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Wochenausblick 27. Juli 2012
Rettungsanker Notenbanken – mal wieder!
Redaktion:
1 Die Woche im Überblick 1
Dr. Stefan Mütze
Tel.: 0 69/91 32-38 50 1.1 Chart der Woche 1
research@helaba.de 1.2 Wochen-Quartals-Tangente 2
1.3 Finanzmarktkalender KW 31 mit Prognosen 3
2 Im Fokus 5
2.1 Devisen: Draghi legt vor – wann folgt Bernanke? 5
2.2 Eurozone: Spanien im Rezessionssumpf 6
Herausgeber:
3 Charttechnik 7
Dr. Gertrud R. Traud
4 Helaba Kapitalmarktszenarien 8
Chefvolkswirt/Leitung Research
5 Helaba Basisszenario mit Prognosetabelle 9
Landesbank Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt am Main 1 Die Woche im Überblick
Telefon: 0 69/91 32-20 24
Telefax: 0 69/91 32-22 44 1.1 Chart der Woche
Olympia in einem nur konjunkturellen Krisenland
Reales Bruttoinlandsprodukt, indexiert auf Q1/2008 = 100
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die Publikation ist mit größter Sorgfalt Laut Renten- und Devisenmarkt beginnen die Olympischen Spiele von London in einem krisenfes-
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich ten Land. Die Konjunkturdaten sprechen eine andere Sprache. Das britische Bruttoinlandsprodukt
unverbindliche Analysen und Prognosen zu
den gegenwärtigen und zukünftigen Markt-
schrumpfte im zweiten Quartal um 0,7 % zur Vorperiode. Zwar ist die Zahl durch einen zusätzli-
verhältnissen. Die Angaben beruhen auf chen Feiertag („Kronjubiläum“) verzerrt und könnte noch revidiert werden. Nach drei negativen
Quellen, die wir für zuverlässig halten, für Quartalen in Folge befindet sich Großbritannien aber in einer Rezession, und trotz einer Verbesse-
deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua-
rung im zweiten Halbjahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt 2012 um insgesamt 0,3 % zurückgehen.
lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön-
nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-
Seit Anfang 2008 hat sich die britische Wirtschaft kaum besser als im kriselnden Spanien geschla-
nen Angaben dienen der Information. Sie gen. Schließlich sind die Probleme ähnlich: Immobilienblasen, Schuldenberge und Haushaltsdefi-
dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für zite. Da helfen den Briten auch um bis zu 6 Prozentpunkte niedrigere Kapitalmarktrenditen wenig.
Anlageentscheidungen verstanden werden.
2. Wochenausblick
Claudia Windt 1.2 Wochen-Quartals-Tangente
Tel.: 0 69/91 32-25 00
„Nur noch kurz die Welt retten“, so oder ähnlich wirkten die jüngsten Äußerungen von EZB-
Präsident Draghi auf die Marktteilnehmer: "Innerhalb unseres Mandats ist die EZB bereit, alles
Erforderliche zu tun, um den Euro zu erhalten". Mit der nun berechtigten Hoffnung auf ein stärke-
res Eingreifen der EZB im Kampf gegen die Euro-Staatsschuldenkrise hat er eine Stimmungswen-
de an den Kapitalmärkten herbeigeführt. In der vergangenen Woche noch drohte die Stimmung
endgültig ins Negative zu kippen. Mit dem spanischen Bankenrettungspaket war es nicht gelun-
gen, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Im Gegenteil, Unsicherheiten um den finanzi-
ellen Bedarf spanischer als auch italienischer Regionen, die tiefe Wirtschaftskrise in Spanien (S. 5)
sowie der Besuch der Troika in Griechenland mit den inzwischen fast schon üblichen Debatten um
Zahlungsausfall und Austritt des Landes im Gefolge, sorgten zunächst für neue Zinshochs in Spa-
nien und Italien und vice versa Zinstiefs in Deutschland.
Nun haben also die Notenbanken wieder das Zepter übernommen. Auch wenn in der kommenden
Woche nicht mit einer Zinssenkung zu rechnen ist, so wird „Super-Mario“ für die gestressten
EZB geht in Europäer eine Beruhigungspille in Aussicht stellen. Wir rechnen mit weiteren Anleihekäufen der
die Offensive EZB, die Spanien und auch Italien womöglich schon in der Berichtswoche eine Verschnaufpause
verschaffen sollten. Bislang hat die EZB solche Staatsanleihekäufe mit der Störung des monetären
Transmissionsmechanismus durch die Rentenmärkte begründet, allerdings nie im Vorfeld ange-
kündigt. Dennoch sind Draghis Äußerungen u. E. als Gegenoffensive zu der deutschen Position
mit Blick auf das ausstehende Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu verstehen. Im Prinzip kann
die EZB als „lender of last resort“ nicht nur die Unsicherheitsphase bis zum Urteil am 12. Septem-
ber umgehen, sondern wohl auch darüber hinaus. Lediglich Griechenland könnte einen Strich
durch die Rechnung machen. Sollte ein weiterer Schuldenschnitt unvermeidlich sein, so wird auch
die EZB um Abschreibungen nicht herum kommen. Dies könnte die Diskussionen in Europa neu
entfachen, inwieweit eine solche Form der Staatsschuldenfinanzierung durch die Geldpolitik zu-
lässig ist. Auf der anderen Seite des Atlantiks tagen ebenfalls die Notenbanker (S. 4). Mit einem
QE3-Programm ist vor der Sommerpause zwar nicht zu rechnen, zugleich dürften die Daten zum
Arbeitsmarkt signalisieren, dass es der US-Wirtschaft derzeit an Schwung fehlt.
Finanzmarktrückblick und -prognosen
Veränderung seit... aktueller
30.12.2011 19.07.2012 Stand* Q3/2012 Q4/2012 Q1/2013
(in %) Index
DAX 11,6 -2,6 6.583 7.000 7.200 7.300
(in Bp) (in %)
3M Euribor -93 -4 0,42 0,5 0,5 0,7
3M USD Libor -13 -1 0,45 0,4 0,4 0,4
10 jähr. Bundesanleihen -51 10 1,32 1,8 2,1 2,1
10 jähr. Swapsatz -57 7 1,81 2,3 2,5 2,5
10 jähr. US-Treasuries -44 -7 1,44 2,1 2,4 2,3
(jew eils gg. Euro, %) (jew eils gg. Euro)
US-Dollar 5,5 0,0 1,23 1,30 1,35 1,40
Japanischer Yen 3,8 0,4 96 104 110 115
Britisches Pfund 6,7 -0,3 0,78 0,85 0,88 0,87
Schweizer Franken 1,3 0,0 1,20 1,20 1,20 1,25
(in %)
Brentöl $/B -1,8 -2,7 107 95 100 103
Gold $/U 3,3 2,2 1.616 1.600 1.650 1.650
*Schlusskurse vom 26.07.2012 Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 27. Juli 2012· © Helaba 2
3. Wochenausblick
1.3 Finanzmarktkalender KW 31 mit Prognosen
Helaba- Bloom berg
Zeit Land Periode Indikator Vorperiode
Prognose Consensus
Montag, 30.07.2012
EU-Kommission; Indizes:
11:00 EZ Jul Industrievertrauen -14 -13,9 -12,7
Konsumentenvertrauen -21,6 -21,6 -19,8
Dienstag, 31.07.2012
09:55 DE Jul Arbeitslose s.b.; gg. Vm. in Tsd. 7 5 7
09:55 DE Jul Arbeitslosenquote; n.s.a./s.a., % 6,7 / 6,8 k.A. / 6,8 6,6 / 6,8
11:00 EZ Jun Arbeitslosenquote; % 11,1 11,2 11,1
Konsumentenpreise
Frühschätzung
11:00 EZ Jul
% m/m -0,4 k.A. -0,1
% y/y 2,5 2,4 2,4
Arbeitskostenindex
14:30 US Q2 % q/q 0,5 0,5 0,4
% y/y 1,7 k.A. 1,9
14:30 US Jun Persönliche Einkommen, % m/m 0,3 0,4 0,2
14:30 US Jun Persönliche Ausgaben, % m/m 0,0 0,1 0,0
Deflator privater Konsum
14:30 US Jun % m/m 0,0 0,0 -0,2
% y/y 1,7 1,7 1,5
Kerndeflator privater Konsum
14:30 US Jun % m/m 0,2 0,2 0,1
% y/y 1,8 1,8 1,8
15:45 US Jul Einkaufsmanagerindex Chicago 53,5 52,5 52,9
16:00 US Jul Verbrauchervertrauen (CB); Index 61 61,5 62,0
Mittw och, 01.08.2012
16:00 US Jul ISM-Index Verarb. Gew erbe 50,8 50,5 49,7
20:15 US FOMC-Zinsentscheidung; % 0,25 0,25 0,25
23:00 US Jul PKW-Absatz; JR, Mio. 14,0 14,0 14,1
Helaba Volkswirtschaft/Research · 27. Juli 2012· © Helaba 3
4. Wochenausblick
Donnerstag, 02.08.2012
Produzentenpreise
11:00 EZ Jun % m/m -0,4 -0,4 -0,5
% y/y 2,0 1,9 2,3
13:00 UK Bank of England Zinsentscheid; % 0,5 0,5 0,5
13:45 EZ EZB-Sitzung mit PK 0,75 0,75 0,75
Erstanträge auf
14:30 US 28. Jul 375 378 353
Arbeitslosenunterstützung, Tsd
Freitag, 03.08.2012
Einzelhandelsumsätze
11:00 EZ Jun % m/m, s.a. 0,0 0,0 0,6
% y/y, s.a. -1,6 k.A. -0,7
Beschäftigung außerhalb der
14:30 US Jul 100 100 80
Landw irtschaft; m/m Tsd.
14:30 US Jul Arbeitslosenquote; % 8,2 8,2 8,2
Durchschnittliche Stundenlöhne
14:30 US Jul % m/m 0,2 0,2 0,3
% y/y 1,9 1,9 2,0
ISM-Index außerhalb des
16:00 US Jul 52,8 52,5 52,1
Verarbeitenden Gew erbes
im Laufe der Woche
Einzelhandelsumsatz
08:00 DE Jun % m/m, real s.a. 0,5 0,5 -0,3
% y/y, real s.a. -0,1 k.A. 2,3
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 27. Juli 2012· © Helaba 4
5. Wochenausblick
Christian Apelt, CFA
Tel.: 0 69/91 32-4726
2 Im Fokus
2.1 Devisen: Draghi legt vor – wann folgt Bernanke?
Im derzeitigen Umfeld können quantitative Maßnahmen sowohl der EZB als auch der Federal
Reserve den Euro-Dollar-Kurs stützen. Die Chance auf eine Bodenbildung wächst.
EZB-Präsident Draghi stoppte zunächst einmal die Talfahrt des Euro. Er sagte, die Notenbank
würde alles Erforderliche tun, um den Euro zu retten. Dies dürfte ein Hinweis auf die Wiederauf-
nahme des Kaufprogramms für Staatsanleihen sein. Die positive Reaktion – der Euro-Dollar-Kurs
kletterte zeitweise über 1,23 – widerspricht zunächst einmal der Theorie. Denn mehr im Umlauf
befindliche Euro sollten eigentlich den Außenwert der Währung schwächen. Dennoch bereinigten
wohl insbesondere spekulative Anleger, die massiv gegen den Euro wetten, einige Positionen. Von
dieser Seite besitzt der Euro noch erhebliches Potenzial.
Wenn die US-Notenbank in den vergangenen Jahren Kaufprogramme beschlossen hatte, wertete
der US-Dollar – theoriekonform – hingegen ab. Für den anstehenden Notenbankentscheid gibt es
Fed zögert noch
zwar Spekulationen hinsichtlich neuer quantitativer Maßnahmen. Fed-Präsident Bernanke hatte
mit QE3
zuletzt aber keine direkten Hinweise in diese Richtung gegeben und auch die neuesten Daten ga-
ben keine entscheidenden Impulse. Daher ist zunächst nicht mit einem neuen Kaufprogramm
(„QE3“) zu rechnen. Anpassungen im Kommuniqué sind aber möglich. Auch werden die Fed-
Mitglieder die Hoffnung auf QE3 zu einem späteren Zeitpunkt kaum zerstören. Sollte sich die in
den letzten Monaten zu verzeichnende Konjunkturverlangsamung fortsetzen, wächst die Wahr-
scheinlichkeit eines neuen Kaufprogramms, vielleicht schon im September.
Euro-Dollar-Kurs fest im Griff der Schuldenkrise US-Kaufprogramme negativ für den Greenback
USD. Prozentpunkte, invertiert Billionen USD Index
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Anhaltspunkte bringen in der Berichtswoche die Einkaufsmanagerindizes und der Arbeitsmarktbe-
richt. Der ISM-Index für die Industrie dürfte wieder über die Expansionsschwelle von 50 klettern,
Mehr Liquidität stützt die Beschäftigung um rund 100 Tausend Stellen zulegen. Dennoch bleibt die US-Konjunktur
Euro-Dollar-Kurs wacklig. Im Fall von QE3 würde der US-Dollar wohl auch diesmal abwerten. Nicht zuletzt weil
mehr Liquidität im Finanzsystem die Risikoneigung erhöht, der vermeintlich sichere Anlagehafen
US-Dollar wird weniger gefragt. Die EZB trägt mit neuen Anleihekäufen zu einer Stabilisierung
des Euro-Dollar-Kurses bei: zum einen fördert die zusätzliche Liquidität die Risikoneigung, zum
anderen sinkt das Risiko eines Zahlungsausfalls oder gar eines Zerfalls der Währungsunion. Von
Griechenland, über Spanien bis zum Bundesverfassungsgericht liegen noch einige Stolpersteine im
Weg, die eine nachhaltige Euro-Erholung gefährden. Jedoch ist möglicherweise die Basis für einen
Euro-Dollar-Kursanstieg gelegt.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 27. Juli 2012· © Helaba 5
6. Wochenausblick
2.2 Eurozone: Spanien im Rezessionssumpf
Dr. Stefan Mütze
Tel.: 0 69/91 32-3850
Aufgrund der zunehmenden wirtschaftlichen Probleme in Spanien haben wir die BIP-
Prognose zurückgenommen. Der Boom am deutschen Arbeitsmarkt läuft aus.
Das spanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im zweiten Quartal um 0,4 % gegenüber dem Vor-
quartal gesunken. Diese ist der dritte Rückgang in Folge. Ein kurzfristiger Ausweg aus der Rezes-
Spanien bleibt vorerst in
sion zeichnet sich nicht ab. So sind die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen nur durch verbale
der Rezession
Intervention der EZB zuletzt wieder unter sieben Prozent gesunken. Die Refinanzierung der spani-
schen Staatsverschuldung bleibt weiterhin erschwert. Neben der Bankenkrise hat sich zunehmend
die Situation der spanischen Regionen verschärft, so dass hier ein höherer Finanzbedarf zu erwar-
ten ist. Die Regierung steuert mit einer entschlossenen Sparpolitik entgegen. So sollen Ausgaben-
reduzierungen und Einnahmeerhöhungen bis Ende 2014 65 Mrd. € oder 6 % des BIP erbringen.
Ab September wird die Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte auf dann 21 % erhöht, was sich
spätestens im vierten Quartal auf den Konsum dämpfend auswirken wird. So unumgänglich diese
Maßnahmen sind, so werden sie doch die Wirtschaftsentwicklung negativ beeinflussen. Die sin-
kende Binnennachfrage kann auch durch einen steigenden Außenbeitrag nicht kompensiert wer-
den. Da aufgrund der Schuldenkrise vorläufig keine Änderung der restriktiven Wirtschaftspolitik
absehbar ist, senken wir unsere BIP-Prognose für Spanien für 2012 auf -1,2 % (vorher: -0,8 %)
und für 2013 auf -0,7 % (vorher: 0,5 %).
Exportschub hilft Spanien nur begrenzt … …, denn Binnennachfrage bricht weg
Exporte, real, Index: Q1 2009 = 100 Inländische Verwendung des BIP, real, Index: Q1 2009 = 100
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes in den letzten gut zwei Jahren ist beeindruckend.
Seit März 2010, als der Beschäftigungsboom seinen Anfang nahm, ist die Zahl der erwerbstätigen
Pause am deutschen Inländer um fast 1,3 Millionen gestiegen. Die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit sank in diesem
Arbeitsmarkt Zeitraum „nur“ um 500.000. Ursache dieser deutlichen Diskrepanz sind die Zuwanderung auslän-
discher Arbeitnehmer und ein Beschäftigungsaufbau aus der „stillen Reserve“. Die jüngsten Früh-
indikatoren deuten allerdings auf eine Abschwächung des Wachstumstempos im zweiten Halbjahr
hin. Dies dürfte sich in den nächsten Monaten auch in einer moderateren Entwicklung am deut-
schen Arbeitsmarkt bemerkbar machen. So hat sich die Beschäftigungskomponente des Einkaufs-
managerindexes für die Gesamtwirtschaft abgeschwächt. Sie lag im Juli unter der Stagnations-
schwelle von 50 Punkten. Während die Beschäftigung in den letzten drei Monaten um durch-
schnittlich 30.000 pro Monat gestiegen ist, stieg die Arbeitslosigkeit in diesem Zeitraum bereits
leicht an. Für Juli ist ein weiterer kleiner Anstieg der Arbeitslosigkeit nicht auszuschließen, u.a.
weil es durch die Schlecker-Insolvenz im Juli zur Kündigung von über 13.000 Mitarbeitern ge-
kommen ist. Im Jahresdurchschnitt dürfte die Zahl der Arbeitslosen 2012 trotzdem auf 2,85 Milli-
onen zurückgehen. Dies wäre ein Minus von knapp 130.000 nach 263.000 im Jahr 2011.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 27. Juli 2012· © Helaba 6
7. Wochenausblick
3 Charttechnik
Bund-Future: Korrektur im Aufwärtstrendkanal Widerstände: 144,40 145,01 145,31
MACD Bund-Future (weekly) Unterstützungen: 143,15 142,91 142,46
Da der Future daran gescheitert ist, sein bei 146,89 liegen-
des Allzeithoch zu überwinden, ist es zu einer Korrektur
gekommen. Diese führte den Future bis an das 38,2 %-
Retracement der Juli-Aufwärtsbewegung. Da dieses bei
143,76 liegende Retracement bereits kurzfristig unterschrit-
ten wurde, müssen weitere Verluste ins Kalkül gezogen
werden, zumal die sich nun im Short-Modus befindlichen
Trendfolger die Wahrscheinlichkeit dafür nochmals erhö-
hen. Die nächsten Auffangmarken liegen dann erst bei
143,15, 142,91 und 142,46.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891)
EUR-USD: Abwärtsszenario trotz Erholung intakt Widerstände: 1,2329 1,2426 1,2692
MACD EUR-USD (weekly) Unterstützungen: 1,2040 1,2000 1,1875
Der Euro hat sich in den letzten beiden Tagen erholt und im
Hoch bei 1,2329 notiert. Damit wurde ein wichtiger Wider-
stand im Bereich von 1,2289 zumindest temporär überwun-
den. Nun gilt es, die Aufmerksamkeit auf die Zone von
1,2330/1,2366 zu richten. Dort befindet sich eine große
Anzahl von fallenden, gleitenden Durchschnitten. Sollte
diese Hürde überwunden werden, ist ein Test des seit An-
fang Mai bestehenden Abwärtstrendkanals möglich. Die
Widerstandslinie verläuft derzeit bei 1,2426. Spätestens
dann würde die Luft nach oben dünn.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891)
DAX: Test der 200-Tage-Linie erfolgreich Widerstände: 6.670 6.740 6.771
DMI DAX (daily) Unterstützungen: 6.490 6.446 6.390
Kurzfristig wackelte der Dax gehörig. Gestern wurde tempo-
rär die wichtige 200-Tage-Linie unterschritten. Das
Chartbild drohte sich deutlich einzutrüben, bevor EZB-
Präsident Draghi für einen Befreiungsschlag sorgte. Der in
der Folge ausgelöste „short-squeeze“ ließ den Dax in den
Widerstandsbereich von 6.580/6.620 Zählern klettern. Die
Indikatoren sind mehrheitlich positiv zu beurteilen. Ledig-
lich der ADX mit einem Wert von 21,27 mahnt zur Vor-
sicht. Tragfähige Unterstützungen lassen sich für den Dax
bei 6.490 und 6.446 Zählern definieren.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research Christian Schmidt (Tel.: 069/9132-2388)
Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf einer charttechnischen Analyse.
Unsere fundamentalen Analysen gehen in diese Betrachtung nicht ein.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 27. Juli 2012· © Helaba 7
8. Wochenausblick
4 Helaba Kapitalmarktszenarien
Für unseren Kapitalmarktausblick 2012 haben wir das Thema „Helden- und Göttersagen“ ge-
wählt. Im Hauptszenario „Gordischer Knoten“ (Eintrittswahrscheinlichkeit: 65 %) kann die
Hauptszenario: Eskalation der Euro-Staatsschuldenkrise vermieden werden, so dass die Unsicherheit und hohe
Gordischer Knoten Volatilität an den Kapitalmärkten abebben. Dennoch erfordert die Bewältigung der Krise Zeit, so
dass der Verlauf an den Kapitalmärkten stärker von politischen, denn von konjunkturellen Ein-
flussfaktoren bestimmt wird. Die großen Euroländer ringen weiterhin um eine Lösung, wobei sich
die Vorschläge stärker auf eine Vergemeinschaftung der Schulden fokussieren. Sie unterscheiden
sich dahin, ob dies mit oder ohne Aufgabe von nationalstaatlicher Souveränität einhergeht. Mit
weiteren Hilfsmechanismen, einer expansiven Geldpolitik sowie vertrauensbildenden Maßnahmen
wie einer breiten Zustimmung zum Fiskalpakt sollte eine Stabilisierung der Lage gelingen. Eine
weitere Vergemeinschaftung der europäischen Staatsschulden wird immer wahrscheinlicher. Der
konjunkturelle Gegenwind aus den Euro-Problemländern dürfte bis Jahresende nachlassen.
Insgesamt dürfte sich 2012 das globale Wirtschaftswachstum vor allem dank einer expansiven
Geldpolitik festigen. Impulsgeber bleiben dabei die Schwellenländer. In den europäischen Prob-
lemländern wird der Konsolidierungsdruck zwar hoch bleiben, aber die negativen Effekte der
Restrukturierungen nehmen allmählich ab. In den USA kommt es dagegen im Wahljahr nicht zu
größeren Konsolidierungsanstrengungen, so dass die Wirtschaft erneut um rund 2 % wachsen
wird. 2013 dürfte das globale BIP insgesamt wieder stärker expandieren.
In unserem positiven Szenario „Phönix aus der Asche“ (5 %) kann die Weltwirtschaft an das
überdurchschnittliche Wachstum 2010 anknüpfen. Befeuert wird dies von einer expansiven Aus-
Alternativszenario: richtung der Geld- und Fiskalpolitik. In den Euro-Ländern zeigen sich erste Erfolge der Strukturre-
Phönix aus der Asche formen, so dass auch dort die konjunkturelle Dynamik wieder zunimmt. Aktien strahlen heller
denn je und Renten verzeichnen im Gegenzug kräftige Kursverluste.
Im negativen Szenario „Sisyphus“ (30 %) fällt die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession und die
europäische Staatsschuldenkrise eskaliert. Die Industrieländer geraten in ein deflationäres Umfeld.
Alternativszenario: Europa schafft es nicht, das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Vielmehr setzt eine
Sisyphus breite Kapitalflucht aus dem Euroraum ein. Der Versuch Staaten und Banken gleichzeitig zu retten
stellt sich als Sisyphusarbeit heraus. Anleger suchen Sicherheit, wovon der US-Dollar und Anlei-
hen höchster Bonität profitieren. Auf die Aktienmärkte hingegen rollt ein Einbruch zu.
Investmentszenarien 2012
Szenarien Wahrschein-
Wachstum Inflation Renten Euro Aktien
2012 lichkeit
Gordischer
65%
Knoten
Phönix aus
5%
der Asche
Sisyphus 30%
Quelle: Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 27. Juli 2012· © Helaba 8
9. Wochenausblick
5 Helaba Basisszenario mit Prognosetabelle
In unserem Hauptszenario „Gordischer Knoten“ (Eintrittswahrscheinlichkeit: 65 %) kann die
Eskalation der Euro-Staatsschuldenkrise vermieden werden, so dass die Unsicherheit und hohe
Volatilität an den Kapitalmärkten abebben. Mit weiteren Hilfsmechanismen, einer expansiven
Geldpolitik sowie vertrauensbildenden Maßnahmen wie einer breiten Zustimmung zum Fiskalpakt
sollte eine Stabilisierung der Lage gelingen. Dabei zeichnet sich eine weitere Vergemeinschaftung
der europäischen Staatsschulden ab. Der konjunkturelle Gegenwind aus den Euro-Problemländern
dürfte bis Jahresende nachlassen. Insgesamt wird sich 2012 das globale Wirtschaftswachstum vor
allem dank einer expansiven Geldpolitik festigen. In den europäischen Problemländern wird der
Konsolidierungsdruck zwar hoch bleiben, aber die negativen Effekte der Restrukturierungen neh-
men allmählich ab. In den USA kommt es im Wahljahr dagegen nicht zu größeren Konsolidie-
rungsanstrengungen, so dass die Wirtschaft erneut um rund 2 % wachsen wird. 2013 dürfte das
globale BIP insgesamt wieder etwas stärker expandieren.
Rentenmärkte: Die EZB sorgt mit extrem niedrige Leitzinsen, Liquiditätsmaßnahmen wie Kauf-
programmen für Staatsanleihen gefährdeter Euro-Länder sowie Langfristtender für Finanzmarkt-
stabilität. Die hohe Unsicherheit um den Verbleib Griechenlands im Euroraum hat zu einer extre-
men Risikowahrnehmung im Euroraum geführt. Investoren nehmen daher sogar eine negative
Realverzinsung für deutsche Staatsanleihen in Kauf. Da jedoch der finanzielle Verpflichtungsrah-
men Deutschlands im Zuge der Euro-Rettung weiter zunimmt, dürfte die Nachfrage nach sehr
teuren Bundesanleihen tendenziell sinken. Die langfristige Bonität Deutschlands wird zunehmend
kritisch hinterfragt. Die Verzinsung 10-jähriger Staatsanleihen dürfte in Deutschland in der zwei-
ten Jahreshälfte zwischen 1,1 % und 2,2 % schwanken, in den USA zwischen 1,4 % und 2,5 %.
Euro: Die Sorgen um die europäische Schuldenkrise werden im zweiten Halbjahr 2012 dank poli-
tischer Fortschritte in den Hintergrund gedrängt. Die Konjunktur in der Eurozone fasst wieder
Tritt, der Wachstumsvorsprung der USA schmilzt. Die US-Geldpolitik bleibt sehr expansiv, selbst
weitergehende Maßnahmen sind nicht ausgeschlossen. Der Euro dürfte sich daher gegenüber dem
US-Dollar erholen. Der Euro-Dollar-Kurs sollte sich bis Ende 2012 im Bereich von 1,20 bis 1,40
bewegen.
Aktienmärkte: Mit einer Beruhigung der Schuldenkrise und wieder robusteren Konjunkturindika-
toren wird der Risikoappetit der Anleger zunehmen. Dies dürfte zu Umschichtungen zugunsten
von Aktien führen. Auch die günstige Bewertung spricht mittelfristig für Dividendentitel, zumal
die Liquiditätsversorgung auch künftig sehr großzügig ausfallen wird. Der DAX dürfte daher bis
Jahresende die Marke von 7.000 Punkten wieder überschreiten.
Helaba Volkswirtschaft/Research · 27. Juli 2012· © Helaba 9
10. Wochenausblick
Prognoseübersicht
Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise
Veränderung gg.
reale Veränderung gg. Vorjahr in %
Vorjahr in %
2010 2011 2012p 2013p 2010 2011 2012p 2013p
Euroland 1,9 1,5 0,1 1,1 1,6 2,7 2,4 2,1
Frankreich 1,6 1,7 0,7 1,5 1,7 2,3 2,4 2,1
Italien 1,8 0,5 -1,1 0,7 1,6 2,9 3,0 2,2
Spanien -0,1 0,7 -1,2 -0,7 2,0 3,1 2,0 2,2
Griechenland -3,5 -6,9 -7,0 -2,0 4,7 3,1 0,5 0,5
Irland -0,8 1,4 0,5 1,5 -1,6 1,2 1,8 1,9
Portugal 1,4 -1,6 -3,5 -1,0 1,4 3,6 2,5 1,5
Deutschland* 3,6 3,1 1,2 1,7 1,1 2,3 2,0 2,0
Großbritannien 1,8 0,8 -0,3 1,0 3,3 4,5 2,6 2,3
Schw eiz 2,7 2,1 1,2 1,2 0,7 0,2 -0,9 0,5
Schw eden 6,2 3,9 1,0 1,3 1,2 3,0 1,5 1,8
Polen 3,9 4,3 2,7 3,0 2,7 4,2 4,0 3,3
Ungarn 1,3 1,7 -0,5 1,0 4,9 3,9 5,7 4,0
Tschechien 2,7 1,7 0,5 1,7 1,5 1,9 3,4 2,5
Russland 4,3 4,3 3,5 4,0 6,9 8,4 5,0 6,0
USA 3,0 1,7 2,2 2,0 1,6 3,1 1,6 1,7
Japan 4,4 -0,7 2,3 1,0 -0,7 -0,3 0,5 -0,2
Asien ohne Japan 8,4 6,5 5,7 6,2 5,1 6,0 5,0 5,0
China 10,4 9,2 7,9 8,4 3,3 5,3 3,0 3,5
Indien 9,6 7,0 6,5 7,0 12,0 8,9 7,5 7,5
Lateinamerika 6,0 4,3 3,0 4,0 5,9 6,5 6,5 6,0
Brasilien 7,5 2,7 2,3 3,8 5,0 6,6 5,8 5,5
Welt 4,9 3,4 3,1 3,5 2,9 3,9 3,1 2,9
p = Prognose; *Deutschland: arbeitstäglich bereinigt;
Quellen: EIU, EcoWin, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Helaba Volkswirtschaft/Research · 27. Juli 2012· © Helaba 10