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Helaba Volkswirtschaft/Research



                                                   Devisenreport                                                                             23. Mai 2012




                                                   1     Im Fokus                                                                                               1
                                                         1.1    US-Dollar: Nur als Fluchtwährung gefragt                                                        2
                                      Autor:             1.2    Britisches Pfund: Sicherer Anlagehafen Pfund Sterling?                                          3
                Christian Apelt, CFA                     1.3    Schweizer Franken: Kein Zurück für die SNB                                                      5
       Telefon: 0 69/91 32-47 26                         1.4    Japanischer Yen: Vorerst eine Insel der Seligen                                                 6
               research@helaba.de                  2     Kompakt: AUD, BRL und SEK                                                                              7
                                                   3     Helaba Währungsprognosen                                                                               8


                               Redaktion:                1 Im Fokus
                          Claudia Windt
                                                   Euro-Performance im Monatsvergleich
                                                   % gg. Euro im Vergleich zum Vormonat (vom 25.04. bis zum 22.05.2012)



                          Herausgeber:

                    Dr. Gertrud Traud                                                                                          4,2         US-Dollar
                                                                                                                                     6,0   Japanischer Yen
Chefvolkswirt/Leitung Research
                                                                                                                   1,6                     Britisches Pfund
Landesbank Hessen-Thüringen
                                                                                                          0,0                              Schweizer Franken
                         MAIN TOWER
         Neue Mainzer Str. 52-58                                                                           0,4                             Kanadischer Dollar
        60311 Frankfurt am Main                                                             -1,3                                           Australischer Dollar
       Telefon: 0 69/91 32-20 24                                           -3,3                                                            Neuseeland-Dollar
        Telefax: 0 69/91 32-22 44                                                    -2,2                                                  Schwedische Krone
                                                                                                   -0,4                                    Norwegische Krone


                                                                                     -2,2                                                  Tschechische Krone
                                                                       -4,0                                                                Polnischer Zloty
                                                                       -4,0                                                                Ungarischer Forint
                                                                                  -2,5                                                     Russischer Rubel
                                                                                                          0,1                              Türkische Lira
                                                                                                                 1,1                       Koreanischer Won
                                                                                                                         2,9               Chinesischer Yuan
                                                                                       -1,8                                                Indische Rupie
                                                                              -3,0                                                         Südafrikanischer Rand
                                                          -6,3                                                                             Brasilianischer Real
        Die Publikation ist mit größter Sorgfalt                                         -1,4                                              Mexikanischer Peso
bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich
  unverbindliche Analysen und Prognosen zu
   den gegenwärtigen und zukünftigen Markt-
     verhältnissen. Die Angaben beruhen auf
                                                   ■ Kernwährungen ■ Restliche G10 ■ Schwellenländerwährungen
    Quellen, die wir für zuverlässig halten, für
                                                   Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
 deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua-
 lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön-
 nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe-

     nen Angaben dienen der Information. Sie
 dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für
  Anlageentscheidungen verstanden werden.
Devisenreport




                                   1.1          US-Dollar: Nur als Fluchtwährung gefragt

                                Die politischen Unsicherheiten haben den Devisenmarkt erneut im Griff. In Griechenland scheiter-
                                te die Regierungsbildung. Damit wächst die Angst davor, dass nach den Neuwahlen sich eine neue
                                Regierung vom Sparkurs verabschiedet und Griechenland somit die Währungsunion verlassen
                                müsste. Die Sorgen vor einer Ansteckung auf andere Peripherieländer belasten den Euro. Zudem
                                schüren die Probleme im spanischen Bankensektor die Nervosität. Der Euro-Dollar-Kurs fiel auf
                                sein Jahrestief von 1,26. Der Japanische Yen sowie das Pfund Sterling legten ebenfalls gegenüber
                                dem Euro zu, die Rohstoffwährungen werteten hingegen ab.

                                Die wachsende Angst an den Finanzmärkten erhöht einmal mehr die Nachfrage nach dem ver-
                                meintlich sicheren Hafen US-Dollar. Der Zusammenhang von Euro-Dollar-Kurs und Risikoaver-
    US-Wirtschaft strotzt
                                sion hat sich zuletzt wieder deutlich gefestigt. Die US-Konjunkturdaten hingegen stützen den
   auch nicht vor Stärke
                                Greenback nur bedingt. Das Bruttoinlandsprodukt expandierte im ersten Quartal 2012 mit
                                annualisiert 2,2 % zur Vorperiode allenfalls solide. Der Beschäftigungszuwachs enttäuschte im
                                April, selbst wenn die Arbeitslosenquote leicht zurückging. Die Stimmungsindikatoren fielen
                                gemischt aus. Von einer spürbaren Wachstumsbeschleunigung ist vorerst nicht auszugehen. Die
                                US-Notenbank wird vermutlich weiter abwarten. Jedoch wird sich die Federal Reserve vor dem
                                Hintergrund der auch in den USA nervöseren Finanzmärkte die Tür für neue Wertpapierkaufpro-
                                gramme offen halten. Dies setzt dem Aufwertungspotenzial des US-Dollar Grenzen.

Euro-Dollar-Kurs nahe dem Jahrestief                                           Hohe Short-Positionen der Spekulanten als Kontraindikator
US-$                                                               Index       US-$                                     Kontrakte in % am open interest




Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research                            Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                Neben der Politik belasteten auch enttäuschende Stimmungsindikatoren den Euro. Allerdings
                                dürfte der Devisenmarkt eine schwächere Konjunktur in der Eurozone schon weitgehend in den
  Euro-Dollar-Kurs findet
                                Kursen berücksichtigt haben, zumal die deutsche Wachstumslokomotive ihre Delle schon über-
           Unterstützung
                                wunden hat. Selbst aus der Peripherie gibt es Hoffnungsschimmer: Die Leistungsbilanzdefizite –
                                ein Kennzeichen für die Ungleichgewichte in der Eurozone – in Spanien und Portugal schrumpfen
                                spürbar. Diese Entwicklung kann die Währungsunion langfristig stabilisieren. Ein Austritt Grie-
                                chenlands wäre wohl ein Sonderfall, der zwar kurzfristig den Euro belasten würde. Mittelfristig
                                wäre die Währungsunion aber ohne Griechenland wohl solider aufgestellt. Da die meisten griechi-
                                schen Parteien einen Verbleib im Euro favorisieren, ist ein solches Szenario derzeit ohnehin eher
                                unwahrscheinlich. Die Politik in der EU dreht sich etwas in Richtung Wachstumsimpulse, so dass
                                die Eurozone mit Rückenwind von der Weltwirtschaft ihre Rezession überwindet. Im Bereich von
                                1,25 bis 1,30 wird der Euro-Dollar-Kurs gemäß Kaufkraftparitäten und Zinsdifferenzen fundamen-
                                tal gut unterstützt. Zudem ist der Euro technisch überverkauft, die spekulativen Short-Positionen –
                                im Sinne der Kontraindikation – nähern sich den Rekordniveaus. Wenn die akuten Sorgen sich
                                legen, wird sich die Gemeinschaftswährung wieder spürbar erholen. Der Weg in Richtung eines
                                Euro-Dollar-Kurses von 1,35 bis 1,40 verläuft aber aktuell holpriger als erhofft.




                                Helaba Volkswirtschaft/Research · 23. Mai 2012· © Helaba                                                              2
Devisenreport




                                   1.2          Britisches Pfund: Sicherer Anlagehafen Pfund Sterling?

                                Sorgen und Ängste wegen der europäischen Schuldenkrise machen sich einmal mehr am Devi-
                                senmarkt bemerkbar. Der Euro leidet, die klassischen Fluchtwährungen wie US-Dollar und Japani-
  Pfund Sterling stärkste
                                scher Yen profitieren – dank Notenbankinterventionen spielt der Schweizer Franken diese Rolle
          Währung 2012
                                nicht mehr. Der klare Gewinner unter den wichtigsten Währungen 2012 ist jedoch bislang das
                                Britische Pfund. So fiel der Euro-Pfund-Kurs zeitweise unter 0,80. Während der globalen Finanz-
                                krise 2008/09 wertete die britische Währung in Phasen wachsender Risikoaversion an den Märkten
                                noch zumeist ab, auch gegenüber dem Euro. Im Zuge der europäischen Schuldenkrise änderte sich
                                das Bild nur teilweise. Wird das Pfund Sterling nun zum neuen Schweizer Franken?

Pfund Sterling hängt die Konkurrenz ab                                         Sehr mäßiges Wachstum in UK
Handelsgewichtete Wechselkursindizes, 30.12.2011 = 100                         % gg. Vorquartal, annualisiert                        Index




Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research                            Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                Großbritannien mag zwar eine Insel sein, die ökonomische Entwicklung unterscheidet sich aber
                                kaum von der in Kontinentaleuropa. Schließlich sind die Probleme doch recht ähnlich: Nach einem
  Rezessive Tendenzen
                                langjährigen Boom durchläuft die Wirtschaft eine Restrukturierung. Die Wohnimmobilienpreise
                                notieren deutlich unter ihren Höchstständen aus dem Jahr 2007. Die privaten Haushalte bauen ihre
                                zuvor enorm gewachsene Verschuldung ab. Die Unternehmen agieren in dem unsicheren Umfeld
                                sehr vorsichtig. Die Regierung versucht, das durch die Krise in die Höhe geschossene Haushalts-
                                defizit mit Sparmaßnahmen zu verringern. Deshalb erholt sich die britische Wirtschaft nach der
                                tiefen Rezession 2008/09 nur sehr mäßig, zumal die Konjunktur des wichtigsten Handelspartners –
                                der Eurozone – schwächelt. In Großbritannien schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt im Winter-
                                halbjahr zwei Quartale in Folge, d.h. das Land befindet sich in einer technischen Rezession. Die
                                BIP-Zahlen sollten jedoch angesichts anderer widersprüchlicher Daten mit einer gewissen Vor-
                                sicht betrachtet werden. Insbesondere stark nachlassende Bauausgaben waren für den Rückgang
                                im ersten Quartal 2012 verantwortlich. Stimmungsindikatoren aus diesem Sektor, aber auch aus
                                anderen Bereichen zeigten ein wesentlich freundlicheres Konjunkturbild an. Die statistischen
                                Verwirrungen halten sogar weiter an: Dank des sechzigjährigen Kronjubiläums von Queen Eliza-
                                beth entfällt ein Arbeitstag im laufenden Quartal, was sich negativ in der Wachstumsrate bemerk-
                                bar machen wird. In der Folgeperiode könnten wiederum die Olympischen Spiele die Konjunktur
                                kurzfristig anfachen. Jenseits der Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt spiegeln womöglich die
                                Stimmungsindikatoren die wirtschaftliche Lage besser wider. Nach dem Anstieg im ersten Quartal
                                trübten sich zuletzt hiervon einige wieder ein. Immerhin ging die Arbeitslosigkeit etwas zurück.
                                Dies sollte die privaten Einkommen und damit den Konsum stützen. Insgesamt bleibt das zugrun-
                                de liegende Wachstum recht mäßig, das Bruttoinlandsprodukt dürfte 2012 um 0,5 % expandieren.
                                Konjunkturell läuft es also kaum besser als in der Eurozone.

                                Das Budgetdefizit Großbritanniens lag im Fiskaljahr 2011/12 bei 8,3 % am BIP, die Staatsver-
                                schuldung bei 84 %. Diese Zahlen entsprechen eher den Krisenländern der Euro-Peripherie als




                                Helaba Volkswirtschaft/Research · 23. Mai 2012· © Helaba                                                 3
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                                soliden Schuldnern. Die Regierung setzt zwar grundsätzlich ihren Sparkurs fort. Aber ob bis
                                2016/17 tatsächlich das Haushaltsdefizit weitgehend verschwunden ist, kann durchaus infrage
                                gestellt werden. Eine merklich positive Leistungsbilanz kennzeichnen ebenfalls sichere Anlagehä-
                                fen am Devisenmarkt. Auch hier muss das Britische Pfund passen. 2011 wies die Leistungsbilanz
                                einen Fehlbetrag von knapp 2 % am BIP aus. Das Defizit hatte sich zwar von Werten über 3 %
                                verringert, dennoch zeichnen sich auf absehbare Zeit keine Überschüsse ab. Der hohe Fehlbetrag
                                im Warenaußenhandel kann durch die positiven Salden im Dienstleistungsgewerbe und bei der
                                Einkommensbilanz nicht kompensiert werden. Für Großbritannien als Zufluchtsort für Kapital
                                sprechen dagegen „weiche“ Faktoren. Nicht nur ist der Kapitalmarkt dort liquider als in vielen
                                anderen Staaten, dies gilt insbesondere auch für den Immobilienmarkt. Zudem ist die Rechtssi-
                                cherheit stark ausgeprägt – so hat selbst Griechenland ihre nach englischem Recht aufgelegten
                                Staatsanleihen gerade zurückgezahlt.

Inflation verlangsamt – neuer Spielraum für die BoE                            Expansivere Geldpolitik von der Bank of England
% gg. Vorjahr                                                                  Bilanzsumme BoE vs. EZB                               GBP




Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research                            Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                Im Gegensatz zu den einzelnen Euro-Staaten hat Großbritannien eine eigene Notenbank. Während
                                es bei der EZB nicht sicher – aber nicht unmöglich – ist, ob sie im Notfall als Staatsfinanzier ein-
                                springt, dürfte bei der Bank of England (BoE) wenig Zweifel bestehen. So hat die BoE im Rahmen
                                ihrer quantitativen geldpolitischen Maßnahmen fast 30 % der ausstehenden Staatsanleihen aufge-
                                kauft. Diesem geringeren Risiko eines Zahlungsausfalls steht aber das Risiko von Inflation bzw.
                                für ausländische Anleger einer Währungsabwertung gegenüber. Zwar fiel die britische Teuerung
                                im April auf 3,0 %. Angesichts der rezessiven Tendenzen ist die Inflation hoch und liegt auch über
                                der Rate in der Eurozone. Bei einem Leitzins von 0,5 % und sehr niedrigen Kapitalmarktrenditen –
                                unter 2 % bei zehnjährigen Gilts – ist damit die reale Verzinsung negativ.

                                Die BoE ließ im Mai ihr Wertpapierkaufprogramm zunächst auslaufen, was das Pfund begünstigte.
                                Im neuesten Inflationsbericht sah die Notenbank die Preisrisiken als weitgehend ausgeglichen an.
     Expansive BoE als
                                Die Probleme im Zuge der europäischen Schuldenkrise, die schwächliche britische Konjunktur
 mittelfristige Belastung
                                sowie sehr geringe Lohnanstiege könnten aber die Lage in Richtung Deflationsrisiken kippen. Eine
                                Wiederaufnahme der BoE-Käufe in den nächsten Monaten ist keineswegs unwahrscheinlich und
                                würde ihre Bilanzsumme ausweiten. Seit 2007 hat die BoE unter den führenden Notenbanken ihre
                                Bilanz am stärksten aufgebläht. Diese expansiven Maßnahmen dürften das Pfund Sterling im zwei-
                                ten Halbjahr belasten. Kurzfristig verhindern insbesondere die Sorgen um Griechenland eine Euro-
                                Aufwertung. Sollte die Gemeinschaftswährung diese Klippe umschiffen und die Schuldenkrise
                                insgesamt an Brisanz verlieren, wird der Euro-Pfund-Kurs wieder spürbar zulegen und könnte in
                                diesem Jahr bis 0,88 ansteigen. Sollte die Krisenentspannung ausbleiben, gäbe es sicherlich geeig-
                                netere Fluchtwährungen, da das Pfund die Kriterien eines sicheren Hafens –zumindest die ökono-
                                mischen – kaum erfüllt. Gegenüber dem US-Dollar hat das Pfund Sterling mehr Perspektiven.
                                Schließlich gelten die Kritikpunkte an der britischen Währung für den Greenback umso mehr. Der
                                Pfund-Dollar-Kurs wird vermutlich in Richtung 1,65 bis Ende 2012 ansteigen.




                                Helaba Volkswirtschaft/Research · 23. Mai 2012· © Helaba                                               4
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                                   1.3          Schweizer Franken: Kein Zurück für die SNB

                                Die europäische Schuldenkrise hat sich wieder verschärft. Das potenzielle Fluchtkapital in die
                                Schweiz wächst damit. Könnte der Ansturm so groß werden, dass die SNB nachgibt und eine
     SNB-Zielmarke hält
                                Aufwertung zulässt? Der Euro-Franken-Kurs klebt an der Marke von 1,20, unterschreitet sie aber
                                nicht. Die Schweizer Notenbank (SNB) greift anscheinend nur direkt an der Kursuntergrenze ein
                                und versucht nicht aktiv, einen höheren Wechselkurs durchzusetzen. Im April, als der Euro-
                                Franken-Kurs für einen Moment unter die Zielmarke fiel, ging der Bestand an Devisenreserven
                                sogar leicht zurück. Zwar verzerren Bewertungseffekte und womöglich spiegeln sich nicht alle
                                SNB-Maßnahmen in dieser Zahl wider. Dennoch halten sich offensichtlich die Devisenmarktinter-
                                ventionen in Grenzen.

                                Das Interesse der SNB an einem nicht zu starken Franken hält an. Die Abschwächung im Export
                                fiel zwar bislang nicht so stark wie befürchtet aus. Insgesamt ist das Wachstum aber sehr mäßig.
                                Das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal könnte geschrumpft sein. Die Frühindikatoren zeigten
                                sich uneinheitlich. Während der KOF-Index Anzeichen für eine positive Trendwende anzeigt, erlitt
                                der Einkaufsmanagerindex zuletzt einen spürbaren Rückschlag. Insgesamt schrammt die Schwei-
                                zer Wirtschaft am Rande einer Rezession. Die Preisentwicklung spricht ebenfalls für einen schwä-
                                cheren Franken. Die Verbraucherpreise lagen im April 1,0 % unter Vorjahresniveau, in der Kern-
                                rate sogar um 1,2 %. Die Importpreise notieren weiter tief im deflationären Terrain. Aufgrund von
                                Basiseffekten wird sich der Preisverfall in der zweiten Jahreshälfte spürbar abmildern bzw. sogar
                                leicht positiv werden. Dennoch bleibt die Inflation weit von der Zielrate entfernt.

Keine Anzeichen für hohe SNB-Interventionen                                    Deflation dauert vorerst an
Mrd. CHF                                                            CHF        % gg. Vorjahr                                         % gg. Vorjahr




Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research                            Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research



                                Die bislang nur begrenzten Interventionen sprechen für den Fortbestand der Kursuntergrenze: Je
                                weniger Euro die SNB aufkaufen muss, desto geringer sind die potenziellen Rückwirkungen der
  Aufheben der Kursun-          gegenwärtigen Strategie. Zwar wächst in der Schweiz die breite Geldmenge M3 mit 6,6 % gegen-
  tergrenze derzeit sehr        über Vorjahr spürbar. Eine weitere Beschleunigung zeichnet sich aber nicht ab. Ohnehin ist der
       unwahrscheinlich         Zusammenhang von Geldmenge und Inflation in der Vergangenheit kaum nachzuweisen. Zudem
                                ist die Schweizer Konjunktur trotz Nullzinsen weit von einer Überhitzung entfernt. Bilanzielle
                                Probleme hat die SNB nicht, solange die Untergrenze besteht. Daher sind die Risiken für die SNB
                                beherrschbar. Selbst erheblichen Devisenmarktinterventionen steht kaum etwas im Wege. Von der
                                Politik kamen ebenfalls keine kritischen Signale. Ein nachhaltiges Durchbrechen der Untergrenze
                                wäre sogar politisch das größere Problem, da die Glaubwürdigkeit der Notenbank schwer beschä-
                                digt wäre. Die Wahrscheinlichkeit eines nachhaltigen Unterschreitens der Zielmarke von 1,20 ist
                                für die absehbare Zukunft gering. Politisch wäre sogar eher eine Anhebung auf zumindest 1,25
                                erwünscht. Ob sich SNB dies im derzeit kritischen Umfeld traut, ist unsicher. Aber wenn sich die
                                Euro-Schuldenkrise wieder entspannt, könnte die SNB zuschlagen.




                                Helaba Volkswirtschaft/Research · 23. Mai 2012· © Helaba                                                         5
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                                   1.4          Japanischer Yen: Vorerst eine Insel der Seligen

                                Sicherheit ist an den Finanzmärkten wieder einmal gefragt, das bedeutet, dass am Devisenmarkt
                                der Yen aufwertet. Dieser Mechanismus ist intakt, so konnte der Yen seine seit Jahresanfang ange-
                                fallenen Verluste gegenüber dem Euro weiter reduzieren. Im Vergleich zum US-Dollar machte die
                                japanische Währung hingegen nur wenig Boden gut. Dies zeigt, dass der Yen vielleicht nicht mehr
                                ganz so positiv wie im Vorjahr beurteilt wird, was auch die jüngste Ratingabstufung von Fitch
                                untermauert.

                                Konjunkturell verbesserte sich die Situation in Japan. Im ersten Quartal 2012 wuchs das Bruttoin-
                                landsprodukt um 1,0 % zur Vorperiode. Positive Impulse kamen vom Außenhandel. Aber auch die
       BIP wächst in Q1
                                Binnennachfrage kräftigte sich in Form von höheren privaten Konsumausgaben bzw. Unterneh-
                um 1,0 %
                                mensinvestitionen. Teilweise kann das robuste Wachstum mit Nachholeffekten erklärt werden
                                – im Schlussquartal 2011 gab es Produktionsausfälle wegen des Hochwassers in Thailand. Die
                                Konjunkturdynamik wird sich deshalb wohl nicht so fortsetzen. Die Stimmungsindikatoren hellen
                                sich jedoch mehrheitlich auf, so dass die japanische Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf vermut-
                                lich solide wächst. Mittlerweile sind alle Atomkraftwerke in Japan abgestellt worden. Allerdings
                                gibt es erste, aber noch nicht bindende Beschlüsse für ein Widerhochfahren von Reaktoren. Sollte
                                tatsächlich die nukleare Energieproduktion wieder erhöht werden, würde sich das positiv im Au-
                                ßenhandel bemerkbar machen. Die Leistungsbilanz verbesserte sich zuletzt trotz der hohen Impor-
                                te von Energiegütern.

Japanische Wirtschaft erholt sich von der Rezession                            Yen sogar mit Renditevorteil gegenüber Euro
% gg. Vorjahr bzw. Vorquartal                                                  JPY                                                   %-Punkte




Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research                            Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research




                                Die japanische Notenbank weitete im April noch einmal ihr Kaufprogramm leicht aus. Als ein-
                                schneidend ist diese Maßnahme sicherlich nicht zu werten, sie verpuffte folglich am Markt.
  Binnenfaktoren derzeit
                                Grundsätzlich bleibt die Geldpolitik sehr expansiv, selbst wenn im März die Inflation mit 0,5 %
        weniger relevant
                                gegenüber Vorjahr im positiven Bereich lag. Ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungs-
                                mittel hingegen verbleibt Japan in der Deflation. Auch wenn die japanische Geldpolitik den Yen
                                zuletzt kaum noch belastet hat und der Abwärtstrend in der Leistungsbilanz gestoppt wurde, so
                                sprechen diese Faktoren zumindest nicht für eine stärkere Währung. Kurzfristig werden die Yen-
                                Wechselkurse ohnehin von anderen Einflüssen bestimmt. Die europäische Schuldenkrise und die
                                damit einhergehende Risikoaversion an den Finanzmärkten könnten dem Yen noch begünstigen,
                                insbesondere gegenüber dem Euro. Allerdings würde hier schon eine leichte Krisenentspannung
                                eine Gegenbewegung auslösen. Zweijährige Bundesanleihen werden wohl kaum dauerhaft unter-
                                halb ihres japanischen Pendants rentieren. Mit geringeren Staatsschuldensorgen und etwas mehr
                                konjunkturellen Rückenwind sollte der Euro wieder einen Renditevorteil gegenüber dem Yen
                                gewinnen und entsprechend aufwerten. Gegenüber dem US-Dollar dürfte die japanische Währung
                                bis Jahresende ebenfalls an Boden verlieren, wenn auch weniger ausgeprägt.




                                Helaba Volkswirtschaft/Research · 23. Mai 2012· © Helaba                                                        6
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                                      2 Kompakt: AUD, BRL und SEK
Australischer Dollar korrigiert Überbewertung                                                                                          AUD
Index                                                              AUD         Tendenz: Aufwertung gegenüber US-Dollar
                                                                               Der Australische Dollar schwächte sich zuletzt spürbar ab.
                                                                               Neben nachlassenden Rohstoffpreisen belastete eine über-
                                                                               raschend deutliche Zinssenkung. Eine rückläufige Teuerung
                                                                               gab der Notenbank Spielraum. Jedoch verläuft die Kon-
                                                                               junktur solide, so dass weitere Zinsreduktionen nicht
                                                                               zwangsläufig sind. Mit dem Kursrückgang hat der Australi-
                                                                               sche Dollar seine Überbewertung teilweise korrigiert. Mit
                                                                               einer global stärkeren Konjunktur und steigenden Rohstoff-
                                                                               preisen dürfte sich der „Aussie“ von dem Rückschlag erho-
                                                                               len und insbesondere gegenüber dem US-Dollar aufwerten.
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research



Zinssenkungen in Brasilien belasten Real                                                                                               BRL
BRL                                                          %-Punkte          Tendenz: Mittelfristige Erholung gegenüber US-Dollar
                                                                               Der Brasilianische Real war eine der schwächsten Währun-
                                                                               gen 2012. Der Grund dafür war vor allem die brasilianische
                                                                               Geldpolitik: Der Leitzins fiel von 11,0 % auf 9,0 %. Das
                                                                               Wachstum hat sich ebenso wie die Inflation verlangsamt.
                                                                               Die bisherige Real-Abwertung ist politisch gewollt. Aller-
                                                                               dings birgt diese Entwicklung mittelfristig Inflationsgefah-
                                                                               ren, so dass die Notenbank ihren Leitzins nur noch leicht
                                                                               senken wird. Zusammen mit einer wachsenden Risikonei-
                                                                               gung dürfte sich der Real im zweiten Halbjahr gegenüber
                                                                               dem US-Dollar erholen, aber nicht in Relation zum Euro.
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research



Zinsvorteil der Schweden-Krone bleibt erhalten                                                                                         SEK
SEK                                                           %-Punkte         Tendenz: Aufwertungspotenzial
                                                                               In einem nervösen Marktumfeld hat die Schwedische Krone
                                                                               auch gegenüber dem Euro nachgegeben, obwohl Schweden
                                                                               wirtschaftlich und finanziell besser als die Eurozone dasteht.
                                                                               Das schwedische Wachstum hat sich stark verlangsamt, die
                                                                               Inflation ist relativ niedrig. Eine weitere Zinssenkung ist
                                                                               nicht ganz ausgeschlossen. Die schwedische Konjunktur
                                                                               dürfte sich aber wieder fangen, so dass mit Blick auf 2013
                                                                               ein Zinserhöhungspotenzial besteht. Der Renditevorteil der
                                                                               Krone wird sich im zweiten Halbjahr wohl wieder auswei-
                                                                               ten, der Euro-Krone-Kurs dürfte auf 8,9 zurückgehen.
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research




                                Helaba Volkswirtschaft/Research · 23. Mai 2012· © Helaba                                                   7
Devisenreport




       3 Helaba Währungsprognosen


                           Veränderung seit             aktueller    Prognose Ende
                          30.12.11  25.04.12             Stand*       Q2/2012   Q3/2012   Q4/2012   Q1/2013
gg. Euro                (jew eils gg. Euro, %)

US-Dollar                      2,2               4,2       1,27        1,35      1,40      1,45      1,45
Japanischer Yen               -1,7               6,0       101          110       116      120       120
Britisches Pfund               3,5               1,6       0,80        0,82      0,85      0,88      0,87
Schweizer Franken              1,3               0,0       1,20        1,25      1,25      1,25      1,25
Kanadischer Dollar             2,3               0,4       1,29        1,32      1,36      1,38      1,36
Australischer Dollar          -1,8               -1,3      1,29        1,31      1,35      1,38      1,37
Neuseeland-Dollar             -0,9               -3,3      1,68        1,69      1,73      1,77      1,75
Schwedische Krone             -1,9               -2,2      9,09        9,00      9,00      9,00      8,90
Norwegische Krone              2,0               -0,4      7,59        7,55      7,50      7,50      7,40

gg. US-Dollar           (jew eils gg. USD, %)

Japanischer Yen               -3,8               1,7       80           81        83        83        83
Schweizer Franken             -0,9               -4,0      0,95        0,93      0,89      0,86      0,86
Kanadischer Dollar             0,1               -3,6      1,02        0,98      0,97      0,95      0,94
Schwedische Krone             -3,9               -6,2      7,16        6,67      6,43      6,21      6,14
Norwegische Krone             -0,2               -4,4      5,98 ,5     5,59      5,36      5,17      5,10

US-Dollar gg. …         (jew eils gg. USD, %)

Britisches Pfund               1,4               -2,5      1,58        1,65      1,65      1,65      1,67
Australischer Dollar          -3,9               -5,2      0,98        1,03      1,04      1,05      1,06
Neuseeland-Dollar             -2,9               -7,3      0,75        0,80      0,81      0,82      0,83
*22.05.2012

Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research 




Helaba Volkswirtschaft/Research · 23. Mai 2012· © Helaba                                                      8

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20120523-Devisenreport.pdf

  • 1. Helaba Volkswirtschaft/Research Devisenreport 23. Mai 2012 1 Im Fokus 1 1.1 US-Dollar: Nur als Fluchtwährung gefragt 2 Autor: 1.2 Britisches Pfund: Sicherer Anlagehafen Pfund Sterling? 3 Christian Apelt, CFA 1.3 Schweizer Franken: Kein Zurück für die SNB 5 Telefon: 0 69/91 32-47 26 1.4 Japanischer Yen: Vorerst eine Insel der Seligen 6 research@helaba.de 2 Kompakt: AUD, BRL und SEK 7 3 Helaba Währungsprognosen 8 Redaktion: 1 Im Fokus Claudia Windt Euro-Performance im Monatsvergleich % gg. Euro im Vergleich zum Vormonat (vom 25.04. bis zum 22.05.2012) Herausgeber: Dr. Gertrud Traud 4,2 US-Dollar 6,0 Japanischer Yen Chefvolkswirt/Leitung Research 1,6 Britisches Pfund Landesbank Hessen-Thüringen 0,0 Schweizer Franken MAIN TOWER Neue Mainzer Str. 52-58 0,4 Kanadischer Dollar 60311 Frankfurt am Main -1,3 Australischer Dollar Telefon: 0 69/91 32-20 24 -3,3 Neuseeland-Dollar Telefax: 0 69/91 32-22 44 -2,2 Schwedische Krone -0,4 Norwegische Krone -2,2 Tschechische Krone -4,0 Polnischer Zloty -4,0 Ungarischer Forint -2,5 Russischer Rubel 0,1 Türkische Lira 1,1 Koreanischer Won 2,9 Chinesischer Yuan -1,8 Indische Rupie -3,0 Südafrikanischer Rand -6,3 Brasilianischer Real Die Publikation ist mit größter Sorgfalt -1,4 Mexikanischer Peso bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Markt- verhältnissen. Die Angaben beruhen auf ■ Kernwährungen ■ Restliche G10 ■ Schwellenländerwährungen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktua- lität wir aber keine Gewähr übernehmen kön- nen. Sämtliche in dieser Publikation getroffe- nen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
  • 2. Devisenreport 1.1 US-Dollar: Nur als Fluchtwährung gefragt Die politischen Unsicherheiten haben den Devisenmarkt erneut im Griff. In Griechenland scheiter- te die Regierungsbildung. Damit wächst die Angst davor, dass nach den Neuwahlen sich eine neue Regierung vom Sparkurs verabschiedet und Griechenland somit die Währungsunion verlassen müsste. Die Sorgen vor einer Ansteckung auf andere Peripherieländer belasten den Euro. Zudem schüren die Probleme im spanischen Bankensektor die Nervosität. Der Euro-Dollar-Kurs fiel auf sein Jahrestief von 1,26. Der Japanische Yen sowie das Pfund Sterling legten ebenfalls gegenüber dem Euro zu, die Rohstoffwährungen werteten hingegen ab. Die wachsende Angst an den Finanzmärkten erhöht einmal mehr die Nachfrage nach dem ver- meintlich sicheren Hafen US-Dollar. Der Zusammenhang von Euro-Dollar-Kurs und Risikoaver- US-Wirtschaft strotzt sion hat sich zuletzt wieder deutlich gefestigt. Die US-Konjunkturdaten hingegen stützen den auch nicht vor Stärke Greenback nur bedingt. Das Bruttoinlandsprodukt expandierte im ersten Quartal 2012 mit annualisiert 2,2 % zur Vorperiode allenfalls solide. Der Beschäftigungszuwachs enttäuschte im April, selbst wenn die Arbeitslosenquote leicht zurückging. Die Stimmungsindikatoren fielen gemischt aus. Von einer spürbaren Wachstumsbeschleunigung ist vorerst nicht auszugehen. Die US-Notenbank wird vermutlich weiter abwarten. Jedoch wird sich die Federal Reserve vor dem Hintergrund der auch in den USA nervöseren Finanzmärkte die Tür für neue Wertpapierkaufpro- gramme offen halten. Dies setzt dem Aufwertungspotenzial des US-Dollar Grenzen. Euro-Dollar-Kurs nahe dem Jahrestief Hohe Short-Positionen der Spekulanten als Kontraindikator US-$ Index US-$ Kontrakte in % am open interest Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Neben der Politik belasteten auch enttäuschende Stimmungsindikatoren den Euro. Allerdings dürfte der Devisenmarkt eine schwächere Konjunktur in der Eurozone schon weitgehend in den Euro-Dollar-Kurs findet Kursen berücksichtigt haben, zumal die deutsche Wachstumslokomotive ihre Delle schon über- Unterstützung wunden hat. Selbst aus der Peripherie gibt es Hoffnungsschimmer: Die Leistungsbilanzdefizite – ein Kennzeichen für die Ungleichgewichte in der Eurozone – in Spanien und Portugal schrumpfen spürbar. Diese Entwicklung kann die Währungsunion langfristig stabilisieren. Ein Austritt Grie- chenlands wäre wohl ein Sonderfall, der zwar kurzfristig den Euro belasten würde. Mittelfristig wäre die Währungsunion aber ohne Griechenland wohl solider aufgestellt. Da die meisten griechi- schen Parteien einen Verbleib im Euro favorisieren, ist ein solches Szenario derzeit ohnehin eher unwahrscheinlich. Die Politik in der EU dreht sich etwas in Richtung Wachstumsimpulse, so dass die Eurozone mit Rückenwind von der Weltwirtschaft ihre Rezession überwindet. Im Bereich von 1,25 bis 1,30 wird der Euro-Dollar-Kurs gemäß Kaufkraftparitäten und Zinsdifferenzen fundamen- tal gut unterstützt. Zudem ist der Euro technisch überverkauft, die spekulativen Short-Positionen – im Sinne der Kontraindikation – nähern sich den Rekordniveaus. Wenn die akuten Sorgen sich legen, wird sich die Gemeinschaftswährung wieder spürbar erholen. Der Weg in Richtung eines Euro-Dollar-Kurses von 1,35 bis 1,40 verläuft aber aktuell holpriger als erhofft. Helaba Volkswirtschaft/Research · 23. Mai 2012· © Helaba 2
  • 3. Devisenreport 1.2 Britisches Pfund: Sicherer Anlagehafen Pfund Sterling? Sorgen und Ängste wegen der europäischen Schuldenkrise machen sich einmal mehr am Devi- senmarkt bemerkbar. Der Euro leidet, die klassischen Fluchtwährungen wie US-Dollar und Japani- Pfund Sterling stärkste scher Yen profitieren – dank Notenbankinterventionen spielt der Schweizer Franken diese Rolle Währung 2012 nicht mehr. Der klare Gewinner unter den wichtigsten Währungen 2012 ist jedoch bislang das Britische Pfund. So fiel der Euro-Pfund-Kurs zeitweise unter 0,80. Während der globalen Finanz- krise 2008/09 wertete die britische Währung in Phasen wachsender Risikoaversion an den Märkten noch zumeist ab, auch gegenüber dem Euro. Im Zuge der europäischen Schuldenkrise änderte sich das Bild nur teilweise. Wird das Pfund Sterling nun zum neuen Schweizer Franken? Pfund Sterling hängt die Konkurrenz ab Sehr mäßiges Wachstum in UK Handelsgewichtete Wechselkursindizes, 30.12.2011 = 100 % gg. Vorquartal, annualisiert Index Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Großbritannien mag zwar eine Insel sein, die ökonomische Entwicklung unterscheidet sich aber kaum von der in Kontinentaleuropa. Schließlich sind die Probleme doch recht ähnlich: Nach einem Rezessive Tendenzen langjährigen Boom durchläuft die Wirtschaft eine Restrukturierung. Die Wohnimmobilienpreise notieren deutlich unter ihren Höchstständen aus dem Jahr 2007. Die privaten Haushalte bauen ihre zuvor enorm gewachsene Verschuldung ab. Die Unternehmen agieren in dem unsicheren Umfeld sehr vorsichtig. Die Regierung versucht, das durch die Krise in die Höhe geschossene Haushalts- defizit mit Sparmaßnahmen zu verringern. Deshalb erholt sich die britische Wirtschaft nach der tiefen Rezession 2008/09 nur sehr mäßig, zumal die Konjunktur des wichtigsten Handelspartners – der Eurozone – schwächelt. In Großbritannien schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt im Winter- halbjahr zwei Quartale in Folge, d.h. das Land befindet sich in einer technischen Rezession. Die BIP-Zahlen sollten jedoch angesichts anderer widersprüchlicher Daten mit einer gewissen Vor- sicht betrachtet werden. Insbesondere stark nachlassende Bauausgaben waren für den Rückgang im ersten Quartal 2012 verantwortlich. Stimmungsindikatoren aus diesem Sektor, aber auch aus anderen Bereichen zeigten ein wesentlich freundlicheres Konjunkturbild an. Die statistischen Verwirrungen halten sogar weiter an: Dank des sechzigjährigen Kronjubiläums von Queen Eliza- beth entfällt ein Arbeitstag im laufenden Quartal, was sich negativ in der Wachstumsrate bemerk- bar machen wird. In der Folgeperiode könnten wiederum die Olympischen Spiele die Konjunktur kurzfristig anfachen. Jenseits der Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt spiegeln womöglich die Stimmungsindikatoren die wirtschaftliche Lage besser wider. Nach dem Anstieg im ersten Quartal trübten sich zuletzt hiervon einige wieder ein. Immerhin ging die Arbeitslosigkeit etwas zurück. Dies sollte die privaten Einkommen und damit den Konsum stützen. Insgesamt bleibt das zugrun- de liegende Wachstum recht mäßig, das Bruttoinlandsprodukt dürfte 2012 um 0,5 % expandieren. Konjunkturell läuft es also kaum besser als in der Eurozone. Das Budgetdefizit Großbritanniens lag im Fiskaljahr 2011/12 bei 8,3 % am BIP, die Staatsver- schuldung bei 84 %. Diese Zahlen entsprechen eher den Krisenländern der Euro-Peripherie als Helaba Volkswirtschaft/Research · 23. Mai 2012· © Helaba 3
  • 4. Devisenreport soliden Schuldnern. Die Regierung setzt zwar grundsätzlich ihren Sparkurs fort. Aber ob bis 2016/17 tatsächlich das Haushaltsdefizit weitgehend verschwunden ist, kann durchaus infrage gestellt werden. Eine merklich positive Leistungsbilanz kennzeichnen ebenfalls sichere Anlagehä- fen am Devisenmarkt. Auch hier muss das Britische Pfund passen. 2011 wies die Leistungsbilanz einen Fehlbetrag von knapp 2 % am BIP aus. Das Defizit hatte sich zwar von Werten über 3 % verringert, dennoch zeichnen sich auf absehbare Zeit keine Überschüsse ab. Der hohe Fehlbetrag im Warenaußenhandel kann durch die positiven Salden im Dienstleistungsgewerbe und bei der Einkommensbilanz nicht kompensiert werden. Für Großbritannien als Zufluchtsort für Kapital sprechen dagegen „weiche“ Faktoren. Nicht nur ist der Kapitalmarkt dort liquider als in vielen anderen Staaten, dies gilt insbesondere auch für den Immobilienmarkt. Zudem ist die Rechtssi- cherheit stark ausgeprägt – so hat selbst Griechenland ihre nach englischem Recht aufgelegten Staatsanleihen gerade zurückgezahlt. Inflation verlangsamt – neuer Spielraum für die BoE Expansivere Geldpolitik von der Bank of England % gg. Vorjahr Bilanzsumme BoE vs. EZB GBP Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Im Gegensatz zu den einzelnen Euro-Staaten hat Großbritannien eine eigene Notenbank. Während es bei der EZB nicht sicher – aber nicht unmöglich – ist, ob sie im Notfall als Staatsfinanzier ein- springt, dürfte bei der Bank of England (BoE) wenig Zweifel bestehen. So hat die BoE im Rahmen ihrer quantitativen geldpolitischen Maßnahmen fast 30 % der ausstehenden Staatsanleihen aufge- kauft. Diesem geringeren Risiko eines Zahlungsausfalls steht aber das Risiko von Inflation bzw. für ausländische Anleger einer Währungsabwertung gegenüber. Zwar fiel die britische Teuerung im April auf 3,0 %. Angesichts der rezessiven Tendenzen ist die Inflation hoch und liegt auch über der Rate in der Eurozone. Bei einem Leitzins von 0,5 % und sehr niedrigen Kapitalmarktrenditen – unter 2 % bei zehnjährigen Gilts – ist damit die reale Verzinsung negativ. Die BoE ließ im Mai ihr Wertpapierkaufprogramm zunächst auslaufen, was das Pfund begünstigte. Im neuesten Inflationsbericht sah die Notenbank die Preisrisiken als weitgehend ausgeglichen an. Expansive BoE als Die Probleme im Zuge der europäischen Schuldenkrise, die schwächliche britische Konjunktur mittelfristige Belastung sowie sehr geringe Lohnanstiege könnten aber die Lage in Richtung Deflationsrisiken kippen. Eine Wiederaufnahme der BoE-Käufe in den nächsten Monaten ist keineswegs unwahrscheinlich und würde ihre Bilanzsumme ausweiten. Seit 2007 hat die BoE unter den führenden Notenbanken ihre Bilanz am stärksten aufgebläht. Diese expansiven Maßnahmen dürften das Pfund Sterling im zwei- ten Halbjahr belasten. Kurzfristig verhindern insbesondere die Sorgen um Griechenland eine Euro- Aufwertung. Sollte die Gemeinschaftswährung diese Klippe umschiffen und die Schuldenkrise insgesamt an Brisanz verlieren, wird der Euro-Pfund-Kurs wieder spürbar zulegen und könnte in diesem Jahr bis 0,88 ansteigen. Sollte die Krisenentspannung ausbleiben, gäbe es sicherlich geeig- netere Fluchtwährungen, da das Pfund die Kriterien eines sicheren Hafens –zumindest die ökono- mischen – kaum erfüllt. Gegenüber dem US-Dollar hat das Pfund Sterling mehr Perspektiven. Schließlich gelten die Kritikpunkte an der britischen Währung für den Greenback umso mehr. Der Pfund-Dollar-Kurs wird vermutlich in Richtung 1,65 bis Ende 2012 ansteigen. Helaba Volkswirtschaft/Research · 23. Mai 2012· © Helaba 4
  • 5. Devisenreport 1.3 Schweizer Franken: Kein Zurück für die SNB Die europäische Schuldenkrise hat sich wieder verschärft. Das potenzielle Fluchtkapital in die Schweiz wächst damit. Könnte der Ansturm so groß werden, dass die SNB nachgibt und eine SNB-Zielmarke hält Aufwertung zulässt? Der Euro-Franken-Kurs klebt an der Marke von 1,20, unterschreitet sie aber nicht. Die Schweizer Notenbank (SNB) greift anscheinend nur direkt an der Kursuntergrenze ein und versucht nicht aktiv, einen höheren Wechselkurs durchzusetzen. Im April, als der Euro- Franken-Kurs für einen Moment unter die Zielmarke fiel, ging der Bestand an Devisenreserven sogar leicht zurück. Zwar verzerren Bewertungseffekte und womöglich spiegeln sich nicht alle SNB-Maßnahmen in dieser Zahl wider. Dennoch halten sich offensichtlich die Devisenmarktinter- ventionen in Grenzen. Das Interesse der SNB an einem nicht zu starken Franken hält an. Die Abschwächung im Export fiel zwar bislang nicht so stark wie befürchtet aus. Insgesamt ist das Wachstum aber sehr mäßig. Das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal könnte geschrumpft sein. Die Frühindikatoren zeigten sich uneinheitlich. Während der KOF-Index Anzeichen für eine positive Trendwende anzeigt, erlitt der Einkaufsmanagerindex zuletzt einen spürbaren Rückschlag. Insgesamt schrammt die Schwei- zer Wirtschaft am Rande einer Rezession. Die Preisentwicklung spricht ebenfalls für einen schwä- cheren Franken. Die Verbraucherpreise lagen im April 1,0 % unter Vorjahresniveau, in der Kern- rate sogar um 1,2 %. Die Importpreise notieren weiter tief im deflationären Terrain. Aufgrund von Basiseffekten wird sich der Preisverfall in der zweiten Jahreshälfte spürbar abmildern bzw. sogar leicht positiv werden. Dennoch bleibt die Inflation weit von der Zielrate entfernt. Keine Anzeichen für hohe SNB-Interventionen Deflation dauert vorerst an Mrd. CHF CHF % gg. Vorjahr % gg. Vorjahr Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Die bislang nur begrenzten Interventionen sprechen für den Fortbestand der Kursuntergrenze: Je weniger Euro die SNB aufkaufen muss, desto geringer sind die potenziellen Rückwirkungen der Aufheben der Kursun- gegenwärtigen Strategie. Zwar wächst in der Schweiz die breite Geldmenge M3 mit 6,6 % gegen- tergrenze derzeit sehr über Vorjahr spürbar. Eine weitere Beschleunigung zeichnet sich aber nicht ab. Ohnehin ist der unwahrscheinlich Zusammenhang von Geldmenge und Inflation in der Vergangenheit kaum nachzuweisen. Zudem ist die Schweizer Konjunktur trotz Nullzinsen weit von einer Überhitzung entfernt. Bilanzielle Probleme hat die SNB nicht, solange die Untergrenze besteht. Daher sind die Risiken für die SNB beherrschbar. Selbst erheblichen Devisenmarktinterventionen steht kaum etwas im Wege. Von der Politik kamen ebenfalls keine kritischen Signale. Ein nachhaltiges Durchbrechen der Untergrenze wäre sogar politisch das größere Problem, da die Glaubwürdigkeit der Notenbank schwer beschä- digt wäre. Die Wahrscheinlichkeit eines nachhaltigen Unterschreitens der Zielmarke von 1,20 ist für die absehbare Zukunft gering. Politisch wäre sogar eher eine Anhebung auf zumindest 1,25 erwünscht. Ob sich SNB dies im derzeit kritischen Umfeld traut, ist unsicher. Aber wenn sich die Euro-Schuldenkrise wieder entspannt, könnte die SNB zuschlagen. Helaba Volkswirtschaft/Research · 23. Mai 2012· © Helaba 5
  • 6. Devisenreport 1.4 Japanischer Yen: Vorerst eine Insel der Seligen Sicherheit ist an den Finanzmärkten wieder einmal gefragt, das bedeutet, dass am Devisenmarkt der Yen aufwertet. Dieser Mechanismus ist intakt, so konnte der Yen seine seit Jahresanfang ange- fallenen Verluste gegenüber dem Euro weiter reduzieren. Im Vergleich zum US-Dollar machte die japanische Währung hingegen nur wenig Boden gut. Dies zeigt, dass der Yen vielleicht nicht mehr ganz so positiv wie im Vorjahr beurteilt wird, was auch die jüngste Ratingabstufung von Fitch untermauert. Konjunkturell verbesserte sich die Situation in Japan. Im ersten Quartal 2012 wuchs das Bruttoin- landsprodukt um 1,0 % zur Vorperiode. Positive Impulse kamen vom Außenhandel. Aber auch die BIP wächst in Q1 Binnennachfrage kräftigte sich in Form von höheren privaten Konsumausgaben bzw. Unterneh- um 1,0 % mensinvestitionen. Teilweise kann das robuste Wachstum mit Nachholeffekten erklärt werden – im Schlussquartal 2011 gab es Produktionsausfälle wegen des Hochwassers in Thailand. Die Konjunkturdynamik wird sich deshalb wohl nicht so fortsetzen. Die Stimmungsindikatoren hellen sich jedoch mehrheitlich auf, so dass die japanische Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf vermut- lich solide wächst. Mittlerweile sind alle Atomkraftwerke in Japan abgestellt worden. Allerdings gibt es erste, aber noch nicht bindende Beschlüsse für ein Widerhochfahren von Reaktoren. Sollte tatsächlich die nukleare Energieproduktion wieder erhöht werden, würde sich das positiv im Au- ßenhandel bemerkbar machen. Die Leistungsbilanz verbesserte sich zuletzt trotz der hohen Impor- te von Energiegütern. Japanische Wirtschaft erholt sich von der Rezession Yen sogar mit Renditevorteil gegenüber Euro % gg. Vorjahr bzw. Vorquartal JPY %-Punkte Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Die japanische Notenbank weitete im April noch einmal ihr Kaufprogramm leicht aus. Als ein- schneidend ist diese Maßnahme sicherlich nicht zu werten, sie verpuffte folglich am Markt. Binnenfaktoren derzeit Grundsätzlich bleibt die Geldpolitik sehr expansiv, selbst wenn im März die Inflation mit 0,5 % weniger relevant gegenüber Vorjahr im positiven Bereich lag. Ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungs- mittel hingegen verbleibt Japan in der Deflation. Auch wenn die japanische Geldpolitik den Yen zuletzt kaum noch belastet hat und der Abwärtstrend in der Leistungsbilanz gestoppt wurde, so sprechen diese Faktoren zumindest nicht für eine stärkere Währung. Kurzfristig werden die Yen- Wechselkurse ohnehin von anderen Einflüssen bestimmt. Die europäische Schuldenkrise und die damit einhergehende Risikoaversion an den Finanzmärkten könnten dem Yen noch begünstigen, insbesondere gegenüber dem Euro. Allerdings würde hier schon eine leichte Krisenentspannung eine Gegenbewegung auslösen. Zweijährige Bundesanleihen werden wohl kaum dauerhaft unter- halb ihres japanischen Pendants rentieren. Mit geringeren Staatsschuldensorgen und etwas mehr konjunkturellen Rückenwind sollte der Euro wieder einen Renditevorteil gegenüber dem Yen gewinnen und entsprechend aufwerten. Gegenüber dem US-Dollar dürfte die japanische Währung bis Jahresende ebenfalls an Boden verlieren, wenn auch weniger ausgeprägt. Helaba Volkswirtschaft/Research · 23. Mai 2012· © Helaba 6
  • 7. Devisenreport 2 Kompakt: AUD, BRL und SEK Australischer Dollar korrigiert Überbewertung AUD Index AUD Tendenz: Aufwertung gegenüber US-Dollar Der Australische Dollar schwächte sich zuletzt spürbar ab. Neben nachlassenden Rohstoffpreisen belastete eine über- raschend deutliche Zinssenkung. Eine rückläufige Teuerung gab der Notenbank Spielraum. Jedoch verläuft die Kon- junktur solide, so dass weitere Zinsreduktionen nicht zwangsläufig sind. Mit dem Kursrückgang hat der Australi- sche Dollar seine Überbewertung teilweise korrigiert. Mit einer global stärkeren Konjunktur und steigenden Rohstoff- preisen dürfte sich der „Aussie“ von dem Rückschlag erho- len und insbesondere gegenüber dem US-Dollar aufwerten. Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Zinssenkungen in Brasilien belasten Real BRL BRL %-Punkte Tendenz: Mittelfristige Erholung gegenüber US-Dollar Der Brasilianische Real war eine der schwächsten Währun- gen 2012. Der Grund dafür war vor allem die brasilianische Geldpolitik: Der Leitzins fiel von 11,0 % auf 9,0 %. Das Wachstum hat sich ebenso wie die Inflation verlangsamt. Die bisherige Real-Abwertung ist politisch gewollt. Aller- dings birgt diese Entwicklung mittelfristig Inflationsgefah- ren, so dass die Notenbank ihren Leitzins nur noch leicht senken wird. Zusammen mit einer wachsenden Risikonei- gung dürfte sich der Real im zweiten Halbjahr gegenüber dem US-Dollar erholen, aber nicht in Relation zum Euro. Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Zinsvorteil der Schweden-Krone bleibt erhalten SEK SEK %-Punkte Tendenz: Aufwertungspotenzial In einem nervösen Marktumfeld hat die Schwedische Krone auch gegenüber dem Euro nachgegeben, obwohl Schweden wirtschaftlich und finanziell besser als die Eurozone dasteht. Das schwedische Wachstum hat sich stark verlangsamt, die Inflation ist relativ niedrig. Eine weitere Zinssenkung ist nicht ganz ausgeschlossen. Die schwedische Konjunktur dürfte sich aber wieder fangen, so dass mit Blick auf 2013 ein Zinserhöhungspotenzial besteht. Der Renditevorteil der Krone wird sich im zweiten Halbjahr wohl wieder auswei- ten, der Euro-Krone-Kurs dürfte auf 8,9 zurückgehen. Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research Helaba Volkswirtschaft/Research · 23. Mai 2012· © Helaba 7
  • 8. Devisenreport 3 Helaba Währungsprognosen Veränderung seit aktueller Prognose Ende 30.12.11 25.04.12 Stand* Q2/2012 Q3/2012 Q4/2012 Q1/2013 gg. Euro (jew eils gg. Euro, %) US-Dollar 2,2 4,2 1,27 1,35 1,40 1,45 1,45 Japanischer Yen -1,7 6,0 101 110 116 120 120 Britisches Pfund 3,5 1,6 0,80 0,82 0,85 0,88 0,87 Schweizer Franken 1,3 0,0 1,20 1,25 1,25 1,25 1,25 Kanadischer Dollar 2,3 0,4 1,29 1,32 1,36 1,38 1,36 Australischer Dollar -1,8 -1,3 1,29 1,31 1,35 1,38 1,37 Neuseeland-Dollar -0,9 -3,3 1,68 1,69 1,73 1,77 1,75 Schwedische Krone -1,9 -2,2 9,09 9,00 9,00 9,00 8,90 Norwegische Krone 2,0 -0,4 7,59 7,55 7,50 7,50 7,40 gg. US-Dollar (jew eils gg. USD, %) Japanischer Yen -3,8 1,7 80 81 83 83 83 Schweizer Franken -0,9 -4,0 0,95 0,93 0,89 0,86 0,86 Kanadischer Dollar 0,1 -3,6 1,02 0,98 0,97 0,95 0,94 Schwedische Krone -3,9 -6,2 7,16 6,67 6,43 6,21 6,14 Norwegische Krone -0,2 -4,4 5,98 ,5 5,59 5,36 5,17 5,10 US-Dollar gg. … (jew eils gg. USD, %) Britisches Pfund 1,4 -2,5 1,58 1,65 1,65 1,65 1,67 Australischer Dollar -3,9 -5,2 0,98 1,03 1,04 1,05 1,06 Neuseeland-Dollar -2,9 -7,3 0,75 0,80 0,81 0,82 0,83 *22.05.2012 Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research  Helaba Volkswirtschaft/Research · 23. Mai 2012· © Helaba 8