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100 Tage www.lebensmittelklarheit.de
Das Portal hat den Nerv der Verbraucher getroffen
Berlin, 27.10.2011 – Das Verbraucherportal Lebensmittelklarheit.de ist
erfolgreich gestartet. 100 Tage nach Start der Plattform ziehen die
Verbraucherzentralen und das Bundesverbraucherministerium eine
positive Zwischenbilanz: Bei den Verbrauchern ist das Informations-
angebot auf überwältigende Resonanz gestoßen – bisher sind mehr
als 3800 Produktmeldungen eingegangen. Die Lebensmittelwirtschaft,
die den Start der Internetseite scharf kritisiert hatte, reagiert immer
öfter durchaus konstruktiv auf die Kritik der Kunden: Die meisten
Hersteller nehmen die Hinweise der Verbraucher ernst, einige haben
die Aufmachung oder Kennzeichnung ihrer Produkte bereits geändert.

„Die überwältigende Resonanz zeigt, dass es richtig und wichtig war, die-
ses Portal zu fördern“, sagte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner
am Donnerstag in Berlin. Die Befürchtungen der Kritiker hätten sich „als
unbegründet erwiesen“, so Aigner. „Das Portal ist nicht nur Diskussions-
plattform, sondern vor allem eine wichtige Informationsquelle. Die Seite
bündelt wertvolle Informationen, die sich die Verbraucher früher mühsam
zusammensammeln mussten.“ Das Bundesverbraucherministerium fördert
das Portal im Rahmen der Initiative „Klarheit und Wahrheit bei der Kenn-
zeichnung und Aufmachung von Lebensmitteln“. Zuletzt wurde der Förder-
betrag des BMELV nochmals erhöht, damit die Verbraucherzentralen die
Kapazitäten verstärken und die Bearbeitung der zahlreichen Meldungen
beschleunigen können.

„Wir haben mit dem Angebot den Nerv der Verbraucherschaft getroffen“,
bilanziert vzbv-Vorstand Gerd Billen. „Jetzt ist es an den Herstellern, ihre
Produkte so zu gestalten, dass Verbraucher sich nicht getäuscht fühlen.“
Das Portal helfe, Verunsicherung bei den Verbrauchern ab und Vertrauen
in die Qualität und den Wert von Lebensmitteln wieder aufzubauen. „Doch
ein verbesserter Dialog zwischen Verbrauchern und Anbietern alleine kann
es nicht richten“, sagt Billen. Auch die Politik müsse ihren Beitrag leisten,
um Irreführung und Täuschung bei Lebensmitteln zu beenden.

„Verbraucher bedanken sich für die Chance, endlich ihre Meinung kundtun
zu können“, erzählt Projektleiter Hartmut König. „Sie fühlen sich ernst
genommen, indem ihre Belange öffentlich Gehör finden.“ Aber auch die
Wirtschaft zeige sich meist kooperativ. In der Regel würden Stellungnah-
men fristgemäß geliefert. „Nachdem der erste Ansturm die Redaktion über-
rascht hat, haben wir inzwischen unseren Rhythmus gefunden. Es wird
keine Beschwerde unbeantwortet bleiben“.

Über 3800 Meldungen in 100 Tagen
Seit Start des Portals sind über 3800 Produktmeldungen eingegangen.
Täglich kommen rund 20 Produktmeldungen und Anfragen hinzu. Dabei

1/3
sind nicht alle Produktmeldungen für das Portal geeignet und können veröf-
fentlicht werden. Aber auch diese müssen geprüft und bearbeitet werden.
Bisher sind über 900 Produktmeldungen, rund ein Viertel, geprüft und in
Bearbeitung. Unter Leitung der Verbraucherzentrale Hessen teilen sich die
Verbraucherzentralen die Erfassung, Sichtung, Kanalisierung, rechtliche
Einschätzung und Beantwortung der Anfragen und Produktmeldungen.
Eingestellt sind bisher 72 Produkte von Apfelsaft bis Zwieback. Verbrau-
cher melden aber nicht nur Produkte. Über das Expertenforum stellen sie
Fragen über alles, was mit Lebensmitteln zusammenhängt.

Hauptärgernis: nicht drin, was drauf ist
Am häufigsten melden Verbraucher Produkte, deren Bewerbung und Auf-
machung etwas vorgaukelt, was der Inhalt nicht halten kann: Fruchtabbil-
dungen ohne Frucht in der Zutatenliste, „Joghurt mit Macadamianüssen“,
der nur einem Hauch von Nuss enthält oder ein Sahnewunder mit versteck-
tem Alkoholanteil. Zudem ärgern sich Verbraucher über Herkunftsangaben,
ohne dass klar wird, worin diese besteht. Für weiteren Unmut sorgen Wer-
beaussagen wie „Ohne Nitritpökelsalz“ oder „Ohne Geschmacksverstär-
ker“, obwohl sich Zutaten mit ähnlicher Wirkung in der Zutatenliste wieder-
finden.

Hersteller passen ihre Produkte an
Insgesamt 27 Hersteller haben ihre Produkte infolge der Verbrauchermeldun-
gen angepasst. Dabei geht es nicht nur um die Schriftgröße auf Verpackungen,
sondern auch um die Rezeptur: So enthält ein Curry-Orangen-Ketchup künftig
auch wirklich Orangenschalen oder eine Bananenschokolade tatsächlich Bana-
ne. Auch Wasabi-Erdnüsse werden demnächst wirklich Wasabi enthalten.

Legale Täuschung: Dialog alleine reicht nicht
Ein zentrales Element des Portals ist die Darstellung von anbieterneutralen
Produkten in der Rubrik „Erlaubt!“. Auch wenn Anbieter sich an rechtliche
Kennzeichnungsvorschriften oder Vorgaben der Lebensmittelleitsätze hal-
ten, fühlen sich Verbraucher getäuscht. Auf Unverständnis stoßen: Kalbs-
wiener mit wenig Kalbsfleisch, Bayrischer Leberkäse ohne Leber oder nie-
derländische Eier in deutschen Eierkartons. In der Rubrik sammelt das Por-
tal erste Argumente, die durch Verbraucherforschung auf ihre Repräsenta-
tivität geprüft werden. Erhärtet sich dann der Verdacht einer systematisch
anderen Verbrauchererwartung, wird dieses Ergebnis an die zuständige
Stelle, etwa an die Lebensmittelbuch-Kommission übermittelt. „Einige Leit-
sätze der Lebensmittelbuchkommission werden an die veränderten Erwar-
tungen der Verbraucher angepasst oder gar neu geschrieben werden müs-
sen“, meint Gerd Billen. „Es ist richtig, dass sich die Lebensmittelbuch-
Kommission genau um diese Streitfälle kümmert“, so Aigner.

Kalbswiener: genug Schwein gehabt
In Sachen Kalbswiener könnte sich die Lebensmittelbuchkommission
schon jetzt bei den Verbrauchern beliebt machen. Die Verbraucherzentra-
len haben auf www.lebensmittelklarheit.de einmal konkret nachgefragt: In

2/3
der nicht repräsentativen Umfrage äußerte mehr als die Hälfte der 30.000
Teilnehmer die Erwartung, dass Kalbswiener aus 100 Prozent Kalbfleisch
bestehen sollten. Insgesamt erwarten über 90 Prozent der Verbraucher
mehr als 50 Prozent Fleischanteil vom Kalb. Tatsächlich aber sind in den
meisten Produkten nicht mehr als die vorgeschriebenen 15 Prozent Kalb-
fleisch enthalten. Die Verbraucherzentralen werden einen entsprechenden
Antrag auf Änderung des Leitsatzes stellen.

www.lebensmittelklarheit.de
Die Informations- und Austauschplattform ermöglicht Verbrauchern, sich
aktiv in die Diskussion über die Kennzeichnung von Lebensmitteln oder
über irreführende Produktaufmachungen einzubringen. Das Bundes-
verbraucherministerium fördert das Portal im Rahmen der Initiative „Klarheit
und Wahrheit“. Träger des Projektes sind der Verbraucherzentrale Bundes-
verband (vzbv) und die Verbraucherzentrale Hessen. Verbraucherinnen
und Verbraucher, die sich in der Aufmachung und Kennzeichnung von Le-
bensmitteln getäuscht fühlen, erhalten allgemeine Informationen zur Kenn-
zeichnung und Antworten auf Fragen zu konkreten Produkten. Darüber
hinaus bietet die neue Plattform Verbrauchern die Möglichkeit, Produkte zu
melden, durch die sie sich in die Irre geführt fühlen.


Weitere Informationen

       www.lebensmittelklarheit.de
       Hintergrundpapier „100 Tage www.lebensmittelklarheit.de“
       „Vorne Hui und hinten…? Eine Auswertung der eingestellten Produkte


Ansprechpartner

       Steffen Küßner, Pressereferent, Tel.: (030) 25800-524, E-Mail:
       kuessner@vzbv.de
       Holger Eichele, Pressesprecher BMELV, Tel.: (030) 18 529 3170, E-
       Mail: holger.eichele@bmelv.bund.de
       Ute Bitter, Pressesprecherin Verbraucherzentrale Hessen, (069)
       972010-31, E-Mail: bitter@verbraucher.de




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10-227-BMELV-vzbv-AI-Bilanz-Lebensmittelklarheit.de.pdf

  • 1. 100 Tage www.lebensmittelklarheit.de Das Portal hat den Nerv der Verbraucher getroffen Berlin, 27.10.2011 – Das Verbraucherportal Lebensmittelklarheit.de ist erfolgreich gestartet. 100 Tage nach Start der Plattform ziehen die Verbraucherzentralen und das Bundesverbraucherministerium eine positive Zwischenbilanz: Bei den Verbrauchern ist das Informations- angebot auf überwältigende Resonanz gestoßen – bisher sind mehr als 3800 Produktmeldungen eingegangen. Die Lebensmittelwirtschaft, die den Start der Internetseite scharf kritisiert hatte, reagiert immer öfter durchaus konstruktiv auf die Kritik der Kunden: Die meisten Hersteller nehmen die Hinweise der Verbraucher ernst, einige haben die Aufmachung oder Kennzeichnung ihrer Produkte bereits geändert. „Die überwältigende Resonanz zeigt, dass es richtig und wichtig war, die- ses Portal zu fördern“, sagte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner am Donnerstag in Berlin. Die Befürchtungen der Kritiker hätten sich „als unbegründet erwiesen“, so Aigner. „Das Portal ist nicht nur Diskussions- plattform, sondern vor allem eine wichtige Informationsquelle. Die Seite bündelt wertvolle Informationen, die sich die Verbraucher früher mühsam zusammensammeln mussten.“ Das Bundesverbraucherministerium fördert das Portal im Rahmen der Initiative „Klarheit und Wahrheit bei der Kenn- zeichnung und Aufmachung von Lebensmitteln“. Zuletzt wurde der Förder- betrag des BMELV nochmals erhöht, damit die Verbraucherzentralen die Kapazitäten verstärken und die Bearbeitung der zahlreichen Meldungen beschleunigen können. „Wir haben mit dem Angebot den Nerv der Verbraucherschaft getroffen“, bilanziert vzbv-Vorstand Gerd Billen. „Jetzt ist es an den Herstellern, ihre Produkte so zu gestalten, dass Verbraucher sich nicht getäuscht fühlen.“ Das Portal helfe, Verunsicherung bei den Verbrauchern ab und Vertrauen in die Qualität und den Wert von Lebensmitteln wieder aufzubauen. „Doch ein verbesserter Dialog zwischen Verbrauchern und Anbietern alleine kann es nicht richten“, sagt Billen. Auch die Politik müsse ihren Beitrag leisten, um Irreführung und Täuschung bei Lebensmitteln zu beenden. „Verbraucher bedanken sich für die Chance, endlich ihre Meinung kundtun zu können“, erzählt Projektleiter Hartmut König. „Sie fühlen sich ernst genommen, indem ihre Belange öffentlich Gehör finden.“ Aber auch die Wirtschaft zeige sich meist kooperativ. In der Regel würden Stellungnah- men fristgemäß geliefert. „Nachdem der erste Ansturm die Redaktion über- rascht hat, haben wir inzwischen unseren Rhythmus gefunden. Es wird keine Beschwerde unbeantwortet bleiben“. Über 3800 Meldungen in 100 Tagen Seit Start des Portals sind über 3800 Produktmeldungen eingegangen. Täglich kommen rund 20 Produktmeldungen und Anfragen hinzu. Dabei 1/3
  • 2. sind nicht alle Produktmeldungen für das Portal geeignet und können veröf- fentlicht werden. Aber auch diese müssen geprüft und bearbeitet werden. Bisher sind über 900 Produktmeldungen, rund ein Viertel, geprüft und in Bearbeitung. Unter Leitung der Verbraucherzentrale Hessen teilen sich die Verbraucherzentralen die Erfassung, Sichtung, Kanalisierung, rechtliche Einschätzung und Beantwortung der Anfragen und Produktmeldungen. Eingestellt sind bisher 72 Produkte von Apfelsaft bis Zwieback. Verbrau- cher melden aber nicht nur Produkte. Über das Expertenforum stellen sie Fragen über alles, was mit Lebensmitteln zusammenhängt. Hauptärgernis: nicht drin, was drauf ist Am häufigsten melden Verbraucher Produkte, deren Bewerbung und Auf- machung etwas vorgaukelt, was der Inhalt nicht halten kann: Fruchtabbil- dungen ohne Frucht in der Zutatenliste, „Joghurt mit Macadamianüssen“, der nur einem Hauch von Nuss enthält oder ein Sahnewunder mit versteck- tem Alkoholanteil. Zudem ärgern sich Verbraucher über Herkunftsangaben, ohne dass klar wird, worin diese besteht. Für weiteren Unmut sorgen Wer- beaussagen wie „Ohne Nitritpökelsalz“ oder „Ohne Geschmacksverstär- ker“, obwohl sich Zutaten mit ähnlicher Wirkung in der Zutatenliste wieder- finden. Hersteller passen ihre Produkte an Insgesamt 27 Hersteller haben ihre Produkte infolge der Verbrauchermeldun- gen angepasst. Dabei geht es nicht nur um die Schriftgröße auf Verpackungen, sondern auch um die Rezeptur: So enthält ein Curry-Orangen-Ketchup künftig auch wirklich Orangenschalen oder eine Bananenschokolade tatsächlich Bana- ne. Auch Wasabi-Erdnüsse werden demnächst wirklich Wasabi enthalten. Legale Täuschung: Dialog alleine reicht nicht Ein zentrales Element des Portals ist die Darstellung von anbieterneutralen Produkten in der Rubrik „Erlaubt!“. Auch wenn Anbieter sich an rechtliche Kennzeichnungsvorschriften oder Vorgaben der Lebensmittelleitsätze hal- ten, fühlen sich Verbraucher getäuscht. Auf Unverständnis stoßen: Kalbs- wiener mit wenig Kalbsfleisch, Bayrischer Leberkäse ohne Leber oder nie- derländische Eier in deutschen Eierkartons. In der Rubrik sammelt das Por- tal erste Argumente, die durch Verbraucherforschung auf ihre Repräsenta- tivität geprüft werden. Erhärtet sich dann der Verdacht einer systematisch anderen Verbrauchererwartung, wird dieses Ergebnis an die zuständige Stelle, etwa an die Lebensmittelbuch-Kommission übermittelt. „Einige Leit- sätze der Lebensmittelbuchkommission werden an die veränderten Erwar- tungen der Verbraucher angepasst oder gar neu geschrieben werden müs- sen“, meint Gerd Billen. „Es ist richtig, dass sich die Lebensmittelbuch- Kommission genau um diese Streitfälle kümmert“, so Aigner. Kalbswiener: genug Schwein gehabt In Sachen Kalbswiener könnte sich die Lebensmittelbuchkommission schon jetzt bei den Verbrauchern beliebt machen. Die Verbraucherzentra- len haben auf www.lebensmittelklarheit.de einmal konkret nachgefragt: In 2/3
  • 3. der nicht repräsentativen Umfrage äußerte mehr als die Hälfte der 30.000 Teilnehmer die Erwartung, dass Kalbswiener aus 100 Prozent Kalbfleisch bestehen sollten. Insgesamt erwarten über 90 Prozent der Verbraucher mehr als 50 Prozent Fleischanteil vom Kalb. Tatsächlich aber sind in den meisten Produkten nicht mehr als die vorgeschriebenen 15 Prozent Kalb- fleisch enthalten. Die Verbraucherzentralen werden einen entsprechenden Antrag auf Änderung des Leitsatzes stellen. www.lebensmittelklarheit.de Die Informations- und Austauschplattform ermöglicht Verbrauchern, sich aktiv in die Diskussion über die Kennzeichnung von Lebensmitteln oder über irreführende Produktaufmachungen einzubringen. Das Bundes- verbraucherministerium fördert das Portal im Rahmen der Initiative „Klarheit und Wahrheit“. Träger des Projektes sind der Verbraucherzentrale Bundes- verband (vzbv) und die Verbraucherzentrale Hessen. Verbraucherinnen und Verbraucher, die sich in der Aufmachung und Kennzeichnung von Le- bensmitteln getäuscht fühlen, erhalten allgemeine Informationen zur Kenn- zeichnung und Antworten auf Fragen zu konkreten Produkten. Darüber hinaus bietet die neue Plattform Verbrauchern die Möglichkeit, Produkte zu melden, durch die sie sich in die Irre geführt fühlen. Weitere Informationen www.lebensmittelklarheit.de Hintergrundpapier „100 Tage www.lebensmittelklarheit.de“ „Vorne Hui und hinten…? Eine Auswertung der eingestellten Produkte Ansprechpartner Steffen Küßner, Pressereferent, Tel.: (030) 25800-524, E-Mail: kuessner@vzbv.de Holger Eichele, Pressesprecher BMELV, Tel.: (030) 18 529 3170, E- Mail: holger.eichele@bmelv.bund.de Ute Bitter, Pressesprecherin Verbraucherzentrale Hessen, (069) 972010-31, E-Mail: bitter@verbraucher.de 3/3