1. Die Konstruktion der Erfahrungswelt: Carnap und Husserl
Author(s): Verena E. Mayer
Source: Erkenntnis (1975-), Vol. 35, No. 1/3, Special Volume in Honor of Rudolf Carnap and
Hans Reichenbach (Jul., 1991), pp. 287-303
Published by: Springer
Stable URL: http://www.jstor.org/stable/20012372
Accessed: 27/04/2009 04:10
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2. E. MAYER
VERENA
DER ERFAHRUNGSWELT:
DIE KONSTRUKTION
CARNAP UND HUSSERL*
Carnaps Logischer Aufbau der Welt1 wird oft als Versuch das
aufgefa?t,
zu verwirklichen,
des Empirismus
erkenntnistheoretische Programm
indem auf
die Gesamterfahrung elementar Einzel?
gegebene
wird.2 Erkenntnistheoretische Modelle,
wahrnehmungen zur?ckgef?hrt
bei denen Wahrnehmungen die Basis bilden, also ph?nomenalistische
(P) aus:
sich nach Stegm?ller
zeichnen durch die These
Modelle,
realen Dinge und
Alle Prozesse sind Konstruk?
(P) logische
tionen aus Sinnesdaten.3
als Paradebeispiel eines solchen
Logischer Aufbau
Carnaps galt h?ufig
Modells.
Dieser empiristischen ist vor allem
des Konstitutionssystems
Deutung
in letzter Zeit widersprochen worden. So wurde gezeigt, da? sich in
und vor allem im Logischen
den fr?hen Schriften Carnaps Aufbau
und rationalistische6 Elemente und
konventionalistische5
kantianische,4
Strukturen finden. Die inh?rente Mehrdeutigkeit des Car
insbesondere
ist dabei kein Zufall. Der Logische Auf?
napschen Konstitutionssystems
bau soll nicht ein neues erkenntnistheoretisches das
System darstellen,
etwa gewisse der klassischen
Schw?chen vermeiden w?rde;
Systeme
Carnap will hier vielmehr einen theoretischen Rahmen der
entwickeln,
klassische philosophische und moderne naturwissenschaftliche
Systeme
Theorien der Erkenntnis umfa?t und kompatibel macht.
Formal besteht Carnaps Grundidee darin, die Russellsche Typen?
zu ?bertragen.
theorie auf die Erkenntnistheorie Aus der Basis des
werden Gegenstandsarten als unterschiedliche Typen kon?
Gegebenen
struiert. Die Gegenstandsbereiche verschiedener Wissenschaften sollen
sich dann als verschiedene auf einer einheitlichen
'Konstitutionsstufen'
Basis erweisen. etwa die Kontroversen
Philosophische Streitigkeiten,
zwischen Idealismus und Ph?nomenalismus, sollen sich
Realismus,
dabei aufl?sen; da in diesen drei Richtungen verschiedene
jeweils Typen
von Gegenst?nden als wirklich vorausgesetzt ist ein gemein?
werden,
samer Rahmen zur Darstellung ihrer Thesen in der Konstitutionstheorie
Innerhalb des Konstitutionssystems sind philosophische und
gegeben.7
Erkenntnis 35: 287-303, 1991.
1991 Kluwer Academic in the Netherlands.
Printed
Publishers.
?
3. 288 VERENA E. MAYER
nur relativ zu bestimmten
wissenschaftliche Theorien Stufen der Be?
bzw. wahr. Der Logische Aufbau
sinnvoll,
griffsentwicklung verfolgt
Ziel, wenn er diese
ein transzendentales im Hintergrund stehenden
explizit macht.
Konstitutionsstufen
Ein ganz ?hnliches Programm stellte Husserl in seinen Ideen zu einer
vor:
und ph?nomenologischen
reinen Ph?nomenologie Philosophie8
auch hier wird die These ausgef?hrt, da? die Welt prinzipiell auf der
Basis des Erlebnisstroms eines m?glichen Subjekts konstituiert werden
kann.9 Husserl betrachtete die Ausf?hrung dieses Projekts als eine
zu der die
und umfangreiche
au?erordentlich schwierige Aufgabe,
Ideen die theoretische die begriffliche Vorarbeit und ei?
Fundierung,
von m?glichen
Skizzen Konstitutionsschritten liefern sollten.
nige
stellt der Logische einen Versuch dar, die
Aufbau
Demgegen?ber
von der Basis aus systematisch
einzelnen Konstitutionsschritte darzu?
nun
den Entw?rfen Husserls und Carnaps
stellen. Zwischen bestehen
u.a. die fol?
und terminologische
zahlreiche Parallelen,
systematische
.10
genden:1
der Konstruktion beider ist die
(I) Ausgangspunkt Systeme
(die Husserlsche epo
Urteilsenthaltung
ph?nomenologische
ch?);
sondern der Erlebnis?
Basis bilden dabei nicht Sinnesdaten,
(II)
strom eines Subjekts; dieser ist in beiden F?llen nicht empiri?
zu verstehen;
stisch oder sensualistisch
und die Idee eines Konstitu?
der Konstitution
der Begriff
(III)
mit einer Basis im Erlebnisstrom wird bei Hus?
tionssystems
im selben Sinn verwendet;
serl und Carnap
der Systeme verl?uft weitgehend analog. Dabei
Der Aufbau
(IV)
aus der -
wird auf der Basis (I) die Sinnenwelt konstituiert,
der Konstitution des eigenen Lei?
?ber den Zwischenschritt
bes - die materielle die Welt des Freundpsy?
Au?enwelt,
chischen und die geistige und kulturelle Welt entstehen.
mit
des Logischen
?hnlich Aufbaus
weitgehende ?bereinstimmung
findet sich sonst nicht. Da Carnap
anderen Systemen
zeitgen?ssischen
studiert hat und die Ideen im Logischen Aufbau mehrmals
bei Husserl
der Systeme und Terminologien
ist die ?hnlichkeit
erw?hnt, gewi?
in seinem Konstitutionssystem eine Rekon?
nicht zuf?llig. Ob Carnap
versucht oder nur einfach
struktion der Husserlschen Ph?nomenologie
4. DIE DER ERFAHRUNGSWELT
KONSTRUKTION 289
und weitgehend Anleihen sei
vornimmt,
stillschweigende
gro?z?gige x
vorl?ufig dahingestellt.x
2.
(ad I) Als Basis des Logischen Aufbaus dient Carnap das sog. 'Eigen
meint damit das Bewu?tsein in einem sehr weiten
psychische'. Carnap
Sinn; zu ihm sollen alle Erlebnisse davon, ob
geh?ren, unabh?ngig
oder nachtr?glich auf sie reflektiert wird oder nicht.12 Der
gleichzeitig
Ausdruck 'Erlebnis' kennzeichnet von ein?
dabei nicht Vorkommnisse
zelnen Daten, sondern ganzheitliche die nicht
Erfahrungsabschnitte,
sind.
analysiert
Denselben w?hlt auch Husserl in seinen Ideen. Hier
Ausgangspunkt
bildet die Grundlage der Konstitution die 'nat?rliche Einstellung', nach
der die Welt der inneren und ?u?eren Wahrnehmung samt den Bewu?t?
seinsakten und anderen psychischen Erlebnissen als vorhanden gilt.
im weitesten Sinn umfa?t damit alle Erlebnisse
Bewu?tsein des Sub?
jekts; auch hier wird Reflexion ausdr?cklich nicht vorausgesetzt.13
Bei Carnap hat die Grundlegung des Systems in den Erlebnissen eines
sondern nur methodische
keine ontologische, der
Subjekts Bedeutung:
Ausdruck ist ebenso wie 'Gegebenes' oder 'Erlebnis'
'Eigenpsychisches'
irref?hrend, da er ein Subjekt vorauszusetzen scheint, dieses soll jedoch
erst im Verlauf des rekonstruierten konstituiert
Erkenntnisprozesses
werden.
Bei der Begr?ndung dieses 'methodischen beruft sich
Solipsismus'
Carnap auf Husserls Begriff der ph?nomenologischen Urteilsenthaltung
oder epoch?.14 In der epoch?, wie sie Husserl in den Ideen einf?hrt,
wird die nat?rliche Einstellung des Subjekts au?er Kraft gesetzt; alle
Existenzannahmen werden soda? der reine Strom von
'eingeklammert',
Erlebnissen (die reine Bewu?tseinssph?re als Gegenstandsgebiet der
?brig bleibt.15 Die epoch? soll den gegen?ber den
Ph?nomenologie)
?blichen philosophischen strikt neutralen Charakter des Hus
Systemen
serlschen Systems garantieren. Der Kunstgriff Husserls da?
bewirkt,
das Postulat hypothetischer Entit?ten ?berfl?ssig wird: die zugrundege?
legte nat?rliche Einstellung ist unbezweifelbar vorhanden, w?hrend die
der mit ihr verbundenen Existenz?
ph?nomenologische Einklammerung
betont, Sache unserer vollkommenen
wie Husserl Freiheit
annahmen,
ist und nur eine Umwertung, nicht eine Preisgabe der nat?rlichen ?ber?
darstellt.16
zeugungen
5. 290 E. MAYER
VERENA
so steht
auf den Logischen Aufbau,
wir diese Auffassung
?bertragen
von Entit?ten,
am Beginn nicht ein Bereich
des Konstitutionssystems
wird (etwa die Sinnesdaten), sondern
der als existierend vorausgesetzt
der durch die ausdr?ckliche
der nat?rliche Erlebnisstrom, Enthaltung
ist (und der in der formalen
von allen Existenzannahmen ausgezeichnet
ver?
Er der ?hnlichkeitserinnerung
durch die Relation
Rekonstruktion
besteht dann nach
des Konstitutionssystems
treten wird). Die Aufgabe
in dem (wohl nur hypothetisch Aufweisen
durchf?hrbaren)
Carnap
die auf dieser Basis mit mengentheoretischen
s?mtlicher Gegenst?nde,
sind. Auch auf den h?chsten Konstitutionsstufen
konstruierbar
Mitteln
?ber die Existenz dieser Gegenst?nde
ist damit noch keine Aussage
Carnaps ?ber das konsti
Dies stimmt mit den Ausf?hrungen
getroffen.
am Ende des
tutionale und das metaphysische Wirklichkeitsproblem
?berein.17
Logischen Aufbaus
jedoch nur in einem ein?
der Basis gilt f?r Husserl
Die Ichlosigkeit
weshalb Carnap hier auch ausdr?cklich einen Un?
Sinne,
geschr?nkten
In der
seinem System und den Ideen konstatiert:18
terschied zwischen
und ebenso
der nat?rlichen
wird die ganze Welt Einstellung,
epoch?
nur das reine Akterlebnis bleibt
'Ich, der Mensch', ausgeschaltet,
Ich wird ebenso wie bei Carnap erst auf
zur?ck. Das psychologische
Auf der anderen Seite kann die Aus?
einer h?heren Stufe konstituiert.
das einfach
nicht das reine Subjekt des Aktes herausstreichen,
schaltung
Ich
dieses transzendentale
des Erlebnisstroms
in der Einheit besteht;
leer an
seiner Erlebnisse)
ist aber f?r sich genommen v?llig
(abz?glich
formales Subjekt gibt es
Ein solches sozusagen
Wesenskomponenten.19
hier dient als Basis des
jedoch implizit auch im Logischen Aufbaw.
Relation der ?hnlichkeitserin?
eine extensional gegebene
Systems
die nat?rlich Erleb?
d.h. eine Liste von Elementarerlebnissen,
nerung,
der 'Einheit' der
Die blo?e Tatsache
nisse eines Subjekts sein m?ssen.
also dem inhaltlich
Er entspricht
in der Relation
Elementarerlebnisse
transzendentalen
nicht verwendbaren
leeren und f?r die Konstitution
Subjekt Husserls.
3.
der ph?nomenologischen
der das Ergebnis
(ad II) Der Erlebnisstrom,
als Folge von Sinnes?
darf nicht ph?nomenalistisch,
Reduktion bildet,
findet sich
In Carnaps Konstitutionssystem
werden.
daten, aufgefa?t
nicht.20 Im Gegenteil:
eine der These Formulierung
(P) entsprechende
6. DER ERFAHRUNGSWELT
DIE KONSTRUKTION 291
die Konstitutionsrichtung des Logischen Aufbaus verl?uft zun?chst ge?
als in (P). Nicht reale Dinge und Prozesse werden aus
rade umgekehrt
sondern die Sinnesdaten
Sinnesdaten selbst werden
logisch konstruiert,
aus dem Erlebnisstrom mit Hilfe der formalen Logik und Mengentheo?
rie konstituiert. Dem entspricht auf der formalen Ebene die Tatsache,
(welcher Art auch immer) als sekund?r ge?
da? Carnap Gegenst?nde
den Relationen deren Glieder sie sind.21
betrachtet,
gen?ber
f?r Husserl ist der ganzheitliche
Auch der
Erlebnisstrom Grundlage
von bereits abstrakteren wie Farbe und Ge?
Bestimmtheiten
Bildung
stalt. Da? dieser Strom in einem bestimmten Sinne unmittelbar gegeben
ist, kann nicht bezweifelt werden, w?hrend die Behauptung, da? nicht
sondern etwa Farbflecken
r?umliche Gegenst?nde, elementar (unmit?
wir etwa an
telbar gegeben) seien, sicherlich bestreitbar ist. Wenn
so durch?
einem Gegenstand 'dieselbe Farbe' wahrzunehmen glauben,
laufen wir inWirklichkeit einen Wahrnehmungsabschnitt, in dem diese
von 'Farbabschattungen'
Farbe in kontinuierlichen Ver?nderungen (je
nach Lichteinfall, etc.) erscheint.22 Einer in
Standpunkt, Umgebung
einem solchen Abschnitt Farbe ent?
als identisch wahrgenommenen
System von kontinuierlichen
spricht dabei ein vielf?ltiges Erscheinungs?
und Das erkenntnistheoretische
Abschattungsmannigfaltigkeiten.
besteht u.a. darin, zu erkl?ren, auf welche Weise und
Grundproblem
aus den st?ndig wechselnden,
weshalb in der Zeit flie?enden sinnlichen
die etwa nach Farbe und Gestalt keine Konstanz
Eindr?cken,
von einzelnen
spontan die Wahrnehmung (im Erlebnisstrom
aufweisen,
entsteht.
identischen) Gegenst?nden
Husserl insistiert darauf, da? die ph?nomenalistische These (P) f?r
eine solche Erkl?rung nicht ausreicht, da sie auf einer groben Mi?ach?
von Bewu?tseinstatsachen
tung und Vereinfachung beruht. Betrachten
wir n?mlich den (durch ph?nomenologische Reduktion gereinigten)
so finden wir weitaus mehr als nur eine lose Folge von
Erlebnisstrom,
einzelnen 'impressions'. Die Erlebnisse, auf die sich der reflektierende
Blick richtet, sind vielmehr von ganz verschiedener, ph?nomenologisch
erst noch zu analysierender Struktur. So geh?rt es zum Wesen einer
von Erlebnissen,
gro?en Klasse da? sie intentionalen Charakter be?
von etwas' sind. Damit
d.h. 'Bewu?tsein ist bereits die wichtige
sitzen,
zwischen den Erlebnissen und ihren intentionalen Ob?
Unterscheidung
die etwa der klassische Ph?nomenalismus Humes
jekten getroffen, igno?
riert.23 F?r Husserls Ansatz ist dabei wesentlich, da? die Unterschei?
zwischen 'Immanenz' und 'Transzendenz' etwa
nicht eine
dung
7. 292 VERENA E. MAYER
der Erlebnisse'
der Welt in eine 'Eigenwesenheit und eine
Zweiteilung
nicht zug?ngliche ma?
anders geartete und dem Bewu?tsein
prinzipiell
terielle Welt bedeutet.24 Die materielle Welt ist vielmehr als nat?rliches
und die Aufgabe der Ph?nomenolo?
Erleben selbstverst?ndlich gegeben
gie besteht gerade in der Beschreibung der Bewu?tseinsvorg?nge, die
zur Konstitution auf der Basis des Erlebnisstroms
dieses Bereichs
f?hren.
Ding, das mit gewissen Bewu?tseinsvorg?ngen
Das physikalische ge?
stellt daher f?r Husserl nicht ein grunds?tzlich unerreichbares
meint ist,
'Ding an sich' dar, sondern ist 'leibhaftig da'; es ist aber kein Teil des
sondern geh?rt zu einer Region intentionaler
Erlebnisstroms, Gegen?
noch n?her zu beschreibende
die ?ber verschiedene Stufen
st?nde,
ist. Der Begriff des physikalischen dient umgekehrt
konstituiert Dinges
zur Organisation des Erlebnisstroms. gilt f?r
als Leitfaden ?hnliches
und ihre Regionen.
intentionalen
alle Objekte
Es ist nun leicht zu sehen, da? dieselbe Idee auch dem Logischen
Auch hier wird etwa das physikalische Ding auf
Aufbau zugrundeliegt.
d.h. es gibt
schrittweise
der Basis des Erlebnisstroms konstituiert,
'Abgrund' zwischen dem Ich und der Au?enwelt oder zwischen
keinen
Auch f?r Carnap
im Sinne Husserls.
und Transzendenz
Immanenz
Subjekt den Sprung in die
ist die Frage nicht, wie das solipsistische
Die intersubjektive Welt wird viel?
intersubjektive Welt zustandebringt.
und die
als der nat?rlichen
mehr vorausgesetzt
Einstellung gegeben
besteht darin, diese Gegebenheits?
des Konstitutionssystems
Aufgabe
weise zu rekonstruieren. z.B. ein physikal?
ist ein Gegenstand,
Dabei
isches Ding, nach Carnap das, was durch ein bestimmtes Erlebnis 'ge?
Das
intentionalem
Husserls
meint' ist, entsprechend Objekt.25
von Erlebnissen
ist dabei selbst eine komplizierte
Gemeinte Ordnung
(ein 'System von Abschattungsmannigfaltigkeiten' bei Husserl), soda?
sondern
Bereichen keine Wesensunterschiede,
beiden
zwischen
zwischen Er?
bestehen. Die Unterscheidung
Strukturverschiedenheiten
und Ding an sich wird so bei Carnap wie bei Husserl ?ber?
scheinung
fl?ssig.26
4.
zwischen Carnap und Husserl
Gemeinsamkeit
(ad III) Eine wesentliche
bzw. des Konstitutionssystems.
der Konstitution,
im Begriff
besteht
ist nach Carnap
Ein Konstitutionssystem
8. DER ERFAHRUNGSWELT
DIE KONSTRUKTION 293
da? einer
die Gegenst?nde
der Gegenst?nde
stufenweise
eine derart, jeden
Ordnung
aus Stufe konstituiert werden. der Transitivit?t der
der niederen
Stufe denen Wegen
dadurch indirekt alle Gegenst?nde des Konstitutionssystems
werden
Zur?ckf?hrbarkeit
aus den Gegenst?nden der ersten Stufe diese bilden die
konstituiert; 'Grundgegenst?nde'
'Basis' des Systems.27
?hnliche Weise verwendet Husserl den Begriff der Konstitution in
Auf
soll eine Logik der Ph?nomene
den Ideen. Die Ph?nomenologie sein,
in der die Gegenst?nde
d.h. die Art und Weise des
beschreiben,
und Denkens mit dem Erlebnisstrom
Wahrnehmens zusammenh?ngen.
geht es dabei um 'Wesenszusammenh?nge',
Husserl wobei der Aus?
druck 'Wesen' nicht metaphysische Entit?ten sondern
kennzeichnet,
die auf der Basis des Erlebnisstroms
die Gegenst?nde, konstituiert
dabei aus verschiedenen
Das System besteht Stufen und
werden.28
die durch eigene Strukturzusammenh?nge
Schichten, gekennzeichnet
?hnlich wie bei Carnap
sind, wobei gilt:
in der Stufe
Jede Stufe und Schicht ist dadurch da? sie eine eigene
charakterisiert,
jede
Einheit die ihrerseits ist f?r die volle Konstitution
konstituiert, notwendiges Mittelglied
des Dinges.29
Strom von Erlebnissen
Da die Basis beider Systeme ein ganzheitlicher
bildet, k?nnen nun die Gegenst?nde h?herer Stufe nicht durch Sum?
mation oder Assoziation einzelner Daten (die typische ph?nomenalisti
sche Form der Begriffsbildung) gebildet werden. Die Aneinanderrei?
eines Gegenstandes
hung verschiedener Ansichten kann nicht als
der Tatsache dienen, da? der Gegenstand als derselbe mit
Erkl?rung
zum Teil identischen Eigenschaften erscheint. Vielmehr scheint dazu
zu sein, das auf andere Mechanis?
ein Abstraktionsverfahren notwendig
men zur?ckgreift als auf die blo?e Assoziation.
wie eingangs dargestellt, in seiner formalen Re?
Carnap verwendet,
Stellung zu einer
konstruktion die Russellsche Husserls
Typentheorie.
In einer Beilage zu
solchen 'mathesis der Erlebnisse' ist nicht eindeutig.
er selbst zumindest
den Ideen ?ber die Konstitution der Seele verwendet
und beschreibt verschiedentlich die
symbolische Darstellungsformen30
der Ph?nomenologie von
als Bestimmung und Aufkl?rung
Aufgabe
Sinn31 durch Vergleich, Relationsbil?
Unterscheidung, Verkn?pfung,
von Momenten.
dung und Abscheidung der mathema?
Gegen?ber
tischen oder auch geometrischen Methode betont Husserl jedoch das
und die prinzipielle
Flie?ende diese
Ph?nomene;
Vagheit psychischer
sind nicht in Komponenten aufl?sbar und lassen sich nicht in mathema
9. 294 VERENA E. MAYER
tische Mannigfaltigkeiten einordnen. Dies bedeutet jedoch keineswegs,
da? die ph?nomenologische 'in einem Flu? versinkt': trotz
Forschung
zu?
der Basis bilden sich im Bewu?tsein
der flie?enden Kontinuit?ten
n?chst h?here Allgemeinheiten die Unterscheidung zwischen Sin?
(etwa
und in der Folge immer diffizilere Klassifikationen und
nesklassen)
Die Konstitution ist dabei ein reziproker Proze?, bei
Deskriptionen.32
dem konstituierte Einheiten auf darunterliegende, vage oder l?ckenhaft
Stufen zur?ckwirken und diese erg?nzen.
gebliebene
Jedoch bedeutet auch Carnaps Versuch einer formalen Rekonstruk?
da? der Logische Aufbau ein starres 'geo?
tion der Konstitution nicht,
im Sinne Husserls
metrisches' darstelle. So kann Carnaps
System
zu
als Versuch
Proze? der Quasianalyse eines formalen Analogons
betrachtet werden. Die Quasianalyse
Husserls Konstitutionsproze?
von
als Klassen einer oder mehreren
konstituiert Gegenst?nde Be?
(in
?hnlichen Elementarerlebnissen. Husserl deutet ein ?hn?
ziehungen)
liches Prinzip z.B so an:
ist aber das das als 'Eigenschaft'
Die identische durch alle Um?
Identische,
Eigenschaft
D.h. eine Schicht der Dingeinheit geht durch mannigfaltige
st?nde Darstel?
hindurchgeht.
lungen hindurch.33
spricht auch analog zu Husserl von einer 'Umordnung' des
Carnap
von Konstitutionen h?herer Stufe.34 Ge?
aufgrund
Konstitutionssystems
erg?nzt und aufge?
werden durch Analogiebildung
genstandssph?ren
als Gesetze der Konstitution verwendet.
Kontinuit?ten Auch der
f?llt,
in Husserls Redeweise,
hat daher einen, kinetischen
Logische Aufbau
Charakter.
Merkmal
nicht einem weiteren bei?
Dies widerspricht gemeinsamen
zwischen Ganzem und
unterscheidet
der Konstitutionssysteme. Carnap
das erstere aus Teilen und in
w?hrend besteht
logischem Komplex:
ist, ist der logische Komplex dadurch gekennzeichnet,
diese zerlegbar
?ber ihn in Aussagen ?ber seine Elemente
da? Aussagen umgeformt
nicht
da? logische Komplexe
k?nnen. Damit ist ausgedr?ckt,
werden
sind, da sie wesentlich durch ihre
ihre Elemente reduzierbar
auf
sind. So ist etwa das
nicht durch ihre 'Materie' individuiert
Struktur,
von physi?
in der Wahrnehmung
im Psychischen und dieses
Geistige
aber es ist nicht eine blo?e Summe solcher
schen K?rpern fundiert,
nicht reduzierbare
eine eigene,
sondern besitzt
Wahrnehmungen,35
Struktur. Es kann also nicht die Rede davon sein, da? etwa das Geistige
10. ERFAHRUNGSWELT
DER
DIE KONSTRUKTION 295
(P)) nur eine logische
der These
im System Carnaps (entsprechend
sei: nicht nur wird die Basis nicht aus
aus Sinnesdaten
Konstruktion
die gegen?ber der Konstruktion den Vorteil der
Sinnesdaten gebildet,
h?tten; sondern der erfahrungsm??ige Anteil der Erlebnisse
Existenz
am Wesen des Geistigen ist gering: das Wesen eben in der
besteht
und nicht in ihrem Inhalt. Carnap
Struktur der Erlebnisse
'genetischen'
befindet sich hier wieder durchaus in ?bereinstimmung mit Husserl,
der an entsprechender Stelle schreibt:
... vorurteilsfrei und ph?nomenologisch auf seine (sie !) Quellen
angesehen zur?ckge?
f?hrt, sind die fundierten Einheiten eben fundierte und das Neue, das sich
neuartige;
mit ihnen konstituiert, kann, wie die Wesensintuition lehrt, nie und nimmer auf blo?e
von anderen Realit?ten
Summen reduziert werden.36
Dieses ganz wesentliche Merkmal des Konstitutionssystems berechtigt
- - Elimination
auch zu der formal allerdings bedenklichen37
Carnap
der Grundrelation der ?hnlichkeitserinnerung nach Abschlu? der Kon?
zum angeblich ph?no
stitution. Diese Elimination ist als Widerspruch
menalistischen Charakter des Systems empfunden sie steht
worden;38
aber durchaus in Einklang mit dem ph?nomenologischen Programm
einer Wesensanalyse, d.h. der Strukturzusammenh?nge im Bewu?tsein.
5.
(ad IV) Die auffallendste Gemeinsamkeit zwischen dem Logischen
und den Ideen besteht in der Parallelit?t der Konstitutions?
Aufbau
schritte. Husserl hat die Stufenfolge seine Systems nicht systematisch
er der in zuk?nftigen
diese Aufgabe
dargestellt; ?bertrug ph?nomenolo?
zu leistenden
gischen Teilgebieten umfangreichen Forschungsarbeit.
In den unteren Bereichen der Konstitution, denen Carnap besondere
- was
Aufmerksamkeit gewidmet hat, sind die Ideen daher die Reihen?
-
von Konstitutionsschritten vage. Carnap
folge angeht vergleichsweise
stellt zun?chst mit der Einf?hrung der Begriffe der Teilgleichheit, Teil?
der ?hnlichkeitskreise und der Qualit?tsklassen die for?
?hnlichkeit,
malen Mittel zur Organisation des Erlebnisstroms Husserl unter?
bereit;
sucht mehr die allgemeinen Strukturen des reinen Bewu?tseins, als die
Schritte, die die Gegenstandskonstitution
konkreten Auf
erm?glichen.
um: hier finden sich bei
den h?heren Stufen kehrt sich das Verh?ltnis
Carnap nur noch Skizzen, die weitgehend den Vorschl?gen Husserls
11. 296 E.
VERENA MAYER
sich vor allem im zweiten Band der
w?hrend Husserl
entsprechen,
etwa mit der Konstitution Natur, der
der materiellen
Ideen ausf?hrlich
die seelische Realit?t) und der gei?
animalischen Natur (dazu geh?rt
stigen Welt befa?t.39
man den Konstitutionsproze? etwa als Modell f?r die
Betrachtet
im Kind,40 so stimmen
des Bewu?tseins
bei der Entstehung
Vorg?nge
Entwick?
in der Beschreibung
beide folgender
Konstitutionssysteme
?berein:41 das Kind hat etwa als Neugeborenes einen in
lungsschritte
aus dem sich
Strom von sinnlichen
sich ungeordneten Eindr?cken,
aus Klassen von ?hnlichen Wahrnehmungen
allm?hlich Sinnesgebiete
zu
von einzelnen Erlebnissen
Durch Zuordnung
herauskristallisieren.
entstehen ?hnliche
solchen Empfindungen. Empfin?
Sinnesgebieten
von Farben
f?r die Konstitution
bilden wieder die Grundlage
dungen
und Gestalten.
Auf dieser Basis wird nun die Wahrnehmung sinnlicher Gegenst?nde
aus m?glich.
von der unreflektiert Eines dieser
subjektiven Perspektive
ist der eigene Leib. Er spielt in beiden Konstitutionssystemen
Sehdinge
an
da er sozusagen die Schnittstelle
eine wesentliche darstellt,
Rolle,
zur Umwelt konstituiert. Der Leib
der sich das Ich im Unterschied
aus den anderen Gegenst?nden
hebt sich durch typische Eigenschaften
bei Carnap u.a. durch die folgende:
konstitutiv heraus,
(oder Lokal?
die Qualit?ten
meines Leibes
Den der Oberfl?che
Stellen entsprechen
von bestimmter
da? eine Druckempfindung
des Drucksinnes Qualit?t
derart,
zeichen)
wenn oder durch einen anderen
einen anderen K?rper
die Hautstelle durch
erlebt wird,
Teil meines Leibes ber?hrt wird.42
da? er Tr?ger
den Leib dadurch,
analog kennzeichnet Husserl
Ganz
nennt sie 'Empfind?
lokalisierter (Husserl
Empfindungen
gewisser
k?nnen: eine
stattfinden
die typischerweise
ist, gleichzeitig
nisse'43)
sehen und sp?ren. Hus?
meines Armes kann ich gleichzeitig
Ber?hrung
da? von
den Leib au?erdem
serl und Carnap konstituieren dadurch,
so etwa der
ihm bestimmte kin?sthetische abh?ngen,
Empfindungen
bei seiner Bewegung.
Perspektivenwechsel
es vor der Konstitution des Leibes
W?hrend subjektiv wahrgenom?
raum-zeitliche
ineinander
mene, Gegenst?nde
?bergehende
st?ndig
und Wechselwirkung
in Verbindung
gibt, die untereinander stehen,
da? die Gegenst?nde
des Leibes,
sich mit der Konstitution objek?
zeigt
d.h. solche, die von gewissen mit dem Leib
tive Eigenschaften besitzen,
12. DER
DIE ERFAHRUNGSWELT
KONSTRUKTION 297
Modifikationen die objek?
bleiben:
zusammenh?ngenden unabh?ngig
- - durch
tiven Eigenschaften wieder mit Husserl
gehen gesprochen
die verschiedenen hindurch. Damit konstituiert sich die
Darstellungen
Welt des Eigenpsychischen auf der einen und die objektiv materielle
Welt auf der anderen Seite,
(bei Carnap: Wahrnehmungswelt)
Bei Carnap folgt an dieser Stelle die Konstitution der physikalischen
Die physikalische Welt ist durch eine Zuordnung
Gegenst?nde. physi?
zu den Punkten des vierdimensionalen
kalischer Zustandsgr??en Zah?
lenraumes definiert und wesentlich bestimmt durch die 'physikalisch?
von Qualit?ten zu
der Wahrnehmungswelt
qualitative Zuordnung'
solchen Zustandsgr??en.44 h?lt die Konstitution der physika?
Carnap
zur Konstitution
lischen Welt f?r notwendig der inter subjektiven Welt.
Husserl bestimmt die physikalischen ana?
im wesentlichen
Gegenst?nde
setzt jedoch die Intersubjektivit?t der zugeschriebenen Qualit?ten
log,
-
Welt - voraus.45
d.h. die Konstitution der intersubjektiven
Die intersubjektive Welt wird in beiden Systemen dadurch konstitu?
iert, da? andere Menschen als ?hnlich mit dem eigenen Leib erkannt
werden. Durch intuitives und rationales Verst?ndnis ihrer leiblichen
(bei Husserl: werden ihnen ebensolche
?u?erungen Einf?hlung),
in anderen Perspektiven wie
jedoch
Wahrnehmungen, zugeschrieben,
dem Subjekt. Dadurch werden Vergleiche die der Erg?nzung
m?glich,
des Bereichs des Eigenpsychischen dienen: mit der vollst?ndigen Kon?
stitution des Ich entsteht auch der Begriff des Fremdpsychischen, bei
Husserl der Begriff der seelischen Realit?t.
Auch die weiteren Konstitutionsschritte verlaufen parallel. Ist einmal
der Begriff so werden
des Fremdpsychischen andere
gewonnen,
Menschen als Personen die miteinander in verschiedene
konstituiert,
von Beziehungen
Arten treten k?nnen. Aus diesen konstituieren sich
- auf -
der Basis der Wahrnehmungen und der Verst?ndigung geistige
(z.B. Sitten), kulturelle Gebilde, (z.B. Staaten) und mo?
Gegenst?nde
ralische Begriffe (Werte).
Die Konstitutionsstufen sind nat?rlich entsprechend dem Begriff des
immer als aufeinander zu verstehen,
aufbauend
Konstitutionssystems
d.h. in beiden Systemen ist etwa das Geistige im Fremdpsychischen
und dieses in der materiellen Natur und schlie?lich im Erlebnisstrom
fundiert.46 Betont sei noch einmal, da? kein Gegenstandsgebiet auf
seine Elemente ist, da es strukturell
reduzierbar individuiert ist und
von Elementarerlebnissen
das 'beliebige Gemenge' eben keinen Sinn,
d.h. keinen intentionalen Gegenstand ergibt.
13. 298 VERENA E. MAYER
6.
von Husserl
Der der erkenntnistheoretischen und
Systeme
Vergleich
zeigt also zum Teil detaillierte in Terminologie
Parallelen und
Carnap
Struktur. ?hnlich des Logischen
weitgehende Auf
?bereinstimmung
baus zu anderen, etwa neukantianischen der Erkenntnis?
Systemen
theorie, findet sich sonst nicht. Carnap stellt zwar ein Zitat aus Russells
an den Anfang
of the External World
Our Knowledge des Logischen
zu dem dort vor allem im dritten Kapitel
die ?hnlichkeiten
Aufbaus,
skizzierten System sind jedoch eher oberfl?chlich. So ist Russell eindeu?
an ontologischen h?lt die Konstitution des
interessiert,47
Fragen
tig
wie Carnap
auf einer selbst
Basis,
Physischen eigenpsychischen
f?r praktisch nicht durchf?hrbar und betrachtet Sinnesdaten
schreibt,
Der Logische Aufbau
als Kombination diskreter Elemente.48 lie?e sich
des ph?nomenologischen
einer Ausf?hrung
daher eher als Versuch
in den
(als 'mathesis der Erlebnisse'), das Husserl
auffassen
Programms
und skizziert hatte.
Ideen vorbereitet
Es d?rfte schwierig sein, diese These historisch zu belegen, ihr syste?
f?r das Verst?ndnis des Logischen
Wert zeigt sich
matischer Aufbaus
Kritik am Logischen zu ent?
sie manche
da?
daran, Aufbau
jedoch
kr?ften vermag.
zum Programm des 'radi?
So rechnet Quine den Logischen Aufbau
wie er etwa von Hume und Locke vertreten
kalen Reduktionismus',
(P) zu. Demnach sei es Ziel des
wurde49 und schreibt ihm die These
?ber die physikalische Welt
alle Aussagen auf
Konstitutionssystems,
zu reduzieren. Diese Reduktion sei
?ber direkte Erfahrung
Aussagen
Carnap an einem entscheidenden Punkt, n?mlich bei der Zuschreibung
da er die
zu Raum Zeit-Punkten,
von Qualit?ten nicht gelungen,
(nicht in S?tze ?ber unmittelbare
selbst nicht eliminiert
Zuordnung
hatte.
?bersetzt)
Erfahrung
von Mi?verst?ndnissen zu?
liegen eine ganze Reihe
Kritik
Quines
nur in einem sehr
befa?t sich der Logische Aufbau
grunde. Zun?chst
?ber die physikalische Welt. Die physikali?
kleinen Teil mit Aussagen
zum Bewu?t?
der Naturwissenschaft
geh?rt als Gegenstand
sche Welt
zu rekonstruieren ver?
sein, dessen Struktur das Konstitutionssystem
innerhalb
der wichtigste des
ist aber weder
Bereich
sucht. Dieser
zu Raum-Zeit
von Qualit?ten
noch bildet die Zuordnung
Systems,
Schritt. Ziel des Konstitutionssystems
Punkten einen entscheidenden
ist es eben gerade nicht, unser gesamtes Wissen ?ber die Welt auf
zu reduzieren, sondern die zusammenh?ngenden
sinnliche Erfahrung
14. DER ERFAHRUNGSWELT
DIE KONSTRUKTION 299
zu
auf der Basis des Gegebenen
Strukturen dieses Wissens explizieren.50
Nur aus diesem Grund k?nnen Carnap und Husserl f?r ihre Konstitu?
die nicht in 'unmittelbare
tionen auch zahlreiche Mittel verwenden,
sind, etwa Konstitution r?ck?
durch Analogie,
?bersetzbar
Erfahrung'
durch h?here Stufen etc. Auch die Zuordnung
Konstitution
wirkende
zu anderen
von konstituierten ist dabei nicht selbst etwas,
Einheiten
son?
das 'in Erfahrungsbegriffe aufgel?st' werden m??te oder k?nnte,
an vielen Stellen verwen?
dern sie ist eine wesentliche, irreduzible und
es um die
Eben
dete Methode der Konstitution. weil
deshalb,
nicht um ihren erfahrungs?
Strukturen der konstituierten Gegenst?nde,
geht, kann Carnap schlie?lich
Gehalt die Elimination des
m??igen
Bestandteils des Systems, n?mlich der Grundre?
einzigen empirischen
lation Erfordern. Das Konstitutionssystem ist also kein Reduktionssys?
tem.
von Qualit?ten zu Raum-Zeit?
scheint die Zuschreibung
Quine
zu halten, weil er implizit von der
f?r wesentlich
deshalb
punkten
da? an dieser Stelle der ?bergang von der sub?
Annahme ausgeht,
zur objektiven Welt stattfinden m?sse. Mit anderen Worten:
jektiven
vor dem
als st?nde
Reduktionist'
'radikaler Carnap typischen
'sich selbst aus dem
Problem, wie der Solipsismus
ph?nomenalistischen
Sumpf ziehen' kann. Aber auch diese Auffassung beruht auf dem empi?
es f?r Carnap keinen
Wie bei Husserl
ristischen Mi?verst?ndnis. gibt
zwischen Ich und Au?enwelt, da die Au?enwelt dem nat?r?
Abgrund
ist und die Frage nur lautet, wie sie sich im
lichen Bewu?tsein gegeben
Bewu?tsein konstituiert. Diese Frage beantwortet das Konstitutions?
da? es den schrittweisen von Begriffen
Aufbau und
system dadurch,
bis zur Konstitution der materiellen Au?enwelt
Gegenst?nden (und
weit dar?ber hinaus) rekonstruiert. und Au?enwelt
Eigenpsychisches
sind zwar voneinander getrennt, da sie verschiedene Strukturmerkmale
haben, vom einen zum anderen findet aber ein gradueller und rational
statt. Nur die Behauptung,
nachvollziehbarer da? jenseits
?bergang
eine von uns unabh?ngige
dieser konstituierten noch
Regionen
ist auch in Husserls
Au?enwelt sinnlos: h?tte
existiert, Terminologie
einen Sinn, so m??te
sie n?mlich ein in unserem
diese Au?enwelt
sein, was die Behaup?
konstituierter
Bewu?tsein Gegenstandsbereich
tung ja gerade negiert.
kritisiert am Empirismus
Husserl die willk?rliche und dogmatische
der Basis auf passiv rezipierte und assoziierte Sinnes?
Beschr?nkung
daten. Der vorurteilsfreie Blick des Bewu?tseins auf sich selbst unter
Ausschlu? aller Existenzbehauptungen l??t erkennen, da? das dem
15. 300 VERENA E. MAYER
Bewu?tsein sehr viel weiter reicht: das Bewu?tsein 'sieht'
Gegebene
nur einzelne Daten,
eben nicht sondern auch Strukturen. S?mtliche
im blo?en
die nicht Erlebnisstrom sind
bestehen,
Gegebenheiten,
es sind, in Carnaps Terminologie,
strukturell gegeben, Kom?
logische
plexe. Das Wesen eines solchen Komplexes seine
erkennen, hei?t,
aus dem Erlebnisstrom
Genesis nachzuvollziehen.
konstitutionale Hus?
l??t sich so in Carnaps Begriff
serls Begriff der Wesenserschauung
Kritik an den
?bersetzen.
der rationalen Nachkonstruktion Husserls
also nicht f?r Carnap:
gilt
Empiristen
W?hrend sie (die Empiristen, als echte Standpunktsphilosophen und, in offenba?
V.M.)
rem Widerspruch von ungekl?rten
mit der Vorurteilsfreiheit,
ihrem und unbe?
Prinzip
von dem, was vor
wir unseren
nehmen Ausgang
gr?ndeten Vormeinungen ausgehen,
von dem Gesamtbereich vor
des
allen Standpunkten anschaulich und noch allem
liegt:
was man unmittelbar
von
Denken selbst Gegebenen,
theoretisierenden sehen
alledem,
- wenn man nicht durch Vorurteile
und sich eben blenden und
erfassen kann davon
von echten Gegebenheiten zu
in Betracht
abhalten l??t, ganze Klassen ziehen. Sagt
soviel wie absolut aller Wissenschaften
'Positivismus' vorurteilsfreie auf das
Gr?ndung
zu Erfassende, sind wir
d.i. dann die echten Positivisten.51
'Positive', origin?r
so doch ein echter Positivist.
War auch kein Ph?nomenologe,
Carnap
ANMERKUNGEN
* ?ber
im Rahmen eines
entstand die
Diese Forschungsprojektes
Untersuchung
im Wiener f?r deren Unterst?tzung ich
Geschichte der Analytischen Kreis,
Philosophie
danke.
der Fritz-Thyssen-Stiftung
1
Carnap: Der der Welt, Berlin 1928.
Rudolf logische Aufbau
2
im Lexikon Franco und
So etwa C. Ortner der Philosophischen Werke, Hrsg. Volpi
1988, S. 422.
Julian Nida-R?melin, Stuttgart
3
S. 13.
(1969),
Stegm?ller
4
in Carnaps
kantianische Fr?hschriften
(1987) und (1985). Andere
Sauer Aspekte
Vgl.
und Haack
hervor: Proust
heben (1977).
(1987)
(1984).
5Runggaldier
6
von Moritz Schlick in Die Naturwissen?
die Rezensionen des Logischen Aufbaus
Vgl.
von Heinrich in Deutsche
Scholz
17 (1929), S. 550 f und
schaften Bd. Literaturzeitung
S. 586-592.
(1930),
S. 245 ff.
op. cit.,
7Carnap,
8
Philo?
und ph?nomenologischen
Husserl: Ideen zu einer reinen Ph?nomenologie
Edmund
sophie (im folgenden kurz Ideen) (1950a).
9
den
will dabei strikte Neutralit?t klassischen
Husserl
Auch philosophischen
gegen?ber
I, S. 33.
Ideen
epoch?) wahren; vgl.
(eine philosophische
Standpunkten
der Arithmetik bei der
schon in der fr?hen
hatte Husserl
10Dar?berhinaus Philosophie
die Idee der Quasiqualit?ten
der abstrakten eingef?hrt,
Mengenvorstellungen
Erkl?rung
von Carnaps Rolle
eine wesentliche
die im formalen Aufbau Allerdings
spielt.
System
16. DER
DIE KONSTRUKTION ERFAHRUNGSWELT 301
erw?hnt die Philosophie der Arithmetik in seinem Literaturverzeichnis nicht. Auf
Carnap
diese kann hier nicht werden.
Parallelen eingegangen
von Carnap
bei Husserl
Anleihen werden nicht immer ausdr?cklich
nDie als solche
zu tun haben,
Dies mag mit der Tatsache da? der Logische in
gekennzeichnet. Aufbau
seiner ver?ffentlichten des urspr?nglichen
Form eine ?berarbeitung dar?
Manuskripts
stellt, die aus Diskussionen in Schlicks Privatseminar ist. Ob und inwie?
hervorgegangen
weit Schlicks bekannte gegen Husserl die ph?nomenologischen im
Opposition Aspekte
und eine mehr Lesart
Logischen hat,
Aufbau zur?ckgedr?ngt empiristische erm?glicht
ist ungekl?rt.
op. cit., S. 86.
12Carnap,
13
Husserl findet den Ausdruck 'Bewu?tsein' daher f?r diesen auch nicht
Bereich ganz
cit. I, S. 58.
op.
passend;
14Op. cit., S. 86.
15
op. cit. I, ??31, 32.
Husserl,
16
Op. cit. I, S. 55.
17Op. cit., S. 237 ff.
op. cit., S. 90.
18Carnap,
19
op. cit. I, S. 160.
Husserl,
20
Es sei denn in jenem Teil des Konstitutionssystems, der die physischen Gegenst?nde
auf der Basis der (bereits vorher konstituierten) konstru?
eigenpsychischen Gegenst?nde
iert; dies geschieht aber bereits in den h?heren Stufen des Systems, nicht in der Basis.
stellte schon in einem fr?hen Aufsatz 'da? der reine
fest,
Carnap ?brigens Empirismus
seine Herrschaft verloren hat' und da? in der Erkenntnistheorie zunehmend die konstitu?
ierende Funktion des menschlichen Verstandes werde;
ber?cksichtigt vgl. Carnap (1923).
Wie Moulines hat, werden die klassischen
(1985) hervorgehoben englischen Empiristen
im Logischen kaum erw?hnt. Nach Hiram Caton sind die fr?hen
Aufbau (1974/75)
aus einer Kritik am Empirismus
Schriften ent?
Machscher
Carnaps explizit Pr?gung
standen.
21
Op. cit., S. 83.
22
op. cit. I, S. 74 f.
Husserl,
23
an Hume
So etwa Husserls Kritik in Erste Philosophie, (1956), S. 157 ff.
24
Nat?rlich sind intentionale ohnehin nicht mit materiellen
Objekte Gegenst?nden gleich?
zusetzen.
op. cit., S. 226 ff.
25Carnap,
26
Vgl. dazu vor allem Ideen I, S. 52; das physikalische ist f?r Husserl einfach ein
Ding
'intentionales Stufe' und es ist klar, 'da? auch die h?here Transzendenz
Korrelat h?herer
...
des physikalischen kein Hinausreichen ?ber die Welt f?r das Bewu?tsein
Dinges
bedeutet' (ebd., S. 100).
2.
27Op. cit.,S.
28
Vgl. dazu Die Idee der Ph?nomenologie S. 12. Carnap verwendet den Begriff
(1950b),
'Wesen' oft im selben Sinn; vgl. op. cit., S. 222.
29
Ideen I, S. 316.
30
Op. cit. Ill, S. 109 ff.
31
definiert den Begriff 'Sinn' ?hnlich wie Husserl, obwohl er behauptet, ihn von
Carnap
zu haben.
Frege ?bernommen schreibt:
Carnap
Unter dem Sinn eines Zeichens verstehen wir an den
das ?bereinstimmende inten
17. VERENA E. MAYER
302
oder
tionalen Gedanken die hervor?
derjenigen Vorstellungen, dgl.,
Gegenst?nden
ist . . . (op.cit.,
zurufen des Zeichens S. 61)
der Zweck
von des
Bekanntlich ist bei Frege einer intentionalen Sinnes nicht die
Kennzeichnung
Rede.
32
cit. Ill, S. 128 ff.
op.
Vgl.
33
cit.
Ill, S. 127.
Op.
34Op. cit., S. 193.
35
wie Husserl
Diese schreibt,
k?nnten,
Sinn
auch in beliebigem keinen ergeben.
Gemenge
36
cit. I, S. 319.
Op.
37
Friedman
dazu (1987).
Vgl.
38
(1984), S. 61 ff.
etwa Runggaldier
dazu
Vgl.
39
etwa skizziert
sind bei Husserl in Ideen I, 73 ff, 316
Die einzelnen Konstitutionsstufen
II, 305 ff (= Beilage
in Ideen I); Husserl betrachtet die Stufen?
zusammenfassend
ff und
nur als
nicht als 'ideale Notwendigkeiten,
ebenso wie sondern
folgen ?berdies Carnap
ideale M?glichkeiten' II, 305).
(Ideen
40
Ideen
Zu der M?glichkeit dieser III,
vgl. Husserl,
Betrachtungsweise
psychologischen
S. 125.
41
nur den groben der Systeme im Detail
kann Umri?
Skizze
Die aufzeigen;
folgende
und auch Unterschiede, deren Stellenwert
weitere Gemeinsamkeiten
zahlreiche
bestehen
ist.
Autoren schwer einzusch?tzen
des Stils beider
verschiedenen
wegen
42Op. cit., S. 171.
43
Ideen III, S. 120 ff und Ideen II, S. 55 ff (? 18).
op. cit., S. 180 ff.
^Carnap
45
in der Physik als blo?er Naturlehre des
sich das Ding
bestimmt intersubjekt?
quot;Objektiv
die intersub?
als ein leeres Etwas, bestimmt durch
'an sich' seienden Dinges
iv-objektiven,
Formen Raum und Zeit und durch die auf Raum und Zeit
jektiv konstituierten bezogenen
(Ideen II, S. 88).
'prim?ren Qualit?tenquot;'.
46
Husserls.
ebenfalls
hier ?brigens
der Fundierung demjenigen
Carnaps Begriff entspricht
47
es als wesentliche quot;ob wir wissen da? Gegenst?nde
Russell betrachtet k?nnen,
Frage,
die nicht unsere
anderen Gegenst?nde,
oder irgendwelche
der sinnlichen Wahrnehmung
zu Zeiten wo wir sie nicht
sind, auch
und Gef?hle
Gedanken existieren,
eigenen
S. 97).
(in Russell
wahrnehmenquot; (1926),
195.
48Op. cit.,S.
49
(19733), S. 37 ff.
W. V. O. Quine
50
f?r quot;eine gute schematische
er halte Carnaps
Quine schreibt, Darstellung
Vorgehen
Intention
und dies trifft Carnaps
dessen, was in der Wissenschaft tats?chlich geschiehtquot;,
recht genau.
tats?chlich
51
Ideen I, S. 38.
Husserl,
LITERATUR
Berlin-Schlach?
Im Weltkreis-Verlag,
der Welt,
1928, Der
R.: Aufbau
logische
Carnap,
tensee.
18. DER ERFAHRUNGSWELT
DIE KONSTRUKTION 303
des Grundsatzes
der Physik und die Anwendung
R.: die Aufgabe
'?ber
1923,
Carnap,
28, 90-107.
Kantstudien
der Einfachstheit',
'Carnap's First Philosophy', Review 28, 623-649.
Cat?n, H.: 1974/75, of Metaphysics
1987, 'Carnaps Aufbau Nous 21, 521-545.
M.: Reconsidered',
Friedman,
Ratio
S.: 1977, 'Carnaps Aufbau: Einige Kantische 19, 158-163.
Haack, Reflexionen',
reinen
E.: Ideen einer und ph?nomenologischen
zu
Husserl, 1950a, Ph?nomenologie
Bd. IV und V), Martinus
(= Husserliana Den Haag.
III, Nijhoff,
Philosophie
E.: 1950b, Die Idee der Ph?nomenologie. (= Husserliana Bd.
Husserl, F?nf Vorlesungen,
II), Martinus Den Haag.
Nijhoff,
E.: 1956, Erste Philosophie, Erster Teil Bd. Martinus
Husserl, (=Husserliana VII),
Den Haag.
Nijhoff,
C. U.: der Erkennntnistheorie in
des fr?hen
Moulines, 1985, 'Hintergr?nde Carnap',
Studien 23, 1-18.
Grazer Philosophische
J.: 1987, 'Formal Logic as Transcendental inWittgenstein and Carnap', Nous
Proust, 21,
501-520.
a Logical
W. V. O.: 'Two Dogmas of Empiricism', in From Point
Quine, of View,
19733,
'
20-46.
E.: Amsterdam.
1984, Carnaps Early Conventionalism,
Runggaldier, Rodopi,
von der Au?enwelt,
B.: Unser Wissen
Russell Felix Meiner, Our
1926, Leipzig (engl.
the External London
World,
Knowledge of 1914).
Sauer, W.: in Carnaps Konstitutionstheorie',
1987, 'Neukantianische Acta Ana
Aspekte
and Psychology), pp. 109-124.
lytica, (Philosophy Ljubljana,
Sauer, W.: in Kantianischer Studien
Sicht', Grazer Philosophische
1985, 'Carnaps Aufbau
13-37.
23,
M.: 'Rezension des Logischen in Die Bd.
Schlick, 1929, Aufbaus', Naturwissenschaften
17, 550 f.
Scholz, H.: des Logischen
1930, 'Rezension in Deutsche 586
Aufbaus, Literaturzeitung,
592.
W.: 1969, Der Ph?nomenalismus und seine Schwierigkeiten, Wissenschaftliche
Stegm?ller,
Darmstadt.
Buchgesellschaft,
Institut f?r Philosophie,
und
Wissenschaftstheorie Statistik
Universit?t M?nchen
31/1
Ludwigstr.
22
8000 M?nchen
Germany