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Source: merignac-hypnose.fr
Kropfleerete
Genug, esreicht,basta!Ichhabees satt, dassLeute mich
ausspionieren,meineDatenabschöpfenund damit gutesGeld
verdienen. Undwasspringtdabeifürmich raus?
«Sie»belauschen dich mitSiri
Meine Tochter reist mit einer Freundinnach Südafrika. Die beiden
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dass sie in Pretoria ein Airbnb buchen, wo sie ein paar Tage bleiben wollen.
Mein iPhoneliegt wenige Schritte daneben.
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Pretoria erscheinen auf dem Bildschirm. Meiner Tochter ist vor Tagen etwas
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Finger nach einem bösenSchnitzer beim Karottenschälen nichtmehr
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raus!
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Nein, ich will die Cloud nicht, die Apple mir für ein monatlichesAbonnement
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1) Es reicht mir vollkommen, wennich meine Daten zu Hause speichere. Dazu
brauche ich keine «Wolke», so poetisch ihr Nameauch klingt. Schautman
genauer hin, ist die Poesie schnell weg: Reihen von riesigen Servern, ganze
Serverfarmen, energiefressende Monster, die zur Zerstörungder natürlichen
Ressourcenbeitragen;
2) Weder Apple nochirgend jemandem sonstmöchteich sogehorsam – fast
möchte ich sagen «dumm»– meine privaten Daten anvertrauen. Damit«sie»
nochmehr Geld mit mir verdienen... Nope, sotöricht möchteich nicht sein!
… und Airbnb auch!
Ich töricht?Vielleicht doch?Ich habe Apple bereits freiwillig viel gegeben: viel
Geld vonmeinem ersten Computerbiszu meinem neuen iPhone, inklusive
zwei iPads. Ichgab meinen Fingerabdruck an mein iPhone, meine
biometrischenDaten an dasnächste. Wahrscheinlich wissen sie längstmehr
über mich als ich selber. Töricht – wir bezahlen viel Geld für die Maschinen,
die uns zumDank die Datenabsaugen.
Aber daist längst nicht nurApple. Airbnb zumBeispiel kenntdie meisten
meiner Reisen in den letzten Jahren. Sie wissen wo ich wannund mit wem
war. Gruselig.
Ich betrachte mein Smartphonenichtmehr als ein grossartigesund
unverzichtbaresAccessoire. Ich schaueden Bildschirm seitlich an, drehe das
Telefon um, wenn ich es nicht brauche, Kameranach unten. Ich distanziere
mich vondiesem Attribut des Transhumanen. Undmeldemichab, immer
öfter. Undes fühlt sich gut an. Tatsächlich habe ich in zwei Wochen sechs
gute Bücher gelesen. Da hat mir garantiert niemandüber die Schulter
geschautund mitgelesen.
Qui suis-je?
Als freiberufliche Schriftstellerin und Übersetzerin mit Sitz in Zürich schreibe ich über meine digitale Paranoia
und die unauslöschlichen Spuren, die wir im Internet hinterlassen. Deshalb: Man sollte seine Feinde so gut wie
möglich kennen, um sie bekämpfen zu können.

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