Der fundamentale Testprozess ist nur ein Grobüberblick über die Aufgaben des Testmanagers im Softwareprojekt. Welche Aufgaben hat ein Testmanager genau, wann ist der richtige Zeitpunkt zu ihrer Ausführung, und wie sind die Schnittstellen zu Projektmanagement, Anforderungsmanagement, Konfigurationsmanagement und Softwareentwicklung?
Mit dem Pragmatischen IT-Projektmanagement (PITPM [1]) haben Niklas Spitczok von Brisinski und Guy Vollmer ein Prozessmodell für die Leitung von Softwareprojek-ten entwickelt, welches einen "pragmatischen" Kompromiss zwischen Struktur und Flexibilität vorschlägt. Der Vortrag stellt eine Weiterentwicklung von PITPM um pra-xiserprobte ISTQB-kompatible Prozesse für Qualitätssicherung und Testmanagement vor.
[1] Niklas Spitczok von Brisinski und Guy Vollmer: ''Pragmatisches IT-Projektmanagement: Softwareentwicklungsprojekte auf Basis des PMBOK® Guide führen''. dpunkt, Heidelberg 2010, ISBN 978-3898646512.
2. Kompetenz
adesso optimiert die Kerngeschäftsprozesse
von Unternehmen durch Beratung und
kundenindividuelle Softwareentwicklung.
17.09.2012 Pragmatisches IT-Testmanagement
4. Fakten
Mitarbeiter
► Über 1.000 Mitarbeiter in der adesso Group
> hoch motiviert, unternehmerisch denkend, methodensicher,
flexibel, mehr als 90% mit akademischer Ausbildung
Umsatz
► Gruppenumsatz 2011: 106 Mio. Euro
► Umsatzerwartung 2012: über 114 Mio. Euro
Auszeichnungen
► Top Job (2008)
► Deutschlands beste Arbeitgeber (2005, 2010 und 2012)
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6. Qualität? Umwelt? Mit Siegel!
adesso dokumentiert den Qualitätsanspruch und ein
nachhaltiges umweltgerechtes Unternehmensdenken
durch die Zertifizierung nach ISO 9001 und ISO 14001.
► Mit dem ausgebauten und nach ISO 9001 zertifizierten
Qualitätsmanagementsystem optimiert adesso Unternehmensabläufe sowie
einen innovativen Service mit klarem Kundenfokus.
► Darüber hinaus verdeutlicht adesso mit der Einführung und Zertifizierung eines
Umweltmanagements nach ISO 14001 das Bestreben nach einem
kontinuierlichen Verbesserungsprozess auch der Umweltleistungen des ganzen
Unternehmens und aller damit in Verbindung stehenden
Wertschöpfungsprozesse.
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8. Qualitätsmanagement in einem typischen IT-Projekt
Sie benötigen ein Testsystem?
Also wenn wir jetzt die
Hardware bestellen… genügt
Ihnen Anfang März?
Was heißt denn nicht gedeckte
Anforderung? Das Altsystem
… und dann hatten wir konnte das doch auch!
leider keine Zeit mehr
zum Testen.
Also, in der
Entwicklungsumgebung
geht das alles.
Mit so viel Testerei
können wir nicht
konkurrenzfähig anbieten.
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9. „Oh, wie schön ist Panama!“ (Kinderbuchtitel von Janosch)
Panamakanal: Erster Versuch der
Franzosen 1881 bis 1889
► Die
Kosten für den Kanal
wurden auf 1,6 Milliarden
Goldfranken geschätzt.
► Wegen Planungsmängeln,
falschen geologischen
Untersuchungen, schlechter
Organisation, Bestechung,
unzähliger technischer
Schwierigkeiten und Pannen
gaben die Franzosen auf
► Das Projekt endete in einem
Desaster, nachdem rund ein
Sechstel des Kanals
fertiggestellt war
► 22.000 Arbeiter
fanden in der
Bauzeit den Tod (7,5 Menschen
pro Tag)
► 287 Millionen US-Dollar wurden
„in den Fels gesetzt“
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11. Was hat das mit Qualität zu tun?
„Zum Qualitätsmanagement in Projekten gehören die Prozesse und Aktivitäten
der Trägerorganisation zur Feststellung der Qualitätsvorschriften, -ziele
und -verantwortlichkeiten, damit das Projekt die Bedürfnisse befriedigt, für die es
durchgeführt wird…
Der Projektmanager und das Projektmanagementteam sind für das Managen
der bestehenden Zielkonflikte verantwortlich, um das geforderte Qualitäts- und
Klassenniveau zu liefern.“ (PMBOK Guide, 4. Ausgabe)
Erwartungen Qualität
erfüllt erreicht
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13. Projektmodell-Standards (PMI, Prince, ISO 21500-Draft…)
► werden zentral durch Prozessmodelle abgebildet
1. wenn Voraussetzungen (Dokumente da, Zustände erreicht) vorhanden
2. verwende bestimmte Werkzeuge, Methoden, Verfahren
3. erstelle Ergebnisse (=: Ausgangsartefakte)
► nutzen ein einfaches Rollenmodell zu Definition von Verantwortlichkeiten
► integrieren die zentralen Wissensgebiete im Projektmanagement
> Umfang/Inhalt, Zeit, Kosten, Ressourcen/Team, Verträge, Kommunikation,
Integration, Risiko und Qualität
► Anforderungen an ein passendes Modell
> einfach
> konkret
> anwendungsbezogen
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14. Projektmanagement zwischen Struktur und Flexibilität
Starre
Struktur
Flexible
Pragmatische Ansätze
Struktur
► Starre Projektmanagement-Strukturen geben Sicherheit, bedeuten aber meist
strukturellen Mehraufwand für das Projekt
► Flexible Ansätze ermöglichen einen hohen Grad an Individualismus, sind aber
aufgrund mangelnder Struktur nicht skalierbar
► Eine pragmatische Struktur bedient sich nur relevanter Anteile der starren
Vorgaben und ergänzt fehlende Teile
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15. Eigenschaften einer pragmatischen Methodik
1) PMBOK® Guide als Basis
2) Integration von softwareentwicklungsspezifischem
Anforderungsmanagement
3) Wissensgebiet Softwareentwicklungsmanagement mit eigenen
Prozessen
4) Einfache Prozesse
Sprachlich klar und einfach
grafisch gestaltet (z.B. in Business Process Modeling Notation)
5) Phasenmodell mit Kontrollpunkten und „machbarer Agilität“ (nicht
unbedingt Scrum) aufbauen
6) Controlling als wichtigster Steuerungsprozess
7) Direkt einsetzbare Vorlagen
= PITPM – Pragmatisches IT-Projektmanagement
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16. Qualität ist im integrierten Prozessmodell
► vielschichtig relevant
> Unternehmensprozesse (ISO 9000 et. al.)
> Programmprozesse (Multiprojekt-Management)
> Projektprozesse (Projektabwicklung)
> Produktqualität (Grad der Anforderungserfüllung)
> Vertragspartner-Beziehung (Shareholder-Analyse, Kommunikation)
► im Einzelfall geeignet zu bewerten
> Prevention over Inspection – „Zero Defects“ (Philip Crosby)
> Cost of Quality (aus der 6σ-Bewegung)
– sichere Kosten für Inspektionen, Richtlinien, etc. vs.
– mögliche Kostensteigerungen, Motivationsprobleme, unzufriedene Kunden,
erhöhtes Risiko, Rework, Terminverschiebungen, …
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17. Qualitätsmanagement im PMBOK®-Standard
► Nur drei (fast schon Meta-)Prozesse
> Qualität planen
> Qualitätssicherung durchführen
> Qualitätslenkung durchführen
► aber wichtige (und oft genau die richtigen) Maßgaben
> Den Projektauftrag und eigene Annahmen stetig auf Korrektheit prüfen
> Den Kunden nach seinen eigenen Qualitätsmaßstäben fragen
> Qualitätsstandards prüfen, planen und im Zweifel eigene Prozesse entwerfen!
> Qualitätsmetriken aus Kunden- und Unternehmenssicht planen
> Probleme und Beschwerden sammeln und Wiederholungen vermeiden
> Dem Team Qualitätsmaßstäbe vermitteln, seine Verbesserungen sammeln
> Qualitätsplanung und -prüfungen haben Einfluss auf die Projektplanung
► jedoch mit sehr allgemein-statistischen Tooling (Fertigungsabweichungen etc.)
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18. Warum dann trotzdem der PMI-Standard?
► Erfolgreiche Projektmanagement-Methodik – weit über USA hinaus
► Wesentliche Grundlage für zukünftigen ISO-Standard 21500
► Prozesse bieten Leitfäden für Neulinge – zum Beispiel auch PM in QM!
► transportiert wichtige Ideen
> Prozessfokus
> Ein-/Ausgangsartefakte definieren Dokumente und Abhängigkeiten
> Punktgenaue Sortierung von Werkzeugen und Methoden möglich
> Trennung Produkt / Projekt
► ausgelegt für große Projekte, zuschneidbar
► Ideal: die lernende, sich ständig verbessernde Organisation
> Prozessverbesserungspläne
> Prozess-Reviews als Projektbestandteil
► mit PITPM (PMI PM Summit best paper award 2010)
erfolgreich für IT-Projekte angepasst
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19. Das Buch mit den Bienen
► Die Methodik wird vollständig transparent im
Buch „Pragmatisches IT-Projektmanagement“
beschrieben
► Erschienen im dpunkt-Verlag im Sommer 2010
► Auszug Pressestimmen:
> „…ein großer Wurf …“
> „Ein echter Mehrwert!“
> „In Kombination mit der umfangreichen Sammlung
von downloadbaren Templates können Projektmanager ihren methodischen
Werkzeugkasten um ein wertvolles Element bereichern.“
> „Die Autoren stellen die Behauptung auf, dass sich nur wenige Projekte für
eine vollständig agile Entwicklung eignen, und zeigen einen akzeptablen
Mittelweg mit der Durchführung in Iterationen auf.“
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20. Einfache Prozesse
Projektprozesse sind für Fachfremde häufig nicht nachvollziehbar
► Einfache Sachverhalte müssen sich auch einfach darstellen lassen können
– sonst sind sie nicht einfach
Lösungsansatz
► Darstellung in leicht
verständlicher
Business Process
Modeling Notation
(BPMN)
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22. „machbare Agilität“
Es gibt kaum noch Projekte, die im Wasserfall
durchgeführt werden können
► Fachliche und technische Anforderungen sind meist nicht mit dem
Projektstart durchdrungen worden
► Vorstellungskraft der Fachbereiche für das Endprodukt ist begrenzt
► Es ergeben sich Änderungen im Projektverlauf
► Nicht alle technischen Komplikationen lassen sich bei der Planung
„erahnen“
Lösungsansatz
► Projekt in Iterationen teilen wo immer möglich
► Kontaktpunkte mit dem Auftraggeber in jeder Iteration
► „Scrum“ ist nicht das Allheilmittel
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23. Agiler Ansatz: Iterativ arbeiten
► Basis ist der Projektplan, in dem die Iterationen vorab
festgelegt werden müssen
> Kapazität
Durchführungsteil > Inhalte
Planungsteil
> Termine
► Jede Iteration hat einen Planungs- und einen
Durchführungsteil
> Einfache Iteration
(testbar oder nicht testbar)
> Release-Iteration
> Letzte Iteration
► Rollierende Planung „in Maßen“
> Grundlegende Planänderungen bedürfen eines CR
Eine > Termine und Inhalte sollten sich nicht verschieben
Iteration
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24. Controlling als Projektsteuerungsinstrument
Projekt-Controlling soll Risiken minimieren
► Der Projektmanager soll jederzeit fundierte Auskunft über den Zustand seines
Projektes geben können
► Die Informationsbasis muss über mehrere Projekte vergleichbar sein
Lösungsansatz
► Controlling kontinuierlich durchführen
> Z.B. immer Freitags in Individualgesprächen
> mit Einzelbetrachtung kritischer Arbeitspakete
► Konsolidierung aller Arbeitspakete zum Controlling für das Management
► Basierend auf der Earned-Value-Technik
► Unabhängig vom Grad der Agilität
► Direkt einsetzbare Vorlage
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26. Direkt verwendbare Vorlagen
Viele Faktoren entscheiden über die
Akzeptanz einer Methodik im Unternehmen
► Der Schlüssel ist jedoch meist der
unkomplizierte Zugriff auf Vorlagen und
Beispiele
► Die Erstellung von Vorlagen sollte eng mit den
Prozessen verknüpft sein, um die Erforder-
nisse ideal abbilden zu können
Lösungsansatz
► PITPM kommt mit über 30 „schlüssel-
fertigen“ Vorlagen, beispielsweise
> Projektauftrag
> Projektmanagementplan
> Risikomanagementliste
> Leistungsreport
> Gantt-Charts
> usw.
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30. Planung!
► In der Planungsfolge spät, denn Qualität berücksichtigt viele Gesichtspunkte:
> vollständige Anforderungen
> Aufgaben-, Zeit- und Budgetplanung
ganzheitlicher Blick auf das Projekt
► Qualitätsplanung vor Risikoplanung
> ihre Maßnahmenplanung beeinflusst Qualitätsrisiken und Produktrisiken
► Am Ende nicht absolut, denn die Planungsprozesse sind iterativ zu sehen
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33. Anforderungsmanagement: Ohne R kein Q!
Was ist wichtig und warum?
► Festlegung der zu erstellenden Artefakte (bspw. Use-Cases, Regelwerke,
Maskenbeschreibungen, …) und der Werkzeuge (PowerPoint, Eclipse, Visio, …)
► Festlegung der Freigabeprozesse
> Wer macht QS, wer gibt frei
> Wie erfolgt die Freigabe – Ziel:
Erstellung der Spezifikation >> Vorstellung im Gremium >> Reviewphase >> Abnahme
> „Stillschweigende Abnahme“ (bei Verstreichen eines Termins)
vs. aktive Freigabe durch Auftraggeber
► Anforderungsmanagement ist weit mehr als das Schreiben der Spezifikation
> Hoher Kommunikationsaufwand mit Auftraggeber und Entwicklung
> Häufig neben dem PM „fachliche Instanz“
> Schnittstellenfunktion zwischen Anforderungen und Entwicklung
► Die Spezifikation ist (mit-)entscheidend für die Qualität des Produktes
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46. D.9 Softwareprodukt entwickeln – Softwareentwickler
► Tests der Einzelkomponenten, test first möglich ► Methoden
► Integration der Komponenten untereinander und mit > Whitebox-Tests, auch in
Kombination mit Blackbox
Drittsystemen
> Testdoubles / Platzhalter
> Testüberdeckungskriterien
> Fehlerfindungsraten
> Integrationsstrategien
> Backbone-Erstellung
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47. D.9 Softwareprodukt entwickeln – technischer Tester
► Test der Integration des Systems in die ► Integrationstests
Systemlandschaft
> Lastsimulation
> Performancemessungen bei
Lastspitzen
> Langzeittests
> Ressourcenverbrauchstests
> Robustheitstests
– Verfügbarkeit
– Datenintegrität
– Pannenverhalten
► Methoden
> Testtreiber
> Strukturbasierte Tests
> Erfahrungsbasierte Tests
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54. Rollenmodell
► Prozesse definieren verschiedene QS-Verantwortliche
> Testmanager – Organisation der Qualitätssicherung, Testteam-Manager
> Fachlicher Tester – Domänen-Wissen, Ablaufdenken und -prüfung
> Technischer Tester – Technik-Wissen, Testautomatisierung
> Softwareentwickler – Test der eigenen Komponenten, technische Integration
► Rolle des Projektmanagers
> Oberste Projektverantwortung, damit oberste Qualitätsverantwortung
Viel mehr Management- / Systemfehler als Mitarbeiterfehler (Deming, Juran)
> Recht und Pflicht zur Abwägung der Wissensgebiete
► Testmanager vs. Projektmanager
> Testmanager sind Teammitglied und berichten an Projektmanager
> oft Mitglied des Projektmanagement-Teams (= erweiterter Führungskreis)
> Keine herausgelöste Organisation, können aber separat berichten
> stark bevorzugt separate Person: vertreten Primat der Qualität im Projekt
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