1. 6
1 | 2015via
Sie vertreiben den Winter mit Masken, Feuer und viel Radau. Fast überall im Land werden
um die Fasnachtszeit regionale Bräuche zelebriert. Wir zeigen eine exklusive Auswahl.
Text:Gaston Haas; Fotos: Beat Schweizer
Von Teufeln,
Feuer, Fasnachtslärm
Entdecken Wintervertreibung
2. Wintervertreibung Entdecken
Lötschental VS,
Die Tschäggättä
Masken aus Arvenholz, Felle
vom Schaf oder der Ziege und
die Kuhglocke am Gürtel:
So ziehen die furchterregen-
den Tschäggätta Anfang
Februar durch die Dörfer
des Lötschentals im Wallis.
Frauen und Kinder, die ihnen
über den Weg laufen, werden
mit Schnee abgerieben und
gehörig erschreckt.
7
1 | 2015 via
3. 8
1 | 2015via
Entdecken Wintervertreibung
Guarda GR,
Chalandamarz
Nichts anderes als Märzbe-
ginn heisst Chalandamarz auf
Rätoromanisch. So ziehen am
1. März wie hier in Guarda im
Unterengadin und in weiteren
Tälern Graubündens Schul-
kinder von Haus zu Haus,
singen Lieder, sammeln Essen
und Geld. Über die Region hin-
aus bekannt wurde der Brauch
übrigens mit dem grossartigen
Kinderbuch «Schellenursli».
4. Wintervertreibung Entdecken
9
1 | 2015 via
9
via
Liestal BL,
Chienbäse
Am Sonntag nach Ascher-
mittwoch, dieses Jahr am
22. Februar, finden im ganzen
Kanton Basel-Landschaft
zahlreiche Fasnachtsfeuer
und Fackelumzüge statt.
Der Brauch – ursprünglich
ein Fackelumzug – stammt
aus den 1930er-Jahren.
Heute werden am Umzug
grosse Fackeln aus Föhrenholz
(Chienbäse) und rund zwei
Dutzend brennende Wagen
durch den Kantonshauptort
gezogen.
5. Entdecken Wintervertreibung
10
1 | 2015via
Fotos:SchweizerischeNationalmuesum;Appenzell/MarcHutter;Fribourgtourisme;RitaMüller;zVg
Für ein paar Stunden oder Tage jemand
anderer sein dürfen: Dieses urmensch-
liche Verlangen ist einer der Schlüssel, um
die Faszination der Fasnacht(en) vor al-
lem in den katholischen Kantonen zu ver-
stehen. Das Gesicht hinter einer Maske
verborgen, kann jeder nach Herzenslust
«die Sau rauslassen», trinken, singen oder
mitten in der Nacht musizieren: Erlaubt
ist in der Narrenzeit (fast) alles, was die
Gesellschaft sonst streng regelt oder gar
verbietet. Das grosse Fressen und Feiern
geht an den meisten Orten der Schweiz
auf regionale Bräuche vor der einst harten
Fastenzeit zurück. Mit den gerne kolpor-
tierten Wurzeln in heidnischen Traditio-
nen hat die Fasnacht nur wenig zu tun.
Vielmehr gibt der katholische Kalender
Dem Winter den Garaus machen
TippsWintervertreibungen
Rabadan
12.bis17Februar,Bellinzona/TI
Wenn der Stadtpräsident dem Fasnachts-
könig den Schlüssel zu den Stadttoren
übergibt, feiern 150 000 Menschen in den
Strassen den Rabadan, die zweitgrösste
Fasnacht der Schweiz.
Funkensonntag
15.März,AppenzellundRegion
Schulkinder sammeln Papier, Karton und
Holz. Alles wird zu riesigen Holzstössen
aufgeschichtet, ganz zuoberst die «Funke-
babe». Ihr Ende am Funkensonntag
markiert denn auch das Ende des Winters.
Magie der Masken
Bis6.April,Schwyz
Das Forum Schweizer Geschichte in
Schwyz zeigt mehr als hundert Masken aus
dem In- und Ausland. Tauchen Sie ein in
die magische Welt des Mythischen.
nationalmuseum.ch
Lichterschwemmen
6.März,Ermensee/LU
Am Fridolinstag kommen Schulkinder des
Dorfes zum Lichterschwemmen an den
Aabach. Auf hölzernen Gestängen werden
brennende Kerzen den Bach hinunter
geschickt. Auf diese Weise sollen Bach und
Winter besänftigt werden.
Bolzenfasnacht
13.bis17Februar,Fribourg
Die Bolzenfasnacht in der Fribourger
Altstadt geht auf das mittelalterliche Fest der
Zünfte zurück. Höhepunkt ist das Verbren-
nen des Grand Rababou auf der Place du
Petit-St-Jean am Sonntag. Die 12 Meter
hohe Puppe symbolisiert alles Übel.
Sonnwendfeier
21.März,Oensingen/SO
Da muss der Winter endgültig weichen:
Die Oensinger Sonnwendfeier findet nur
alle drei Jahre statt. Das rund einstündige
Feuerwerk und die mehr als hundert
Höhenfeuer machen den Anlass zu einem
unvergesslichen Spektakel.
den Takt vor. Die 40-tägige Fastenzeit vor
Ostern, gerechnet ab Palmsonntag, ergibt
den Aschermittwoch, das Ende der Fas-
nacht. Der Donnerstag davor, der
«schmutzige» Donnerstag, markiert den
Fasnachtsbeginn. Schmutzig deshalb,
weil vor der Fastenzeit mit viel Fett
(«Schmutz») gebraten, frittiert und gesot-
ten wurde, dass es eine Freude war. Die
Idee der Wintervertreibung mit Blick auf
die Sonnenwende und den nahenden
Frühling kam an manchen Orten erst in
neuerer Zeit dazu. Toben Sie sich an unse-
ren ausgewählten Anlässen aus und jagen
Sie den Winter persönlich mit Pauken,
Feuer und Trompeten zum Teufel.
Noch mehr Fasnacht unter
myswitzerland.com/fasnacht
Moderne Horrorelemente und ein Schuss Lötschental
machen die Tschäggätta-Masken unverwechselbar.