Wahrscheinlichkeitsaus?
                                                     allgemeinen
          zu                                                            darin, da? er durch
                                             Hilfsmittel
                                  Dieses                      besteht
 sage            entgehen.
                           die Wahrscheinlichkeit   einer vorliegenden    Aus?
 gewisse   Kunstgriffe
 sage in einen nahe bei 1 gelegenen Wahrscheinlichkeitsgrad               einer
                                     die damit entstehende
 anderen Aussage                                                        Wahr?
                       verwandelt;                            spezielle
                            von hohem Wahrscheinlichkeitsgrad        aber kann
 scheinlichkeitsaussage
 er dann wie                                                                    F?r
                           eine Gewi?heitsaussage             behandeln.              diese Verwand?
 lung bieten sich nun zwei Wege                             dar; der Wahrscheinlichkeitsgrad
                     1 nahegebracht
          der
wird


                                                           am Schlu?
                 die                                                    des Heftes.
     *) Vgl.           Literaturzusammenstellung
 12 Erkenntnis         II
Hans Reichenbach
 i68

                                                        d. h. Vermehrung
                                 des Einzel Vorgangs,
       i) durch genaue Analyse
                                                              der funktio?
                             Parameter
          der bestimmenden               und Verfeinerung
         neilen Form (kausaleMethode);
                                         zu gro?en
       2) durch ?bergang                                  Anzahlen                            Methode).
                                                                              (statistische
       In diesen beiden Methoden                        liegt die Quelle f?r jene Doppelheit
                                                                                            der kausalen
                                    sie in den beiden
                              wie
                   Gesetze,                                                       Typen
physikalischer
                                                                                   ist. Aber was man
                                  formuliert  worden
und    statistischen   Gesetze
                                                                                             Gesetze
                                                                     Formen
                                   ganz verschiedene
                als zwei
 f?lschlich                                                                 physikalischer
                                                                                                  der
                                                                                als Doppelheit
                                     sich bei n?herer
                          stellt
                 hat,                                            Betrachtung
 aufgefa?t
                                                                          in eine
                                  eine Wahrscheinlichkeitsaussage
                  dar, mit         welchen
Methoden
                                        von hohem Wahrscheinlichkeits?
andere Wahrscheinlichkeitsaussage
                                                            der physikalischen
                           kann. Die Verschiedenheit
grad ?bersetzt werden
Sachgebiete bringt es mit                         sich, da? man bald die eine, bald die
                                           man
                                so w?hlt                                  die
                                                  in der Gastheorie
            Methode
 andere           bevorzugt;
                             erste Methode                 undurchf?hrbar
                        die
 zweite Methode, weil                         praktisch
                                                        die erste Methode
              man etwa in der Himmelsmechanik
 ist, w?hrend
                                                                    ist, anderer?
                                          recht gut durchf?hrbar
benutzt, weil hier diese Methode
                          zu gro?en Zahlen hier vielfach          nicht m?glich
 seits der ?bergang                                           gar
 ist. Aber man mu?          sieh dar?ber klar sein, da? jede physikalische
                                                        stets nach beiden Me?
                             in welchem    Sachgebiet,
Aussage,    gleichg?ltig
                                    kann, und da? die Behauptung           zweier
 thoden behandelt        werden
                                                                            diese
                                                                ist, weil
                                                    unhaltbar
                verschiedener     Gesetzestypen
prinzipiell
                                                                     des Wahr?
                                              in dem einen Begriff
                      der Gesetzlichkeit
beiden Formen
                             zusammenfallen.
 scheinlichkeitsgesetzes
                                                                        der Ver?
   Und hier entsteht nun die M?glichkeit,            denjenigen Weg
                                                                                               ein?
                                                    den     die heutige Quantenmechanik
                   aufzuzeigen,
 allgemeinerung
                                                                  s enber
              hat. Denn was                      in der Hei                    sehen Ungenauig
                                                                            g
 geschlagen
                                                                              als da? der erste
                                                        ist nichts anderes,
keitsrelation                  wird,
                  behauptet
                                              nicht beliebig weit
         der der kausalen Methode,                                     durchgef?hrt
Weg,
                                                                        nicht weiter
                            ist f?r den Erkenntnistheoretiker
                      Das
werden      kann1).
                                                                             der die
                    denn es gibt keinerlei                         Grund,
 ?berraschend,                                    prinzipiellen
                                                                                   Ich
                                                                        k?nnte.
                                     ersten Weges
                 des genannten                         gew?hrleisten
M?glichkeit
                                          heraus schon ein Jahr vor dem Ent
 habe aus solchen ?berlegungen

                                                                            etwas               Form
                                                                     eine
                                   die
                          hat                                                                             ange?
                                                                                      engere
                                         Ungenauigkeitsrelation
    *) Neuerdings
                                                                                                         belie?
                                                                                   ein bestimmter,
                                                                            da?
                                                            derart
                                stets
 nommen:                kann
            Man                                               machen,
                                         Experimente
                                                                                           vorausberechnet
                                                             auch beliebig
                                     des Geschehens
                        Parameter                                                 genau
 big vorgebbarer
                                                                                                       f?r die
                                                stets auf Kosten          anderer
                             dies geschieht                                           Parameter;
            kann.   Aber
 werden
                                                                                        der Vorausberech?
                                                sich die Wahrscheinlichkeit
                   aller Parameter       l??t
 Kombination
                                                                                     der oben
                                                                           bleibt
                                  an i steigern.
                            nahe
         nicht beliebig                                                                            dargelegte
                                                       Infolgedessen
 nung
                                                                                                           Fas?
                                                                                                  diese
                                                                                          durch
                                                        der Vorausberechnung
              einer prinzipiellen
 Gedanke                              Begrenzung
                                            unber?hrt.
  sung der Ungenauigkeitsrelation
Der physikalische Wahrheitsbegriff                                  169

                                                                                                  da?
                                                     auf die M?glichkeit
                der Quantenmechanik
 stehen                                                                             hingewiesen,
                                                                                  zu der Behauptung
                                                   der Quantentheorie
 die                           Entwicklung
         zuk?nftige
 einer prinzipiellen Grenze f?r die Steigerung derWahrscheinlichkeit
                                                                                                         es
                                                                                                 und
                                                                               f?hren k?nne1);
                                                 des Einzel Vorgangs
 auf dem Wege                  der Analyse
 erscheint in der Tat f?r die hier dargelegte Auffassung physikalischer
                                                                 wenn                            in der
                                                                          sich jetzt
                                        nat?rliche
                         eine ganz
Erkenntnis                                         Entwicklung,
                                                                                                   diese
                                                       des Kausalit?tsgedankens
                                        Begrenzung
 quantenmechanischen
                                      hat.
         vollzogen
Wendung
                                        die hier geschilderte
                                               ist gegen
                   Seiten
  Von manchen                                                  Entwicklung
                                          da? die geschilderte
 der Einwand                    worden,                         Begrenzung
                    vorgebracht
                                                       f?r unsere Kenntnis
                                nur eine Begrenzung
 des Kausalit?tsgedankens
                                   die Idee eines an sich streng kausalen
                sei, da? dagegen
 der Natur
Geschehens nicht beeintr?chtigt sei. Ich glaube jedoch durch die im
                                                                    zur Gen?ge
                                            der Kausalaussage
                   dargelegte Behandlung
 vorangehenden
                                                                       nur eine
             zu haben, da? eine solche Rettung       der Kausalit?t
 dargelegt
                                                                            hat
                            Jene Idee des streng kausalen Geschehens
                darstellt.
 Scheinl?sung
                                                         wenn dieser Grenz?
  ja nur Sinn als Aussage    ?ber einen Grenzproze?;
                                                ist, so hat damit die strenge
                           aber nicht mehr
 proze?          jetzt               m?glich
                                        Sinn verloren. Es ist die vorhin ge?
                  jeden angebbaren
Kausalaussage
                                                               die sich in sol?
                              des Modells mit der Realit?t,
 schilderte Verwechslung
                                                                     ?ber das
                                                     da? Aussagen
                                    Sie vergi?t,
 cher Auffassung      ausspricht.
                 nur                                                              Sinn
                                                                  Erkenntnis
                          f?r die tats?chlich vorliegende
Modell                    soweit
                                                                                    zur
                                                                   des Modells
                                       ?ber die Zuordnung
                   als
                 sie in Aussagen
 besitzen,
                                                                                    be?
                                                               f?r diejenigen
                                          k?nnen. Dies     sei
                 ?bersetzt   werden
Wirklichkeit
                                                durch sogenannte
                   den Kausalgedanken
merkt, welche                                                         philosophische
                                                     retten m?chten. Die Philo?
                  vor der Quantenmechanik
?berlegungen
 sophen lieben es, sich vor der exakten Forschung                                  der
                                                                 in das Gebiet
                                                                      C a r n a p in
                  zu fl?chten.     ?hnlich       wie  neuerdings
Leeraussagen
                                                               den Kampf
                                                  Gedanken
 ?u?erster Konsequenz                                                            gegen
                             positivistischer
                                              auf anderm Gebiete
                           Schattenreich
 dieses philosophische                                                 aufgenommen
                                                                       der Kausalit?t
                                 ihn hier auf dem Gebiet                                  durchf?hren.
 hat, m?ssen             wir
                                                                          die Er?
                      hier, auf dem Gebiet der Prophezeiungsaussagen,
 Er bedeutet
                                                                   nicht aber der
                   da? lediglich der Wahrscheinlichkeitsaussage,
 kenntnis,
                                                  ein Sinn      zukommt.
 strengen Wahrheitsaussage
                                                             der kausalen
                       in der
   Manche    haben          geschilderten     Begrenzung
                                              Erkenntnis     sehen wollen;
                      der physikalischen
          eine Krisis
Methode
                                                         zur Gen?ge
aber es d?rfte aus den dargelegten                                      klar
                                       ?berlegungen
                      Krisis nur f?r den vorliegt,       der die klassische
        da? hier eine
werden,

                                                                               S. 164.
                                    u. s. w.                         Fu?note
                                                              oben
                                               S. 138; vgl.
       *) Die   Kausalstruktur

 1?*
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Reichenbach Empiricism

  • 1. Der physikalische Wahrheitsbegriff Author(s): Hans Reichenbach Source: Erkenntnis, 2. Bd. (1931), pp. 156-171 Published by: Springer Stable URL: http://www.jstor.org/stable/20011635 Accessed: 27/04/2009 04:21 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of JSTOR's Terms and Conditions of Use, available at http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp. JSTOR's Terms and Conditions of Use provides, in part, that unless you have obtained prior permission, you may not download an entire issue of a journal or multiple copies of articles, and you may use content in the JSTOR archive only for your personal, non-commercial use. Please contact the publisher regarding any further use of this work. Publisher contact information may be obtained at http://www.jstor.org/action/showPublisher?publisherCode=springer. Each copy of any part of a JSTOR transmission must contain the same copyright notice that appears on the screen or printed page of such transmission. JSTOR is a not-for-profit organization founded in 1995 to build trusted digital archives for scholarship. We work with the scholarly community to preserve their work and the materials they rely upon, and to build a common research platform that promotes the discovery and use of these resources. For more information about JSTOR, please contact support@jstor.org. Springer is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Erkenntnis. http://www.jstor.org
  • 2. Der physikalische Wahrheitsbegriff Von Hans Reichenbach (Berlin) im praktischen Den? Es ist zweierlei, einen philosophischen Begriff zu formu? ken und ihn in reiner, sinnhafter Bedeutung anwenden, zu behaupten, lieren. Vor der Notwendigkeit, steht S?tze als wahr und das t?gliche Leben wie die Wissenschaft haben Methoden jeder, nach denen man mehr oder weniger bewu?t den Wahr? entwickelt, trifft. Was ist, das ist mit der Anwen? aber Wahrheit heitsentscheid das bedarf einer philoso? noch nicht gegeben, dung der Begriffe ?ber und Sinn phischen erkenntnism??iger Bedeutung Besinnung Einblick in solche erkenntnistheoretische einen Ihnen Operationen. zu geben, ist das Ziel meiner heutigen Ausf?hrungen. Forschung sei hier noch vorausgeschickt, die sich insbeson? Eine Bemerkung ich hier von Erkenntnistheorie dere an die Physiker wendet. Wenn spreche, so verstehe etwas anderes als weite Kreise in ich darunter unserer n?mlich ich verstehe darunter der Tage; Schulphilosophie aus reiner Vernunft Erkenntnisse die eine Disziplin, nicht sch?pft F?r Vorschriften machen will. den Fachwissenschaftlern und dann mich ist vielmehr Erkenntnistheorie exakter mit Naturwissenschaft nur Denn in der Analyse verbunden. untrennbar wissenschaftlichen die der Erkenntnistheorie die Methode kann Denkens bestehen; unter mu? Zuhilfenahme axiomatischer Fachwissenschaft logisch wenn und Vor? die Frage nach Sinn Methoden analysiert werden, soll. Diese Wendung werden der Erkenntnis beantwortet aussetzung zur Analyse von des erkennenden der Vernunft einer Analyse ist der der charakteristische Erkenntnis Produktes kristallisierten diese moderner junge philosophische Naturphilosophie; Grundzug konnte deshalb nur in einer philosophischen Periode Arbeitsrichtung er? unserer Gegenwart sie in wie wir der Physik geboren werden, die Sie zu leben. So sind denn auch die Vertreter dieser Richtung, haben, aus der Physik f?r Erkenntnislehre dieser Tagung eingeladen Trotz dieser engen Verkn?pfung und Mathematik hervorgegangen.
  • 3. Der physikalische Wahrheitsbegriff ?57 ist jedoch heute unvermeid? eine Differenzierung der Arbeitsgebiete lich geworden. Die Physiker selbst sind zu sehr mit physikalischer der erkenntnistheore? als da? sie die Durchf?hrung Arbeit belastet, noch tischen Analyse andererseits kann erkenntnis? geben k?nnten; theoretische Einstellung f?r den Physiker geradezu hinderlich sein, von sie ihn unter Umst?nden weil im der konkreten (und ?brigens zu rechtfertigen? immer erkenntnistheoretisch nicht Anfangsstadium Freilich gilt dies nicht allgemein, k?nnte. den) Arbeit zur?ckhalten gerade an entscheidenden und da? denn der Stellen, gelegentlich, bedarf, um in der Physik erkenntnistheoretischer Einsichten Physiker ist ja durch die Entwicklung der Relativit?ts? weiterzukommen, theorie und der Quantentheorie bekannt geworden. Von hinreichend von Herrn der dieser Tatsache wird auch Vortrag nachfolgende besonders um die erkenntnistheore? dem wir ganz Heisenberg, zu Dank tische Durcharbeitung der Quantenmechanik verpflichtet es wird und da? die Frage sieh herausstellen, sind, Zeugnis ablegen, der Wahrheit, nach der Charakterisierung ?ber die ich Ihnen heute in einem sehr engen Zusammenhang steht mit den vortragen m?chte, um die man in der Quantenmechanik Untersuchungen, gegenw?rtig ist. bem?ht Es eine sehr einfache und Charakte? zun?chst gibt ?berzeugende risierung der Wahrheit: danach istWahrheit die ?bereinstimmung von Vorstellung und Gegenstand. Eine Formulierung dieser Art fin? det sich schon bei P 1 a t o, und man findet sie auch noch bei K a n t. an dieser Formulie? Seitdem hat die erkenntnistheoretische Kritik ich nenne vor allem die Namen Helmholtz, rung eingesetzt; in neuerer Heinrich Hertz und Zeit In dieser Schlick. Kritik ist klargestellt das Wort in da? worden, ?bereinstimmung ist, da es der nicht sinnvoll gegebenen Wahrheitscharakterisierung sich in der Vorstellung auf der einen Seite und in dem Gegenstand auf der anderen Seite um unvergleichbare sinnvoll handelt; Dinge nur von kann hier in mathematischem einem Abbilden Sinne ge? von einer eindeutigen zwischen Gegen? sprochen werden, Zuordnung stand und Vorstellungsbildern, ohne da? ?ber eine ?hnlichkeit dieser g?nzlich verschiedenen beiden eine Aussage Elemente gemacht wird. Am bekanntesten ist die Formulierung welche Hein? geworden, uns rich gegeben hat: ?Wir machen diesem Gedanken Hertz1) der innere Scheinbilder oder ?u?eren und Symbole Gegenst?nde, *) Heinrich Die Prinzipien der Mechanik, Barth, Leipzig Hertz, 1894, 1 u. 2. S.
  • 4. Hans Reichenbach i}8 zwar sie von machen wir solcher Art, da? die denknotwendigen stets wieder der Bilder seien von den naturnot? die Bilder Folgen ... Die Bilder, von der abgebildeten wendigen Folgen Gegenst?nde welchen wir reden, sind unsere Vorstellungen von den Dingen; sie haben mit den Dingen die eine wesentliche welche ?bereinstimmung, in der Erf?llung liegt, aber es ist f?r ihren der genannten Forderung Zweck nicht n?tig, da? sie irgendeine weitere mit ?bereinstimmung den Dingen haben. In der Tat wissen wir auch nicht, und haben auch zu erfahren, ob unsere kein Mittel, von den Dingen Vorstellungen mit jenen in irgend etwas anderem ?bereinstimmen, als allein in eben jener einen fundamentalen Beziehung.quot; Durch das Hinzutreten des mathematischen ist Abbildungsbegriffs die gegebene Wahrheitscharakterisierung in eine Form gebracht wor? den, in der man sie mit den logischen Mitteln moderner Erkenntnis? kritik erfassen Dabei kann. stellt sich allerdings nach einiger Unter? da? die heraus, genannte suchung Wahrheitscharakterisierung schwere M?ngel besitzt; wir wollen diese jetzt zusammenstellen. erste Mangel Der ist die Koppelung des Wahrheitsbegriffs mit dem Determinismus. Denn die Eindeutigkeit der Zuordnung zwi? setzt voraus, da? tats?chlich ein derartiges schen Bildern und Dingen zwischen und Dingen Bildern stattfindet. eindeutiges Entsprechen Das tritt besonders in der Hertz sehen Formulierung zutage, welche da? nicht nur die gerade beobachteten Bilder den gegen? verlangt, sondern auch die denknotwendigen vorliegenden w?rtig Dingen, der Bilder den der Dinge zuge? Folgen naturnotwendigen Folgen ordnet sein dies ist nichts anderes als Determinismus. Da sollen; aber der Determinismus eine Theorie ist, die selbst durchaus der so ist es h?chst bedenklich, einen so Kritik bedarf, philosophischen von der Frage des fundamentalen Begriff wie den Wahrheitsbegriff zu machen. Determinismus abh?ngig ist es ein Fehler der gegebenen Wahrheitscharakterisie? Zweitens angibt, wie man vor der Beobachtung sie keine Mittel rung, da? ob entscheiden ein Satz wahr ist. Wenn der Astronom den kann, an dem und dem Tage Satz da? eine Sonnenfinsternis ausspricht, so wollen stattfinden wird, wir heute schon wissen, ob dieser Satz ist; aber die gegebene Wahrheitscharakterisierung wahr erlaubt die? sen Entscheid erst, nachdem die Sonnenfinsternis beobachtet worden erst dann l??t sich feststellen, ist. Denn ob die denknotwendigen mit den naturnotwendigen ?bereinstimmen. Damit Folgen Folgen die unzu aber wird gegebene praktisch Wahrheitscharakterisierung
  • 5. Der physikalische Wahrheitsbegriff *59 gerade vor der denn der Wissenschaftler will reichend, durchweg ob er seinen S?tzen glau? durch die Beobachtung wissen, Best?tigung ben darf. da? es mit der Unentscheidbar mu? Drittens werden, festgestellt um eine Stufe S?tzen. schlimmer steht bei keit noch allgemeinen f?r alle F?lle S?tze sprechen eine Behauptung Denn aus; allgemeine so da aber stets nur endlich viele F?lle beobachtet werden k?nnen, als wahr Die sind allgemeine entscheidbar. S?tze niemals allgemei? nen S?tze der Naturwissenschaft damit verlieren jede Berechtigung. Man erkennt Einw?nde? Worauf beruhen die leicht, genannten da? die in ihnen auftretenden Schwierigkeiten ihren Grund darin haben, da? die Aussagen der Physik Prophezeiungss?tzesind; denn nur die Zukunft die weil diese entstehen auf Aussagen gehen, nur um es sich dagegen drei Soweit genannten Schwierigkeiten. fort. fallen die genannten Berichts?tze handelt, Schwierigkeiten so enth?lt das Protokoll des Beridits?tze enth?lt die Physik auch, zu Berichts?tze. Ihre Wahrheit ist einfach Experimentalphysikers von Wahr? sie besagt nichts anderes als das Zutreffen entscheiden: sich nicht mit Be Aber die Wissenschaft begn?gt nehmungserlebnissen. sondern geht stets zu Prophezeiungss?tzen ?ber. Wie soll richts?tzen, entschieden werden? Das aber die Wahrheit der Prophezeiungss?tze Protokoll des Experimentalphysikers kann wahr sein, obgleich die falsch ist. Die Wahrheit darauf der Prophe? gest?tzte Prophezeiung ist also von anderer Natur der Be? als die Wahrheit zeiungss?tze der hier liegt das gro?e erkenntnistheoretische Problem richts?tze; Man bisher hat dieses Problem Wahrheit. naturwissenschaftlichen indem man die Prophezeiungss?tze in Bericht? dadurch verschleiert, da? man s?tze sich einen sp?teren Beobachter denkt, verwandelt, erst nach dem Zutreffen oder Nieht-Zutreffen des Wahrneh? der trifft. Aber das ist eine Verf?l? seine Entscheidung mungserlebnisses denn was wir brauchen, ist gerade der Wahr? des Problems, schung vor der Best?tigung; wir m?ssen wissen, wie Prophe? heitsentscheid zu beurteilen als Prophezeiungen sind, und darauf gibt zeiungss?tze uns die von Prophezeiungss?tzen in Berichts?tze eines Verwandlung keine Antwort. sp?teren Zeitpunktes Die Situation sich bei genauerer Be? sich noch, weil verschlimmert da? auch die sogenannten der Berichts?tze herausstellt, trachtung stets Prophezeiungen in Wahrheit Die Angaben enthalten. Physik im Protokoll des Experimentalphysikers umschlie?en n?mlich durch? aus Prophezeiungen. dort etwa von einer beobachteten Wenn elek
  • 6. Hans Reichenbach 16o ist, so ist dabei von 2,4 Ampere im die Rede Stromst?rke trischen an Stelle eines wenn man stillen z. B. stets der Gedanke mitgedacht: so ein Hitzdrahtinstrument h?tte, genommen Drehspulamperemeters zwar mei? Das wird sich derselbe Wert h?tte 2,4 Ampere ergeben. voraus? aber doch stets stillschweigend stens nicht ausgesprochen, gesetzt; wenn das nicht glauben w?rde, der Experimentalphysiker er aus seinen Versuchen ziehen niemals die Schl?sse dann w?rde die er tats?chlich der Geo? Beispiel: Wenn Ein anderes zieht. d?rfen, loge berichtet, da? die n?rdliche Alpenkette aus Kalkstein besteht, z. B. die stets auch Prophezeiungen, enth?lt dieser dann ?Berichtquot; da? man beim Bohren durch die Humusschicht einer Prophezeiung, man diesen Prophe? sto?en wird. Will auf Kalkstein Alpenwiese so S?tze der naturwissenschaftlichen abstreifen, zeiungsbestandteil es bleiben dann nur noch Be? mu? man und sehr weit zur?ckgehen, S?tze haben Sinne ?brig; derartige richte im erkenntnistheoretischen jetzt tick-tack und hellquot;. die Form ?hier jetzt gr?n mit wei?quot;, ?hier es auch wahr letzten Endes auf der? ist, da? alle Berichts?tze Wenn so Sinne in erkenntnistheoretischem artige Berichte zur?ckgehen, reinen niemals auf diesen sich doch der Naturwissenschaftler kann stets mehr, und er mu? das, weil Er behauptet Bericht beschr?nken. er neue Prophezeiungen in seine Berichte einschlie?en will. die auch von eini? eine Radikall?sung, Es gibt in dieser Situation ist der dieser Auffassung versucht wird. Nach gen durchzuf?hren aller natur? Inhalt der eigentliche Bericht erkenntnistheoretische sei Zutat der Phan? S?tze; alles andere daneben wissenschaftlichen gibt es dann in der sei Begleitvorstellung. tasie, Prophezeiungss?tze sprachlich die S?tzen wir gewissen nicht. Wenn Naturwissenschaft so ist dies nur eine eigenartige Form von Prophezeiungen geben, Sonne von die der Satz ?morgen wird Berichts?tzen; Verkleidung usw. ist die danach soviel wie ?gestern, vorgestern hei?t aufgehenquot; f?r diese Auf? umschlie?t Sonne (Seine Bedeutung aufgegangenquot;. nur Vergangenes und jedoch auch fassung auch noch einiges mehr, Es ist richtig, da? man mit dieser Auffassung keine Zukunftsaussage.) nur leider zu einer strengen L?sung des Wahrheitsproblems kommt; Den? um den Preis einer gewaltsamen Verdrehung physikalischen hat zwar der Prophezeiungss?tze das Problem kens. Man eliminiert, denn die Physik aber man die auch hat eliminiert, ganze Physik sich nun einmal nicht mit der Konstatierung vergangener begn?gt keine des Problems in dieser Wendung Ich kann deshalb Erlebnisse. es geht nicht an, einem Problem die Sinnhaftigkeit sehen; L?sung
  • 7. Der physikalische Wahrheitsbegriff 161 zu man mit Mitteln den weil bestreiten, begrifflichen bisherigen keine befriedigende L?sung findet. stets ein Problem der F?r mich ist deshalb dasWahrheitsproblem der Berichts?tze wird zwar Der Wahrheitsbegriff Prophezeiungss?tze. in der Naturerkenntnis sie letzten Endes ebenfalls weil benutzt, aber dieser Wahrheits? auf erkenntnistheoretischen Berichten fu?t; begriff ist nicht hinreichend f?r die Naturwissenschaft. Das brennende der Prophezeiungss?tze. Problem die Wahrheit ist vielmehr gerade Wie hat man sieh bisher mit der geschilderten Schwierigkeit in der der Prophezeiungss?tze Wahrheit abgefunden? Man Danach ist der hat sich eine Hilfskonstruktion gemacht. falsch, nur unser Wissen oder sichquot; wahr ?an Prophezeiungssatz uns in unserem Wissen Wir k?nnen darum ist unvollkommen. dieser Das ist wohl sie aber niemals erreichen. idealen Wahrheit n?hern, des Problems; die Unentseheidbarkeit die bisher ?bliche Wendung das auf des Menschen die Unvollkommenheit wird abgeschoben, S?tze an sich fest? f?r strenger Wahrheit wird Ideal die dagegen gehalten. auch ist, sie kann nicht So verbreitet die geschilderte Auffassung zu einem denn sie macht den Wahrheitsbegriff werden; festgehalten angibt, wie man sie keine Mittel sieh leeren Begriff, weil ganz ann?hern kann. Wenn ein Satz in allen F?llen der idealen Wahrheit sein soll, so ist es keine Ann?herung, er in tausend wenn wahr ist; denn von tausend bis Unendlich ist es genau F?llen zugetroffen so weit wie von Null der Wahrheitsbegriff bis Unendlich. Solange bleibt er notwendig nicht vom Ann?herungsbegriff her erfa?t wird, nur der Ann?herungsproze? ist f?r uns erlebbar, leer. Denn niemals nur dann selbst; man kann deshalb den Wahrheitsbegriff Ideal das erfassen, wenn Sinn in einen selbst?ndigen der Ann?herungsproze? sieh tr?gt, wenn der Ann?herungsproze? defi? den Wahrheitsbegriff Ideal hat nur die Bedeutung eines limes, und wie der niert. Das ist, sondern nur denjenigen limes nichts f?r sich Bestehendes Sinn in sich tr?gt, so kann auch der den der N?herungsproze? ?bernimmt, nur durch die Formulierung der Naturerkenntnis Wahrheitsbegriff des in der Naturerkenntnis tats?chlich vorliegenden N?herungs? seinen Sinn erhalten. prozesses als da? wir dem Wahrschein? Dies bedeutet aber nichts anderes, in der Erkenntnistheorie eine gegen?ber dem Wahr? lichkeitsbegriff m?ssen. Denn der Ann?he? zuweisen prim?re Stellung heitsbegriff Erkenntnis der wissenschaftlichen benutzt den Wahr rungsvorgang
  • 8. Hans Reichenbach I?2 stets als der Physiker seine S?tze bezeichnet scheinlichkeitsbegriff; mehr oder weniger und hinzutretende wahrscheinlich, Erfahrungen machen einen Prophezeiungssatz niemals aber wahr. wahrscheinlicher, Die Wahrheit nur deshalb wird als Grenzfall der Wahrscheinlich? keit zu definieren man sein. Wenn in der Theorie bisher der Wahr? scheinlichkeit zun?chst versucht hat, den Wahrscheinlichkeitsbegriff auf den Wahrheitsbegriff so wird die Aussichtslosig? zur?ckzuf?hren, es liegt umgekehrt, keit dieses Weges unverkennbar: eine Theorie jetzt kann nur gegeben werden der Wahrheit durch eine Theorie der Wahrscheinlichkeit. man dies bisher so liegt dies darin begr?n? Wenn ?bersehen hat, es bei sehr vielen det, da? wir S?tzen mit au?er? physikalischen zu tun haben. Man hat diese ordentlich Wahrscheinlichkeiten gro?en gro?en Wahrscheinlichkeiten dann mit der Gewi?heit identifiziert und da? diese f?r praktische Zwecke berechtigte Gleich? vergessen, von der Erkenntnistheorie darf. niemals ?bersehen werden setzung von allergr??ter Dieser Fehler in Auswirkungen f?hrt Tragweite. Man sich auf Weise ein Modell hat diese physikalischer Forschung aus dem man die Theorie der Erkenntnis entnehmen konstruiert, aber man hat da? dieses Modell nicht mit der wollte; vergessen, aus wirklich ist, und hat Erkenntnis identisch dem vorliegenden Modell ideale Z?ge des Erkenntnisverfahrens die gewisse abgelesen, f?r das wirklich be? Erkenntnisverfahren keinen Sinn vorliegende sitzen. Es ist eine Hypostasierung des Modells, der die Erkennt? zum Opfer in ihrer bisherigen Wahrheitstheorie nistheorie gefallen ist; nur der R?ckgang auf das urspr?ngliche Erkenntnisverfahren selbst kann noch Rettung bringen. stehen hier vor einer allgemeinen Wir Gefahr wissenschaftlichen denn ebenso sich ein Modell wie die Erkenntnistheorie Denkens; hat, hat man auch konstruiert Erkenntnis innerhalb physikalischer zu der Physik Modelle deren ?berspannung falschen konstruiert, hat. des Naturgeschehens ?ber Vorstellungen Grundz?ge gef?hrt Pla? Newtons einer Anziehungskraft den zwischen Vorstellung an? neten hat man f?r die Urform aller Wirkungs?bertragung lange zwar die mathematische wissen heute da? Formel wir, gesehen; ihren Wert Newtons als N?herungsgesetz da? beh?lt, dagegen nur Be? einer anziehenden Kraft die hinzutretenden Vorstellungen Erst sind, denen kein Erkenntniswert zukommt. gleitvorstellungen wenn das formulierte Gesetz von dem Modell getrennt wird, erlangt und so sehr auch das Modell es wissenschaftlichen als sub Bestand,
  • 9. Der physikalische Wahrheitsbegriff 163 bei der ersten Aufstellung jektives Hilfsmittel der Gesetze gen?tzt nur eine seine Festhaltung ?ber diesen Zweck hinaus bedeutet hat, sie in irrige Konsequenzen hat f?hren ?hnlich weil kann. Gefahr, aus der Vorstellung sein gro?artiges Boltzmann Theorem ab? da? die Molek?le wie elastische Kugeln zusammensto?en; geleitet, da? der allgemeine heute wissen Gedanke einer statistischen wir, des zweiten W?rmesatzes seinen Wert beh?lt, nicht aber Aufl?sung mit dem er urspr?nglich war. das mechanische Modell, gekoppelt Auch die gegenw?rtigen beruhen noch neben ihrem begriff? Theorien lichenGehalt auf der Scheinbegr?ndung durch ein Modell. So liegt der Einstein sehen Theorie das Modell zugrunde, da? alles Welt? aus Koinzidenzen das eigentlich besteht, deren Netzwerk geschehen die metrischen des Netzwerks sei, w?hrend Objektive Abmessungen ? ein Bild von grandioser Richtig? gedehnt werden k?nnen beliebig keit f?r die Welt im Gro?en, w?hrend im Kleinen der Begriff der der und Koinzidenz raumzeitlichen h?chst problematisch Ordnung immer nur beschr?nkte G?ltigkeit, ist. Jedes Modell hat geworden ist so gef?hrlich und nichts die Verkennung wie dieser Grenzen; immer nur in einem des Modells die Natur denn die Z?ge erfassen niemals aber in ihrer v?lligen gewissen Ann?herungsgrad, Allge? So m?ssen meinheit. wir sein, heute auch bereit den letzten Zug der allen bisherigen Modellen aufzugeben, physikalischen gemeinsam war: den Gedanken des Determinismus. die blo?e Be? Nicht einmal es nun eines Geschehens stimmtheit durch das andere, r?um? seien oder raumzeitliche liche Kugeln l??t sich heute noch Koinzidenzen, nur eine Idealisie? war aufrechterhalten. Auch diese Bestimmtheit rung, die f?r viele Zwecke brauchbar war; aber sie als letzte erkennt? zu wollen, nistheoretische Wahrheit w?re nichts als eine postulieren des Modells. v?llig ungerechtfertigte ?berspannung vor Die dabei sich. schrittweise gew?hnlich Entwicklung geht bemerkt man die Idealisierung die man durch Zun?chst gar nicht, des Modells Konstruktion hat. Nach einiger Zeit aber vollzogen tauchen merkw?rdige auf; das System zeigt Wider? Schwierigkeiten spr?che und unl?sbare In seiner Not R?tsel. greift der Physiker dann zu dem Werkzeug erkenntnistheoretischer und ?berlegungen, es zeigt sich, da? die physikalische aus einer erkennt? Schwierigkeit nistheoretischen Einsteins ber?hmte entsprang. Befangenheit Kritik des Gleichzeitigkeitsbegriffs ist eins der sch?nsten Beispiele f?r diese Entwicklung, und die Versuche, welche in der gegenw?rtig Kritik des Kausalit?tsgedankens'gemacht werden, Quantenmechanikzur
  • 10. Hans Reichenbach J?4 In dem Zwang einer ?hnlichen Situation. letzterem entspringen freilich war die erkenntnistheoretische Kritik der physikalischen Fall denn die philosophische bereits vorausgelaufen; Analyse Entwicklung da? der Kausal? hatte bereits herausgestellt, der bisherigen Physik eine zu enge Fassung Gesetzes? sei, da? ein allgemeinerer gedanke ein Wahrscheinlichkeitszusammenhang, der Natur, zusammenhang nur f?r den die Quantenmechanik eine werden mu?, angenommen Form Mit interessante dieser nat?rlich h?chst bedeutet1). spezielle, hat die einer sp?teren Entwicklung physikalischen Vorwegnahme neuere Naturphilosophie sie auf dem da? bereits zeigen k?nnen, zu philoso? ist, wenn sie physikalische Erkenntnisse richtigen Wege auswertet und weiterf?hrt. phischen Entdeckungen Aber wir m?ssen nun etwas genauer darauf eingehen, aus' welchem des eine ?berspannung der strengen Kausalit?t der Gedanke Grunde erkennt dies, wenn man da? die bedeutet. Man Modells bedenkt, die in Gesetze ideale Zusammenh?nge beschreiben, physikalischen haben es stets mit Be? sind. Wir realisiert niemals der Natur streng zu tun, in denen wir einen gewissen Ideal? der Natur schreibungen und schlie?en von ihnen auf das fall des Geschehens voraussetzen, kann uns aber die Kausalit?t anderer Beschreibungen; Zutreffen diesen Schlu? nur garantieren, wenn die idealen Voraussetzungen des ? und das ist eben niemals der Fall. erf?llt sind Schlusses wirklich da? das Kausal? sieh einmal ganz klar dar?ber werden, Man mu? leere, weil unanwend? in seiner strengen Form eine g?nzliche prinzip wenn man es nicht anders fassen bedeuten bare Aussage w?rde, entnommenen F?r das als in der aus dem Modell Form. k?nnte aus dem Vorhandensein A ist es des Zustandes Modell sinnvoll, B zu schlie?en. F?r die Wirklich? Zustandes auf das Eintreten des eines derartigen der Behauptung keit aber ist mit Implikations? aber auch gar nichts ausgesagt, weil uns kein nichts, zusammenhangs ist. ist, in dem der Zustand A streng realisiert einziger Fall bekannt durch eine Stetigkeits? die Kausalforderung Es hilft hier auch nichts, zu erg?nzen von der Art, da? der angen?herte Zustand A forderung ? denn B bestimmen soll Zustand den angen?herten wenigstens A auch nur angen?hert nicht einmal, ob der Zustand wir wissen A mit einer der Zustand da? n?mlich wissen ist. Wir nur, realisiert ist; und wenn auch den wir realisiert Wahrscheinlichkeit gewissen der Welt der und Kausalstruktur Die H. hierzu Reichenbach, *) Vgl. Ber. Akad. math. d. von und Klasse, Unterschied Zukunft, bayer. Vergangenheit S. 133. 1925,
  • 11. Der physikalische Wahrheitsbegriff x6S e nur eines A innerhalb Zustand gewissen Genauigkeitsspielraums stets nur so k?nnen doch die vorliegende wir Behauptung festlegen, mit formulieren: mit Hilfe des Wahrscheinliehkeitsbegriffs gro?er liegt Zustand A innerhalb des Genauigkeitsspiel? Wahrscheinlichkeit e? ist alles, was wir wissen. Wenn raums auf wir trotzdem das so B mit Wahrscheinlichkeit das Eintreten des Zustandes sehlie?en, ent? des Wahrscheinlichkeitsbegriffs ist eben hierin der Gebrauch weil man dies im allgemeinen Man merkt deshalb halten. nicht, e so w?hlt, da? die zugeh?rige Wahr? den Spielraum gew?hnlich die vor? sehr gro? wird; man kann deshalb praktisch scheinlichkeit von kommenden Gewi?heitsaussagen Wahrscheinlichkeitsaussagen man Aber wenn deshalb den Kausalbegriff nicht mehr unterscheiden. zu? strengen Form der Erkenntnis in der ?blichen physikalischen von so liegt eben hierin jene ?berspannung des Modells, grunde legt, darf man sprechen. F?r viele physikalische aller? der wir Zwecke der Naturgesetze dings den Wahrscheinlichkeitscharakter vergessen begn?gen; wenn und sich mit dem Modell des strengen Naturgesetzes man bei erkenntnistheore? aber die damit vollzogene Idealisierung so begeht man damit einen entschei? tischen ?berlegungen vergi?t, Er? den sich die Theorie der physikalischen durch denden Fehler, verzerrt. die praktische kenntnis enth?lt vollst?ndig ?brigens Physik bei n?herem Zusehen den Wahrscheinlichkeitsbegriff doch noch; er hat sich dort nur in den schmalen Bereich der Fehlerregu? lation versteckt. Aber gerade aus der Form der G a u ? sehen Expo? nach beiden Seiten ihrem asymptotischen Verlauf mit nentialkurve des Resultats das Zutreffen deutlieh werden, da? sollte gen?gend e stets nur mit innerhalb des Genauigkeitsintervalls gro?er Wahr? darf. mit Gewi?heit niemals werden scheinlichkeit, behauptet den Man k?nnte einwenden, gegen Gedankengang geschilderten stets an das Auftreten bestimmter da? der Wahrscheinlichkeitsbegriff sie etwa die Astro? ist, wie Beschreibungen gekn?pft zahlenm??iger er aber noch nicht hat, da? nomie oder Geod?sie durchzuf?hren diese in der Formulierung der physikalischen weil auftritt Gesetze, des Ge? Annahmen ?ber die Anfangsbedingungen noch keinerlei sei es zwar richtig, da? die Annahme So ?ber enthalten. schehens nur mit Wahrschein? einer bestimmten Planetenbahn den Verlauf werden mit be? lichkeit k?nne Sicherheit kann; dagegen gemacht etwa da? die Planetenbahn Poisson die sehe werden, hauptet Differentialgleichung erf?llt, denn diese gilt f?r jede Form der An? und die st?renden umsehlie?t Einwir zugleich fangsbedingungen
  • 12. Hans Reichenbach i66 kungen der anderen Es Planeten. l??tsich jedoch leicht zeigen, da? ernst? auch dieser Ausweg Denn der Physiker wird niemals versagt. lich behaupten k?nnen, da? seine Differentialgleichungen in v?llig Auch das der Differential? Zutreffen strenger Genauigkeit gelten. an die Erf?llung ist n?mlich Um? besonderer ?u?erer gleichungen st?nde gebunden, welche niemals So wissen wir streng vorliegen. nach der Gravitationstheorie auch die da? heute, Einsteins, f?r jede Form von Poisson sehe Differentialgleichung keineswegs nur f?r sehr spezielle sie vielmehr ist; da? g?ltig Massenanziehung sie streng niemals verwirklicht zutrifft, wie Gravitationsfelder sind. nun allerdings in der Einstein Wir sehen Gravitations? besitzen ein umfassenderes f?r Gravitations? welches Instrument, gleichung felder von sehr viel zutrifft; dennoch wird kein Typ allgemeinerem nun letzte, unumst??liche da? diese Gleichung Physiker behaupten, sei. Vor solcher ?berspannung der Einstein sehen Glei? Wahrheit uns schon der Gedanke, chung warnt da? die Einstein sehe Gra? der Materie eine ph?nomenologische Theorie vitationstheorie ist, nur f?r die grobe Materie deren Zutreffen einstweilen gew?hrleistet im Bereich der Quantengesetze noch h?chst ihre Geltung ist, w?hrend dabei m?ssen deshalb erscheint. Wir stehenbleiben, problematisch stets Form des Gesetzes eine Schemati? da? auch die funktioneile schon in der Wahl der Parameter ebenso wie sierung bedeutet, eine Schematisierung enthalten und der Bestimmung ihres Betrages in der von Integrations? auch das Zutreffen des Naturgesetzes ist; nur mit kann freien Form der Differentialgleichung konstanten an die dieses Zutreffen weil Wahrscheinlichkeit werden, behauptet ist, ?ber deren Vorliegen gewisser Bedingungen gekn?pft Erf?llung wir nur mit Wahrscheinlichkeit etwas aussagen k?nnen. Es gibt deshalb keine M?glichkeit, demWahrscheinlichkeitsbegriff zu entrinnen. in der Naturerkenntnis Aussage, physikalische Jede einzeln sei ?ber ein sie die physikalisches vorliegendes Aussage im Gesetzes eines physikalischen oder ?ber die Geltung System und nur eine Theorie ist eine Wahrscheinlichkeitsaussage, allgemeinen, der Wahrscheinlichkeit kann deshalb f?r das logische Problem der geben. Wenn hier? manche eine Antwort Aussage physikalischen gegen eingewandt haben, da? die Wahrscheinlichkeit physikalischer etwas anderes sei als die Wahrscheinlichkeit im allgemeinen Aussagen da? man einer philosophischen zwischen statistischer Aussagen, Wahrscheinlichkeit einer mathematischen und Wahrscheinlichkeit so bedeutet Irrtum. einen dies unterscheiden m?sse, folgenschweren
  • 13. Der physikalische Wahrheitsbegriff 167 dieses Standpunktes in einer Reihe Ich habe die Unhaltbarkeit fr?herer und dort auch den genauen Nachweis Arbeiten1) dargelegt da? es sieh hier um einen und denselben Wahrscheinlich? gegeben, keitsbegriff handelt. An dieser Stelle sei zur Verdeutlichung nur kurz da? das Auftreten darauf einer Wahrscheinlichkeits? hingewiesen, funktion in der Fehlertheorie ebensowohl wie in der Theorie der Gl?cksspiele die Identit?t dieser irrt?mlich geschiedenenWahrschein? scheint es mir eine der wich? Im Gegenteil beweist. lichkeitsbegriffe zu sein, da? ein und derselbe der Naturerkenntnis Tatsachen tigsten in den statistischen Gesetzen sogenannten Wahrscheinlichkeitsbegriff anderer Art der Physik in jeder physikalischen ebenso wie Aussage erst die Aufdeckung eine befriedi? dieser Tatsache macht auftritt; Denn der physikalischen mit gende Theorie Erkenntnis ihr m?glieh. ist das Problem der physikalischen Aussage auf das Problem der der phy? das Geltungsproblem reduziert; Wahrscheinlichkeitsaussage sikalischen Aussage ist in die Philosophie des Wahrscheinlichkeits? und mit den hier schon weit inzwischen ?bertragen worden, begriffs k?nnen wir Methoden das Wahrscheinlichkeitspro? vorgeschrittenen seiner L?sung zuf?hren. blem der Physik des Problems der physikalischen Die Bedeutung dieserWendung wenn wird jetzt den Wahrheit wir entwickelten Gedanken deutlich, in welcher Weise benutzen und in der Physik Wahr? untersuchen, es wird dabei her? Denn behandelt werden. scheinlichkeitsaussagen sind, die zu dem die speziellen welches austreten, Bedingungen Schema der strengen Kausalit?t und damit der strengen Wahrheit gef?hrt haben, von deren Geltung also die Berechtigung dieses ?lte? ren Modells allein abh?ngt. Es da? sich n?mlich heraus, das Auftreten der Wahrschein? stellt ist und da? er ein stets unbequem dem Physiker lichkeitsaussagen ersonnen hat, der Hilfsmittel Wahrscheinlichkeitsaus? allgemeinen zu darin, da? er durch Hilfsmittel Dieses besteht sage entgehen. die Wahrscheinlichkeit einer vorliegenden Aus? gewisse Kunstgriffe sage in einen nahe bei 1 gelegenen Wahrscheinlichkeitsgrad einer die damit entstehende anderen Aussage Wahr? verwandelt; spezielle von hohem Wahrscheinlichkeitsgrad aber kann scheinlichkeitsaussage er dann wie F?r eine Gewi?heitsaussage behandeln. diese Verwand? lung bieten sich nun zwei Wege dar; der Wahrscheinlichkeitsgrad 1 nahegebracht der wird am Schlu? die des Heftes. *) Vgl. Literaturzusammenstellung 12 Erkenntnis II
  • 14. Hans Reichenbach i68 d. h. Vermehrung des Einzel Vorgangs, i) durch genaue Analyse der funktio? Parameter der bestimmenden und Verfeinerung neilen Form (kausaleMethode); zu gro?en 2) durch ?bergang Anzahlen Methode). (statistische In diesen beiden Methoden liegt die Quelle f?r jene Doppelheit der kausalen sie in den beiden wie Gesetze, Typen physikalischer ist. Aber was man formuliert worden und statistischen Gesetze Gesetze Formen ganz verschiedene als zwei f?lschlich physikalischer der als Doppelheit sich bei n?herer stellt hat, Betrachtung aufgefa?t in eine eine Wahrscheinlichkeitsaussage dar, mit welchen Methoden von hohem Wahrscheinlichkeits? andere Wahrscheinlichkeitsaussage der physikalischen kann. Die Verschiedenheit grad ?bersetzt werden Sachgebiete bringt es mit sich, da? man bald die eine, bald die man so w?hlt die in der Gastheorie Methode andere bevorzugt; erste Methode undurchf?hrbar die zweite Methode, weil praktisch die erste Methode man etwa in der Himmelsmechanik ist, w?hrend ist, anderer? recht gut durchf?hrbar benutzt, weil hier diese Methode zu gro?en Zahlen hier vielfach nicht m?glich seits der ?bergang gar ist. Aber man mu? sieh dar?ber klar sein, da? jede physikalische stets nach beiden Me? in welchem Sachgebiet, Aussage, gleichg?ltig kann, und da? die Behauptung zweier thoden behandelt werden diese ist, weil unhaltbar verschiedener Gesetzestypen prinzipiell des Wahr? in dem einen Begriff der Gesetzlichkeit beiden Formen zusammenfallen. scheinlichkeitsgesetzes der Ver? Und hier entsteht nun die M?glichkeit, denjenigen Weg ein? den die heutige Quantenmechanik aufzuzeigen, allgemeinerung s enber hat. Denn was in der Hei sehen Ungenauig g geschlagen als da? der erste ist nichts anderes, keitsrelation wird, behauptet nicht beliebig weit der der kausalen Methode, durchgef?hrt Weg, nicht weiter ist f?r den Erkenntnistheoretiker Das werden kann1). der die denn es gibt keinerlei Grund, ?berraschend, prinzipiellen Ich k?nnte. ersten Weges des genannten gew?hrleisten M?glichkeit heraus schon ein Jahr vor dem Ent habe aus solchen ?berlegungen etwas Form eine die hat ange? engere Ungenauigkeitsrelation *) Neuerdings belie? ein bestimmter, da? derart stets nommen: kann Man machen, Experimente vorausberechnet auch beliebig des Geschehens Parameter genau big vorgebbarer f?r die stets auf Kosten anderer dies geschieht Parameter; kann. Aber werden der Vorausberech? sich die Wahrscheinlichkeit aller Parameter l??t Kombination der oben bleibt an i steigern. nahe nicht beliebig dargelegte Infolgedessen nung Fas? diese durch der Vorausberechnung einer prinzipiellen Gedanke Begrenzung unber?hrt. sung der Ungenauigkeitsrelation
  • 15. Der physikalische Wahrheitsbegriff 169 da? auf die M?glichkeit der Quantenmechanik stehen hingewiesen, zu der Behauptung der Quantentheorie die Entwicklung zuk?nftige einer prinzipiellen Grenze f?r die Steigerung derWahrscheinlichkeit es und f?hren k?nne1); des Einzel Vorgangs auf dem Wege der Analyse erscheint in der Tat f?r die hier dargelegte Auffassung physikalischer wenn in der sich jetzt nat?rliche eine ganz Erkenntnis Entwicklung, diese des Kausalit?tsgedankens Begrenzung quantenmechanischen hat. vollzogen Wendung die hier geschilderte ist gegen Seiten Von manchen Entwicklung da? die geschilderte der Einwand worden, Begrenzung vorgebracht f?r unsere Kenntnis nur eine Begrenzung des Kausalit?tsgedankens die Idee eines an sich streng kausalen sei, da? dagegen der Natur Geschehens nicht beeintr?chtigt sei. Ich glaube jedoch durch die im zur Gen?ge der Kausalaussage dargelegte Behandlung vorangehenden nur eine zu haben, da? eine solche Rettung der Kausalit?t dargelegt hat Jene Idee des streng kausalen Geschehens darstellt. Scheinl?sung wenn dieser Grenz? ja nur Sinn als Aussage ?ber einen Grenzproze?; ist, so hat damit die strenge aber nicht mehr proze? jetzt m?glich Sinn verloren. Es ist die vorhin ge? jeden angebbaren Kausalaussage die sich in sol? des Modells mit der Realit?t, schilderte Verwechslung ?ber das da? Aussagen Sie vergi?t, cher Auffassung ausspricht. nur Sinn Erkenntnis f?r die tats?chlich vorliegende Modell soweit zur des Modells ?ber die Zuordnung als sie in Aussagen besitzen, be? f?r diejenigen k?nnen. Dies sei ?bersetzt werden Wirklichkeit durch sogenannte den Kausalgedanken merkt, welche philosophische retten m?chten. Die Philo? vor der Quantenmechanik ?berlegungen sophen lieben es, sich vor der exakten Forschung der in das Gebiet C a r n a p in zu fl?chten. ?hnlich wie neuerdings Leeraussagen den Kampf Gedanken ?u?erster Konsequenz gegen positivistischer auf anderm Gebiete Schattenreich dieses philosophische aufgenommen der Kausalit?t ihn hier auf dem Gebiet durchf?hren. hat, m?ssen wir die Er? hier, auf dem Gebiet der Prophezeiungsaussagen, Er bedeutet nicht aber der da? lediglich der Wahrscheinlichkeitsaussage, kenntnis, ein Sinn zukommt. strengen Wahrheitsaussage der kausalen in der Manche haben geschilderten Begrenzung Erkenntnis sehen wollen; der physikalischen eine Krisis Methode zur Gen?ge aber es d?rfte aus den dargelegten klar ?berlegungen Krisis nur f?r den vorliegt, der die klassische da? hier eine werden, S. 164. u. s. w. Fu?note oben S. 138; vgl. *) Die Kausalstruktur 1?*