SlideShare ist ein Scribd-Unternehmen logo
1 von 36
Downloaden Sie, um offline zu lesen
Heimkehreines
AstronautenUND ANDERE GESCHICHTEN
DIE PHANTASTISCHE COMIC-ANTHOLOGIE · VOL. 01
VOGT/VON MICHALEWSKY
1
DIE PHANTASTISCHE COMIC-ANTHOLOGIE · VOL. 01
COZMIC
DIE PHANTASTISCHE COMIC-ANTHOLOGIE · Vol. 1
ISBN: 978-3-86402-666-9
in Vorbereitung
COZMIC
DIE PHANTASTISCHE COMIC-ANTHOLOGIE · Vol. 2
ISBN: 978-3-86402-667-6
COZMIC – DIE PHANTASTISCHE COMIC-ANTHOLOGIE · Vol. 1
herausgegeben von René Moreau und Michael Vogt
Atlantis Verlag
1. Auflage 09/2019
© Atlantis Verlag · 52222 Stolberg
Cover dieser Ausgabe: Michael Vogt
Layout und Covergestaltung: Michael Vogt
AutorInnen und KünstlerInnen dieser Ausgabe: Uwe Anton,
Frauke Berger, Frank Freund, Jan Hoffmann, Albert Hulm,
Ingo »Krimalkin« Lohse, Maximilian Meier, Nikolai von Michalewsky,
Meike Schultchen, Bela Sobottke, Jürgen »Geier« Speh, Arnold Spree,
Michael Vogt und Thorsten Wieser
Lektorat: Heinz Wipperfürth
Druck und Herstellung:
Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG · 39240 Calbe (Saale)
www.cunodruck.de
ISBN: 978-3-86402-666-9
Kontakt: cozmic@exodusmagazin.de
www.atlantisverlag.de
Für den Inhalt der einzelnen Beiträge und Artikel sind die benannten
AutorInnen verantwortlich, sie spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung
der Herausgeber oder des Verlages wider.
Bei Artikeln liegt das © aller Abbildungen bei den jeweiligen Verlagen oder
Autoren. Sie erscheinen mit freundlicher Genehmigung oder im Rahmen des
Zitatrechtes nach § 50 - § 51 UrhG.
Weitere Infos und den Newsletter zu unserem Verlagsprogramm unter:
www.atlantisverlag.de
2
Uwe Anton hat seit 1979 Hunderte von Comics für Ehapa,
Condor, Bastei-Lübbe und Tilsner übersetzt, später moderne
Klassiker wie Frank Millers Die Rückkehr des dunklen Ritters, Alan
Moores Watchmen, V wie Vendetta oder »Lächeln, bitte!« für Carlsen
und Panini. Textete 2002 einen Perry Rhodan-Comic. Schreibt derzeit
eine Comic-Kolumne für das Internet-Magazin Corona.
Zu seinen Favoriten zählen: Die ersten 24 Conan-Hefte von Roy
Thomas und Barry Smith, Prinz Eisenherz, bei den Franzosen Léos
Welten und Thorgal.
Aktuell unter der Leselampe: Alles von Garth Ennis … der Preacher
bleibt natürlich unerreicht.
Frauke Berger wurde 1991 in Gengenbach geboren,
studierte Design in Münster und ist als Illustratorin und
Charakterdesignerin tätig. Zu ihren zeichnerischen Einflüssen zählt
sie Mangas, allen voran Neon Genesis Evangelion und Ghost in the
Shell, und eine Prise Mœbius ist ihren Figuren und Landschaften
ebenfalls nicht abzusprechen.
Von daher verwundert es nicht, wenn ihre Favoriten eher aus dem
Manga-Bereich stammen: »Berserk« von Kentaro Miura,
Dead dead demon’s dededededestruction von Inio Asano und
Wombs von Shirai Yumiko.
Aktuell erschien im Splitter-Verlag der Abschlussband ihres
Science-Fiction-Epos »Grün«, einer beeindruckenden ökologischen
Fabel und Reiseballade, in der es vor allem auch um Freundschaft
und Tapferkeit geht.
Im Web: www.kigeki.de/
Frank Freund wurde 1967 in Düsseldorf geboren
und startete seine Comickarriere in den 80er Jahren im Umfeld
von American Football-Magazinen. Nach diversen Rollenspiel-
Illustrationen und Independent-Comics wurde 1999 seine erste
Geschichte im wiederbelebten ZACK-Magazin abgedruckt. Seitdem
zeichnet er lustige (z. B. Die Eierköpfe) wie realistische Comics, u.
a. auch für den Alligator Farm Verlag, die für die PERRY-Comics
verantwortlich zeigen.
Zu seinen Favoriten zählen: Hermann/Gregs Andy Morgan, Der Incal
(Jodorowsky & Mœbius’ famoser 6-Teiler) und »Blacksad - Irgendwo
zwischen den Schatten« von Juanjo Guarnido & Juan Díaz Canales.
Aktuell unter der Leselampe: Descender von Jeff Lemire & Dustin
Nguyen.
Jan Hoffmann wurde 1967 in Aachen geboren, lebt und
arbeitet inzwischen in München als Grafiker und freier Illustrator.
Inhaltlich wie technisch ist er nicht festgelegt, so macht es ihm
genauso viel Spaß, Karikaturen zu zeichnen wie »phantastische«
Ölbilder zu malen.
2017 erschien mit »Kann es sein?« eine Sammlung mit phantastischen
Comic-Geschichten, dem alsbald schon ein zweiter Band folgen soll.
EXODUS 39 stellt in der »Galerie« eine ausführliche Werkschau seiner
Kunst sowie eine weitere neue Comic-Story aus seiner Feder vor.
Im Web: www.jan-hoffmann-illustrationen.de
Zu seinen Favoriten zählen: »Das große Abenteuer« von
Milo Manara, Arzach von Mœbius und aus der Serie
RAHAN – Sohn der Vorzeit z. B. »Verbotenes Land« von André Cheret.
Aktuell unter der Leselampe: Die Serie Old Man Logan (u. a. von Jeff
Lemire & Andrea Sorentino).
Albert Hulm ist Diplom Grafik-Designer, leidenschaftlicher
Zeichner und bekennender Comic-Freak, lebt und arbeitet als freier
Illustrator in Berlin. Von hier aus ist er für unterschiedlichste
Kunden aus den Bereichen Werbung, Grafik, Spieleentwicklung und
Verlagswesen tätig.
Im Web: www.sploosh.de
Zu seinen Favoriten zählen: The Umbrella Academy von Gabriel Bá &
Gerard Way, Black Science von Rick Remender & Matteo Scalero und
»I Hate Fairyland« von Skottie Young.
Ingo »Krimalkin« Lohse wurde am 7. Juni 1975 in
Halle an der Saale mit einem Stift in der Hand geboren und wuchs
dort eine Weile auf. Auf den Umzug nach Seeheim Ende der 80er
und nach der üblichen Schullaufbahn folgte für den Wahlhessen die
angestrebte hauptberufliche Entwicklung zum Zeichner.
Seit 2005 arbeitet er als freier Illustrator und Designer in
Darmstadt. Da er sicherlich nicht ganz dicht ist, ist er offen für alles,
was mit grafischen und gestalterischen Medien zu tun hat.
Im Web: www.krimalkin.de
Zu seinen Favoriten zählen: »Die Geschäfte der Unsterblichen« von
Enki Bilal, die Salammbo-Trilogie von Philippe Druillet und Hard
Boiled von Geof Darrow und Frank Miller.
Aktuell unter der Leselampe: Ice Age, Chronicles of the Earth von Jiro
Taniguchi.
Maximilian Meier studierte bei Johannes Grützke, der ihn
zeichnerisch sehr beeinflusste. Als freier Autor und Künstler glaubt
er an die Freiheit des Selfpublishing. Eigene Comicveröffent­lichungen
erschienen in Deutschland, England, Brasilien und den USA.
Bei der Frage nach seinen Favoriten streikt er: »Die besten 300 wäre
da um einiges einfacher und auch gerechter ...«
Meike Schultchen, geboren in Hamburg, studierte
Grafik Design in Braunschweig und machte 2005, wiederum in
Hamburg, ihren Abschluss als Diplomillustratorin. Dort lebt und
unterrichtet sie inzwischen an zwei Schulen Kunst und Illustration.
Inspiriert durch die Zeichnungen von Enki Bilal und Simon Bisley
zeichnete sie in ihrer Jugendzeit eigene Comicgeschichten und
hatte nach dem Abitur im Atelier des Comic­zeichners Matthias
Schultheiss die Chance, an eigenen Projekten zu arbeiten. Für einen
japanischen Verlag zeichnete sie anschießend, während einer
längeren Andalusien-Reise, ein 80seitiges Comic über Spanien.
Nach langer Abstinenz zum Comic kehrt sie nun mit ihrer Geschichte
»Kosmische Labyrinthe« ins Genre zurück.
Im Web: www.meikeschultchen.com
Zu ihren Favoriten zählen: »Äquatorkälte« von Enki Bilal, Arzach u.a.
von Mœbius, Schultheiss, Slaine von Simon Bisley.
Aktuell unter der Leselampe: »Das schräge Mädchen« und »Jenseits
der Grenze« aus der Reihe Die geheimnisvollen Städte von François
Schuiten & Benoît Peeters.
Bela Sobottke wurde 1975 im Westteil Berlins geboren
und studierte Kommunikationsdesign. Außerdem absolviert er
eine lebenslange Ausbildung zum Comiczeichner, die er bereits
als Knirps mit dem Abzeichnen von Lucky Luke begann. Nach dem
Studium machte er sich im Jahr 2000 mit seinem Büro 2WERK Grafik
selbständig und arbeitet seither in den Bereichen Grafik, Illustration
und Comic. Er hat diverse deftige Genre-Comics bei Gringo Comics
und U-COMIX veröffentlicht, zeichnet zudem Auftragscomics und
schreibt gelegentlich Artikel über Comics für den Tagesspiegel. Bela
ist auf Twitter als @sobottke unterwegs.
Im Web: www.2werk.de
Zu seinen Favoriten zählen: »Bizarr« und »Vuzz« von Philippe Druillet,
der »U-COMIX Sonderband 20: S. Clay Wilson« und »Batman Noir: The
Dark Knight Strikes Again« (die s/w-Version) von Frank Miller.
Aktuell unter der Leselampe: Die neuen The Goon-Hefte von Eric
Powell.
Jürgen »Geier« Speh ist ein Urgestein der Comicsze-
ne und lebt mit ein paar Schafen irgendwo im Schwabenländle. Er
hat bereits Comics für Menschenblut, U-COMIX und SCHWERMETALL
gezeichnet, außerdem gehören Klassiker der Familienunterhaltung
wie Horst, Kombat Babes und Kriegsfunnies! zu seinem Repertoire.
Neben Comics hat er diverse Illustrationen für Buchcover angefer-
tigt. Zurzeit zeichnet er an den neuen Piccolos der Wäscher-Serie
Nick, an Doktor Wer und der Heftserie Bildergeschichten für die reife
Jugend.
Zu seinen Favoriten zählen: Der Incal von Jodorowsky & Mœbius,
Terry and the Pirates von Milton Caniff, Leutnant Blueberry von Jean
Giraud & Jean-Michel Charlier … und geschätzt tausend weitere.
Aktuell unter der Leselampe: Charley‘s War von Pat Mills & Joe
Colquhoun.
Arnold Spree (d. i. Heinz Wipperfürth), EXODUS-Spezie
und derzeit sowohl »deren« als auch »unser« Lektor. Wohnhaft in
einem Baumhaus mit Internet-Anschluss in der Muschenicher Bürge
(Hambacher Forst bei Düren) schrieb er in diesem Band das Skript
zum ersten »Abenteuer des Raumschiffs EXODUS«.
Derzeit hat er unter der Leselampe: Will Eisners »Lebensbilder«
(Live in Pictures).
Michael Vogt zeichnet Comics, seit er das erste
Micky Maus-Heft in die Hand bekam. Seine Comics erschienen
in Magazinen wie MAD, ZACK, in Gespenster Geschichten und in
Horrorschocker. Mit den Albenreihen Mark Brandis (erscheint im
Panini-Verlag) und Ein seltsamer Tag (Atlantis Verlag) hat er sich als
Science Fiction-Zeichner etabliert.
Im Web: www.michaelvogt.com
Zu seinen Favoriten zählen: Valerian & Veronique von Christin/
Mézières , Calvin & Hobbes von Bill Watterson und Tim & Struppi von
Hergé.
Aktuell unter der Leselampe: Universal War 2, Band 1 von Baram
Thorsten Wieser (Jahrgang 1972) veröffentlicht seit
Anfang der 2000er in lokalen Magazinen. In dieser Zeit entstand die
Figur der gleichnamigen Stripserie Klein-Lena, die er bis heute mit
Unterbrechungen als Web-Comic fortführt.
Ab 2011 veröffentlichte er bei Undergroundcomix. Seit 2013 dort
auch in U-COMIX, für das regelmäßig Horrorparodien (oft mit
Frankensteins Monster) und lustige SF-Geschichten, Comics und
Cartoons zum aktuellen Zeitgeschehen entstehen. 2015 erschien im
gleichen Verlag seine Steampunk-Graphic-Novel »The Steam Above
Akthelia«.
Im Web: www.wieser-comics.de
Zu seinen Favoriten zählen: »Go West - Die Abenteuer des Barnaby
Bumper« von Derib & Greg, »Dschinn, Dschinn« (2 Bände) von Ralf
König, »DEN 2 - Sturm über Muvovum« von Richard Corben.
Aktuell unter der Leselampe: »SPIROU UND FANTASIO - Die
Entführung des Marsupilamis« von André Franquin.
DieAutorInnenundKünstlerInnendieserAusgabe
Fotonachweis: Portrait Michael Vogt von Tim Heyting
84
Foto©MarleneMoreau
LiebeCOZMIC-Freunde!
Wie kommt man als Herausgeber eines Science Fiction-Magazins auf die Idee,
einen Comic-Band machen zu wollen? – Sicher eine spannende Frage … Wer aber
EXODUS kennt, wird dies womöglich nachvollziehen können, denn seit jeher hat
die phantastische Grafik in den EXODUS-Ausgaben einen besonders hohen Stel-
lenwert. Nicht nur wird jede Kurzgeschichte adäquat illustriert, sondern es gibt
als ständige Einrichtung auch die »Galerie«, ein aufwendig und repräsentativ
gestalteter Farbteil, in dem sich neben arrivierten Genre-Künstlern genauso
junge, talentierte Zeichner ausführlich mit ihren Werken vorstellen können. Ganz
sicher ein Novum in dieser Szene.
Wenn dann als zweiter Faktor die Tatsache hinzukommt, dass der Verfasser dieser Zeilen mit
belgischen Wurzeln zur Welt gekommen ist, ihm quasi die frankobelgische Comic-Tradition schon
in die Wiege gelegt wurde, dann wird man mein stark ausgeprägtes Interesse für die Comickultur &
Bildhaftes nachvollziehen können. Schon in den frühen 60er Jahren, als Comics hierzulande noch als
»Schundliteratur« verrufen waren, bin ich aufs Ausführlichste mit der Neunten Kunst in Berührung
gekommen. Im damaligen Deutschland eher undenkbar, wurde »unser« Spirou, Tintin oder später auch
Pilote in der belgischen Schule, die ich in Düren die ersten sechs Jahre besuchte, wöchentlich vom einen
zum anderen weitergereicht. Ebenso eifrig wie begeistert tauschte man sich über deren Inhalt aus.
Unseren LehrerInnen waren Gaston, das Marsupilami, Kapitän Haddock, Tintin, Alix, Blake et Mortimer oder
all die anderen Charaktere von André Franquin, Hergé, Jacques Martin und E. P. Jacobs absolut nicht
fremd – ja, ich bin davon überzeugt, dass sie allesamt heimliche Fans dieser famosen Comic-
Serien waren.
Von daher freut es mich natürlich ungemein, dass all die Helden meiner Jugend und ihre vielen
spannenden Geschichten auch bei uns immer noch gern gelesen und immer wieder neu aufgelegt
werden, man inzwischen nicht nur ihren unterhaltenden Wert kennen und schätzen gelernt hat.
Das ist ganz einfach eine großartige und schöne Sache.
Natürlich oute ich mich anhand dieser Zeilen als Anhänger der frankobelgischen Szene und
damit insbesondere auch der Ligne claire. Allerdings ist dies nur die halbe Wahrheit, denn ebenso
faszinieren mich seit jeher die unendlich vielen verschiedenen künstlerischen und stilistischen
Möglichkeiten, die das Medium Comic bietet. Und hier schließt sich für mich der Kreis zusammen
mit meiner Liebe zum Phantastischen, zur Science Fiction. Luc Orient etwa lernte ich lange vor
Nick oder Perry Rhodan kennen.
Michael Vogt, der schon seit einigen Jahren für EXODUS illustriert, lernte ich Mitte April 2018 auf
der COMICIADE in Aachen endlich persönlich kennen. Ich erzählte ihm von meinem Vorhaben,
eine Comic-Ausgabe mit »phantastischen Geschichten« machen zu wollen, die möglichst
breit aufgestellt sämtlichen Spielarten der Neunten Kunst wie auch zeichnerischen
Experimenten Raum gewähren soll. Aus heutiger Sicht vermag ich nicht mehr
zu sagen, ob es an den vielen Ideen, die ich ihm einfach so »hinwarf«, oder
schlicht an meiner Begeisterung für dieses Projekt gelegen hat, dass ich
ihn mehr oder weniger sofort »infizierte«. Sein profundes Genre-
Wissen, sein eigenes Talent als Comic-Zeichner und seine
berufliche Ausbildung als Layouter prädestinieren ihn geradezu
für die neue COZMIC-Reihe. Deswegen ist er inzwischen auch zu
meinem Mitherausgeber avanciert.
Gemeinsam freuen wir uns, Ihnen diese erste COZMIC-Ausgabe
zu präsentieren und wünschen ebenso phantastische Seh- wie
auch Leseerlebnisse.
Empfehlen Sie uns weiter,
René Moreau, Michael Vogt

Lesermeinungen (stets gerne gesehen), Einreichung von
Beiträgen u. a. bitte an unsere Kontaktadresse:
cozmic@exodusmagazin.de
René Moreau, geboren 1955, Rheinländer mit belgischen
Wurzeln, ist Gründer und Herausgeber des Magazins EXODUS, welches
er 2003 nach einem 23-jährigen Dornröschenschlaf reaktivierte. Sein
besonderes Interesse an phantastischer Literatur, Kunst & Comics
entwickelte sich bereits in früher Jugend. Aus der Idee, einen Sonderband
zum Thema Comic zu machen, wurde nun diese erste COZMIC-
Anthologie, der hoffentlich noch viele folgen werden …
Über die (eigene und sehr gemeine) Idee, den AutorInnen und
KünstlerInnen dieser Ausgabe ihre drei Favoriten aus dem unüberschau-
baren Comic-Universum abzuverlangen, ärgert er sich gerade
am meisten: Eigentlich eine absolut unmögliche Aufgabe!
Zu seinen Favoriten zählen: Valerian & Veronique von J.-C. Mézières & P.
Christin, eigentlich alles von Mœbius (nicht vergessen: seine epochale
Silver Surfer-Adaption von 1988) und Léos »Die Welten von Aldebaran«.
(Wie von vielen Befragten angemerkt: es gäbe deutlich mehr …)
Aktuell unter der Leselampe: »Erinnerung an die ewige Gegenwart« und
»Der Weg nach Armilia« aus der Reihe Die geheimnisvollen Städte von
François Schuiten & Benoît Peeters.
3
Seite 5
Heimkehr eines Astronauten
Nikolai von Michalewsky/Michael Vogt
Seite 21
Le Passage
Ingo »Krimalkin« Lohse
Seite 28
Space Surfer
Albert Hulm
Seite 29
Star Raiders Raid of Doom
Jürgen »Geier« Speh
Seite 32
Walking on the Moon
Albert Hulm
Seite 33
Blutmond 3000
Bela Sobottke
Seite 43
Engel
Frank Freund
Seite 47
Project God – Teil 1
Maximilian Meier
Seite 61
Kosmische Labyrinte
Teil 1: Die Höhle der Angstverlorenen
Meike Schultchen
Seite 73
Planet der verlorenen Seelen
Jan Hoffmann
Seite 80
Snow Trip
Albert Hulm
Seite 81
Polyp
Frauke Berger
Seite 84
Kurzbiografien:
die AutorInnen & KünstlerInnen dieser Ausgabe
Seite 85
Sekundärliteratur in COZMIC
»Léos Welten« – eine Betrachtung von
Uwe Anton
Seite 92
Die Abenteuer des Raumschiffs EXODUS:
Das Hambach-Menetekel
Arnold Spree/Thorsten Wieser
4
Logbuch
Henriette Villinger (VegA*
Raumüberwachung) – 00:47,
Erreiche Cape Canaveral.
*Vega – Venus-Erde-Gesellschaft für Astronautik
Was?
Villinger
– was gibt
es?
was ist
passiert?
Also
gut …
Das klingt jetzt merk-
würdig, aber hier ist ein
völlig veraltetes Raum-
schiff gelandet!
Erzählen sie
der reihe nach.
Was genau ist
geschehen?
Vor rund zwanzig
Minuten – mitten im
regensturm – wurde
ich auf ein starkes
leuchten draussen
aufmerksam.
ein Raumschiff
landete direkt vor
der baracke.
ohne Ankündigung,
Funkanfrage oder
anpeilung.
die maschinen sind
ja immer noch auf
stand-by, ich hätte
sonst etwas merken
müssen.
Was zur
Hölle ...?
mit einem sehr
verwirrten Piloten und
einem kleinen Kind!
Fisher hier,
sie sollten
schnellstmöglich
herkommen!
Um 23:56 erhielt ich einen
Anruf von Jack Fisher, Nacht-
wächter auf dem Gelände
des ehemaligen raumhafens.
Da steigt
tatsächlich
jemand aus!
was
zur …?!
Schnell,
kommen sie
herein!
Danke!
Aber ich
verstehe nicht,
was hier los
ist!
niemand hat
auf meine
funksprüche
geantwortet.
was ist mit dem raumhafen
passiert? Wieso sind alle
lichter aus?
Aber Cape Canaveral
ist doch schon lange kein
Raumhafen mehr! Seit dem
Grossen Erdbe…
Beruhigen
sie sich!
ich gebe
ihnen erst mal
ein paar Hand-
tücher.
Kumpel,
du machst
scherze!
ich
versichere
ihnen …
Egal,
mann!
ich bin
müde.
rufen sie
einfach general
milton, dann
wird sich alles
klären!
General Milton?
Hm. Nie geh...
Gut. ich werde
ein paar anrufe
tätigen.
Und das ist die geschichte,
frau villinger. Bitte kommen
sie schnell!
sie ruhen
sich einfach einen
moment aus, ok?
Und geben
sie meinen eltern
bescheid, Tom und
Kathy O’Hara.
sie werden
mich vermisst
haben.
Öhm.
ja ...
ich habe einen langen
flug hinter mir und ich
war gute fünf jahre
unterwegs, aber so
schnell ändert sich das
doch nicht!
wenn dies wirklich
Commander O’Hara ist, dann ist sein ver-
schwinden ebenso rätselhaft wie sein
plötzliches Auftauchen heute.
Ende des Eintrags, 00:51.
Zum gelandeten Schiff findet
sich folgender eintrag:
Logbuch
Henriette Villinger: Die über-
prüfung der Angaben des
Piloten ergab folgendes:
general Milton war jahrelang
leiter der weltraummissionen der
iASA, der interNational Aeronautics
and Space Administration, einem
Vorläufer der VEGA.
Er starb vor 21 Jahren.
Name: Corona, Typ: Karavelle.
Commander: Edward O‘Hara. Pilot: Carol
Meyer, Navigator: Janet Morgan,
Bordingenieur und Arzt: Tayo Denver.
Auftrag: Verfolgung und Erkundung des
Kometen „Mézières”. Verschollen seit
Juni 2077.
Die Eltern von Edward O’Hara sind
kurz nach bekanntgabe der Verlust-
meldung verstorben.
Weitere verwandte
konnten nicht gefunden
werden.
22
33
36
37
47
48
49
50
51
52
61
62
63
73
74
81
Léos Hauptwerk, eben jenes noch längst nicht
abgeschlossene Magnum Opus »Die Welten von
Aldebaran«, setzt sich zusammen aus den (zu-
meist fünfbändigen) Serien Aldebaran (ab 1994),
Betelgeuze (ab 2000), Antares (ab 2007),
Überlebende (ab 2011) und Rückkehr nach Aldebaran
(ab 2018). Mit schöner Regelmäßigkeit erscheint
in Frankreich also seit einem Vierteljahrhundert
praktisch Jahr für Jahr ein Band. Vielleicht trägt
auch diese zuverlässige Erscheinungsweise das
ihre zu der Beliebtheit von Léos Science Fiction-
Universum bei.
Ein weiteres eigenständiges Universum bildet die
von Léo gemeinsam mit Rodolphe verfasste Kathy-
Austin-Trilogie, die in Afrika und Brasilien kurz
nach dem 2. Weltkrieg spielt und mit Kenya (fünf
Bände, ab 2001) begann. Ab Namibia (fünf Bände,
ab 2010) übernahm Bertrand Marchal die Zeich-
nungen. Der dritte Teil, Amazonia, startete 2016
(bislang 3 Bände).
 
Eigenständige Science Fiction-Serien sind Ferne
Welten (fünf Bände, 2009–2012, Szenario Léo,
Zeichnungen Icar), Centaurus (bislang vier Bände ab
2015, geschrieben zusammen mit Rodolphe Daniel
Jacquette, gezeichnet von dem Serben Zoran
Janjetov), Mermaid Project (fünf Bände, 2012–2017,
gemeinsam mit der Szenaristin Corine Jamar,
gezeichnet von Fred Simon) und Ultime Frontière
(vier Bände, 2014–2017, noch keine deutsche
Ausgabe, Zeichnungen von Icar).
 
Léos umfangreiches Œuvre umfaßt weiterhin
die achtbändige Western-Serie Trent (1991-2000,
Szenario von Rodolphe) und die dreibändige,
bislang nicht auf Deutsch erschienene Abenteuer/
Mystery-Serie Dexter London (2002-2005, Zeich-
nungen von Sergio Garcia Sanchez). Einzelbän-
de sind Gandhi (1989, Zeichnungen von Léo nach
einem Szenario von Benoit Marchon) und La Porte de
Brazenac (2014), die beide ebenfalls nicht auf
Deutsch vorliegen.
 
Flucht vor der Diktatur
 
Luiz Eduardo de Oliveira, geboren am 13. Dezember
1944 in Rio de Janeiro, studierte Maschinenbau und
zog anschließend aufgrund seiner politischen Akti-
vitäten nach Chile, um sich dem Zugriff der brasi-
lianischen Militärdiktatur zu entziehen. Nach dem
dortigen Staatsstreich floh er nach Argentinien,
kehrte 1974 illegal nach Brasilien zurück, arbeitete
in einer Werbeagentur in Sao Paulo und zeichnete
erste Comics. 1981 verließ de Oliveira Jr. Brasilien
endgültig und siedelte in der Hoffnung, in der fran-
kobelgischen Comicszene unterzukommen, nach
Frankreich über. Die Comic-Industrie steckte jedoch
in einer Krise, und es wurden kaum neue Serien
veröffentlicht. Seine Karriere begann Léo in Frank-
reich mit kürzeren Comics für die Magazine L‘Écho
des savanes (ab 1982), Pilote (ab 1985) und Okapi
(ab 1986). Seinen Durchbruch schaffte er mit der
historischen Western-Serie Trent um einen Mountie,
nach Texten von Rodolphe.
 
Schon das Titelbild des ersten Bandes von Trent
gibt Hinweise auf die Richtung, die die Serie ein-
schlagen wird. Da stapft ein Mann, begleitet von
seinem Hund, auf altmodisch wirkenden Schnee-
schuhen durch eine unwirtliche, stark verschneite
Berg­region. Als Angehöriger der Königlichen Berit-
tenen Polizei von Kanada ist Sergeant Philipp Trent
natürlich ein Hüter von Recht und Ordnung und auf
der Suche nach einem Verbrecher, doch er begeg-
net einer jungen Frau, die von Wölfen angegriffen
wurde, und hilft seiner Zufallsbegegnung schließ-
lich bei der Suche nach ihrem verschollenen Bruder.
Der eigentliche Gegenspieler ist in erster Linie die
lebensfeindliche Natur, die eine ständige Be-
drohung darstellt; die menschlichen Untaten in
dieser Umgebung sind praktisch nur Zugaben, die es
Rodolphe und Léo ermöglichen, stringente, wenn
auch ruhige Geschichten zu erzählen.
 
Die zweite Ebene der Serie ist die persönliche, das
human interest: Agnes, so der Name der Frau, wird
zu Trents großer Liebe. Damit verankern Rodolphe
und Léo ihre Personen endgültig in der Storyline,
machen sie interessant und sorgen für weitere
Spannungsbögen. Trent wirbt um Agnes, doch sie
Léos
Weltenvon Uwe Anton
Man kann wirklich nicht behaupten, dass Léos Comic-Serien wagemutig
und avantgardistisch getextet oder aufsehenerregend und experimentell
gezeichnet sind. Sie sind eher konventionell gestrickt und gradlinig. Trotz-
dem oder gerade deshalb gehören sie zu den besten Science Fiction-Alben, die
zur Zeit erscheinen. Das liegt vielleicht daran, dass Luiz Eduardo de Oliveira
(abgekürzt »Léo«) seit Beginn seiner Karriere als Texter an einem in sich
geschlossenen Universum arbeitet, wie es vergleichbar nur bei einschlägi-
gen Serien in der SF-Literatur zu finden ist. In diesem Kosmos fühlt sich der
Stammleser sofort zu Hause, auch wenn er den ersten Band einer neuen
Serie aufschlägt. Vielleicht ist dieser Erfolg auch einer unprätentiösen
Erzähl- und Darstellungsweise geschuldet, die zurück zu den Wurzeln führt.
In der Schlichtheit liegt die Kraft.
Sergeant Philipp Trent: stets im Einsatz für Recht und Ordnung.
Trent, Band 1, © Salleck Publications, Rodolphe/Léo
85
ist einem anderen Mann versprochen, den sie auch
heiratet. Als Trent glaubt, sie endgültig verloren zu
haben und vor einem gefühlsmäßigen und gesell-
schaftlichen Abgrund steht, nimmt die Geschichte
eine unerwartete Wendung, und die beiden finden
zusammen. Der Wert dieser Beziehung für die Ge-
schichte haben die Verfasser durchaus erkannt:
Nach der Eheschließung wird das nicht mehr ganz
so junge Glück gefährdet, als Agnes entführt wird
und danach nach Europa reist. Aber alles wird gut,
zumindest für den Mountie, wie der Titel des ach-
ten und letzten Bandes verrät: Der kleine Trent …
Natürlich ist das ein tiefer Griff in die Klischeekiste,
aber es sind andere Klischees, als man sie bei einem
Western erwartet. Gemeinsam mit dem ständig
wiederkehrenden Motiv der Verbrechensaufklärung
und der Verbrecherjagd entwickelt die Serie damit
ein ganzheitliches, nachhaltiges Konzept, das den
Leser über die reine Action und den Kampf gegen
die Natur bei der Stange hält, ein Vorgehen, das Léo
auch erfolgreich bei seinen späteren, eigenständi-
gen Serien umgesetzt hat.
 
Trent erschien in Deutschland bei SALLECK PUBLI-
CATIONS im Eckart Schott Verlag, die ersten drei
Bände als Einzelausgaben, die Bände 4 – 8 in zwei
Sammelbänden. Der zweite Sammelband enthält
einen Bonusteil mit dem Titel Captain Price, der
Hintergründe über eine historische Gestalt liefert,
die das Vorbild für den Helden gewesen sein soll.
 
Léos deutsche
Veröffentlichungsgeschichte
 
Léo in Deutschland war zumindest am Anfang eine
Geschichte voller Missverständnisse. Die Rech-
te an Léos Hauptwerk hatte sich ursprünglich der
Kleinverlag Epsilon gesichert. Verlagsleiter Mark
O. Fischer gründete 1997 im schleswig-holsteini-
schen Nordhastedt sein Unternehmen, doch die
Veröffentlichung der Serien lief sehr schleppend.
Die deutsche Ausgabe von Antares 1 erschien im
Oktober 2008, erst 2011 folgten die Bände 2 bis 4.
Das kommt einer regelmäßigen Veröffentlichung
mit einem Band pro Jahr, wie sie in Frankreich
üblich ist und zur Leserbindung beiträgt, nicht
einmal ansatzweise nah. Mit einer so zögerlichen
Erscheinungsweise, die wirtschaftlichen Zwängen
geschuldet ist – kein Verleger lässt seine Kunden
absichtlich oder gar böswillig warten –, gräbt ein
Verlag sich selbst das Wasser ab.
 
Das gilt leider auch für andere Serien Léos bei Ep-
silon. Von dem cleveren SF-Krimi Mermaid Project
erschien im Januar 2015 der erste Band, danach
folgte nichts mehr. Von der Mystery-SF-Abenteuer-
geschichte Kenya erschienen die ersten drei Bände
2004, die beiden letzten 2013 (!). Danach warteten
die interessierten Leser vergebens auf eine ange-
kündigte Gesamtausgabe. Noch schlimmer war es
mit der Fortsetzung Namibia. Mit fünf Bänden, die
in Frankreich zwischen 2010 und 2015 erschienen,
war die Serie dort abgeschlossen. Bei Epsilon war
lediglich der erste deutsche Band mit unbekanntem
Erscheinungsdatum angekündigt.
In den Jahren 2010 und 2011 aber wuchs der Epsi-
lon Verlag quasi über sich selbst hinaus, als er die
Zyklen Aldebaran und Betelgeuze jeweils in einer
Hardcover-Gesamtausgabe vorlegte; die Einzelbän-
de waren ein knappes Jahrzehnt zuvor bei Epsilon
im Softcover-Format erchienen.
 
Als bekannt wurde, dass der Bielefelder Verlag
Splitter, der 2006 mit zwei Alben pro Monat sei-
ne Tätigkeit begann und mittlerweile 15 Alben im
Monat herausbringt, die Rechte an einigen Serien
Léos erworben hatte, kam es zu Reaktionen, die
Wellen in der deutschen Comicbranche schlugen.
Der Kleinverleger auf seiner Internet-Seite: »In
unserer Vorschau verzichten wir bewusst auf
Termine. Denn wir wollen nicht in eine Zuverlässig-
keitsfalle geraten, die uns zwingt, ohne Rücksicht
auf Verluste drauflos zu produzieren. So ganz ent-
gehen können wir diesem Zwang aber nicht. Denn
nur wer ohne Rücksicht auf Verluste drauflos pro-
duzieren kann, erwirtschaftet die Gewinne, die
für zügige Fortsetzungen benötigt werden. Kleine
Schritte sind unser Leben und wichtig für nach-
haltiges Wachstum, aber zu kleine Schritte können
auch nach hinten losgehen. Zu schnell gerät man so
in eine Warteschleife, in der wir auf genügend Um-
satz warten, während die Leser auf Fortsetzungen
warten. Genau die Leser, die am lautesten Zuverläs-
sigkeit fordern, sind aber oft die, die erst anfangen
zu kaufen, wenn eine Serie abgeschlossen ist, was
so erst zu den Verzögerungen führt, die sie bemän-
geln.« (Aufgerufen am 7.11.2015)
 
Der Verweis auf das »Produzieren ohne Rücksicht
auf Verluste« ist natürlich ein eindeutiger Seiten-
hieb auf die Konkurrenz aus Bielefeld, die in der Tat
den deutschen Markt für Alben aus Frankreich mit
wahnwitzigem, kaum erklärbarem Erfolg bedient
und mittlerweile auch beherrscht. Aber ganz so
einfach ist das nicht. Wenn es bei einem Verlag wie
Epsilon eher die Regel als die Ausnahme ist, dass
begonnene Serien mit gewaltigen Verzögerungen
oder gar nicht abgeschlossen oder auch nur be-
gonnen werden, ist es durchaus verständlich, dass
mögliche Käufer nicht blind die ersten Bände einer
Serie kaufen, von der sie nicht wissen, wann und ob
sie überhaupt abgeschlossen wird.
 
Léos damals brandneue Serie Centaurus erschien
als erste in Deutschland bei Splitter. Band 1 kam
gut sieben Monate nach der Erstveröffentlichung in
Frankreich auf den Markt. Auch wenn nur ein Band
pro Jahr erscheint, kann man sich bei Splitter dar-
auf verlassen, dass die Fortsetzungen zügig nach
Deutschland kommen. Die Serie steht mittlerweile
kurz vor dem Abschluss.
 
Der Ton wurde schnell schärfer: »Wenn nun in die-
ser Zeit ein Verlag immer mehr Neuerscheinungen
braucht, damit sich das Ganze noch rechnet, und
ihm dabei die Bestseller ausgehen, dann sucht er
potentielle Bestseller nicht mehr nur in der Vergan-
genheit, die auch schon weitestgehend abgegrast
ist, sondern in der Gegenwart, also bei anderen
Verlagen. Sobald er eine Schwäche bei einem Verlag
entdeckt, der Bestseller in seinem Programm hat,
wird zugeschlagen. So etwas nennt man eine feind-
liche Übernahme.« (Von der Epsilon-Internet-Seite
aufgerufen am 10.1.2016)
 
Allerdings ist es keineswegs so, dass der Verlag
die erwähnten Bestseller-Serien – gemeint sind
natürlich die von Léo – erst seit überschauba-
rer Zeit in seinem Programm angekündigt hat.
Namibia wartete etwa sechs Jahre (!) auf eine deut-
sche Veröffentlichung. Der Verleger trägt hier nicht
nur eine Verantwortung den Lesern gegenüber, die
ein zügiges Erscheinen wünschen, sondern auch
den Urhebern der Comics, die von ihrem geistigen
Eigentum leben und nun ebenfalls seit dieser Zeit
auf vernünftige Einkünfte aus der Übersetzung
warten, während die Rechte für das betreffende
Land blockiert sind und nicht anderweitig vergeben
werden können.
 
Mittlerweile sind die verhärteten Fronten endgül-
tig geklärt. Der französische Lizenzgeber hat die
Veröffentlichungsrechte sämtlicher neuer, aber
auch der bereits bei Epsilon erschienenen Serien an
den Splitter-Verlag vergeben, der die Serien zügig
und konsequent neu herausgibt, teilweise sogar mit
zweimonatlicher Erscheinungsweise oder mehre-
ren Bänden pro Jahr. Der »normale« Comic-Leser hat
von den Querelen im Hintergrund so gut wie nichts
mitbekommen und kann sich nun darauf freuen, in
absehbarer Zukunft Léos Hauptwerk in einheitlicher
Aufmachung und sehr guter Produktionsqualität
komplett im Regal stehen zu haben.
 
Die handgeletterten Bände werden neu übersetzt.
Die Eindeutschung mancher Bände bei Epsilon wies
Schwächen auf, war teilweise unbeholfen und um-
ständlich und viel zu wörtlich. Es ist nie ein gutes
Zeichen, wenn man eine Übersetzung mühelos ins
Original zurückübersetzen kann. Der Druck ist bei
Splitter generell hervorragend, das Format etwas
größer als bei der Konkurrenz, so dass auch ein rein
haptischer Genuss gewährleistet ist.
 
Der Kern des Universums
 
Als Léos Hauptwerk gilt der klassische Science
Fiction-Zyklus Die Welten von Aldebaran, den er
als Texter und Zeichner seit 1993 beim Verlag
Dargaud veröffentlicht. Er beschreibt den Auf-
bruch der Menschheit, die ihren Heimatplaneten
zugrunde gerichtet hat, ins All und den Kontakt mit
außerirdischen Intelligenzen und Ökologien. Er ist
in bislang fünf Serien mit jeweils größtenteils fünf
Bänden aufgeteilt, die chronologisch aufgebaut
sind und ein geschlossenes Ganzes bieten.
 
Im 21. Jahrhundert wurden die Lebensbedingun-
gen auf der Erde immer schlechter. Die globale
Erwärmung und Religionskriege setzen den
Menschen zu. (Wollte man Léos Gesamtwerk mit
brachialer Gewalt unter einen Hut bringen, könn-
te man postulieren, dass die unabhängige Serie
Mermaid Project ein Schlaglicht auf diese Zeit und
die Veränderungen wirft, die sie mit sich bringt.)
Nach der Erfindung des Überlichtantriebs machen
sich private Konzerne an die Besiedlung fremder
Planeten, auf denen Menschen überleben können.
In einer Mischung aus Perry Rhodan und der Ers-
ten Direktive von Star Trek sind Planeten, auf denen
sich eine intelligente Spezies entwickelt hat, aller-
dings tabu.
Aldebaran
 
Hauptperson von Aldebaran ist die dreizehnjähri-
ge Kim Keller, die auf Aldebaran lebt. Dort wurde
vor 100 Jahren die erste Kolonie der Erde gegründet,
die aus ungeklärten Gründen aber jeden Kontakt zur
Heimat verloren hat. Aus den ursprünglich 3000
Kolonisten sind 20.000 geworden, als ein kleines
Fischerdorf völlig zerstört wird. Eine der drei Über-
lebenden ist eben jene Kim, die sich mit ihrem Freund
Fremde Wesen allenthalben … die Gesamtausgabe bei Epsilon,
Band 1, © Epsilon Verlag, Léo
Gelobtes Land oder perfide Falle? Centaurus, Band 1,
© Splitter Verlag, Léo/Rodolphe/Janjetov
86
92
derskurril-phantastischeComicvonOlafBrill(PERRYRHODAN)undMichaelVogt(MARKBRANDIS)erstmalskomplettinFarbe.
„EIN SELTSAMER TAG ist
immer das Erste, was ich mir
vorknöpfe, wenn ein neues
PHANTASTISCH! kommt.“
Andreas Eschbach
„Niemals ist ein deutscher Comic
den verrückten Franzosen vom
MÉTAL HURLANT näher gekommen.
EIN SELTSAMER TAG ist skurril,
eigenwillig und schlichtweg brillant.
Abgründiger Frohsinn
in einem Kosmos jenseits der Zeit.“
Kai Meyer
Erhältlich im Buchladen und
im gut sortierten Comicfachhandel
ISBN 978-3-86402-554-9
Weitere Infos und den Newsletter zu unserem Verlagsprogramm unter:
www.atlantisverlag.de
Denke das Undenkbare!
Schau die Wunder ferner Welten!
Reise ins Innere der Seele!
COZMIC bringt brandneue Comicgeschichten der
talentiertesten deutschen Zeichner- und AutorInnen –
geheimnisvoll, skurril, phantastisch.
Heimkehr eines Astronauten
Eine Geschichte aus dem MARK-BRANDIS-Universum
von Michael Vogt, nach einer Kurzgeschichte
von Nikolai von Michalewsky.
Ein geheimnisvolles Raumschiff landet im stillgelegten
Cape Canaveral, der Pilot erzählt eine unglaubliche Geschichte …
Star Raiders Raid of Doom
von Jürgen »Geier« Speh
Außerirdische, ein kleiner Junge
mit seinem Hund und ein USB-Stick –
ein >inceptionaler< Comic.
… und mit weiteren
Geschichten von Frank Freund,
Jan Hoffmann, Albert Hulm,
Ingo »Krimalkin« Lohse,
Bela Sobottke, Arnold Spree &
Thorsten Wieser.
Sekundärliteratur in dieser Ausgabe:
»Léos Welten« – eine Betrachtung von
Uwe Anton.
Kosmische Labyrinthe
von Meike Schultchen
Zwei Astronauten verlieren sich
in den Weiten des Alls. Sie durchleben eine
einzigartige Odyssee durch die abgrundtiefen
Labyrinthe ihrer eigenen Psyche …
Polyp
von Frauke Berger
Ein Date mit einem sehr
geduldigen Roboter.
Project God
von Maximilian Meier
Die Erde ist unbewohnbar, die Menschheit
lebt im All, die Koreamerikanische Konsum­
gesellschaft zelebriert den Kapitalismus 2.0.
ISBN 978-3-86402-666-9
9783864026669
19,90 €
4

Weitere ähnliche Inhalte

Ähnlich wie Cozmic Album Vorschau

Buchhandlung Roth Katalog Frühjahr Sommer 2021
Buchhandlung Roth Katalog Frühjahr Sommer 2021 Buchhandlung Roth Katalog Frühjahr Sommer 2021
Buchhandlung Roth Katalog Frühjahr Sommer 2021 Buchhandlung-Roth
 
Tschick2
Tschick2Tschick2
Tschick2johaka
 
Referat erich kaestner
Referat erich kaestnerReferat erich kaestner
Referat erich kaestnerhmxcarol
 
stART Conference Duisburg 2011 Vortrag Amos
stART Conference Duisburg 2011 Vortrag AmosstART Conference Duisburg 2011 Vortrag Amos
stART Conference Duisburg 2011 Vortrag AmosAmos Soma
 

Ähnlich wie Cozmic Album Vorschau (7)

"War's das schon?"
"War's das schon?""War's das schon?"
"War's das schon?"
 
Buchhandlung Roth Katalog Frühjahr Sommer 2021
Buchhandlung Roth Katalog Frühjahr Sommer 2021 Buchhandlung Roth Katalog Frühjahr Sommer 2021
Buchhandlung Roth Katalog Frühjahr Sommer 2021
 
Roth katalog 1_2018_96dpi
Roth katalog 1_2018_96dpiRoth katalog 1_2018_96dpi
Roth katalog 1_2018_96dpi
 
Tschick2
Tschick2Tschick2
Tschick2
 
Roth magazin 2017_1_web
Roth magazin 2017_1_webRoth magazin 2017_1_web
Roth magazin 2017_1_web
 
Referat erich kaestner
Referat erich kaestnerReferat erich kaestner
Referat erich kaestner
 
stART Conference Duisburg 2011 Vortrag Amos
stART Conference Duisburg 2011 Vortrag AmosstART Conference Duisburg 2011 Vortrag Amos
stART Conference Duisburg 2011 Vortrag Amos
 

Cozmic Album Vorschau

  • 1. Heimkehreines AstronautenUND ANDERE GESCHICHTEN DIE PHANTASTISCHE COMIC-ANTHOLOGIE · VOL. 01 VOGT/VON MICHALEWSKY 1
  • 3. COZMIC DIE PHANTASTISCHE COMIC-ANTHOLOGIE · Vol. 1 ISBN: 978-3-86402-666-9 in Vorbereitung COZMIC DIE PHANTASTISCHE COMIC-ANTHOLOGIE · Vol. 2 ISBN: 978-3-86402-667-6 COZMIC – DIE PHANTASTISCHE COMIC-ANTHOLOGIE · Vol. 1 herausgegeben von René Moreau und Michael Vogt Atlantis Verlag 1. Auflage 09/2019 © Atlantis Verlag · 52222 Stolberg Cover dieser Ausgabe: Michael Vogt Layout und Covergestaltung: Michael Vogt AutorInnen und KünstlerInnen dieser Ausgabe: Uwe Anton, Frauke Berger, Frank Freund, Jan Hoffmann, Albert Hulm, Ingo »Krimalkin« Lohse, Maximilian Meier, Nikolai von Michalewsky, Meike Schultchen, Bela Sobottke, Jürgen »Geier« Speh, Arnold Spree, Michael Vogt und Thorsten Wieser Lektorat: Heinz Wipperfürth Druck und Herstellung: Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG · 39240 Calbe (Saale) www.cunodruck.de ISBN: 978-3-86402-666-9 Kontakt: cozmic@exodusmagazin.de www.atlantisverlag.de Für den Inhalt der einzelnen Beiträge und Artikel sind die benannten AutorInnen verantwortlich, sie spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Herausgeber oder des Verlages wider. Bei Artikeln liegt das © aller Abbildungen bei den jeweiligen Verlagen oder Autoren. Sie erscheinen mit freundlicher Genehmigung oder im Rahmen des Zitatrechtes nach § 50 - § 51 UrhG. Weitere Infos und den Newsletter zu unserem Verlagsprogramm unter: www.atlantisverlag.de 2
  • 4. Uwe Anton hat seit 1979 Hunderte von Comics für Ehapa, Condor, Bastei-Lübbe und Tilsner übersetzt, später moderne Klassiker wie Frank Millers Die Rückkehr des dunklen Ritters, Alan Moores Watchmen, V wie Vendetta oder »Lächeln, bitte!« für Carlsen und Panini. Textete 2002 einen Perry Rhodan-Comic. Schreibt derzeit eine Comic-Kolumne für das Internet-Magazin Corona. Zu seinen Favoriten zählen: Die ersten 24 Conan-Hefte von Roy Thomas und Barry Smith, Prinz Eisenherz, bei den Franzosen Léos Welten und Thorgal. Aktuell unter der Leselampe: Alles von Garth Ennis … der Preacher bleibt natürlich unerreicht. Frauke Berger wurde 1991 in Gengenbach geboren, studierte Design in Münster und ist als Illustratorin und Charakterdesignerin tätig. Zu ihren zeichnerischen Einflüssen zählt sie Mangas, allen voran Neon Genesis Evangelion und Ghost in the Shell, und eine Prise Mœbius ist ihren Figuren und Landschaften ebenfalls nicht abzusprechen. Von daher verwundert es nicht, wenn ihre Favoriten eher aus dem Manga-Bereich stammen: »Berserk« von Kentaro Miura, Dead dead demon’s dededededestruction von Inio Asano und Wombs von Shirai Yumiko. Aktuell erschien im Splitter-Verlag der Abschlussband ihres Science-Fiction-Epos »Grün«, einer beeindruckenden ökologischen Fabel und Reiseballade, in der es vor allem auch um Freundschaft und Tapferkeit geht. Im Web: www.kigeki.de/ Frank Freund wurde 1967 in Düsseldorf geboren und startete seine Comickarriere in den 80er Jahren im Umfeld von American Football-Magazinen. Nach diversen Rollenspiel- Illustrationen und Independent-Comics wurde 1999 seine erste Geschichte im wiederbelebten ZACK-Magazin abgedruckt. Seitdem zeichnet er lustige (z. B. Die Eierköpfe) wie realistische Comics, u. a. auch für den Alligator Farm Verlag, die für die PERRY-Comics verantwortlich zeigen. Zu seinen Favoriten zählen: Hermann/Gregs Andy Morgan, Der Incal (Jodorowsky & Mœbius’ famoser 6-Teiler) und »Blacksad - Irgendwo zwischen den Schatten« von Juanjo Guarnido & Juan Díaz Canales. Aktuell unter der Leselampe: Descender von Jeff Lemire & Dustin Nguyen. Jan Hoffmann wurde 1967 in Aachen geboren, lebt und arbeitet inzwischen in München als Grafiker und freier Illustrator. Inhaltlich wie technisch ist er nicht festgelegt, so macht es ihm genauso viel Spaß, Karikaturen zu zeichnen wie »phantastische« Ölbilder zu malen. 2017 erschien mit »Kann es sein?« eine Sammlung mit phantastischen Comic-Geschichten, dem alsbald schon ein zweiter Band folgen soll. EXODUS 39 stellt in der »Galerie« eine ausführliche Werkschau seiner Kunst sowie eine weitere neue Comic-Story aus seiner Feder vor. Im Web: www.jan-hoffmann-illustrationen.de Zu seinen Favoriten zählen: »Das große Abenteuer« von Milo Manara, Arzach von Mœbius und aus der Serie RAHAN – Sohn der Vorzeit z. B. »Verbotenes Land« von André Cheret. Aktuell unter der Leselampe: Die Serie Old Man Logan (u. a. von Jeff Lemire & Andrea Sorentino). Albert Hulm ist Diplom Grafik-Designer, leidenschaftlicher Zeichner und bekennender Comic-Freak, lebt und arbeitet als freier Illustrator in Berlin. Von hier aus ist er für unterschiedlichste Kunden aus den Bereichen Werbung, Grafik, Spieleentwicklung und Verlagswesen tätig. Im Web: www.sploosh.de Zu seinen Favoriten zählen: The Umbrella Academy von Gabriel Bá & Gerard Way, Black Science von Rick Remender & Matteo Scalero und »I Hate Fairyland« von Skottie Young. Ingo »Krimalkin« Lohse wurde am 7. Juni 1975 in Halle an der Saale mit einem Stift in der Hand geboren und wuchs dort eine Weile auf. Auf den Umzug nach Seeheim Ende der 80er und nach der üblichen Schullaufbahn folgte für den Wahlhessen die angestrebte hauptberufliche Entwicklung zum Zeichner. Seit 2005 arbeitet er als freier Illustrator und Designer in Darmstadt. Da er sicherlich nicht ganz dicht ist, ist er offen für alles, was mit grafischen und gestalterischen Medien zu tun hat. Im Web: www.krimalkin.de Zu seinen Favoriten zählen: »Die Geschäfte der Unsterblichen« von Enki Bilal, die Salammbo-Trilogie von Philippe Druillet und Hard Boiled von Geof Darrow und Frank Miller. Aktuell unter der Leselampe: Ice Age, Chronicles of the Earth von Jiro Taniguchi. Maximilian Meier studierte bei Johannes Grützke, der ihn zeichnerisch sehr beeinflusste. Als freier Autor und Künstler glaubt er an die Freiheit des Selfpublishing. Eigene Comicveröffent­lichungen erschienen in Deutschland, England, Brasilien und den USA. Bei der Frage nach seinen Favoriten streikt er: »Die besten 300 wäre da um einiges einfacher und auch gerechter ...« Meike Schultchen, geboren in Hamburg, studierte Grafik Design in Braunschweig und machte 2005, wiederum in Hamburg, ihren Abschluss als Diplomillustratorin. Dort lebt und unterrichtet sie inzwischen an zwei Schulen Kunst und Illustration. Inspiriert durch die Zeichnungen von Enki Bilal und Simon Bisley zeichnete sie in ihrer Jugendzeit eigene Comicgeschichten und hatte nach dem Abitur im Atelier des Comic­zeichners Matthias Schultheiss die Chance, an eigenen Projekten zu arbeiten. Für einen japanischen Verlag zeichnete sie anschießend, während einer längeren Andalusien-Reise, ein 80seitiges Comic über Spanien. Nach langer Abstinenz zum Comic kehrt sie nun mit ihrer Geschichte »Kosmische Labyrinthe« ins Genre zurück. Im Web: www.meikeschultchen.com Zu ihren Favoriten zählen: »Äquatorkälte« von Enki Bilal, Arzach u.a. von Mœbius, Schultheiss, Slaine von Simon Bisley. Aktuell unter der Leselampe: »Das schräge Mädchen« und »Jenseits der Grenze« aus der Reihe Die geheimnisvollen Städte von François Schuiten & Benoît Peeters. Bela Sobottke wurde 1975 im Westteil Berlins geboren und studierte Kommunikationsdesign. Außerdem absolviert er eine lebenslange Ausbildung zum Comiczeichner, die er bereits als Knirps mit dem Abzeichnen von Lucky Luke begann. Nach dem Studium machte er sich im Jahr 2000 mit seinem Büro 2WERK Grafik selbständig und arbeitet seither in den Bereichen Grafik, Illustration und Comic. Er hat diverse deftige Genre-Comics bei Gringo Comics und U-COMIX veröffentlicht, zeichnet zudem Auftragscomics und schreibt gelegentlich Artikel über Comics für den Tagesspiegel. Bela ist auf Twitter als @sobottke unterwegs. Im Web: www.2werk.de Zu seinen Favoriten zählen: »Bizarr« und »Vuzz« von Philippe Druillet, der »U-COMIX Sonderband 20: S. Clay Wilson« und »Batman Noir: The Dark Knight Strikes Again« (die s/w-Version) von Frank Miller. Aktuell unter der Leselampe: Die neuen The Goon-Hefte von Eric Powell. Jürgen »Geier« Speh ist ein Urgestein der Comicsze- ne und lebt mit ein paar Schafen irgendwo im Schwabenländle. Er hat bereits Comics für Menschenblut, U-COMIX und SCHWERMETALL gezeichnet, außerdem gehören Klassiker der Familienunterhaltung wie Horst, Kombat Babes und Kriegsfunnies! zu seinem Repertoire. Neben Comics hat er diverse Illustrationen für Buchcover angefer- tigt. Zurzeit zeichnet er an den neuen Piccolos der Wäscher-Serie Nick, an Doktor Wer und der Heftserie Bildergeschichten für die reife Jugend. Zu seinen Favoriten zählen: Der Incal von Jodorowsky & Mœbius, Terry and the Pirates von Milton Caniff, Leutnant Blueberry von Jean Giraud & Jean-Michel Charlier … und geschätzt tausend weitere. Aktuell unter der Leselampe: Charley‘s War von Pat Mills & Joe Colquhoun. Arnold Spree (d. i. Heinz Wipperfürth), EXODUS-Spezie und derzeit sowohl »deren« als auch »unser« Lektor. Wohnhaft in einem Baumhaus mit Internet-Anschluss in der Muschenicher Bürge (Hambacher Forst bei Düren) schrieb er in diesem Band das Skript zum ersten »Abenteuer des Raumschiffs EXODUS«. Derzeit hat er unter der Leselampe: Will Eisners »Lebensbilder« (Live in Pictures). Michael Vogt zeichnet Comics, seit er das erste Micky Maus-Heft in die Hand bekam. Seine Comics erschienen in Magazinen wie MAD, ZACK, in Gespenster Geschichten und in Horrorschocker. Mit den Albenreihen Mark Brandis (erscheint im Panini-Verlag) und Ein seltsamer Tag (Atlantis Verlag) hat er sich als Science Fiction-Zeichner etabliert. Im Web: www.michaelvogt.com Zu seinen Favoriten zählen: Valerian & Veronique von Christin/ Mézières , Calvin & Hobbes von Bill Watterson und Tim & Struppi von Hergé. Aktuell unter der Leselampe: Universal War 2, Band 1 von Baram Thorsten Wieser (Jahrgang 1972) veröffentlicht seit Anfang der 2000er in lokalen Magazinen. In dieser Zeit entstand die Figur der gleichnamigen Stripserie Klein-Lena, die er bis heute mit Unterbrechungen als Web-Comic fortführt. Ab 2011 veröffentlichte er bei Undergroundcomix. Seit 2013 dort auch in U-COMIX, für das regelmäßig Horrorparodien (oft mit Frankensteins Monster) und lustige SF-Geschichten, Comics und Cartoons zum aktuellen Zeitgeschehen entstehen. 2015 erschien im gleichen Verlag seine Steampunk-Graphic-Novel »The Steam Above Akthelia«. Im Web: www.wieser-comics.de Zu seinen Favoriten zählen: »Go West - Die Abenteuer des Barnaby Bumper« von Derib & Greg, »Dschinn, Dschinn« (2 Bände) von Ralf König, »DEN 2 - Sturm über Muvovum« von Richard Corben. Aktuell unter der Leselampe: »SPIROU UND FANTASIO - Die Entführung des Marsupilamis« von André Franquin. DieAutorInnenundKünstlerInnendieserAusgabe Fotonachweis: Portrait Michael Vogt von Tim Heyting 84
  • 5. Foto©MarleneMoreau LiebeCOZMIC-Freunde! Wie kommt man als Herausgeber eines Science Fiction-Magazins auf die Idee, einen Comic-Band machen zu wollen? – Sicher eine spannende Frage … Wer aber EXODUS kennt, wird dies womöglich nachvollziehen können, denn seit jeher hat die phantastische Grafik in den EXODUS-Ausgaben einen besonders hohen Stel- lenwert. Nicht nur wird jede Kurzgeschichte adäquat illustriert, sondern es gibt als ständige Einrichtung auch die »Galerie«, ein aufwendig und repräsentativ gestalteter Farbteil, in dem sich neben arrivierten Genre-Künstlern genauso junge, talentierte Zeichner ausführlich mit ihren Werken vorstellen können. Ganz sicher ein Novum in dieser Szene. Wenn dann als zweiter Faktor die Tatsache hinzukommt, dass der Verfasser dieser Zeilen mit belgischen Wurzeln zur Welt gekommen ist, ihm quasi die frankobelgische Comic-Tradition schon in die Wiege gelegt wurde, dann wird man mein stark ausgeprägtes Interesse für die Comickultur & Bildhaftes nachvollziehen können. Schon in den frühen 60er Jahren, als Comics hierzulande noch als »Schundliteratur« verrufen waren, bin ich aufs Ausführlichste mit der Neunten Kunst in Berührung gekommen. Im damaligen Deutschland eher undenkbar, wurde »unser« Spirou, Tintin oder später auch Pilote in der belgischen Schule, die ich in Düren die ersten sechs Jahre besuchte, wöchentlich vom einen zum anderen weitergereicht. Ebenso eifrig wie begeistert tauschte man sich über deren Inhalt aus. Unseren LehrerInnen waren Gaston, das Marsupilami, Kapitän Haddock, Tintin, Alix, Blake et Mortimer oder all die anderen Charaktere von André Franquin, Hergé, Jacques Martin und E. P. Jacobs absolut nicht fremd – ja, ich bin davon überzeugt, dass sie allesamt heimliche Fans dieser famosen Comic- Serien waren. Von daher freut es mich natürlich ungemein, dass all die Helden meiner Jugend und ihre vielen spannenden Geschichten auch bei uns immer noch gern gelesen und immer wieder neu aufgelegt werden, man inzwischen nicht nur ihren unterhaltenden Wert kennen und schätzen gelernt hat. Das ist ganz einfach eine großartige und schöne Sache. Natürlich oute ich mich anhand dieser Zeilen als Anhänger der frankobelgischen Szene und damit insbesondere auch der Ligne claire. Allerdings ist dies nur die halbe Wahrheit, denn ebenso faszinieren mich seit jeher die unendlich vielen verschiedenen künstlerischen und stilistischen Möglichkeiten, die das Medium Comic bietet. Und hier schließt sich für mich der Kreis zusammen mit meiner Liebe zum Phantastischen, zur Science Fiction. Luc Orient etwa lernte ich lange vor Nick oder Perry Rhodan kennen. Michael Vogt, der schon seit einigen Jahren für EXODUS illustriert, lernte ich Mitte April 2018 auf der COMICIADE in Aachen endlich persönlich kennen. Ich erzählte ihm von meinem Vorhaben, eine Comic-Ausgabe mit »phantastischen Geschichten« machen zu wollen, die möglichst breit aufgestellt sämtlichen Spielarten der Neunten Kunst wie auch zeichnerischen Experimenten Raum gewähren soll. Aus heutiger Sicht vermag ich nicht mehr zu sagen, ob es an den vielen Ideen, die ich ihm einfach so »hinwarf«, oder schlicht an meiner Begeisterung für dieses Projekt gelegen hat, dass ich ihn mehr oder weniger sofort »infizierte«. Sein profundes Genre- Wissen, sein eigenes Talent als Comic-Zeichner und seine berufliche Ausbildung als Layouter prädestinieren ihn geradezu für die neue COZMIC-Reihe. Deswegen ist er inzwischen auch zu meinem Mitherausgeber avanciert. Gemeinsam freuen wir uns, Ihnen diese erste COZMIC-Ausgabe zu präsentieren und wünschen ebenso phantastische Seh- wie auch Leseerlebnisse. Empfehlen Sie uns weiter, René Moreau, Michael Vogt  Lesermeinungen (stets gerne gesehen), Einreichung von Beiträgen u. a. bitte an unsere Kontaktadresse: cozmic@exodusmagazin.de René Moreau, geboren 1955, Rheinländer mit belgischen Wurzeln, ist Gründer und Herausgeber des Magazins EXODUS, welches er 2003 nach einem 23-jährigen Dornröschenschlaf reaktivierte. Sein besonderes Interesse an phantastischer Literatur, Kunst & Comics entwickelte sich bereits in früher Jugend. Aus der Idee, einen Sonderband zum Thema Comic zu machen, wurde nun diese erste COZMIC- Anthologie, der hoffentlich noch viele folgen werden … Über die (eigene und sehr gemeine) Idee, den AutorInnen und KünstlerInnen dieser Ausgabe ihre drei Favoriten aus dem unüberschau- baren Comic-Universum abzuverlangen, ärgert er sich gerade am meisten: Eigentlich eine absolut unmögliche Aufgabe! Zu seinen Favoriten zählen: Valerian & Veronique von J.-C. Mézières & P. Christin, eigentlich alles von Mœbius (nicht vergessen: seine epochale Silver Surfer-Adaption von 1988) und Léos »Die Welten von Aldebaran«. (Wie von vielen Befragten angemerkt: es gäbe deutlich mehr …) Aktuell unter der Leselampe: »Erinnerung an die ewige Gegenwart« und »Der Weg nach Armilia« aus der Reihe Die geheimnisvollen Städte von François Schuiten & Benoît Peeters. 3
  • 6. Seite 5 Heimkehr eines Astronauten Nikolai von Michalewsky/Michael Vogt Seite 21 Le Passage Ingo »Krimalkin« Lohse Seite 28 Space Surfer Albert Hulm Seite 29 Star Raiders Raid of Doom Jürgen »Geier« Speh Seite 32 Walking on the Moon Albert Hulm Seite 33 Blutmond 3000 Bela Sobottke Seite 43 Engel Frank Freund Seite 47 Project God – Teil 1 Maximilian Meier Seite 61 Kosmische Labyrinte Teil 1: Die Höhle der Angstverlorenen Meike Schultchen Seite 73 Planet der verlorenen Seelen Jan Hoffmann Seite 80 Snow Trip Albert Hulm Seite 81 Polyp Frauke Berger Seite 84 Kurzbiografien: die AutorInnen & KünstlerInnen dieser Ausgabe Seite 85 Sekundärliteratur in COZMIC »Léos Welten« – eine Betrachtung von Uwe Anton Seite 92 Die Abenteuer des Raumschiffs EXODUS: Das Hambach-Menetekel Arnold Spree/Thorsten Wieser 4
  • 7. Logbuch Henriette Villinger (VegA* Raumüberwachung) – 00:47, Erreiche Cape Canaveral. *Vega – Venus-Erde-Gesellschaft für Astronautik
  • 8. Was? Villinger – was gibt es? was ist passiert? Also gut … Das klingt jetzt merk- würdig, aber hier ist ein völlig veraltetes Raum- schiff gelandet! Erzählen sie der reihe nach. Was genau ist geschehen? Vor rund zwanzig Minuten – mitten im regensturm – wurde ich auf ein starkes leuchten draussen aufmerksam. ein Raumschiff landete direkt vor der baracke. ohne Ankündigung, Funkanfrage oder anpeilung. die maschinen sind ja immer noch auf stand-by, ich hätte sonst etwas merken müssen. Was zur Hölle ...? mit einem sehr verwirrten Piloten und einem kleinen Kind! Fisher hier, sie sollten schnellstmöglich herkommen! Um 23:56 erhielt ich einen Anruf von Jack Fisher, Nacht- wächter auf dem Gelände des ehemaligen raumhafens.
  • 9. Da steigt tatsächlich jemand aus! was zur …?! Schnell, kommen sie herein!
  • 10. Danke! Aber ich verstehe nicht, was hier los ist! niemand hat auf meine funksprüche geantwortet. was ist mit dem raumhafen passiert? Wieso sind alle lichter aus? Aber Cape Canaveral ist doch schon lange kein Raumhafen mehr! Seit dem Grossen Erdbe… Beruhigen sie sich! ich gebe ihnen erst mal ein paar Hand- tücher. Kumpel, du machst scherze! ich versichere ihnen … Egal, mann! ich bin müde. rufen sie einfach general milton, dann wird sich alles klären! General Milton? Hm. Nie geh... Gut. ich werde ein paar anrufe tätigen. Und das ist die geschichte, frau villinger. Bitte kommen sie schnell! sie ruhen sich einfach einen moment aus, ok? Und geben sie meinen eltern bescheid, Tom und Kathy O’Hara. sie werden mich vermisst haben. Öhm. ja ... ich habe einen langen flug hinter mir und ich war gute fünf jahre unterwegs, aber so schnell ändert sich das doch nicht!
  • 11. wenn dies wirklich Commander O’Hara ist, dann ist sein ver- schwinden ebenso rätselhaft wie sein plötzliches Auftauchen heute. Ende des Eintrags, 00:51. Zum gelandeten Schiff findet sich folgender eintrag: Logbuch Henriette Villinger: Die über- prüfung der Angaben des Piloten ergab folgendes: general Milton war jahrelang leiter der weltraummissionen der iASA, der interNational Aeronautics and Space Administration, einem Vorläufer der VEGA. Er starb vor 21 Jahren. Name: Corona, Typ: Karavelle. Commander: Edward O‘Hara. Pilot: Carol Meyer, Navigator: Janet Morgan, Bordingenieur und Arzt: Tayo Denver. Auftrag: Verfolgung und Erkundung des Kometen „Mézières”. Verschollen seit Juni 2077. Die Eltern von Edward O’Hara sind kurz nach bekanntgabe der Verlust- meldung verstorben. Weitere verwandte konnten nicht gefunden werden.
  • 12.
  • 13. 22
  • 14.
  • 15. 33
  • 16.
  • 17.
  • 18. 36
  • 19. 37
  • 20. 47
  • 21. 48
  • 22. 49
  • 23. 50
  • 24. 51
  • 25. 52
  • 26. 61
  • 27. 62
  • 28. 63
  • 29. 73
  • 30. 74
  • 31. 81
  • 32. Léos Hauptwerk, eben jenes noch längst nicht abgeschlossene Magnum Opus »Die Welten von Aldebaran«, setzt sich zusammen aus den (zu- meist fünfbändigen) Serien Aldebaran (ab 1994), Betelgeuze (ab 2000), Antares (ab 2007), Überlebende (ab 2011) und Rückkehr nach Aldebaran (ab 2018). Mit schöner Regelmäßigkeit erscheint in Frankreich also seit einem Vierteljahrhundert praktisch Jahr für Jahr ein Band. Vielleicht trägt auch diese zuverlässige Erscheinungsweise das ihre zu der Beliebtheit von Léos Science Fiction- Universum bei. Ein weiteres eigenständiges Universum bildet die von Léo gemeinsam mit Rodolphe verfasste Kathy- Austin-Trilogie, die in Afrika und Brasilien kurz nach dem 2. Weltkrieg spielt und mit Kenya (fünf Bände, ab 2001) begann. Ab Namibia (fünf Bände, ab 2010) übernahm Bertrand Marchal die Zeich- nungen. Der dritte Teil, Amazonia, startete 2016 (bislang 3 Bände).   Eigenständige Science Fiction-Serien sind Ferne Welten (fünf Bände, 2009–2012, Szenario Léo, Zeichnungen Icar), Centaurus (bislang vier Bände ab 2015, geschrieben zusammen mit Rodolphe Daniel Jacquette, gezeichnet von dem Serben Zoran Janjetov), Mermaid Project (fünf Bände, 2012–2017, gemeinsam mit der Szenaristin Corine Jamar, gezeichnet von Fred Simon) und Ultime Frontière (vier Bände, 2014–2017, noch keine deutsche Ausgabe, Zeichnungen von Icar).   Léos umfangreiches Œuvre umfaßt weiterhin die achtbändige Western-Serie Trent (1991-2000, Szenario von Rodolphe) und die dreibändige, bislang nicht auf Deutsch erschienene Abenteuer/ Mystery-Serie Dexter London (2002-2005, Zeich- nungen von Sergio Garcia Sanchez). Einzelbän- de sind Gandhi (1989, Zeichnungen von Léo nach einem Szenario von Benoit Marchon) und La Porte de Brazenac (2014), die beide ebenfalls nicht auf Deutsch vorliegen.   Flucht vor der Diktatur   Luiz Eduardo de Oliveira, geboren am 13. Dezember 1944 in Rio de Janeiro, studierte Maschinenbau und zog anschließend aufgrund seiner politischen Akti- vitäten nach Chile, um sich dem Zugriff der brasi- lianischen Militärdiktatur zu entziehen. Nach dem dortigen Staatsstreich floh er nach Argentinien, kehrte 1974 illegal nach Brasilien zurück, arbeitete in einer Werbeagentur in Sao Paulo und zeichnete erste Comics. 1981 verließ de Oliveira Jr. Brasilien endgültig und siedelte in der Hoffnung, in der fran- kobelgischen Comicszene unterzukommen, nach Frankreich über. Die Comic-Industrie steckte jedoch in einer Krise, und es wurden kaum neue Serien veröffentlicht. Seine Karriere begann Léo in Frank- reich mit kürzeren Comics für die Magazine L‘Écho des savanes (ab 1982), Pilote (ab 1985) und Okapi (ab 1986). Seinen Durchbruch schaffte er mit der historischen Western-Serie Trent um einen Mountie, nach Texten von Rodolphe.   Schon das Titelbild des ersten Bandes von Trent gibt Hinweise auf die Richtung, die die Serie ein- schlagen wird. Da stapft ein Mann, begleitet von seinem Hund, auf altmodisch wirkenden Schnee- schuhen durch eine unwirtliche, stark verschneite Berg­region. Als Angehöriger der Königlichen Berit- tenen Polizei von Kanada ist Sergeant Philipp Trent natürlich ein Hüter von Recht und Ordnung und auf der Suche nach einem Verbrecher, doch er begeg- net einer jungen Frau, die von Wölfen angegriffen wurde, und hilft seiner Zufallsbegegnung schließ- lich bei der Suche nach ihrem verschollenen Bruder. Der eigentliche Gegenspieler ist in erster Linie die lebensfeindliche Natur, die eine ständige Be- drohung darstellt; die menschlichen Untaten in dieser Umgebung sind praktisch nur Zugaben, die es Rodolphe und Léo ermöglichen, stringente, wenn auch ruhige Geschichten zu erzählen.   Die zweite Ebene der Serie ist die persönliche, das human interest: Agnes, so der Name der Frau, wird zu Trents großer Liebe. Damit verankern Rodolphe und Léo ihre Personen endgültig in der Storyline, machen sie interessant und sorgen für weitere Spannungsbögen. Trent wirbt um Agnes, doch sie Léos Weltenvon Uwe Anton Man kann wirklich nicht behaupten, dass Léos Comic-Serien wagemutig und avantgardistisch getextet oder aufsehenerregend und experimentell gezeichnet sind. Sie sind eher konventionell gestrickt und gradlinig. Trotz- dem oder gerade deshalb gehören sie zu den besten Science Fiction-Alben, die zur Zeit erscheinen. Das liegt vielleicht daran, dass Luiz Eduardo de Oliveira (abgekürzt »Léo«) seit Beginn seiner Karriere als Texter an einem in sich geschlossenen Universum arbeitet, wie es vergleichbar nur bei einschlägi- gen Serien in der SF-Literatur zu finden ist. In diesem Kosmos fühlt sich der Stammleser sofort zu Hause, auch wenn er den ersten Band einer neuen Serie aufschlägt. Vielleicht ist dieser Erfolg auch einer unprätentiösen Erzähl- und Darstellungsweise geschuldet, die zurück zu den Wurzeln führt. In der Schlichtheit liegt die Kraft. Sergeant Philipp Trent: stets im Einsatz für Recht und Ordnung. Trent, Band 1, © Salleck Publications, Rodolphe/Léo 85
  • 33. ist einem anderen Mann versprochen, den sie auch heiratet. Als Trent glaubt, sie endgültig verloren zu haben und vor einem gefühlsmäßigen und gesell- schaftlichen Abgrund steht, nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung, und die beiden finden zusammen. Der Wert dieser Beziehung für die Ge- schichte haben die Verfasser durchaus erkannt: Nach der Eheschließung wird das nicht mehr ganz so junge Glück gefährdet, als Agnes entführt wird und danach nach Europa reist. Aber alles wird gut, zumindest für den Mountie, wie der Titel des ach- ten und letzten Bandes verrät: Der kleine Trent … Natürlich ist das ein tiefer Griff in die Klischeekiste, aber es sind andere Klischees, als man sie bei einem Western erwartet. Gemeinsam mit dem ständig wiederkehrenden Motiv der Verbrechensaufklärung und der Verbrecherjagd entwickelt die Serie damit ein ganzheitliches, nachhaltiges Konzept, das den Leser über die reine Action und den Kampf gegen die Natur bei der Stange hält, ein Vorgehen, das Léo auch erfolgreich bei seinen späteren, eigenständi- gen Serien umgesetzt hat.   Trent erschien in Deutschland bei SALLECK PUBLI- CATIONS im Eckart Schott Verlag, die ersten drei Bände als Einzelausgaben, die Bände 4 – 8 in zwei Sammelbänden. Der zweite Sammelband enthält einen Bonusteil mit dem Titel Captain Price, der Hintergründe über eine historische Gestalt liefert, die das Vorbild für den Helden gewesen sein soll.   Léos deutsche Veröffentlichungsgeschichte   Léo in Deutschland war zumindest am Anfang eine Geschichte voller Missverständnisse. Die Rech- te an Léos Hauptwerk hatte sich ursprünglich der Kleinverlag Epsilon gesichert. Verlagsleiter Mark O. Fischer gründete 1997 im schleswig-holsteini- schen Nordhastedt sein Unternehmen, doch die Veröffentlichung der Serien lief sehr schleppend. Die deutsche Ausgabe von Antares 1 erschien im Oktober 2008, erst 2011 folgten die Bände 2 bis 4. Das kommt einer regelmäßigen Veröffentlichung mit einem Band pro Jahr, wie sie in Frankreich üblich ist und zur Leserbindung beiträgt, nicht einmal ansatzweise nah. Mit einer so zögerlichen Erscheinungsweise, die wirtschaftlichen Zwängen geschuldet ist – kein Verleger lässt seine Kunden absichtlich oder gar böswillig warten –, gräbt ein Verlag sich selbst das Wasser ab.   Das gilt leider auch für andere Serien Léos bei Ep- silon. Von dem cleveren SF-Krimi Mermaid Project erschien im Januar 2015 der erste Band, danach folgte nichts mehr. Von der Mystery-SF-Abenteuer- geschichte Kenya erschienen die ersten drei Bände 2004, die beiden letzten 2013 (!). Danach warteten die interessierten Leser vergebens auf eine ange- kündigte Gesamtausgabe. Noch schlimmer war es mit der Fortsetzung Namibia. Mit fünf Bänden, die in Frankreich zwischen 2010 und 2015 erschienen, war die Serie dort abgeschlossen. Bei Epsilon war lediglich der erste deutsche Band mit unbekanntem Erscheinungsdatum angekündigt. In den Jahren 2010 und 2011 aber wuchs der Epsi- lon Verlag quasi über sich selbst hinaus, als er die Zyklen Aldebaran und Betelgeuze jeweils in einer Hardcover-Gesamtausgabe vorlegte; die Einzelbän- de waren ein knappes Jahrzehnt zuvor bei Epsilon im Softcover-Format erchienen.   Als bekannt wurde, dass der Bielefelder Verlag Splitter, der 2006 mit zwei Alben pro Monat sei- ne Tätigkeit begann und mittlerweile 15 Alben im Monat herausbringt, die Rechte an einigen Serien Léos erworben hatte, kam es zu Reaktionen, die Wellen in der deutschen Comicbranche schlugen. Der Kleinverleger auf seiner Internet-Seite: »In unserer Vorschau verzichten wir bewusst auf Termine. Denn wir wollen nicht in eine Zuverlässig- keitsfalle geraten, die uns zwingt, ohne Rücksicht auf Verluste drauflos zu produzieren. So ganz ent- gehen können wir diesem Zwang aber nicht. Denn nur wer ohne Rücksicht auf Verluste drauflos pro- duzieren kann, erwirtschaftet die Gewinne, die für zügige Fortsetzungen benötigt werden. Kleine Schritte sind unser Leben und wichtig für nach- haltiges Wachstum, aber zu kleine Schritte können auch nach hinten losgehen. Zu schnell gerät man so in eine Warteschleife, in der wir auf genügend Um- satz warten, während die Leser auf Fortsetzungen warten. Genau die Leser, die am lautesten Zuverläs- sigkeit fordern, sind aber oft die, die erst anfangen zu kaufen, wenn eine Serie abgeschlossen ist, was so erst zu den Verzögerungen führt, die sie bemän- geln.« (Aufgerufen am 7.11.2015)   Der Verweis auf das »Produzieren ohne Rücksicht auf Verluste« ist natürlich ein eindeutiger Seiten- hieb auf die Konkurrenz aus Bielefeld, die in der Tat den deutschen Markt für Alben aus Frankreich mit wahnwitzigem, kaum erklärbarem Erfolg bedient und mittlerweile auch beherrscht. Aber ganz so einfach ist das nicht. Wenn es bei einem Verlag wie Epsilon eher die Regel als die Ausnahme ist, dass begonnene Serien mit gewaltigen Verzögerungen oder gar nicht abgeschlossen oder auch nur be- gonnen werden, ist es durchaus verständlich, dass mögliche Käufer nicht blind die ersten Bände einer Serie kaufen, von der sie nicht wissen, wann und ob sie überhaupt abgeschlossen wird.   Léos damals brandneue Serie Centaurus erschien als erste in Deutschland bei Splitter. Band 1 kam gut sieben Monate nach der Erstveröffentlichung in Frankreich auf den Markt. Auch wenn nur ein Band pro Jahr erscheint, kann man sich bei Splitter dar- auf verlassen, dass die Fortsetzungen zügig nach Deutschland kommen. Die Serie steht mittlerweile kurz vor dem Abschluss.   Der Ton wurde schnell schärfer: »Wenn nun in die- ser Zeit ein Verlag immer mehr Neuerscheinungen braucht, damit sich das Ganze noch rechnet, und ihm dabei die Bestseller ausgehen, dann sucht er potentielle Bestseller nicht mehr nur in der Vergan- genheit, die auch schon weitestgehend abgegrast ist, sondern in der Gegenwart, also bei anderen Verlagen. Sobald er eine Schwäche bei einem Verlag entdeckt, der Bestseller in seinem Programm hat, wird zugeschlagen. So etwas nennt man eine feind- liche Übernahme.« (Von der Epsilon-Internet-Seite aufgerufen am 10.1.2016)   Allerdings ist es keineswegs so, dass der Verlag die erwähnten Bestseller-Serien – gemeint sind natürlich die von Léo – erst seit überschauba- rer Zeit in seinem Programm angekündigt hat. Namibia wartete etwa sechs Jahre (!) auf eine deut- sche Veröffentlichung. Der Verleger trägt hier nicht nur eine Verantwortung den Lesern gegenüber, die ein zügiges Erscheinen wünschen, sondern auch den Urhebern der Comics, die von ihrem geistigen Eigentum leben und nun ebenfalls seit dieser Zeit auf vernünftige Einkünfte aus der Übersetzung warten, während die Rechte für das betreffende Land blockiert sind und nicht anderweitig vergeben werden können.   Mittlerweile sind die verhärteten Fronten endgül- tig geklärt. Der französische Lizenzgeber hat die Veröffentlichungsrechte sämtlicher neuer, aber auch der bereits bei Epsilon erschienenen Serien an den Splitter-Verlag vergeben, der die Serien zügig und konsequent neu herausgibt, teilweise sogar mit zweimonatlicher Erscheinungsweise oder mehre- ren Bänden pro Jahr. Der »normale« Comic-Leser hat von den Querelen im Hintergrund so gut wie nichts mitbekommen und kann sich nun darauf freuen, in absehbarer Zukunft Léos Hauptwerk in einheitlicher Aufmachung und sehr guter Produktionsqualität komplett im Regal stehen zu haben.   Die handgeletterten Bände werden neu übersetzt. Die Eindeutschung mancher Bände bei Epsilon wies Schwächen auf, war teilweise unbeholfen und um- ständlich und viel zu wörtlich. Es ist nie ein gutes Zeichen, wenn man eine Übersetzung mühelos ins Original zurückübersetzen kann. Der Druck ist bei Splitter generell hervorragend, das Format etwas größer als bei der Konkurrenz, so dass auch ein rein haptischer Genuss gewährleistet ist.   Der Kern des Universums   Als Léos Hauptwerk gilt der klassische Science Fiction-Zyklus Die Welten von Aldebaran, den er als Texter und Zeichner seit 1993 beim Verlag Dargaud veröffentlicht. Er beschreibt den Auf- bruch der Menschheit, die ihren Heimatplaneten zugrunde gerichtet hat, ins All und den Kontakt mit außerirdischen Intelligenzen und Ökologien. Er ist in bislang fünf Serien mit jeweils größtenteils fünf Bänden aufgeteilt, die chronologisch aufgebaut sind und ein geschlossenes Ganzes bieten.   Im 21. Jahrhundert wurden die Lebensbedingun- gen auf der Erde immer schlechter. Die globale Erwärmung und Religionskriege setzen den Menschen zu. (Wollte man Léos Gesamtwerk mit brachialer Gewalt unter einen Hut bringen, könn- te man postulieren, dass die unabhängige Serie Mermaid Project ein Schlaglicht auf diese Zeit und die Veränderungen wirft, die sie mit sich bringt.) Nach der Erfindung des Überlichtantriebs machen sich private Konzerne an die Besiedlung fremder Planeten, auf denen Menschen überleben können. In einer Mischung aus Perry Rhodan und der Ers- ten Direktive von Star Trek sind Planeten, auf denen sich eine intelligente Spezies entwickelt hat, aller- dings tabu. Aldebaran   Hauptperson von Aldebaran ist die dreizehnjähri- ge Kim Keller, die auf Aldebaran lebt. Dort wurde vor 100 Jahren die erste Kolonie der Erde gegründet, die aus ungeklärten Gründen aber jeden Kontakt zur Heimat verloren hat. Aus den ursprünglich 3000 Kolonisten sind 20.000 geworden, als ein kleines Fischerdorf völlig zerstört wird. Eine der drei Über- lebenden ist eben jene Kim, die sich mit ihrem Freund Fremde Wesen allenthalben … die Gesamtausgabe bei Epsilon, Band 1, © Epsilon Verlag, Léo Gelobtes Land oder perfide Falle? Centaurus, Band 1, © Splitter Verlag, Léo/Rodolphe/Janjetov 86
  • 34. 92
  • 35. derskurril-phantastischeComicvonOlafBrill(PERRYRHODAN)undMichaelVogt(MARKBRANDIS)erstmalskomplettinFarbe. „EIN SELTSAMER TAG ist immer das Erste, was ich mir vorknöpfe, wenn ein neues PHANTASTISCH! kommt.“ Andreas Eschbach „Niemals ist ein deutscher Comic den verrückten Franzosen vom MÉTAL HURLANT näher gekommen. EIN SELTSAMER TAG ist skurril, eigenwillig und schlichtweg brillant. Abgründiger Frohsinn in einem Kosmos jenseits der Zeit.“ Kai Meyer Erhältlich im Buchladen und im gut sortierten Comicfachhandel ISBN 978-3-86402-554-9 Weitere Infos und den Newsletter zu unserem Verlagsprogramm unter: www.atlantisverlag.de
  • 36. Denke das Undenkbare! Schau die Wunder ferner Welten! Reise ins Innere der Seele! COZMIC bringt brandneue Comicgeschichten der talentiertesten deutschen Zeichner- und AutorInnen – geheimnisvoll, skurril, phantastisch. Heimkehr eines Astronauten Eine Geschichte aus dem MARK-BRANDIS-Universum von Michael Vogt, nach einer Kurzgeschichte von Nikolai von Michalewsky. Ein geheimnisvolles Raumschiff landet im stillgelegten Cape Canaveral, der Pilot erzählt eine unglaubliche Geschichte … Star Raiders Raid of Doom von Jürgen »Geier« Speh Außerirdische, ein kleiner Junge mit seinem Hund und ein USB-Stick – ein >inceptionaler< Comic. … und mit weiteren Geschichten von Frank Freund, Jan Hoffmann, Albert Hulm, Ingo »Krimalkin« Lohse, Bela Sobottke, Arnold Spree & Thorsten Wieser. Sekundärliteratur in dieser Ausgabe: »Léos Welten« – eine Betrachtung von Uwe Anton. Kosmische Labyrinthe von Meike Schultchen Zwei Astronauten verlieren sich in den Weiten des Alls. Sie durchleben eine einzigartige Odyssee durch die abgrundtiefen Labyrinthe ihrer eigenen Psyche … Polyp von Frauke Berger Ein Date mit einem sehr geduldigen Roboter. Project God von Maximilian Meier Die Erde ist unbewohnbar, die Menschheit lebt im All, die Koreamerikanische Konsum­ gesellschaft zelebriert den Kapitalismus 2.0. ISBN 978-3-86402-666-9 9783864026669 19,90 € 4