SlideShare ist ein Scribd-Unternehmen logo
1 von 3
Forderungen der deutschen Wirtschaft
zum Tag des geistigen Eigentums 2010



1 – Mehr Bewusstsein für den Wert des geistigen Eigentums schaffen
Es gibt verschiedene Initiativen, mit denen der Wert geistiger Leistungen – seien es techni-
sche Erfindungen, urheberrechtliche Schöpfungen, Geschmacksmuster oder Markenrechte
– stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt werden soll. Diese Initiativen von
staatlicher und privater Seite müssen besser verzahnt werden. Ein von der Bundesregierung
einberufenes „Aktionsbündnis Wirtschaft und Politik“ könnte die Zusammenarbeit der Ak-
teure fördern und koordinieren. Zugleich gilt es auf EU-Ebene, insbesondere innerhalb der
Kommission, die Kompetenzen zum Schutz des geistigen Eigentums zu bündeln.


2 – Europäisches Patentsystem optimieren
Die deutsche Wirtschaft ist mit Abstand die größte Patentanmelderin innerhalb Europas.
Sie ist daher in besonderem Maße auf ein EU-Patent angewiesen, das einheitlich, rechtssi-
cher und kostengünstig ist. Eine Antwort auf die seit Jahren streitige Sprachenfrage kann
nur im Sprachensystem der Europäischen Patentorganisation liegen, das als Amtssprachen
Deutsch, Englisch und Französisch vorsieht. Weitere Übersetzungen sollten nur zu Informa-
tionszwecken und auf maschineller Basis erfolgen. Eine gemeinsame Patentgerichtsbarkeit
kann nur dann zu einem Erfolg werden, wenn die besondere Expertise einzelner Mitglied-
staaten, insbesondere der deutschen Patentgerichtsbarkeit, genutzt und wesentliche
Merkmale auch langfristig auf das neue System übertragen werden.


3 – Durch starken Schutz Innovationen fördern
Erst durch starke Rechte des geistigen Eigentums werden für Unternehmen die erforderli-
chen Anreize für Innovationen geschaffen. Das gewerbliche Schutzrechtssystem in
Deutschland und der EU überzeugt durch seine hohe Qualität und Ausgewogenheit. Die
zielorientierte Gestaltung und die anschließende effiziente Nutzung kreativer und innovati-
ver Prozesse liegen gleichermaßen im Allgemeininteresse. Einschränkungen des Schutz-
rechtssystems müssen daher auf das unbedingt erforderliche Maß beschränkt bleiben. In-
ternationale Lösungen für die Herausforderungen wie etwa beim Klimaschutz und im
Gesundheitswesen dürfen nicht in einer Schwächung des geistigen Eigentums gesucht wer-
den. Dies wäre kontraproduktiv, weil gerade hier oft ein besonders hoher Innovationsbedarf
besteht.


4 – Für international gleiche Standards sorgen
Der Schutz geistigen Eigentums muss in bilateralen und multilateralen Freihandelsabkom-
men ausdrücklich verankert werden. Die Bundesregierung und die EU-Kommission sollten
darauf hinwirken, weltweit einheitliche und faire Standards für in- und ausländische Investo-
ren zu schaffen. Die Möglichkeiten bestehender Abkommen sollten ausgebaut und besser
genutzt werden. International tätige Unternehmen brauchen vergleichbare, diskriminie-
rungsfreie Anmeldeverfahren für gewerbliche Schutzrechte. Gerade in einigen Schwellen-
ländern, aber auch in den USA, werden inländische Anmelder durch Einzelregelungen noch
besser gestellt. Benachteiligungen können auch in anderen Vorschriften, z.B. im Vergabe-
recht, erfolgen, wenn dort inländische Rechteinhaber bevorzugt werden.

5 – Rechtsdurchsetzung verbessern
Deutschland braucht eine bessere Koordination der Rechtsverfolgungsbehörden. Ein Infor-
mations- austausch zwischen Polizei und Zoll im Bereich der Produkt- und
Markenpirateriebekämpfung ist notwendig. Auch die internationale Zusammenarbeit ist zu
intensivieren: Die Verfolgung von Rechtsverstößen darf nicht an sprachlichen Grenzen oder
Zuständigkeitsbarrieren scheitern. Rechtsdurch-setzungshindernisse, wie nötige Notarisie-
rungen von Urkunden oder Legalisierungen von Anwaltsvollmachten, müssen abgebaut
werden. Auch für die Rechtsdurchsetzung müssen Mindeststandards geschaffen werden.

6 – Strafrechtlichen Schutz vor Markenpiraterie verbessern
Für Verletzungen von Markenrechten in gewerblichem Ausmaß müssen die strafrechtlichen
Sanktionen stärker genutzt und gleichzeitig das Strafrecht verschärft werden. Die aktuelle
Rechtslage und
vor allem ihre Umsetzung bieten kein Abschreckungspotential, das dem angerichteten
Schaden und den Gefahren für die Verbraucher gerecht wird. Markenpiraterie ist ein hoch-
profitables, kriminelles
Handeln nahezu ohne Risiko. Insbesondere Maßnahmen zur Gewinnabschöpfung sollten
daher
intensiver genutzt werden.

7 – Mittelstand unterstützen
Mittelständische Unternehmen brauchen oft Hilfestellung bei der Erlangung und Durchset-
zung von Schutzrechten. Entsprechende Förderprogramme, wie z.B. die KMU-Patentaktion
des vom Bundeswirtschaftsministerium gegründeten Programms SIGNO, müssen breiteren
Kreisen bekannt und verfügbar gemacht werden. Zusätzlich sollten Finanzierungsmodelle
für die Rechtsdurchsetzung in Drittländern geprüft werden. Bewährte Anlaufstellen, wie
z.B. der von der EU geschaffene IPR Help Desk in China, sollten ausgebaut und auch in an-
deren bedeutenden Wirtschaftsregionen eingerichtet werden.


Ansprechpartner:

Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.
Iris Plöger – 030 / 2028 1455
i.ploeger@bdi.eu
Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V.
Doris Möller – 030 / 20308 2704
moeller.doris@dihk.de

Markenverband e.V.
Dr. Alexander Dröge – 030 / 2061 6840
a.droege@markenverband.de

Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie e.V.
Lennart Röer – 030 / 20308 2719
roeer.lennart@dihk.de

Weitere ähnliche Inhalte

Mehr von unn | UNITED NEWS NETWORK GmbH

Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfPresseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfVerkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfPresseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfunn | UNITED NEWS NETWORK GmbH
 

Mehr von unn | UNITED NEWS NETWORK GmbH (20)

Über den Valentinstag.pdf
Über den Valentinstag.pdfÜber den Valentinstag.pdf
Über den Valentinstag.pdf
 
PM.pdf
PM.pdfPM.pdf
PM.pdf
 
130124_zoll_weltzolltag.pdf
130124_zoll_weltzolltag.pdf130124_zoll_weltzolltag.pdf
130124_zoll_weltzolltag.pdf
 
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdfAL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
AL-KO Pressemeldung Vertragsverlaengerung FCA.pdf
 
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdfPresseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
Presseinformation Honda Modelle auf der Motorradwelt Boden….pdf
 
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdfPresseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
Presseinformation MSX125 auf den HMT 23-01-13.pdf
 
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
130121RettedeinenNächstenRotary.pdf
 
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdfVerkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
Verkostungen bei der ProWein 2013 Gemeinschaftsstand Pfalz.pdf
 
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdfZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
ZLB_PM_IsraellnachderWahl.pdf
 
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdfV.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_MINUTE_REPEATER_DE-email.pdf
 
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdfV.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
V.COM_PIAGET_ALTIPLANO_SIHH_2013_DE-email.pdf
 
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
4549 - Pflanzenroller-Modellreihe.pdf
 
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdfPrinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
Prinz_Charles_besucht_Halewood.pdf
 
PI Daimler Mobility Services.pdf
PI Daimler Mobility Services.pdfPI Daimler Mobility Services.pdf
PI Daimler Mobility Services.pdf
 
PM.pdf
PM.pdfPM.pdf
PM.pdf
 
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
36_imm cologne_Schlussbericht.pdf
 
01-21-AI-Graziano.pdf
01-21-AI-Graziano.pdf01-21-AI-Graziano.pdf
01-21-AI-Graziano.pdf
 
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdfPresseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
Presseinformation Honda Neue Führerscheinregularien 18-01-….pdf
 
Text EÖ-PK 2013 .pdf
Text EÖ-PK 2013 .pdfText EÖ-PK 2013 .pdf
Text EÖ-PK 2013 .pdf
 
PM4 INVENTA Garden.pdf
PM4 INVENTA Garden.pdfPM4 INVENTA Garden.pdf
PM4 INVENTA Garden.pdf
 

Sieben Punkte-Katalog zum Schutz des Geistigen Eigentums.pdf

  • 1. Forderungen der deutschen Wirtschaft zum Tag des geistigen Eigentums 2010 1 – Mehr Bewusstsein für den Wert des geistigen Eigentums schaffen Es gibt verschiedene Initiativen, mit denen der Wert geistiger Leistungen – seien es techni- sche Erfindungen, urheberrechtliche Schöpfungen, Geschmacksmuster oder Markenrechte – stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt werden soll. Diese Initiativen von staatlicher und privater Seite müssen besser verzahnt werden. Ein von der Bundesregierung einberufenes „Aktionsbündnis Wirtschaft und Politik“ könnte die Zusammenarbeit der Ak- teure fördern und koordinieren. Zugleich gilt es auf EU-Ebene, insbesondere innerhalb der Kommission, die Kompetenzen zum Schutz des geistigen Eigentums zu bündeln. 2 – Europäisches Patentsystem optimieren Die deutsche Wirtschaft ist mit Abstand die größte Patentanmelderin innerhalb Europas. Sie ist daher in besonderem Maße auf ein EU-Patent angewiesen, das einheitlich, rechtssi- cher und kostengünstig ist. Eine Antwort auf die seit Jahren streitige Sprachenfrage kann nur im Sprachensystem der Europäischen Patentorganisation liegen, das als Amtssprachen Deutsch, Englisch und Französisch vorsieht. Weitere Übersetzungen sollten nur zu Informa- tionszwecken und auf maschineller Basis erfolgen. Eine gemeinsame Patentgerichtsbarkeit kann nur dann zu einem Erfolg werden, wenn die besondere Expertise einzelner Mitglied- staaten, insbesondere der deutschen Patentgerichtsbarkeit, genutzt und wesentliche Merkmale auch langfristig auf das neue System übertragen werden. 3 – Durch starken Schutz Innovationen fördern Erst durch starke Rechte des geistigen Eigentums werden für Unternehmen die erforderli- chen Anreize für Innovationen geschaffen. Das gewerbliche Schutzrechtssystem in Deutschland und der EU überzeugt durch seine hohe Qualität und Ausgewogenheit. Die zielorientierte Gestaltung und die anschließende effiziente Nutzung kreativer und innovati- ver Prozesse liegen gleichermaßen im Allgemeininteresse. Einschränkungen des Schutz- rechtssystems müssen daher auf das unbedingt erforderliche Maß beschränkt bleiben. In- ternationale Lösungen für die Herausforderungen wie etwa beim Klimaschutz und im Gesundheitswesen dürfen nicht in einer Schwächung des geistigen Eigentums gesucht wer- den. Dies wäre kontraproduktiv, weil gerade hier oft ein besonders hoher Innovationsbedarf besteht. 4 – Für international gleiche Standards sorgen Der Schutz geistigen Eigentums muss in bilateralen und multilateralen Freihandelsabkom- men ausdrücklich verankert werden. Die Bundesregierung und die EU-Kommission sollten
  • 2. darauf hinwirken, weltweit einheitliche und faire Standards für in- und ausländische Investo- ren zu schaffen. Die Möglichkeiten bestehender Abkommen sollten ausgebaut und besser genutzt werden. International tätige Unternehmen brauchen vergleichbare, diskriminie- rungsfreie Anmeldeverfahren für gewerbliche Schutzrechte. Gerade in einigen Schwellen- ländern, aber auch in den USA, werden inländische Anmelder durch Einzelregelungen noch besser gestellt. Benachteiligungen können auch in anderen Vorschriften, z.B. im Vergabe- recht, erfolgen, wenn dort inländische Rechteinhaber bevorzugt werden. 5 – Rechtsdurchsetzung verbessern Deutschland braucht eine bessere Koordination der Rechtsverfolgungsbehörden. Ein Infor- mations- austausch zwischen Polizei und Zoll im Bereich der Produkt- und Markenpirateriebekämpfung ist notwendig. Auch die internationale Zusammenarbeit ist zu intensivieren: Die Verfolgung von Rechtsverstößen darf nicht an sprachlichen Grenzen oder Zuständigkeitsbarrieren scheitern. Rechtsdurch-setzungshindernisse, wie nötige Notarisie- rungen von Urkunden oder Legalisierungen von Anwaltsvollmachten, müssen abgebaut werden. Auch für die Rechtsdurchsetzung müssen Mindeststandards geschaffen werden. 6 – Strafrechtlichen Schutz vor Markenpiraterie verbessern Für Verletzungen von Markenrechten in gewerblichem Ausmaß müssen die strafrechtlichen Sanktionen stärker genutzt und gleichzeitig das Strafrecht verschärft werden. Die aktuelle Rechtslage und vor allem ihre Umsetzung bieten kein Abschreckungspotential, das dem angerichteten Schaden und den Gefahren für die Verbraucher gerecht wird. Markenpiraterie ist ein hoch- profitables, kriminelles Handeln nahezu ohne Risiko. Insbesondere Maßnahmen zur Gewinnabschöpfung sollten daher intensiver genutzt werden. 7 – Mittelstand unterstützen Mittelständische Unternehmen brauchen oft Hilfestellung bei der Erlangung und Durchset- zung von Schutzrechten. Entsprechende Förderprogramme, wie z.B. die KMU-Patentaktion des vom Bundeswirtschaftsministerium gegründeten Programms SIGNO, müssen breiteren Kreisen bekannt und verfügbar gemacht werden. Zusätzlich sollten Finanzierungsmodelle für die Rechtsdurchsetzung in Drittländern geprüft werden. Bewährte Anlaufstellen, wie z.B. der von der EU geschaffene IPR Help Desk in China, sollten ausgebaut und auch in an- deren bedeutenden Wirtschaftsregionen eingerichtet werden. Ansprechpartner: Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. Iris Plöger – 030 / 2028 1455 i.ploeger@bdi.eu
  • 3. Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V. Doris Möller – 030 / 20308 2704 moeller.doris@dihk.de Markenverband e.V. Dr. Alexander Dröge – 030 / 2061 6840 a.droege@markenverband.de Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie e.V. Lennart Röer – 030 / 20308 2719 roeer.lennart@dihk.de