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Pflegemanagement




                                                                                                               Fotos: Medifilm




Modell Titlis


Lücken im Medikamenten-
management geschlossen
Das Luzerner Wohnheim Titlis für erwachsene Menschen mit schwerer Behinderung geht innovative
Wege bei der Medikamentenabgabe und erhöht damit die Abgabesicherheit. Alle Medikamente stam-
men aus derselben vertraglich gebundenen Apotheke und werden direkt ins Wohnheim geliefert. Ein
Teil dieser Medikamente wird via einer spezialisierten Firma als verblisterter «Medifilm» bereit gestellt.

      FRIEDEMANN HESSE                      die Fehlerquote nicht merklich senken.        rinnen im Heim erzielen kann. Heute
                                            Die Geschäftsleitung beschloss deshalb,       stammen alle Medikamente aus einer
L A U T einer Jahresauswertung, die         das Medikamentenmanagement grund-             Quelle und laufen über die Apotheke in
vom September 2009 bis September            legend zu überarbeiten. Um sicherzustel-      Luzern, die als fachtechnische Verant-
2010 durchgeführt wurde, erhielten          len, dass die gesetzlichen Rahmenbedin-       wortliche die Prozessabläufe begleitet
die Bewohnerinnen und Bewohner des          gungen eingehalten sind, wurde der Kan-       und die Qualitätssicherheit prüft.
Wohnheims Titlis rund 87 950 ver-           tonsapotheker Luzern aktiv in das Projekt        Die festen Medikamente (Tabletten,
schiedene vom Arzt verordnete Medi-         eingebunden.                                  Kapseln, Dragées etc.) werden von der
kamentenportionen. Nicht jedem Be-                                                        spezialisierten Pharmafirma Medifilm zu
wohner werden täglich Medikamente           Heim – Arzt – Apotheke                        einem «Medikamentenfilm» verblistert
verabreicht, dennoch sind es im Durch-                                                    (vgl. Kasten). Dabei hat sich das Wohn-
schnitt pro Tag und Bewohner rund 8,3          Als erstes wurde eine öffentliche Apo-     heim Titlis für einen wöchentlichen Lie-
rezeptpflichtige Medikamenteneinhei-        theke gesucht, die bereit war, als Schnitt-   ferrhythmus entschieden. Dieser kann
ten, aufgeteilt in drei bis vier Portio-    stelle zwischen Heim, Ärzten und Her-         jedoch jederzeit individuell angepasst
nen. Für jede Portion muss rechtlich        stellerin der Medikamentenblister mitzu-      werden. Bei Bedarf sind Lieferungen
gesehen der Ablauf von der Verord-          arbeiten. In einem Zusammenarbeits-           innerhalb 24 Stunden möglich, jedoch
nung, Bestellung, Lieferung, Lagerung,      vertrag mit der See-Apotheke Luzern           kommt dies im stationären Betreuungs-
Kennzeichnung, Dokumentation, Über-         wurden sowohl die rechtlichen Anforde-        alltag kaum vor.
wachung bis zur Anwendung durch eine        rungen als auch die Dienstleistungen
Fachkraft sichergestellt sein, ein enor-    festgehalten. In einem nächsten Schritt       Medikamentenwagen
mer Aufwand, der wertvolle personelle       galt es, die behandelnden Ärzte für das
Ressourcen bindet. Ausserdem sind die       neue System und die vorhandenen Feh-            Auf jeder Station befindet sich ein mobi-
Fehleranfälligkeit und die Fehlerquote      lerquellen im Medikamentenabgabebe-           ler Medikamentenwagen, dessen Schub-
beim Portionieren in handelsüblichen        reich des Wohnheimalltags zu sensibili-       laden mit einem elektronischen Code
Dosierboxen nachweislich recht hoch         sieren. Dies bedeutet eine wesentliche        gesichert sind, so dass nur ausgewählte
und gefährlich.                             Veränderung, da unsere Ärzte zum Teil         Mitarbeitende Zugriff haben. In den
  Vor der Einführung des neuen Systems      gewohnt sind, weitgehend eigenständig         Schubladen gibt es für jeden Bewohner
gingen in der gesamten Stiftung bis zu 75   zu handeln und die Medikamente direkt         ein Fach, gekennzeichnet mit bewohner-
Prozent der freiwillig gemeldeten CIRS-     aus der Praxis an die Bewohner abzuge-        spezifischer Farbcodierung und Bewoh-
Fehler auf das Konto des Medikamenten-      ben oder ins Heim zu liefern. Die wich-       nerfoto. In diese Fächer kommen die Blis-
managements. Trotz institutionalisiertem    tige und gute Zusammenarbeit zwischen         terverpackungen, dazu separat noch
Qualitätsmanagementsystem, darauf ba-       Heim und Arzt zeigte, dass man durch          Flüssigkeiten und Salben, und fertig ist
sierender Evaluation der Fehlerquellen      einen rationelleren Ablauf eine Optimie-      die Medikamentenaufbereitung für eine
und Verbesserung der Abläufe liess sich     rung für die Behandlung der Bewohne-          ganze Woche.

18   K r a n k e n p f l e g e 3/2012
     Soins infirmiers
Die Abläufe garantieren,
                                                                                   dass der Patient das richtige
                                                                                   Medikament erhält.
                                                                                   Foto: Andreas Fix, SSBL




  Mit dem mobilen Wagen fällt das unfle-        Tagen rund um die Uhr anwesend sein.              mittelt. Dieser kontrolliert die Dosierun-
xible System mit einem fixen, grossen           Es ist daher im Alltag unerlässlich, dass         gen, überprüft die Verordnung auf Inter-
Medikamentenschrank irgendwo in der            auch andere Teammitglieder die Medika-            aktionen und mögliche Unverträglichkei-
Station weg. Die Wegzeiten sind kürzer,        mentenversorgung sicherstellen können.            ten und macht gegebenenfalls Vorschläge
und das risikobehaftete Herumtragen                                                              zu einer kostengünstigeren Therapie. Bei
von Dosierboxen auf Tablaren entfällt.         Klar definierte Abläufe                            Fragen nimmt er Rücksprache mit dem
                                                                                                 behandelnden Arzt oder der zuständigen
Kleineres Lager                                  In guter Zusammenarbeit mit dem Kan-            Pflegeperson im Wohnheim.
                                               tonsapotheker Luzern wurde der Prozess              Der Apotheker übermittelt die bereinig-
  Das Fazit nach inzwischen rund einem         geklärt und entsprechend einer gültigen           ten Verordnungen an Medifilm, welche
Jahr Erfahrung ist äusserst positiv. Der       Bewilligung umgesetzt. Alle Abläufe sind          die Blister gemäss den aktuellen Rezepten
Lagerbestand rezeptpflichtiger Medika-          dokumentiert und werden gemäss den                noch einmal prüft und dann für jeden
mente sank von 358 Einheiten auf 83            vorgegebenen gesetzlichen Rahmenbe-               Bewohner individuell herstellt. Die Liefe-
Einheiten. Bei den nicht rezeptpflichtigen      dingungen von verschiedenen Fachperso-            rung erfolgt gesamthaft durch die Apotheke
Produkten sank der Bestand um 40 Pro-          nen kontrolliert. Der Arzt trägt seine Ver-       direkt an die entsprechende Wohngruppe,
zent von 121 Einheiten auf 73 Einheiten.       ordnung direkt in das neu entwickelte             wo die verantwortliche Pflegefachperson
Diese Einsparungen wirken sich direkt          Medikamentenblatt des jeweiligen Bewoh-           den Wareneingang prüft. Somit ist sicher-
auf den Arbeitsaufwand aus.                    ners ein. Anschliessend werden sämtliche          gestellt, dass der Prozess und die Doku-
  Pro Wohngruppe und Monat reduziert           Rezepte an den Vertragsapotheker über-            mentation der Verordnungen immer und
sich die Arbeitszeit für Bereitstellung, La-
gerung, Kontrolle und Dokumentation der
Medikamente um sechs Stunden. Im Haus
befinden sich nur noch die wöchentlich            Medifilm
tatsächlich gebrauchten Medikamente. Es
braucht keine aufwändigen Verfalldaten-         Einzelportionen
kontrollen mehr, bei einer Therapieände-
rung bleiben keine Anbruchpackungen
                                                mit Namen
zurück, die Abrechnung erfolgt entspre-            Die spezialisierte Pharmafirma Medi-
chend dem Verbrauch.                             film verpackt die Medikamente gemäss
  Statt sich stundenlang in einem abge-          den aktuellen Rezepten individuell in
trennten Raum bei Logistik- und Adminis-         einem «Medifilm». Bei dieser speziellen
trationsaufgaben aufhalten zu müssen,            Art Blister handelt es sich um aneinan-
können die dringend benötigten Fachper-          dergereihte, transparente Kunststoff-           mit dem Namen des Bewohners oder
sonen nun ihre Zeit dort einsetzen, wo sie       beutel. Jeder Medifilm enthält die Medi-         der Bewohnerin sowie Inhalt, Abgabe-
am wertvollsten ist, bei den Bewohnern.          kamentenportionen für einen bestimm-            termin und Formerkennungsangaben
Kommt hinzu, dass in einem Wohnheim              ten Bewohner oder eine bestimmte Be-            zum Medikament beschriftet. Der In-
für geistig behinderte Menschen das Be-          wohnerin. Jeder Beutel ist durch eine           halt bleibt somit für die Pflegefachper-
treuerteam sehr heterogen ist. Zwar gibt         Perforation leicht abtrennbar, so dass          sonen jederzeit erkennbar. Jeder Be-
es für jede Wohngruppe eine Pflegefach-           Einzelportion um Einzelportion heraus-          wohner hat seine individuell für ihn
person, die für die Medikamente verant-          gezogen werden kann. Jede Portion ist           erstellte Medifilmbox.
wortlich ist. Doch kann diese nicht an 365
                                                                                                                   K r a n k e n p f l e g e 3/2012
                                                                                                                             Soins infirmiers         19
Pflegemanagement


jederzeit nachvollziehbar sind. In seiner                                                   um oft mit Schuld, Scham, Frust, Angst
Verantwortung liegt es auch, regelmässig       Medikamentenmanagement                       und dem Gefühl der Unzulänglichkeit be-
in jeder Wohngruppe ein Selbstevalua-                                                       lastet. Das Ziel einer offenen Fehlerkultur
tions-Fachaudit durchzuführen und die-         Die 6-R-plus-Regel                           liegt darin, Fehler zu kommunizieren, so
ses mit einem Bericht und geeigneten                                                        dass alle Beteiligten daraus lernen. Es
Verbesserungsmassnahmen abzuschlies-             Das Wohnheim Titlis hat die be-            geht nicht darum, einen Schuldigen zu
sen. In Zusammenarbeit mit den Pflege-          kannte 5-R-Regel überarbeitet und            brandmarken, sondern darum, Sicher-
fachpersonen bietet er zudem spezifische        wendet im Alltag die neue 6-R-plus-          heitslücken im Prozess des Medikamen-
Mitarbeitenden-Schulungen in den Wohn-         Regel an. Sie dient als eine Art Leit-       tenmanagements zu schliessen.
gruppen an, die sich auf die Bewohner          faden den Mitarbeitenden dazu, alle             Das Modell ist auch mit Blick auf die
und deren aktuelle Therapie beziehen.          Kontrollkriterien sicher zu beachten:        Kosten im Gesundheitssystem interes-
   Gemäss dem «Sechs mal Vier-Augen-           1. Richtiger Bewohner und richtige           sant: In der Vereinbarung des Leistungs-
Prinzip» sind alle beteiligten Medikamen-         Indikation.                               katalogs der Krankenkassen sind heute
tenspezialisten optimal involviert (sechs      2. Richtiges Medikament und richtiger        die Abrechnungen, aber auch die ver-
Augen bei der Kontrolle durch Arzt, Apo-          Lagerort.                                 traglichen Kostenstabilisierungsbeiträge
theker und Pflegefachperson bei der Ver-        3. Richtige Dosierung und                    von 2,3% auf allen abgerechneten Posi-
ordnung und Diagnosestellung; vier Augen          Zubereitung.                              tionen an die Krankenkassen verankert.
bei der Anwendung vor Ort durch zwei           4. Richtige Applikation und                  Die See-Apotheke ist aufgrund des opti-
Mitarbeitende, die eine weitere Kontrolle         Anwendung.                                malen Organisationsgrades des Modells
vornehmen).                                    5. Richtiger Zeitpunkt und                   Titlis bereit, den Krankenkassen eine
                                                  Besonderheiten.                           Rückvergütung von einem weiteren zu-
Befreit von Logistik                           6. Richtige Dokumentation und                sätzlichen Prozent anzubieten.
                                                  Kommunikation.
   Durch das Modell Titlis ist die Institu-    Das «plus» bezieht sich auf die richtige     Positive Erfahrungen
tion nun vollständig von den reinen Logis-     Zusammenarbeit mit den professionel-
tikaufgaben entlastet. Die Effizienzsteige-     len Partnern des Gesundheitswesens              Überzeugt vom neuen System ist auch
rung ist deutlich spürbar; die Verwaltung      (Arzt, Vertragsapotheke, Mitarbeiten-        Pascale Yamamoto, Pflegefachfrau HF
konnte um 60 Prozent verringert werden.        de und Pflegefachkräfte). Diese ar-          und Verantwortliche für die Medikamente
Wie bei jeder Änderung, musste auch die        beiten innerhalb der gesetzlichen            im Wohnheim Titlis. Sie sagt: «Das
Leitung des Wohnheims Titlis am Anfang         Rahmenbedingungen und einem klar             System mit den Blistern und den kontrol-
Überzeugungsarbeit leisten. Wenn seit          festgelegten Medikamentenmanage-             lierten Abläufen hat uns die Arbeit
Jahren «bewährte» Abläufe hinterfragt          ment auf der neu eingerichteten Kom-         enorm erleichtert. Bei der Verordnung
werden, löst dies skeptische Fragen aus.       munikationsplattform in den optimier-        und Bereitstellung der Medikamente
Andererseits war allen Beteiligten klar,       ten Prozessen zusammen.                      passieren praktisch keine Fehler mehr».
dass eine so hohe Fehlerquote bei einer so                                                  Am anfälligsten für Fehler sei nach wie
grossen Menge an Medikamenten nicht                                                         vor die Abgabe an die Bewohner: «Doch
hingenommen werden kann und auf der           wöhnen, auch die Fehlerkultur erhielt eine    auch hier konnten wir die Fehlerquote
Basis des alten Systems offensichtlich kei-   zentrale Bedeutung. Das neue Medika-          senken, denn durch das durchgehende
ne messbare Verbesserung zu erreichen         mentenmanagement macht die gesamte            Kontrollsystem ist bei allen Teammitglie-
war. Die grösste Umstellung im Alltag be-     Prozesskette transparent, Fehler werden       dern das Bewusstsein für die Bedeutung
deutete das Blistersystem in Kombination      während der mehrfachen Kontrollen un-         der Medikamente stark gestiegen.» Sehr
mit der Einführung der neuen «6-R-plus-       weigerlich bis hin zur Abgabe aufgedeckt.     praktisch sei zudem der fahrbare Me-
Regel» (vgl. Kasten) für die Mitarbeiten-        Es ist wissenschaftlich belegt, dass ein   dikamentenwagen: «Wenn wir für eine
den in den Wohngruppen. Sie mussten           Grossteil der Fehler im Bereich der Medi-     Arbeit Ruhe brauchen, können wir ihn in
sich nicht nur an geänderte Abläufe ge-       kamentenabgabe auftreten und diese vor-       ein ruhiges Büro schieben und bei der
                                              wiegend auf dem sogenannten «letzten          Medikamentenabgabe ist er ebenfalls in
                                              Meter», also bei der Abgabe an die Patien-    der Nähe.»
                                              ten, stattfinden. Hier ein Optimum an Si-      Friedemann Hesse ist Leiter des Wohnheims Titlis,
                                              cherheit anzustreben, ist zum Wohle von       Stiftung für Schwerbehinderte Luzern SSBL,
                                                                                            Emmen, Kontakt: friedemann.hesse@ssbl.ch,
                                              Patienten und betreuten Personen uner-        www.ssbl.ch
                                              lässlich. Man darf aber nicht vergessen,
                                              dass Fehler auch auf die Mitarbeitenden
                                              negative Auswirkungen haben. Sie wollen
                                              ja keine Fehler an den ihnen anvertrauten            www.sbk-asi.ch
                                              Bewohnern machen und fühlen sich dar-
                                                                                                    › Medikamente
                                                                                                    › Patientensicherheit
                                                                                                    › Management
20    K r a n k e n p f l e g e 3/2012
      Soins infirmiers

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Lücken im Medikamentenmanagement geschlossen - K r a n k e n p f l e g e SBK 3/2012

  • 1. Pflegemanagement Fotos: Medifilm Modell Titlis Lücken im Medikamenten- management geschlossen Das Luzerner Wohnheim Titlis für erwachsene Menschen mit schwerer Behinderung geht innovative Wege bei der Medikamentenabgabe und erhöht damit die Abgabesicherheit. Alle Medikamente stam- men aus derselben vertraglich gebundenen Apotheke und werden direkt ins Wohnheim geliefert. Ein Teil dieser Medikamente wird via einer spezialisierten Firma als verblisterter «Medifilm» bereit gestellt. FRIEDEMANN HESSE die Fehlerquote nicht merklich senken. rinnen im Heim erzielen kann. Heute Die Geschäftsleitung beschloss deshalb, stammen alle Medikamente aus einer L A U T einer Jahresauswertung, die das Medikamentenmanagement grund- Quelle und laufen über die Apotheke in vom September 2009 bis September legend zu überarbeiten. Um sicherzustel- Luzern, die als fachtechnische Verant- 2010 durchgeführt wurde, erhielten len, dass die gesetzlichen Rahmenbedin- wortliche die Prozessabläufe begleitet die Bewohnerinnen und Bewohner des gungen eingehalten sind, wurde der Kan- und die Qualitätssicherheit prüft. Wohnheims Titlis rund 87 950 ver- tonsapotheker Luzern aktiv in das Projekt Die festen Medikamente (Tabletten, schiedene vom Arzt verordnete Medi- eingebunden. Kapseln, Dragées etc.) werden von der kamentenportionen. Nicht jedem Be- spezialisierten Pharmafirma Medifilm zu wohner werden täglich Medikamente Heim – Arzt – Apotheke einem «Medikamentenfilm» verblistert verabreicht, dennoch sind es im Durch- (vgl. Kasten). Dabei hat sich das Wohn- schnitt pro Tag und Bewohner rund 8,3 Als erstes wurde eine öffentliche Apo- heim Titlis für einen wöchentlichen Lie- rezeptpflichtige Medikamenteneinhei- theke gesucht, die bereit war, als Schnitt- ferrhythmus entschieden. Dieser kann ten, aufgeteilt in drei bis vier Portio- stelle zwischen Heim, Ärzten und Her- jedoch jederzeit individuell angepasst nen. Für jede Portion muss rechtlich stellerin der Medikamentenblister mitzu- werden. Bei Bedarf sind Lieferungen gesehen der Ablauf von der Verord- arbeiten. In einem Zusammenarbeits- innerhalb 24 Stunden möglich, jedoch nung, Bestellung, Lieferung, Lagerung, vertrag mit der See-Apotheke Luzern kommt dies im stationären Betreuungs- Kennzeichnung, Dokumentation, Über- wurden sowohl die rechtlichen Anforde- alltag kaum vor. wachung bis zur Anwendung durch eine rungen als auch die Dienstleistungen Fachkraft sichergestellt sein, ein enor- festgehalten. In einem nächsten Schritt Medikamentenwagen mer Aufwand, der wertvolle personelle galt es, die behandelnden Ärzte für das Ressourcen bindet. Ausserdem sind die neue System und die vorhandenen Feh- Auf jeder Station befindet sich ein mobi- Fehleranfälligkeit und die Fehlerquote lerquellen im Medikamentenabgabebe- ler Medikamentenwagen, dessen Schub- beim Portionieren in handelsüblichen reich des Wohnheimalltags zu sensibili- laden mit einem elektronischen Code Dosierboxen nachweislich recht hoch sieren. Dies bedeutet eine wesentliche gesichert sind, so dass nur ausgewählte und gefährlich. Veränderung, da unsere Ärzte zum Teil Mitarbeitende Zugriff haben. In den Vor der Einführung des neuen Systems gewohnt sind, weitgehend eigenständig Schubladen gibt es für jeden Bewohner gingen in der gesamten Stiftung bis zu 75 zu handeln und die Medikamente direkt ein Fach, gekennzeichnet mit bewohner- Prozent der freiwillig gemeldeten CIRS- aus der Praxis an die Bewohner abzuge- spezifischer Farbcodierung und Bewoh- Fehler auf das Konto des Medikamenten- ben oder ins Heim zu liefern. Die wich- nerfoto. In diese Fächer kommen die Blis- managements. Trotz institutionalisiertem tige und gute Zusammenarbeit zwischen terverpackungen, dazu separat noch Qualitätsmanagementsystem, darauf ba- Heim und Arzt zeigte, dass man durch Flüssigkeiten und Salben, und fertig ist sierender Evaluation der Fehlerquellen einen rationelleren Ablauf eine Optimie- die Medikamentenaufbereitung für eine und Verbesserung der Abläufe liess sich rung für die Behandlung der Bewohne- ganze Woche. 18 K r a n k e n p f l e g e 3/2012 Soins infirmiers
  • 2. Die Abläufe garantieren, dass der Patient das richtige Medikament erhält. Foto: Andreas Fix, SSBL Mit dem mobilen Wagen fällt das unfle- Tagen rund um die Uhr anwesend sein. mittelt. Dieser kontrolliert die Dosierun- xible System mit einem fixen, grossen Es ist daher im Alltag unerlässlich, dass gen, überprüft die Verordnung auf Inter- Medikamentenschrank irgendwo in der auch andere Teammitglieder die Medika- aktionen und mögliche Unverträglichkei- Station weg. Die Wegzeiten sind kürzer, mentenversorgung sicherstellen können. ten und macht gegebenenfalls Vorschläge und das risikobehaftete Herumtragen zu einer kostengünstigeren Therapie. Bei von Dosierboxen auf Tablaren entfällt. Klar definierte Abläufe Fragen nimmt er Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der zuständigen Kleineres Lager In guter Zusammenarbeit mit dem Kan- Pflegeperson im Wohnheim. tonsapotheker Luzern wurde der Prozess Der Apotheker übermittelt die bereinig- Das Fazit nach inzwischen rund einem geklärt und entsprechend einer gültigen ten Verordnungen an Medifilm, welche Jahr Erfahrung ist äusserst positiv. Der Bewilligung umgesetzt. Alle Abläufe sind die Blister gemäss den aktuellen Rezepten Lagerbestand rezeptpflichtiger Medika- dokumentiert und werden gemäss den noch einmal prüft und dann für jeden mente sank von 358 Einheiten auf 83 vorgegebenen gesetzlichen Rahmenbe- Bewohner individuell herstellt. Die Liefe- Einheiten. Bei den nicht rezeptpflichtigen dingungen von verschiedenen Fachperso- rung erfolgt gesamthaft durch die Apotheke Produkten sank der Bestand um 40 Pro- nen kontrolliert. Der Arzt trägt seine Ver- direkt an die entsprechende Wohngruppe, zent von 121 Einheiten auf 73 Einheiten. ordnung direkt in das neu entwickelte wo die verantwortliche Pflegefachperson Diese Einsparungen wirken sich direkt Medikamentenblatt des jeweiligen Bewoh- den Wareneingang prüft. Somit ist sicher- auf den Arbeitsaufwand aus. ners ein. Anschliessend werden sämtliche gestellt, dass der Prozess und die Doku- Pro Wohngruppe und Monat reduziert Rezepte an den Vertragsapotheker über- mentation der Verordnungen immer und sich die Arbeitszeit für Bereitstellung, La- gerung, Kontrolle und Dokumentation der Medikamente um sechs Stunden. Im Haus befinden sich nur noch die wöchentlich Medifilm tatsächlich gebrauchten Medikamente. Es braucht keine aufwändigen Verfalldaten- Einzelportionen kontrollen mehr, bei einer Therapieände- rung bleiben keine Anbruchpackungen mit Namen zurück, die Abrechnung erfolgt entspre- Die spezialisierte Pharmafirma Medi- chend dem Verbrauch. film verpackt die Medikamente gemäss Statt sich stundenlang in einem abge- den aktuellen Rezepten individuell in trennten Raum bei Logistik- und Adminis- einem «Medifilm». Bei dieser speziellen trationsaufgaben aufhalten zu müssen, Art Blister handelt es sich um aneinan- können die dringend benötigten Fachper- dergereihte, transparente Kunststoff- mit dem Namen des Bewohners oder sonen nun ihre Zeit dort einsetzen, wo sie beutel. Jeder Medifilm enthält die Medi- der Bewohnerin sowie Inhalt, Abgabe- am wertvollsten ist, bei den Bewohnern. kamentenportionen für einen bestimm- termin und Formerkennungsangaben Kommt hinzu, dass in einem Wohnheim ten Bewohner oder eine bestimmte Be- zum Medikament beschriftet. Der In- für geistig behinderte Menschen das Be- wohnerin. Jeder Beutel ist durch eine halt bleibt somit für die Pflegefachper- treuerteam sehr heterogen ist. Zwar gibt Perforation leicht abtrennbar, so dass sonen jederzeit erkennbar. Jeder Be- es für jede Wohngruppe eine Pflegefach- Einzelportion um Einzelportion heraus- wohner hat seine individuell für ihn person, die für die Medikamente verant- gezogen werden kann. Jede Portion ist erstellte Medifilmbox. wortlich ist. Doch kann diese nicht an 365 K r a n k e n p f l e g e 3/2012 Soins infirmiers 19
  • 3. Pflegemanagement jederzeit nachvollziehbar sind. In seiner um oft mit Schuld, Scham, Frust, Angst Verantwortung liegt es auch, regelmässig Medikamentenmanagement und dem Gefühl der Unzulänglichkeit be- in jeder Wohngruppe ein Selbstevalua- lastet. Das Ziel einer offenen Fehlerkultur tions-Fachaudit durchzuführen und die- Die 6-R-plus-Regel liegt darin, Fehler zu kommunizieren, so ses mit einem Bericht und geeigneten dass alle Beteiligten daraus lernen. Es Verbesserungsmassnahmen abzuschlies- Das Wohnheim Titlis hat die be- geht nicht darum, einen Schuldigen zu sen. In Zusammenarbeit mit den Pflege- kannte 5-R-Regel überarbeitet und brandmarken, sondern darum, Sicher- fachpersonen bietet er zudem spezifische wendet im Alltag die neue 6-R-plus- heitslücken im Prozess des Medikamen- Mitarbeitenden-Schulungen in den Wohn- Regel an. Sie dient als eine Art Leit- tenmanagements zu schliessen. gruppen an, die sich auf die Bewohner faden den Mitarbeitenden dazu, alle Das Modell ist auch mit Blick auf die und deren aktuelle Therapie beziehen. Kontrollkriterien sicher zu beachten: Kosten im Gesundheitssystem interes- Gemäss dem «Sechs mal Vier-Augen- 1. Richtiger Bewohner und richtige sant: In der Vereinbarung des Leistungs- Prinzip» sind alle beteiligten Medikamen- Indikation. katalogs der Krankenkassen sind heute tenspezialisten optimal involviert (sechs 2. Richtiges Medikament und richtiger die Abrechnungen, aber auch die ver- Augen bei der Kontrolle durch Arzt, Apo- Lagerort. traglichen Kostenstabilisierungsbeiträge theker und Pflegefachperson bei der Ver- 3. Richtige Dosierung und von 2,3% auf allen abgerechneten Posi- ordnung und Diagnosestellung; vier Augen Zubereitung. tionen an die Krankenkassen verankert. bei der Anwendung vor Ort durch zwei 4. Richtige Applikation und Die See-Apotheke ist aufgrund des opti- Mitarbeitende, die eine weitere Kontrolle Anwendung. malen Organisationsgrades des Modells vornehmen). 5. Richtiger Zeitpunkt und Titlis bereit, den Krankenkassen eine Besonderheiten. Rückvergütung von einem weiteren zu- Befreit von Logistik 6. Richtige Dokumentation und sätzlichen Prozent anzubieten. Kommunikation. Durch das Modell Titlis ist die Institu- Das «plus» bezieht sich auf die richtige Positive Erfahrungen tion nun vollständig von den reinen Logis- Zusammenarbeit mit den professionel- tikaufgaben entlastet. Die Effizienzsteige- len Partnern des Gesundheitswesens Überzeugt vom neuen System ist auch rung ist deutlich spürbar; die Verwaltung (Arzt, Vertragsapotheke, Mitarbeiten- Pascale Yamamoto, Pflegefachfrau HF konnte um 60 Prozent verringert werden. de und Pflegefachkräfte). Diese ar- und Verantwortliche für die Medikamente Wie bei jeder Änderung, musste auch die beiten innerhalb der gesetzlichen im Wohnheim Titlis. Sie sagt: «Das Leitung des Wohnheims Titlis am Anfang Rahmenbedingungen und einem klar System mit den Blistern und den kontrol- Überzeugungsarbeit leisten. Wenn seit festgelegten Medikamentenmanage- lierten Abläufen hat uns die Arbeit Jahren «bewährte» Abläufe hinterfragt ment auf der neu eingerichteten Kom- enorm erleichtert. Bei der Verordnung werden, löst dies skeptische Fragen aus. munikationsplattform in den optimier- und Bereitstellung der Medikamente Andererseits war allen Beteiligten klar, ten Prozessen zusammen. passieren praktisch keine Fehler mehr». dass eine so hohe Fehlerquote bei einer so Am anfälligsten für Fehler sei nach wie grossen Menge an Medikamenten nicht vor die Abgabe an die Bewohner: «Doch hingenommen werden kann und auf der wöhnen, auch die Fehlerkultur erhielt eine auch hier konnten wir die Fehlerquote Basis des alten Systems offensichtlich kei- zentrale Bedeutung. Das neue Medika- senken, denn durch das durchgehende ne messbare Verbesserung zu erreichen mentenmanagement macht die gesamte Kontrollsystem ist bei allen Teammitglie- war. Die grösste Umstellung im Alltag be- Prozesskette transparent, Fehler werden dern das Bewusstsein für die Bedeutung deutete das Blistersystem in Kombination während der mehrfachen Kontrollen un- der Medikamente stark gestiegen.» Sehr mit der Einführung der neuen «6-R-plus- weigerlich bis hin zur Abgabe aufgedeckt. praktisch sei zudem der fahrbare Me- Regel» (vgl. Kasten) für die Mitarbeiten- Es ist wissenschaftlich belegt, dass ein dikamentenwagen: «Wenn wir für eine den in den Wohngruppen. Sie mussten Grossteil der Fehler im Bereich der Medi- Arbeit Ruhe brauchen, können wir ihn in sich nicht nur an geänderte Abläufe ge- kamentenabgabe auftreten und diese vor- ein ruhiges Büro schieben und bei der wiegend auf dem sogenannten «letzten Medikamentenabgabe ist er ebenfalls in Meter», also bei der Abgabe an die Patien- der Nähe.» ten, stattfinden. Hier ein Optimum an Si- Friedemann Hesse ist Leiter des Wohnheims Titlis, cherheit anzustreben, ist zum Wohle von Stiftung für Schwerbehinderte Luzern SSBL, Emmen, Kontakt: friedemann.hesse@ssbl.ch, Patienten und betreuten Personen uner- www.ssbl.ch lässlich. Man darf aber nicht vergessen, dass Fehler auch auf die Mitarbeitenden negative Auswirkungen haben. Sie wollen ja keine Fehler an den ihnen anvertrauten www.sbk-asi.ch Bewohnern machen und fühlen sich dar- › Medikamente › Patientensicherheit › Management 20 K r a n k e n p f l e g e 3/2012 Soins infirmiers